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wissenstransfer als balanceakt sfb 580 - SFB 580 - Friedrich-Schiller ...

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Sozialwissenschaften References Literatur und<br />

gesellschaftliche Praxis<br />

ein durch Naturwissenschaft, Verhaltensforschung,<br />

Ethnologie wie durch die Vielfalt<br />

geschichtlicher Erfahrung entdogmatisiertes<br />

Menschenbild. Es wird die klare normative<br />

Profilierung schuldig bleiben, auf die sich<br />

die wissenschaftliche Anwendung auf die<br />

Praxis, etwa im Sinne des ‚social engineering’<br />

(soziale Neuordnung), stützen möchte. Aber<br />

es ist ein kritisches Maß, das das Handeln des<br />

Menschen vor vorschnellen Wertungen und<br />

Abwertungen befreit und seinen Zivilisationsweg<br />

an sein Ziel erinnern hilft, der - sich selbst<br />

überlassen - weniger und weniger ein Weg zur<br />

Beförderung der Humanität zu werden droht.<br />

So, und nur so, dient die Wissenschaft über<br />

den Menschen dem Wissen des Menschen<br />

von sich selbst und damit der Praxis“ (Gadamer<br />

1993, S. 49).<br />

2. Al lta g, Wissenschaft u n d Profession:<br />

e i n e s o z i o l o g i s c h e Ab g r e n z u n g<br />

Wir gehen nun über zu soziologischen Perspektiven.<br />

Wir beginnen mit einer phänomenologisch<br />

orientierten Wissenssoziologie,<br />

deren Ton wir bereits mit einer Erwähnung<br />

Hans Georg Gadamers angeschlagen haben.<br />

Alltagsmenschen, Wissenschaftler und Professionelle<br />

haben demnach eines gemeinsam:<br />

dass sie Wirklichkeit deutend erschließen<br />

(Berger & Luckmann 1969). In ihren Zielsetzungen<br />

unterscheiden sie sich<br />

allerdings erheblich:<br />

Seite page 14<br />

• Für den Alltagsmenschen ist die<br />

Deutungsanstrengung erledigt,<br />

wenn das das Handeln blockierende Problem<br />

erschlossen und durch entsprechende<br />

Aktionen beseitigt ist. Würde er jedem<br />

Problem auf den Grund gehen wollen,<br />

wäre er bald handlungsunfähig (Schütz<br />

1971, Mead 1972).<br />

• Anders sieht es in der Wissenschaft aus.<br />

Hier ist das Problem <strong>als</strong> ausschließlich<br />

Einzelnes nicht bedeutsam. Stattdessen<br />

geht es darum, wissenschaftliche Erfahrung<br />

auf ein Allgemeines hin zu gewinnen.<br />

Je nach wissenschaftlicher Richtung<br />

ist das Einzelne unter das Allgemeine zu<br />

subsumieren oder aber, wie in der fallrekonstruktiven<br />

Forschung, Ausgangspunkt<br />

für die Gewinnung allgemeiner Erkenntnisse.<br />

Wissenschaft ist darüber hinaus<br />

prinzipiell unabgeschlossen - immer geht<br />

es darum, neue Erkenntnisse zu gewinnen<br />

und damit frühere Erkenntnisse zu überbieten.<br />

Während <strong>als</strong>o die Wissenschaft<br />

ihrer Natur nach kein gesichertes bzw.<br />

immer nur vorläufig gesichertes Wissen<br />

zu bieten hat, zielt die Lebenspraxis auf<br />

Entscheidungen im Hier und Jetzt.<br />

Wenn aber Alltag und Wissenschaft so weit<br />

auseinander liegen: wo ist dann die Brücke<br />

zwischen beiden zu suchen? In ihrer Studie<br />

über die amerikanische Universität und die<br />

„professional schools“ führen Parsons und<br />

Platt (Parsons und Platt 1990) folgendes aus:<br />

Die alte Universität bestand zunächst aus den<br />

Fachgebieten Theologie, Philosophie, Recht<br />

und Medizin. Sie veränderte sich, <strong>als</strong> die Ausbildung<br />

von Wissenschaftlern für Forschung<br />

und Lehre von der Ausbildung für praktische<br />

akademische Berufe getrennt wurde. Damit<br />

bildete sich folgende Differenzierung heraus:

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