25.05.2014 Aufrufe

Augustiner Sept.indd

Augustiner Sept.indd

Augustiner Sept.indd

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

12<br />

dezu fördert und dazu ermutigt. Es bedarf<br />

der Überwindung der Angst vor der Auseinandersetzung<br />

mit einer der prägendsten<br />

und kreativsten Kräfte im Menschen: der<br />

Sexualität in all ihren Dimensionen.<br />

Während der Konferenz stellten die Referentin<br />

und die Referenten (Fachleute aus dem<br />

Bereich der Spiritualität und Psychologie),<br />

aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet,<br />

die Wichtigkeit und Unerlässlichkeit<br />

des menschlichen Reifungsprozesses in all<br />

seinen Dimensionen für ein gelingendes<br />

(Priester- bzw. Ordens-)Leben dar. Jeder<br />

Mensch - jeder Kandidat - ist in seinem Entwicklungsstand<br />

mit seiner Lebensgeschichte<br />

wahrzunehmen und ernst zu nehmen. Dem<br />

Kandidaten muss bewusst werden/sein,<br />

dass er im Kloster in seiner Entwicklung<br />

nicht stehen bleibt, dass seine Geschichte<br />

im Orden fortgeschrieben wird, dass er sie<br />

fortschreibt. Dazu muss er seinerseits ein<br />

gewisses Maß an Offenheit und die Bereitschaft<br />

zur Auseinandersetzung mit sich<br />

selbst mitbringen. Die Ordensgemeinschaft<br />

ihrerseits - besonders der<br />

Ausbildungsleiter - hat<br />

für eine Atmosphäre des<br />

Vertrauens zu sorgen, in<br />

der sich der Kandidat mit<br />

seiner Geschichte aufgehoben<br />

weiß, in der er sich<br />

weiter entwickeln kann, wo er auch Fehler<br />

machen und eingestehen darf.<br />

In seiner Ordensregel zeichnet der hl. Augustinus<br />

einen Weg vor, wie man mit einem<br />

Mitbruder umgehen soll, bei dem unrechtes<br />

Verhalten bemerkt wird. Dabei nimmt<br />

Augustinus nicht nur Verfehlungen gegen<br />

das Gelübde der ehelosen Keuschheit in den<br />

Blick, sondern weitet diese Vorgehensweise<br />

auf alle anderen Fehler aus (vgl. Kap. 4,10).<br />

Wenn also jemand bei einem Mitbruder<br />

ein Fehlverhalten konstatiert, soll er ihn<br />

sogleich ermahnen, „damit er sein Verhalten<br />

so schnell wie möglich bessert und<br />

KIRCHE AM ORT<br />

das schon begonnene Unheil nicht noch<br />

schlimmer wird“ (Kap. 4,7). Ändert dieser<br />

Mitbruder sein Verhalten aber nicht, so soll<br />

man „sein Herz als verwundet betrachten<br />

und um Heilung bemüht sein. Es steht<br />

dann niemandem mehr frei zu schweigen“<br />

(Kap.4,8), schreibt Augustinus weiter. Zunächst<br />

sollen aber nur ein oder zwei weitere<br />

Personen hinzugezogen werden, damit er<br />

durch diese von seinem Fehler überzeugt<br />

und zur Ordnung gerufen werden kann.<br />

Bessert er sich immer noch nicht, ist der<br />

Obere hinzuzuziehen und unter Umständen<br />

sollen noch weitere Personen verständigt<br />

werden, um ihn durch die Aussage mehrerer<br />

auf sein Fehlverhalten hinzuweisen. Ist die<br />

Schuld des Mitbruders einmal erwiesen,<br />

soll ihm eine Strafe zu Besserung auferlegt<br />

werden. Lehnt er es ab, sich dieser Strafe zu<br />

unterziehen, soll er aus der Gemeinschaft<br />

entlassen werden, damit nicht andere durch<br />

seinen schlechten Einfluss angesteckt und<br />

ins Verderben gezogen werden (vgl. Kap.<br />

4,9). Wenn aber ein Mitbruder sein Fehlverhalten<br />

spontan eingesteht,<br />

soll er schonend behandelt<br />

werden - und für ihn soll gebetet<br />

werden. Auf frischer<br />

Tat ertappt ist ein Mitbruder<br />

zu seiner Besserung hart zu<br />

bestrafen (vgl. Kap. 4,11).<br />

„Folgt derselben Verfahrensordnung gewissenhaft<br />

und treu beim Aufdecken, Verhindern,<br />

Ans-Licht-Bringen, Beweisen und<br />

Bestrafen [...] [von] Sünden, und zwar mit<br />

Liebe gegenüber den betreffenden Menschen,<br />

aber mit Abkehr von ihren Fehlern“<br />

(Kap. 4,10), mahnt Augustinus.<br />

Dieses Modell, das Augustinus seinen klösterlichen<br />

Gemeinschaften für den Umgang<br />

mit fehlenden Menschen vorschlägt, wäre<br />

für alle kirchlichen Gemeinschaften und<br />

auch für unsere Gesellschaften bedenkenswert.<br />

P. Dominic Sadrawetz OSA<br />

DER SELIGE<br />

KAISER<br />

Am 3. November 1949 wurde von Radio<br />

Vatikan in der ganzen Welt die Nachricht<br />

verbreitet, dass der Seligsprechungsprozess<br />

des Kaisers Karl von Österreich begonnen<br />

hat. So wurde das prophetische Wort<br />

von Pius X. wahr: „Karl wird seinen<br />

Völkern zum Segen werden,<br />

aber erst nach seinem Tod.“<br />

Karl, Kaiser von Österreich<br />

und König über acht Königreiche,<br />

war der letzte<br />

Regent der grössten und<br />

mächtigsten Dynastie Europas,<br />

dessen Vorfahre,<br />

Karl V., ein Reich besass,<br />

in dem die Sonne nicht<br />

unterging. Kaiser Karl war<br />

ein christlicher Staatsmann,<br />

dem der Wille Gottes höher<br />

stand als der Wille zur<br />

Macht; schon als Thronfolger<br />

suchte er die Kriegserklärung an<br />

Serbien zu verhindern; er verfasste den<br />

berühmten „Sixtus-Brief“ und reagierte<br />

als einziges Staatsoberhaupt postitiv auf<br />

die Friedensinitiative von Papst Benedikt<br />

XV. Der deutsche General Ludendorff<br />

hintertrieb seine Friedensbemühungen<br />

und schleuste statt dessen Lenin in einem<br />

plombierten Eisenbahnwagen von<br />

Zürich nach Petersburg; mit diesem apokalyptischen<br />

Bündnis öffnete er den Russen<br />

den Weg nach Berlin.<br />

Wer nicht Komplize des Bösen wird, ist<br />

bald verhasst in der Welt, und so wurde<br />

auch Karl ein Opfer von Intrigen und Verrat,<br />

von Hass und Verleumdung. Seine<br />

Verbannung auf der Insel Madeira endete<br />

in grösster Armut. Von seinen Feinden<br />

buchstäblich zugrunde gerichtet, wuchs<br />

er in der Freundschaft zu Gott zu<br />

geistiger Grösse. Im Geiste des<br />

Gebetes und christlicher Sühne<br />

opferte er sein Leben<br />

für seine Völker. „Mag die<br />

Geschichte urteilen, wie sie<br />

will“, meinte Weihbischof<br />

DDr. Weinbacher, „der<br />

letzte Kaiser des alten<br />

Österreich ist sicher auch<br />

sein bester.“<br />

Am Sonntag, 3. Oktober<br />

2004, wird unser Heiliger<br />

Vater den letzten Kaiser von<br />

Österreich auf dem Petersplatz<br />

in Rom seligsprechen. Einen<br />

Beitrag zur Verehrung des sel.<br />

Kaisers Karl wollen wir <strong>Augustiner</strong> mit<br />

der Errichtung eines ihm geweihten<br />

Altares in der <strong>Augustiner</strong>kirche<br />

leisten.<br />

TIPP<br />

Der letzte Kaiser -<br />

ein Heiliger?<br />

Ein aktuelles Buch über<br />

Kaiser Karl von Österreich<br />

Von Ernst Joseph Görlich<br />

Mit Nachwort von Otto<br />

von Habsburg<br />

3. Auflage, 278 Seiten,<br />

34 Abbildungen<br />

KIRCHE AM ORT 13

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!