Reader Schulpolitische Konferenz Juni 2013 - Rosemarie Hein
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Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse und<br />
Erwartungen an die Politik<br />
<strong>Rosemarie</strong> <strong>Hein</strong>, Silke Michels<br />
− Die wissenschaftlichen Befunde bestätigen das Gemeinschaftsschulmodell.<br />
Der Gemeinschaftsschule<br />
gelingt es, den Bildungserfolg von der sozialen<br />
Lage zu entkoppeln.<br />
− Die aussortierende Vielgliedrigkeit im Schulsystem<br />
muss abgeschafft werden. Die Gemeinschaftsschule<br />
soll flächendeckend eingeführt und zur Regelschule<br />
werden. Daraus ergibt sich ein Rechtsanspruch.<br />
Jedem, der auf eine Gemeinschaftsschule<br />
möchte, muss ein Platz garantiert sein.<br />
− Es muss als erster Schritt mehr Gemeinschaftsschule<br />
in jede Schule. Wir wollen Vielfalt ermöglichen,<br />
Individualität schätzen und Gemeinschaftlichkeit<br />
stärken. Das erfordert grundlegende<br />
Änderungen im Schulsystem. Eine Gemeinschaftsschule<br />
ist eine veränderte Schulform in Inhalt,<br />
Struktur, Lernmethodik und Lernqualität.<br />
− Wir müssen den Paradigmenwechsel in der<br />
Lernkultur hin zu einer modernen Lernkultur<br />
vorantreiben. Beispiele für diesen Paradigmenwechsel<br />
sind: Weg von der Lehrerorientierung hin<br />
zur Schülerorientierung; nicht Belehren, sondern<br />
individuelles Lernen-Wollen. Lernberatung statt<br />
Wissensvermittlung; Inklusion statt Exklusion;<br />
nicht Faktenwissen benoten, sondern Kompetenzen<br />
feststellen; eine veränderte Rolle von Lehrenden.<br />
− Wir müssen die Selbstbestimmung der Schülerinnen<br />
und Schüler stärken. Neben flexiblen Lerneingangs-<br />
und -ausgangsphasen bietet das jahrgangsübergreifende<br />
Lernen (JÜL) eine Möglichkeit dafür.<br />
Schülerinnen und Schüler sollen innerhalb eines<br />
bestimmten Rahmens die Möglichkeit haben, ihre<br />
Lernschwerpunkte selbst zu setzen, an bestimmten<br />
Schwerpunkten zu arbeiten, die sie interessieren.<br />
− Bildungsprozesse müssen ganz eng verknüpft werden<br />
mit den unterschiedlichen Erfahrungswelten der<br />
Schülerinnen und Schüler und mit der Welt, in der<br />
sie leben.<br />
− Die äußere Fachleistungsdifferenzierung muss abgeschafft<br />
werden. Sie ist kontraproduktiv für eine<br />
moderne Lehr- und Lernkultur.<br />
− Wir müssen Hemmnisse in der Verwaltung und<br />
Fehler in der Kultusbürokratie ausräumen, z.B. gliedernde<br />
oder andere kontraproduktive Vorgaben,<br />
Verordnungen etc.<br />
− Die unterschiedlichen Bedingungen in den Städten<br />
und auf dem Land müssen stets berücksichtigt<br />
werden bei der Entwicklung von Gemeinschaftsschulen.<br />
Es bedarf durch die unterschiedlichen<br />
Voraussetzungen auch unterschiedlicher Wege<br />
für das gleiche Ziel. Es muss für die Fläche nach<br />
Umsetzungsmöglichkeiten gesucht werden. Das<br />
Berliner Modell soll nicht übertragen, sondern<br />
übersetzt werden.<br />
− Wir brauchen eine regionale Schulentwicklungsplanung,<br />
um ein wohnortnahes Schulangebot sicherzustellen.<br />
− Schulstandorterhaltung darf nicht als einzige<br />
Begründung für die Einrichtung von Gemeinschafsschulen<br />
gelten. Mit Gemeinschaftsschulen verbinden<br />
wir stets das pädagogische Konzept.<br />
− Kooperationsmodelle zwischen Schulen müssen<br />
weiterentwickelt werden. Wir brauchen mehr finanzielle<br />
Mittel und die Rahmenbedingungen vor Ort.<br />
− Der in der Schulpolitik oft geführte ideologische<br />
Streit muss endlich versachlicht und wissenschaftliche<br />
Ergebnisse anerkannt werden.<br />
− Wir müssen überall, wo es uns möglich ist, für eine<br />
bedarfsgerechte Ausstattung (personell, sächlich,<br />
räumlich, Mensa) der Schulen kämpfen. Moderne<br />
Lernformen brauchen neue Zeit- und Raumkonzepte.<br />
Gemeinschaftsschulen sind Ganztagsschulen und<br />
brauchen dafür eine entsprechende Rahmenbedingungen.<br />
− Das unsägliche Kooperationsverbot, welches per<br />
Gesetz die Zusammenarbeit von Bund und Ländern<br />
in der Bildung derzeit untersagt, muss dringend,<br />
und zwar für alle Bildungsbereiche aufgehoben<br />
werden und wir brauchen eine Verankerung der Gemeinschaftsaufgabe<br />
Bildung im Grundgesetz. Der<br />
Bund darf sich nicht weiter aus der Verantwortung<br />
in der Bildung stehlen.<br />
− Wir brauchen ein Bundesprogramm zur Umsetzung<br />
von Inklusion in der Bildung, damit u.a. ausreichend<br />
finanzielle Mittel dafür zur Verfügung stehen.<br />
Inklusion darf nicht als Sparmodell missbraucht<br />
werden und zu Lasten der Schülerinnen und Schüler<br />
sowie des Lehrpersonals gehen.<br />
− Wir brauchen eine bessere Lehreraus- und -weiterbildung:<br />
Sie muss sich qualitativ und quantitativ<br />
ändern. Zudem dürfen wir keine Kürzungen für<br />
Fortbildungen hinnehmen.<br />
− Wir dürfen Lehrerinnen und Lehrer nicht allein<br />
lassen. Die gleichzeitige Einführung neuer Lernkonzepte<br />
und des Ganztagsbetriebs darf nicht zu<br />
ihren Lasten gehen. Dafür müssen die notwendigen<br />
Rahmenbedingungen geschaffen werden.<br />
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