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Rezeption und Tradierung als Komplexes ... - Maximilian Schich

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II. Komplexe Netzwerke<br />

Anders ausgedrückt, ist es zwar legitim <strong>und</strong> sogar notwendig von einer einzigen<br />

realen Außenwelt 54 auszugehen, trotzdem ist es aber unumgänglich die Multiplizität<br />

der Vorstellungen über diese Welt zu berücksichtigen. Die Form der Datenablage<br />

sollte daher wie beim CENSUS immer von den vorhandenen Quellen<br />

ausgehen, <strong>und</strong> nicht am grünen Tisch definiert werden.<br />

Das komplexe Netzwerk wird in dieser Arbeit aus drei Gründen <strong>als</strong> Datenablage<br />

gewählt. Erstens kann es beim heutigen Stand der Technik alle anderen Modelle<br />

abbilden, zweitens bindet es nicht an eine schwer umdefinierbare Struktur <strong>und</strong><br />

driens bietet es die ideale Gr<strong>und</strong>lage zur Erforschung von Netzwerkstrukturen<br />

wie denen der <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> der <strong>Tradierung</strong>.<br />

Die klassischen Formen einer Datenbank, sind alle innerhalb eines komplexen<br />

Netzes abbildbar. Sowohl die Vorstellung einer großen Sammlung von Karteikarten,<br />

eines Aktenschrankes oder eines hierarchischen Baumes, wie auch die<br />

klassischen relationalen oder objektorientierten Datenmodelle, können heute mit<br />

dem Netzwerkmodell erschlagen werden. 55 Alle genannten Repräsentationsarten<br />

lassen sich <strong>als</strong> ein vereinfachtes oder rigide definiertes Netzwerk vorstellen.<br />

Wie bei objektorientierten Datenbanken lassen sich in komplexen Netzen Objektklassen,<br />

Vererbung von Eigenschaen oder verschiedene Anzeigeformen definieren.<br />

Ein wertvoller Unterschied zum objektorientierten Modell ist die Möglichkeit,<br />

sich gegebenenfalls einfach gegen eine der definierten Regeln zu stellen:<br />

Ein Lokalitätslink lässt sich zum Beispiel nicht nur zwischen Klassen herstellen,<br />

die <strong>als</strong> Ausgangspunkt oder Zielpunkt des Links definiert sind.<br />

Eine Brille kann auch gegen die Regel mit demselben Lokalitätslink auf dem Kopf<br />

ihres Trägers verortet werden wie an einem geographischen Ort. Eine Person fungiert<br />

so ausnahmsweise <strong>als</strong> Lokalität. 56<br />

Selbst relativ hart gesoene Verfechter des Netzwerkmodells wenden hierzu ein,<br />

dass man so etwas nicht machen sollte <strong>und</strong> behalten aus editorischer Sicht sicher<br />

Recht. 57 Schließlich kann man mit diesem Vorgehen eine Datensammlung sehr<br />

leicht ins Chaos stürzen. Generell erlaubt diese Eigenscha des Netzwerkmodells<br />

jedoch, bei Zeiten gegen den Strich zu denken – Da jeder in seinem Kopf in analoger<br />

Weise denken kann was er will, ist dieses regelwidrige Vorgehen realistischer<br />

<strong>als</strong> die Einschränkung auf definierte <strong>und</strong> geerbte Regeln.<br />

Modellierung des CENSUS<br />

Im Folgenden wird der Auau des CENSUS kurz vorgestellt sowie einige Teilaspekte<br />

genauer beleuchtet. Im Vordergr<strong>und</strong> stehen dabei im speziellen die Monumente<br />

<strong>und</strong> Dokumente, da <strong>Rezeption</strong> <strong>und</strong> <strong>Tradierung</strong> Bezüglichkeiten zwischen<br />

diesen Objektarten darstellen. Die komplexe Netzwerkstruktur des CENSUS<br />

vollständig zu dokumentieren <strong>und</strong> das Potenzial zu erläutern, das über das relationale<br />

Ursprungsmodell hinausgeht, ist nicht Aufgabe der vorliegenden Arbeit.<br />

Dies ist <strong>und</strong> wird an anderer Stelle geschehen. 58

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