Liebe Leserin, lieber Leser, - pro familia Schleswig-Holstein
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Schwangerschaftskonfliktberatung<br />
In der Schwangerschaftskonfliktberatung wird deutlich, mit welchen Sorgen und Problemen<br />
viele Menschen in unserem Land befasst sind. Frauen und Paare beschreiben,<br />
dass sie innehalten und überlegen, wie sie ihr Leben und ihre Zukunft gestalten wollen, wo<br />
ihre Möglichkeiten und Grenzen sind.<br />
Wie schon in den Vorjahren, beschreiben die Frauen immer mehrere Problembereiche, weshalb<br />
sie einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen. Im Berichtsjahr wurden in den<br />
201 Beratungen 554 Hauptgründe benannt, d.h. jede Frau hatte cirka drei für sie schwerwiegende<br />
Gründe. Im Folgenden sind drei Gründe aufgeführt, die wir für besonders relevant<br />
halten. Die Prozentzahlen beziehen sich auf alle Frauen (59% aller Frauen...).<br />
62,4 % berufliche Gründe<br />
(2010=59%, 2009=56%, 2008=52,7%, 2007=54,5%, 2006=43%)<br />
28,4 % Situation als Alleinerziehende<br />
(2010=27,3%, 2009=19,4%, 2008=25,5%, 2007=20,5%, 2006=18,7%)<br />
29,9 % zu jung<br />
(2010=25,6%, 2009=28,8%, 2008=23,9%, 2007=20,5%, 2006=24%)<br />
Es zeigt sich ein weiterer Anstieg bei den beruflichen Gründen. 62,4% aller Frauen benannten<br />
berufliche Gründe, die für sie für einen Schwangerschaftsabbruch sprachen. Besonders<br />
deutlich wurde im Berichtsjahr wieder, dass viele Menschen von ihrer Arbeit nicht<br />
leben können. Frauen berichteten, dass sie oder der Partner endlich Arbeit bekommen hätten,<br />
leider aber bei einer Leiharbeitsfirma mit wenig Lohn und ständig wechselndem Einsatz.<br />
Eine Veränderung der Situation sei nicht abzusehen. Zeitverträge sind inzwischen in vielen<br />
Bereichen üblich. Eine Vertragsverlängerung bei Schwangerschaft ist ausgeschlossen.<br />
Die Tatsache, dass das Elterngeld auf das ALG II angerechnet wird, wurde zum Jahresbeginn<br />
vielen Frauen und Paaren erst im Beratungsgespräch bewusst. Bis zum Jahresende<br />
hatte sich dies herumges<strong>pro</strong>chen. Besonders das Vorgehen, dass das Elterngeld erst beantragt<br />
werden muss, dann aber beim ALG II bei Menschen, die vorher nicht berufstätig waren,<br />
wieder abgezogen wird, sorgte für Verwirrung. Insgesamt müssen für das Beantragen von<br />
Unterstützung viele Wege gegangen werden.<br />
Frauen, die bereits alleinerziehend waren, fühlten sich mit der Verantwortung für ein weiteres<br />
Kind trotz Unterstützung durch Einrichtungen wie Schutzengel, Sozialdienst Katholischer<br />
Frauen, pädagogischer Familienhilfe oder Familienhebammen völlig überfordert. Sie berichteten<br />
von vielfältigen Problemen mit der finanziellen Situation, dem Vater des Kindes und der<br />
Erziehung des Kindes. Auch hier war die berufliche Situation besonders wichtig. Alleinerziehende<br />
sind bei einem gering bezahlten Teilzeitjob zusätzlich auf ALG II angewiesen. 28,4%<br />
der Frauen, also mehr als ein Viertel, nannten die Situation alleinerziehend zu sein oder zu<br />
werden als einen wichtigen Hintergrund, sich für einen Abbruch zu entscheiden.<br />
29,9% der Frauen empfanden sich selber als zu jung, um die Verantwortung für ein Kind zu<br />
übernehmen. Nach wie vor spielen berufliche Gründe hier ebenso eine große Rolle. Viele<br />
der Frauen wollten einen Schulabschluss nachholen, befanden sich in der Ausbildung oder<br />
wollten mit einer Ausbildung beginnen.<br />
Zu der Schwangerschaftskonfliktberatung bei <strong>pro</strong> <strong>familia</strong> gehört die Frage nach der Verhütung.<br />
Nach wie vor ist die Situation, dass für viele Menschen die Kosten der Verhütungsmittel<br />
zu hoch sind, ein großes Problem. Immer wieder berichten Frauen, dass das Geld<br />
nicht reichte, um das Pillenrezept einzulösen. Kurzfristig mussten die Kinder in der Schule<br />
ein Buch oder Arbeitsheft bezahlen. Dann wurde das Geld genommen, das ursprünglich für<br />
die Pille eingeplant war. Manche greifen auf – preiswertere - Kondome zurück. Sie wissen<br />
allerdings nicht, dass die Möglichkeit besteht, die „Pille danach“ zu nehmen, wenn ein Kondom<br />
reißt oder abrutscht.<br />
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