Prolog - Rhejvandar
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"Es hat keinen Zweck", sagte er niedergeschlagen.<br />
"Vielleicht war das ja gar nicht die richtige Halle?", versuchte Nyesti ihm etwas Mut zu machen, aber<br />
Faran winkte ab.<br />
"Lass gut sein. Wahrscheinlich ist einfach wirklich nichts von alledem passiert und ich habe mich die<br />
ganze Zeit von einer Illusion täuschen lassen", sagte er bitter. "Komm jetzt, es wird Zeit, dass wir uns<br />
nach einem anderen Ausgang umsehen. Ich habe das Gefühl, als wenn wir schon seit Stunden hier<br />
sind."<br />
Er stand auf, Nyesti reagierte jedoch nicht. Sie hatte den Kopf gesenkt und stierte unverwandt auf<br />
ihre Füße hinab.<br />
"Was ist? Ich dachte, du hast es eilig, hier endlich zu verschwinden?", drängte Faran, der mittlerweile<br />
selbst nur noch den Wunsch verspürte, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen und sich in<br />
seinem Bett zu verkriechen. Jetzt, da ihn jegliche Hoffnung verlassen hatte, wurde ihm erst wieder<br />
richtig bewusst wie elend er sich eigentlich fühlte. Sein zerschundener Körper sehnte sich nach Ruhe.<br />
Nyesti bückte sich plötzlich und hob etwas Kleines, Silbriges vom Boden auf. "Unglaublich!", stieß sie<br />
hervor, während sie mit vor Erstaunen weit aufgerissenen Augen ihren Fund betrachtete. "Faran,<br />
weißt du noch, wie dir neulich beim Reiten einer deiner Knöpfe abgerissen und verloren gegangen<br />
ist? Ich konnte keinen passenden mehr auftreiben und musste deswegen einen anderen annähen."<br />
Sie hob den Blick. "Und der sah genauso aus, wie dieser hier..."<br />
Faran war mit einem Satz bei ihr. Mit angehaltenem Atem starrten beide auf den winzigen, silbernen<br />
Gegenstand in Nyestis Hand, dann wanderten ihre Blicke beinah gleichzeitig zu Farans Kragen. Vier<br />
völlig gleich aussehende, mattschwarze Knöpfe reihten sich dort lückenlos aneinander; einer davon<br />
war gestern früh mit Sicherheit noch nicht dagewesen. Nyesti fiel jetzt auch wieder ein, dass sie sich<br />
vorhin schon darüber gewundert hatte, als sie das Blut von Farans Kleidung schrubbte.<br />
"Ha!", rief Faran triumphierend aus, nachdem er sich von der ersten Überraschung erholt hatte. Er<br />
dachte an das Geräusch von zerreißendem Stoff, als die Leitersprosse unter ihm zerbrochen war.<br />
Dabei musste er auch den Knopf verloren haben.<br />
Erneut suchte er mit Blicken die Wände ab, diesmal mehr im oberen Bereich, wo er zuvor noch gar<br />
nicht nachgeschaut hatte. Dabei entdeckte er auch endlich die Reste der Eisenleiter, direkt unterhalb<br />
einer quadratischen Öffnung.<br />
"Verdammt..., das ist es! Das ist genau der Hinweis, nach dem ich die ganze Zeit wie ein Verrückter<br />
gesucht habe." Faran lachte plötzlich befreit auf. In grenzenloser Dankbarkeit und Erleichterung umarmte<br />
er seine Leibdienerin und gab ihr einen ungestümen Kuss. "Nyesti, du bist einfach unbezahlbar,<br />
weißt du das?", sagte er mit strahlenden Augen.<br />
"Jetzt übertreib doch nicht so maßlos...", stotterte Nyesti verlegen, wobei sie Farans Blicken auswich.<br />
Eine tiefe Röte hatte sich über ihre rechte Wange ausgebreitet. "Ich habe doch nur einen Knopf gefunden,<br />
weiter nichts..."<br />
"Weiter nichts?" Faran schüttelte mit einem ungläubigen Lächeln den Kopf. "Du weißt genau wie<br />
unglaublich wichtig dieser winzige Knopf für mich ist."<br />
Nyesti sah ihn jetzt wieder an. "Er beweist, dass du all diese Dinge tatsächlich erlebt hast, nicht<br />
wahr?", fragte sie leise. "Tut mir Leid, dass ich dir nicht geglaubt habe."