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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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II. Komplexe Netzwerke<br />

Alles was wir über den zu rekonstruierenden Gegenstand wissen, erfahren wir<br />

deshalb nur aus Dokumenten.<br />

Im Gegensatz zu wissenschalichen Zeitschrienartikeln, sind diese Dokumente<br />

aber o sehr schwer zu umschreiben:<br />

In der klassischen Zitateanalyse sind die Dokumente sowie die Beziehungen<br />

zwischen ihnen klar abgrenzt. Knoten im Netzwerk der wissenschalichen Zitate<br />

sind die einzelnen Artikel. Links sind die einzelnen expliziten Zitate. Jeder Artikel<br />

besitzt neben dem Titel einen oder mehrere Autoren, ein Erscheinungsdatum<br />

sowie einen Erscheinungsort. Die Dimensionen Person, Zeit <strong>und</strong> Ort sind damit<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich bekannt. Die Verarbeitung der Information ist in der Regel beschränkt<br />

auf das Wiedererkennen von vorhandenen Eigenschaen.<br />

Bei historischem Material ist man im Gegensatz dazu gezwungen, alle möglichen<br />

Unbekannten mit einzurechnen. Die Explikation der Information ist zum Grossteil<br />

ein rekonstruktiver Prozess. Zum einen sind die meisten Dokumente nicht vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> einer bereits festgelegten Definition, wie den Abkürzungsregeln<br />

des DAI oder den editorischen Vorgaben einer wissenschalichen Zeitschri<br />

entstanden. Zum anderen sind die wenigsten Dokumente in ihrem Ursprungszustand<br />

erhalten. Die Dimensionen Person, Zeit <strong>und</strong> Ort, sowie sogar des Dokumentobjekts<br />

selbst, sind in der Regel nicht vollständig bekannt. Man kennt mal das eine<br />

Detail, mal das andere.<br />

Der wichtigste Weg, die entsprechenden Informationen zu rekonstruieren ist die<br />

Beobachtung von korrelierenden Kriterien. Diese müssen zum Zweck der Korrelation<br />

in expliziter Form vorliegen. Will man nicht nur ein einziges Kriterium<br />

beobachten, so bietet sich die Abbildung in einem komplexen Netz wie kein<br />

anderes Werkzeug an.<br />

Das komplexe Netz erlaubt nicht nur die Explikation der oben genannten Dimensionen,<br />

sondern auch Kombinationen derselben in Form von Ereignissen <strong>und</strong><br />

Perioden. Ein Ereignis wird dabei definiert <strong>als</strong> das Zusammentreffen verschiedener<br />

Dimensionen an einem Punkt. Eine Periode besteht aus einer Ausdehnung in einer<br />

oder mehreren Dimensionen.<br />

Aus dem Zusammenwirken aller Faktoren lassen sich einzelne unbekannte Dimensionen<br />

zum Teil ergänzen, was eventuell wiederum Einfluss auf das Zusammenwirken<br />

in einem größeren Zusammenhang hat.<br />

Der entscheidende Vorteil des komplexen Netzes, gegenüber anderen Modellen<br />

ist die Ausnutzung einer auf den ersten Blick wahrgenommenen Schwäche: Will<br />

man Information aus dem Netzwerk beziehen, so muss man sie aus den darin<br />

enthaltenen expliziten Einzelteilen zusammenbauen. Die Anzeige muss zur Erhaltung<br />

der Explikation stets dynamisch gehalten werden. Der Vorteil ist, dass jede<br />

noch so kleine Änderung stets in die aktuelle Anzeige einfließt.<br />

Im Zulassen dieser Dynamik steckt die besondere Stärke des Modells. Jede Repräsentation<br />

ist in der Anzeige prinzipiell nur für den Moment der weiteren Bearbeitung<br />

fixiert. Sie ist <strong>als</strong> momentaner zeitgeb<strong>und</strong>ener Stand der Dinge anzusehen.

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