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Gut beraten bei Schilddrüsen erkrankungen - PTAheute

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Schilddrüsenhormone – ein Fall für pharmazeutische Bedenken<br />

6<br />

Belegter Unterschied<br />

Dass Schilddrüsenhormonpräparate<br />

hinsichtlich ihrer Bioverfügbarkeit<br />

nicht vergleichbar sind, wurde<br />

unter anderem in einer 2002 veröffentlichten<br />

randomisierten doppelblinden<br />

Vergleichsstudie festgestellt6.<br />

Im Rahmen der Studie<br />

erhielten 60 freiwillige euthyreote<br />

Schilddrüsenpatienten über einen<br />

Zeitraum von zwei Wochen täglich<br />

eines von zwei L-Thyroxinpräparaten<br />

(jeweils eine Tablette pro Tag,<br />

entsprechend 100 µg L-Thyroxin).<br />

Als Indikatoren für die Stoffwechselwirksamkeit<br />

der Präparate wurden<br />

TSH und freies T4 (fT4) im Serum<br />

bestimmt. Bereits am ersten<br />

Einnahmetag unterschieden sich<br />

die fT4-Spiegel deutlich. Die Fläche<br />

unter Konzentrations-Zeit-Kurve<br />

für fT4 als Maß für die Bioverfügbarkeit<br />

der Präparate zeigte hochsignifikante<br />

Unterschiede. Nach<br />

14-tägiger Verabreichung hatte der<br />

TSH-Serumspiegel unter dem einen<br />

Präparat um 70 %, unter dem anderem<br />

nur um 56 % abgenommen.<br />

<strong>bei</strong> mehreren zur Verfügung stehenden<br />

wirkstoffgleichen Präparaten eines der<br />

drei preisgünstigsten Medikamente oder<br />

das verordnete Präparat abgeben. Für<br />

chronisch kranke Menschen bedeuten<br />

diese Vorgaben, dass sie unter Umständen<br />

mehrmals von einem auf ein anderes<br />

Präparat umgestellt werden – mit<br />

jeder neuen Rabattverhandlungsrunde<br />

kann sich die Präparateauswahl wieder<br />

ändern. Das ist bereits <strong>bei</strong> Wirkstoffen,<br />

<strong>bei</strong> denen ein Austausch an und für sich<br />

unproblematisch ist, eine enorme Be-<br />

lastung für die Patienten – und bringt<br />

auch Sie sicher täglich in Erklärungsnö-<br />

te. Bei Schilddrüsenhormonen kann ein<br />

Austausch jedoch nicht nur die Compli-<br />

ance beeinträchtigen, sondern die Ge-<br />

sundheit der Patienten gefährden und<br />

sollte daher möglichst vermieden wer-<br />

den. Der Grund: Schilddrüsenhormon-<br />

präparate wie L-Thyroxin haben eine ge-<br />

ringe therapeutische Breite, das heißt sie<br />

wirken nur in einem eng vorgegebenen<br />

Konzentrationsbereich optimal. Dieser<br />

Bereich muss <strong>bei</strong> jedem Schilddrüsen-<br />

patienten individuell ermittelt, einge-<br />

stellt und auch eingehalten werden. Bei<br />

einem Präparatewechsel kann es leicht<br />

zu einer Unter- oder Überdosierung<br />

kommen, denn die Bioverfügbarkeit<br />

der verschiedenen Hormonpräparate<br />

schwankt. Um bis zu 20 Prozent kann<br />

sie sich von Präparat zu Präparat unter-<br />

schieden, wie Vergleichsstudien erge-<br />

ben haben<br />

6,7 . Kommt es aufgrund dieser<br />

Unterschiede zu einem zu niedrigen<br />

Wirkspiegel der Schilddrüsenhormone,<br />

kann sich dies in Nebenwirkungen wie<br />

Müdigkeit und Leistungsabfall und einer<br />

gesteigerter Depressionsneigung<br />

äußern. Ein Zuviel an Schilddrüsenhormonen<br />

kann kardiale Nebenwirkungen<br />

wie eine Arrhythmie begünstigen und<br />

eine bereits bestehende koronare Herzkrankheit<br />

verschlechtern sowie die Entwicklung<br />

einer Osteoporose fördern.<br />

Schwankungen in den Wirkspiegeln der<br />

Schilddrüsenhormone schlagen sich zudem<br />

rasch in Schwankungen des Körpergewichts<br />

nieder – häufig in Richtung<br />

oben, so dass Übergewicht und Adipositas<br />

die Folge sind 8 .<br />

Ein Fall für „Pharmazeutische<br />

Bedenken“<br />

Aufgrund der genannten Problematik<br />

sollte ein Wechsel von Schilddrüsenhormonpräparaten<br />

möglichst vermieden<br />

werden – insbesondere <strong>bei</strong> Risikogruppen<br />

wie Kindern, Schwangeren<br />

oder Personen mit einer koronaren<br />

Herzkrankheit. Der Arzt kann hierzu –<br />

wie bereits erwähnt - <strong>bei</strong>tragen, indem<br />

er auf dem Rezept das Aut-idem-Feld<br />

ankreuzt. Und auch Sie in der Apotheke<br />

können einen Beitrag dazu leisten,

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