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Made in Venezuela - Assoziation A

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e<strong>in</strong>e friedliche Übergabe der Waffen aus. Er stellt sich der Justiz und<br />

hält e<strong>in</strong>e kurze Rede im Fernsehen, die ihn zu e<strong>in</strong>em Symbol des<br />

Widerstands macht.<br />

1993: Die Parteiführung der Acción Democrática lässt Carlos Andrés<br />

Pérez fallen. Der christdemokratische Politiker Rafael Caldera,<br />

der bereits 1969-74 Präsident war, löst sich von se<strong>in</strong>er Partei COPEI<br />

und tritt mit e<strong>in</strong>er Koalition an, die sich von beiden traditionellen<br />

Parteien abzugrenzen versucht. Auch Politiker der MAS treten dem<br />

Bündnis bei. Die Regierung Caldera setzt die neoliberale Sparpolitik<br />

dennoch ungebrochen fort.<br />

1998: Nach se<strong>in</strong>er Haftentlassung 1994 beg<strong>in</strong>nt Chávez e<strong>in</strong>e<br />

eigene politische Bewegung namens Movimiento Qu<strong>in</strong>ta República<br />

(»Bewegung Fünfte Republik« – MVR) aufzubauen, die sich schließlich<br />

– zunächst gegen massiven Widerstände an der Basis – auch an<br />

den Wahlen beteiligt. 1998 gew<strong>in</strong>nt die Koalition aus MVR, der<br />

l<strong>in</strong>ks gewerkschaftlichen Patria Para Todos (PPT), der Kommunistischen<br />

Partei PCV und der l<strong>in</strong>kssozialdemokratischen MAS völlig<br />

überraschend die Präsidentschaftswahlen. Chávez erhält 56,5 Prozent<br />

der abgegebenen Stimmen.<br />

1999 – ›Bolivarianische Revolution‹: Die Anstrengungen der<br />

neuen Regierung konzentrieren sich zunächst auf e<strong>in</strong>e politische<br />

Neuordnung. Die Verabschiedung e<strong>in</strong>er neuen Verfassung wird <strong>in</strong><br />

Angriff genommen – was <strong>in</strong> der Bevölkerung und <strong>in</strong> den Basisorganisationen<br />

auf breite Zustimmung stößt. Die 1999 verabschiedete<br />

Verfassung wird breit diskutiert und e<strong>in</strong>em Referendum unterworfen.<br />

Anhänger der Regierung heben hervor, dass <strong>in</strong> der neuen Konstitution<br />

anti-neoliberale Politikvorstellungen, die Autonomie von Indigenenund<br />

Afro-Communities sowie die Anerkennung der Hausarbeit als<br />

Mehrwert produzierende Tätigkeit festgeschrieben s<strong>in</strong>d.<br />

Die Verfassung def<strong>in</strong>iert <strong>Venezuela</strong> als »partizipative, protagonistische<br />

Demokratie«, d.h. es werden Beteiligungs- und Gestaltungsmöglichkeiten<br />

für Communities, Basis<strong>in</strong>itiativen und BürgerInnen<br />

ausgeweitet.<br />

Politisch bezieht sich die ›bolivarianische Revolution‹ neben Bolívar<br />

auf dessen Lehrer Simón Rodríguez (1769-1854), der e<strong>in</strong>ige Schriften<br />

zur Pädagogik <strong>in</strong> den nachkolonialen Gesellschaften verfasst hat,<br />

und den Bürgerkriegsgeneral Ezequiel Zamora (1817-60), unter dem<br />

im 19. Jahrhundert zum ersten Mal e<strong>in</strong>e Landreform <strong>in</strong> <strong>Venezuela</strong><br />

durchgesetzt wurde.<br />

Ab 2001 – Polarisierung der Gesellschaft: Die Veränderungen<br />

bleiben weiterh<strong>in</strong> auf die politische Sphäre beschränkt. Abgesehen<br />

von der Verabschiedung der neuen Verfassung profiliert sich die<br />

Regierung Chávez überwiegend außenpolitisch. Die Distanz zu den<br />

USA nimmt zu, <strong>Venezuela</strong> trägt maßgeblich zur Re-Konstituierung<br />

der OPEC bei, im kolumbianischen Konflikt plädiert Chávez (gegen<br />

den US-amerikanischen Druck) für e<strong>in</strong>e politische Lösung. Außerdem<br />

<strong>in</strong>tensiviert die neue Regierung die Beziehungen mit Kuba.<br />

Soziale und ökonomische Transformationen werden h<strong>in</strong>gegen kaum<br />

e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Erst 2001 kommt es zu Bildungs- und Agrarreformen, die die<br />

Situation der Unterschichten verbessern sollen. Als Reaktion hierauf<br />

formiert sich e<strong>in</strong> breites Oppositionsbündnis, das v.a. von den<br />

privaten Medien angeführt wird, <strong>in</strong> dem sich aber auch die von der<br />

ehemaligen Regierungspartei AD kontrollierte Gewerkschaftszentrale<br />

CTV, der Unternehmerverband FEDECAMARAS sowie e<strong>in</strong>e Reihe<br />

hochrangiger Generäle wiederf<strong>in</strong>den. 2002 kommt es zu unzähligen<br />

Massendemonstrationen sowie zwei Umsturzversuchen.<br />

Auf Seiten der Opposition f<strong>in</strong>den sich auch Organisationen der<br />

L<strong>in</strong>ken wieder. Die MAS, die schon länger von heftigen Widersprüchen<br />

erschüttert wird, zerbricht; der vom aktuellen Vize-Präsidenten<br />

<strong>Venezuela</strong>s José Vicente Rangel geführte Flügel, der <strong>in</strong> der Regierungskoalition<br />

verbleibt, nimmt den Namen Podemos an. Mit Bandera<br />

Roja stößt sogar e<strong>in</strong>e maoistische Ex-Guerilla zur Opposition, was<br />

die Verwirrung h<strong>in</strong>sichtlich des venezolanischen Konflikts v.a. im<br />

Ausland komplett macht.<br />

April 2002: Als die Regierung versucht, im ökonomischen<br />

Machtzentrum des Landes, dem staatlichen Erdölkonzern Petróleo<br />

de <strong>Venezuela</strong> SA (PDVSA), zu <strong>in</strong>tervenieren, kommt es zu e<strong>in</strong>em von<br />

Wash<strong>in</strong>gton protegierten Putschversuch der Opposition.<br />

Die Tage vom 11.–14. April 2002 stellen e<strong>in</strong>en historischen E<strong>in</strong>schnitt<br />

dar. Nach Massendemonstrationen von Barrio-Bewohnern<br />

und zunehmenden Spannungen <strong>in</strong> den Reihen der Militärs muss<br />

sich die Putschregierung unter Unternehmerverbandschef Carmona<br />

nach nur zwei Tagen wieder zurückziehen. Aus der Sicht der Basisbewegungen<br />

s<strong>in</strong>d die 60 Stunden dieses Widerstands der eigentliche<br />

Auftakt des bolivarianischen Transformationsprozesses. Seit dem<br />

Scheitern des Putschversuchs wird <strong>Venezuela</strong> von e<strong>in</strong>em breiten Selbstorganisierungsprozess<br />

von unten erfasst. Bemerkenswert an diesem<br />

Prozess ist, dass sich die Initiativen der Kle<strong>in</strong>bauern bewegungen,<br />

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