Sartre und die Sowjetunion
Sartre und die Sowjetunion
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<strong>und</strong> kulturelle Stagnation, aber auch weniger Repression <strong>und</strong> weniger aussenpolitische<br />
Abenteuer. Liess 1968 den Prager Frühling mit Waffengewalt beenden, 1979 Einmarsch in<br />
Afghanistan.<br />
Iósif Aleksándrovič Bródskij: 1940-96. Dichter. 1987 Nobelpreis für Literatur. Als Jude aus<br />
der Universität geworfen. Im Nov. 63 wegen Parasitismus angeklagt, im Mrz. 64 zu 5 Jahren<br />
Zwangsarbeit verurteilt. 1965 nach Gesuchen von Evtušénko, Šostakóvič, Tvardóvskij,<br />
Gérman, <strong>Sartre</strong> u.a. begnadigt. 1972 zwangsexiliert unter Verlust der Staatsbürgerschaft.<br />
Lebte dann in den USA, nahm deren Staatsbürgerschaft an <strong>und</strong> schrieb auf Englisch. Wollte<br />
nie mehr nach Russland zurückkehren.<br />
Mihaíl Afanás’evič Bulgákov: 1891-1940. Schriftsteller, v.a. Satiriker. Im Bürgerkrieg auf beiden<br />
Seiten Soldat. Seine Werke wurden ab 1930 nicht mehr veröffentlicht. Nachdem er <strong>die</strong><br />
Führung um Hilfe gebeten hat, rief ihn Stalin persönlich an, worauf er Arbeit erhielt (aber<br />
ohne Publikationsmöglichkeiten). Verstarb an Krankheit (für einmal nicht im Lager oder hingerichtet!),<br />
mit offiziellen Ehren beerdigt. Sein Hauptwerk Máster i Margaríta (Der Meister<br />
<strong>und</strong> Margarita) wurde erst 1966 veröffentlicht.<br />
Nikoláj Aleksándrovič Bulgánin: 1897-1975. 1947-49, 53-55 Verteidigungsminister. 1948-58<br />
Mitglied Politbüro. 1955-58 Ministerpräsident. 1958 von Hruŝëv abgesetzt, nachdem er <strong>die</strong>sem<br />
1957 noch gegen Mólotov/Malenkóv geholfen hatte.<br />
Aleskándr Borísovič Čakovskij: 1913-94. Romancier, Journalist. Chefred. der Innostránnaâ<br />
Literatúra 1955-63, Literatúrnaâ Gazéta 1962-88: wandelte <strong>die</strong>se von einer Zeitung eines<br />
Berufsverbands in eine populäre Zeitung. Sekr. des Schriftstellerverbands 1962-91. KP-<br />
Mitglied seit 1941, Deputat des Obersten Sowjets 1966-89, ZK-Kandidat 1971-86.<br />
Grigórij Naúmovič Čuhráj: 1921-2001. Kinoregisseur. Stu<strong>die</strong>rte bei Romm. Bekannt für seine<br />
Antikriegsfilme Sórok pérvyj (1956) <strong>und</strong> v.a. Balláda o soldáte (1959).<br />
Marína Ivánovna Cvetáeva: 1892-1941. Eine der bedeutendsten russischen Dichterinnen.<br />
Fasziniert von den Symbolisten Bélyj <strong>und</strong> Blok. Lebte im Bürgerkrieg in Moskau mit Sympathien<br />
für <strong>die</strong> Weissen, bei denen ihr Mann kämpfte. 1922-37 im Exil in Berlin, Prag, Paris.<br />
Rückkehr, da ihr Mann vom weissen Soldaten zum NKVD-Spion wurde. Elend <strong>und</strong> Verzweiflung<br />
(ihr Mann wurde als Spion erschossen) trieben sie in den Selbstmord.<br />
Ûlij Márkovič Danièl’: Pseudonym Nikoláj Aržák. 1925-88. Jude. Schriftsteller, Übersetzer,<br />
Dissident. Verhaftet 1965, 1966-70 in Lagerhaft wg. „antisowjetischer Tätigkeit“ (er hatte vor<br />
der Rückkehr des Personenkults gewarnt). Weigerte sich zu emigrieren.<br />
Pëtr Nílovič Démičev: 1918-2010. Politiker. ZK-Sekretär (f. Kultur/Propaganda) 1961-74.<br />
Mitglied Politbüro 1964-88. Kulturminister 1974-86.<br />
Efím Âkóvlevič Dóroš: 1908-72. Schriftsteller. In Redaktionen von Lit.zs. (Známâ 1954-56,<br />
Moskvá 1957-58, Nóvyj Mir 1967-70). Sein Derevénskij dnévnik (1958, neuherausgegeben<br />
1963) befasste sich mit der Misere der sowjetischen Kolhózniki. Verteidigte 1966 Sinâvskij<br />
<strong>und</strong> Danièl’. Liebte auch moderne Lit. (Brecht, Kafka). Sprach leider kein Franz., doch <strong>Sartre</strong><br />
traf ihn oft.<br />
Vladímir Dmítrievič Dudíncev: 19918-98. Schriftsteller. Obwohl adliger Abstammung im Zweiten<br />
Weltkrieg zuerst Kompaniekommandant, nach schwerer Verw<strong>und</strong>ung Militärstaatsanwalt,<br />
nach dem Krieg Korrespondent der Komsomólskaâ Právda. Erregt mit seinem ersten Roman<br />
Na hlébom edínym (1956/57) <strong>und</strong> der darin enthaltenen Kritik an der Wirtschaftsbürokratie<br />
der Ärger der Partei, selbst Hruŝëvs.<br />
Sérgej Mihájlovič Èjzenštéjn: 1898-1948. Sowjetischer Regisseur (u.a. Panzerkreuzer Potmekin).<br />
V.a. auch wegen seiner innovativen Montagetechnik einer der größten Regisseure<br />
der Filmgeschichte. 1928-32 in Europa <strong>und</strong> Amerika. Stalinpreis 1941, 1946. Trotz Kritik Stalins<br />
unter dessen Schutz.<br />
Il’â Grigór’evič Èrenbúrg (Ehrenburg): 1891-1967. Journalist (1908-40 meist im Ausland, v.a.<br />
in Paris), Romanschriftsteller. Parteilos. Erst nach 1931 eindeutig pro-sowjetische Stellung-<br />
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