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Abstract zum Dissertationsprojekt: Medialisierung der ...

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Politikwissenschaft und führt hier zu einer Erweiterung <strong>der</strong> Perspektive, da nach übergreifenden<br />

Regeln gesucht wird (Kerchner 2006: 159 f.). In Skandinavien ist die Kombination von System- und<br />

Diskurstheorie weit verbreitet (Åkerstrøm An<strong>der</strong>sen 2003; Borch 2003, 2005; Pottage 1998)<br />

Da in dieser Studie zentral nach einem Wandel <strong>der</strong> Regierungskommunikation gefragt wird, „rücken<br />

die diskursiven Mechanismen, die Formen <strong>der</strong> Diffusion von Wissen, <strong>der</strong> Erzeugung von neuem Wissen<br />

und <strong>der</strong> gezielte Transfer von Wissen, das Marketing, die Diskursstrategien einzelner Akteure in den<br />

Vor<strong>der</strong>grund.“ (Nullmeier 2001: 309) Wandel <strong>der</strong> Regierungskommunikation wird in diesem Sinne<br />

auch als strategische Reaktion <strong>der</strong> Bundesregierung verstanden und soll nicht nur bloßes Reagieren<br />

auf exogene Faktoren implizieren – eine aktive Rolle wird also vorausgesetzt 3 .<br />

Methodisches Vorgehen<br />

Um oben ausgeführten Fragen auf theoretischer und methodischer Basis zu entsprechen, wurde ein<br />

Forschungsdesign mit qualitativen und quantitativen Methoden entworfen. Aufgrund des explorativen<br />

Ansatzes <strong>der</strong> Untersuchung liegt <strong>der</strong> Schwerpunkt auf qualitativen Daten. Die Kombination von<br />

System- und Diskurstheorie sowie eine daran anschließende Diskursanalyse machen dies zu einem<br />

sinnvollen Vorgehen 4 . Das bedeutet, dass vor allem nach dem „Wie“ <strong>der</strong> Abläufe von<br />

Regierungskommunikation und den Austauschprozessen mit Journalisten und <strong>der</strong>en<br />

Institutionalisierungen, Regeln und Verfahren gesucht wird.<br />

In einem ersten Schritt wurde <strong>der</strong> Zugang <strong>zum</strong> Feld über ein quantitatives Online-Survey (n=49)<br />

(Feldzeit: 16.11.2008-23.2.2009) erschlossen. Zielgruppe waren die bei <strong>der</strong> Bundesregierung<br />

beschäftigten Sprecher und Öffentlichkeitsarbeiter. Bisher wurden Häufigkeitsauszählungen<br />

durchgeführt, weitere zu Streuungsmaßen und Varianz bzw. Homogenität des Samples werden folgen.<br />

In einem zweiten Schritt wurden 35 Experteninterviews mit Regierungssprechern und<br />

Hauptstadtkorrespondenten sowie PR-Beratern (Feldzeit: 12.3.-23.3. 2009) geführt und transkribiert.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswertung dieser Daten wie auch <strong>der</strong> Primärquellenanalyse (Haushaltspläne,<br />

Geschäftsordnung <strong>der</strong> Bundesregierung, Bundesverfassungsgerichtsurteile, Zeitungsartikel, etc.) wird<br />

auf die „Grounded Theory“ (Strauss, Corbin 1999) zurückgegriffen. Dabei werden übergreifende<br />

Deutungsmuster vor allem im Sample <strong>der</strong> Interviews gesucht (Nullmeier 2001; Keller 2007). Bisher<br />

wurden zwei durch Zufallsprinzip ausgewählte Interviews einer ersten Analyse unterzogen, um ein<br />

induktives Kategoriensystem für die Analyse <strong>der</strong> restlichen Daten zu gewinnen.<br />

Erste Ergebnisse, die noch weiter am Material verdichtet werden müssen, sind: Es zeigt sich eine hohe<br />

Kontinuität in den Instrumenten und Vorgehensweisen <strong>der</strong> Akteure <strong>der</strong> Regierungskommunikation,<br />

welche von Journalisten als nicht mehr zeitgemäß gesehen werden (Pressemitteilungen und<br />

Pressekonferenzen). Strukturell liegt die Ausstattung <strong>der</strong> Pressestellen sowohl laut Aussage <strong>der</strong><br />

Gesprächspartner als auch laut finanzieller Ausstattung deutlich unter dem, was sich<br />

Öffentlichkeitsarbeiter vorstellen und vor allem in <strong>der</strong> Wirtschaft für PR ausgegeben wird. Dies wird<br />

teilweise kompensiert durch zeitlich begrenzte Informationskampagnen (Beratung im Rahmen von<br />

Projekten: 40 Prozent), Werksverträge mit professionellen Beratern (66,7 Prozent) sowie<br />

kostengünstige Informationskanäle wie das Internet. Die Mehrheit (88,9 Prozent) empfindet eine<br />

Zunahme <strong>der</strong> Geschwindigkeit, die sich unterschiedlich auf den Arbeitsalltag auswirkt (jeweils 47,2<br />

Prozent für „ja“ bzw. „nein“). Konkrete Instrumente wie „Rapid Response“ werden als „sehr<br />

wichtig“ und „wichtig“ eingeschätzt (75 Prozent). Die Selbstwahrnehmung des Bundespresseamtes<br />

als Dienstleister <strong>der</strong> Bürger hat sich erweitert und wurde vor allem durch die zunehmende Bedeutung<br />

des Internets vorangetrieben (72,2 Prozent sprechen dem Internet hohe Bedeutung zu).<br />

Insofern stelle ich vorläufig fest, dass sich an Prozessen <strong>der</strong> Regierungskommunikation selbst weniger<br />

geän<strong>der</strong>t hat als zunächst vermutet. Es hat sich vielmehr ein technologischer Wandel vollzogen; dieser<br />

zeigt sich allerdings massiv. Die Austauschbeziehungen zwischen Politik und Medien werden davon<br />

mittelbar tangiert: So hat die Vertraulichkeit <strong>der</strong> Hintergrundkreise laut Aussage <strong>der</strong> Interviewpartner<br />

durch den Umzug nach Berlin abgenommen, informelle Formen <strong>der</strong> Kommunikation sind<br />

3 Vgl. Jun 2009: 24, <strong>der</strong> sich allerdings auf die politischen Parteien bezieht.<br />

4 „Diskursanalyse ist (…) die Untersuchung gesellschaftlicher Dominanzverhältnisse, eine differenzierte und<br />

kleinteiligere Herrschaftsanalyse unter stärkerer Einbeziehung <strong>der</strong> kulturellen Sinnelemente.“ (Nullmeier 2001: 306)

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