nur in der zerrissenheit hat er seine identität der faust in uns: ein von ...

nur in der zerrissenheit
hat er seine identität
der faust in uns:
ein von unruhe
getriebenes wesen
his identity lies in
his inner turmoil
faust in ourselves:
driven by restlessness
interview: eva Pfisterer
PHOtos: svG-Bildkunst
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salon

© SVG-Bildkunst, Bonn 2010 für Stephan Balkenhol
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Eva Pfisterer im Gespräch mit Rüdiger Safranski.
eva pfisterer: Faust scheint bis heute sehr aktuell zu sein.
Er erfüllt sich mit Hilfe des Teufels all seine Wünsche, verführt
ohne moralische Bedenken das unschuldige Gretchen,
tötet ihren Bruder, vergiftet ihre Mutter.
Erfolg hat der, der nur an sich denkt. Ist das nicht genau
die gegenwärtige Philosophie nach dem Motto: „Der Markt
hat immer Recht, und ihm ist alles unterzuordnen?“ Die
Verursacher der Finanzkrise werden ebenso wenig zur Kasse
gebeten wie Faust, dessen Seele am Ende vor dem Teufel
gerettet wird.
Rüdiger safranski: Das ist wirklich das erstaunliche an
Goethes Faust. In ihm kann jede Zeit ihre Probleme spiegeln
und ihre Antriebskräfte erkennen: von der Sexbesessenheit
bis zur naturausbeutung, zur erfindung des Papiergeldes
und zum Wunsch nach bedingungsloser Kapitalvermehrung.
Faust ist tatsächlich ein akteur des erotisch-wissenschaftlichtechnischen
komplexes. natürlich ist er noch viel mehr.
Er will wissen, was die Welt zuinnerst zusammenhält, und er
will sich in einem großen kino amüsieren – das zeigt die
Beschwörung der Helena im berühmten Helena-Akt, Goethes
Experiment mit den lichtbildern. Bei alledem gelingt ihm auch
noch die Himmelfahrt. Das Ganze geht gut aus. Goethe war
eben ganz einfach realistisch genug, um nicht auf das
Weltgericht zu hoffen.
ep: Da ist Thomas Mann im Dr. Faustus konsequenter. Bei
ihm holt der Teufel tatsächlich Fausts Seele ...
RS: Ja, Thomas Mann ging bedeutend moralistischer an sein
Thema heran. Sein wundervoller Roman ist eben doch eine
zerknirschte selbstkasteiung der deutschen kultur. ästhetisch
grandios, politisch töricht.
ep: Wenn Sie das gegenwärtige „land grabbing“, also den
großflächigen Landkauf in Asien und Afrika, ansehen, wo die
Bauern oft mit Waffengewalt von ihrem eigenen Grund und
Boden vertrieben werden, so kommt einem das vertraut vor:
Faust zündet im 5. Akt die Hütte von Philemon und Baucis an,
weil sie bei der Flurbereinigung im Wege steht. Dass sie dabei
mitverbrannt werden, ist nur ein Kollateralschaden ...
RS: Ja, Philemon und Baucis werden „plattgemacht“. Faust
will Land aus dem Meer gewinnen. Goethe war damals fasziniert
von den einschlägigen Projekten der Holländer in deren
Land. Diejenigen Holländer, die jetzt auf festem Grund leben
und arbeiten, werden vermutlich anders über die Kosten denken,
Philemon und Baucis mit eingerechnet. wir alle sind
Profiteure von Verbrechen, die einst begangen wurden.
„Wir alle sind Profiteure
von Verbrechen,
die einst begangen
wurden.“
‘We all profit from past crimes.’
„Goethe war eben
ganz einfach realistisch
genug, um nicht auf
das Weltgericht zu hoffen.“
‘Goethe was just realistic enough not to hope for Judgment Day.’
ep: Der Teufel schließt mit Gott eine Wette ab, ob es ihm
gelänge, Faust von seinem unaufhörlichen Streben abzubringen
und ihn mit Trivialem zufriedenzustellen. Der Teufel versteht
dieses Streben nicht, sieht nur das Triebhafte im
Menschen. Hat der Teufel nicht auch ein wenig Recht, dem
reinen geistigen Streben auch das Sinnliche beizumischen?
In der Dialektik der Aufklärung warnen jedenfalls Horkheimer
und Adorno vor der reinen Vernunft, der die durchrationalisierte
Mordmaschinerie der Nazis gefolgt sei.
rs: Mephisto versteht den Faust nur allzu gut. er merkt schon,
dass bei aller himmelsstürmerischen Sehnsucht doch auch
für ihn gilt: „Und immer lockt das weib ...“ Der trick von
Mephisto: Man muss die vertikale in eine horizontale Dynamik
umbiegen. Kürzer kann man den weltbemächtigenden Furor
der Säkularisierung nicht beschreiben.
ep: Faust, der ruhelose Held. Was treibt ihn an?
rs: neugierde und aneignungslust. aber es kommt, aus
Goethes Sicht, noch etwas Entscheidendes hinzu. Faust will
ja dem Mephisto in der berühmten wette beweisen, dass sein
Verlangen größer sei als all die Reichtümer und Genüsse, die
Mephisto ihm bieten könne. Mephisto ist der realist, der
allen Himmelsstürmern gegenüber erklärt: „Runter kommen
sie immer!“ In der Schule des Mephisto wird auch Faust tatsächlich
ein tüchtiger realist. Denn entspricht es nicht der
Realität, aus nichts, dem Papiergeld also, alles, jedenfalls
vieles zu machen? Mephisto bietet ja sogar an, aus Scheiße
Gold zu machen! Aber trotz allem, Faust ist damit doch nicht
zufrieden, er will irgendwie mehr, er behält seine metaphysische
identität auch als realist. es muss Goethe ein diebisches
vergnügen bereitet haben, den Faust am ende
schließlich dem Mephisto entkommen zu lassen. in dem
Augenblick als Mephisto glaubt, er könne sich Fausts Seele
schnappen, entdeckt dieser jedoch die ansehnlichen, knackigen
Hintern der engel; in die verguckt er sich, und so
schnappen ihm die engel den Faust weg. Der realist Mephisto
ist selbst Opfer seines schwulen Begehrens geworden! ist
das nicht ein wunderbarer Schluss, der dabei noch so herrlich
katholisch ist!
ep: Sie, Herr Safranski, haben wunderbare, erfolgreiche
Bücher geschrieben und könnten sich längst zur Ruhe setzen
und das Leben genießen. Was treibt Sie an, weiter zu
schreiben?
rs: ruhe finde ich beim schreiben. ich meide die unruhe,
die entstünde, wenn ich mich vom schreiben zur ruhe
setzte ...
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Eva Pfisterer in conversation with
Rüdiger Safranski.
EVA PFISTERER: Faust still appears
highly topical to this day. He fulfills all
of his wishes with the help of the devil,
seduces innocent Gretchen without any
moral compunctions, kills her brother and
poisons her mother.
People succeed, when they consider no
one but themselves. Doesn’t that sum
up the current philosophy according to
the motto: The market always wins, and
nothing else counts? Those who caused
the financial crisis are not being asked
to pay up any more so than Faust, whose
soul was saved from the devil in the end.
rüDIGER SAFRANSKI: That’s truly the
amazing thing about Goethe’s Faust.
People of all eras can see their problems
reflected in it, as well as recognizing their
driving forces, from the obsession with
sex to the exploitation of nature and the
invention of paper currency to the dream
of endless riches. Faust is actually a player
of the erotic-scientific-technical complex.
Of course he’s a lot more than that.
He wants to know what keeps the world
spinning, and he wants to be entertained
by the world stage – as can be seen during
the summoning of Helen in the famous
Helen Act, Goethe’s experiment with
light projections. Despite everything, he
still gets to go to heaven. The story has
a happy end. Goethe was just realistic
enough not to hope for Judgment Day.
ep: Thomas Mann is more consequential
in Dr Faustus. In his case, the devil really
does win over Faust’s soul…
rs: Yes, Thomas Mann took a significantly
more moralistic approach to the
theme. His wonderful novel is a remorseful
self-castigation of German culture.
Aesthetically grand, yet politically foolish.
ep: If you look at the current practice of
land grabbing, or large-scale confiscation
of land in Asia and Africa, where farmers
are often forced off their own fields
under the threat of violence, it would
seem familiar. In Act V, Faust ignites
Philemon and Baucis’ hut, because it’s
in the way of his field consolidation. The
fact that they burn to death in the fire is
nothing but collateral damage…
rs: Yes, he gets Philemon and Baucis
‘out of the way.’ Faust wants to recover
land from the sea. At the time, Goethe
was fascinated by similar projects in
Holland. Dutchmen, who now live and
work on recovered land, presumably have
a different view of the costs involved,
including Philemon and Baucis. We all
profit from past crimes.
„Ruhe finde ich beim
Schreiben. Ich meide
die Unruhe, die entstünde,
wenn ich mich vom
Schreiben zur Ruhe
setzte ...“
‘I’m avoiding the restlessness that would set in,
if I retired from writing…’
ep: The devil makes a wager with God
as to whether he will succeed in desisting
Faust from his goals and making him
satisfied with something more trivial. The
devil doesn’t understand Faust’s aspirations;
he only sees human instincts. Isn’t
the devil partly right, when he considers
carnal desires a facet of our intellectual
aspirations? In the dialectic of enlightenment,
Horkheimer and Adorno warn
against pure reason, which the rationalized
Nazi killing machine was based upon.
rs: Mephistopheles understands Faust
all too well. He does realize that he’s
still human despite his romantic-idealistic
yearnings: He’s eternally tempted
by women … Mephistopheles’ trick is
to turn the vertical dynamics into a horizontal
form. There is no briefer way to
describe the globally empowering furor
of secularization.
ep: Faust, the restless hero. What propels
him?
RS: Curiosity and the desire to appropriate
everything. Yet from Goethe’s point of
view, there is another decisive question.
Faust wants to prove to Mephistopheles
by means of his famous wager that his
desire is greater than all the riches and
pleasures Mephistopheles has to offer.
Mephistopheles is a realist, who says of all
romantic idealists: ‘They’ll always come
back down to earth!’ In Mephistopheles’
school, Faust actually becomes a staunch
realist. Isn’t it realistic to do almost anything
with nothing - in the form of paper
currency? Mephistopheles even offers
to turn shit into gold! Yet despite everything,
Faust isn’t satisfied, he wants
more. He also maintains his metaphysical
identity as a realist. It must have
devilishly delighted Goethe to let Faust
escape Mephistopheles in the end. The
latter believes that the moment has
arrived when Faust’s soul will snap, but
then come the angels with their cute
bums. Mephistopheles forgets himself
looking at them, and the angels manage
to snatch Faust away from him. The realist
Mephistopheles has become a victim
of his gay desires! Isn’t that a fantastic
finale, and so gloriously Catholic at the
same time!
ep: Mr Safranski, you have written highly
successful books, and would have been
able to retire long ago to enjoy your life.
What makes you, and others, continue
to write?
RS: I find peace in writing. I’m avoiding
the restlessness that would set in, if I
retired from writing…
ep: You once made the wonderful statement
that explains why merchandise,
sex, alcohol and pure pleasure leave
nothing behind but a stale aftertaste:
‘Augustine loved life above all. He discovered
God, because God alone was great
enough to embody all his desire.’ What is
the desire, the restlessness, from which
Faust hoped to free himself? Is it the
thymotic urge that Plato writes about?
rs: It was very creditable of my friend
Sloterdijk to remind us of the thymotic
urge in his book Zorn und Zeit (lit.
transl: Anger and Time). What does it
mean? Nothing other than the desire for
self-respect. A person, who simply wants
to remain alive at all costs, has no self
that’s worthy of respect – nothing but
biology is left. And dignity isn’t a biological
function. Humanity isn’t a zoological
term either, it means, as they used to say:
‘I must honor and respect the humanity
myself and others.’ Human life is more
than the incarnation of a biological program.
We can reflect or speculate without
end upon what else it consists of,
viewing it as the bequest of a religion,
in which God speaks familiarly to humankind.
That’s heavy duty. Paradise may
have been a human zoo, but if God’s on
familiar terms with mankind, that makes
people more than just creatures. Their
nakedness was no longer appropriate. Our
thymotic urge leads us to see that we
are more than just biology. Faust follows
the thymotic urge, in good and bad alike.
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ep: Sie haben einmal diesen wunderbaren Satz gesagt, der
so schön einsichtig macht, warum uns der Konsum von
Waren, Sex, Alkohol, also von reinem Genuss, nicht genügt,
uns nur einen schalen Geschmack hinterlassen kann:
„Augustin liebte das Leben maßlos. Deshalb wurde es ihm
zu eng. Er entdeckte Gott, weil nur Gott geräumig genug ist,
seine unendliche Sehnsucht aufzunehmen.“ Was ist diese
Sehnsucht, diese Unruhe, von der Faust befreit werden wollte?
Ist es das thymotische Prinzip, von dem Platon schreibt?
RS: Es war sehr verdienstvoll, dass mein Freund Sloterdijk in
seinem Buch Zorn und Zeit an dieses thymotische Prinzip erinnert
hat. was bedeutet es? nichts anderes als das verlangen
nach Selbstachtung. Ein Selbst, das um jeden Preis einfach
nur am Leben bleiben will, ist kein Selbst, das man zu achten
braucht – das ist bloß Biologie. Würde hingegen ist keine
biologische Funktion, Menschheit kein zoologischer Begriff.
Früher sagte man: „Ich muss die Menschheit in mir ehren
und achten können.“ Menschliches leben ist mehr als nur
die Realisierung des biologischen Programms. Über dieses
„Mehr“ können wir unablässig nachdenken, spekulieren, es
als Erbteil einer Religion ansehen, in welcher der Mensch von
Gott mit „Du“ angeredet wurde. Das ist ein starkes stück.
Das Paradies mag ein Menschenzoo gewesen sein, mit dieser
Anrede aber waren die Menschen auf einmal etwas anderes
als nur lebewesen. Mit ihrer nacktheit war es dann
nicht mehr getan. Das thymotische in uns stiftet uns dazu
an, mehr in uns zu sehen als bloße Biologie. Faust ist ein
Thymotiker, im Guten wie im Bösen.
ep: Die Engel singen die Begründung von Fausts Errettung:
„Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.“
Zerstört nicht gerade dieser Geist die Natur? Sollten wir angesichts
von Fukushima und der Ölkatastrophe im Golf von
Mexiko nicht eher der faustischen Maßlosigkeit abschwören?
rs: angesichts der faustischen aufgaben bei der energiewende
werden wir eine gewisse Maßlosigkeit des selbstzutrauens,
nämlich dass eine solche wende gelingen kann, wohl bitter
nötig haben. so große aufgaben kann man nur anpacken,
wenn man realist und zugleich ein bisschen verrückt ist ...
„Wir sind in der Regel
nicht zu sehr
Individualisten,
wir sind es zu wenig.“
‘As a rule we aren’t individualistic enough, rather than being too much so.’
„Menschliches Leben
ist mehr als nur die
Realisierung des
biologischen Programms.“
‘Human life is more than the incarnation of a biological program.’
ep: „Sei dein eigener Maßstab“ – ruft der Teufel Faust zu.
Der auf sich selbst zurückgeworfene Mensch kann seine
Bedürfnisse nach Liebe, Geborgenheit, Sinn, Bildung etc. nur
kurzfristig durch den Gott „Konsum“ betäuben. Sucht, Rastlosigkeit,
Liebesunfähigkeit, Depression – ist das Ausdruck
eines falsch verstandenen Individualismus, einer gescheiterten
Sinnsuche oder von Langeweile?
RS: Ein Problem hierzulande ist sicherlich, dass viele Leute
von sich selbst gelangweilt sind. Man hält es einfach nicht
bei sich aus. Das eigene selbst ist nicht abendfüllend.
Deshalb Fernsehen und Internet. Wir sind in der Regel nicht
zu sehr Individualisten, wir sind es zu wenig. Ein Individuum
sind wir erst dann, wenn wir bei der Selbstbegegnung nicht
fürchten müssen, in ein schwarzes loch zu fallen. Die
Schwarzen Löcher gibt es eben nicht nur im Weltraum. Ihre
Vermeidung ist zum Breitensport geworden. Das ist das
Betriebsgeheimnis der Unterhaltungsindustrie. Unterhalten,
d. h. unter-gehalten werden müssen die Absturzgefährdeten.
„Werde, der du bist“ – das könnte eher Panik auslösen.
ep: Am Schluss verschmelzen ja Faust und Mephisto zunehmend
zu einer Person, werden einander immer ähnlicher. Sie,
Herr Safranski, haben ein Buch über Das Böse geschrieben.
Besteht die Trennung zwischen Gut und Böse nur in unserem
Kopf, weil wir das Böse abspalten?
rs: Die wirklichkeit ist eine einzige Gemengelage. unser kopf
bringt da einige Ordnung hinein, unsere eigene Ordnung.
Dieser ordnende kopf gehört aber auch ins Ganze hinein. von
Gut und Böse können wir uns daher nur verabschieden, wenn
wir uns auch von unserem Kopf verabschieden. Ich behaupte
nicht, dass solches nicht immer wieder versucht würde.
ep: Ist die Botschaft von Faust neben der Sinnsuche auch
die Selbsterziehung? „Wer Gutes will, der sei erst gut. Wer
Freunde will, besänftige sein Blut.“ Auch Kästner sagt: „Es
gibt nichts Gutes, außer man tut es.“
RS: Richtig.
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ep: The angels chant the reason for
Faust’s salvation: ‘Who strives always to
the utmost, for him there is salvation.’
Isn’t it this very spirit, which is destroying
nature? Shouldn’t we renounce Faust’s
self-indulgence in view of the catastrophes
in Fukushima and the Gulf of Mexico?
rs: Considering the gigantic task of
switching over to green energy, we’ll
desperately need a certain degree of
immoderate self-confidence in order to
trust that we’ll succeed. Only realists,
who are also a touch crazy, can undertake
such huge tasks.
ep: The Devil says to Faust: ‘Be your own
judge.’ Whenever man is left to his own
devices, he can only briefly satisfy his
need for love, security, meaning, education
etc via the ‘god of consumerism.’
Addiction, restlessness, an inability to
love and depression – aren’t those the
expression of a false understanding of
individualism, a failed quest for meaning,
or boredom?
RS: In this country, one of the problems
is that many people are bored with themselves.
They can’t stand being alone.
They don’t knwow how to entertain
themselves – and resort to television and
the Internet. As a rule we aren’t individualistic
enough, rather than being too
much so. We have not become individuals
until the point that we are no longer
afraid of falling into a black hole, when
we are confronted with ourselves. Black
holes aren’t just found in outer space.
It has become a popular sport to avoid
them. That’s the secret recipe of the
entertainment industry. Those in danger
of falling into the black hole have to be
entertained. To ‘be yourself’ could give
rise to panic.
ep: In the end Faust and Mephistopheles
begin merging into one person, becoming
more and more similar to each other. Mr
Safranski, you’ve written a book entitled
Das Böse (lit. transl: Evil). Does the difference
between good and evil only exist
in our heads, since we dissociate that
which is evil?
rs: Reality is nothing but chaos. Our
rational thought tries to put it into order.
But it’s an order we’ve created. And it
should also include our rational thought.
We can only bid farewell to good and evil,
if we bid farewell to rational thought. I’m
not claiming that attempts aren’t made
to do that now and then.
ep: Is Faust’s message that of self-discipline,
in addition to the quest for meaning?
‘Who wishes good, should first be
good. Who wishes joy, should mollify his
blood.’ Kant also stated: ‘Live your life
as though your every act were to become
a universal law.’
RS: Right.
Stephan Balkenhol
Ansichten der Skulptur
sempre più auf dem
Caesarforum, 2009
Zedernholz/Cedar wood
570 x 280 x 100 cm
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