Augustiner Sept.indd
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dezu fördert und dazu ermutigt. Es bedarf<br />
der Überwindung der Angst vor der Auseinandersetzung<br />
mit einer der prägendsten<br />
und kreativsten Kräfte im Menschen: der<br />
Sexualität in all ihren Dimensionen.<br />
Während der Konferenz stellten die Referentin<br />
und die Referenten (Fachleute aus dem<br />
Bereich der Spiritualität und Psychologie),<br />
aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet,<br />
die Wichtigkeit und Unerlässlichkeit<br />
des menschlichen Reifungsprozesses in all<br />
seinen Dimensionen für ein gelingendes<br />
(Priester- bzw. Ordens-)Leben dar. Jeder<br />
Mensch - jeder Kandidat - ist in seinem Entwicklungsstand<br />
mit seiner Lebensgeschichte<br />
wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Dem<br />
Kandidaten muss bewusst werden/sein,<br />
dass er im Kloster in seiner Entwicklung<br />
nicht stehen bleibt, dass seine Geschichte<br />
im Orden fortgeschrieben wird, dass er sie<br />
fortschreibt. Dazu muss er seinerseits ein<br />
gewisses Maß an Offenheit und die Bereitschaft<br />
zur Auseinandersetzung mit sich<br />
selbst mitbringen. Die Ordensgemeinschaft<br />
ihrerseits - besonders der<br />
Ausbildungsleiter - hat<br />
für eine Atmosphäre des<br />
Vertrauens zu sorgen, in<br />
der sich der Kandidat mit<br />
seiner Geschichte aufgehoben<br />
weiß, in der er sich<br />
weiter entwickeln kann, wo er auch Fehler<br />
machen und eingestehen darf.<br />
In seiner Ordensregel zeichnet der hl. Augustinus<br />
einen Weg vor, wie man mit einem<br />
Mitbruder umgehen soll, bei dem unrechtes<br />
Verhalten bemerkt wird. Dabei nimmt<br />
Augustinus nicht nur Verfehlungen gegen<br />
das Gelübde der ehelosen Keuschheit in den<br />
Blick, sondern weitet diese Vorgehensweise<br />
auf alle anderen Fehler aus (vgl. Kap. 4,10).<br />
Wenn also jemand bei einem Mitbruder<br />
ein Fehlverhalten konstatiert, soll er ihn<br />
sogleich ermahnen, „damit er sein Verhalten<br />
so schnell wie möglich bessert und<br />
KIRCHE AM ORT<br />
das schon begonnene Unheil nicht noch<br />
schlimmer wird“ (Kap. 4,7). Ändert dieser<br />
Mitbruder sein Verhalten aber nicht, so soll<br />
man „sein Herz als verwundet betrachten<br />
und um Heilung bemüht sein. Es steht<br />
dann niemandem mehr frei zu schweigen“<br />
(Kap.4,8), schreibt Augustinus weiter. Zunächst<br />
sollen aber nur ein oder zwei weitere<br />
Personen hinzugezogen werden, damit er<br />
durch diese von seinem Fehler überzeugt<br />
und zur Ordnung gerufen werden kann.<br />
Bessert er sich immer noch nicht, ist der<br />
Obere hinzuzuziehen und unter Umständen<br />
sollen noch weitere Personen verständigt<br />
werden, um ihn durch die Aussage mehrerer<br />
auf sein Fehlverhalten hinzuweisen. Ist die<br />
Schuld des Mitbruders einmal erwiesen,<br />
soll ihm eine Strafe zu Besserung auferlegt<br />
werden. Lehnt er es ab, sich dieser Strafe zu<br />
unterziehen, soll er aus der Gemeinschaft<br />
entlassen werden, damit nicht andere durch<br />
seinen schlechten Einfluss angesteckt und<br />
ins Verderben gezogen werden (vgl. Kap.<br />
4,9). Wenn aber ein Mitbruder sein Fehlverhalten<br />
spontan eingesteht,<br />
soll er schonend behandelt<br />
werden - und für ihn soll gebetet<br />
werden. Auf frischer<br />
Tat ertappt ist ein Mitbruder<br />
zu seiner Besserung hart zu<br />
bestrafen (vgl. Kap. 4,11).<br />
„Folgt derselben Verfahrensordnung gewissenhaft<br />
und treu beim Aufdecken, Verhindern,<br />
Ans-Licht-Bringen, Beweisen und<br />
Bestrafen [...] [von] Sünden, und zwar mit<br />
Liebe gegenüber den betreffenden Menschen,<br />
aber mit Abkehr von ihren Fehlern“<br />
(Kap. 4,10), mahnt Augustinus.<br />
Dieses Modell, das Augustinus seinen klösterlichen<br />
Gemeinschaften für den Umgang<br />
mit fehlenden Menschen vorschlägt, wäre<br />
für alle kirchlichen Gemeinschaften und<br />
auch für unsere Gesellschaften bedenkenswert.<br />
P. Dominic Sadrawetz OSA<br />
DER SELIGE<br />
KAISER<br />
Am 3. November 1949 wurde von Radio<br />
Vatikan in der ganzen Welt die Nachricht<br />
verbreitet, dass der Seligsprechungsprozess<br />
des Kaisers Karl von Österreich begonnen<br />
hat. So wurde das prophetische Wort<br />
von Pius X. wahr: „Karl wird seinen<br />
Völkern zum Segen werden,<br />
aber erst nach seinem Tod.“<br />
Karl, Kaiser von Österreich<br />
und König über acht Königreiche,<br />
war der letzte<br />
Regent der grössten und<br />
mächtigsten Dynastie Europas,<br />
dessen Vorfahre,<br />
Karl V., ein Reich besass,<br />
in dem die Sonne nicht<br />
unterging. Kaiser Karl war<br />
ein christlicher Staatsmann,<br />
dem der Wille Gottes höher<br />
stand als der Wille zur<br />
Macht; schon als Thronfolger<br />
suchte er die Kriegserklärung an<br />
Serbien zu verhindern; er verfasste den<br />
berühmten „Sixtus-Brief“ und reagierte<br />
als einziges Staatsoberhaupt postitiv auf<br />
die Friedensinitiative von Papst Benedikt<br />
XV. Der deutsche General Ludendorff<br />
hintertrieb seine Friedensbemühungen<br />
und schleuste statt dessen Lenin in einem<br />
plombierten Eisenbahnwagen von<br />
Zürich nach Petersburg; mit diesem apokalyptischen<br />
Bündnis öffnete er den Russen<br />
den Weg nach Berlin.<br />
Wer nicht Komplize des Bösen wird, ist<br />
bald verhasst in der Welt, und so wurde<br />
auch Karl ein Opfer von Intrigen und Verrat,<br />
von Hass und Verleumdung. Seine<br />
Verbannung auf der Insel Madeira endete<br />
in grösster Armut. Von seinen Feinden<br />
buchstäblich zugrunde gerichtet, wuchs<br />
er in der Freundschaft zu Gott zu<br />
geistiger Grösse. Im Geiste des<br />
Gebetes und christlicher Sühne<br />
opferte er sein Leben<br />
für seine Völker. „Mag die<br />
Geschichte urteilen, wie sie<br />
will“, meinte Weihbischof<br />
DDr. Weinbacher, „der<br />
letzte Kaiser des alten<br />
Österreich ist sicher auch<br />
sein bester.“<br />
Am Sonntag, 3. Oktober<br />
2004, wird unser Heiliger<br />
Vater den letzten Kaiser von<br />
Österreich auf dem Petersplatz<br />
in Rom seligsprechen. Einen<br />
Beitrag zur Verehrung des sel.<br />
Kaisers Karl wollen wir <strong>Augustiner</strong> mit<br />
der Errichtung eines ihm geweihten<br />
Altares in der <strong>Augustiner</strong>kirche<br />
leisten.<br />
TIPP<br />
Der letzte Kaiser -<br />
ein Heiliger?<br />
Ein aktuelles Buch über<br />
Kaiser Karl von Österreich<br />
Von Ernst Joseph Görlich<br />
Mit Nachwort von Otto<br />
von Habsburg<br />
3. Auflage, 278 Seiten,<br />
34 Abbildungen<br />
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