Die Mutation - Holofeeling
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„Gleichheit“ benannte Kurve, und zwar ihre einfachste und wichtigste Form, schon kennen;<br />
es ist die Parabel. Ihre Formel lautet in der einfachsten Fassung:<br />
y = x 2<br />
Und genau so wie die Ellipse ist auch die Parabel eine nahe Verwandte des Kreises. Ein<br />
beachtenswerter Unterschied zwischen den beiden leuchtet aber doch auf: Beim Kreis, der ja<br />
nur ein Sonderfall der Ellipse ist, spielt das berühmte π eine große Rolle, bei der Parabel<br />
jedoch nicht! Ihr Flächeninhalt — da sie unendlich ist, sind nur endliche Teilstücke erfassbar<br />
— lässt sich ohne Hilfe dieser transzendenten Zahl direkt angeben! Weiter: Alle Parabeln<br />
haben die gleiche Form. Allgemein lautet die Gleichung der Parabel y 2 = 2 px. Woraus<br />
ersichtlich ist, dass ich hier wieder nur eine einzige willkürlich wählbare Größe habe, nämlich<br />
das p, den sogenannten Parameter der Parabel. Alle Kurven, die ich nach der<br />
Parabelgleichung zeichne, sind demnach einander ähnlich, so dass ich also nur eine einzige<br />
Parabel kennen.<br />
Nun noch schnell zur Parabel als Kegelschnitt. Man erhält sie, wenn man einen Kegel so<br />
schneidet, dass die entstehende Schnittfläche parallel zu einer Erzeugenden des Kegelmantels<br />
dahinzieht. <strong>Die</strong>se Erzeugende ist ferner die einzige Gerade des Kegelmantels, die von dem<br />
Parabelschnitt niemals durchschnitten wird, selbst dann nicht, wenn ich Kegel und<br />
Schnittfläche ins Unendliche vergrößere.<br />
Noch einen Schritt weiter: Führen ich den Schnitt so, dass die Schnittebene mit der Achse des<br />
Kegels parallel läuft, so erhalten ich eine Fläche, die von einer Kurve begrenzt ist, die noch<br />
steiler und eleganter als die Parabel dahinzieht. Sie heißt „der Überfluss“ oder die Hyperbel,<br />
eine ganz merkwürdige Kurve, mathematisch geradezu die Zwillingsschwester der Ellipse,<br />
lediglich durch ein Minuszeichen vor einem Gleichungsglied von dieser verschieden.<br />
<strong>Die</strong> Hyperbelgleichung lautet (in der üblichen Form): (x²/a²) – (y²/b²) =1<br />
Wie man sieht, stimmt sie bis auf das Minuszeichen mit der Gleichung der Ellipse überein.<br />
Aber dieses Minuszeichen wirkt hier geradezu wie schwarze Magie. Ich sagte vorhin, dass die<br />
sogenannte kleine Achse der unendlich lang geratenen Parabel im Unendlichen liege und<br />
unendlich groß sei. Damit ist sie meinem Zugriff entrückt. Aber noch viel weniger greifbar ist<br />
die kleine Achse der Hyperbel, denn sie ist dank der verhängnisvollen Rolle des erwähnten<br />
Minuszeichens „in das Gespensterreich des Imaginären“ entwischt. Was an der Hyperbel<br />
noch verwirrt, ist die Tatsache, dass diese Kurve zwei Äste hat. Sie rühren daher, dass auch<br />
ein Doppelkegel, der sich über seine Spitze hinaus weiter verlängert und verbreitert, von der<br />
Schnittebene ebenfalls getroffen wird. Und mit der Hervorhebung der Tatsache, dass die<br />
Hyperbel, obwohl sie gleich zwei Kegel trifft, im ganzen zwei Gerade der Kegelmäntel nie<br />
schneidet, will ich meinen Eilmarsch durch das Gebiet der Kegelschnitte beschließen.<br />
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