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Lorenzner Bote - Ausgabe Juni 2007 (2,79 MB) (0 bytes)

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Peter Siesl zu verdanken, der als erster<br />

den Abbruch bemerkt hatte und<br />

die Straße absperrte.<br />

Die Suche nach den Ursachen<br />

Der <strong>Lorenzner</strong> Landrichter Anton<br />

von Petzer hatte unverzüglich<br />

den Vorfall an die vorgesetzte Behörde,<br />

an das Kreisamt gemeldet. Eine<br />

Kommission wurde eingesetzt, um<br />

die Ursache zu klären. Das Ergebnis<br />

dieser Kommission, der neben<br />

dem <strong>Lorenzner</strong> Landrichter Anton<br />

von Petzer auch der Maurermeister<br />

Johann Komploier aus Bruneck und<br />

der Maurermeister Jakob Sagmeister<br />

aus St. Lorenzen als Sachverständige<br />

angehörten, war ziemlich eindeutig.<br />

Ursache war eine Verkettung unglücklicher<br />

Umstände, Mängel in der<br />

Bauleitung und viele Schmelzwasser<br />

und der Regen. Allerdings wurde bei<br />

der Untersuchung auch festgestellt,<br />

dass die Mauer zwar gut gebaut, in<br />

seiner Stärke aber nicht überall den<br />

vorgesehenen Maßen entsprach.<br />

Streit eskaliert bei<br />

den Behörden<br />

Der Vorsitzende der Untersuchungskommission<br />

Ing. Hirn war<br />

seiner Aufgabe wohl auch nicht ganz<br />

gewachsen. Es zeigte sich deutlich,<br />

dass die Schuld in der Zuteilung von<br />

Kompetenzen und der Oberaufsicht,<br />

was vielleicht in der persönlichen<br />

Abneigung höherer Funktionäre<br />

gelegen haben mag, zu suchen war.<br />

Die Korrespondenz zwischen dem<br />

Landgericht, dem Kreisamt und dem<br />

Landesgubernium bzw. der Baudirektion<br />

in Innsbruck wurde auffallend<br />

kühl.<br />

Oben: Planskizze,<br />

die anlässlich der<br />

Untersuchung zur<br />

Ursache des Mauereinsturzes<br />

angefertigt<br />

wurde.<br />

An der Mauer ist<br />

die mittlere der<br />

drei Ausbruchstellen<br />

heute noch<br />

gut zu erkennen.<br />

Am 8. November 1827 schrieb<br />

Kreishauptmann Theordor von Kern<br />

nach der ersten Untersuchung einen<br />

wohl etwas frechen Brief an den Guberneur<br />

Graf von Chotek nach Innsbruck:<br />

„Euer Exzellenz…. Der Erfolg<br />

dieser Untersuchung erregte Lachen,<br />

weil nachdem das ganze Protokoll geschlossen<br />

war, der als Zeuge anwesende<br />

Landrichter, die entscheidende Bemerkung<br />

machte, dass die vernommenen<br />

Kunstverständigen nicht einmahl beeidet<br />

seien, somit ihre Aussagen, die<br />

Basis des Befundes, keine Gültigkeit<br />

wegen verletzter Form haben könne.…<br />

Ich kann die Baudirektion als eine Untersuchungs<br />

Behörde nach dem höchsten<br />

Gesetze, welches Untersuchungen<br />

über Ehre und Eigentum, kurz über<br />

den Zustand der Österreichischen<br />

Staatsbürger nur geprüften und eigens<br />

bevollmächtigten Richtern anvertraut,<br />

nicht erkennen… Die Ehre des mir anvertrauten<br />

Kreisamtes fordert mich auf<br />

Eure Excellenz ghst. zu bitten, dieses<br />

illegale Verfahren gnädigst einzustellen<br />

und ich habe bis auf weiteres dem Kreiskommissar<br />

bedeutet bei diesem Machwerke<br />

von Untersuchung nicht mehr zu<br />

erscheinen…“ Der Kreishauptmann<br />

ging in seiner Stellungnahme aber<br />

noch weiter: „… derjenige untersucht,<br />

ist Richter dessen größter Vortheil es ist,<br />

den Untersuchten schuldig zu finden,<br />

um seinen Platz zu erlangen. Er kann<br />

nicht einmal nach der Gerichts Ordnung<br />

und nach dem Strafgesetze Zeuge<br />

sein, und hier wird er gar als Richter<br />

aufgestellt, und der Kreiscommissar soll<br />

also Platz machen, damit dem alten<br />

Sprichworte zufolge der Wolf den Gänsen<br />

predige…“<br />

Postwendend erhielt der Kreishauptmann<br />

drei Tage später vom<br />

Landespräsidium in Innsbruck einen<br />

scharfen Brief mit klaren Weisungen:<br />

„… Vor allem kann ich Ihnen<br />

mein Befremden über den Ton nicht<br />

<strong>Lorenzner</strong><br />

bote06-<strong>2007</strong><br />

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