Prolog - Rhejvandar
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»Ihr seid sowas von langweilig«, schmollte Zsomoth mit unverkennbarem Spott in der Stimme, während<br />
er sich in gewohnter Eleganz auf seinem Sitz räkelte. Ein Handwink von ihm und der Teppich<br />
löste sich in Luft auf - genau wie die goldenen Lüster und Wandleuchter, die gerade erst aus dem<br />
Nichts entstanden waren.<br />
Aakron schnaubte unzufrieden. In der letzten Zeit hatte er verstärkt Zweifel, was die Loyalität dieses<br />
Mannes anging. Zsomoth war schon immer ein Exzentriker gewesen, aber mit seiner zunehmenden<br />
Arroganz und den immer häufiger werdenden, eigenwilligen Späßen stellte er die Geduld des Priestertums<br />
auf eine harte Probe. Doch welche Alternative bot sich ihnen schon? Ohne die Fähigkeiten<br />
Zsomoths waren sie aufgeschmissen und solange kein Ersatz gefunden wurde, mussten sie wohl oder<br />
übel gute Miene zu seinem Spiel machen.<br />
Zähneknirschend starrte Aakron auf die doppelseitige Holzmaske, hinter der Zsomoth diesmal sein<br />
Gesicht verbarg und die ihn hämisch anzugrinsen schien. Ob Ozsrim sie hergestellt hatte? Aakron<br />
nahm es an, denn der Maskenbauer verwendete häufig jene Farben, mit denen auch dieses Schnitzwerk<br />
hier bemalt worden war.<br />
»Es war nicht besonders klug mich aufzusuchen.«<br />
Die heisere Stimme Zsomoths riss Aakron aus seinen Überlegungen. Er ignorierte den Stuhl, der unverhofft<br />
hinter ihm aufgetaucht war, denn er wusste, dass Zsomoth ihn ebenso schnell wieder verschwinden<br />
lassen konnte. Er hatte ganz sicher nicht vor, diesem räudigen Sohn eines Zlycks noch<br />
mehr Grund zur Belustigung zu geben.<br />
»Schon möglich«, entgegnete er, sich auf den Grund seines Hierseins besinnend. »Aber es ist ein<br />
Problem aufgetreten.«<br />
Zsomoth breitete die Arme aus. »Was denn für eins?«, höhnte er. »Dass Faran sich Gedanken über<br />
seine Mutter macht? Ich bitte Euch!« Er lachte.<br />
Aakron fühlte sich erniedrigt. »Aber er könnte Dinge herausfinden, die nicht gut für ihn sind«, gab er<br />
bissig zurück. »Wir könnten ihn verlieren.«<br />
Amüsiert trommelte Zsomoth mit den Fingern auf die Sessellehne. »Das, mein Freund, ist allein Euer<br />
Verdienst«, verkündete er gelassen. »Was Evinee angeht, damit müsst Ihr schon selber klar kommen.<br />
Aber Euer Sohn...?« Er ließ die Finger spielerisch über seine Maske spazieren und tippte sich dann<br />
wie bei einem plötzlichen Gedankenblitz an die Stirn. »Oh, ich wüsste da etwas sehr Wirkungsvolles.«<br />
Aakron erschrak. »Das könnt Ihr nicht machen!«, entfuhr es ihm.<br />
Zsomoths Lachen jagte ihm einen Schauer über den Rücken. »Natürlich nicht«, hörte er ihn kichern.<br />
»Dafür seid schließlich auch Ihr zuständig. Und Ihr, mein teurer Freund, werdet es mit Sicherheit<br />
tun.«<br />
»Wie könnt Ihr nur so anmaßend sein?« Aakron schrie seinen Zorn hinaus. »Für wen haltet Ihr Euch,<br />
dass Ihr es wagt, etwas derartiges auch nur vorzuschlagen?«<br />
Das hölzerne Grinsen der Maske machte ihn fast rasend, wusste er doch nur zu gut, dass es genau<br />
dem entsprach, was sein Gesprächspartner in diesem Augenblick empfand.<br />
»Ich könnte ihm dieses Ding herunterreißen.«<br />
Obwohl Aakron sich darüber im Klaren war, dass es überhaupt keinen Sinn machen würde, fesselte<br />
ihn der Gedanke. Endlich das wahre Gesicht seines Peinigers sehen...