Von der Kunst des Verführens - POS+SIGN

POS+Sign
meiner Abteilung ein Muster und prüfe das Konzept
solange, bis es stimmig und für ein bestimmtes Budget
machbar ist. Schließlich schreibe ich das Ganze dann
aus. Da bin ich dann wieder ganz der Kaufmann und
muss schauen, wer die Umsetzung am günstigsten machen
kann. Allerdings muss auch die Qualität, die Flexibilität
und die technische Kompetenz stimmen. Es
gibt heute spezialisierte Dekorationsfirmen, die alles
aus einer Hand liefern können und die auch Sonderwünsche
erfüllen können. Es kann beispielsweise sein,
dass man die Möbel und Dekoration unverpackt geliefert
bekommen möchte, weil man weder Mitarbeiter
zum Auspacken noch die Entsorgungsmöglichkeiten
für Verpackungsmaterial in großem Stil hat. Oder
man benötigt für einen bestimmten Aktionszeitraum
eine Service-Hotline, so dass beispielsweise defekte
Lampen sofort ausgetauscht werden. Es ist aber andererseits
auch gar nicht so ungewöhnlich, dass der Visual
Merchandiser zu einem normalen Schreiner oder
Handwerker geht. Das abwägen und entscheiden zu
können, gehört auch zu unserem Beruf.
Es ist im Moment eine gewisse Unsicherheit im Visual
Merchandising zu beobachten: Soll ich outsourcen?
Soll ich mir von draußen Leute holen? Soll ich
eigene Leute im Unternehmen aufbauen? Es gab eine
starke Tendenz zum Outsourcing. Das war sicherlich
in vielen Fällen gut und richtig. Wenn man aber sieht,
dass die Konzepte immer authentischer werden müssen
und also immer mehr zur Firma und zur Marke
passen müssen, dann bedeutet das, dass der Visual
Merchandiser zunächst die Marke und die Firma mit
ihren Werten verstehen muss. Eine Firma kann daher
häufig schneller agieren, wenn sie sich
eine eigene Abteilung leisten
kann und eben nicht unverhältnismäßig
viel Zeit in endlosen
Briefings und Meetings
verliert.
Insgesamt glaube ich, dass
beides seine Berechtigung hat.
Ideal ist meiner Meinung nach
die Kombination aus einem Mitarbeiterstamm,
der im Unternehmen
fest angestellt ist, und freien
Mitarbeitern, die nochmals eine
ganz andere Denkweise mitbringen.
Wenn dieses Zusammenspiel
von einem Kern und von Leuten
von außen funktioniert, dann ist
man gigantisch.
POS+SIGN: Welche Bedeutung hat der BDS für Sie?
Wellern: Der Verband ist für mich ganz wichtig, um
Kontakte zu haben. Der Verband hilft mir, viele Dinge
am Markt schnell zu erkennen. Ich glaube, dass heutzutage
eine Vernetzung das Wertvollste ist für jemanden,
der im Berufsleben steht. Mit einem guten Netzwerk,
kann ich Aufgaben schneller lösen. Und heute
ist Schnelligkeit entscheidend. Der BDS bietet ein
Netzwerk, das auf einer sehr professionellen beruflichen
Basis agiert. Als Berufsverband kann er im Netzwerk
tatsächlich alle Belange des Berufs abdecken.
POS+SIGN: Wie international agiert der Verband?
Wellern: Der Verband ist europäisch, weil die Mitglieder
europäisch sind. Firmen wie beispielsweise
Tommy Hilfiger oder Escada haben schon immer mit
Harrods, Printemps oder Corte Inglés zusammengearbeitet.
Diese Firmen haben schon immer ein Netzwerk
gehabt. Für mich war der Verband daher schon immer
europäisch. Es geht jetzt mit der Umbenennung des
Vergandes nur darum, dies auch stärker ins Bewusstsein
unserer Partner und Mitglieder zu bringen.
POS+SIGN: Wenn Sie von dem Verband reden, meinen
Sie das Netzwerk, denn abgesehen von einem
halbtags besetzten Büro gibt es ja keine hauptamtlichen
Mitarbeiter.
Wellern: Das ist richtig. Es läuft letztlich alles ehrenamtlich.
Aber jeder Nachteil hat auch einen Vorteil:
Der Vorteil ist, dass alle absolut im Berufsleben drin
sind. Der Verband hat keine bezahlten Verbandsmitglieder,
die weit vom Tagesgeschäft und der Realität
weg sind. Und doch ist der Verband sehr aktiv. ■
MADELEINE WELLERN
BEIRAT | counsellor
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MADELEINE WELLERN
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POS+SIGN I I/ 2010
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