inpuncto: 75 Jahre Pastoralamt
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Arbeitsplatz <strong>Pastoralamt</strong><br />
„Ich fühle mich<br />
hier wertvoll“<br />
„Die Stimme“:<br />
Monika Aufreiter aus<br />
Windhaag bei Freistadt<br />
ist seit 34 <strong>Jahre</strong>n<br />
Telefonistin im<br />
<strong>Pastoralamt</strong>. KIZ/CG<br />
Ob 30 <strong>Jahre</strong>, drei <strong>Jahre</strong> oder<br />
neun Monate – wer im<br />
<strong>Pastoralamt</strong> arbeitet, fühlt<br />
sich wohl. Zwei Frauen und<br />
ein Mann erzählen, warum.<br />
CHRISTINE GRÜLL<br />
Monika Aufreiter hatte Glück. Kaum<br />
hatte sie ihre Ausbildung im<br />
Bundes-Blindenerziehungsinstitut<br />
in Wien absolviert, konnte sie als Telefonistin<br />
im <strong>Pastoralamt</strong> beginnen. Sie war bestens<br />
auf die Telefonanlage speziell für Blinde<br />
vorbereitet. Das ist 34 <strong>Jahre</strong> her. Seitdem<br />
hat Monika Aufreiter tausende von Anrufen<br />
entgegengenommen und an die jeweilige<br />
Abteilung weitervermittelt.<br />
Einfach nur zuhören. „Ich habe das<br />
Gefühl, dass ich den Menschen mit Geduld<br />
begegne“, sagt Monika Aufreiter bei einem<br />
Besuch in ihrem Büro im Erdgeschoß. Sie<br />
ist oft der erste Kontakt, den Anrufer/innen<br />
mit dem <strong>Pastoralamt</strong> haben, und es ist ein<br />
freundlicher. Das wusste auch eine Frau zu<br />
schätzen, die am Telefon über Gott und die<br />
Welt und im Besonderen über den hohen<br />
Kirchenbeitrag schimpfte. „Schließlich sagte<br />
sie, sie würde den Beitrag einzahlen, weil ich<br />
ihr zugehört habe“, erinnert sich Monika<br />
Aufreiter. Sie ist eine der Ersten, die den<br />
Unmut über Kirchenskandale von außen abbekommt.<br />
Sie hat aber auch ein Gespür für<br />
die Stimmung im Haus. Denn in den letzten<br />
30 <strong>Jahre</strong>n hat sich einiges verändert. „Früher<br />
waren alle im Haus ganztags angestellt und<br />
hatten mehr Zeit für ein Gespräch“, sagt<br />
die Telefonistin. Jetzt arbeiten viele, vor<br />
allem Frauen, halbtags, der Stress ist mehr<br />
geworden. Trotzdem weiß Monika Aufreiter,<br />
die sehr oft von Windhaag bei Freistadt zu<br />
ihrem Linzer Arbeitsplatz pendelt, das Klima<br />
im Haus zu schätzen.<br />
Als Arbeitnehmerin gut aufgehoben.<br />
Monika Aufreiter fühlt sich gut aufgehoben<br />
im <strong>Pastoralamt</strong>. Während der Schulzeit in<br />
Windhaag ließ ihre Sehkraft nach, und sie<br />
kam zur Ausbildung ins Blindeninstitut in<br />
den zweiten Wiener Gemeindebezirk. Im<br />
Oktober 1980 fing sie im Diözesanhaus, das<br />
erst einige Monate zuvor fertiggestellt worden<br />
war, zu arbeiten an. „Im <strong>Pastoralamt</strong> wird<br />
man nicht hängen gelassen“, meint Monika<br />
Aufreiter. Vor einigen <strong>Jahre</strong>n musste die<br />
hauseigene Druckerei geschlossen werden,<br />
doch alle Beschäftigten konnten auf andere<br />
Arbeitsplätze vermittelt werden. Darüber<br />
hat sich Monika Aufreiter gefreut, denn sie<br />
kennt jeden und jede im Haus. Auch Viktoria<br />
Schapfl.<br />
EIne gute „Grußkultur“. Viktoria Schapfl<br />
ist 18 <strong>Jahre</strong> alt und hat in ihrer dreijährigen<br />
Lehrzeit verschiedene Abteilungen im Haus<br />
kennengelernt. Bei einem Kaffee kommt sie<br />
ins Schwärmen: Sie mag die Betriebskultur<br />
und den Zusammenhalt, der sich bei Betriebsausflug<br />
und Sommerfest oder bei den<br />
Gottesdiensten jeden Donnerstag im Haus<br />
bemerkbar macht. Viktoria Schapfl schätzt<br />
die „Grußkultur“ und die Hilfsbereitschaft<br />
der Abteilungen untereinander. „Die zwischenmenschliche<br />
Ebene spielt eine große<br />
Rolle. Man fühlt sich hier wertvoll“, sagt<br />
Viktoria Schapfl mit einem Lob für ihre<br />
Vorgesetzten. Sie kennt es auch anders. In<br />
einem Betrieb, in dem sie gearbeitet hat,<br />
riskierten die Angestellten ihren Job, wenn<br />
sie etwas unbedacht äußerten.<br />
Eine neue Aufgabe gefunden. Seit Juni ist<br />
Viktoria Schapfl Pfarrsekretärin in Eferding.<br />
Für ihre neue Aufgabe fühlt sich die junge<br />
Frau gut ausgebildet, nicht zuletzt, weil sie<br />
viele Menschen mit unterschiedlichen Cha-<br />
Anekdoten<br />
„Hausmeister“ würde man in Wien zu<br />
ihm sagen. „Diözesanhausverwalter“<br />
heißt sein Job in Linz. Ferdinand<br />
Aichinger ist für das gemeinsame<br />
Haus von <strong>Pastoralamt</strong> und Caritas<br />
Oberösterreich verantwortlich.<br />
Da weiß er somanche Geschichte zu<br />
erzählen, die zeigt, dass es in diesem<br />
kirchlichen Haus recht menschlich zugeht.<br />
Ferdinand Aichinger sorgt als<br />
Hausverwalter, dass alles gut läuft<br />
im Diözesanhaus. KIZ/MF<br />
Der Bischof und<br />
die Zwetschkenknödel<br />
Da hat einmal Bischof Maximilian Aichern<br />
angerufen. Er möchte im Diözesanhaus eine<br />
Besprechung halten und dann zum Essen<br />
noch bleiben – was es denn heute gebe.<br />
Damals wurde im Haus noch frisch gekocht.<br />
Ferdinand Aichinger rief von der Portierloge<br />
hin über in die Küche: „Franz, was gibt<br />
es denn heute? – Der Bischof möchte bei<br />
uns essen?“. „Zwetschkenknödel“, kam die<br />
Antwort aus der Küche, „aber ich kann ihm<br />
auch etwas mit Fleisch machen.“<br />
Bischof Maximilian hatte das Gespräch gehört<br />
und winkte ab: „Nein, nein, er soll nur<br />
eine ordentlich Rein voll machen.“ Einfache<br />
6 <strong>75</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Pastoralamt</strong>