Frohe Ostern - Gemeinde Schöfweg
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Meine Zeit in<br />
Schöfweg<br />
von Dr. Martin Ulbrich<br />
Mein beruflicher Werdegang hatte<br />
mich bereits 1994 nach Niederbayern,<br />
nämlich in den Landkreis Passau,<br />
geführt. Nach Abschluß meiner<br />
Ausbildung zum Allgemeinarzt machte<br />
ich mich auf die Suche nach einer<br />
Tätigkeit in einer Landarztpraxis.<br />
Während einer Mitarbeit in einer<br />
Praxis im Landkreis Freyung-Grafenau<br />
ergaben sich Kontakte zu Dres. Schoder<br />
in Schöfweg, und ich begann dort meine<br />
Mitarbeit im Mai 1998; zum Januar<br />
1999 erfolgte dann mein Einstieg in die<br />
Gemeinschaftspraxis.<br />
Es war zunächst alles neu und anders,<br />
aber ich habe mich rasch vertraut<br />
gemacht, und die vom Donautal<br />
deutlich abgesetzte höhere Lage an den<br />
Nordausläufern des Brotjacklriegels<br />
und das rauhere Klima und die langen<br />
schneereichen Winter hatten für mich<br />
schon in den ersten Monaten etwas von<br />
einem martialisch-romantischen Reiz.<br />
Noch heute erzähle ich gelegentlich<br />
Freunden, Bekannten und Verwandten<br />
von dem Jahrhundertwinter 2006,<br />
als Schöfweg mehr in als mit den<br />
Schneemassen in der Süddeutschen<br />
Zeitung mit einer beeindruckenden<br />
Photographie gewürdigt wurde. (Ich<br />
muß gestehen, daß ich in Schöfweg das<br />
unverschämte Glück hatte, für nicht viel<br />
Schneeräumarbeiten zuständig zu sein.)<br />
Schöfweg wurde mir vertraut, ich<br />
wurde heimisch.<br />
Dazu haben besonders die Menschen<br />
hier beigetragen, die mir vorbehaltlos<br />
begegneten und auch nicht verschreckt<br />
waren vor einem Doktor mit schlechtem<br />
Bayerisch. In welchem Maße sich meine<br />
Sprachfertigkeit gebessert hat, sei<br />
dahingestellt – zumindest hat mich auch<br />
das Waldlerische mit seinen urigen,<br />
kraftvollen und bildhaften Ausdrücken<br />
bald eingenommen.<br />
Der eine oder andere Patient oder<br />
Angehörige wird sich vielleicht<br />
erinnern, wie ich - vor allem bei Hausbesuchen,<br />
aber gelegentlich auch sonst - bei dem einen<br />
und anderen Ausdruck nachgefragt und<br />
ihm nachgesprochen und die Redewendung<br />
schließlich auch notiert habe; und vielleicht<br />
auch erinneren, wie ich mich ganz besonders<br />
für den sprachlichen Ursprung, also für<br />
die Sprachwurzel und den Wortstamm<br />
interessiert habe; manche Spur ließ sich nicht<br />
verfolgen. (Beispielsweise bei den Wörtern<br />
„siere“/“sieri“, „klandarat“/“klondarat“ oder<br />
„kriecharlblau“.)<br />
Was nun?<br />
Dres. Schoder sind älter als ich, und seit<br />
einiger Zeit bewegten die Gedanken, wie es<br />
mit unserer Praxis weitergeht. Dabei wurden<br />
verschiedene Möglichkeiten durchgespielt:<br />
wie wäre es, wenn sich trotz dem Phänomen<br />
des vom Aussterben bedrohten Landarztes<br />
doch ein Kollege fände, mit dem ich die Praxis<br />
weiterführen könnte? oder könnte ich im<br />
Falle erfolgloser Suche die Schöfweger Praxis<br />
alleine stemmen (freilich mit Abstrichen<br />
in der Intensität der Patientenbetreuung<br />
und Hausbesuchstätigkeit)? Oder wäre eine<br />
Unterstützung mit ein, zwei auf Teilzeit<br />
angestellten Ärzten, die selber eine eigene<br />
Niederlassung scheuen, möglich?<br />
Bei diesem Abwägen mit Einbezug der<br />
familiären Situation sind wir schließlich auf<br />
eine ganz andere Lösung gekommen:<br />
Unsere Eltern leben südlich von München.<br />
Trotz der Entfernung waren sie uns all<br />
die Jahre eine große Hilfe. Im Heimatort<br />
meiner Lebensgefährtin hat sich jetzt die<br />
Möglichkeit ergeben, eine freiwerdende<br />
Allgemeinarztpraxis zu übernehmen.<br />
Im Interesse der Familien wollen wir so<br />
nach Oberbayern zurückkehren, und ich<br />
werde, so schwer es mir fällt, nach nahezu<br />
fünfzehn Jahren meine Landarzttätigkeit in<br />
Schöfweg zum 01.04.2013 beenden.<br />
Ab April wird nun ein Kollege als<br />
angestellter Arzt in der Schöfweger<br />
Gemeinschaftspraxis mitarbeiten mit der<br />
Absicht, die Praxis zu übernehmen und<br />
später mit seiner Ehefrau, die auch Ärztin<br />
ist, weiterzuführen.<br />
Daß so der landärztliche Standort in<br />
Schöfweg gesichert bleibt, ist für mich und<br />
uns mehr als erfreulich – es kam für uns nur<br />
schneller als erwartet..