Reader Schulpolitische Konferenz Juni 2013 - Rosemarie Hein
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che, dass, so der Chancenspiegel der TU Dortmund,<br />
Baden-Württemberg bei der Chancengleichheit<br />
Schlusslicht der 16 Bundesländer ist, fordert diese<br />
Partei damit nichts anderes als eine Abschottung des<br />
gebildeten Bürgertums und die Ghettoisierung der<br />
benachteiligten Kinder in der Hauptschule.<br />
Als »hasenfüßig« kritisiert wird die Landesregierung<br />
dagegen von denen, die 2007 durch ihren mutigen<br />
Protest der Bildungsdebatte im Südwesten wichtige<br />
Impulse gegeben und damit zum Wahlerfolg von<br />
Rosa-Grün erheblich beigetragen haben, nämlich den<br />
oberschwäbischen Hauptschulrebellen. Durch ihre<br />
mutlose Politik verpasse die Landesregierung die<br />
Chance, mehr Gerechtigkeit ins Bildungssystem zu<br />
bringen.<br />
Die Gefahr sei groß, dass die Gemeinschaftsschule<br />
in der Nachfolge der Hauptschule zu einer Verliererschule<br />
werde, wenn man gleichzeitig das gegliederte<br />
Schulwesen stärke, indem man der GNS durch den<br />
Ausbau von G9 die leistungsfähigeren Schülerinnen<br />
und Schüler entziehe und sie gleichzeitig durch die<br />
schulgesetzliche Regelung, dass die Gemeinschaftsschulen<br />
Schülerinnen und Schüler aufzunehmen<br />
müssen, von Gymnasien und Realschulen »abgeschult«<br />
werden, zur Auffangschule für Bildungsverlierer<br />
mache.<br />
In dieser Richtung lässt sich auf das zentrale Ergebnis<br />
der »Expertise Gemeinschaftsschule« lesen, die im<br />
April von einer Wissenschaftlergruppe um Professor<br />
Thorsten Bohl von der Universität Tübingen vorgestellt<br />
wurde: 20-30 Prozent sehr leistungsstarke Schülerinnen<br />
und Schüler seien notwendig, damit die Gemeinschaftsschule<br />
das notwendige Anregungspotential<br />
erreichen könne.<br />
Angesichts der Kürzungen für Fortbildung und für<br />
Schulentwicklung muss allerdings bezweifelt werden,<br />
dass die von den Wissenschaftlern geforderte Unterstützung<br />
für die notwendige ambitionierte Bildungsreform<br />
tatsächlich erfolgt. Vielmehr manövriert sich die<br />
Landesregierung zunehmend in einen Widerspruch<br />
zu den Eltern, da sich die Unterrichtsversorgung<br />
verschlechtert, und zu den Lehrern, die sie durch die<br />
Verweigerung der Übertragung der Tarifabschlüsse,<br />
durch Kürzungen bei Anrechnungen für Zusatzaufgaben<br />
etc. ständig neu verärgert statt sie für den<br />
notwendigen Umbau zu motivieren.<br />
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