Ultimately this is about our world as a global comm - Fremdheit und ...
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AP 3/2008<br />
Arbeitspapiere des Teilprojektes B8 im SFB 600<br />
Chr<strong>is</strong>tine Wetzel<br />
„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity”:<br />
Die e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Wende in der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong><br />
Sonderforschungsbereich 600 "<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut"<br />
Lehrstuhl für Internationale Beziehungen <strong>und</strong> Außenpolitik<br />
Universität Trier
AP 3/2008<br />
Arbeitspapiere des Teilprojektes B8 im SFB 600<br />
Chr<strong>is</strong>tine Wetzel<br />
„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity”:<br />
Die e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Wende in der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong><br />
Sonderforschungsbereich 600 "<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut"<br />
Teilprojekt B8: "Binnenstaatliche Wohlfahrtsstaatskonstruktionen <strong>und</strong> internationale<br />
Armutsbekämpfung: Die EU als entwicklungspolit<strong>is</strong>cher Akteur"<br />
Lehrstuhl für Internationale Beziehungen <strong>und</strong> Außenpolitik<br />
Universität Trier<br />
54286 Trier<br />
Tel.: +49 (0)651/201-3103<br />
Fax: +49 (0)651/201-3293<br />
E-mail: wetz2c01@uni-trier.de
ABSTRACT<br />
Eine Außenpolitik zu betreiben, die stärker als b<strong>is</strong>her e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Charakter haben sollte – d<strong>as</strong><br />
versprach die Lab<strong>our</strong>-Regierung 1997 bei ihrem Amtsantritt. Dieser Beitrag untersucht, ob<br />
d<strong>as</strong> Versprechen in der Entwicklungspolitik gegenüber Subsahara-Afrika, speziell Malawi,<br />
Nigeria <strong>und</strong> Kenia, eingelöst wurde. Er fragt wie Entwicklungshilfe vergeben wurde <strong>und</strong><br />
welche Motive dabei eine Rolle gespielt haben. Der Untersuchung liegt dabei eine Vorstellung<br />
von Ethik zugr<strong>und</strong>e, die sich an der Engl<strong>is</strong>chen Schule orientiert. Demnach muss<br />
‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ nicht nur ‚altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch’ bedeuten; vielmehr <strong>is</strong>t Großbritannien auch berechtigt unter<br />
bestimmten Bedingungen Eigeninteressen zu verfolgen. Besondere Berücksichtigung erfährt<br />
in diesem Zusammenhang d<strong>as</strong> Interesse der internationalen Gemeinschaft als Werte- <strong>und</strong><br />
Solidargemeinschaft: Denn Freiheit, Sicherheit <strong>und</strong> Prosperität des eigenen Landes sind im<br />
Zuge <strong>global</strong>er Interdependenz mit den Lebensbedingungen der Menschen anderswo <strong>und</strong><br />
insbesondere in Subsahara-Afrika – dem notor<strong>is</strong>chen Kr<strong>is</strong>enkontinent – verknüpft. Damit<br />
profitiert von einer effektiven Entwicklungspolitik nicht nur die Bevölkerung Afrik<strong>as</strong>,<br />
sondern die internationale Gemeinschaft als Ganze, <strong>und</strong> damit letztlich auch Großbritannien.<br />
Eine derartige Politik <strong>is</strong>t eine Politik des ‚aufgeklärten Selbstinteresses’ – <strong>und</strong> sie <strong>is</strong>t e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch.<br />
Dieser Beitrag zeigt, d<strong>as</strong>s die Lab<strong>our</strong>-Regierung tatsächlich in vielerlei Hinsicht eine solche<br />
Entwicklungspolitik umgesetzt hat.<br />
Chr<strong>is</strong>tine Wetzel (M.A.),<br />
Jahrgang 1982, studierte an den Universitäten Trier <strong>und</strong> Lanc<strong>as</strong>ter (UK) Politikw<strong>is</strong>senschaft<br />
<strong>und</strong> Medienw<strong>is</strong>senschaft. Sie <strong>is</strong>t Doktorandin im SFB 600 „<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut“ an der<br />
Universität Trier <strong>und</strong> Mitarbeiterin im Projekt MIGRAPOL am Centre d’Etudes de Populations,<br />
de Pauvreté et de Politiques Socio-Économiques (CEPS/INSTEAD) in Differdange,<br />
Luxemb<strong>our</strong>g. In ihrer D<strong>is</strong>sertation untersucht sie die Auswirkungen von Migration auf d<strong>as</strong><br />
polit<strong>is</strong>che System Luxemb<strong>our</strong>gs.
Inhalt<br />
1. Einleitung ........................................................................................................................... 1<br />
2. Die Engl<strong>is</strong>che Schule ......................................................................................................... 3<br />
2.1. Die Engl<strong>is</strong>che Schule als „study of moral choices“ ................................................... 4<br />
2.2. Entwicklungspolit<strong>is</strong>che Verantwortung ..................................................................... 5<br />
3. Selbstgesetzte brit<strong>is</strong>che Ansprüche: Eine Analyse der Rhetorik ....................................... 6<br />
3.1. Methode <strong>und</strong> Datenerhebung ..................................................................................... 9<br />
3.2. Auswertung der Reden............................................................................................. 10<br />
3.2.1. Begründungsmuster.......................................................................................... 11<br />
3.3. Zusammenf<strong>as</strong>sung <strong>und</strong> Zw<strong>is</strong>chenfazit ..................................................................... 14<br />
4. Fallstudien zur brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik................................................................ 16<br />
4.1. Brit<strong>is</strong>che Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik 1997 – 2007 im Überblick................... 17<br />
4.1.1. Allokation der Entwicklungshilfe .................................................................... 17<br />
4.1.2. Sekurit<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> handelspolit<strong>is</strong>che Faktoren der Hilfe ............................... 19<br />
4.2. Fallstudien: Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi .................................................................. 21<br />
4.2.1. Malawi.............................................................................................................. 24<br />
4.2.2. Kenia ................................................................................................................ 25<br />
4.2.3. Nigeria.............................................................................................................. 27<br />
4.2.4. Zw<strong>is</strong>chenfazit ................................................................................................... 29<br />
5. Schlussbetrachtung........................................................................................................... 30<br />
6. Literaturverzeichn<strong>is</strong>.......................................................................................................... 34<br />
6.1. Monographien <strong>und</strong> Sammelbände............................................................................ 34<br />
6.2. Aufsätze.................................................................................................................... 35<br />
6.3. Quellen, Offizielle Dokumente <strong>und</strong> Reports............................................................ 36<br />
6.4. Internetquellen.......................................................................................................... 37<br />
6.5. Stat<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Daten ..................................................................................................... 38<br />
6.6. Reden........................................................................................................................ 39<br />
7. Anhang ............................................................................................................................. 41
Abkürzungen<br />
CAP: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan<br />
CPI: Corruption Perception Index<br />
EWH: Entwicklungshilfe<br />
EWP: Entwicklungspolitik<br />
FHI: Freedom House Index<br />
GDP: Gross Domestic Product<br />
GNI: Gross National Income<br />
HDI: Human Development Index<br />
LDC: Le<strong>as</strong>t Developed Country<br />
LIC: (other) Low Income Country<br />
LMIC: Lower Middle Income Country<br />
UMIC: Upper Middle Income Country<br />
ODA: Official Development Ass<strong>is</strong>tance
1. Einleitung<br />
1997 trat ‘New Lab<strong>our</strong>’ nach einem h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>chen Wahlsieg an, Großbritannien unter dem<br />
Schlagwort des ‘Third Way’ von Gr<strong>und</strong> auf zu erneuern. Dies betraf auch die Entwicklungspolitik<br />
(EWP) <strong>und</strong> besonders d<strong>as</strong> Verhältn<strong>is</strong> zum ‚Schwarzen Kontinent’: „Niemals seit der<br />
Dekolonial<strong>is</strong>ierung hatte Afrika einen derart prominenten Platz auf der Agenda der brit<strong>is</strong>chen<br />
Regierung.“ 1 Ihr <strong>is</strong>t es maßgeblich zu verdanken, d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Problem der Unterentwicklung in<br />
den letzten Jahren wieder verstärkt wahrgenommen wurde. Die Schaffung eines eigenständigen<br />
Min<strong>is</strong>teriums, dem Department for International Development (DFID), unterstrich die<br />
neue Prioritätensetzung. Eingebettet wurde dies in eine Aufsehen erregende Ankündigung zur<br />
programmat<strong>is</strong>chen Erneuerung der brit<strong>is</strong>chen Außenpolitik als Ganze. Robin Cook, der neue<br />
Chef des Foreign and Commonwealth Office (FCO), diktierte J<strong>our</strong>nal<strong>is</strong>ten, „[o]ur foreign policy<br />
must have an ethical dimension“. Ziel sei es „to make Britain once again a force for the<br />
good in the <strong>world</strong>“. 2 Insgesamt präsentierte die Regierung eine Agenda, die als radikale<br />
Abkehr vom konservativen Pragmat<strong>is</strong>mus der außenpolit<strong>is</strong>chen Tradition der letzten 50 Jahre<br />
bezeichnet wurde. 3 Die derart hoch gehängte Messlatte forderte Kritiker gerade zu heraus, die<br />
u.a. befanden, es sei „nothing new, and certainly nothing particularly ‚ethical’ <strong>about</strong> New Lab<strong>our</strong>’s<br />
foreign policy“. 4<br />
Doch <strong>is</strong>t die Kritik berechtigt? W<strong>as</strong> bedeutet ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Politik’ <strong>und</strong> w<strong>as</strong> kann von ihr in Bezug<br />
auf EWP erwartet werden? Dieser Beitrag argumentiert, d<strong>as</strong>s Eigeninteresse auch unter New<br />
Lab<strong>our</strong> eine wichtige Rolle gespielt hat – jedoch in anderer Form. Denn d<strong>as</strong> Entscheidende<br />
<strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s die Verfolgung nationaler Interessen nicht bedeuten darf, Verantwortung für die<br />
übrige Welt aufzugeben. Diese Verbindung macht den Unterschied zw<strong>is</strong>chen Selbstinteresse<br />
<strong>und</strong> aufgeklärtem Selbstinteresse aus <strong>und</strong> verleiht letzterem eine e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Qualität. D<strong>as</strong><br />
‚aufgeklärte Selbstinteresse’ steht damit zw<strong>is</strong>chen ‚Ego<strong>is</strong>mus’ <strong>und</strong> ‚Altru<strong>is</strong>mus’, da es versucht,<br />
die eigenen Interessen mit denen anderer <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft zu verbinden.<br />
Damit teilt die Autorin d<strong>as</strong> Verständn<strong>is</strong> der Engl<strong>is</strong>chen Schule, die d<strong>as</strong> theoret<strong>is</strong>che<br />
Gerüst dieser Arbeit bildet.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
Gieg, Philipp / Müller-Brandeck-Bocquet, G<strong>is</strong>ela: Die Afrikapolitik Großbritanniens, in: Müller-Brandeck-Bocquet /<br />
Schmidt / Schukraft / Kessler: Die Afrikapolitik der Europä<strong>is</strong>chen Union: Neue Ansätze <strong>und</strong> Perspektiven. Opladen /<br />
Farmington Hills 2007, S. 253-291, S. 288. Mit Afrika <strong>is</strong>t in dieser Arbeit generell Subsahara-Afrika gemeint.<br />
Cook, Robin: Rede anlässlich der Präsentation des M<strong>is</strong>sion Statement for Brit<strong>is</strong>h foreign policy, FCO, London,<br />
12.05.1997.<br />
Dunne, Tim / Wheeler, Nick: The Blair doctrine: advancing the Third Way in the <strong>world</strong>, in: Little / Wickham-Jones:<br />
New Lab<strong>our</strong>’s foreign policy. A new moral crusade? Manchester 2000, S. 61-76, S. 62.<br />
Abrahamsen, Rita / Williams, Paul: Ethics and Foreign Policy: the Antinomies of New Lab<strong>our</strong>’s ‘Third Way’ in Sub-<br />
Saharan Africa, in: Political Studies, Vol. 49, 2000, S. 249-264, S. 249.<br />
1
Der Beitrag untersucht, welche Funktion der EWP in der Außenpolitik zukommt, aus welchen<br />
Motiven heraus Entwicklungshilfe (EWH) 5 vergeben wird <strong>und</strong> inwieweit dabei welche Interessen<br />
<strong>und</strong> (e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen) Motive eine Rolle spielen. Er geht davon aus, d<strong>as</strong>s Großbritannien in<br />
der EWP internationale <strong>und</strong> humanitäre Verantwortung übernimmt. D<strong>as</strong> Eigeninteresse zeigt<br />
sich dabei daran, d<strong>as</strong>s die Lab<strong>our</strong>-Regierung zu der Auff<strong>as</strong>sung gelangt <strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s Freiheit, Sicherheit<br />
<strong>und</strong> Prosperität des eigenen Landes mit den Lebensbedingungen der Menschen<br />
anderswo <strong>und</strong> insbesondere in Subsahara-Afrika verknüpft sind. Dies <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> ‘Neue’ am<br />
entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Verständn<strong>is</strong> der brit<strong>is</strong>chen Regierung unter New Lab<strong>our</strong>.<br />
Denn obwohl dem Politikfeld lange ein ‚charity box’-Image angehaftet hat, hatte EWP mit<br />
reiner Wohltätigkeit von Anfang an wenig zu tun. Nuscheler bezeichnet sie als „Nachgeburt<br />
des Kalten Krieges“, die von den USA „in den 50er Jahren unter dem verräter<strong>is</strong>chen Gesetzestitel<br />
‚gegenseitige Sicherheit’ vergeben“ wurde. 6 Auch in der Geschichte der brit<strong>is</strong>chen<br />
EWP sind, mehr noch als geopolit<strong>is</strong>che, ökonom<strong>is</strong>che Interessen erkennbar. Besonders Premier<br />
Margaret Thatcher sah hier Potenzial; „[she] preferred to use aid <strong>as</strong> an economic weapon“<br />
<strong>und</strong> „w<strong>as</strong> more in fav<strong>our</strong> of trade than aid“. 7 Unter anderem mit geb<strong>und</strong>ener Hilfe <strong>und</strong><br />
Aid and Trade Prov<strong>is</strong>ion Schemes setzte sich die EWH während ihrer Amtszeit zunehmend<br />
als Mittel der Exportförderung durch. 8<br />
In den letzten zwei Dekaden kam es im Entwicklungsd<strong>is</strong>kurs jedoch zum Umdenken: Unterentwicklung,<br />
Armut <strong>und</strong> gescheiterte Staatlichkeit erschienen nicht mehr nur als bedauerlicher<br />
Zustand in fernen Teilen der Welt, sondern als Gefahr für Großbritannien. Damit steht die<br />
tatsächliche Wirkung der EWH auf Lebensverhältn<strong>is</strong>se der Bevölkerung im Fokus: Sie soll<br />
nicht mehr stabil<strong>is</strong>ierend wirken durch geopolit<strong>is</strong>chen Allianzenbildung <strong>und</strong> Elitenbindung,<br />
stattdessen wird EWP zum Faktor im Kontext eines erweiterten Sicherheitsbegriffs. 9 Laut<br />
Porteous war die Frage ‚Wie gestalten wir EWP gegenüber Afrika?’ für New Lab<strong>our</strong> abhängig<br />
von der erweiterten Neudefinition westlicher Interessen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten in<br />
der Welt nach dem Kalten Krieg. 10 Hilfen gelten dabei dabei als „contributions […] to providing<br />
and strengthening <strong>global</strong> public goods, and reducing the ill effects of <strong>global</strong> evils“. 11<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
EWP meint „die Gesamtheit aller Maßnahmen, mit der eine normativ bestimmte Entwicklung eines EL [Entwicklungslandes]<br />
[...] angestrebt wird“. In Abgrenzung dazu bezeichnet EWH nur den engeren Teil der EWP, „der direkt mit<br />
einem Ress<strong>our</strong>centransfer (finanzielle, techn<strong>is</strong>che oder personelle Hilfsmaßnahmen) verb<strong>und</strong>en <strong>is</strong>t“, Andersen:<br />
Entwicklungspolitik/-hilfe, in: Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik. Bonn 2000, S. 79-89, S. 79.<br />
Nuscheler, Franz: Entwicklungspolitik. Bonn 2006, S. 437.<br />
Hewitt, Adrian: Britain and the European Union Development F<strong>und</strong>, in: Bose / Burnell (Hrsg.): Britain’s Overse<strong>as</strong> Aid<br />
Since 1979: Between Ideal<strong>is</strong>m and Self-Interest. Manchester 1991, S. 86-95, S. 91, 92.<br />
Bendix, P. J.: Großbritannien – Vom Weltreich zum Mittelgroßen Geber mit Einfluss, in: Thiel (Hrsg.): Entwicklungspolitiken<br />
– 33 Geberprofile. Schriften des Deutschen Überseeinstituts Hamburg, Nr. 36, 1996, S. 110-113, S. 110.<br />
Cumming, Gordon: Aid to Africa. Aldershot / Burlington 2001, S. 39-98, S. 77f, 84.<br />
Menzel, Ulrich: Die neue Polit<strong>is</strong>ierung der Entwicklungspolitik, in: Entwicklungspolitik, Nr.14/15, 2004, S. 20-26, S.<br />
20. Wetzel, Chr<strong>is</strong>tine: Motive brit<strong>is</strong>cher Entwicklungspolitik. Eine Analyse brit<strong>is</strong>cher Parlamentsdebatten. Unveröffentlichtes<br />
Manuskript im Rahmen des SFB 600, B8, Universität Trier 2007.<br />
Porteous, Tom: Brit<strong>is</strong>h government policy in sub-Saharan Africa <strong>und</strong>er New Lab<strong>our</strong>, in: International Affairs, Vol. 81,<br />
Nr. 2, 2005, S. 281-297, S. 281.<br />
Riddell, Roger C.: Does Foreign Aid Really Work? Oxford 2007, S. 92.<br />
2
Trotzdem <strong>is</strong>t EWP keine reine Wohltätigkeit, sondern als Teil der Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />
immer auch ein Vehikel nationaler Interessen. ‚E<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ wird oft synonym für ‚altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch’<br />
verwendet wird, doch dies <strong>is</strong>t realpolit<strong>is</strong>ch unreal<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch. Schließlich <strong>is</strong>t die gewählte<br />
Regierung stets auch die Interessenvertretung ihres Landes auf der internationalen Bühne.<br />
Selbstlosigkeit in äußeren Angelegenheiten kann von ihr nicht erwartet werden – wohl aber<br />
Verantwortung für die internationale Gesellschaft <strong>und</strong> ihre Menschen. Dies in Einklang zu<br />
bringen <strong>is</strong>t die tatsächliche Herausforderung e<strong>th<strong>is</strong></strong>cher Außenpolitik.<br />
Ziel dieses Beitrages <strong>is</strong>t es daher, am Be<strong>is</strong>piel der EWP unter New Lab<strong>our</strong> den tatsächlichen<br />
e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Gehalt brit<strong>is</strong>cher Außenpolitik in der Prax<strong>is</strong> zu überprüfen <strong>und</strong> dazu beizutragen,<br />
den Begriff der Ethik politikw<strong>is</strong>senschaftlich nutzbar zu machen. Dazu wird zunächst in<br />
einem theoret<strong>is</strong>chen Abschnitt 2 die „Engl<strong>is</strong>che Schule“ vorgestellt, welche die Hintergr<strong>und</strong>folie<br />
bildet für d<strong>as</strong> Verständn<strong>is</strong> von EWP <strong>und</strong> Ethik. Die empir<strong>is</strong>che Analyse der EWP erfolgt<br />
dann in zwei Schritten: In Abschnitt 3 untersucht die Arbeit die Rhetorik brit<strong>is</strong>cher Regierungsvertreter,<br />
um Erkenntn<strong>is</strong>se über deren Auff<strong>as</strong>sung von Funktionen der EWP, sowie<br />
deren Motivationen zu gewinnen. D<strong>as</strong> Ergebn<strong>is</strong> dient als Messlatte für die prakt<strong>is</strong>che EWP,<br />
deren Umsetzung in Subsahara-Afrika im Abschnitt 4 überprüft wird. Dazu stellt der Beitrag<br />
zunächst die EWP wie auch ihre Querschnittsgebiete Wirtschafts-, Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />
überblicksartig dar. Zur Überprüfung <strong>und</strong> Verdeutlichung analysiert der Beitrag anschließend<br />
die Politik Großbritanniens am Be<strong>is</strong>piel dreier ausgewählter Länder in Subsahara-<br />
Afrika (Kenia, Malawi <strong>und</strong> Nigeria).<br />
Damit le<strong>is</strong>tet die Arbeit einen Beitrag zur systemat<strong>is</strong>chen Analyse brit<strong>is</strong>cher EWP unter New<br />
Lab<strong>our</strong>. Zudem haben sich die Theorien der Internationalen Beziehungen bzw. Außenpolitik<br />
b<strong>is</strong>lang kaum mit Entwicklungspolitik beschäftigt, so d<strong>as</strong>s diese b<strong>is</strong> heute gr<strong>und</strong>sätzlich untertheoret<strong>is</strong>iert<br />
<strong>is</strong>t. 12 Diese Problematik soll nun im nächsten Abschnitt adressiert werden.<br />
2. Die Engl<strong>is</strong>che Schule<br />
Die Engl<strong>is</strong>che Schule 13 versteht sich als Mittlerin zw<strong>is</strong>chen verschiedenen theoret<strong>is</strong>chen Strömungen.<br />
Sie hebt sich von anderen Theorien der Internationalen Beziehungen (IB) ab „[by]<br />
placing ethics at the centre of theoretical enquiry“. 14 Ausgangspunkt der Forschung <strong>is</strong>t im<br />
Sinne einer ‚grotian<strong>is</strong>chen’ oder rational<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Tradition die Frage nach den Bedingungen<br />
<strong>und</strong> der Möglichkeit einer werteb<strong>as</strong>ierten international society. Dieser rationale Ansatz steht<br />
jedoch in ständigem Spannungsverhältn<strong>is</strong> zu dem real<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Streben nach Selbstinteresse<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Olsen, Gorm Rye: The European Union’s Development Policy: Shifting Priorities in a Rapidly Changing World, in:<br />
Hoebink / Stokke (Hrsg.): Perspectives on European Development Co-operation. Oxon / New York 2005, S. 573 - 608,<br />
S. 577.<br />
Dunne, Tim: Inventing International Society. Ho<strong>und</strong>mills / London 1998. Da<strong>as</strong>e, Chr.: Die Engl<strong>is</strong>che Schule, in: Schieder<br />
/ Spindler (Hrsg.), Theorien der Internationalen Beziehungen, 2. Aufl., Opladen / Farmington Hills, 2006, 243-268.<br />
Dunne, Inventing International Society, a.a.O., S. 9.<br />
3
<strong>und</strong> Staatszentriertheit <strong>und</strong> dem revolution<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Eintreten für transnationale Gerechtigkeit.<br />
Es sind diese drei Positionen, die die Engl<strong>is</strong>che Schule zu verarbeiten <strong>und</strong> zu verbinden sucht.<br />
Entsprechend sind die Ansätze unter ihrem Dach durch eine starke Heterogenität geprägt. Im<br />
Wesentlichen l<strong>as</strong>sen sich ‚Solidar<strong>is</strong>ten’ wie Tim Dunne <strong>und</strong> Nichol<strong>as</strong> Wheeler von ‚Plural<strong>is</strong>ten’<br />
wie Hedley Bull entlang der Frage trennen, ob gemeinsame Werte über der Souveränität<br />
einzelner Staaten stehen oder nicht. Der unbestrittene Kern der Schule <strong>is</strong>t jedoch die Idee<br />
einer normativ f<strong>und</strong>ierten internationalen Gesellschaft: Staaten fühlten sich aufgr<strong>und</strong> einer<br />
gew<strong>is</strong>sen gemeinsamen B<strong>as</strong><strong>is</strong>, wozu gemeinsame Werte <strong>und</strong> Regeln gehören, verb<strong>und</strong>en. D<strong>as</strong><br />
unterscheidet laut Bull die Gesellschaft der Staaten („international society“) vom System von<br />
Staaten („system of states“). 15 Zur Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung akzeptieren<br />
die Staaten der internationalen Gesellschaft jenes System von Regeln <strong>und</strong> Werten <strong>und</strong> damit<br />
auch die Einschränkung ihres Handlungsspielraums. Damit hebt sich die Engl<strong>is</strong>che Schule<br />
von anderen IB-Theorien ab „by taking solidar<strong>is</strong>m in <strong>global</strong> politics seriously“. 16 Die Souveränität<br />
der Staaten <strong>und</strong> damit ihre selbst gewählte innere Ordnung – wie prekär <strong>und</strong> ‚ungerecht’<br />
immer sie auch aussehen mag – bleiben jedoch für Plural<strong>is</strong>ten unant<strong>as</strong>tbar. 17<br />
Solidar<strong>is</strong>ten wie Dunne <strong>und</strong> Wheeler beanspruchen aber für sich, den Plural<strong>is</strong>mus Bulls vor<br />
dem Hintergr<strong>und</strong> der <strong>global</strong>en Veränderungen der letzten Dekaden neu interpretiert zu haben.<br />
Gerechtigkeitsfragen, einschließlich universeller, staatlicher Souveränität vorgelagerter Menschenrechte,<br />
werden nun als Vorraussetzung für internationale Ordnung begriffen. Der Fokus<br />
hat sich von der Ebene der Staaten in Richtung der Ebene der Individuen verschoben. So entwerfen<br />
Dunne <strong>und</strong> Wheeler unter Rückgriff auf Bull d<strong>as</strong> Konzept des solidar<strong>is</strong>m. 18 Dies<br />
definieren sie als „attempt collectively to articulate and promote cosmopolitan values by a<br />
range of actors including states”. 19 Doch um welche Werte es dabei geht, diese Frage stellt –<br />
wie nun gezeigt wird – die eigentliche Herausforderung dar.<br />
2.1. Die Engl<strong>is</strong>che Schule als „study of moral choices“<br />
Insgesamt versucht die Engl<strong>is</strong>che Schule Gerechtigkeit <strong>und</strong> Ordnung eher symbiot<strong>is</strong>ch statt<br />
konfliktiv zu begreifen. Ihre Rolle als via media betonen besonders Robert Jackson <strong>und</strong> Georg<br />
Sörensen, die dafür plädieren, die einzelnen Elemente der verschiedenen Denkströmungen<br />
Rational<strong>is</strong>mus, Real<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Revolution<strong>is</strong>mus nicht zu einer überzeugenden, ‚festen’ Theorie<br />
kombinieren zu wollen. Vielmehr hätten diese drei Ansätze gr<strong>und</strong>sätzlich ihre Berechtigung.<br />
Sie nennen hier die Idee der Verantwortlichkeit gegenüber der Nation (Real<strong>is</strong>mus), der<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
Bull, Hedley: The Anarchical Society. Ho<strong>und</strong>mills / London 1995 (1977), S. 9, 13.<br />
Bergman, Annika: Co-Constitution of Domestic and International Welfare Obligations, in: Cooperation and Conflict,<br />
Vol. 42, Nr. 1, 2007, S. 73-99, S. 76.<br />
Bull, Anarchical Society, a.a.O., S. 79-81.<br />
Wheeler, Nick / Dunne, Tim: Hedley Bull’ plural<strong>is</strong>m of the intellect and solidar<strong>is</strong>m of the will, in: International Affairs,<br />
Vol. 72, Nr. 1, 1996, S. 91-107. Dunne, Inventing international society, a.a.O., S. 137, 142.<br />
Dunne, Tim: New thinking on international society, in: Brit<strong>is</strong>h J<strong>our</strong>nal of Politics and International Relations, Vol. 3,<br />
Nr. 2, 2001, S. 223-244, S. 241.<br />
4
internationalen Gemeinschaft <strong>und</strong> ihren Staaten (Rational<strong>is</strong>mus) <strong>und</strong> den Individuen (Revolution<strong>is</strong>mus).<br />
Entsprechend müssten Staaten in ihrer Außenpolitik auch allen Verantwortungen<br />
gerecht werden. Wertekonflikte sind dabei vorprogrammiert. Daher müssten alle denkbaren<br />
Faktoren gegeneinander abgewogen werden, um entscheiden zu können, wie diese Verantwortlichkeiten<br />
im konkreten Fall gegeneinander ausbalanciert werden könnten. Der Ansatz<br />
der internationalen Gesellschaft sei somit „the study of moral choices“. 20<br />
Entsprechend betonen Dunne <strong>und</strong> Wheeler, d<strong>as</strong>s eine Regierung immer nur einen begrenzten<br />
Spielraum hat, Werte in der Außenpolitik durchzusetzen. So könne Großbritannien nicht verpflichtet<br />
werden, Menschenrechte zur Priorität zu erheben, wenn dies zu L<strong>as</strong>ten von „vitalen“<br />
nationalen Interessen gehe. Gleichzeitig bedeute dies aber, d<strong>as</strong>s die brit<strong>is</strong>che Regierung gegenüber<br />
anderen Ländern oder Nichtbriten zum e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handeln verpflichtet <strong>is</strong>t, wenn<br />
dabei untergeordnete Interessen verletzt werden. 21 Dunne <strong>und</strong> Wheeler stellen klar:<br />
„Good international citizens are not required to sacrifice their vital security interests out of fidelity to<br />
the rules of international society, but they are required ‘to put welfare of international society ahead of<br />
the relentless pursuit of [their] own national interests […] to place survival of order before the sat<strong>is</strong>faction<br />
of minimal national advantages’.“ 22<br />
Es geht also nicht darum, alle nationalen Interessen dem Wohl der internationalen Gemeinschaft<br />
unterzuordnen, sondern nur nicht-vitale nationale Interessen. In gleicher We<strong>is</strong>e betonte<br />
Australiens ehemaliger Außenmin<strong>is</strong>ter Evans, der die Wendung „good international citizenship“<br />
prägte, er meine nicht „the foreign policy equivalent of boy scout good deeds […]. [It<br />
<strong>is</strong>] an exerc<strong>is</strong>e in enlightened self-interest: an expression of ideal<strong>is</strong>tic pragmat<strong>is</strong>m“. 23 Nach der<br />
Logik des aufgeklärten Selbstinteresses werden humanitäre Hilfele<strong>is</strong>tung, Entwicklungshilfe,<br />
Menschenrechtspolitik <strong>und</strong> die Stärkung multilateraler Institutionen betrieben, weil sie<br />
letztlich auch im nationalen Interesse sind. Zusammenf<strong>as</strong>send lässt sich formulieren, d<strong>as</strong>s<br />
„whilst western states had a moral obligation to strengthen justice in <strong>world</strong> politics, the West<br />
had a ‘vital interest’ in creating a more just international order”. 24<br />
2.2. Entwicklungspolit<strong>is</strong>che Verantwortung<br />
W<strong>as</strong> bedeutet dies nun speziell für die EWP? Obwohl die Vertreter der Engl<strong>is</strong>chen Schule<br />
sich nicht direkt mit diesem Politikfeld beschäftigen, so l<strong>as</strong>sen sich deren Einsichten auf die<br />
Frage nach der e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Qualität von Entwicklungspolitik anwenden. Denn nach solidar<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chem<br />
Verständn<strong>is</strong> besteht nicht nur eine humanitäre Verantwortung, alle Menschen durch<br />
„cosmopolitan harm conventions“ zu schützen, sondern <strong>is</strong>t sogar die Souveränität eines Staa-<br />
20<br />
21<br />
22<br />
23<br />
24<br />
Jackson, Robert H. / Sörensen, Georg: Introduction to International Relations. Oxford / New York 2007, Kap. 5, International<br />
Society, S. 129-160, S. 146-148, Zitat S. 146.<br />
Dunne, Tim / Wheeler, Nick: Good international citizenship, in: International Affairs, Vol. 74, Nr. 4, 1998, S. 847-870,<br />
S. 865. Dunne, Inventing international society, a.a.O., S. 144.<br />
Dunne / Wheeler, Good international citizenship, a.a.O., S. 855. Mit “good international citizens” sind bei Dunne /<br />
Wheeler durchaus Staaten bzw. deren Vertreter gemeint.<br />
Evans, zitiert nach: Ebenda, S. 854f.<br />
Dunne, Inventing International Society, a.a.O., S. 151.<br />
5
tes an die Einhaltung internationaler Menschenrechtskonventionen gekoppelt. Dies erlaube<br />
sogar militär<strong>is</strong>che Interventionen. 25 Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss auch d<strong>as</strong> Ziel legitim sein,<br />
Entwicklungsländer, deren innere Konstitution den Bedürfn<strong>is</strong>sen der Bevölkerung nicht gerecht<br />
wird oder diese m<strong>is</strong>sachtet, durch Entwicklungspolitik zu reformieren, um entsprechende<br />
Werte zu verrechtlichen. Die Engl<strong>is</strong>che Schule verwe<strong>is</strong>t auch darauf, d<strong>as</strong>s sich von gescheiterten<br />
Staaten Formen privater Gewalt ausbreiten können. Solchen Staatsverfall zu adressieren<br />
<strong>is</strong>t damit ebenfalls Aufgabe eines „good international citizen“. Schließlich verlangt der<br />
Schutz vor körperlichem <strong>und</strong> seel<strong>is</strong>chem Leid auch eine angemessene Versorgung der Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>se,<br />
die ebenfalls sicherheitsrelevante Aspekte hat, denn „starvation and malnutrition<br />
are the permanent but largely hidden emergencies in <strong>world</strong> politics“. 26<br />
Hieraus l<strong>as</strong>sen sich unmittelbar entwicklungspolit<strong>is</strong>che Aufgaben der reicheren, stabilen<br />
Staaten ableiten. Ihre Verantwortung <strong>is</strong>t es, sich um die Versorgung Notleidender zu kümmern,<br />
um internationale Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit sowie die Durchsetzung von Menschenrechtsnormen<br />
zu erreichen. Dies verlangt nicht nur Entwicklungshilfe im kl<strong>as</strong>s<strong>is</strong>chen Sinne,<br />
sondern auch die Durchsetzung liberaler Rechte sowie Prinzipien des ‚guten Regierens’ (good<br />
governance). Denn – so die Logik – nur ein Staat, der seine Ress<strong>our</strong>cen effizient verwaltet<br />
<strong>und</strong> seinen Bürgern ökonom<strong>is</strong>ches <strong>und</strong> gesellschaftliches Engagement im sicheren rechtlichen<br />
Rahmen ermöglicht, kann ihre ausreichende Versorgung dauerhaft gewährle<strong>is</strong>ten. Dies <strong>is</strong>t<br />
wiederum die Vorraussetzung für Stabilität <strong>und</strong> Sicherheit. Gleichzeitig haben Staaten jedoch<br />
auch die Pflicht, im Zuge ihrer Außen- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik Menschenrechtsverletzungen<br />
in anderen Gesellschaften zu vermeiden: „[T]here <strong>is</strong> a related obligation to avoid exploitation<br />
[...] <strong>as</strong> well <strong>as</strong> profiting from unjust enrichment“. 27<br />
3. Selbstgesetzte brit<strong>is</strong>che Ansprüche: Eine Analyse der Rhetorik<br />
Wie aber formuliert nun die brit<strong>is</strong>che Regierung ihren eigenen außen- <strong>und</strong> entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />
Anspruch? Die Frage, w<strong>as</strong> Ethik, Moral, 28 Werte <strong>und</strong> Interessen sind, <strong>is</strong>t für diese<br />
Frage ebenso schwierig wie zentral. Häufig wird der Begriff ‚Interesse’ mit ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Konnotation<br />
verwendet, 29 während ‚Werte’ klar positiv besetzt zu sein scheinen. Sie sind jedoch<br />
keinesfalls prinzipiell moral<strong>is</strong>ch. Schließlich liegt jedes Handeln gew<strong>is</strong>sen Wertvorstellungen<br />
zugr<strong>und</strong>e. ‚Wert’ <strong>und</strong> ‚Interesse’ werden hier deshalb analyt<strong>is</strong>ch neutral gebraucht: Während<br />
Interessen instrumentell sind, bezeichnen Werte die hinter den Handlungen bzw. Interessen<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
Linklater, Andrew / Suganami, Hidemi: The Engl<strong>is</strong>h School of International Relations. A Contemporary Re<strong>as</strong>sessment.<br />
Cambridge et al. 2006, S. 244f.<br />
Ebenda, S. 251.<br />
Ebenda, S. 254.<br />
Die Begriffe ‚Ethik’ <strong>und</strong> ‚Moral’ werden synonym verwendet, denn „der aus dem Latein<strong>is</strong>chen überkommene Name<br />
‚Moral’ hat in seiner etymolog<strong>is</strong>chen Herkunft nach <strong>und</strong> in sachlicher Hinsicht die gleiche Bedeutung wie der aus dem<br />
griech<strong>is</strong>chen stammende Name ‚Ethik’“. Klaus, Georg / Buhr, Manfred (Hrsg.): Philosoph<strong>is</strong>ches Wörterbuch, Band I<br />
<strong>und</strong> II, 11. Auf. Leipzig 1975, S. 424.<br />
Müller-Freienfels, Richard (Hrsg): E<strong>is</strong>lers Handwörterbuch der Philosophie, 2. Aufl. Berlin 1922, S. 312.<br />
6
stehenden Überzeugungen, die nicht auf materielle Faktoren reduzierbar sind. 30 Bayertz<br />
versteht unter Ethik ein „System von Regeln, Idealen <strong>und</strong> Tugenden, dessen Funktion vor<br />
allem darin besteht, Handlungen zu verhindern, die den elementaren Interessen anderer<br />
Menschen abträglich sind“. 31<br />
Die Engl<strong>is</strong>che Schule bietet auf die Frage, w<strong>as</strong> ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ <strong>is</strong>t, keine eindeutige Antwort. Mit<br />
Verwe<strong>is</strong> auf die „study of moral choices“ wird sowohl auf eine Definition wie auch ein<br />
Analyser<strong>as</strong>ter verzichtet. Die Frage könne immer nur situativ <strong>und</strong> im Einzelfall entschieden<br />
werden. 32 Jedoch <strong>is</strong>t die von Jackson <strong>und</strong> Sörensen vorgenommene Unterscheidung der<br />
„levels of responsibility“ hilfreich für eine Orientierung in dieser Frage. Staaten sind in ihrem<br />
Tun demnach auf drei Ebenen bzw. gegenüber drei Gruppen verantwortlich:<br />
1) National Responsibility: Aus der real<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Perspektive besteht Verantwortung nur gegenüber den eigenen<br />
Bürgern. „States have no international obligations that come before their national interests […] each<br />
statesperson <strong>is</strong> responsible for defending h<strong>is</strong> or her own citizens, but not the citizens of other states“.<br />
2) International Responsibility: Laut grotian<strong>is</strong>cher bzw. rational<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Perspektive „[…] statespeople have<br />
foreign obligations deriving from their state’s membership of international society, which involves rights and<br />
duties <strong>as</strong> defined by international law.“ Sie sind aufgefordert „[to] recognize that other states have international<br />
rights and legitimate interests which deserve respect; act in good faith; observe international law, and comply<br />
with the laws of war“.<br />
3) Humanitarian Responsibility: Die kosmopolit<strong>is</strong>che bzw. revolution<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Perspektive fordert „to respect<br />
human rights not only in their own country but in all countries in the <strong>world</strong> […] give sanctuary to those who are<br />
fleeing from persecution; <strong>as</strong>s<strong>is</strong>t those who are in need of material aid which you can supply at no sacrifice to<br />
y<strong>our</strong>self“. 33<br />
Will man hieraus Kategorien für die Analyse der Entwicklungspolitik ableiten, so können<br />
nicht nur eine oder zwei der vorgestellten Dimensionen e<strong>th<strong>is</strong></strong>ches außenpolit<strong>is</strong>ches Verhalten<br />
abdecken, sondern unter Umständen alle. Wichtig <strong>is</strong>t, zu berücksichtigen, wie sich d<strong>as</strong> Handeln<br />
im Sinne der einen Dimension auf die anderen Dimensionen auswirkt. Die Frage nach<br />
e<strong>th<strong>is</strong></strong>cher Politik <strong>is</strong>t damit keine Frage nach ‚national’, ‚international’ oder ‚humanitarian<br />
responsibility’, sondern danach, ob <strong>und</strong> in welchem Verhältn<strong>is</strong> eine Regierung all diese<br />
Verantwortlichkeiten berücksichtigt. Zudem können Taten, die gut für andere sind, auch aus<br />
purem Eigennutz geschehen. E<strong>th<strong>is</strong></strong>ch handeln können Regierungen also aus Selbstlosigkeit<br />
oder mit Blick auf ihre Eigeninteressen. Daraus werden für die weitere Analyse drei Kategorien<br />
abgeleitet: Ego<strong>is</strong>mus (une<strong>th<strong>is</strong></strong>ch), sowie aufgeklärtes Selbstinteresse (e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch) <strong>und</strong><br />
30<br />
31<br />
32<br />
33<br />
Lucarelli, Sonia: Introduction. Values, principles, identity and European Union foreign policy, in: Ebenda / Manners<br />
(Hrsg.): Values and principles in European Union foreign policy. Oxon / New York 2006, S. 1-18, S. 10<br />
Bayertz, Kurt: Einleitung: Warum moral<strong>is</strong>ch sein? in: Ebenda (Hrsg.): Warum moral<strong>is</strong>ch sein? Paderborn 2002, S. 9-33,<br />
S. 13.<br />
Jackson / Sörensen, a.a.O., S. 130, 134.<br />
Ebenda, S. 147f.<br />
7
Altru<strong>is</strong>mus (e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch). Tabelle 1 spezifiziert die drei Kategorien e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen bzw. une<strong>th<strong>is</strong></strong>chen<br />
Handelns <strong>und</strong> ordnet ihr die Argumente der Redner zu.<br />
34<br />
Tabelle 1: Kategorien (un-)e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handelns <strong>und</strong> ihre inhaltliche Analyse<br />
Einstellung zur Funktion der EWP<br />
Werte<br />
Argumentationstyp<br />
Ego<strong>is</strong>mus Aufgeklärtes Selbstinteresse Altru<strong>is</strong>mus<br />
- Brit<strong>is</strong>che EWP dient der Förderung<br />
brit<strong>is</strong>cher Interessen ohne<br />
Berücksichtigung der Folgen für<br />
die Entwicklungsländer <strong>und</strong> ihrer<br />
Menschen.<br />
- Auf Menschenrechte wird<br />
keine Rücksicht genommen.<br />
- Wenn es dem Eigeninteresse<br />
nützt, muss sich Großbritannien<br />
über den Konsens der internationalen<br />
Gemeinschaft hinwegsetzen<br />
<strong>und</strong> unilateral handeln.<br />
- Von investierter EWH werden<br />
messbare Effekte erwartet, z.B.<br />
bessere Wirtschaftsbeziehungen<br />
- oder die Verbesserung der<br />
bilateralen Beziehung auf Regierungsebene,<br />
die eine Einflussnahme<br />
auf diese Regierung ermöglicht.<br />
Patriot<strong>is</strong>mus<br />
Wohlstandssicherung<br />
Macht, Einfluss<br />
Überlegenheit, Prestige<br />
- Als Adressat des Nutzens der<br />
Außen- <strong>und</strong> EWP wird explizit<br />
nur Großbritannien genannt. Im<br />
Zentrum steht ferner die Sicherung<br />
der Interessen brit<strong>is</strong>cher<br />
Bürger im Ausland.<br />
- Auf d<strong>as</strong> Leid anderer wird kein<br />
Bezug genommen.<br />
- Als Ziele werden Einfluss- <strong>und</strong><br />
Machtsicherung genannt, ohne<br />
zu sagen, wozu. Sie erscheinen<br />
somit als Selbstzweck.<br />
- Es wird betont, d<strong>as</strong>s Großbritannien<br />
besser <strong>und</strong> erfolgreicher<br />
sein muss, als andere Staaten.<br />
- EWP, die tatsächlich entwicklungspolit<strong>is</strong>che<br />
Effekte erzielt,<br />
<strong>is</strong>t nicht nur moral<strong>is</strong>ches Gebot,<br />
sondern auch im brit<strong>is</strong>chen Interesse.<br />
- Durch Global<strong>is</strong>ierungsprozesse<br />
wird d<strong>as</strong> Land von Problemen in<br />
geograph<strong>is</strong>ch fernen Regionen<br />
tangiert. Die Bekämpfung von<br />
Unterentwicklung le<strong>is</strong>tet somit<br />
einen Beitrag zur <strong>global</strong>en Sicherheit.<br />
EWP <strong>is</strong>t daher auch<br />
stets Menschenrechts- <strong>und</strong> Reformpolitik.<br />
- D<strong>as</strong> Gebot <strong>is</strong>t multilaterales<br />
Handeln <strong>und</strong> die Eingliederung<br />
der Entwicklungsländer in die internationale<br />
Gemeinschaft,<br />
- stehen vitale brit<strong>is</strong>che Interessen<br />
auf dem Spiel, haben sie<br />
jedoch Vorrang.<br />
- Kurzfr<strong>is</strong>tig messbare ökonom<strong>is</strong>che<br />
oder polit<strong>is</strong>che Effekte<br />
werden nicht erwartet, EWH<br />
stellt vielmehr eine langfr<strong>is</strong>tige<br />
Zukunftsinvestition dar.<br />
<strong>global</strong>e Sicherheit <strong>und</strong> Stabilität<br />
Internationale Gemeinschaft<br />
Menschenrechte<br />
Gerechtigkeit<br />
- Die Welt <strong>is</strong>t durch Interdependenz<br />
geprägt. Hilfe für andere <strong>is</strong>t<br />
daher ein höchst eigenes Interesse.<br />
- Globale Probleme können nur<br />
gemeinsam mit der Internationalen<br />
Gemeinschaft gelöst werden<br />
- Menschenrechte <strong>und</strong> Good<br />
Governance sind kein wünschenswerter<br />
Luxus, sondern<br />
wichtige Instrumente zur Sicherung<br />
von Frieden, internationaler<br />
Stabilität <strong>und</strong> Prosperität.<br />
- EWH <strong>is</strong>t in erster Linie eine<br />
moral<strong>is</strong>che Pflicht.<br />
- Im Fokus stehen nicht Regierungen<br />
<strong>und</strong> ihre Interessen sondern<br />
die Situation der Menschen.<br />
- Die Einhaltung der Menschenrechte<br />
<strong>und</strong> gutes Regieren sind<br />
wichtig. Polit<strong>is</strong>che Konditionierung<br />
darf jedoch nicht dazu<br />
führen, d<strong>as</strong>s Menschen anstelle<br />
ihrer Regierung bestraft werden.<br />
- Keine Kopplung der ODA an<br />
marktliberale Strukturreformen,<br />
die zur Verschlechterung der<br />
Situation der Armen führen.<br />
- Eigeninteressen sind den Bedürfn<strong>is</strong>sen<br />
der Menschen unterzuordnen.<br />
- Die Erwartungen zielen auf<br />
eine Verbesserung der Lebensumstände<br />
der Notleidenden ab,<br />
andere mögliche Effekte <strong>und</strong><br />
Gewinne sind sek<strong>und</strong>är.<br />
Solidarität<br />
Humanität<br />
Menschenrechte<br />
Gerechtigkeit<br />
- Hilfe für Arme <strong>und</strong> Leidende<br />
<strong>is</strong>t eine moral<strong>is</strong>che Pflicht. Alle<br />
Menschen haben d<strong>as</strong> Recht, sich<br />
zu entfalten <strong>und</strong> auf ein Leben<br />
ohne Not <strong>und</strong> Gewalt.<br />
- Verpflichtung zur Hilfe besteht<br />
auch aus h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>cher Schuld<br />
oder angesichts des eigenen<br />
Reichtums.<br />
- Es wird Mitgefühl ausgedrückt<br />
<strong>und</strong> Mitgefühl geweckt, in dem<br />
die Leiden anderer eindringlich<br />
geschildert werden.<br />
- Wer in der Lage <strong>is</strong>t zu helfen,<br />
der muss helfen, ohne nach dem<br />
Nutzen für sich zu fragen.<br />
34<br />
Für eine ausführlichere Operational<strong>is</strong>ierung vgl. Wetzel, Chr<strong>is</strong>tine (2007): Die Rolle der Ethik in der brit<strong>is</strong>chen<br />
Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong>. Mag<strong>is</strong>terarbeit, Universität Trier, S. 36-44.<br />
8
Be<strong>is</strong>piele<br />
- “Our foreign policy will be<br />
driven by the needs and interests<br />
of the Brit<strong>is</strong>h people, their need<br />
and desire for safety, prosperity,<br />
a decent quality of life and<br />
respect for their values.“ 35<br />
- „ODA budgets are one of the<br />
best investments in building a<br />
more secure and prosperous<br />
<strong>world</strong>.“ / „Aid <strong>is</strong> not charity, it <strong>is</strong><br />
investment for a saver, better<br />
future for everyone.“ 36<br />
- „Wherever people live in fear,<br />
with no prospect of advance, we<br />
should be on their side; in solidarity<br />
with them, whether in<br />
Sudan, Zimbabwe, Burma, North<br />
Korea.“ 37<br />
Eigene Darstellung.<br />
3.1. Methode <strong>und</strong> Datenerhebung<br />
Für die Analyse wurden für die Regierungsperiode Tony Blairs von 1997 b<strong>is</strong> 2007 Reden des<br />
Premiers selbst, seiner Außenmin<strong>is</strong>ter Robin Cook, Jack Straw and Margaret Beckett, sowie<br />
der Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter Clare Short <strong>und</strong> Hilary Benn ausgewählt. Laut Engl<strong>is</strong>cher Schule<br />
hat die Exekutive eine zentrale Rolle in der Regelsetzung <strong>und</strong> -durchsetzung. Bei Akteuren<br />
mit Regierungsverantwortung kann davon ausgegangen werden, d<strong>as</strong>s ihre Äußerungen eine<br />
hohe polit<strong>is</strong>che Relevanz besitzen <strong>und</strong> auch handlungsbestimmend sind. Wheeler <strong>und</strong> Dunne<br />
bemerken, d<strong>as</strong>s Aussagen von Repräsentanten einen Handlungsrahmen vorgeben <strong>und</strong> vor<br />
allem Handlungsmaßstab <strong>und</strong> Referenz für die Repräsentanten anderer Staaten sind, die dazu<br />
tendieren, offizielle Verlautbarungen ihrer Kollegen ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihr Handeln danach<br />
auszurichten. 38 Abrahamsen <strong>und</strong> Williams stellen fest, „New Lab<strong>our</strong>’s third way h<strong>as</strong> placed<br />
ethics at the centre of its foreign policy debates and <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> perhaps the greatest (if at times<br />
unintended) achievement. […] It h<strong>as</strong> also provided <strong>comm</strong>entators and activ<strong>is</strong>ts with a yardstick<br />
against which to access foreign policy“. 39<br />
Insgesamt wurden 107 Reden ausgewertet. Davon entfallen 27 auf Tony Blair, 50 auf die<br />
FCO-Min<strong>is</strong>ter <strong>und</strong> 30 auf die DFID-Min<strong>is</strong>ter. 40 Im Falle des Premiers <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter<br />
wurden Reden gewählt, die sich mit Afrika oder mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Linie brit<strong>is</strong>cher<br />
Außenpolitik beschäftigen. D<strong>as</strong> heißt, sie informieren darüber, wie internationale Ordnung<br />
allgemein zu erreichen <strong>is</strong>t <strong>und</strong> welche Rolle dabei etwa die EWP, Gerechtigkeit oder Menschenrechte<br />
spielen. Für die Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter wurden Reden ausgewählt, welche die<br />
Funktion <strong>und</strong> Bedeutung der EWP <strong>und</strong>/oder Afrika themat<strong>is</strong>ieren. Es handelt sich damit um<br />
35<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
40<br />
Cook, Robin: Peacy and Prosperity, Rede anlässlich des London Diplomatic Corps annual reception, Foreign and<br />
Commonwealth Office, London, 12.06.1997.<br />
Short, Clare: Ohne Titel, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, o.O., 02.10.1997.<br />
Blair, Tony: Global Alliance for Global Values, Rede vor dem austral<strong>is</strong>chen Parlament, 27.03.2006.<br />
Dunne / Wheeler, Good international citizenship, a.a.O., S. 851.<br />
Abrahamsen / Williams, a.a.O., S. 261.<br />
Die Reden wurden jeweils den offiziellen Homepages der Institutionen entnommen (Premier: www.number-10.gov.uk,<br />
FCO: http://www.fco.gov.uk, DFID: www.dfid.gov.uk/news/default.<strong>as</strong>p. Die Seiten sind seitdem jedoch umgestaltet<br />
worden). Für Reden von Clare Short musste zusätzlich auf die Seite www.epolitix.com/EN/MPWebsites/Clare+Short/-<br />
806d3d76-b287-4b76-af3e-6aa48899266b.htm zurückgegriffen werden. Die Reden wurden zunächst anhand der Überschriften<br />
bzw. einer kurzen Sichtung ausgewählt. Beiträge, die sich z.B. mit eindeutig innenpolit<strong>is</strong>chen Themen oder<br />
‚Spezialthemen’ (bilaterale Beziehungen mit nicht-afrikan<strong>is</strong>chen Ländern) bef<strong>as</strong>sten sind dabei aussortiert worden. Die<br />
585 verblieben Reden wurden zwölf Themenkategorien zugeteilt, von denen schließlich im begrenzten Rahmen der<br />
Arbeit nur die der Kategorien „Afrika“, „Commonwealth“, außenpolit<strong>is</strong>che Strategie“, „Menschenrechte“ <strong>und</strong> „Außenwirtschaft“<br />
analysiert werden konnten. Vgl. Wetzel, Mag<strong>is</strong>terarbeit 2007.<br />
9
eine Bewertungsanalyse, mit deren Hilfe auf der semant<strong>is</strong>chen Ebene die Position von Akteuren<br />
zu einem bestimmten Thema erhoben wird. 41<br />
Die Reden werden den drei Kategorien – Ego<strong>is</strong>mus, aufgeklärtes Selbstinteresse, Altru<strong>is</strong>mus<br />
– zugeordnet, wobei jede Kategorie einem Argumentationstyp entspricht. Eine Rede kann<br />
dabei jedoch mehr als einer Kategorie zugeordnet werden, wenn sie Argumente verschiedener<br />
Typen enthält. Betont z.B. eine Rede einerseits, d<strong>as</strong>s Probleme nur von der internationalen<br />
Gemeinschaft als Ganze gelöst werden, bezieht sich aber andererseits nur auf Interessen<br />
Großbritanniens <strong>und</strong> lässt Auswirkungen internationaler Probleme für andere Menschen <strong>und</strong><br />
Staaten völlig unerwähnt, so wird die Rede sowohl der Kategorie ‚aufgeklärtes Selbstinteresse’<br />
als auch ‚Ego<strong>is</strong>mus’ zugeordnet. Somit l<strong>as</strong>sen sich insgesamt fünf verschieden Argumentationsmuster<br />
kombinieren, wie Tabelle 2 zeigt.<br />
Tabelle 2: Argumentationsmuster <strong>und</strong> deren Zuordnung<br />
Argumentationstyp Zuordnung → Argumentationsmuster Zuordnung<br />
Rede A B C D Rede A B C D<br />
EGO - Ego<strong>is</strong>mus X Ego<strong>is</strong>mus: Primäre Sorge um Eigeninteressen<br />
ohne Berücksichtigung der Interessen anderer<br />
ASI - Aufgeklärtes X X ASI mit Tendenz zu Prestigedenken oder zur X<br />
Selbstinteresse<br />
primär eigenen Vorteilssicherung<br />
ALT - Altru<strong>is</strong>mus X X Aufgeklärtes Selbstinteresse: Hilfe für andere<br />
aus Eigeninteresse – Berücksichtigung der<br />
Interessen der Nation, der Gemeinschaft <strong>und</strong><br />
der anderen<br />
Nicht zuzuordnen X ASI mit Tendenz zur eigeninteressenfreien X<br />
Hilfele<strong>is</strong>tung<br />
Altru<strong>is</strong>mus: Hilfele<strong>is</strong>tung ohne Eigeninteresse X<br />
aus human<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Überzeugung<br />
Nicht zuzuordnen<br />
X<br />
3.2. Auswertung der Reden<br />
Der mit Abstand größte Teil der analysierten Reden wurde zu allgemeinen Strategien der<br />
Außenpolitik gehalten, etwa unter Titeln wie „Global alliance for <strong>global</strong> values“ (Blair) oder<br />
„Foreign policy and national interest“ (Cook). Bei Blair zeigt sich besonders ab 2003 eine<br />
Zunahme der Themenvielfalt unter verstärkter Berücksichtigung der Themen Afrika, Umwelt,<br />
Terror<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Sicherheit. Beim FCO <strong>is</strong>t die Themenverteilung im Zeitverlauf ausgewogener.<br />
Allerdings zeigt sich auch hier eine leichte Häufung des Them<strong>as</strong> Afrika ab 2003. Im<br />
Gegensatz zu Blair themat<strong>is</strong>ieren besonders Cook <strong>und</strong> Straw öfter die Menschenrechte. Die<br />
DFID-Min<strong>is</strong>ter haben neben der allgemeinen entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Strategie gegenüber<br />
Afrika vor allem zur Wirtschaftspolitik gesprochen. Ein Drittel der analysierten Reden entfällt<br />
auf dieses Thema.<br />
Die Schwerpunkte der analysierten Reden sind damit je nach Min<strong>is</strong>terium unterschiedlich.<br />
Beim FCO sind es Menschenrechte, im Falle des DFID die Wirtschaft <strong>und</strong> der Premier sprach<br />
41<br />
Bonfadelli, Heinz: Medieninhaltsforschung. Konstanz 2002, S. 81, 89.<br />
10
häufiger über Afrika. Insgesamt bestätigt die Rhetorikanalyse, d<strong>as</strong>s Cook, entsprechend seiner<br />
Ankündigungen, den Menschenrechten tatsächlich verbal hohe Priorität einräumte. D<strong>as</strong> DFID<br />
bezweckte dagegen offenbar, hervorzuheben, d<strong>as</strong>s EWP keine Frage von milden Gaben sei,<br />
sondern ein stark wirtschaftspolit<strong>is</strong>ches Thema. Blair machte Afrika, wie versprochen, zur<br />
Chefsache. Allerdings stand dies, wie andere Aspekte des Bereichs nachhaltige Entwicklung,<br />
nicht schon seit dem Amtsantritt oben auf der Agenda, sondern erst in den letzten Amtsjahren.<br />
3.2.1. Begründungsmuster<br />
Im Folgenden werden die Ergebn<strong>is</strong>se der Analyse präsentiert <strong>und</strong> ein Einblick in die von den<br />
Rednern am häufigsten verwendeten Argumente <strong>und</strong> Begründungsmuster gegeben.<br />
3.2.1.1. Ego<strong>is</strong>mus<br />
Argumentationstypen dieser Kategorie sind f<strong>as</strong>t ausschließlich bei Blair <strong>und</strong> Cook zu finden.<br />
Allerdings <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> Argument dort, wo es auftritt, me<strong>is</strong>t nicht sehr stark oder wird an anderer<br />
Stelle der Rede durch Aussagen zur Verantwortlichkeit gegenüber anderen Nationen ausgeglichen,<br />
so d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Begründungsmuster der Rede als Ganze dann nicht als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch eingestuft<br />
wurde. Nur sehr selten wird die Sicherung brit<strong>is</strong>cher Interessen als explizit moral<strong>is</strong>ch dargestellt,<br />
wie es Blair tut, wenn er sagt, „an enthusi<strong>as</strong>m to do best for Britain <strong>is</strong> a noble cause“. 42<br />
D<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> oder jedenfalls ein wichtiges Ziel brit<strong>is</strong>cher Außenpolitik in der Förderung nationaler<br />
Interessen liegt, betonen Blair <strong>und</strong> Cook allerdings häufiger:<br />
„The purpose of a nation’s foreign policy should be power, strength and influence in furtherance of its<br />
interests and believes.” 43<br />
„The purpose of <strong>our</strong> foreign policy <strong>is</strong> to pursue <strong>our</strong> national interests.” 44<br />
Sehr selten blitzt Rhetorik durch, die an d<strong>as</strong> Selbstverständn<strong>is</strong> als Staatsmann eines Empires<br />
vergangener Tage erinnert. Einfluss, Prestige <strong>und</strong> die Macht erscheinen dann bereits als Wert<br />
für sich erstrebenswert, etwa wenn Blair sagt; „We can be powerful in <strong>our</strong> influence – a<br />
nation to whom others l<strong>is</strong>ten“, <strong>und</strong> betont, “we need strong defence, not just to defend <strong>our</strong><br />
country, but for Brit<strong>is</strong>h influence abroad.“ 45 Im Zusammenhang mit EWP, sofern dies in den<br />
Reden des Premiers <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter Thema <strong>is</strong>t, wird die brit<strong>is</strong>che Interessensicherung<br />
überdies nie betont. So <strong>is</strong>t es auch nicht verw<strong>und</strong>erlich, d<strong>as</strong>s in den Reden des Entwicklungsmin<strong>is</strong>ters<br />
Benn Argumente der Kategorie ‚Ego<strong>is</strong>mus’ ebenfalls überhaupt nicht vorkommen,<br />
<strong>und</strong> bei Short zu vernachlässigen sind. Somit sind Blair <strong>und</strong> Cook die einzigen, die ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />
Argumente verwenden. Allgemein kann ihre Motivation jedoch nicht als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch<br />
eingestuft werden.<br />
42<br />
43<br />
44<br />
45<br />
Blair, Tony, Rede anlässlich der Foreign Office conference, London, 07.01.2003.<br />
Blair, Tony: Rede im Mansion House, London, 13.11.2000.<br />
Cook, Robin: Foreign policy and national interest, Rede vor dem Royal Institut of International Affairs, Chatham House,<br />
London, 28.01.2000.<br />
Blair, Tony: Rede anlässlich Lord Mayor’s Banquet, 10.11.97.<br />
11
3.2.1.2. Aufgeklärtes Selbstinteresse<br />
Dieses Argument wurde in den untersuchten Reden mit Abstand am häufigsten vorgebracht.<br />
Die Redner beschreiben Kr<strong>is</strong>en in entfernten Regionen als tickende Zeitbomben, die sich<br />
irgendwann auch negativ auf Großbritannien auswirken. Armutsbekämpfung, Konfliktbewältigung,<br />
Demokrat<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> eine faire Welthandelsordnung seien daher nicht nur im Interesse<br />
der betroffenen Menschen, sondern auch der internationalen Gemeinschaft <strong>und</strong> Großbritanniens.<br />
Die Gefahr <strong>und</strong> die Verbindung zum nationalen Interesse mögen subtil sein, sie sind<br />
jedoch umso nachhaltiger. 46 Immer wieder verwe<strong>is</strong>en die Redner auf die Wirkung <strong>global</strong>er<br />
Interdependenzen. Hieraus erfolge notwendig die Verbindung der eigenen Interessen mit den<br />
Interessen anderer:<br />
„In a modern <strong>world</strong> there <strong>is</strong> no security or prosperity at home unless we deal with the <strong>global</strong> challenges<br />
of conflict, terror<strong>is</strong>m, climate change and poverty. Self interest and mutual interest are inextricably<br />
linked.“ 47<br />
Dabei taucht der von Bull verwendete Begriff des aufgeklärten Selbstinteresses auf. So erklärt<br />
Blair: „I believe we will only succeed if we start to develop a doctrine of the international<br />
<strong>comm</strong>unity b<strong>as</strong>ed on the principle of enlightened self-interest.“ 48 Immer wieder wird die internationale<br />
Gemeinschaft als Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt außenpolit<strong>is</strong>chen Handelns beschrieben.<br />
Neben den gemeinsamen Institutionen <strong>und</strong> ihren Regeln bekennen sich die Redner, <strong>und</strong><br />
besonders Blair, auch immer wieder zu gemeinsamen Werten. Um <strong>global</strong>e Herausforderungen<br />
bewältigen zu können, „we must f<strong>as</strong>hion an international <strong>comm</strong>unity that both embodies, and<br />
acts in pursuit of <strong>global</strong> values: liberty, democracy, tolerance, justice.“ 49 Die Redner geben<br />
sich daher insgesamt betont international <strong>und</strong> multilateral:<br />
„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity – a cliché perhaps but true.“ 50<br />
„The backbone of all <strong>our</strong> relationships internationally <strong>is</strong> the multilateral system […].“ 51<br />
Für Blair sind es Werte, die die internationale Gemeinschaft überhaupt konstituieren. Dabei<br />
unterstellt er, d<strong>as</strong>s die eigenen Werte mit denen der Gemeinschaft kongruent sind, <strong>und</strong> betont<br />
„that they are not Western but <strong>global</strong> values, whose spread <strong>is</strong> the surest guarantee of <strong>our</strong> future<br />
security“. 52 Doch der letzte Halbsatz impliziert eher die Ausübung von ‚soft power’ als<br />
den Einsatz für Werte, die tatsächlich auch aus der Mitte anderer Gesellschaften artikuliert<br />
werden. Großbritannien <strong>is</strong>t auch bereit, Werte durch militär<strong>is</strong>che Intervention durchzusetzen.<br />
Die Kriterien dafür legt Blair in seiner Rede vor dem Economic Club in Chicago dar. 53 Es gilt<br />
46<br />
47<br />
48<br />
49<br />
50<br />
51<br />
52<br />
53<br />
Blair, Tony: ‚Concerted international effort’ necessary to fight climate change, o.O., 24.02.2003.<br />
Blair, Tony: Rede anlässlich Lord Mayor’s Banquet, London, 14.11.2005.<br />
Blair, Rede vor der Global Ethics Fo<strong>und</strong>ation, Universität Tübingen, 30.06.2000.<br />
Blair, Tony: Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, Rede an der Georgetown University,<br />
W<strong>as</strong>hington, 26.05.2006.<br />
Blair‚Concerted international effort’ necessary to fight climate change, a.a.O.<br />
Straw, Jack: A new era for foreign policy, Rede im Royal Institut of International Affairs, Chatham House, London,<br />
12.02.2004.<br />
Blair, Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, a.a.O.<br />
Blair, Tony: Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, Rede vor dem Economic Club, Chicago, 24.04.1999.<br />
12
also festzuhalten, d<strong>as</strong>s sich sämtliche Argumentationen dieser Kategorie von der im folgenden<br />
Kapitel durch den originär nicht selbstlosen Charakter unterscheiden:<br />
„Calculate not just the human m<strong>is</strong>ery of the poor themselves. Calculate <strong>our</strong> loss; the aid, the lost<br />
opportunity to trade, the short-term consequences of the multiple conflicts, the long-term consequences<br />
on the attitude to the wealthy <strong>world</strong> of injustice and abject deprivation amongst the poor.“ 54<br />
„We must not <strong>und</strong>erestimate the cost of failure. If we cannot resolve these differences, <strong>our</strong> own<br />
economies will suffer.“ 55<br />
Insgesamt folgen Straw <strong>und</strong> Beckett am konsequentesten der Argumentationslinie des aufgeklärten<br />
Selbstinteresses. Blair <strong>und</strong> Cook betonen häufiger, d<strong>as</strong>s brit<strong>is</strong>che Außenpolitik vor<br />
allem Großbritannien dienen soll. Short <strong>und</strong> Benn we<strong>is</strong>en – sicher qua ihres Amtes – eher auf<br />
d<strong>as</strong> Leid außerhalb der brit<strong>is</strong>chen Grenzen hin. Doch auch sie verwe<strong>is</strong>en auf <strong>global</strong>e Interdependenz<br />
<strong>und</strong> den Beitrag, den EWP zur internationalen Ordnung für alle Menschen le<strong>is</strong>ten<br />
kann. „Aid <strong>is</strong> not charity, it <strong>is</strong> investment for a safer, better future for everyone“, 56 mahnt be<strong>is</strong>pielswe<strong>is</strong>e<br />
Short. Aber auch Tony Blair themat<strong>is</strong>iert EWP <strong>und</strong> bemüht sich, d<strong>as</strong> Politikfeld<br />
stärker in den Kre<strong>is</strong> der ‚wichtigen’ polit<strong>is</strong>chen Themen zu rücken. Er warnt:<br />
„[…] the great danger <strong>is</strong> that <strong>global</strong> politics divides into ‚hard’ and ‚soft’. The ‚hard’ get after the<br />
terror<strong>is</strong>ts. The ‚soft’ campaign against poverty. The divide <strong>is</strong> dangerous because interdependence<br />
makes all these <strong>is</strong>sues just that: interdependent.“ 57<br />
EWP wird somit als eng verzahnt mit Sicherheits-, Außen-, Handels- oder Menschenrechtspolitik<br />
dargestellt.<br />
3.2.1.3. Altru<strong>is</strong>mus<br />
Altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente sind zwar seltener als solche, die den Einsatz für d<strong>as</strong> Interesse<br />
anderer mit dem eigenen Nutzen rechtfertigen. Doch sie l<strong>as</strong>sen sich wesentlich häufiger feststellen<br />
als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Motive. Bei den Entwicklungsmin<strong>is</strong>tern sind altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente<br />
sogar dominant; Benns Reden folgen sogar zu zwei Dritteln diesem Begründungsmuster.<br />
Beweggr<strong>und</strong> <strong>is</strong>t oft die Auff<strong>as</strong>sung, aus Gründen der Menschlichkeit <strong>und</strong> moral<strong>is</strong>cher Überzeugung<br />
Notleidenden helfen zu müssen. D<strong>as</strong> Gefühl der Verantwortlichkeit resultiert aber<br />
auch aus empf<strong>und</strong>ener Schuld oder dem eigenen relativen Reichtum. Oft tritt d<strong>as</strong> altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />
Argument in den Reden Blairs <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter jedoch nur insofern zutage, als d<strong>as</strong>s auf<br />
d<strong>as</strong> Leid anderer, nicht aber im selben Atemzug auch auf negative Konsequenzen für Großbritannien<br />
oder die internationale Gemeinschaft hingewiesen wird. Dadurch wird implizit eine<br />
wahrgenommene Verpflichtung zur Hilfe ausgedrückt:<br />
„While we meet here in Chicago <strong>th<strong>is</strong></strong> evening, unspeakable things are happening in Europe. Awful<br />
crimes that we never thought we would see again have reappeared – ethnic cleansing, systematic rape,<br />
m<strong>as</strong>s murder. […] B<strong>is</strong>marck famously said the Balkans were not worth the bones of one Pomeranian<br />
Grenadier. Anyone who h<strong>as</strong> seen the tear stained faces of h<strong>und</strong>reds of thousands of refugees streaming<br />
54<br />
55<br />
56<br />
57<br />
Blair, Lord Mayor’s Banquet, 14.11.2005, a.a.O.<br />
Beckett, Margaret: Ohne Titel, Rede im Rahmen der Queen’s Speech Debate on International Affairs, House of<br />
Commons, 22.11.2006.<br />
Short, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, a.a.O.<br />
Blair, Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, a.a.O.<br />
13
across the border, heard their heart-rending tales of cruelty or contemplated the unknown fates of those<br />
left behind, knows that B<strong>is</strong>marck w<strong>as</strong> wrong.“ 58<br />
Die Beschreibung von Elend <strong>und</strong> Verbrechen erzeugt Empathie; d<strong>as</strong> Argument verlässt an<br />
dieser Stelle den Bereich nüchtere Gefahren-Analyse hinsichtlich etwaiger Auswirkungen von<br />
Unterentwicklung für Großbritannien. So finden sich auch ausdrückliche Bek<strong>und</strong>ungen von<br />
Solidarität, Verantwortlichkeit <strong>und</strong> Verpflichtung zur Hilfe aus rein menschlichen Gründen.<br />
EWH wird in einigen Fällen also klar mit altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiven gerechtfertigt:<br />
„Where people live in fear, with no prospect of advance, we should be on their side; in solidarity with<br />
them, whether in Sudan, Zimbabwe, Burma, North Korea“. 59<br />
„And so there <strong>is</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> immense and powerful moral cause […].“ 60<br />
Short nennt <strong>global</strong>e Armut „the biggest moral <strong>is</strong>sue that faces us“ <strong>und</strong> ihre Beseitigung „a<br />
great and noble goal“. 61 Die Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter appellieren zudem an d<strong>as</strong> Gerechtigkeitsempfinden<br />
<strong>und</strong> Mitgefühl ihrer Zuhörer sowie die Verantwortung reicher Nationen:<br />
„They [the poor] pay the biggest price in unpayable debt, bribes they cannot afford and corrupt public<br />
services. Most of all they pay the price in lost development that could have lifted them and their<br />
children out of the grinding poverty that one in f<strong>our</strong> of <strong>our</strong> fellow human beings have to endure.“ 62<br />
„But what makes me angry and frustrated <strong>is</strong> that we who have so much wealth, and who have the<br />
opportunity and so often take it for granted, if we were prepared to make a real <strong>comm</strong>itment to Africa,<br />
we could change the circumstances in which people live so that everyone here got that hope for a better<br />
and different future.“ 63<br />
Me<strong>is</strong>t gehen altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch motivierte Argumente jedoch Hand in Hand mit Argumenten des aufgeklärten<br />
Selbstinteresses.<br />
3.3. Zw<strong>is</strong>chenfazit<br />
Für die USA stellte Condolezza Rice 2000 klar, die künftige Außenpolitik werde ausgehen<br />
„from the firm gro<strong>und</strong> of the national interest, not from the interests of an illusory international<br />
<strong>comm</strong>unity“. 64 Deutlicher könnte der Unterschied zur Rhetorik der brit<strong>is</strong>chen Regierung<br />
zur selben Zeit kaum sein. Denn wie die Analyse gezeigt hat, <strong>is</strong>t der weit größte Teil der<br />
vorgebrachten Argumente im Sinne der Definition dieser Arbeit e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch: Brit<strong>is</strong>che Politik soll<br />
die Interessen aller – nicht nur der eigenen Nation, sondern gerade auch die der internationalen<br />
Gemeinschaft <strong>und</strong> anderer Menschen – berücksichtigen. Begründet wird dies jedoch<br />
stärker mit Eigeninteresse, als mit human<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Werten <strong>und</strong> Verantwortungsgefühl. Ein<br />
krieger<strong>is</strong>cher Konflikt in Afrika erscheint so in erster Linie als eine Bedrohung der interna-<br />
58<br />
59<br />
60<br />
61<br />
62<br />
63<br />
64<br />
Blair, Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, a.a.O.<br />
Blair, Global alliance for <strong>global</strong> values, a.a.O.<br />
Blair, Tony: Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, Add<strong>is</strong> Ababa, 07.10.2004.<br />
Short, Clare: Rede vor der General Synod on the World-Wide Alliance for the elimination of poverty, Church House,<br />
London, 18.11.1998.<br />
Short, Clare: Combating Corruption, Promoting Development, Rede vor der Royal Institute of International Affairs<br />
conference on Corruption <strong>as</strong> a Threat to World Trade and Investment, London, 19.03.1999.<br />
Blair, Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, a.a.O.<br />
Rice, Condolezza: Promoting the National Interest, in: Foreign Affairs, Vol. 79, No. 1, Jan / Feb 2000, S. 45-62, S. 62.<br />
14
tionalen Sicherheit, erst in zweiter Linie als eine schreckliche, menschliche Tragödie. Die<br />
DFID-Min<strong>is</strong>ter argumentieren jedoch deutlich altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher.<br />
Tabelle 3 : Ergebn<strong>is</strong>se der Rhetorikanalyse<br />
Anzahl der Reden, in denen der jeweilige<br />
Argumentationstyp verwendet wurde, in Prozent<br />
Anzahl der Reden, die dem jeweiligem<br />
Begründungsmuster zuzuordnen sind, in Prozent<br />
Ego<strong>is</strong>mus 10,28% Ego<strong>is</strong>mus 0,93%<br />
Aufgeklärtes Selbstinteresse 78,50% ASI mit Tendenz zu Prestigedenken oder<br />
zur primär eigenen Vorteilssicherung<br />
9,35%<br />
Altru<strong>is</strong>mus 51,40% Aufgeklärtes Selbstinteresse 34,58%<br />
nicht zuzuordnen 3,74% ASI mit Tendenz zur eigeninteressenfreien<br />
Hilfele<strong>is</strong>tung<br />
34,58%<br />
Altru<strong>is</strong>mus 16,82%<br />
nicht zuzuordnen 3,74%<br />
Auffällig <strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s Blair <strong>und</strong> Cook, deren Namen am stärksten mit der ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Außenpolitik’<br />
verb<strong>und</strong>en sind, noch am häufigsten ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente verwenden. Alle Redner bemühen<br />
sich, d<strong>as</strong> öffentliche Bild über die Funktion <strong>und</strong> Qualität von EWH zu revidieren. Sie<br />
beteuern die Abkehr von einer früheren EWP, die z.B. zur Förderung von Waffenverkäufen<br />
genutzt worden sei. 65 Gleichzeitig machen die Min<strong>is</strong>ter deutlich, d<strong>as</strong>s EWP deshalb aber noch<br />
keine Charity-Veranstaltung sei, sondern inhärenter Teil der Außenpolitik. 66 D<strong>as</strong> Gesamtergebn<strong>is</strong><br />
der Analysen der Reden spiegelt damit d<strong>as</strong> erste White Paper des DFID wider, d<strong>as</strong><br />
„a combination of morality and self-interest, the second stemming from <strong>global</strong> interdependence“<br />
zeigt. 67<br />
Eine gute, wirksame EWP enthält nach Darstellung der Min<strong>is</strong>ter folgende Komponenten: Sie<br />
müsse dafür sorgen, d<strong>as</strong>s Entwicklungsländer Marktzugangschancen erhalten <strong>und</strong> ihre Produkte<br />
ohne Handelsnachteile (z.B. EU-Agrarsubventionen) verkaufen könnten. 68 Die Durchsetzung<br />
von Good Governance soll die Korruption verringern <strong>und</strong> damit Stabilität <strong>und</strong> Investitionen<br />
fördern. So entstünde ein Klima, in dem Menschen ihre Rechte wahrnehmen <strong>und</strong><br />
sich persönlich <strong>und</strong> ökonom<strong>is</strong>ch entfalten könnten. 69<br />
Wirtschaftliche Entwicklung müsste<br />
jedoch nachhaltig sein <strong>und</strong> dürfte nicht die arme Bevölkerung benachteiligen. 70 Schuldenerl<strong>as</strong>s<br />
gäbe Ländern finanziellen Handlungsspielraum zurück. Dies mache jedoch nur Sinn, wo<br />
davon ausgegangen werden könne, d<strong>as</strong>s frei gewordene finanzielle Ress<strong>our</strong>cen der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> nicht nur den Eliten zugute kämen. 71 Zur Umgehung korrupter, bürokrat<strong>is</strong>cher Ap-<br />
65<br />
66<br />
67<br />
68<br />
69<br />
70<br />
71<br />
Short, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, a.a.O.<br />
Benn, Hilary: Where does Development fit in Foreign Policy?, Rede in New York, 16.04.2007. Ebenda: Ending<br />
Extreme Poverty, Rede im Centre for Strategic and International Studies, W<strong>as</strong>hington, USA 28.06.006.<br />
Burnell, Peter: Britain’s new government, new White Paper, new aid?, in: Third World Quarterly, Vol. 19, No. 4, 1998,<br />
S. 787-802, S. 795.<br />
Blair, Rede anlässlich des Lord Mayor’s Banquet, 2005, a.a.O. Benn, How Can We Get Trade Justice?, a.a.O.<br />
Beckett, Margaret: Rede anlässlich der Vorstellung des Annual Reports on Human Rights 2006, London, 12.10.2006.<br />
Cook, Robin: Human rights: making the difference, Rede anlässlich des AI Human Rights Festival, London, 16.10.1998.<br />
Beckett, Rede anlässlich der Vorstellung des GOF Annual Report, London, 14.11.2006.<br />
Short, Clare: Debt Relief for Poverty Reduction, Rede im Commonwealth Secretariat, London, 22.04.1999.<br />
15
parate könne EWH auch direkt an lokale Institutionen <strong>und</strong> NGOs ausgezahlt werden. 72 Gute<br />
EWP berücksichtige ferner die Menschenrechte. Regierungen, die sie m<strong>is</strong>sachteten, würden<br />
sanktioniert. EWP fördere in diesem Zusammenhang die Pressefreiheit <strong>und</strong> die polit<strong>is</strong>che<br />
Bildung. 73 Priorität der Entwicklungszusammenarbeit müsse aber auf der Sicherung einer<br />
medizin<strong>is</strong>chen Gr<strong>und</strong>versorgung, besonders im Kampf gegen HIV/AIDS <strong>und</strong> Malaria, sowie<br />
einer Gr<strong>und</strong>schulbildung für alle Kinder liegen. 74 Die Erhöhung der offiziellen Entwicklungshilfe<br />
(ODA) b<strong>is</strong> zum UN-Ziel von 0,7% des GNI solle dazu b<strong>is</strong> 2013 erreicht sein. 75<br />
Damit entspricht der in den Reden vorgestellte Anspruch and Außen- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik<br />
klar den im vorherigen Kapitel vorgestellten Präm<strong>is</strong>sen. Dunne <strong>und</strong> Wheeler bilanzieren,<br />
„[t]h<strong>is</strong> doctrine advocated by the Brit<strong>is</strong>h prime min<strong>is</strong>ter echoes a fo<strong>und</strong>ational claim of the<br />
Engl<strong>is</strong>h school, whose members have long maintained that states share interests and values“. 76<br />
Die Engl<strong>is</strong>che Schule erwe<strong>is</strong>t sich als tauglich zur Erf<strong>as</strong>sung eines neuen Verständn<strong>is</strong>ses von<br />
Moral <strong>und</strong> Interesse in der Außenpolitik im so genannten Zeitalter der Global<strong>is</strong>ierung. D<strong>as</strong><br />
Ergebn<strong>is</strong> der Redenanalyse <strong>is</strong>t der Ausdruck eines spezif<strong>is</strong>chen Verständn<strong>is</strong>ses von Moral,<br />
nationalem Interesse <strong>und</strong> Verantwortung. Doch erst die Fallstudien werden zeigen, ob dem<br />
vom Gipfel strahlenden Leitbild in den Niederungen der Prax<strong>is</strong> entsprochen werden konnte.<br />
4. Fallstudien zur brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik<br />
In diesem Abschnitt sollen die Ergebn<strong>is</strong>se der rhetor<strong>is</strong>chen Analyse mit der tatsächlichen entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />
Prax<strong>is</strong> verglichen werden. Dazu gibt die Arbeit zunächst einen kurzen<br />
Überblick über die Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik der Blair-Regierung von 1997 b<strong>is</strong> 2007.<br />
Danach wird in drei Fallstudien die brit<strong>is</strong>che EWP gegenüber Nigeria, Malawi <strong>und</strong> Kenia<br />
detaillierter untersucht. Hauptsächlich soll es bei der Analyse um EWH gehen. Wie erläutert,<br />
verlangt die Engl<strong>is</strong>che Schule jedoch für eine Fallentscheidung die Abwägung aller<br />
möglichen Faktoren, w<strong>as</strong> auch eine Berücksichtigung der EWP sowie diese frankierende<br />
Politikfelder (Sicherheit, Wirtschaft) erfordert. Dazu wurden die nachfolgenden aufgeführten<br />
qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Methoden miteinander ergänzt: 77<br />
Qualitative <strong>und</strong> quantitative Methoden: Es wurden die strukturellen Merkmale der Empfängerländer<br />
(z.B. Einwohnerzahl, Handelsvolumen mit Großbritannien) quantitativ erf<strong>as</strong>st,<br />
um Auskunft darüber zu erhalten, w<strong>as</strong> diejenigen Länder auszeichnet, die am me<strong>is</strong>ten Hilfe<br />
erhalten. Ferner wurde die sektorale Allokation der gele<strong>is</strong>teten Hilfe ermittelt. Auch die<br />
polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> gesellschaftliche Entwicklung in den Ländern der Fallstudien (z.B. Korruption,<br />
72<br />
73<br />
74<br />
75<br />
76<br />
77<br />
Benn, Ending Extreme Poverty: the Challenge for <strong>our</strong> Generation, a.a.O.<br />
Cook, Human rights: making the difference, a.a.O.<br />
Blair, Tony: A year after Gleneagles, Rede am King’s College, London, 26.06.2006.<br />
Benn, Ending Extreme Poverty, a.a.O.<br />
Dunne / Wheeler, The Blair doctrine, a.a.O., S. 61.<br />
Kelle, Udo / Erzberger, Chr<strong>is</strong>tian: Qualitative <strong>und</strong> quantitative Methoden: kein Gegensatz, in: Flick, Uwe / Kardorff,<br />
Ernst von / Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek 2004, S. 299-808, S. 304.<br />
16
Bürgerrechte) wurde mit Hilfe von Indizes ermittelt. Zur Illustration, dem besseren Verständn<strong>is</strong><br />
<strong>und</strong> zur Einordnung dieser Ergebn<strong>is</strong>se in polit<strong>is</strong>che Zusammenhänge <strong>und</strong> Interessenkonstellationen<br />
müssen diese quantitativen Methoden jedoch durch qualitative Analysen mit<br />
Hilfe von Sek<strong>und</strong>ärliteratur ergänzt werden.<br />
Querschnittsanalyse <strong>und</strong> Fallstudien: Die Fallstudien bef<strong>as</strong>sen sich mit der Allokation der<br />
EWH in drei verschiedenen Ländern <strong>und</strong> versuchen sie vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Situation in<br />
dem Land zu analysieren. Zur Einordnung dieser Ergebn<strong>is</strong>se der ‚Mikroebene’ sollte jedoch<br />
auch die ‚Makroebene’ beleuchtet werden: D<strong>as</strong> heißt, der Beitrag wirft auch einen Blick auf<br />
die Vergabeprax<strong>is</strong> <strong>und</strong> entwicklungspolit<strong>is</strong>che Paradigmen für ganz Subsahara-Afrika. Außerdem<br />
beschäftigt sie sich mit sicherheits- <strong>und</strong> wirtschaftspolit<strong>is</strong>chen Aspekten brit<strong>is</strong>cher<br />
Afrikapolitik insgesamt.<br />
Eine erschöpfende Darstellung der auf diese We<strong>is</strong>e erhobenen Ergebn<strong>is</strong>se <strong>is</strong>t im Rahmen<br />
dieses Beitrags jedoch nicht möglich. 78 Gerade in Bezug auf die Fallstudien konzentriert er<br />
sich stattdessen auf Schlüsse, die aus der empir<strong>is</strong>chen Analyse gezogen werden können.<br />
4.1. Brit<strong>is</strong>che Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik 1997 – 2007 im Überblick<br />
Hatte Afrika für d<strong>as</strong> DFID von Anfang an Priorität, so zeigte die Regierung insgesamt zunächst<br />
einige entwicklungs- <strong>und</strong> afrikapolit<strong>is</strong>che Anlaufschwierigkeiten. Zunehmend gelang<br />
es dem DFID jedoch, Blair für den Kontinent zu gewinnen. 79 Zudem hatte d<strong>as</strong> DFID mit<br />
Schatzkanzler Brown einen starken Fürsprecher. D<strong>as</strong> Budget des DFID stieg von £2,7 Mrd.<br />
1999 auf £4,5 Mrd. sechs Jahre später. 80 Bemerkbar machte sich die neue Schwerpunktsetzung<br />
allerdings erst 2005, als Blair d<strong>as</strong> „Jahr für Afrika“ ausrief, <strong>und</strong> d<strong>as</strong> Zusammenfallen<br />
von G8-Vorsitz <strong>und</strong> EU-Ratspräsidentschaft für internationale Initiativen nutze. Großbritannien<br />
unterstützte auch die New Partnership for Africa's Development (NEPAD), ein Instrument<br />
zur Forcierung von Reformen im Bereich Good Governance, Demokratie, Menschenrechte<br />
<strong>und</strong> Marktwirtschaft. Außerdem war bereits 2004 die Comm<strong>is</strong>sion for Africa eingesetzt<br />
worden, deren Report von Kritikern allerdings als „good summary of what we already know“<br />
bezeichnet wurde. 81<br />
4.1.1. Allokation der Entwicklungshilfe<br />
Der Anteil der ODA am GNI war nach dem Amtsantritt der Lab<strong>our</strong>-Regierung sogar auf ein<br />
h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>ches Tief von 0,24% gefallen. Seit 2000 stieg er zwar, erreichte mit 0,47% aber erst<br />
2005 wieder d<strong>as</strong> Niveau, d<strong>as</strong>s er Ende der 1970er Jahre hatte (vgl. Graphik 3). 2005 stieg<br />
Großbritannien damit hinter den USA <strong>und</strong> Japan in absoluten Zahlen zum drittgrößten Geber<br />
78<br />
79<br />
80<br />
81<br />
Vgl. hierzu: Wetzel, Mag<strong>is</strong>terarbeit, a.a.O.<br />
Gieg / Müller-Brandeck-Bocquet, a.a.O., S. 282-284.<br />
House of Lords, Hansard, UK Worldwide Interests, 08.12.2005, C. 747-795, C. 751.<br />
Abdul-Raheem, Tajudeen: Die M<strong>is</strong>sion des Propheten Blair, in: Zeitschrift Entwicklungspolitik, Nr. 9, 2005, S. 49-51.<br />
17
auf. Der Anteil für Afrika zeigt seit 1997 eine langsam steigende Tendenz, erlitt jedoch Einbrüche<br />
hauptsächlich durch den Transfer von Mitteln für Afghan<strong>is</strong>tan <strong>und</strong> Serbien-Montenegro<br />
im Jahr 2002. 82 Ein Langzeittrend zugunsten der armen Länder <strong>is</strong>t aber nicht auszumachen,<br />
zwar steigt der Anteil der am wenigsten entwickelten Länder (LDC), jedoch auf<br />
Kosten der übrigen gering entwickelten Länder (LIC) (vgl. Graphik 4). In Subsahara-Afrika<br />
zeigt sich immer noch eine klare Bevorzugung der ehemaligen Kolonien. 16 der 20 Staaten,<br />
die unter New Lab<strong>our</strong> am me<strong>is</strong>ten ODA pro Kopf erhielten, waren Commonwealthmitglieder<br />
– mehr als LDCs (vgl. Graphik 1, Tabelle 6).<br />
Dabei hatten die White Paper des DFID 1997 <strong>und</strong> 2000 Armutsbekämpfung ganz groß geschrieben.<br />
In der Debatte des House of Commons zur International Development Bill 2001<br />
erklärte Short: „The purpose of the Bill <strong>is</strong> to establ<strong>is</strong>h in leg<strong>is</strong>lation the reduction of poverty<br />
<strong>as</strong> the aim of United Kingdom development <strong>as</strong>s<strong>is</strong>tance and to ensure that it <strong>is</strong> spent for that<br />
re<strong>as</strong>on alone.“ 83 Als d<strong>as</strong> Gesetz 2002 schließlich als International Development Act in Kraft<br />
trat, war darin gesetzlich festgelegt, d<strong>as</strong>s ODA nur noch zur Bekämpfung von Armut <strong>und</strong><br />
Unterentwicklung verwendet werden darf. 84 Short erklärte:<br />
„When we say that poverty reduction <strong>is</strong> <strong>our</strong> main objective, it should be borne in mind that that means<br />
helping countries to create moderns and efficient states that will enable their economies to grow and<br />
ensure that good quality services can be provided to all their people. We are speaking <strong>about</strong> an<br />
effective state and well organ<strong>is</strong>ed and well regulated private sector that can grow, attract inward<br />
investment and thus reduce poverty.“ 85<br />
Der Fokus lag damit mehr auf der Bereitstellung von Expert<strong>is</strong>e statt von Gütern zur Befriedigung<br />
der Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>se, sowie auf der Unterstützung der Entwicklungsarbeit des Empfängers<br />
im Gegensatz zur Durchführung geberinitiierter Projekte. Dieses „ownership“-Prinzip<br />
sollte der Entwicklungszusammenarbeit durch Übertragung von Verantwortung auf die Empfängerregierung<br />
stärker partnerschaftliche Züge verleihen. Außerdem erhoffte sich d<strong>as</strong> DFID<br />
einen stärkeren Wirkungseffekt hinsichtlich der Le<strong>is</strong>tungsfähigkeit der Verwaltung <strong>und</strong> des<br />
Finanzmanagements. 86 Direkte finanzielle Unterstützung, wie budget support, dürfe es jedoch<br />
nicht geben, wo Gefahr drohe, d<strong>as</strong>s die Mittel durch Korruption verschwendet würden. 87<br />
Hinsichtlich der sektoralen Allokation sind neue Trends unter New Lab<strong>our</strong> eher schwer auszumachen.<br />
Die Verringerung der Hilfen für Produktion <strong>und</strong> Infr<strong>as</strong>truktur entspricht der allgemeinen<br />
Tendenz der DAC-Geber. Allerdings stiegen innerhalb des sozialen Sektors die Ausgaben<br />
für „Governance <strong>und</strong> Civil Society“ deutlich zu L<strong>as</strong>ten von Bildung <strong>und</strong> W<strong>as</strong>ser/<br />
Sanitär (vgl. Graphik 6). Auffällig <strong>is</strong>t auch, d<strong>as</strong>s etwa im Jahr 2002/03 r<strong>und</strong> 40% der Mittel<br />
für Subsahara-Afrika für „policy“ (z.B. Bildungs- oder Wirtschaftspolitik) zur Verfügung ge-<br />
82<br />
83<br />
84<br />
85<br />
86<br />
87<br />
OECD: Geographical D<strong>is</strong>tributions of Financial Flows to Aid Recipients 1999-2003. Par<strong>is</strong> 2005, S. 62f.<br />
Short, Clare in: House of Commons, Hansard: International Development Bill, 06.03.2001, Column 158-266, C. 158.<br />
Riddell, a.a.O., S. 61.<br />
Short, in: House of Commons, 06.03.2001, a.a.O., C. 162.<br />
Short, House of Commons, 06.03.2001, a.a.O., C. 158f-266, 159.<br />
Ebenda, C. 163, 195.<br />
18
stellt wurden. Dies spricht für den proklamierten Schwerpunkt von Politikformulierung <strong>und</strong><br />
Reformen. 88 Graphik 1: Allokation von ODA an afrikan<strong>is</strong>che Staaten südlich der Sahara nach<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
> 15 Mio. EW<br />
von Krieg betroffen<br />
97-05<br />
bestimmten Merkmalen 1997 - 2005<br />
Fragiler Staat<br />
relativ wichtiger<br />
Handelspartner<br />
Commonwealthmitglied<br />
LDC<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Anzahl der Länder mit angegebener Eigenschaft unter den 20 Ländern in Subsahara-Afrika, die von 1997-2005<br />
am me<strong>is</strong>ten ODA pro Kopf erhielten.<br />
Anzahl der Länder mit angegebener Eigenschaft in Subsahara-Afrika (von 48)<br />
Quellen, Definitionen <strong>und</strong> Erläuterungen siehe Anhang Tabelle 6. Eigene Darstellung.<br />
4.1.2. Sekurit<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> handelspolit<strong>is</strong>che Faktoren der Hilfe<br />
In der Folge der Terroranschläge des 11. September 2001 <strong>is</strong>t eine Sekurit<strong>is</strong>ierung der brit<strong>is</strong>chen<br />
Afrikapolitik zu beobachten. 89 Chr<strong>is</strong> Mullin, FCO Min<strong>is</strong>ter für Afrika, erklärte, es gäbe<br />
„so<strong>und</strong> practical re<strong>as</strong>ons why we cannot afford to ignore the state of Africa. The most immidiate<br />
of <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> Terror<strong>is</strong>m“. 90 Tatsächlich hatte d<strong>as</strong> 2003 angelaufene Anti-Terror-Programm<br />
jedoch nur ein Volumen von £20 Millionen für drei Jahre <strong>und</strong> sollte Afrika, den Nahen Osten<br />
<strong>und</strong> d<strong>as</strong> übrige Asien abdecken. Doch Terror<strong>is</strong>mus <strong>is</strong>t letztlich auch nur die Spitze sämtlicher<br />
Bedrohungen, die von der Unterentwicklung des Südens ausgehen <strong>und</strong> zunehmend „complex<br />
emergencies of ‚international societies’“ präsentieren. 91 Dazu gehören eben auch die Ausbreitung<br />
der trans- <strong>und</strong> internationalen Schattenwirtschaft, die u.a. mit Waffen, Drogen, Müll <strong>und</strong><br />
Organen handelt, sowie diverse Formen von Migration. Schließlich sind damit vor allem jene<br />
dieser Probleme gemeint, die dank <strong>global</strong>er Mobilität <strong>und</strong> Interdependenz die Gesellschaften<br />
<strong>und</strong> Straßen westlicher Industrienationen erreichen. 92 Deshalb müsse die eigentliche Ursache<br />
all dessen bekämpft werden; Unterentwicklung, sowie Funktionsdefizite <strong>und</strong> d<strong>as</strong> Zerfallen<br />
von Staaten.<br />
Die vom DFID erklärte Strategie, fragile Staaten zu unterstützen lässt sich jedoch nicht eindeutig<br />
prakt<strong>is</strong>ch nachwe<strong>is</strong>en. Nach eigener Definition – „fragile states [...] cannot or will not<br />
88<br />
89<br />
90<br />
91<br />
92<br />
DFID: Stat<strong>is</strong>tics on International Development 2003. London 2004, S. 170.<br />
Abrahamsen, Rita: Blair's Africa, in: Alternatives, Vol. 30, Nr. 1, S. 55-80, S. 55f.<br />
Mullin, Chr<strong>is</strong>: Our role <strong>is</strong> to help Africa to help itself, Rede vor dem Council of Foreign Relations, New York,<br />
04.02.2004.<br />
Stokke, Olav: The Changing International and Conceptual Environments of Development Co-operation, in: Hoebink,<br />
Paul / Ebenda (Hrsg.): Perspective on European Development Co-operation. Policy and performance of individual<br />
donors countries and the EU. Oxon / New York 2005, S. 32-112, S. 72.<br />
Menzel, a.a.O., S. 23.<br />
19
deliver core functions to the majority of its people, including the poor“ – führt d<strong>as</strong> DFID<br />
allein in Afrika 26 fragile Staaten, 93 von denen jedoch nur sieben zu den Top 20 ODA Pro-<br />
Kopf-Empfängern gehören. Auch vom Krieg betroffene Staaten erhielten nicht bevorzugt<br />
EWH (vgl. Graphik 1, Tabelle 6).<br />
Offenbar hat d<strong>as</strong> DFID auch nicht vor, sich übermäßig für engere sicherheitspolit<strong>is</strong>che Ziele<br />
vereinnahmen zu l<strong>as</strong>sen. Ein policy paper stellt klar:<br />
„DFID cannot use UK development <strong>as</strong>s<strong>is</strong>tance to finance programmes whose primary objective <strong>is</strong><br />
tackling threats to UK or <strong>global</strong> security [...] there would have to be a prior and compelling poverty<br />
reduction c<strong>as</strong>e. But we and other development agencies can support programmes that enhance the<br />
human security of the poor in developing countries, and, in so doing, benefit everyone’s safety, whether<br />
rich or poor“. 94<br />
In diesem Punkt gibt es überdies Hinwe<strong>is</strong>e auf Konflikte mit dem FCO sowie dem Parlament:<br />
Eine Debatte der Lords über „UK Worldwide Interests“ im Dezember 2005 zeigt, d<strong>as</strong>s so<br />
mancher der Ansicht <strong>is</strong>t, mit dem Antritt von New Lab<strong>our</strong> seien die nationalen Interessen<br />
fatalerwe<strong>is</strong>e aus dem Blick geraten. Dies wird, etwa von Baroness Park of Monmouth, insbesondere<br />
der zunehmenden Aufwertung des DFID angel<strong>as</strong>tet:<br />
„DfID w<strong>as</strong> created and its Secretary of State thereafter made dec<strong>is</strong>ions, notably in Ethiopia, Uganda,<br />
the Congo and Zimbabwe with little or no perception of the political consequences. Giving aid w<strong>as</strong><br />
good; and that w<strong>as</strong> enough. […] My quarrel <strong>is</strong> with the d<strong>is</strong><strong>as</strong>trous effects of the new <strong>world</strong> order on <strong>our</strong><br />
knowledge of, and therefore influence in, the <strong>world</strong>. The FCO h<strong>as</strong> major responsibilities that are now<br />
threatened. It <strong>is</strong> responsible for the safety and well-being of Brit<strong>is</strong>h subjects abroad. Th<strong>is</strong> <strong>is</strong> becoming a<br />
more onerous t<strong>as</strong>k. DFID cannot get Brit<strong>is</strong>h subjects out of goal.” 95<br />
Sie krit<strong>is</strong>ierte weiterhin, besonders in Afrika werde Großbritannien zunehmend durch d<strong>as</strong><br />
DFID repräsentiert, dessen Personal die Kompetenz bzw. der Fokus für polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> Gefahrenanalysen<br />
im brit<strong>is</strong>chen Interesse fehle. Auch andere Lords krit<strong>is</strong>ierten im selben Rahmen,<br />
d<strong>as</strong>s die für Großbritannien wertvollere Arbeit des FCOs, aber auch des Brit<strong>is</strong>h Councils,<br />
offenbar entwertet werde.<br />
Auch wirtschaftspolit<strong>is</strong>ch hat sich die Trennung des DFID vom FCO bemerkbar gemacht.<br />
2000 wurden die Aid and Trade Prov<strong>is</strong>ion Schemes geschlossen, mit denen brit<strong>is</strong>che Wirtschaftstätigkeiten<br />
in Entwicklungsländern durch EWH gefördert wurde. Zwei Jahre später<br />
wurde auch die ‚geb<strong>und</strong>ene Hilfe’ gesetzlich abgeschafft. Für Hilfe an Afrika, d<strong>as</strong> handelspolit<strong>is</strong>ch<br />
für Großbritannien kaum relevant <strong>is</strong>t <strong>und</strong> sukzessive an Gewicht verloren hat (vgl.<br />
Graphik 5), waren diese Vehikel ohnehin nicht so interessant gewesen. Doch unabhängig<br />
davon bieten sich Möglichkeiten, ökonom<strong>is</strong>che Interessen in Afrika punktuell zu L<strong>as</strong>ten der<br />
Armutsbekämpfung zu verfolgen. Ein kontroverses Be<strong>is</strong>piel war der Verkauf eines £28<br />
Millionen teuren militär<strong>is</strong>chen Air-Control-Systems von Brit<strong>is</strong>h Airways im Jahre 2002, d<strong>as</strong><br />
weit über den zivilen Bedürfn<strong>is</strong>sen Tansani<strong>as</strong> lag <strong>und</strong> auch nach Ansicht der Weltbank unnötig<br />
<strong>und</strong> überteuert war. Short vermutete Korruption hinter dem Geschäft <strong>und</strong> wollte es ver-<br />
93<br />
94<br />
95<br />
DFID, Why we need to work more effectively in fragile states, a.a.O., S. 7, 27f.<br />
DFID: Fighting poverty to build a safer <strong>world</strong>, London, März 2005. Hervorhebung durch die Autorin.<br />
Baroness Park of Monmouth, in: House of Lords, 08.12.2005, a.a.O., C. 770f.<br />
20
hindern, scheiterte jedoch an Blair, der mahnte, es seien 100 brit<strong>is</strong>che Jobs an den Auftrag<br />
geb<strong>und</strong>en. 96 Abgesehen davon biete d<strong>as</strong> DFID auf dem Feld der EWP allerdings auch „almost<br />
unconditional support for liberal<strong>is</strong>ation of direct investment (FDI) […] [thereby revealing] a<br />
complete lack of recognition that FDI <strong>is</strong> not always beneficial to developing countries and<br />
that multinational companies have tendencies to engage in anti-competitive practices“. 97<br />
Ferner, schreibt Shivij, sei unter New Lab<strong>our</strong> der Anteil Afrik<strong>as</strong> an brit<strong>is</strong>chen Waffenexporten<br />
sogar von 1,6% auf 19% gestiegen. D<strong>as</strong> Volumen habe sich von £52 Millionen 1998 auf £200<br />
Millionen 2001 vervierfacht. 98 Eine Studie des Center for Global Development krit<strong>is</strong>ierte<br />
Großbritannien für „[h]igh arms exports to poor and <strong>und</strong>emocratic governments“. Von den 21<br />
untersuchten Gebern hatte Großbritannien in dieser Kategorie den zweitgrößten Anteil am<br />
GDP. 99 Großen Imageschaden nahm die ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Außenpolitik’ auch bereits kurz nach Amtsübernahme<br />
der Lab<strong>our</strong>-Regierung durch den „Sandline-Skandal“: Mit Billigung des FCO<br />
hatte die Firma Sandline unter M<strong>is</strong>sachtung einer UN-Resolution vom Oktober 1997, die ein<br />
entsprechendes Embargo über Sierra Leone verhängte, Waffen an die Regierung geliefert.<br />
Die Bilanz fällt somit gem<strong>is</strong>cht aus. Auf Ebene der Politikformulierung tritt d<strong>as</strong> aufgeklärte<br />
Selbstinteresse mit einem Bewusstsein für Good Governance <strong>und</strong> polit<strong>is</strong>che Reformen als<br />
B<strong>as</strong><strong>is</strong> für nachhaltige Armutsbekämpfung, sowie für d<strong>as</strong> Sicherheitsr<strong>is</strong>iko, welches von fragilen<br />
Staaten ausgeht, deutlich hervor. In der Allokation der EWH lässt sich eine Schwerpunktverschiebung<br />
jedoch noch nicht klar ablesen. Ausschläge zeigen sich, erstens, im Sicherheitsbereich,<br />
wo d<strong>as</strong> DFID nur wenige Ress<strong>our</strong>cen von der Armutsbekämpfung zugunsten sicherheitsrelevanter<br />
Projekte abziehen will. Zweitens, sprechen in der Handelspolitik Waffenverkäufe<br />
<strong>und</strong> einzelne Verträge offenbar wenigstens in Einzelfällen für die Verfolgung ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher<br />
Motive, da etwa bei £28 Millionen <strong>und</strong> 100 Arbeitsplätzen (im Falle Tansani<strong>as</strong>) wohl<br />
noch kein vitales nationales Interesse angemeldet werden kann.<br />
4.2. Fallstudien: Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi<br />
Für die Fallstudie wurden zunächst die drei in der Inhaltsanalyse verwendeten e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen<br />
Kategorien für die prakt<strong>is</strong>che Überprüfung operational<strong>is</strong>iert. Dazu wurden Vergabekriterien<br />
<strong>und</strong> Eigenschaften von EWH <strong>und</strong> EWP festgelegt, die nach der Logik dieser Kategorien<br />
jeweils zu erwarten wären, um feststellen zu können, welche davon erfüllt wurden <strong>und</strong> ob die<br />
96<br />
97<br />
98<br />
99<br />
Short, Clare: An Hon<strong>our</strong>able Deception? New Lab<strong>our</strong>, Iraq, and the M<strong>is</strong>use of Power. London 2005, S. 119. Porteous,<br />
a.a.O., S. 287, 295.<br />
Morr<strong>is</strong>sey, Oliver: Brit<strong>is</strong>h Aid Policy Since 1997: Is DFID the Standard Bearer for Donors?, CREDIT Research Paper,<br />
Nr. 02/23, University of Nottingham 2002, S. 18.<br />
Shivji, Issa: Rhetorik des Mitgefühls, in: Zeitschrift Entwicklungspolitik, Nr. 9, 2005, S. 51<br />
Roodman, David/Akkus, Selvin: Commitment to Development Index 2007, United Kingdom, CGD Report, 2007, S. 3.<br />
Simbabwes Militär soll zudem mit Gerät beliefert worden sein, während die Armee sich am Krieg in der DR Kongo<br />
beteiligte. Auch die ebenfalls verwickelten Länder Angola, Bur<strong>und</strong>i <strong>und</strong> Uganda erhielten Militärtechnik, genauso wie<br />
d<strong>as</strong> kriegsgeplagte Eritrea. Vgl. Gieg / Müller-Brandeck-Bocquet, a.a.O., S. 265f.<br />
21
prakt<strong>is</strong>che EWP gegenüber Afrika als e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch interpretiert werden kann. Folgende Merkmale<br />
bzw. Indikatoren lagen der Analyse zugr<strong>und</strong>e:<br />
Tabelle 4: Kategorien (un-)e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handelns – Vergabekriterien Fallstudien 100<br />
Ego<strong>is</strong>mus Aufgeklärtes Selbstinteresse Altru<strong>is</strong>mus<br />
1.Höhe der<br />
ODA<br />
2. Allokation<br />
nach<br />
Einkommen<br />
3. Länder, die<br />
pro Kopf am<br />
me<strong>is</strong>ten ODA<br />
erhalten<br />
4. Sektorale<br />
Verteilung<br />
5. Konditionierung<br />
6. Verknüpfung<br />
von EWP <strong>und</strong><br />
Sicherheitspolitik<br />
7. Verknüpfung<br />
von EWP <strong>und</strong><br />
Handelspolitik<br />
- niedrig, deutlich unter 0,7%<br />
des GNI<br />
- größter Anteil der ODA geht<br />
an LMICs <strong>und</strong> UMICs<br />
- Staaten mit dem größten<br />
bilateralen Handelsvolumen<br />
- Industrie<br />
- Infr<strong>as</strong>truktur<br />
- Rohstoffsektor<br />
- urbane Zentren<br />
- keine Konditionierung von<br />
Hilfe<br />
- nicht mit dem Ziel der<br />
Herstellung des öffentlichen<br />
Guts Sicherheit<br />
- ODA zur Sicherung von<br />
polit<strong>is</strong>chen Allianzen<br />
- starker Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen<br />
Haupthandelspartnern<br />
<strong>und</strong> Beziehern hoher ODA<br />
- kaum Interesse an Reformen,<br />
solange Investitionen brit<strong>is</strong>cher<br />
Firmen nicht behindert<br />
werden<br />
-Vernachlässigung der Interessen<br />
der Bevölkerung <strong>und</strong>/<br />
oder der internationalen<br />
Gemeinschaft bei der Entscheidung<br />
über Wirtschaftsaufträge<br />
(z.B. Waffenlieferungen<br />
an Regierungen, die<br />
Menschenrechte verletzen;<br />
Förderung nicht nachhaltiger<br />
Industrien <strong>und</strong> Produkte)<br />
- hoch, etwa 0,7% des GNI - hoch, 0,7% des GNI <strong>und</strong><br />
mehr<br />
- größter Anteil der ODA geht<br />
an LICs <strong>und</strong> LDCs<br />
- instabile Staaten<br />
- große Staaten, die für die<br />
Region bedeutend sind<br />
- Governance-Sektor (Verwaltungsreform,<br />
Demokrat<strong>is</strong>ierung,<br />
Zivilgesellschaft,<br />
Menschenrechte)<br />
- Makroökonom<strong>is</strong>che Reformen,<br />
Finanzmanagement<br />
- Bildung<br />
- Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
- Konditionierung der Hilfe;<br />
Vergabe abhängig von<br />
planmäßiger Verwendung,<br />
Einhaltung der Menschenrechte<br />
<strong>und</strong> Reformfortschritten<br />
- ODA zur Förderung<br />
sicherheitsrelevanter Projekte<br />
im Bereich Konfliktprävention<br />
- höchstens schwacher Zusammenhang<br />
zw<strong>is</strong>chen Haupthandelspartnern<br />
<strong>und</strong> Beziehern<br />
hoher ODA<br />
- Unterstützung marktwirtschaftlicher<br />
<strong>und</strong> liberaler Reformen,<br />
die auch ein gutes<br />
Investitionsklima für ausländ<strong>is</strong>che<br />
Firmen schaffen<br />
- Berücksichtigung der Interessen<br />
der Bevölkerung <strong>und</strong> der<br />
internationalen Gemeinschaft,<br />
wenn keine vitalen Eigeninteressen<br />
dagegen sprechen<br />
- größter Anteil der ODA<br />
geht an LICs <strong>und</strong> LDCs,<br />
insbesondere letztere<br />
- Staaten mit niedrigem HDI<br />
- Kat<strong>as</strong>trophenhilfe<br />
- ländliche Entwicklung<br />
- Sicherung von Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>sen<br />
(Nahrung,<br />
Hygiene, medizin<strong>is</strong>che<br />
Versorgung)<br />
- keine Konditionierung, die<br />
dazu führt, d<strong>as</strong>s Menschen<br />
wegen der Sanktionierung<br />
ihrer Regierung weniger<br />
Hilfe erhalten<br />
- keine Verknüpfung von<br />
ODA <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />
- kein Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen<br />
Haupthandelspartnern<br />
<strong>und</strong> Beziehern hoher ODA<br />
- keine Unterstützung von<br />
Reformen, die negative<br />
Folgen für die benachteiligte<br />
Bevölkerung haben<br />
- Berücksichtigung der<br />
Interessen der Bevölkerung<br />
<strong>und</strong> der internationalen<br />
Gemeinschaft<br />
Für die Fallstudien wurden mit Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi drei Länder untersucht, die als<br />
Commonwealth-Staaten mit Großbritannien eine umfangreiche Entwicklungszusammenarbeit<br />
100 Abkürzungen siehe Anhang.<br />
22
pflegen, sich jedoch hinsichtlich der sozialen, ökonom<strong>is</strong>chen <strong>und</strong> Sicherheitslage unterscheiden.<br />
Innerhalb der Fallauswahl repräsentieren Malawi <strong>und</strong> Nigeria die größten Gegensätze,<br />
während Kenia eher ‚zw<strong>is</strong>chen den Polen’ steht. Nigeria <strong>is</strong>t ein Schlüsselstaat für die Sicherheit<br />
der Region Westafrika: Einerseits negativ als krit<strong>is</strong>che, weil fragile Größe, andererseits<br />
positiv etwa durch Teilnahme an Peacekeeping-M<strong>is</strong>sionen. D<strong>as</strong> wirtschaftliche Interesse <strong>is</strong>t<br />
auf Gr<strong>und</strong> der Rohstoffe <strong>und</strong> der Größe des Marktes erheblich. M<strong>as</strong>sive soziale <strong>und</strong> Sicherheitsprobleme<br />
besonders im ölreichen Nigerdelta gefährden jedoch die Entwicklung.<br />
Tabelle 5: Vergleich sozialer <strong>und</strong> polit<strong>is</strong>cher Indikatoren in Malawi, Kenia <strong>und</strong> Nigeria<br />
Malawi Kenia Nigeria<br />
Einkommensgruppe 2003 101 LDC LIC LIC<br />
HDI Wert 2004 102 166 152 159<br />
Lebenserwartung 2004 39,8 47,5 43,4<br />
HIV-infiziert (15-49 Jahre) 2005 14,1% 6,1% 3,9%<br />
Bevölkerung mit ständigem Zugang zu sauberem W<strong>as</strong>ser 2004 73% 61% 48%<br />
Unterernährter Anteil der Bevölkerung 2001-2003 34% 31% 9%<br />
Alphabet<strong>is</strong>ierungsrate unter Erwachsenen (ab 15 Jahren) 2004 64,1% 73,6% k.A.<br />
Schulbesuch (Gr<strong>und</strong>-, Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Tertiärstufe kombiniert) 2004 64,3% 60,1% 55%<br />
GDP pro Kopf (PPP US$) 646 1.140 1.154<br />
Bevölkerung in Mio. 103 13,2 35,6 141,4<br />
DFID: „fragile state“ 104 nein ja ja<br />
Ausmaß der Korruption (CPI: 10 (highly clean) - 1 (highly corrupt) 105 3,35↓* 2,1 ↔* 1,5 ↔*<br />
Gewährung polit<strong>is</strong>cher Rechte (FHI: 1 - 2,5 (free); 3 - 5 (partly free);<br />
5,5 - 7 (not free) 106 3 ↓* 5,2 ↑* 4,8 ↑*<br />
*Situation hat sich von 1997 b<strong>is</strong> 2005 tendenziell verschlechtert (↓), verbessert (↑) bzw. zeigt keinen klaren Trend (↔)<br />
In Kenia sind die Faktoren Nigeri<strong>as</strong> sozusagen mit abgeschwächter Relevanz anzutreffen: Der<br />
Staat <strong>is</strong>t ebenfalls kein LDC, die Wirtschaft im afrikan<strong>is</strong>chen Vergleich stark. Für westliche<br />
Märkte <strong>is</strong>t Kenia aber nicht so interessant wie Nigeria. Auch Kenia <strong>is</strong>t in der Region Ostafrika<br />
eine entscheidende Größe, hat auf dem internationalen Parket jedoch weniger Gewicht als<br />
Nigeria. Sicherheitsprobleme resultieren u.a. aus der porösen Grenze zu Somalia. 107 Malawi<br />
wiederum <strong>is</strong>t einerseits extrem arm, wirtschaftlich sehr schwach, andererseits aber auch<br />
sicherheitspolit<strong>is</strong>ch stabil. Vom Land geht keine Gefährdung für die Region aus. Auf Gr<strong>und</strong><br />
seiner schwachen Ress<strong>our</strong>cen kann es über seine Grenzen hinaus jedoch auch kaum positive<br />
Relevanz entfalten. In Malawi haben die Menschen am me<strong>is</strong>ten mit Krankheiten <strong>und</strong> Unterer-<br />
101<br />
102<br />
103<br />
104<br />
105<br />
106<br />
107<br />
OECD: Geographical D<strong>is</strong>tribution of Financial Flows to Aid Recipients 1999 - 2003. a.a.O., S. 323.<br />
HDI sowie sieben folgende Indikatoren vgl.: United Nations Development Program (UNDP): Human Development<br />
Report (HDR) 2006. Beyond scarcity: Power, poverty and the <strong>global</strong> water cr<strong>is</strong><strong>is</strong>. New York 2006.<br />
UN Population Div<strong>is</strong>ion: World Population Prospects: The 2006 Rev<strong>is</strong>ion Population Datab<strong>as</strong>e.<br />
Fragile Staaten beziehen sich hier auf die vom DFID übernommene Definition der World Bank’s Country Policy and<br />
Institutional Assessments. Vgl.: DFID: Why we need to work more effectively in fragile states, a.a.O., S. 7, 27f.<br />
Nach dem Corruption Perception Index, Mittelwert 1997 b<strong>is</strong> 2005. Transparency International, Corruption Perception<br />
Index 1997 - 2006.<br />
Nach dem Freedom House Index, Mittelwert 1997 b<strong>is</strong> 2005. Freedomhouse, Comparative scores for all countries from<br />
1973 to 2006.<br />
Die Innenpolit<strong>is</strong>chen Unruhen nach den Wahlen Ende 2007 ausbrachen, waren zum Zeitpunkt der Untersuchung im<br />
Herbst noch nicht absehbar.<br />
23
nährung zu kämpfen. Bildungssystem <strong>und</strong> sanitäre Situation sind in Nigeria am schlechtesten,<br />
dafür <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> Problem der Unterernährung dort weniger gravierend. Kenia hat von den drei<br />
Ländern d<strong>as</strong> beste Bildungssystem <strong>und</strong> die höchste Lebenserwartung.<br />
Der Vergleich dieser Länder geht nun folgenden Fragen nach: Erstens, w<strong>as</strong> geschieht mit der<br />
durch d<strong>as</strong> DFID gele<strong>is</strong>teten EWH, in welchen Bereichen werden Programme lanciert? Zweitens,<br />
wie <strong>is</strong>t die spezif<strong>is</strong>che Situation im Land, welche Interessen könnten hier aus Sicht<br />
Großbritanniens <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft bestehen? Und drittens, welcher mögliche<br />
Zusammenhang besteht zw<strong>is</strong>chen den Antworten auf die ersten beiden Fragen?<br />
4.2.1. Malawi<br />
Malawi erhielt nach Sierra Leone in Subsahara-Afrika zw<strong>is</strong>chen 1997 <strong>und</strong> 2005 relativ am<br />
me<strong>is</strong>ten EWH (60,97$ pro Kopf). D<strong>as</strong> hohe Budget für ein Land, dessen Zustand Großbritanniens<br />
Interessen kaum tangiert, spricht zunächst prinzipiell für eine altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che EWH. Wirtschaftlich<br />
<strong>is</strong>t Malawi reizlos; d<strong>as</strong> agrar<strong>is</strong>ch geprägte Land hat weder Bodenschätze noch<br />
Meerzugang, die Einkommenssituation verschlimmert sich durch den ökonom<strong>is</strong>chen Niedergang<br />
Simbabwes, wo etwa zwei der knapp zwölf Mio. Malawier eine Arbeit gef<strong>und</strong>en hatten.<br />
108 Auch in sicherheitspolit<strong>is</strong>cher Hinsicht wäre eine weitere Verarmung in Kauf zu nehmen,<br />
da es im Land trotz der prekären sozialen Situation offenbar noch nicht zu Spannungen<br />
gekommen <strong>is</strong>t, aus denen eine (über-)regionale Gefahr erwachsen könnte. Andererseits <strong>is</strong>t die<br />
malaw<strong>is</strong>che Regierung auf Gr<strong>und</strong> ihres in den letzten Jahren eher errat<strong>is</strong>chen Politikstils <strong>und</strong><br />
der geringen Bedeutung des Landes auch kein gefragter Partner auf dem internationalen Parkett.<br />
Großbritannien trainiert aber malaw<strong>is</strong>che Truppen für Friedensm<strong>is</strong>sionen im Rahmen der<br />
Afrikan<strong>is</strong>chen Union. Die schwankende, doch stetige Erhöhung der ODA erscheint vor allem<br />
eine Reaktion auf den erhöhten Bedarf infolge des wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Abstiegs.<br />
Auf den ersten Blick folgt die Allokation der EWH dem Prinzip der Bedürftigkeit: D<strong>as</strong> mit<br />
Abstand größte Budget wurde – bitter benötigt – für den Ges<strong>und</strong>heitsbereich zur Verfügung<br />
gestellt (z.B. für die Ausbildung <strong>und</strong> Bezahlung von Ärzten <strong>und</strong> die Bekämpfung epidem<strong>is</strong>cher<br />
Krankheiten). Großbritannien le<strong>is</strong>tet auch Lebensmittelhilfe für d<strong>as</strong> chron<strong>is</strong>ch unterernährte<br />
Drittel der Bevölkerung. Ferner wird der Bildungsbereich gezielt unterstützt. Hier<br />
adressierte d<strong>as</strong> DFID Engpässe, die durch die Einführung kostenloser Gr<strong>und</strong>schulbildung<br />
1994 entstanden sind, wie den Mangel an Lehrern <strong>und</strong> Kl<strong>as</strong>senräumen. Einen geringen Anteil<br />
an der EWH hat der Governance-Sektor. 109 Die Situation der Bürgerrechte <strong>is</strong>t hier im Vergleich<br />
zu den anderen Staaten jedoch besser. Besondere Unterstützung erfährt innerhalb des<br />
Sektors bedarfsgerecht d<strong>as</strong> schwache Justizwesen. Auch ein Programm zur Verbesserung des<br />
108<br />
109<br />
DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2003 – 2006, London, April 2003, S. 11.<br />
Die Zahlen beziehen sich auf den Evaluationsreport. Vgl. Barnett, Chr<strong>is</strong> / Chivso, Munhamo / Kadzamira, Esme / van<br />
der Meer, Esther/Paalman, Maria/R<strong>is</strong>ner, Colin (DFID): Evaluation of DFID Country Programmes. Country study<br />
Malawi 2000 – 2005, DFID Evaluation Report EV661, London, April 2006, S. 27-33, 69-73.<br />
24
Finanzmanagements wurde lanciert. Allerdings wird die ländliche Entwicklung vernachlässigt,<br />
die essentiell wäre bei einem Staat, der von der Landwirtschaft lebt, aber überbevölkert<br />
<strong>und</strong> durch ungünstige Klimabedingungen behindert <strong>is</strong>t. D<strong>as</strong> gleiche betrifft den Gender-<br />
Bereich, der – wie die Landwirtschaft – offenbar als schwieriges Terrain gilt <strong>und</strong> daher „<strong>is</strong> not<br />
identified <strong>as</strong> a field of comparative advantages for DFID“. 110<br />
Zudem verw<strong>und</strong>ern die Haushaltszuschüsse <strong>und</strong> die Unterstützung der Reformpläne der<br />
Regierung angesichts des schlechten Managements. Unter Präsident Muluzi kam es ab 1994<br />
zu einem dr<strong>as</strong>t<strong>is</strong>chen Qualitätsverfall der öffentlichen Verwaltung. 111 Besonders die zweite<br />
Amtszeit war gekennzeichnet von „progressive decline in the quality of f<strong>is</strong>cal management,<br />
incre<strong>as</strong>ing corruption and generally declining standards of public management“. Eine DFIDinterne<br />
Evaluation stellte fest, „there <strong>is</strong> not much to show for the £72 million of support<br />
d<strong>is</strong>bursed during the 2000-2003 period“. 112 Gemäß der Kategor<strong>is</strong>ierung der Arbeit spricht der<br />
Verzicht auf Konditionierung aber für Altru<strong>is</strong>mus. Insgesamt <strong>is</strong>t die Allokation der EWH der<br />
altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Kategorie zuzuordnen. Der Begriff „good will“ erscheint teilwe<strong>is</strong>e jedoch<br />
p<strong>as</strong>sender, da offenbar die Implementierung des Programms zu wünschen übrig ließ. Der negative<br />
Eindruck, den der Country Ass<strong>is</strong>tance Plan (CAP) Malawi des DFID 113 im Vergleich<br />
zu denen Nigeri<strong>as</strong> <strong>und</strong> Keni<strong>as</strong> vermittelte, korrespondiert mit dem Urteil der Evaluierenden<br />
des DFID: Sie stellten fest, „it <strong>is</strong> not yet clear what DFIDM [DFID Malawi] will support and<br />
how“. 114<br />
4.2.2. Kenia<br />
Kenia scheint im sozialen <strong>und</strong> humanitären Bereich ein bedürfn<strong>is</strong>orientiertes Programm erhalten<br />
zu haben. Der größte Teil wird im Ges<strong>und</strong>heitsbereich investiert, nachdem sich die Situation<br />
dort in Folge des allgemeinen Niedergangs Keni<strong>as</strong> dr<strong>as</strong>t<strong>is</strong>ch verschlechtert hatte. Im Bildungsbereich<br />
werden Engpässe, die durch freie Gr<strong>und</strong>schulbildung entstanden sind, aufgefangen.<br />
Ein großer Teil der Projekte <strong>is</strong>t darauf angelegt, die Bedürfn<strong>is</strong>se der Bevölkerung unmittelbar<br />
materiell zu befriedigen (z.B. durch Insektennetze, Kat<strong>as</strong>trophenhilfe). Lediglich die<br />
Entwicklung ländlicher Räume wird gemessen am Bedarf zunehmend vernachlässigt, <strong>und</strong> nur<br />
„arms lengths engagement in water and sanitation h<strong>as</strong> left concerns <strong>about</strong> the poverty orientation“<br />
auch in diesem Sektor. 115<br />
Die Allokation des CAP Kenia deutete dabei zunächst eher auf eine Politik des aufgeklärten<br />
Selbstinteresses hin. Allerdings hat sich die Verteilung der EWH von der Prioritätensetzung,<br />
110<br />
111<br />
112<br />
113<br />
114<br />
115<br />
Ebenda, S. 13.<br />
Booth, David / Cammack, Diana / Harrigan, Jane / Kanyongolo, Edge / Mataure, Mike / Ngwira, Naomi: Drivers of<br />
Change in Malawi, Overse<strong>as</strong> Development Insitute, Working Paper 261, London, Januar 2006, S. viii, x.<br />
Barnett et al., a.a.O., S. 3, ix.<br />
DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan Malawi 2003 – 2006, London, April 2003.<br />
Barnett, a.a.O., S. x.<br />
Poate, D. / Clarke J. / Gachocho, M. et al.: Evaluation of DFID Country Programmes. Country Study Kenya: Final<br />
Report, DFID Evaluation Report EV 674, London, Februar 2007, S. xiv, 15.<br />
25
wie sie der CAP nahe legt, über die geplanten Programmallokationen b<strong>is</strong> hin zu tatsächlich<br />
finanzierten Programmen zur definierten Kategorie „Altru<strong>is</strong>mus“ verschoben: Denn verkleinert<br />
wurden (neben ländlicher Entwicklung) die Anteile für Public Admin<strong>is</strong>tration <strong>und</strong> Bildung<br />
zugunsten von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Nothilfe. Trotz der Enttäuschung über Versagen bei der<br />
Korruptionsbekämpfung – „[c]orruption h<strong>as</strong> become a way of life dominating Kenyan<br />
society“ 116 – lehnte Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter Benn eine Kürzung der Hilfe mit Verwe<strong>is</strong> auf die<br />
Bedürftigkeit Keni<strong>as</strong> ab. 117<br />
Wirtschaftliche <strong>und</strong> sicherheitspolit<strong>is</strong>che Interessen Großbritanniens spiegeln sich in der Allokation<br />
nicht wider. Großbritannien <strong>is</strong>t zwar der größte Investor in Kenia <strong>und</strong> eines der wichtigsten<br />
Exportländer für kenian<strong>is</strong>che Produkte, 118 doch gezielte Wirtschaftsförderung durch<br />
d<strong>as</strong> DFID <strong>is</strong>t nicht auszumachen. Nur in der Kritik des CAP an hohen Kosten für geschäftliche<br />
<strong>und</strong> ökonom<strong>is</strong>che Aktivitäten <strong>und</strong> entsprechenden Programmen könnte man ein Indiz erkennen.<br />
Die in den letzten Jahren verbesserte Situation der Freiheitsrechte <strong>und</strong> Keni<strong>as</strong> gute<br />
internationale Kooperation könnte außerdem eine Konzentration auf humanitäre Aufgaben erlauben<br />
– die dramat<strong>is</strong>chen Unruhen nach den Wahlen im Dezember 2007 waren so nicht<br />
absehbar gewesen <strong>und</strong> können daher nicht mit in die Analyse einbezogen werden.<br />
Eine EWH, die stärker den Merkmalen des aufgeklärten Selbstinteresses entspricht, hätte<br />
allerdings trotzdem erwartet werden können, da Kenia für Großbritannien – als vergleichswe<strong>is</strong>e<br />
verlässlicher Partner in einer Unruheregion umgeben von Ländern wie dem Sudan <strong>und</strong><br />
Somalia – als polit<strong>is</strong>ch wichtig einstuft wird. 119 Kenia engagiert sich in der NEPAD <strong>und</strong> <strong>is</strong>t<br />
UN-Standort. Im Rahmen von Programmen des Africa Conflict Prevention Pool – ein<br />
Gemeinschaftsprojektes des FCO, DFID <strong>und</strong> Min<strong>is</strong>try of Defence (MOD) – <strong>is</strong>t die brit<strong>is</strong>che<br />
Armee vor Ort, um Peace Support Maßnahmen zu unterstützen. 120 In der Region breiten sich<br />
aber auch kriminelle <strong>und</strong> <strong>is</strong>lam<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Gruppen aus, die in den Flüchtlingscamps im Norden<br />
Keni<strong>as</strong> einen Nährboden finden. 121 Der Weg durch Kenia sei „now one of the major routes to<br />
the very lucrative drug markets of Europe“ für Heroin <strong>und</strong> Kokain, erklärte FCO Staatsmin<strong>is</strong>ter<br />
Howells. Auch im Kampf gegen den Terror<strong>is</strong>mus sei d<strong>as</strong> Land mit seiner Grenze zu<br />
Somalia daher die offene Flanke in Ostafrika. 122 Selbst wenn ökonom<strong>is</strong>che Eigeninteressen<br />
116<br />
117<br />
118<br />
119<br />
120<br />
121<br />
122<br />
Swed<strong>is</strong>h International Development Cooperation Agency: A Strategic Conflict Analys<strong>is</strong> for the Great Lake Region,<br />
Stockhom, März 2004.<br />
House of Commons, Hansard, Kenya, 06.06.2006, C. 552Wf. Benn, Hilary, in: House of Commons, Hansard, Drought<br />
(E<strong>as</strong>t Africa), 29.03.2006, C. 836f, C. 836.<br />
Link2Export in Zusammenarbeit mit Brit<strong>is</strong>h Chamber of Commerce, Export Profile Kenya.<br />
Morr<strong>is</strong>sey, a.a.O., S. 9.<br />
MOD: Deployments, The Brit<strong>is</strong>h Army in Africa. DFID/MOD/FCO: The The Africa Conflict Prevention Pool. An<br />
Information Document, London, September 2004, S. 15.<br />
Foreign Policy / F<strong>und</strong> for Peace: Failed States Index 2007, in: Foreign Policy, Nr. 4, S. 45-63, S. 62. Otenyo, Eric E.:<br />
New Terror<strong>is</strong>m. Toward an explanation of c<strong>as</strong>es in Kenya, in: African Security Review, Vol. 13, Nr. 3, 2000, S. 75-84,<br />
S. 78. Die Anzahl der Flüchtlinge erreichte im November 2006 f<strong>as</strong>t 200.000 (vgl. Benn, Hilary, in: House of Commons,<br />
Hansard, Refugees (Africa), 27.11.2006, C. 261W).<br />
People's Daily Online/Xinhua: UK min<strong>is</strong>ter expresses concern over drug trafficking, terror<strong>is</strong>m in Kenya, 12.11.2006.<br />
26
als weniger relevant ansehen würde, 123 so hätte Kenia aufgr<strong>und</strong> der regionalen Sicherheitskonstellation<br />
besondere Aufmerksamkeit erhalten müssen. Schließlich <strong>is</strong>t es gemäß der Logik<br />
von Blairs „doctrine of the international <strong>comm</strong>unity“ relevant <strong>und</strong> wird auch vom DFID als<br />
fragiler Staat eingestuft. D<strong>as</strong> Programm <strong>is</strong>t zwar umfangreich, explizite sicherheitspolit<strong>is</strong>che<br />
Komponenten enthält es allerdings nicht. Es bestätigt sich damit die Ankündigung des DFID,<br />
seine Programme nicht zur Bekämpfung von Sicherheitsr<strong>is</strong>iken, auch nicht im Interesse Großbritannien,<br />
verwenden zu wollen.<br />
4.2.3. Nigeria<br />
In der Reaktion eines Abgeordneten auf die kat<strong>as</strong>trophale Lage im Nigerdelta zeigen sich die<br />
gem<strong>is</strong>chten Motive, mit denen Großbritannien Nigeria unterstützt: „The current instability in<br />
the Niger delta must concern us all in the UK, <strong>as</strong> a humanitarian concern for the people of<br />
Nigeria, <strong>as</strong> a concern for the development of their country and <strong>as</strong> a concern for the security of<br />
<strong>world</strong> energy supplies“. Großbritannien importiert zwar (noch) nicht viele Rohstoffe aus Nigeria,<br />
doch wichtige Firmen im Energiesektor sind brit<strong>is</strong>ch: D<strong>as</strong> Nigerdelta <strong>is</strong>t „the jewel in<br />
Shell’s upstream crown“. Die Firma produziert 1,3 Millionen Barrell täglich. Damit sei sie<br />
„specifically vital to Brit<strong>is</strong>h <strong>comm</strong>ercial interests“. 124 Shell steht aber wegen m<strong>as</strong>siven Umweltschäden<br />
<strong>und</strong> Korruption in der Kritik. Parlamentarier mahnen, Shells Verhalten sei „anything<br />
but responsibly“ 125 <strong>und</strong> fordern die brit<strong>is</strong>che Regierung auf, endlich Druck auf die Firma<br />
auszuüben <strong>und</strong> zu verhindern, d<strong>as</strong>s Geld aus Ölgeschäften durch brit<strong>is</strong>che Banken gew<strong>as</strong>chen<br />
wird. 126 Einige Quellen legen zudem einen Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen dem m<strong>as</strong>siven Schuldenerl<strong>as</strong>s<br />
für Nigeria <strong>und</strong> dessen Attraktivität als Wirtschaftsraum nahe. 127<br />
Zu Wirtschaftsinteressen kommt die Tatsache, d<strong>as</strong>s Nigeria der Schlüssel für die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Sicherheit der Region <strong>und</strong> darüber hinaus <strong>is</strong>t. 128 Die Regierung bemüht sich, ihr Image<br />
durch kooperatives Verhalten auf internationalem Parket aufzupolieren; etwa durch Engagement<br />
in der NEPAD oder die Tatsache, d<strong>as</strong>s Nigeria zu den zehn Staaten weltweit gehört, die<br />
die größten Truppenkontingente für UN-M<strong>is</strong>sionen stellen. Nigeria <strong>is</strong>t jedoch auch kein<br />
unproblemat<strong>is</strong>cher Partner <strong>und</strong> auf manchem Gebiet auch eher Teil des Problems als der<br />
Lösung. Nachbarländer sehen die Rolle des Landes eher durch Dominanz, Arroganz <strong>und</strong> Unwillen<br />
zur regionalen Integration gekennzeichnet. Gut integriert <strong>is</strong>t jedoch d<strong>as</strong> Schmugglerwesen.<br />
Nigeria <strong>is</strong>t „d<strong>as</strong> Zentrum einer stark integrierten kriminellen Ökonomie – eines trans-<br />
123<br />
124<br />
125<br />
126<br />
127<br />
128<br />
Während Großbritannien für Keni<strong>as</strong> Wirtschaft damit ein sehr wichtiger Partner <strong>is</strong>t, l<strong>as</strong>sen sich auf der anderen Seite<br />
kaum brit<strong>is</strong>che Stellungnahmen finden, die eine besondere Relevanz der Handelsbeziehungen für Großbritannien<br />
bestätigen. D<strong>as</strong> Handelsvolumen, zumindest der Importe, steigt zwar kontinuierlich an, jedoch liefert Kenia keine Güter<br />
nach Großbritannien, die unverzichtbar oder schwer ersetzbar sind, wie etwa energieerzeugende Rohstoffe.<br />
Tynan, House of Commons, Hansard: Nigeria, 06.07.2004, Column 238WH-246WH, C.238WH, 243WH (drei Zitate).<br />
Caton, Martin, in: House of Commons, 06.06.2006, a.a.O., C. 189.<br />
Tynan, House of Commons, 06.07.2004, a.a.O., C. 240WHf.<br />
Vgl.: London Chamber of Commerce: Ankündigung „Trade m<strong>is</strong>sion to Nigeria“. Link2Export, Country Profile Nigeria.<br />
DFID: Nigeria: Country Strategy Paper 2000-2003, London September 2000, S. 2.<br />
27
staatlichen Netzwerkes –, dessen Schwerpunkt die illegale Ausfuhr von Erdöl <strong>und</strong> Treibstoff,<br />
die Geldwäsche sowie der Handel mit Drogen <strong>und</strong> Waffen bilden“. 129 Besonders die Unruhen<br />
im Nigerdelta im Süden bedrohen zudem die Ölförderung <strong>und</strong> außerdem die Sicherheit etwa<br />
1.000 dort lebender Briten. 130 In den vergangenen zehn Jahren kamen in Nigeria etwa 55.000<br />
Menschen durch innere Konflikte ums Leben. 131<br />
Die Lab<strong>our</strong>-Regierung hielt sich jedoch insgesamt mit Kritik oder gar Sanktionen zurück. In<br />
dieser Hinsicht „the new Lab<strong>our</strong> government maintained much the same policy towards Nigeria<br />
[…] <strong>as</strong> that of Major's Conservative government“. 132 Vielmehr betreibt sie offenbar eine<br />
Politik der ‚wohlwollenden Einbindung’, die u.a. Nigeri<strong>as</strong> Präsidenten Ob<strong>as</strong>anjo zum ständigen<br />
G<strong>as</strong>t auf den G8-Gipfeln der letzten Jahre gemacht hat. 133 So hofft Großbritannien<br />
offenbar, der nigerian<strong>is</strong>chen Regierung d<strong>as</strong> Gefühl zu geben, akzeptierter Partner zu sein, um<br />
sie ihrerseits zur Kooperation <strong>und</strong> zur Umsetzung gewünschter Politikziele zu bewegen. Denn<br />
gemäß den Ankündigungen des ersten Country Strategie Papers hätte die Bilanz der Förderperiode<br />
in Bezug auf Korruption <strong>und</strong> Reformvorhaben zu einer Kürzung der Mittel führen<br />
müssen – doch d<strong>as</strong> Gegenteil geschah. Überdies kam d<strong>as</strong> DFID offenbar zu der Einsicht, d<strong>as</strong>s<br />
polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> wirtschaftliche Veränderungen nicht so schnell zu erreichen seien. Denn statt<br />
sich nur auf die Unterstützung der Reformagenda zu konzentrieren, investierte d<strong>as</strong> DFID<br />
offenbar entgegen ursprünglicher Pläne doch stärker explizit in die prekären Bereiche Bildung,<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sanitär. Denn während von 1998 b<strong>is</strong> 2004 d<strong>as</strong> durchschnittliche pro-<br />
Kopf-Einkommen um 45% von US$ 795 auf US$ 1.154 stieg, sank gleichzeitig die Lebenserwartung<br />
von 50,1 auf 43,4 Jahre. 134<br />
In diesem Zusammenhang <strong>is</strong>t ein Blick auf den regionalen Schwerpunkt der DFID-Programme<br />
interessant. Denn während die bedürftigeren Staaten im Norden liegen, konzentriert sich<br />
d<strong>as</strong> brit<strong>is</strong>che ökonom<strong>is</strong>che Interesse auf d<strong>as</strong> Delta im Süden. Der Coutry Ass<strong>is</strong>tance Plan erklärte,<br />
der Schwerpunkt der Arbeit werde, entsprechend der Bedürftigkeit, auf den nördlichen<br />
Staaten liegen, ohne einzelne zu nennen. Gleichzeitig wolle d<strong>as</strong> DFID sich aber besonders an<br />
Staaten halten, die schlüssige Entwicklungsstrategien entworfen hätten, auch wenn d<strong>as</strong> bedeutet,<br />
d<strong>as</strong>s mit einigen armen Staaten keine Kooperation stattfinden würde. Allerdings solle<br />
in solchen Fällen die betroffene Bevölkerung trotzdem direkte Unterstützung erhalten, alternativ<br />
in Zusammenarbeit mit Lokalregierungen, privaten Gruppen <strong>und</strong> NGOs. 135 Unabhängig<br />
davon werden die Konflikte im Nigerdelta trotzdem durch entsprechende Programme adres-<br />
129<br />
130<br />
131<br />
132<br />
133<br />
134<br />
135<br />
Engel, Ulf: Westafrikan<strong>is</strong>cher Hegemon oder Scheinriese? Nigeria in der internationalen Politik, German Institute of<br />
Global and Area Studies, GIGA Focus, Nr. 7, 2007, S. 1, 3, 5.<br />
Die Mitarbeiter der Ölfirmen sind gewaltsamen Übergriffen <strong>und</strong> der Gefahr von Entführungen ausgesetzt. Vgl. FCO:<br />
Travel Adv<strong>is</strong>e Nigeria, 02.10.2007.<br />
Marshall, Monty G.: Conflict Trends in Africa, 1946 - 2000. Report prepared for the Africa Conflict Prevention Pool<br />
(ACPP), Government of the United Kingdom. DFID / FCO / MOD, September 2006, S. 18.<br />
Porteous, a.a.O., S. 285.<br />
Engel, a.a.O., S. 5.<br />
UNDP: HDR 2000. New York 2000, S. 160. UNDP, HDR 2006, a.a.O., S. 285.<br />
DFID: Nigeria: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2004 - 2008, London, 2004, S. 16, 13.<br />
28
siert. Nigeria <strong>is</strong>t auch Schwerpunktland des Africa Conflict Prevention Pools. 136 Dies hieße,<br />
d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> DFID prinzipiell den Ansatz der Unterstützung offizieller Reformen bevorzugt,<br />
jedoch bei Bedürftigkeit prinzipiell dort zur unkonditionierten Hilfe bereit <strong>is</strong>t, wo sie am<br />
dringendsten gebraucht wird. Die Programmübersicht zeigt tatsächlich eine Häufung von<br />
Programmen im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungsbereich in den nördlichen Staaten, während ökonom<strong>is</strong>che<br />
<strong>und</strong> admin<strong>is</strong>trative Reformprogramme auch im Süden stark vertreten sind. Für zahlreiche<br />
besonders unterentwickelte Staaten sind jedoch tatsächlich keine Programme im<br />
Ges<strong>und</strong>heitsbereich aufgeführt. 137<br />
Insgesamt ergibt sich so ein gem<strong>is</strong>chtes Bild. Riddell verwe<strong>is</strong>t zu Recht auf d<strong>as</strong> Problem, Gebermotivationen<br />
in derart komplexen Fällen einzuschätzen, wo „d<strong>is</strong>tinction between developmental<br />
and non-developmental purpose for aid are repeatetly blurred“. 138 Wie es d<strong>as</strong> aufgeklärte<br />
Selbstinteresse zulässt, werden hier offenbar Abstriche bei anderen Werten hingenommen.<br />
Denn Menschenrechtsverletzungen <strong>und</strong> Probleme im Entwicklungsprozess werden zwar<br />
in Großbritannien aufmerksam beobachtet, doch die Reaktionen der brit<strong>is</strong>chen Regierung<br />
deuten nicht an, d<strong>as</strong>s Nigeria deshalb mit Sanktionen zu rechnen hat. London verhält sich<br />
gegenüber der Regierung in Abuja wohlwollend. Die Art der EWH <strong>is</strong>t auf der anderen Seite<br />
durchaus darauf ausgerichtet, Entwicklungsfortschritte im sozialen Sektor herbeizuführen<br />
sowie d<strong>as</strong> Verwaltungs-, Regierungs-, Polizei- <strong>und</strong> Justizsystem zu Gunsten größerer Bürgernähe<br />
<strong>und</strong> Rechtsstaatlichkeit zu reformieren. Die Investitionen im Bildungs- <strong>und</strong> im sozialen<br />
Bereich müssten angesichts des Bedarfs jedoch mehr finanzielles Volumen haben. Die ländliche<br />
Entwicklung wird offenbar völlig vernachlässigt.<br />
Die Beweggründe für die EWP selbst fallen somit beide klar in die Kategorie des aufgeklärten<br />
Selbstinteresses. Da d<strong>as</strong> Interesse Großbritanniens <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft an<br />
Nigeria angesichts der Größe <strong>und</strong> der Probleme des Landes plausibel als vital eingeschätzt<br />
werden kann, <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> brit<strong>is</strong>che Verhalten somit als e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch einzustufen. Dabei bleibt jedoch ein<br />
etw<strong>as</strong> bitterer Beigeschmack hinsichtlich der Frage, wie viel Einfluss die brit<strong>is</strong>che Regierung<br />
etwa auf Shell <strong>und</strong> die Unterbindung krimineller Aktivitäten im Zusammenhang mit dem<br />
Rohstoffsektor hätte nehmen können. Denn d<strong>as</strong> wäre doch eigentlich auch in ihrem Interesse.<br />
4.2.4. Zw<strong>is</strong>chenfazit<br />
Die Fallstudien l<strong>as</strong>sen den Schluss zu, d<strong>as</strong>s Großbritannien dort, wo eigen- <strong>und</strong> internationale<br />
Interessen bestehen, auch eine Entwicklungspolitik des aufgeklärten Selbstinteresses betreibt.<br />
Im Fall Keni<strong>as</strong> schlägt sich d<strong>as</strong> jedoch nicht so deutlich nieder wie erwartet. D<strong>as</strong> Profil der<br />
Programme <strong>is</strong>t somit eher altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch. Im Einzelnen zeigte der Vergleich vier Hauptbef<strong>und</strong>e:<br />
136<br />
137<br />
138<br />
Africa Conflict Prevention Pool: The UK Sub-Saharan Strategy for Conflict Prevention, FCO, ohne Datum, S. 13f.<br />
DFID Nigeria, Current Programmes, a.a.O. DFID, CAP Nigeria, a.a.O., S. 8.<br />
Riddell, a.a.O., S. 102.<br />
29
1. In der Struktur der DFID-Programme zeigt sich insgesamt eine bedürfn<strong>is</strong>orientierte<br />
EWP im Interesse der notleidenden Bevölkerung. Am stärksten wurde in Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Bildung investiert; anteilig letztlich mehr als zuvor in den CAPs angekündigt.<br />
Auffällig war aber, d<strong>as</strong>s Nigeria trotz schlechtester Bildungsindikatoren im Vergleich<br />
am wenigsten Hilfe auf diesem Sektor erhielt (Graphik 2).<br />
2. Der Anteil der EWH im Governance-Sektor zeigt sowohl vitale (hoher Anteil, Nigeria),<br />
als auch fehlende internationale <strong>und</strong> Eigeninteressen (niedriger Anteil, Malawi).<br />
3. D<strong>as</strong> DFID adressiert in seinen Programmen nicht explizit sicherheitspolit<strong>is</strong>che <strong>und</strong><br />
ökonom<strong>is</strong>che Interessen Großbritanniens bzw. der internationalen Gemeinschaft.<br />
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
4. Nehmer, die die Erwartungen des DFID hinsichtlich des Finanzmanagements nicht erfüllten,<br />
wurden entgegen anders lautender Ankündigungen nicht sanktioniert. Dies betrifft<br />
im Prinzip alle drei Länder; nirgends konnten in der Korruptionsbekämpfung<br />
Fortschritte erzielt werden. Am deutlichsten zeigt sich die Verschwendung von EWH<br />
aber in Malawi, wo unter schlechten Vorzeichen Haushaltszuschüsse gewährt wurden<br />
– <strong>und</strong> offenbar tatsächlich weitgehend versickerten.<br />
Graphik 2: Allokationen von DFID-Mitteln im Ländervergleich<br />
16,17%<br />
12,36% 14,20%<br />
25,00%<br />
45,04%<br />
10,68%<br />
0,14%<br />
5,63%<br />
11,38%<br />
24,87%<br />
0,74%<br />
22,89%<br />
30<br />
0,56%<br />
22,52%<br />
14,90%<br />
8,57%<br />
3,47%<br />
32,54%<br />
Nothilfe<br />
Konfliktprävention<br />
ländliche Entwicklung<br />
Governance<br />
Wirtschaft<br />
Bildung<br />
W<strong>as</strong>ser & Sanitär<br />
10%<br />
18,44%<br />
Ges<strong>und</strong>heit<br />
9,47%<br />
0% 1,44%<br />
HIV/AIDS<br />
Malawi Kenia Nigeria<br />
Daten: Malawi: Barnett et al., a.a.O., S. 27-33. Kenia: Poate et al., a.a.O., Annex E. Nigeria: DFID Nigeria:<br />
Current Programmes, Stand April 2007. Da nicht in allen Ländern mit gleichen Kategorien gearbeitet wird,<br />
gibt der Vergleich eher einen groben Trend wieder, da z.B. die Berechung <strong>und</strong> Buchung der humanitären<br />
Hilfe für Malawi nicht geklärt werden konnte. Eigene Darstellung.<br />
Die Gesamtbilanz der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik gegenüber Subsahara-Afrika soll nun in<br />
einem abschließenden Abschnitt aber noch einmal genauer beleuchtet werden.<br />
5. Schlussbetrachtung<br />
Die Lab<strong>our</strong>-Regierung hat ohne Zweifel hinsichtlich des agenda setting aber auch des<br />
Umfangs der EWH mehr für Subsahara-Afrika getan, als ihre Vorgänger. B<strong>is</strong> 1999 unterhielt<br />
d<strong>as</strong> DFID kein Landesbüro in Afrika, inzw<strong>is</strong>chen <strong>is</strong>t es in 16 Staaten präsent. Auch sei die
Behörde inzw<strong>is</strong>chen mehr mit der Frage bef<strong>as</strong>st, wie tatsächliche Entwicklungsfortschritte<br />
möglich seien, <strong>und</strong> weniger um die Sicherung brit<strong>is</strong>che Eigeninteressen besorgt. 139 Wie es die<br />
Engl<strong>is</strong>che Schule nahe legt, <strong>is</strong>t die Entwicklungspolitik von der brit<strong>is</strong>chen Regierung auch<br />
tatsächlich in einen erweiterten sicherheitspolit<strong>is</strong>chen Zusammenhang eingeordnet worden. 140<br />
Diese e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Ausrichtung erhält durch die Politik des DFID sogar eine altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />
Tendenz. Auf der anderen Seite scheint Großbritannien d<strong>as</strong> aufgeklärte Interesse durch eine<br />
teilwe<strong>is</strong>e ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Rüstungs- <strong>und</strong> Handelspolitik zu unterminieren. Diese Differenz zw<strong>is</strong>chen<br />
dem DFID einerseits <strong>und</strong> dem FCO sowie dem Premier andererseits war bereits in der<br />
Rhetorik erkennbar.<br />
In der Vergabeprax<strong>is</strong> war die Bedürftigkeit ein klarer Faktor. Der mit Abstand größte Teil der<br />
ODA ging an Le<strong>as</strong>t Developed Countries <strong>und</strong> Low Income Countries. Allerdings war für die<br />
Höhe die Mitgliedschaft im Commonwealth offenbar immer noch der entscheidende Faktor.<br />
Auch korrelierte hohe ODA mit der Intensität der Wirtschaftsbeziehungen. Auf Länderebene<br />
wurden bei der Programmallokation vom DFID aber vor allem die Bedürfn<strong>is</strong>se der Bevölkerung<br />
betrachtet. Der Einfluss von Eigen- <strong>und</strong> Gemeinschaftsinteressen sowie von Werten<br />
der Demokratie, des ökonom<strong>is</strong>chen Liberal<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> der Menschenrechte auf die Entwicklungshilfe<br />
war jedoch erkennbar.<br />
Im Einzelnen l<strong>as</strong>sen sich die empir<strong>is</strong>chen Bef<strong>und</strong>en wie folgt bündeln: Erstens: Eine Politik<br />
des aufgeklärten Selbstinteresses zeigte sich klar an verschiedenen Stellen in der entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />
Ausrichtung. Die Country Ass<strong>is</strong>tance Plans, die Strategien des DFID für<br />
jedes Land festlegen, setzten neben humanitären Aufgaben auch klar auf eine Reformierung<br />
der admin<strong>is</strong>trativen Strukturen <strong>und</strong> die Förderung der Zivilgesellschaft. In der Einrichtung des<br />
Africa Conflict Prevention Pool zeigte sich zudem die Sensibil<strong>is</strong>ierung für die Auswirkungen<br />
innerafrikan<strong>is</strong>cher Konflikte. Schließlich verdeutlichten internationale Initiativen des Premiers<br />
im Rahmen der G8, der EU, oder der NEPAD, d<strong>as</strong>s er die Entwicklung Afrik<strong>as</strong> als<br />
gemeinsames Interesse der internationalen Gemeinschaft ansah.<br />
Zweitens: In den Programmen, die d<strong>as</strong> DFID letztlich lancierte, zeigte sich eine Abweichung<br />
vom Regierungskurs des aufgeklärten Selbstinteresses zugunsten einer stärker altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch geprägten<br />
Allokation der Hilfe <strong>und</strong> damit auch eine Kons<strong>is</strong>tenz von Rhetorik <strong>und</strong> Taten. Die<br />
Divergenzen zw<strong>is</strong>chen den Min<strong>is</strong>terien sowie Bef<strong>und</strong>e dieser Arbeit legen dabei den Schluss<br />
nahe, d<strong>as</strong>s in der Admin<strong>is</strong>tration teilwe<strong>is</strong>e Uneinigkeit darüber bestand, wessen Interessen<br />
Großbritannien <strong>global</strong> vertritt. 141 So zeigte sich in Kenia, d<strong>as</strong>s weder die Gefahrenperzeption<br />
noch Allokationen des Country Ass<strong>is</strong>tance Plans in erwartetem Maße auf die Sicherheitslage<br />
139<br />
140<br />
141<br />
Morr<strong>is</strong>sey, a.a.O., S. 3.<br />
Abrahamsen, a.a.O., S. 65.<br />
Porteous, a.a.O. Williams, Paul: Who's making UK foreign policy?, in: International Affairs, Vol. 80, Nr. 5, 2004, S.<br />
909-929. Young, Ralph: New Lab<strong>our</strong> and international development: a research report, in: Progress in Development<br />
Studies, Vol. 1, Nr. 3, 2001, S. 247-253.<br />
31
in Ostafrika eingingen. Der Country Ass<strong>is</strong>tance Plan für Nigeria ging zwar auf die schwierige<br />
Situation ein, die Programmallokation zeigt jedoch auch nur marginale Aufwendungen für<br />
Konfliktprävention. D<strong>as</strong> DFID trug zwar prinzipiell die offizielle Regierungslinie mit, besonders<br />
Short beharrte aber auf der Unabhängigkeit des DFID im Kampf gegen Armut <strong>und</strong> wollte<br />
sich nicht für Interessen des Außen- <strong>und</strong> Handelsmin<strong>is</strong>teriums einspannen l<strong>as</strong>sen. 142<br />
Drittens: In der Außenhandelspolitik stach ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ches Eigeninteresse offenbar immer noch<br />
wenigstens punktuell entwicklungs- <strong>und</strong> auch langfr<strong>is</strong>tige sicherheitspolit<strong>is</strong>che Interessen aus.<br />
In dieser Hinsicht habe New Lab<strong>our</strong> d<strong>as</strong> thatchersche Erbe weitergeführt. 143 „Blair also made<br />
it clear that he w<strong>as</strong> averse to do anything that might <strong>und</strong>ermine Brit<strong>is</strong>h <strong>comm</strong>ercial interests,<br />
including arms trade. Clare Short described <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>as</strong> ‚Tony’s blind spot’ and said she could not<br />
<strong>und</strong>erstand how he reconciled it with h<strong>is</strong> concerns for Africa’s poor.“ 144<br />
Viertens: Durch den Fokus der Entwicklungshilfe auf humanitäre Projekte <strong>und</strong> auf unmittelbare<br />
Le<strong>is</strong>tungen für die Bevölkerung im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungssektor <strong>is</strong>t die Arbeit an<br />
komplexeren entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Herausforderungen vernachlässigt worden. D<strong>as</strong> DFID<br />
hat sich in seinen Programmen stark auf die Erfüllung der Millennium Development Goals<br />
konzentriert. Von gezielten Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprogrammen versprach es sich spürbare<br />
Effekte, nicht zuletzt um sein gestiegenes Budget zu rechtfertigen. Jedoch führte diese<br />
Strategie dazu, d<strong>as</strong>s die ganzheitliche Entwicklung ländlicher Räume vernachlässigt wurde.<br />
Fünftens: Entgegen der Ankündigungen hat d<strong>as</strong> DFID ‚Bad Governance’ nicht sanktioniert.<br />
D<strong>as</strong> DFID erhoffte durch eine partnerschaftlich entworfene Zusammenarbeit die Regierungen<br />
zu stärkerem freiwilligen, <strong>und</strong> damit nachhaltigerem Engagement für strukturelle Reformen<br />
bewegen zu können. Dieser Ansatz entspricht dem aufgeklärten Selbstinteresse – die trotz<br />
M<strong>is</strong>serfolg ausgebliebenen Konsequenzen allerdings eher einem altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiv.<br />
Damit hat die brit<strong>is</strong>che Regierung, wie angekündigt, eine bedürfn<strong>is</strong>orientierte Entwicklungspolitik<br />
betrieben. Die EWH scheint stärker entkoppelt von wirtschaftlichen <strong>und</strong> sicherheitspolit<strong>is</strong>chen<br />
Interessen – letzteres aber entgegen der Regierungsprogrammatik. Der reformer<strong>is</strong>che<br />
Anspruch drückte sich aber in der Erhöhung des Anteils der EWH im Governance-Sektor aus.<br />
Kaum eingelöst wurde der Vorsatz, bei drohender Verschwendung der Hilfen Sanktionsmaßnahmen<br />
einzuleiten. Während d<strong>as</strong> DFID bei Verstößen gegen die Modalitäten der Partnerschaft<br />
aber eher aus altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiven ein Auge zudrückte, <strong>is</strong>t diesbezügliche Blindheit<br />
bei anderen Teilen der Admin<strong>is</strong>tration wohl teils eher ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch motiviert.<br />
Großbritannien hat somit eine Entwicklungspolitik entworfen, die sich – gemäß der Engl<strong>is</strong>chen<br />
Schule – b<strong>as</strong>ierend auf der Idee einer durch Werte verb<strong>und</strong>enen internationalen Gemeinschaft<br />
als Beitrag zur Förderung der internationalen Ordnung versteht <strong>und</strong> andererseits<br />
auch durch humanitäre Verpflichtung motiviert war. Man war in diesem Zusammenhang auch<br />
142<br />
143<br />
144<br />
Young, a.a.O., S. 250f.<br />
Williams, a.a.O., S. 913f.<br />
Porteous, a.a.O., S. 287.<br />
32
ereit, sich stark in Ländern zu engagieren, in denen keine nationale Interessen bestehen, wie<br />
z.B. in Malawi. In Fällen, in denen aber als erheblich bewertete monetäre Interessen auf dem<br />
Spiel stehen, tendierte Großbritannien offenbar zu einer Entscheidung für eben jene.<br />
Mit Blick auf die Theorie vermochte es der normb<strong>as</strong>ierte, interpretative Ansatz der<br />
Engl<strong>is</strong>chen Schule, die veränderte Interessenperzeption in Bezug auf nationales Interesse,<br />
Bedrohungsszenarien <strong>und</strong> Lösungen theoret<strong>is</strong>ch zu untermauern. Seine Stärke <strong>is</strong>t es, die internationale<br />
Gemeinschaft als solidar<strong>is</strong>che Wertegemeinschaft in den Internationalen Beziehungen<br />
ernst zu nehmen. Sie wird als Bezugsgröße des Handelns von Staaten anerkannt, die über<br />
diese Gemeinschaft gemeinsame, wertegeleitete Interessen konstruieren <strong>und</strong> verfolgen. Die<br />
Hilfe für einzelne Mitglieder Gemeinschaft <strong>is</strong>t in dieser Logik letztlich eine Unterstützung<br />
<strong>und</strong> Stärkung der Gemeinschaft als Ganze. Damit sprengt der Ansatz die enge Dichotomie<br />
zw<strong>is</strong>chen ‚wir <strong>und</strong> ihr’, Ego<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Altru<strong>is</strong>mus. Die Sensibilität der Engl<strong>is</strong>chen Schule für<br />
unterschiedliche Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> konfligierende Interessen erlaubt es ihr, komplexe<br />
Situationen zu erf<strong>as</strong>sen <strong>und</strong> e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Dilemmata ernst zu nehmen. Denn schließlich kann –<br />
wie d<strong>as</strong> Be<strong>is</strong>piel Malawi andeutet – auch gut gemeinte, selbstlose <strong>und</strong> hohe Entwicklungshilfe<br />
Schaden anrichten. Zum Be<strong>is</strong>piel, weil sie die Regierungen der Entwicklungsländer von der<br />
Verantwortung für ihre Bürger entbindet oder weil zu viele Geber mit unterschiedlichsten<br />
Hilfsangeboten <strong>und</strong> Strategien d<strong>as</strong> Nehmerland überfordern <strong>und</strong> ihre Programme im<br />
ungünstigsten Fall einander torpedieren. An dieser Stelle könnte eine Portion Eigeninteresse<br />
an der Entwicklung Afrik<strong>as</strong> sogar die Lösung sein. Wenn nämlich d<strong>as</strong> echte gemeinsame<br />
Interesse der Gebergemeinschaft in der Stabilität <strong>und</strong> Prosperität des Kontinents liegt, dann<br />
bedeutet d<strong>as</strong> die Chance auf eine koordinierte, effektive Entwicklungspolitik, deren Ziel nicht<br />
nur im selbstlosen, unkonditionierten Akt des Gebens liegt, sondern in einer tatsächlichen<br />
Perspektive <strong>und</strong> Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung Subsahara-Afrik<strong>as</strong>. Diese<br />
würde allen helfen <strong>und</strong> wäre somit wirklich e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch.<br />
33
6. Literaturverzeichn<strong>is</strong><br />
6.1. Monographien <strong>und</strong> Sammelbände<br />
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6.2. Aufsätze<br />
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6.3. Quellen, Offizielle Dokumente <strong>und</strong> Reports<br />
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DFID: Kenya: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2004 – 2007, London, Februar 2004.<br />
DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2003 – 2006, London, April 2003.<br />
DFID: Nigeria: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2004 - 2008, London, 2004.<br />
DFID: Nigeria: Country Strategy Paper 2000 - 2002, London, September 2000.<br />
DFID: Why we need to work more effectively in fragile states, London, 2005<br />
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House of Commons, Hansard, Drought (E<strong>as</strong>t Africa), 29.03.2006, Column 836f.<br />
House of Commons, Hansard: Nigeria, 06.07.2004, Column 238WH - 246WH.<br />
House of Commons, Hansard: International Development Bill, 06.03.2001, Column 158-266.<br />
House of Lords, Hansard, UK Worldwide Interests, 08.12.2005, Column 747-795.<br />
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Relations, New York, 04.02.2004.<br />
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Swed<strong>is</strong>h International Development Cooperation Agency: A Strategic Conflict Analys<strong>is</strong> for<br />
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6.4. Internetquellen<br />
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http://www.fco.gov.uk/servlet/Front?pagename=OpenMarket/Xcelerate/ShowPage&c=<br />
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http://new.prio.no/upload/dat<strong>as</strong>ets/ACD4-2007/UCDP_PRIO_Codebook_v4-2007.pdf<br />
[04.09.2007].<br />
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http://www.link2exports.co.uk/regions.<strong>as</strong>p?lsid=1224&pid=1216 [13.05.07].<br />
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http://www.link2exports.co.uk/regions.<strong>as</strong>p?lsid=1241&pid=1218 [10.09.2007].<br />
Link2Export: Export Profile Nigeria,<br />
http://www.link2exports.co.uk/regions.<strong>as</strong>p?lsid=1266&pid=1219 [10.09.2007].<br />
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Focus on / Africa and Middle E<strong>as</strong>t / Trade M<strong>is</strong>sion to Nigeria] [14.09.2007].<br />
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6.5. Stat<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Daten<br />
DFID: Stat<strong>is</strong>tics on International Development 2003. London 2004.<br />
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2006, http://www.freedomhouse.org/uploads/fiw/FIWAllScores.xls [07.09.2007]<br />
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2006; S. 505-508.<br />
IMF: Direction of Trade Stat<strong>is</strong>tics Yearbook. W<strong>as</strong>hington 2004; S. 507-510.<br />
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2005.<br />
OECD: OECD Stat<strong>is</strong>tics beta 1.0. / Development / Aid from DAC Members,<br />
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TI: CPI 2005, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2005.<br />
TI: CPI 2004, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2004.<br />
TI: CPI 2003, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2003.<br />
38
TI: CPI 2002, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2002.<br />
TI: CPI 2001, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2001.<br />
TI: CPI 2000, http://www.transparency.org/policy_research/<br />
surveys_indices/cpi/previous_cpi__1/2000.<br />
TI: CPI 1999, http://www.transparency.org/policy_research/<br />
surveys_indices/cpi/previous_cpi__1/1999.<br />
TI: CPI 1998, http://www.transparency.org/policy_research/<br />
surveys_indices/cpi/previous_cpi__1/1998.<br />
United Nations Development Program (UNDP): Human Development Report (HDR) 2006.<br />
Beyond scarcity: Power, poverty and the <strong>global</strong> water cr<strong>is</strong><strong>is</strong>. New York 2006.<br />
UNDP: HDR 2000. Human rights and human development. New York 2000.<br />
UN Population Div<strong>is</strong>ion: World Population Prospects: The 2006 Rev<strong>is</strong>ion Population<br />
Datab<strong>as</strong>e, http://esa.un.org/unpp/ [14.08.07].<br />
6.6. Reden<br />
Die Reden sind aufgel<strong>is</strong>tet in der Reihenfolge ihres Erscheinens, beginnend mit der<br />
aktuellsten Rede. Es sind nur die Reden aufgeführt, die im Beitrag zitiert wurden.<br />
Tony Blair<br />
A year after Gleneagles, Rede am King’s College, London, 26.06.2006.<br />
Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, Rede an der Georgetown<br />
University, W<strong>as</strong>hington, 26.05.2006.<br />
Global alliance for <strong>global</strong> values, Rede vor dem austral<strong>is</strong>chen Parlament, zweite von drei<br />
Reden zur Außenpolitik, Canberra, 27.03.2006.<br />
Ohne Titel, Rede anlässlich des Lord Mayors Banquet, London, 14.11.2005.<br />
Ohne Titel, Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, Add<strong>is</strong> Ababa, 07.10.2004.<br />
‘Concerted international effort’ necessary to fight climate change, Rede zum Thema<br />
nachhaltige Entwicklung, o.O., 24.02.2003.<br />
Ohne Titel, Rede anlässlich der Foreign Office conference, London, 07.01.2003.<br />
Ohne Titel, Rede im Mansion House, o.O., 13.11.2000.<br />
Ohne Titel, Rede vor der Global Ethics Fo<strong>und</strong>ation, Universität Tübingen, 30.06.2000.<br />
Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, Rede vor dem Economic Club, Chicago,<br />
24.04.1999.<br />
Ohne Titel, Rede anlässlich des Lord Mayors Banquet, London, 10.11.1997.<br />
Robin Cook<br />
Foreign policy and national interest, Rede vor dem Royal Institut of International Affairs,<br />
Chatham House, London, 28.01.2000.<br />
39
Human rights: making the difference, Rede anlässlich des Amnesty International Human<br />
Rights Festival, London, 16.10.1998.<br />
Peacy and Prosperity, Rede anlässlich des London Diplomatic Corps annual reception,<br />
Foreign and Commonwealth Office, London, 12.06.1997.<br />
Jack Straw<br />
A new era for foreign policy, Rede im Royal Institut of International Affairs, Chatham House,<br />
London, 12.02.2004.<br />
Margaret Beckett<br />
Ohne Titel, Rede anlässlich der Vorstellung des Global Opportunity F<strong>und</strong> Annual Report,<br />
London, 14.11.2006.<br />
Ohne Titel, Rede anlässlich der Vorstellung des Annual Reports on Human Rights 2006,<br />
FCO, London, 12.10.2006.<br />
Clare Short<br />
Debt Relief for Poverty Reduction, Rede im Commonwealth Secretariat, London, 22.04.1999.<br />
Combating Corruption, Promoting Development, Rede vor der Royal Institute of International<br />
Affairs conference on Corruption <strong>as</strong> a Threat to World Trade and Investment, London,<br />
19.03.1999.<br />
Ohne Titel, Rede vor der General Synod on the World-Wide Alliance for the elimination of<br />
poverty, Church House, London, 18.11.1998.<br />
Ohne Titel, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, o.O., 02.10.1997.<br />
Hilary Benn<br />
Where does Development fit in Foreign Policy?, Rede in New York, 16.04.2007.<br />
Ending Extreme Poverty: the Challenge for <strong>our</strong> Generation, Rede im Centre for Strategic and<br />
International Studies, W<strong>as</strong>hington, USA 28.06.006.<br />
How Can We Get Trade Justice?, Rede in der London School of Economics, 29.06.2005.<br />
40
7. Anhang<br />
Graphik 3: Anteil der ODA am GNI<br />
0,70%<br />
0,60%<br />
0,50%<br />
Anteil GNI<br />
0,40%<br />
0,30%<br />
0,20%<br />
0,10%<br />
0,00%<br />
1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005<br />
Quelle: OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC1 Official and Private Flows. Eigene Darstellung.<br />
60,00%<br />
50,00%<br />
Graphik 4: Verteilung der ODA nach Einkommen der Länder<br />
LDC<br />
LIC<br />
40,00%<br />
30,00%<br />
20,00%<br />
10,00%<br />
0,00%<br />
1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />
LMIC<br />
UMIC<br />
Linear<br />
(UMIC)<br />
Linear<br />
(LMIC)<br />
Linear (LIC)<br />
Linear (LDC)<br />
Quelle: OECD, Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC2a Official Development Ass<strong>is</strong>tance_D<strong>is</strong>bursemnts. Eigene<br />
Darstellung. Anteile der Ländergruppen an der Summe der ODA, die sich nach Ländern zuordnen ließ.<br />
50,00%<br />
45,00%<br />
40,00%<br />
35,00%<br />
30,00%<br />
25,00%<br />
20,00%<br />
15,00%<br />
10,00%<br />
5,00%<br />
0,00%<br />
Graphik 5: Anteil Afrik<strong>as</strong> am Handel mit Großbritannien <strong>und</strong> an der ODA<br />
Exporte an Afrika<br />
Importe aus Afrika<br />
Anteil der Länder Sahara-Afrik<strong>as</strong> an der ODA<br />
1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />
Quelle: IMF Direction of Trade Stat<strong>is</strong>tics Yearbooks (1982, 1986, 1992, 1998, 2006). OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et:<br />
DAC2a Official Development Ass<strong>is</strong>tance_D<strong>is</strong>bursements. Eigene Darstellung.<br />
41
100%<br />
90%<br />
80%<br />
70%<br />
60%<br />
50%<br />
40%<br />
30%<br />
20%<br />
10%<br />
0%<br />
Graphik 6: Sektorale Allokation innerhalb "Social infr<strong>as</strong>tructure and services"<br />
other<br />
Government and civil<br />
society<br />
Water supply and<br />
sanitation<br />
Health, population,<br />
reproductive health<br />
Education<br />
89/<br />
90<br />
93/<br />
94<br />
94/<br />
95<br />
97 98 99 00 01 02 03 04 05<br />
Quelle: OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC5 Official bilateral <strong>comm</strong>itments by sector. Eigene Darstellung.<br />
Tabelle 6: Höhe der brit<strong>is</strong>chen ODA an Staaten Afrik<strong>as</strong> <strong>und</strong> Merkmale der Staaten<br />
Land<br />
ODA<br />
97-05<br />
in Mio.<br />
EW<br />
2000<br />
in<br />
Mio.<br />
ODA<br />
pro<br />
Kopf<br />
97-05<br />
42<br />
Anzahl<br />
Kriege<br />
97-05<br />
DFID<br />
Fragile<br />
State<br />
Bevölkerungsstark?<br />
Import-<br />
/Exportvolumen<br />
in Mio.<br />
Common<br />
wealthmitglied<br />
LDC<br />
Jan.<br />
2003<br />
Sierra Leone $389,42 4,52 $86,14 - 4 ja $590 Ja Ja 173<br />
Malawi $708,60 11,62 $60,97 - - - $387 Ja Ja 163<br />
Sambia $547,04 10,45 $52,34 - - - $794 Ja Ja 153<br />
Ghana $1.010,40 20,15 $50,15 Ja - - $4,573 Ja - 129<br />
Ruanda $382,23 8,18 $46,75 - 6 - $64 - Ja 162<br />
Tansania $1.577,80 33,85 $46,61 Ja - - $1,454 Ja Ja 151<br />
Mosambik $700,96 18,19 $38,53 Ja - - $266 Ja Ja 170<br />
Uganda $930,93 24,69 $37,70 Ja 8 - $846 Ja Ja 150<br />
Lesotho $50,77 1,89 $26,92 - 1 - $25 Ja Ja 132<br />
Simbabwe $306,34 12,66 $24,21 - - ja $1,996 Ja - 128<br />
Seychellen $1,84 0,08 $22,72 - - - $844 Ja - 47<br />
Namibia $38,02 1,88 $20,23 - - - $2,291 Ja - 122<br />
Nigeria $2.519,70 124,77 $20,19 Ja 3 ja $10,906 Ja - 148<br />
Kenia $549,79 31,25 $17,59 Ja - ja $5,863 Ja - 134<br />
Botsuana $27,01 1,73 $15,62 - - - $10,587 Ja - 126<br />
Liberia $45,20 3,07 $14,72 - 4 ja $213 - Ja -<br />
Sudan $429,30 33,35 $12,87 Ja 8 ja $1,371 - Ja 139<br />
Südafrika $567,42 45,40 $12,50 Ja - - $62,309 Ja - 107<br />
Gambia $16,30 1,38 $11,78 - - ja $301 Ja Ja 160<br />
Mauretanien $24,91 2,56 $9,75 - - - $387 - Ja 152<br />
Dem. R. Kongo $462,07 50,69 $9,12 Ja 9 ja $157 - Ja 155<br />
Kamerun $135,85 15,80 $8,60 Ja - ja $1,749 Ja - 135<br />
Eritrea $23,91 3,68 $6,49 - 6 ja $87 - Ja 157<br />
Angola $88,93 13,93 $6,38 Ja 5 ja $1,600 - Ja 161<br />
Rep. Kongo $20,45 3,20 $6,38 - - ja $394 - - 136<br />
Äthiopien $414,78 69,39 $5,98 Ja 17 ja $883 - Ja 168<br />
Somalia $40,83 7,06 $5,79 - 2 ja $75 - Ja -<br />
HDI<br />
2000<br />
(von<br />
173)
Bur<strong>und</strong>i $37,14 6,67 $5,57 - 9 ja $52 - Ja 171<br />
Mali $51,23 10,00 $5,12 - - ja $272 - Ja 164<br />
Mauritius $4,96 1,19 $4,18 - (I) - - $5,638 Ja - 67<br />
Madag<strong>as</strong>kar $54,32 16,19 $3,36 Ja (I) - - $382 - Ja 147<br />
Benin $23,00 7,23 $3,18 - - - $660 - Ja 158<br />
Senegal $23,50 10,33 $2,27 - 6 - $826 - Ja 154<br />
Niger $23,53 11,12 $2,12 - 1 ja $128 - Ja 172<br />
Côte d'Ivoire $31,55 17,05 $1,85 Ja 4 ja $2,011 - - 156<br />
Guinea $13,04 8,20 $1,59 - 2 ja $324 - Ja 159<br />
Burkina F<strong>as</strong>o $13,25 11,88 $1,12 - - - $85 - Ja 169<br />
Togo $6,04 5,40 $1,12 - - ja $512 - Ja 141<br />
Tschad $9,83 8,47 $1,16 - 7 ja $49 - Ja 166<br />
Zentralafr. Rep. $1,30 3,86 $0,34 - 2 ja $18 - Ja 165<br />
Guinea-B<strong>is</strong>sau $0,30 1,37 $0,22 - 2 ja $15 - Ja 167<br />
Gabun $0,20 1,18 $0,17 - 0 - $533 - - 117<br />
Komoren $0,02 0,70 $0,03 - 1 ja $17 - Ja 137<br />
Äquatorialguinea<br />
$0,00 0,43 $0,00 - - - $586 - Ja<br />
Dschibuti $0,00 0,73 $0,00 - - ja $221 - Ja 149<br />
Rep Kap Verde $0,00 0,45 $0,00 - - - $102 - 100<br />
São Tomé u.<br />
Príncipe $0,00 0,01 $0,00 - -<br />
ja<br />
$28 - Ja<br />
Sw<strong>as</strong>iland -$1,10 1,06 -$1,04 - - - $467 Ja - 127<br />
Erläuterung<br />
- ODA 1997-2005 in Mio.: Zusammengerechnet wurde die in den Jahren der Lab<strong>our</strong>regierung insgesamt<br />
gezahlte bilaterale ODA an d<strong>as</strong> jeweilige Land. Quelle: OECD, OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC2a<br />
Official Development Ass<strong>is</strong>tance_ D<strong>is</strong>bursemnts (current prices).<br />
- EW 2000 in Mio.: Quelle: UN Population Div<strong>is</strong>ion, World Population Prospects, Medium Variant<br />
- Bevölkerungsstark: Als bevölkerungsstark werden Länder ab 15 Mio. Einwohner (2000) sowie diejenigen<br />
gewertet, die diese Zahl 2005 überschritten haben (Angola).<br />
- Anzahl Kriege 1997-2005: Gezählt wird die Anzahl der extr<strong>as</strong>ystem<strong>is</strong>chen, internen, internationalen <strong>und</strong><br />
international<strong>is</strong>ierten internen bewaffneten Konflikte gemäß der Definition <strong>und</strong> der Zählung des:<br />
International Peace Research Institute, Centre for the Study of Civil War, Armed Conflicts Version 4-<br />
2007, Main Conflict Table. Definition der Konflikte: International Peace Research Institute:<br />
UCDP/PRIO Armed Conflict Dat<strong>as</strong>et Codebook, Version 4-2007, Oslo, S.10.<br />
- Fragile Staaten: Fragile Staaten beziehen sich hier auf die vom DFID übernommene Definition der World<br />
Bank's Country Policy and Institutional Assessments. Vgl.: DFID: Why we need to work more<br />
effectively in fragile states. London 2005, S. 7, 27f.<br />
- Wichtiger Handelspartner: Ein wichtiger Handelspartner <strong>is</strong>t ein Land, dessen Handelsvolumen mit<br />
Großbritannien zw<strong>is</strong>chen 1997 <strong>und</strong> 2005 mindestens eine Milliarde US$ erreichte. Quelle: IMF:<br />
Direction of Trade Yearbook 2004. Ebenda 2006.<br />
- LDC: Definition <strong>und</strong> Stand laut: OECD: Geographical d<strong>is</strong>tribution of financial flows to developing<br />
countries 1999-2003, a.a.O.<br />
111<br />
119<br />
43