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Prolog - Rhejvandar

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hielt. Als sie sich endlich aus ihrer Erstarrung löste, nahm sie die Beine in die Hand und rannte Faran<br />

hinterher.<br />

Vor der Haustür konnte sie nur knapp einen Zusammenstoß mit Aakrons Leibdiener verhindern. Ingiel<br />

stand mit dem Rücken zum Haus auf den Stufen und hatte eine Karaffe im Arm. Offensichtlich<br />

kam er gerade vom Wasserturm zurück, wo er allmorgendlich eine Ration frischestes Wasser für seinen<br />

Herrn zu holen pflegte. Der Alte schaute die Straße hinunter, wo Faran gerade Richtung Stadtzentrum<br />

marschierte, und brabbelte dabei etwas Unverständliches vor sich hin. Als er sich umwandte<br />

und Nyesti unmittelbar hinter sich entdeckte, konnte er seine Überraschung kaum verbergen. Ihr<br />

Auftauchen war ihm wohl völlig entgangen, mit glasigen Augen starrte er sie an.<br />

"Ist der junge Herr denn schon wieder wohlauf?", stotterte er und vergaß für den Augenblick sogar<br />

seinen hochnäsigen Tonfall. Bevor Nyesti etwas antworten konnte, hatte er sich aber schon wieder<br />

gefangen. Er straffte seine Haltung und stolzierte selbstgefällig an ihr vorüber, ohne sie noch eines<br />

Blickes zu würdigen. Ärgerlich blies Nyesti die Backen auf.<br />

"Arroganter Fatzke", schimpfte sie Ingiel hinterher, nachdem dieser im Haus verschwunden war;<br />

dann musste sie sich jedoch sputen.<br />

"Ihr wollt doch jetzt nicht etwa in die Stadt gehen?", rief Nyesti atemlos, als sie Faran fast eingeholt<br />

hatte.<br />

Und ob der das wollte - ohne auf die Proteste seiner Leibdienerin zu achten hastete Faran vorwärts.<br />

Nyesti blieb gar nichts weiter übrig als ihm zu folgen.<br />

"Was habt Ihr vor?", fragte sie mehrmals, erhielt aber keinerlei Antwort. Trotz seiner Unpässlichkeit<br />

hatte ihr Herr ein derart schnelles Tempo eingelegt, dass sie nur mit Mühe Schritt halten konnte.<br />

Endlich wurde er langsamer und blieb schließlich vor dem Eingang des Stampfenden Danwarats stehen.<br />

"Was wollt Ihr hier? Das Gasthaus hat doch um diese Zeit noch gar nicht geöffnet", keuchte Nyesti<br />

abgehetzt und zuckte gleich darauf zusammen, weil Faran lautstark an die Tür hämmerte.<br />

"Gütiger Himmel", jammerte sie, "Ihr könnt doch hier um diese frühe Stunde nicht so einen Radau<br />

machen!" Sie blickte sich nervös um und versuchte vergeblich, Faran von seinem Vorhaben abzubringen.<br />

Nach einer Weile ging die Tür auf und Mecou 10 , der Wirt des Hauses, schaute mit verschlafenem<br />

Gesicht heraus. Der kleine, schmächtige Mann war nur mit seinem Nachtgewand bekleidet und wirkte<br />

ziemlich verärgert.<br />

"Was soll dieser Lärm?", keifte er mit eigentümlich hoher Stimme. Obwohl Mecou sichtlich erzürnt<br />

war, klangen seine Unmutsbekundungen doch eher wie das Fiepen eines frischgeborenen Danwarats.<br />

Nyesti konnte sich ein Prusten nicht verkneifen; hastig hielt sie die Hand vors Gesicht und tat als<br />

müsste sie niesen.<br />

Unterdessen hatte der Wirt den morgendlichen Störenfried als Aakrons Sohn erkannt.<br />

"Ach, Ihr seid das?", fragte er jetzt verwundert, seine Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. "Was<br />

gibt es, dass Ihr mich um diese Zeit aus dem Bett holt?"<br />

"Ich muss mit Lyinia sprechen, es ist dringend", antwortete Faran ohne Umschweife.<br />

Mecou musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen.<br />

10 gesprochen: Meku (langgezogenes u)

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