Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. Friedrich Nietzsche. Das Team der Generalagentur <strong>Burgdorf</strong> wünscht Ihnen ein schönes Konzert. Generalagentur <strong>Burgdorf</strong> Reto Pedrett Bahnhofstrasse 59 3401 <strong>Burgdorf</strong> Telefon 034 428 77 77 2
Mozarts Requiem Weshalb erscheint denn heute – so wie je – ausgerechnet dieses doch so unfertige, unvollendete, in vielen Belangen unklare Werk Mozarts stets wieder in den Konzertprogrammen? Perfekt komponiert sind doch auch die früheren Werke – alle –, Fehler gibt es in Mozarts Partituren keine; Spitzenwerke, die wir <strong>als</strong> Meisterwerke bezeichnen, sind in Mozarts reifer Zeit alle seine Kompositionen! Die Entstehungsgeschichten, die sich um das rätselhafte Werk ranken, tun ein Übriges – wo Geheimnisse sind, wuchern Legenden, die einem Werk zu erhöhter Aufmerksamkeit verhelfen können. Allerdings ist diese Requiem-Partitur trotz ihrer Unfertigkeit – und sie ist erschreckend unfertig – absolut singulär! Vollständig von Mozart fertig gestellt (<strong>als</strong>o auch bezüglich Instrumentation) wurden lediglich der Introitus (Requiem aeternam) und das Kyrie. Die Sequenz mit Dies irae, Tuba mirum, Rex tremendae, Recordare, Confutatis, Lacrymosa und das Offertorium mit Domine Jesu Christe und Hostias sind wenigstens in Vok<strong>als</strong>timmen und Generalbass von Mozart niedergeschrieben, vom Lacrymosa allerdings nur die ersten acht Takte. Alles Weitere ist von fremder Hand vervollständigt, ergänzt oder neu dazukomponiert. Sogenannte Meisterwerke gewannen oft besondere Aufmerksamkeit durch ihre Originalität, etwa innovative Melodik oder aussergewöhnliche Formgestaltung, vielleicht auch durch Raffinesse der Instrumentation. Dies alles entfällt hier bei Mozart. Zwar erkennt man trotz der Lücken die Umrisse der Gesamtkonzeption, die vollkommen ausgewogen und schlüssig ist und dem geistigen Gehalt in idealer Weise entspricht, doch ist sie nicht im eigentlichen Sinne «aussergewöhnlich», weder in der Themenerfindung noch im Tonartenkonzept noch in Instrumentation und Formgebung. Hier wird eine höchste Stufe des allgemein Verständlichen erreicht – indem zum Beispiel die musikalische Thematik die Nähe anderer, früherer Komponisten sucht. Dabei handelt es sich nicht um Erfindungsschwäche (die Einfallsfülle verliess Mozart auch in den letzten Lebensstunden nicht), sondern um ein Aufgreifen, Vollenden, Zusammenführen aller in der Vergangenheit relevanten musikalischen Leistungen. Ein Umschmelzen früherer Errungenschaften und stilistischer Vielfalt in ein epochales Meisterwerk, das in keiner Weise epigonal, sondern in jeder Zelle original und schöpferisch bleibt. Unverwechselbar und unvergleichlich – es genügt, eine Sekunde davon zu hören, und wir erkennen es wieder – in jedem Teil ist das Ganze präsent. Deshalb kann das Werk auch nie zu «alter» Musik werden, wie ein Felsmassiv in der Brandung vermochte es seit seiner Entstehung allem Zeitenwandel zu trotzen. Unberührt von Moden, gesellschaftlichen und geistigen Umwälzungen strahlt es seine geistige Kraft aus, vermag es Trost zu spenden und Menschen in ihrer Hoffnung zu bestärken. 3