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Ultimately this is about our world as a global comm - Fremdheit und ...

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AP 3/2008<br />

Arbeitspapiere des Teilprojektes B8 im SFB 600<br />

Chr<strong>is</strong>tine Wetzel<br />

„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity”:<br />

Die e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Wende in der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong><br />

Sonderforschungsbereich 600 "<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut"<br />

Lehrstuhl für Internationale Beziehungen <strong>und</strong> Außenpolitik<br />

Universität Trier


AP 3/2008<br />

Arbeitspapiere des Teilprojektes B8 im SFB 600<br />

Chr<strong>is</strong>tine Wetzel<br />

„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity”:<br />

Die e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Wende in der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong><br />

Sonderforschungsbereich 600 "<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut"<br />

Teilprojekt B8: "Binnenstaatliche Wohlfahrtsstaatskonstruktionen <strong>und</strong> internationale<br />

Armutsbekämpfung: Die EU als entwicklungspolit<strong>is</strong>cher Akteur"<br />

Lehrstuhl für Internationale Beziehungen <strong>und</strong> Außenpolitik<br />

Universität Trier<br />

54286 Trier<br />

Tel.: +49 (0)651/201-3103<br />

Fax: +49 (0)651/201-3293<br />

E-mail: wetz2c01@uni-trier.de


ABSTRACT<br />

Eine Außenpolitik zu betreiben, die stärker als b<strong>is</strong>her e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Charakter haben sollte – d<strong>as</strong><br />

versprach die Lab<strong>our</strong>-Regierung 1997 bei ihrem Amtsantritt. Dieser Beitrag untersucht, ob<br />

d<strong>as</strong> Versprechen in der Entwicklungspolitik gegenüber Subsahara-Afrika, speziell Malawi,<br />

Nigeria <strong>und</strong> Kenia, eingelöst wurde. Er fragt wie Entwicklungshilfe vergeben wurde <strong>und</strong><br />

welche Motive dabei eine Rolle gespielt haben. Der Untersuchung liegt dabei eine Vorstellung<br />

von Ethik zugr<strong>und</strong>e, die sich an der Engl<strong>is</strong>chen Schule orientiert. Demnach muss<br />

‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ nicht nur ‚altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch’ bedeuten; vielmehr <strong>is</strong>t Großbritannien auch berechtigt unter<br />

bestimmten Bedingungen Eigeninteressen zu verfolgen. Besondere Berücksichtigung erfährt<br />

in diesem Zusammenhang d<strong>as</strong> Interesse der internationalen Gemeinschaft als Werte- <strong>und</strong><br />

Solidargemeinschaft: Denn Freiheit, Sicherheit <strong>und</strong> Prosperität des eigenen Landes sind im<br />

Zuge <strong>global</strong>er Interdependenz mit den Lebensbedingungen der Menschen anderswo <strong>und</strong><br />

insbesondere in Subsahara-Afrika – dem notor<strong>is</strong>chen Kr<strong>is</strong>enkontinent – verknüpft. Damit<br />

profitiert von einer effektiven Entwicklungspolitik nicht nur die Bevölkerung Afrik<strong>as</strong>,<br />

sondern die internationale Gemeinschaft als Ganze, <strong>und</strong> damit letztlich auch Großbritannien.<br />

Eine derartige Politik <strong>is</strong>t eine Politik des ‚aufgeklärten Selbstinteresses’ – <strong>und</strong> sie <strong>is</strong>t e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch.<br />

Dieser Beitrag zeigt, d<strong>as</strong>s die Lab<strong>our</strong>-Regierung tatsächlich in vielerlei Hinsicht eine solche<br />

Entwicklungspolitik umgesetzt hat.<br />

Chr<strong>is</strong>tine Wetzel (M.A.),<br />

Jahrgang 1982, studierte an den Universitäten Trier <strong>und</strong> Lanc<strong>as</strong>ter (UK) Politikw<strong>is</strong>senschaft<br />

<strong>und</strong> Medienw<strong>is</strong>senschaft. Sie <strong>is</strong>t Doktorandin im SFB 600 „<strong>Fremdheit</strong> <strong>und</strong> Armut“ an der<br />

Universität Trier <strong>und</strong> Mitarbeiterin im Projekt MIGRAPOL am Centre d’Etudes de Populations,<br />

de Pauvreté et de Politiques Socio-Économiques (CEPS/INSTEAD) in Differdange,<br />

Luxemb<strong>our</strong>g. In ihrer D<strong>is</strong>sertation untersucht sie die Auswirkungen von Migration auf d<strong>as</strong><br />

polit<strong>is</strong>che System Luxemb<strong>our</strong>gs.


Inhalt<br />

1. Einleitung ........................................................................................................................... 1<br />

2. Die Engl<strong>is</strong>che Schule ......................................................................................................... 3<br />

2.1. Die Engl<strong>is</strong>che Schule als „study of moral choices“ ................................................... 4<br />

2.2. Entwicklungspolit<strong>is</strong>che Verantwortung ..................................................................... 5<br />

3. Selbstgesetzte brit<strong>is</strong>che Ansprüche: Eine Analyse der Rhetorik ....................................... 6<br />

3.1. Methode <strong>und</strong> Datenerhebung ..................................................................................... 9<br />

3.2. Auswertung der Reden............................................................................................. 10<br />

3.2.1. Begründungsmuster.......................................................................................... 11<br />

3.3. Zusammenf<strong>as</strong>sung <strong>und</strong> Zw<strong>is</strong>chenfazit ..................................................................... 14<br />

4. Fallstudien zur brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik................................................................ 16<br />

4.1. Brit<strong>is</strong>che Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik 1997 – 2007 im Überblick................... 17<br />

4.1.1. Allokation der Entwicklungshilfe .................................................................... 17<br />

4.1.2. Sekurit<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> handelspolit<strong>is</strong>che Faktoren der Hilfe ............................... 19<br />

4.2. Fallstudien: Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi .................................................................. 21<br />

4.2.1. Malawi.............................................................................................................. 24<br />

4.2.2. Kenia ................................................................................................................ 25<br />

4.2.3. Nigeria.............................................................................................................. 27<br />

4.2.4. Zw<strong>is</strong>chenfazit ................................................................................................... 29<br />

5. Schlussbetrachtung........................................................................................................... 30<br />

6. Literaturverzeichn<strong>is</strong>.......................................................................................................... 34<br />

6.1. Monographien <strong>und</strong> Sammelbände............................................................................ 34<br />

6.2. Aufsätze.................................................................................................................... 35<br />

6.3. Quellen, Offizielle Dokumente <strong>und</strong> Reports............................................................ 36<br />

6.4. Internetquellen.......................................................................................................... 37<br />

6.5. Stat<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Daten ..................................................................................................... 38<br />

6.6. Reden........................................................................................................................ 39<br />

7. Anhang ............................................................................................................................. 41


Abkürzungen<br />

CAP: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan<br />

CPI: Corruption Perception Index<br />

EWH: Entwicklungshilfe<br />

EWP: Entwicklungspolitik<br />

FHI: Freedom House Index<br />

GDP: Gross Domestic Product<br />

GNI: Gross National Income<br />

HDI: Human Development Index<br />

LDC: Le<strong>as</strong>t Developed Country<br />

LIC: (other) Low Income Country<br />

LMIC: Lower Middle Income Country<br />

UMIC: Upper Middle Income Country<br />

ODA: Official Development Ass<strong>is</strong>tance


1. Einleitung<br />

1997 trat ‘New Lab<strong>our</strong>’ nach einem h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>chen Wahlsieg an, Großbritannien unter dem<br />

Schlagwort des ‘Third Way’ von Gr<strong>und</strong> auf zu erneuern. Dies betraf auch die Entwicklungspolitik<br />

(EWP) <strong>und</strong> besonders d<strong>as</strong> Verhältn<strong>is</strong> zum ‚Schwarzen Kontinent’: „Niemals seit der<br />

Dekolonial<strong>is</strong>ierung hatte Afrika einen derart prominenten Platz auf der Agenda der brit<strong>is</strong>chen<br />

Regierung.“ 1 Ihr <strong>is</strong>t es maßgeblich zu verdanken, d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Problem der Unterentwicklung in<br />

den letzten Jahren wieder verstärkt wahrgenommen wurde. Die Schaffung eines eigenständigen<br />

Min<strong>is</strong>teriums, dem Department for International Development (DFID), unterstrich die<br />

neue Prioritätensetzung. Eingebettet wurde dies in eine Aufsehen erregende Ankündigung zur<br />

programmat<strong>is</strong>chen Erneuerung der brit<strong>is</strong>chen Außenpolitik als Ganze. Robin Cook, der neue<br />

Chef des Foreign and Commonwealth Office (FCO), diktierte J<strong>our</strong>nal<strong>is</strong>ten, „[o]ur foreign policy<br />

must have an ethical dimension“. Ziel sei es „to make Britain once again a force for the<br />

good in the <strong>world</strong>“. 2 Insgesamt präsentierte die Regierung eine Agenda, die als radikale<br />

Abkehr vom konservativen Pragmat<strong>is</strong>mus der außenpolit<strong>is</strong>chen Tradition der letzten 50 Jahre<br />

bezeichnet wurde. 3 Die derart hoch gehängte Messlatte forderte Kritiker gerade zu heraus, die<br />

u.a. befanden, es sei „nothing new, and certainly nothing particularly ‚ethical’ <strong>about</strong> New Lab<strong>our</strong>’s<br />

foreign policy“. 4<br />

Doch <strong>is</strong>t die Kritik berechtigt? W<strong>as</strong> bedeutet ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Politik’ <strong>und</strong> w<strong>as</strong> kann von ihr in Bezug<br />

auf EWP erwartet werden? Dieser Beitrag argumentiert, d<strong>as</strong>s Eigeninteresse auch unter New<br />

Lab<strong>our</strong> eine wichtige Rolle gespielt hat – jedoch in anderer Form. Denn d<strong>as</strong> Entscheidende<br />

<strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s die Verfolgung nationaler Interessen nicht bedeuten darf, Verantwortung für die<br />

übrige Welt aufzugeben. Diese Verbindung macht den Unterschied zw<strong>is</strong>chen Selbstinteresse<br />

<strong>und</strong> aufgeklärtem Selbstinteresse aus <strong>und</strong> verleiht letzterem eine e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Qualität. D<strong>as</strong><br />

‚aufgeklärte Selbstinteresse’ steht damit zw<strong>is</strong>chen ‚Ego<strong>is</strong>mus’ <strong>und</strong> ‚Altru<strong>is</strong>mus’, da es versucht,<br />

die eigenen Interessen mit denen anderer <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft zu verbinden.<br />

Damit teilt die Autorin d<strong>as</strong> Verständn<strong>is</strong> der Engl<strong>is</strong>chen Schule, die d<strong>as</strong> theoret<strong>is</strong>che<br />

Gerüst dieser Arbeit bildet.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Gieg, Philipp / Müller-Brandeck-Bocquet, G<strong>is</strong>ela: Die Afrikapolitik Großbritanniens, in: Müller-Brandeck-Bocquet /<br />

Schmidt / Schukraft / Kessler: Die Afrikapolitik der Europä<strong>is</strong>chen Union: Neue Ansätze <strong>und</strong> Perspektiven. Opladen /<br />

Farmington Hills 2007, S. 253-291, S. 288. Mit Afrika <strong>is</strong>t in dieser Arbeit generell Subsahara-Afrika gemeint.<br />

Cook, Robin: Rede anlässlich der Präsentation des M<strong>is</strong>sion Statement for Brit<strong>is</strong>h foreign policy, FCO, London,<br />

12.05.1997.<br />

Dunne, Tim / Wheeler, Nick: The Blair doctrine: advancing the Third Way in the <strong>world</strong>, in: Little / Wickham-Jones:<br />

New Lab<strong>our</strong>’s foreign policy. A new moral crusade? Manchester 2000, S. 61-76, S. 62.<br />

Abrahamsen, Rita / Williams, Paul: Ethics and Foreign Policy: the Antinomies of New Lab<strong>our</strong>’s ‘Third Way’ in Sub-<br />

Saharan Africa, in: Political Studies, Vol. 49, 2000, S. 249-264, S. 249.<br />

1


Der Beitrag untersucht, welche Funktion der EWP in der Außenpolitik zukommt, aus welchen<br />

Motiven heraus Entwicklungshilfe (EWH) 5 vergeben wird <strong>und</strong> inwieweit dabei welche Interessen<br />

<strong>und</strong> (e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen) Motive eine Rolle spielen. Er geht davon aus, d<strong>as</strong>s Großbritannien in<br />

der EWP internationale <strong>und</strong> humanitäre Verantwortung übernimmt. D<strong>as</strong> Eigeninteresse zeigt<br />

sich dabei daran, d<strong>as</strong>s die Lab<strong>our</strong>-Regierung zu der Auff<strong>as</strong>sung gelangt <strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s Freiheit, Sicherheit<br />

<strong>und</strong> Prosperität des eigenen Landes mit den Lebensbedingungen der Menschen<br />

anderswo <strong>und</strong> insbesondere in Subsahara-Afrika verknüpft sind. Dies <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> ‘Neue’ am<br />

entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Verständn<strong>is</strong> der brit<strong>is</strong>chen Regierung unter New Lab<strong>our</strong>.<br />

Denn obwohl dem Politikfeld lange ein ‚charity box’-Image angehaftet hat, hatte EWP mit<br />

reiner Wohltätigkeit von Anfang an wenig zu tun. Nuscheler bezeichnet sie als „Nachgeburt<br />

des Kalten Krieges“, die von den USA „in den 50er Jahren unter dem verräter<strong>is</strong>chen Gesetzestitel<br />

‚gegenseitige Sicherheit’ vergeben“ wurde. 6 Auch in der Geschichte der brit<strong>is</strong>chen<br />

EWP sind, mehr noch als geopolit<strong>is</strong>che, ökonom<strong>is</strong>che Interessen erkennbar. Besonders Premier<br />

Margaret Thatcher sah hier Potenzial; „[she] preferred to use aid <strong>as</strong> an economic weapon“<br />

<strong>und</strong> „w<strong>as</strong> more in fav<strong>our</strong> of trade than aid“. 7 Unter anderem mit geb<strong>und</strong>ener Hilfe <strong>und</strong><br />

Aid and Trade Prov<strong>is</strong>ion Schemes setzte sich die EWH während ihrer Amtszeit zunehmend<br />

als Mittel der Exportförderung durch. 8<br />

In den letzten zwei Dekaden kam es im Entwicklungsd<strong>is</strong>kurs jedoch zum Umdenken: Unterentwicklung,<br />

Armut <strong>und</strong> gescheiterte Staatlichkeit erschienen nicht mehr nur als bedauerlicher<br />

Zustand in fernen Teilen der Welt, sondern als Gefahr für Großbritannien. Damit steht die<br />

tatsächliche Wirkung der EWH auf Lebensverhältn<strong>is</strong>se der Bevölkerung im Fokus: Sie soll<br />

nicht mehr stabil<strong>is</strong>ierend wirken durch geopolit<strong>is</strong>chen Allianzenbildung <strong>und</strong> Elitenbindung,<br />

stattdessen wird EWP zum Faktor im Kontext eines erweiterten Sicherheitsbegriffs. 9 Laut<br />

Porteous war die Frage ‚Wie gestalten wir EWP gegenüber Afrika?’ für New Lab<strong>our</strong> abhängig<br />

von der erweiterten Neudefinition westlicher Interessen <strong>und</strong> Verantwortlichkeiten in<br />

der Welt nach dem Kalten Krieg. 10 Hilfen gelten dabei dabei als „contributions […] to providing<br />

and strengthening <strong>global</strong> public goods, and reducing the ill effects of <strong>global</strong> evils“. 11<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

EWP meint „die Gesamtheit aller Maßnahmen, mit der eine normativ bestimmte Entwicklung eines EL [Entwicklungslandes]<br />

[...] angestrebt wird“. In Abgrenzung dazu bezeichnet EWH nur den engeren Teil der EWP, „der direkt mit<br />

einem Ress<strong>our</strong>centransfer (finanzielle, techn<strong>is</strong>che oder personelle Hilfsmaßnahmen) verb<strong>und</strong>en <strong>is</strong>t“, Andersen:<br />

Entwicklungspolitik/-hilfe, in: Woyke (Hrsg.): Handwörterbuch Internationale Politik. Bonn 2000, S. 79-89, S. 79.<br />

Nuscheler, Franz: Entwicklungspolitik. Bonn 2006, S. 437.<br />

Hewitt, Adrian: Britain and the European Union Development F<strong>und</strong>, in: Bose / Burnell (Hrsg.): Britain’s Overse<strong>as</strong> Aid<br />

Since 1979: Between Ideal<strong>is</strong>m and Self-Interest. Manchester 1991, S. 86-95, S. 91, 92.<br />

Bendix, P. J.: Großbritannien – Vom Weltreich zum Mittelgroßen Geber mit Einfluss, in: Thiel (Hrsg.): Entwicklungspolitiken<br />

– 33 Geberprofile. Schriften des Deutschen Überseeinstituts Hamburg, Nr. 36, 1996, S. 110-113, S. 110.<br />

Cumming, Gordon: Aid to Africa. Aldershot / Burlington 2001, S. 39-98, S. 77f, 84.<br />

Menzel, Ulrich: Die neue Polit<strong>is</strong>ierung der Entwicklungspolitik, in: Entwicklungspolitik, Nr.14/15, 2004, S. 20-26, S.<br />

20. Wetzel, Chr<strong>is</strong>tine: Motive brit<strong>is</strong>cher Entwicklungspolitik. Eine Analyse brit<strong>is</strong>cher Parlamentsdebatten. Unveröffentlichtes<br />

Manuskript im Rahmen des SFB 600, B8, Universität Trier 2007.<br />

Porteous, Tom: Brit<strong>is</strong>h government policy in sub-Saharan Africa <strong>und</strong>er New Lab<strong>our</strong>, in: International Affairs, Vol. 81,<br />

Nr. 2, 2005, S. 281-297, S. 281.<br />

Riddell, Roger C.: Does Foreign Aid Really Work? Oxford 2007, S. 92.<br />

2


Trotzdem <strong>is</strong>t EWP keine reine Wohltätigkeit, sondern als Teil der Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />

immer auch ein Vehikel nationaler Interessen. ‚E<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ wird oft synonym für ‚altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch’<br />

verwendet wird, doch dies <strong>is</strong>t realpolit<strong>is</strong>ch unreal<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch. Schließlich <strong>is</strong>t die gewählte<br />

Regierung stets auch die Interessenvertretung ihres Landes auf der internationalen Bühne.<br />

Selbstlosigkeit in äußeren Angelegenheiten kann von ihr nicht erwartet werden – wohl aber<br />

Verantwortung für die internationale Gesellschaft <strong>und</strong> ihre Menschen. Dies in Einklang zu<br />

bringen <strong>is</strong>t die tatsächliche Herausforderung e<strong>th<strong>is</strong></strong>cher Außenpolitik.<br />

Ziel dieses Beitrages <strong>is</strong>t es daher, am Be<strong>is</strong>piel der EWP unter New Lab<strong>our</strong> den tatsächlichen<br />

e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Gehalt brit<strong>is</strong>cher Außenpolitik in der Prax<strong>is</strong> zu überprüfen <strong>und</strong> dazu beizutragen,<br />

den Begriff der Ethik politikw<strong>is</strong>senschaftlich nutzbar zu machen. Dazu wird zunächst in<br />

einem theoret<strong>is</strong>chen Abschnitt 2 die „Engl<strong>is</strong>che Schule“ vorgestellt, welche die Hintergr<strong>und</strong>folie<br />

bildet für d<strong>as</strong> Verständn<strong>is</strong> von EWP <strong>und</strong> Ethik. Die empir<strong>is</strong>che Analyse der EWP erfolgt<br />

dann in zwei Schritten: In Abschnitt 3 untersucht die Arbeit die Rhetorik brit<strong>is</strong>cher Regierungsvertreter,<br />

um Erkenntn<strong>is</strong>se über deren Auff<strong>as</strong>sung von Funktionen der EWP, sowie<br />

deren Motivationen zu gewinnen. D<strong>as</strong> Ergebn<strong>is</strong> dient als Messlatte für die prakt<strong>is</strong>che EWP,<br />

deren Umsetzung in Subsahara-Afrika im Abschnitt 4 überprüft wird. Dazu stellt der Beitrag<br />

zunächst die EWP wie auch ihre Querschnittsgebiete Wirtschafts-, Außen- <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />

überblicksartig dar. Zur Überprüfung <strong>und</strong> Verdeutlichung analysiert der Beitrag anschließend<br />

die Politik Großbritanniens am Be<strong>is</strong>piel dreier ausgewählter Länder in Subsahara-<br />

Afrika (Kenia, Malawi <strong>und</strong> Nigeria).<br />

Damit le<strong>is</strong>tet die Arbeit einen Beitrag zur systemat<strong>is</strong>chen Analyse brit<strong>is</strong>cher EWP unter New<br />

Lab<strong>our</strong>. Zudem haben sich die Theorien der Internationalen Beziehungen bzw. Außenpolitik<br />

b<strong>is</strong>lang kaum mit Entwicklungspolitik beschäftigt, so d<strong>as</strong>s diese b<strong>is</strong> heute gr<strong>und</strong>sätzlich untertheoret<strong>is</strong>iert<br />

<strong>is</strong>t. 12 Diese Problematik soll nun im nächsten Abschnitt adressiert werden.<br />

2. Die Engl<strong>is</strong>che Schule<br />

Die Engl<strong>is</strong>che Schule 13 versteht sich als Mittlerin zw<strong>is</strong>chen verschiedenen theoret<strong>is</strong>chen Strömungen.<br />

Sie hebt sich von anderen Theorien der Internationalen Beziehungen (IB) ab „[by]<br />

placing ethics at the centre of theoretical enquiry“. 14 Ausgangspunkt der Forschung <strong>is</strong>t im<br />

Sinne einer ‚grotian<strong>is</strong>chen’ oder rational<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Tradition die Frage nach den Bedingungen<br />

<strong>und</strong> der Möglichkeit einer werteb<strong>as</strong>ierten international society. Dieser rationale Ansatz steht<br />

jedoch in ständigem Spannungsverhältn<strong>is</strong> zu dem real<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Streben nach Selbstinteresse<br />

12<br />

13<br />

14<br />

Olsen, Gorm Rye: The European Union’s Development Policy: Shifting Priorities in a Rapidly Changing World, in:<br />

Hoebink / Stokke (Hrsg.): Perspectives on European Development Co-operation. Oxon / New York 2005, S. 573 - 608,<br />

S. 577.<br />

Dunne, Tim: Inventing International Society. Ho<strong>und</strong>mills / London 1998. Da<strong>as</strong>e, Chr.: Die Engl<strong>is</strong>che Schule, in: Schieder<br />

/ Spindler (Hrsg.), Theorien der Internationalen Beziehungen, 2. Aufl., Opladen / Farmington Hills, 2006, 243-268.<br />

Dunne, Inventing International Society, a.a.O., S. 9.<br />

3


<strong>und</strong> Staatszentriertheit <strong>und</strong> dem revolution<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Eintreten für transnationale Gerechtigkeit.<br />

Es sind diese drei Positionen, die die Engl<strong>is</strong>che Schule zu verarbeiten <strong>und</strong> zu verbinden sucht.<br />

Entsprechend sind die Ansätze unter ihrem Dach durch eine starke Heterogenität geprägt. Im<br />

Wesentlichen l<strong>as</strong>sen sich ‚Solidar<strong>is</strong>ten’ wie Tim Dunne <strong>und</strong> Nichol<strong>as</strong> Wheeler von ‚Plural<strong>is</strong>ten’<br />

wie Hedley Bull entlang der Frage trennen, ob gemeinsame Werte über der Souveränität<br />

einzelner Staaten stehen oder nicht. Der unbestrittene Kern der Schule <strong>is</strong>t jedoch die Idee<br />

einer normativ f<strong>und</strong>ierten internationalen Gesellschaft: Staaten fühlten sich aufgr<strong>und</strong> einer<br />

gew<strong>is</strong>sen gemeinsamen B<strong>as</strong><strong>is</strong>, wozu gemeinsame Werte <strong>und</strong> Regeln gehören, verb<strong>und</strong>en. D<strong>as</strong><br />

unterscheidet laut Bull die Gesellschaft der Staaten („international society“) vom System von<br />

Staaten („system of states“). 15 Zur Aufrechterhaltung der internationalen Ordnung akzeptieren<br />

die Staaten der internationalen Gesellschaft jenes System von Regeln <strong>und</strong> Werten <strong>und</strong> damit<br />

auch die Einschränkung ihres Handlungsspielraums. Damit hebt sich die Engl<strong>is</strong>che Schule<br />

von anderen IB-Theorien ab „by taking solidar<strong>is</strong>m in <strong>global</strong> politics seriously“. 16 Die Souveränität<br />

der Staaten <strong>und</strong> damit ihre selbst gewählte innere Ordnung – wie prekär <strong>und</strong> ‚ungerecht’<br />

immer sie auch aussehen mag – bleiben jedoch für Plural<strong>is</strong>ten unant<strong>as</strong>tbar. 17<br />

Solidar<strong>is</strong>ten wie Dunne <strong>und</strong> Wheeler beanspruchen aber für sich, den Plural<strong>is</strong>mus Bulls vor<br />

dem Hintergr<strong>und</strong> der <strong>global</strong>en Veränderungen der letzten Dekaden neu interpretiert zu haben.<br />

Gerechtigkeitsfragen, einschließlich universeller, staatlicher Souveränität vorgelagerter Menschenrechte,<br />

werden nun als Vorraussetzung für internationale Ordnung begriffen. Der Fokus<br />

hat sich von der Ebene der Staaten in Richtung der Ebene der Individuen verschoben. So entwerfen<br />

Dunne <strong>und</strong> Wheeler unter Rückgriff auf Bull d<strong>as</strong> Konzept des solidar<strong>is</strong>m. 18 Dies<br />

definieren sie als „attempt collectively to articulate and promote cosmopolitan values by a<br />

range of actors including states”. 19 Doch um welche Werte es dabei geht, diese Frage stellt –<br />

wie nun gezeigt wird – die eigentliche Herausforderung dar.<br />

2.1. Die Engl<strong>is</strong>che Schule als „study of moral choices“<br />

Insgesamt versucht die Engl<strong>is</strong>che Schule Gerechtigkeit <strong>und</strong> Ordnung eher symbiot<strong>is</strong>ch statt<br />

konfliktiv zu begreifen. Ihre Rolle als via media betonen besonders Robert Jackson <strong>und</strong> Georg<br />

Sörensen, die dafür plädieren, die einzelnen Elemente der verschiedenen Denkströmungen<br />

Rational<strong>is</strong>mus, Real<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Revolution<strong>is</strong>mus nicht zu einer überzeugenden, ‚festen’ Theorie<br />

kombinieren zu wollen. Vielmehr hätten diese drei Ansätze gr<strong>und</strong>sätzlich ihre Berechtigung.<br />

Sie nennen hier die Idee der Verantwortlichkeit gegenüber der Nation (Real<strong>is</strong>mus), der<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

19<br />

Bull, Hedley: The Anarchical Society. Ho<strong>und</strong>mills / London 1995 (1977), S. 9, 13.<br />

Bergman, Annika: Co-Constitution of Domestic and International Welfare Obligations, in: Cooperation and Conflict,<br />

Vol. 42, Nr. 1, 2007, S. 73-99, S. 76.<br />

Bull, Anarchical Society, a.a.O., S. 79-81.<br />

Wheeler, Nick / Dunne, Tim: Hedley Bull’ plural<strong>is</strong>m of the intellect and solidar<strong>is</strong>m of the will, in: International Affairs,<br />

Vol. 72, Nr. 1, 1996, S. 91-107. Dunne, Inventing international society, a.a.O., S. 137, 142.<br />

Dunne, Tim: New thinking on international society, in: Brit<strong>is</strong>h J<strong>our</strong>nal of Politics and International Relations, Vol. 3,<br />

Nr. 2, 2001, S. 223-244, S. 241.<br />

4


internationalen Gemeinschaft <strong>und</strong> ihren Staaten (Rational<strong>is</strong>mus) <strong>und</strong> den Individuen (Revolution<strong>is</strong>mus).<br />

Entsprechend müssten Staaten in ihrer Außenpolitik auch allen Verantwortungen<br />

gerecht werden. Wertekonflikte sind dabei vorprogrammiert. Daher müssten alle denkbaren<br />

Faktoren gegeneinander abgewogen werden, um entscheiden zu können, wie diese Verantwortlichkeiten<br />

im konkreten Fall gegeneinander ausbalanciert werden könnten. Der Ansatz<br />

der internationalen Gesellschaft sei somit „the study of moral choices“. 20<br />

Entsprechend betonen Dunne <strong>und</strong> Wheeler, d<strong>as</strong>s eine Regierung immer nur einen begrenzten<br />

Spielraum hat, Werte in der Außenpolitik durchzusetzen. So könne Großbritannien nicht verpflichtet<br />

werden, Menschenrechte zur Priorität zu erheben, wenn dies zu L<strong>as</strong>ten von „vitalen“<br />

nationalen Interessen gehe. Gleichzeitig bedeute dies aber, d<strong>as</strong>s die brit<strong>is</strong>che Regierung gegenüber<br />

anderen Ländern oder Nichtbriten zum e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handeln verpflichtet <strong>is</strong>t, wenn<br />

dabei untergeordnete Interessen verletzt werden. 21 Dunne <strong>und</strong> Wheeler stellen klar:<br />

„Good international citizens are not required to sacrifice their vital security interests out of fidelity to<br />

the rules of international society, but they are required ‘to put welfare of international society ahead of<br />

the relentless pursuit of [their] own national interests […] to place survival of order before the sat<strong>is</strong>faction<br />

of minimal national advantages’.“ 22<br />

Es geht also nicht darum, alle nationalen Interessen dem Wohl der internationalen Gemeinschaft<br />

unterzuordnen, sondern nur nicht-vitale nationale Interessen. In gleicher We<strong>is</strong>e betonte<br />

Australiens ehemaliger Außenmin<strong>is</strong>ter Evans, der die Wendung „good international citizenship“<br />

prägte, er meine nicht „the foreign policy equivalent of boy scout good deeds […]. [It<br />

<strong>is</strong>] an exerc<strong>is</strong>e in enlightened self-interest: an expression of ideal<strong>is</strong>tic pragmat<strong>is</strong>m“. 23 Nach der<br />

Logik des aufgeklärten Selbstinteresses werden humanitäre Hilfele<strong>is</strong>tung, Entwicklungshilfe,<br />

Menschenrechtspolitik <strong>und</strong> die Stärkung multilateraler Institutionen betrieben, weil sie<br />

letztlich auch im nationalen Interesse sind. Zusammenf<strong>as</strong>send lässt sich formulieren, d<strong>as</strong>s<br />

„whilst western states had a moral obligation to strengthen justice in <strong>world</strong> politics, the West<br />

had a ‘vital interest’ in creating a more just international order”. 24<br />

2.2. Entwicklungspolit<strong>is</strong>che Verantwortung<br />

W<strong>as</strong> bedeutet dies nun speziell für die EWP? Obwohl die Vertreter der Engl<strong>is</strong>chen Schule<br />

sich nicht direkt mit diesem Politikfeld beschäftigen, so l<strong>as</strong>sen sich deren Einsichten auf die<br />

Frage nach der e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Qualität von Entwicklungspolitik anwenden. Denn nach solidar<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chem<br />

Verständn<strong>is</strong> besteht nicht nur eine humanitäre Verantwortung, alle Menschen durch<br />

„cosmopolitan harm conventions“ zu schützen, sondern <strong>is</strong>t sogar die Souveränität eines Staa-<br />

20<br />

21<br />

22<br />

23<br />

24<br />

Jackson, Robert H. / Sörensen, Georg: Introduction to International Relations. Oxford / New York 2007, Kap. 5, International<br />

Society, S. 129-160, S. 146-148, Zitat S. 146.<br />

Dunne, Tim / Wheeler, Nick: Good international citizenship, in: International Affairs, Vol. 74, Nr. 4, 1998, S. 847-870,<br />

S. 865. Dunne, Inventing international society, a.a.O., S. 144.<br />

Dunne / Wheeler, Good international citizenship, a.a.O., S. 855. Mit “good international citizens” sind bei Dunne /<br />

Wheeler durchaus Staaten bzw. deren Vertreter gemeint.<br />

Evans, zitiert nach: Ebenda, S. 854f.<br />

Dunne, Inventing International Society, a.a.O., S. 151.<br />

5


tes an die Einhaltung internationaler Menschenrechtskonventionen gekoppelt. Dies erlaube<br />

sogar militär<strong>is</strong>che Interventionen. 25 Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> muss auch d<strong>as</strong> Ziel legitim sein,<br />

Entwicklungsländer, deren innere Konstitution den Bedürfn<strong>is</strong>sen der Bevölkerung nicht gerecht<br />

wird oder diese m<strong>is</strong>sachtet, durch Entwicklungspolitik zu reformieren, um entsprechende<br />

Werte zu verrechtlichen. Die Engl<strong>is</strong>che Schule verwe<strong>is</strong>t auch darauf, d<strong>as</strong>s sich von gescheiterten<br />

Staaten Formen privater Gewalt ausbreiten können. Solchen Staatsverfall zu adressieren<br />

<strong>is</strong>t damit ebenfalls Aufgabe eines „good international citizen“. Schließlich verlangt der<br />

Schutz vor körperlichem <strong>und</strong> seel<strong>is</strong>chem Leid auch eine angemessene Versorgung der Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>se,<br />

die ebenfalls sicherheitsrelevante Aspekte hat, denn „starvation and malnutrition<br />

are the permanent but largely hidden emergencies in <strong>world</strong> politics“. 26<br />

Hieraus l<strong>as</strong>sen sich unmittelbar entwicklungspolit<strong>is</strong>che Aufgaben der reicheren, stabilen<br />

Staaten ableiten. Ihre Verantwortung <strong>is</strong>t es, sich um die Versorgung Notleidender zu kümmern,<br />

um internationale Ordnung <strong>und</strong> Sicherheit sowie die Durchsetzung von Menschenrechtsnormen<br />

zu erreichen. Dies verlangt nicht nur Entwicklungshilfe im kl<strong>as</strong>s<strong>is</strong>chen Sinne,<br />

sondern auch die Durchsetzung liberaler Rechte sowie Prinzipien des ‚guten Regierens’ (good<br />

governance). Denn – so die Logik – nur ein Staat, der seine Ress<strong>our</strong>cen effizient verwaltet<br />

<strong>und</strong> seinen Bürgern ökonom<strong>is</strong>ches <strong>und</strong> gesellschaftliches Engagement im sicheren rechtlichen<br />

Rahmen ermöglicht, kann ihre ausreichende Versorgung dauerhaft gewährle<strong>is</strong>ten. Dies <strong>is</strong>t<br />

wiederum die Vorraussetzung für Stabilität <strong>und</strong> Sicherheit. Gleichzeitig haben Staaten jedoch<br />

auch die Pflicht, im Zuge ihrer Außen- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik Menschenrechtsverletzungen<br />

in anderen Gesellschaften zu vermeiden: „[T]here <strong>is</strong> a related obligation to avoid exploitation<br />

[...] <strong>as</strong> well <strong>as</strong> profiting from unjust enrichment“. 27<br />

3. Selbstgesetzte brit<strong>is</strong>che Ansprüche: Eine Analyse der Rhetorik<br />

Wie aber formuliert nun die brit<strong>is</strong>che Regierung ihren eigenen außen- <strong>und</strong> entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />

Anspruch? Die Frage, w<strong>as</strong> Ethik, Moral, 28 Werte <strong>und</strong> Interessen sind, <strong>is</strong>t für diese<br />

Frage ebenso schwierig wie zentral. Häufig wird der Begriff ‚Interesse’ mit ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Konnotation<br />

verwendet, 29 während ‚Werte’ klar positiv besetzt zu sein scheinen. Sie sind jedoch<br />

keinesfalls prinzipiell moral<strong>is</strong>ch. Schließlich liegt jedes Handeln gew<strong>is</strong>sen Wertvorstellungen<br />

zugr<strong>und</strong>e. ‚Wert’ <strong>und</strong> ‚Interesse’ werden hier deshalb analyt<strong>is</strong>ch neutral gebraucht: Während<br />

Interessen instrumentell sind, bezeichnen Werte die hinter den Handlungen bzw. Interessen<br />

25<br />

26<br />

27<br />

28<br />

29<br />

Linklater, Andrew / Suganami, Hidemi: The Engl<strong>is</strong>h School of International Relations. A Contemporary Re<strong>as</strong>sessment.<br />

Cambridge et al. 2006, S. 244f.<br />

Ebenda, S. 251.<br />

Ebenda, S. 254.<br />

Die Begriffe ‚Ethik’ <strong>und</strong> ‚Moral’ werden synonym verwendet, denn „der aus dem Latein<strong>is</strong>chen überkommene Name<br />

‚Moral’ hat in seiner etymolog<strong>is</strong>chen Herkunft nach <strong>und</strong> in sachlicher Hinsicht die gleiche Bedeutung wie der aus dem<br />

griech<strong>is</strong>chen stammende Name ‚Ethik’“. Klaus, Georg / Buhr, Manfred (Hrsg.): Philosoph<strong>is</strong>ches Wörterbuch, Band I<br />

<strong>und</strong> II, 11. Auf. Leipzig 1975, S. 424.<br />

Müller-Freienfels, Richard (Hrsg): E<strong>is</strong>lers Handwörterbuch der Philosophie, 2. Aufl. Berlin 1922, S. 312.<br />

6


stehenden Überzeugungen, die nicht auf materielle Faktoren reduzierbar sind. 30 Bayertz<br />

versteht unter Ethik ein „System von Regeln, Idealen <strong>und</strong> Tugenden, dessen Funktion vor<br />

allem darin besteht, Handlungen zu verhindern, die den elementaren Interessen anderer<br />

Menschen abträglich sind“. 31<br />

Die Engl<strong>is</strong>che Schule bietet auf die Frage, w<strong>as</strong> ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch’ <strong>is</strong>t, keine eindeutige Antwort. Mit<br />

Verwe<strong>is</strong> auf die „study of moral choices“ wird sowohl auf eine Definition wie auch ein<br />

Analyser<strong>as</strong>ter verzichtet. Die Frage könne immer nur situativ <strong>und</strong> im Einzelfall entschieden<br />

werden. 32 Jedoch <strong>is</strong>t die von Jackson <strong>und</strong> Sörensen vorgenommene Unterscheidung der<br />

„levels of responsibility“ hilfreich für eine Orientierung in dieser Frage. Staaten sind in ihrem<br />

Tun demnach auf drei Ebenen bzw. gegenüber drei Gruppen verantwortlich:<br />

1) National Responsibility: Aus der real<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Perspektive besteht Verantwortung nur gegenüber den eigenen<br />

Bürgern. „States have no international obligations that come before their national interests […] each<br />

statesperson <strong>is</strong> responsible for defending h<strong>is</strong> or her own citizens, but not the citizens of other states“.<br />

2) International Responsibility: Laut grotian<strong>is</strong>cher bzw. rational<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Perspektive „[…] statespeople have<br />

foreign obligations deriving from their state’s membership of international society, which involves rights and<br />

duties <strong>as</strong> defined by international law.“ Sie sind aufgefordert „[to] recognize that other states have international<br />

rights and legitimate interests which deserve respect; act in good faith; observe international law, and comply<br />

with the laws of war“.<br />

3) Humanitarian Responsibility: Die kosmopolit<strong>is</strong>che bzw. revolution<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Perspektive fordert „to respect<br />

human rights not only in their own country but in all countries in the <strong>world</strong> […] give sanctuary to those who are<br />

fleeing from persecution; <strong>as</strong>s<strong>is</strong>t those who are in need of material aid which you can supply at no sacrifice to<br />

y<strong>our</strong>self“. 33<br />

Will man hieraus Kategorien für die Analyse der Entwicklungspolitik ableiten, so können<br />

nicht nur eine oder zwei der vorgestellten Dimensionen e<strong>th<strong>is</strong></strong>ches außenpolit<strong>is</strong>ches Verhalten<br />

abdecken, sondern unter Umständen alle. Wichtig <strong>is</strong>t, zu berücksichtigen, wie sich d<strong>as</strong> Handeln<br />

im Sinne der einen Dimension auf die anderen Dimensionen auswirkt. Die Frage nach<br />

e<strong>th<strong>is</strong></strong>cher Politik <strong>is</strong>t damit keine Frage nach ‚national’, ‚international’ oder ‚humanitarian<br />

responsibility’, sondern danach, ob <strong>und</strong> in welchem Verhältn<strong>is</strong> eine Regierung all diese<br />

Verantwortlichkeiten berücksichtigt. Zudem können Taten, die gut für andere sind, auch aus<br />

purem Eigennutz geschehen. E<strong>th<strong>is</strong></strong>ch handeln können Regierungen also aus Selbstlosigkeit<br />

oder mit Blick auf ihre Eigeninteressen. Daraus werden für die weitere Analyse drei Kategorien<br />

abgeleitet: Ego<strong>is</strong>mus (une<strong>th<strong>is</strong></strong>ch), sowie aufgeklärtes Selbstinteresse (e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch) <strong>und</strong><br />

30<br />

31<br />

32<br />

33<br />

Lucarelli, Sonia: Introduction. Values, principles, identity and European Union foreign policy, in: Ebenda / Manners<br />

(Hrsg.): Values and principles in European Union foreign policy. Oxon / New York 2006, S. 1-18, S. 10<br />

Bayertz, Kurt: Einleitung: Warum moral<strong>is</strong>ch sein? in: Ebenda (Hrsg.): Warum moral<strong>is</strong>ch sein? Paderborn 2002, S. 9-33,<br />

S. 13.<br />

Jackson / Sörensen, a.a.O., S. 130, 134.<br />

Ebenda, S. 147f.<br />

7


Altru<strong>is</strong>mus (e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch). Tabelle 1 spezifiziert die drei Kategorien e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen bzw. une<strong>th<strong>is</strong></strong>chen<br />

Handelns <strong>und</strong> ordnet ihr die Argumente der Redner zu.<br />

34<br />

Tabelle 1: Kategorien (un-)e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handelns <strong>und</strong> ihre inhaltliche Analyse<br />

Einstellung zur Funktion der EWP<br />

Werte<br />

Argumentationstyp<br />

Ego<strong>is</strong>mus Aufgeklärtes Selbstinteresse Altru<strong>is</strong>mus<br />

- Brit<strong>is</strong>che EWP dient der Förderung<br />

brit<strong>is</strong>cher Interessen ohne<br />

Berücksichtigung der Folgen für<br />

die Entwicklungsländer <strong>und</strong> ihrer<br />

Menschen.<br />

- Auf Menschenrechte wird<br />

keine Rücksicht genommen.<br />

- Wenn es dem Eigeninteresse<br />

nützt, muss sich Großbritannien<br />

über den Konsens der internationalen<br />

Gemeinschaft hinwegsetzen<br />

<strong>und</strong> unilateral handeln.<br />

- Von investierter EWH werden<br />

messbare Effekte erwartet, z.B.<br />

bessere Wirtschaftsbeziehungen<br />

- oder die Verbesserung der<br />

bilateralen Beziehung auf Regierungsebene,<br />

die eine Einflussnahme<br />

auf diese Regierung ermöglicht.<br />

Patriot<strong>is</strong>mus<br />

Wohlstandssicherung<br />

Macht, Einfluss<br />

Überlegenheit, Prestige<br />

- Als Adressat des Nutzens der<br />

Außen- <strong>und</strong> EWP wird explizit<br />

nur Großbritannien genannt. Im<br />

Zentrum steht ferner die Sicherung<br />

der Interessen brit<strong>is</strong>cher<br />

Bürger im Ausland.<br />

- Auf d<strong>as</strong> Leid anderer wird kein<br />

Bezug genommen.<br />

- Als Ziele werden Einfluss- <strong>und</strong><br />

Machtsicherung genannt, ohne<br />

zu sagen, wozu. Sie erscheinen<br />

somit als Selbstzweck.<br />

- Es wird betont, d<strong>as</strong>s Großbritannien<br />

besser <strong>und</strong> erfolgreicher<br />

sein muss, als andere Staaten.<br />

- EWP, die tatsächlich entwicklungspolit<strong>is</strong>che<br />

Effekte erzielt,<br />

<strong>is</strong>t nicht nur moral<strong>is</strong>ches Gebot,<br />

sondern auch im brit<strong>is</strong>chen Interesse.<br />

- Durch Global<strong>is</strong>ierungsprozesse<br />

wird d<strong>as</strong> Land von Problemen in<br />

geograph<strong>is</strong>ch fernen Regionen<br />

tangiert. Die Bekämpfung von<br />

Unterentwicklung le<strong>is</strong>tet somit<br />

einen Beitrag zur <strong>global</strong>en Sicherheit.<br />

EWP <strong>is</strong>t daher auch<br />

stets Menschenrechts- <strong>und</strong> Reformpolitik.<br />

- D<strong>as</strong> Gebot <strong>is</strong>t multilaterales<br />

Handeln <strong>und</strong> die Eingliederung<br />

der Entwicklungsländer in die internationale<br />

Gemeinschaft,<br />

- stehen vitale brit<strong>is</strong>che Interessen<br />

auf dem Spiel, haben sie<br />

jedoch Vorrang.<br />

- Kurzfr<strong>is</strong>tig messbare ökonom<strong>is</strong>che<br />

oder polit<strong>is</strong>che Effekte<br />

werden nicht erwartet, EWH<br />

stellt vielmehr eine langfr<strong>is</strong>tige<br />

Zukunftsinvestition dar.<br />

<strong>global</strong>e Sicherheit <strong>und</strong> Stabilität<br />

Internationale Gemeinschaft<br />

Menschenrechte<br />

Gerechtigkeit<br />

- Die Welt <strong>is</strong>t durch Interdependenz<br />

geprägt. Hilfe für andere <strong>is</strong>t<br />

daher ein höchst eigenes Interesse.<br />

- Globale Probleme können nur<br />

gemeinsam mit der Internationalen<br />

Gemeinschaft gelöst werden<br />

- Menschenrechte <strong>und</strong> Good<br />

Governance sind kein wünschenswerter<br />

Luxus, sondern<br />

wichtige Instrumente zur Sicherung<br />

von Frieden, internationaler<br />

Stabilität <strong>und</strong> Prosperität.<br />

- EWH <strong>is</strong>t in erster Linie eine<br />

moral<strong>is</strong>che Pflicht.<br />

- Im Fokus stehen nicht Regierungen<br />

<strong>und</strong> ihre Interessen sondern<br />

die Situation der Menschen.<br />

- Die Einhaltung der Menschenrechte<br />

<strong>und</strong> gutes Regieren sind<br />

wichtig. Polit<strong>is</strong>che Konditionierung<br />

darf jedoch nicht dazu<br />

führen, d<strong>as</strong>s Menschen anstelle<br />

ihrer Regierung bestraft werden.<br />

- Keine Kopplung der ODA an<br />

marktliberale Strukturreformen,<br />

die zur Verschlechterung der<br />

Situation der Armen führen.<br />

- Eigeninteressen sind den Bedürfn<strong>is</strong>sen<br />

der Menschen unterzuordnen.<br />

- Die Erwartungen zielen auf<br />

eine Verbesserung der Lebensumstände<br />

der Notleidenden ab,<br />

andere mögliche Effekte <strong>und</strong><br />

Gewinne sind sek<strong>und</strong>är.<br />

Solidarität<br />

Humanität<br />

Menschenrechte<br />

Gerechtigkeit<br />

- Hilfe für Arme <strong>und</strong> Leidende<br />

<strong>is</strong>t eine moral<strong>is</strong>che Pflicht. Alle<br />

Menschen haben d<strong>as</strong> Recht, sich<br />

zu entfalten <strong>und</strong> auf ein Leben<br />

ohne Not <strong>und</strong> Gewalt.<br />

- Verpflichtung zur Hilfe besteht<br />

auch aus h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>cher Schuld<br />

oder angesichts des eigenen<br />

Reichtums.<br />

- Es wird Mitgefühl ausgedrückt<br />

<strong>und</strong> Mitgefühl geweckt, in dem<br />

die Leiden anderer eindringlich<br />

geschildert werden.<br />

- Wer in der Lage <strong>is</strong>t zu helfen,<br />

der muss helfen, ohne nach dem<br />

Nutzen für sich zu fragen.<br />

34<br />

Für eine ausführlichere Operational<strong>is</strong>ierung vgl. Wetzel, Chr<strong>is</strong>tine (2007): Die Rolle der Ethik in der brit<strong>is</strong>chen<br />

Entwicklungspolitik unter New Lab<strong>our</strong>. Mag<strong>is</strong>terarbeit, Universität Trier, S. 36-44.<br />

8


Be<strong>is</strong>piele<br />

- “Our foreign policy will be<br />

driven by the needs and interests<br />

of the Brit<strong>is</strong>h people, their need<br />

and desire for safety, prosperity,<br />

a decent quality of life and<br />

respect for their values.“ 35<br />

- „ODA budgets are one of the<br />

best investments in building a<br />

more secure and prosperous<br />

<strong>world</strong>.“ / „Aid <strong>is</strong> not charity, it <strong>is</strong><br />

investment for a saver, better<br />

future for everyone.“ 36<br />

- „Wherever people live in fear,<br />

with no prospect of advance, we<br />

should be on their side; in solidarity<br />

with them, whether in<br />

Sudan, Zimbabwe, Burma, North<br />

Korea.“ 37<br />

Eigene Darstellung.<br />

3.1. Methode <strong>und</strong> Datenerhebung<br />

Für die Analyse wurden für die Regierungsperiode Tony Blairs von 1997 b<strong>is</strong> 2007 Reden des<br />

Premiers selbst, seiner Außenmin<strong>is</strong>ter Robin Cook, Jack Straw and Margaret Beckett, sowie<br />

der Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter Clare Short <strong>und</strong> Hilary Benn ausgewählt. Laut Engl<strong>is</strong>cher Schule<br />

hat die Exekutive eine zentrale Rolle in der Regelsetzung <strong>und</strong> -durchsetzung. Bei Akteuren<br />

mit Regierungsverantwortung kann davon ausgegangen werden, d<strong>as</strong>s ihre Äußerungen eine<br />

hohe polit<strong>is</strong>che Relevanz besitzen <strong>und</strong> auch handlungsbestimmend sind. Wheeler <strong>und</strong> Dunne<br />

bemerken, d<strong>as</strong>s Aussagen von Repräsentanten einen Handlungsrahmen vorgeben <strong>und</strong> vor<br />

allem Handlungsmaßstab <strong>und</strong> Referenz für die Repräsentanten anderer Staaten sind, die dazu<br />

tendieren, offizielle Verlautbarungen ihrer Kollegen ernst zu nehmen <strong>und</strong> ihr Handeln danach<br />

auszurichten. 38 Abrahamsen <strong>und</strong> Williams stellen fest, „New Lab<strong>our</strong>’s third way h<strong>as</strong> placed<br />

ethics at the centre of its foreign policy debates and <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> perhaps the greatest (if at times<br />

unintended) achievement. […] It h<strong>as</strong> also provided <strong>comm</strong>entators and activ<strong>is</strong>ts with a yardstick<br />

against which to access foreign policy“. 39<br />

Insgesamt wurden 107 Reden ausgewertet. Davon entfallen 27 auf Tony Blair, 50 auf die<br />

FCO-Min<strong>is</strong>ter <strong>und</strong> 30 auf die DFID-Min<strong>is</strong>ter. 40 Im Falle des Premiers <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter<br />

wurden Reden gewählt, die sich mit Afrika oder mit der gr<strong>und</strong>sätzlichen Linie brit<strong>is</strong>cher<br />

Außenpolitik beschäftigen. D<strong>as</strong> heißt, sie informieren darüber, wie internationale Ordnung<br />

allgemein zu erreichen <strong>is</strong>t <strong>und</strong> welche Rolle dabei etwa die EWP, Gerechtigkeit oder Menschenrechte<br />

spielen. Für die Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter wurden Reden ausgewählt, welche die<br />

Funktion <strong>und</strong> Bedeutung der EWP <strong>und</strong>/oder Afrika themat<strong>is</strong>ieren. Es handelt sich damit um<br />

35<br />

36<br />

37<br />

38<br />

39<br />

40<br />

Cook, Robin: Peacy and Prosperity, Rede anlässlich des London Diplomatic Corps annual reception, Foreign and<br />

Commonwealth Office, London, 12.06.1997.<br />

Short, Clare: Ohne Titel, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, o.O., 02.10.1997.<br />

Blair, Tony: Global Alliance for Global Values, Rede vor dem austral<strong>is</strong>chen Parlament, 27.03.2006.<br />

Dunne / Wheeler, Good international citizenship, a.a.O., S. 851.<br />

Abrahamsen / Williams, a.a.O., S. 261.<br />

Die Reden wurden jeweils den offiziellen Homepages der Institutionen entnommen (Premier: www.number-10.gov.uk,<br />

FCO: http://www.fco.gov.uk, DFID: www.dfid.gov.uk/news/default.<strong>as</strong>p. Die Seiten sind seitdem jedoch umgestaltet<br />

worden). Für Reden von Clare Short musste zusätzlich auf die Seite www.epolitix.com/EN/MPWebsites/Clare+Short/-<br />

806d3d76-b287-4b76-af3e-6aa48899266b.htm zurückgegriffen werden. Die Reden wurden zunächst anhand der Überschriften<br />

bzw. einer kurzen Sichtung ausgewählt. Beiträge, die sich z.B. mit eindeutig innenpolit<strong>is</strong>chen Themen oder<br />

‚Spezialthemen’ (bilaterale Beziehungen mit nicht-afrikan<strong>is</strong>chen Ländern) bef<strong>as</strong>sten sind dabei aussortiert worden. Die<br />

585 verblieben Reden wurden zwölf Themenkategorien zugeteilt, von denen schließlich im begrenzten Rahmen der<br />

Arbeit nur die der Kategorien „Afrika“, „Commonwealth“, außenpolit<strong>is</strong>che Strategie“, „Menschenrechte“ <strong>und</strong> „Außenwirtschaft“<br />

analysiert werden konnten. Vgl. Wetzel, Mag<strong>is</strong>terarbeit 2007.<br />

9


eine Bewertungsanalyse, mit deren Hilfe auf der semant<strong>is</strong>chen Ebene die Position von Akteuren<br />

zu einem bestimmten Thema erhoben wird. 41<br />

Die Reden werden den drei Kategorien – Ego<strong>is</strong>mus, aufgeklärtes Selbstinteresse, Altru<strong>is</strong>mus<br />

– zugeordnet, wobei jede Kategorie einem Argumentationstyp entspricht. Eine Rede kann<br />

dabei jedoch mehr als einer Kategorie zugeordnet werden, wenn sie Argumente verschiedener<br />

Typen enthält. Betont z.B. eine Rede einerseits, d<strong>as</strong>s Probleme nur von der internationalen<br />

Gemeinschaft als Ganze gelöst werden, bezieht sich aber andererseits nur auf Interessen<br />

Großbritanniens <strong>und</strong> lässt Auswirkungen internationaler Probleme für andere Menschen <strong>und</strong><br />

Staaten völlig unerwähnt, so wird die Rede sowohl der Kategorie ‚aufgeklärtes Selbstinteresse’<br />

als auch ‚Ego<strong>is</strong>mus’ zugeordnet. Somit l<strong>as</strong>sen sich insgesamt fünf verschieden Argumentationsmuster<br />

kombinieren, wie Tabelle 2 zeigt.<br />

Tabelle 2: Argumentationsmuster <strong>und</strong> deren Zuordnung<br />

Argumentationstyp Zuordnung → Argumentationsmuster Zuordnung<br />

Rede A B C D Rede A B C D<br />

EGO - Ego<strong>is</strong>mus X Ego<strong>is</strong>mus: Primäre Sorge um Eigeninteressen<br />

ohne Berücksichtigung der Interessen anderer<br />

ASI - Aufgeklärtes X X ASI mit Tendenz zu Prestigedenken oder zur X<br />

Selbstinteresse<br />

primär eigenen Vorteilssicherung<br />

ALT - Altru<strong>is</strong>mus X X Aufgeklärtes Selbstinteresse: Hilfe für andere<br />

aus Eigeninteresse – Berücksichtigung der<br />

Interessen der Nation, der Gemeinschaft <strong>und</strong><br />

der anderen<br />

Nicht zuzuordnen X ASI mit Tendenz zur eigeninteressenfreien X<br />

Hilfele<strong>is</strong>tung<br />

Altru<strong>is</strong>mus: Hilfele<strong>is</strong>tung ohne Eigeninteresse X<br />

aus human<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher Überzeugung<br />

Nicht zuzuordnen<br />

X<br />

3.2. Auswertung der Reden<br />

Der mit Abstand größte Teil der analysierten Reden wurde zu allgemeinen Strategien der<br />

Außenpolitik gehalten, etwa unter Titeln wie „Global alliance for <strong>global</strong> values“ (Blair) oder<br />

„Foreign policy and national interest“ (Cook). Bei Blair zeigt sich besonders ab 2003 eine<br />

Zunahme der Themenvielfalt unter verstärkter Berücksichtigung der Themen Afrika, Umwelt,<br />

Terror<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Sicherheit. Beim FCO <strong>is</strong>t die Themenverteilung im Zeitverlauf ausgewogener.<br />

Allerdings zeigt sich auch hier eine leichte Häufung des Them<strong>as</strong> Afrika ab 2003. Im<br />

Gegensatz zu Blair themat<strong>is</strong>ieren besonders Cook <strong>und</strong> Straw öfter die Menschenrechte. Die<br />

DFID-Min<strong>is</strong>ter haben neben der allgemeinen entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Strategie gegenüber<br />

Afrika vor allem zur Wirtschaftspolitik gesprochen. Ein Drittel der analysierten Reden entfällt<br />

auf dieses Thema.<br />

Die Schwerpunkte der analysierten Reden sind damit je nach Min<strong>is</strong>terium unterschiedlich.<br />

Beim FCO sind es Menschenrechte, im Falle des DFID die Wirtschaft <strong>und</strong> der Premier sprach<br />

41<br />

Bonfadelli, Heinz: Medieninhaltsforschung. Konstanz 2002, S. 81, 89.<br />

10


häufiger über Afrika. Insgesamt bestätigt die Rhetorikanalyse, d<strong>as</strong>s Cook, entsprechend seiner<br />

Ankündigungen, den Menschenrechten tatsächlich verbal hohe Priorität einräumte. D<strong>as</strong> DFID<br />

bezweckte dagegen offenbar, hervorzuheben, d<strong>as</strong>s EWP keine Frage von milden Gaben sei,<br />

sondern ein stark wirtschaftspolit<strong>is</strong>ches Thema. Blair machte Afrika, wie versprochen, zur<br />

Chefsache. Allerdings stand dies, wie andere Aspekte des Bereichs nachhaltige Entwicklung,<br />

nicht schon seit dem Amtsantritt oben auf der Agenda, sondern erst in den letzten Amtsjahren.<br />

3.2.1. Begründungsmuster<br />

Im Folgenden werden die Ergebn<strong>is</strong>se der Analyse präsentiert <strong>und</strong> ein Einblick in die von den<br />

Rednern am häufigsten verwendeten Argumente <strong>und</strong> Begründungsmuster gegeben.<br />

3.2.1.1. Ego<strong>is</strong>mus<br />

Argumentationstypen dieser Kategorie sind f<strong>as</strong>t ausschließlich bei Blair <strong>und</strong> Cook zu finden.<br />

Allerdings <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> Argument dort, wo es auftritt, me<strong>is</strong>t nicht sehr stark oder wird an anderer<br />

Stelle der Rede durch Aussagen zur Verantwortlichkeit gegenüber anderen Nationen ausgeglichen,<br />

so d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> Begründungsmuster der Rede als Ganze dann nicht als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch eingestuft<br />

wurde. Nur sehr selten wird die Sicherung brit<strong>is</strong>cher Interessen als explizit moral<strong>is</strong>ch dargestellt,<br />

wie es Blair tut, wenn er sagt, „an enthusi<strong>as</strong>m to do best for Britain <strong>is</strong> a noble cause“. 42<br />

D<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> oder jedenfalls ein wichtiges Ziel brit<strong>is</strong>cher Außenpolitik in der Förderung nationaler<br />

Interessen liegt, betonen Blair <strong>und</strong> Cook allerdings häufiger:<br />

„The purpose of a nation’s foreign policy should be power, strength and influence in furtherance of its<br />

interests and believes.” 43<br />

„The purpose of <strong>our</strong> foreign policy <strong>is</strong> to pursue <strong>our</strong> national interests.” 44<br />

Sehr selten blitzt Rhetorik durch, die an d<strong>as</strong> Selbstverständn<strong>is</strong> als Staatsmann eines Empires<br />

vergangener Tage erinnert. Einfluss, Prestige <strong>und</strong> die Macht erscheinen dann bereits als Wert<br />

für sich erstrebenswert, etwa wenn Blair sagt; „We can be powerful in <strong>our</strong> influence – a<br />

nation to whom others l<strong>is</strong>ten“, <strong>und</strong> betont, “we need strong defence, not just to defend <strong>our</strong><br />

country, but for Brit<strong>is</strong>h influence abroad.“ 45 Im Zusammenhang mit EWP, sofern dies in den<br />

Reden des Premiers <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter Thema <strong>is</strong>t, wird die brit<strong>is</strong>che Interessensicherung<br />

überdies nie betont. So <strong>is</strong>t es auch nicht verw<strong>und</strong>erlich, d<strong>as</strong>s in den Reden des Entwicklungsmin<strong>is</strong>ters<br />

Benn Argumente der Kategorie ‚Ego<strong>is</strong>mus’ ebenfalls überhaupt nicht vorkommen,<br />

<strong>und</strong> bei Short zu vernachlässigen sind. Somit sind Blair <strong>und</strong> Cook die einzigen, die ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />

Argumente verwenden. Allgemein kann ihre Motivation jedoch nicht als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch<br />

eingestuft werden.<br />

42<br />

43<br />

44<br />

45<br />

Blair, Tony, Rede anlässlich der Foreign Office conference, London, 07.01.2003.<br />

Blair, Tony: Rede im Mansion House, London, 13.11.2000.<br />

Cook, Robin: Foreign policy and national interest, Rede vor dem Royal Institut of International Affairs, Chatham House,<br />

London, 28.01.2000.<br />

Blair, Tony: Rede anlässlich Lord Mayor’s Banquet, 10.11.97.<br />

11


3.2.1.2. Aufgeklärtes Selbstinteresse<br />

Dieses Argument wurde in den untersuchten Reden mit Abstand am häufigsten vorgebracht.<br />

Die Redner beschreiben Kr<strong>is</strong>en in entfernten Regionen als tickende Zeitbomben, die sich<br />

irgendwann auch negativ auf Großbritannien auswirken. Armutsbekämpfung, Konfliktbewältigung,<br />

Demokrat<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> eine faire Welthandelsordnung seien daher nicht nur im Interesse<br />

der betroffenen Menschen, sondern auch der internationalen Gemeinschaft <strong>und</strong> Großbritanniens.<br />

Die Gefahr <strong>und</strong> die Verbindung zum nationalen Interesse mögen subtil sein, sie sind<br />

jedoch umso nachhaltiger. 46 Immer wieder verwe<strong>is</strong>en die Redner auf die Wirkung <strong>global</strong>er<br />

Interdependenzen. Hieraus erfolge notwendig die Verbindung der eigenen Interessen mit den<br />

Interessen anderer:<br />

„In a modern <strong>world</strong> there <strong>is</strong> no security or prosperity at home unless we deal with the <strong>global</strong> challenges<br />

of conflict, terror<strong>is</strong>m, climate change and poverty. Self interest and mutual interest are inextricably<br />

linked.“ 47<br />

Dabei taucht der von Bull verwendete Begriff des aufgeklärten Selbstinteresses auf. So erklärt<br />

Blair: „I believe we will only succeed if we start to develop a doctrine of the international<br />

<strong>comm</strong>unity b<strong>as</strong>ed on the principle of enlightened self-interest.“ 48 Immer wieder wird die internationale<br />

Gemeinschaft als Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt außenpolit<strong>is</strong>chen Handelns beschrieben.<br />

Neben den gemeinsamen Institutionen <strong>und</strong> ihren Regeln bekennen sich die Redner, <strong>und</strong><br />

besonders Blair, auch immer wieder zu gemeinsamen Werten. Um <strong>global</strong>e Herausforderungen<br />

bewältigen zu können, „we must f<strong>as</strong>hion an international <strong>comm</strong>unity that both embodies, and<br />

acts in pursuit of <strong>global</strong> values: liberty, democracy, tolerance, justice.“ 49 Die Redner geben<br />

sich daher insgesamt betont international <strong>und</strong> multilateral:<br />

„<strong>Ultimately</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> <strong>about</strong> <strong>our</strong> <strong>world</strong> <strong>as</strong> a <strong>global</strong> <strong>comm</strong>unity – a cliché perhaps but true.“ 50<br />

„The backbone of all <strong>our</strong> relationships internationally <strong>is</strong> the multilateral system […].“ 51<br />

Für Blair sind es Werte, die die internationale Gemeinschaft überhaupt konstituieren. Dabei<br />

unterstellt er, d<strong>as</strong>s die eigenen Werte mit denen der Gemeinschaft kongruent sind, <strong>und</strong> betont<br />

„that they are not Western but <strong>global</strong> values, whose spread <strong>is</strong> the surest guarantee of <strong>our</strong> future<br />

security“. 52 Doch der letzte Halbsatz impliziert eher die Ausübung von ‚soft power’ als<br />

den Einsatz für Werte, die tatsächlich auch aus der Mitte anderer Gesellschaften artikuliert<br />

werden. Großbritannien <strong>is</strong>t auch bereit, Werte durch militär<strong>is</strong>che Intervention durchzusetzen.<br />

Die Kriterien dafür legt Blair in seiner Rede vor dem Economic Club in Chicago dar. 53 Es gilt<br />

46<br />

47<br />

48<br />

49<br />

50<br />

51<br />

52<br />

53<br />

Blair, Tony: ‚Concerted international effort’ necessary to fight climate change, o.O., 24.02.2003.<br />

Blair, Tony: Rede anlässlich Lord Mayor’s Banquet, London, 14.11.2005.<br />

Blair, Rede vor der Global Ethics Fo<strong>und</strong>ation, Universität Tübingen, 30.06.2000.<br />

Blair, Tony: Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, Rede an der Georgetown University,<br />

W<strong>as</strong>hington, 26.05.2006.<br />

Blair‚Concerted international effort’ necessary to fight climate change, a.a.O.<br />

Straw, Jack: A new era for foreign policy, Rede im Royal Institut of International Affairs, Chatham House, London,<br />

12.02.2004.<br />

Blair, Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, a.a.O.<br />

Blair, Tony: Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, Rede vor dem Economic Club, Chicago, 24.04.1999.<br />

12


also festzuhalten, d<strong>as</strong>s sich sämtliche Argumentationen dieser Kategorie von der im folgenden<br />

Kapitel durch den originär nicht selbstlosen Charakter unterscheiden:<br />

„Calculate not just the human m<strong>is</strong>ery of the poor themselves. Calculate <strong>our</strong> loss; the aid, the lost<br />

opportunity to trade, the short-term consequences of the multiple conflicts, the long-term consequences<br />

on the attitude to the wealthy <strong>world</strong> of injustice and abject deprivation amongst the poor.“ 54<br />

„We must not <strong>und</strong>erestimate the cost of failure. If we cannot resolve these differences, <strong>our</strong> own<br />

economies will suffer.“ 55<br />

Insgesamt folgen Straw <strong>und</strong> Beckett am konsequentesten der Argumentationslinie des aufgeklärten<br />

Selbstinteresses. Blair <strong>und</strong> Cook betonen häufiger, d<strong>as</strong>s brit<strong>is</strong>che Außenpolitik vor<br />

allem Großbritannien dienen soll. Short <strong>und</strong> Benn we<strong>is</strong>en – sicher qua ihres Amtes – eher auf<br />

d<strong>as</strong> Leid außerhalb der brit<strong>is</strong>chen Grenzen hin. Doch auch sie verwe<strong>is</strong>en auf <strong>global</strong>e Interdependenz<br />

<strong>und</strong> den Beitrag, den EWP zur internationalen Ordnung für alle Menschen le<strong>is</strong>ten<br />

kann. „Aid <strong>is</strong> not charity, it <strong>is</strong> investment for a safer, better future for everyone“, 56 mahnt be<strong>is</strong>pielswe<strong>is</strong>e<br />

Short. Aber auch Tony Blair themat<strong>is</strong>iert EWP <strong>und</strong> bemüht sich, d<strong>as</strong> Politikfeld<br />

stärker in den Kre<strong>is</strong> der ‚wichtigen’ polit<strong>is</strong>chen Themen zu rücken. Er warnt:<br />

„[…] the great danger <strong>is</strong> that <strong>global</strong> politics divides into ‚hard’ and ‚soft’. The ‚hard’ get after the<br />

terror<strong>is</strong>ts. The ‚soft’ campaign against poverty. The divide <strong>is</strong> dangerous because interdependence<br />

makes all these <strong>is</strong>sues just that: interdependent.“ 57<br />

EWP wird somit als eng verzahnt mit Sicherheits-, Außen-, Handels- oder Menschenrechtspolitik<br />

dargestellt.<br />

3.2.1.3. Altru<strong>is</strong>mus<br />

Altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente sind zwar seltener als solche, die den Einsatz für d<strong>as</strong> Interesse<br />

anderer mit dem eigenen Nutzen rechtfertigen. Doch sie l<strong>as</strong>sen sich wesentlich häufiger feststellen<br />

als ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Motive. Bei den Entwicklungsmin<strong>is</strong>tern sind altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente<br />

sogar dominant; Benns Reden folgen sogar zu zwei Dritteln diesem Begründungsmuster.<br />

Beweggr<strong>und</strong> <strong>is</strong>t oft die Auff<strong>as</strong>sung, aus Gründen der Menschlichkeit <strong>und</strong> moral<strong>is</strong>cher Überzeugung<br />

Notleidenden helfen zu müssen. D<strong>as</strong> Gefühl der Verantwortlichkeit resultiert aber<br />

auch aus empf<strong>und</strong>ener Schuld oder dem eigenen relativen Reichtum. Oft tritt d<strong>as</strong> altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />

Argument in den Reden Blairs <strong>und</strong> der Außenmin<strong>is</strong>ter jedoch nur insofern zutage, als d<strong>as</strong>s auf<br />

d<strong>as</strong> Leid anderer, nicht aber im selben Atemzug auch auf negative Konsequenzen für Großbritannien<br />

oder die internationale Gemeinschaft hingewiesen wird. Dadurch wird implizit eine<br />

wahrgenommene Verpflichtung zur Hilfe ausgedrückt:<br />

„While we meet here in Chicago <strong>th<strong>is</strong></strong> evening, unspeakable things are happening in Europe. Awful<br />

crimes that we never thought we would see again have reappeared – ethnic cleansing, systematic rape,<br />

m<strong>as</strong>s murder. […] B<strong>is</strong>marck famously said the Balkans were not worth the bones of one Pomeranian<br />

Grenadier. Anyone who h<strong>as</strong> seen the tear stained faces of h<strong>und</strong>reds of thousands of refugees streaming<br />

54<br />

55<br />

56<br />

57<br />

Blair, Lord Mayor’s Banquet, 14.11.2005, a.a.O.<br />

Beckett, Margaret: Ohne Titel, Rede im Rahmen der Queen’s Speech Debate on International Affairs, House of<br />

Commons, 22.11.2006.<br />

Short, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, a.a.O.<br />

Blair, Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, a.a.O.<br />

13


across the border, heard their heart-rending tales of cruelty or contemplated the unknown fates of those<br />

left behind, knows that B<strong>is</strong>marck w<strong>as</strong> wrong.“ 58<br />

Die Beschreibung von Elend <strong>und</strong> Verbrechen erzeugt Empathie; d<strong>as</strong> Argument verlässt an<br />

dieser Stelle den Bereich nüchtere Gefahren-Analyse hinsichtlich etwaiger Auswirkungen von<br />

Unterentwicklung für Großbritannien. So finden sich auch ausdrückliche Bek<strong>und</strong>ungen von<br />

Solidarität, Verantwortlichkeit <strong>und</strong> Verpflichtung zur Hilfe aus rein menschlichen Gründen.<br />

EWH wird in einigen Fällen also klar mit altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiven gerechtfertigt:<br />

„Where people live in fear, with no prospect of advance, we should be on their side; in solidarity with<br />

them, whether in Sudan, Zimbabwe, Burma, North Korea“. 59<br />

„And so there <strong>is</strong> <strong>th<strong>is</strong></strong> immense and powerful moral cause […].“ 60<br />

Short nennt <strong>global</strong>e Armut „the biggest moral <strong>is</strong>sue that faces us“ <strong>und</strong> ihre Beseitigung „a<br />

great and noble goal“. 61 Die Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter appellieren zudem an d<strong>as</strong> Gerechtigkeitsempfinden<br />

<strong>und</strong> Mitgefühl ihrer Zuhörer sowie die Verantwortung reicher Nationen:<br />

„They [the poor] pay the biggest price in unpayable debt, bribes they cannot afford and corrupt public<br />

services. Most of all they pay the price in lost development that could have lifted them and their<br />

children out of the grinding poverty that one in f<strong>our</strong> of <strong>our</strong> fellow human beings have to endure.“ 62<br />

„But what makes me angry and frustrated <strong>is</strong> that we who have so much wealth, and who have the<br />

opportunity and so often take it for granted, if we were prepared to make a real <strong>comm</strong>itment to Africa,<br />

we could change the circumstances in which people live so that everyone here got that hope for a better<br />

and different future.“ 63<br />

Me<strong>is</strong>t gehen altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch motivierte Argumente jedoch Hand in Hand mit Argumenten des aufgeklärten<br />

Selbstinteresses.<br />

3.3. Zw<strong>is</strong>chenfazit<br />

Für die USA stellte Condolezza Rice 2000 klar, die künftige Außenpolitik werde ausgehen<br />

„from the firm gro<strong>und</strong> of the national interest, not from the interests of an illusory international<br />

<strong>comm</strong>unity“. 64 Deutlicher könnte der Unterschied zur Rhetorik der brit<strong>is</strong>chen Regierung<br />

zur selben Zeit kaum sein. Denn wie die Analyse gezeigt hat, <strong>is</strong>t der weit größte Teil der<br />

vorgebrachten Argumente im Sinne der Definition dieser Arbeit e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch: Brit<strong>is</strong>che Politik soll<br />

die Interessen aller – nicht nur der eigenen Nation, sondern gerade auch die der internationalen<br />

Gemeinschaft <strong>und</strong> anderer Menschen – berücksichtigen. Begründet wird dies jedoch<br />

stärker mit Eigeninteresse, als mit human<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Werten <strong>und</strong> Verantwortungsgefühl. Ein<br />

krieger<strong>is</strong>cher Konflikt in Afrika erscheint so in erster Linie als eine Bedrohung der interna-<br />

58<br />

59<br />

60<br />

61<br />

62<br />

63<br />

64<br />

Blair, Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, a.a.O.<br />

Blair, Global alliance for <strong>global</strong> values, a.a.O.<br />

Blair, Tony: Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, Add<strong>is</strong> Ababa, 07.10.2004.<br />

Short, Clare: Rede vor der General Synod on the World-Wide Alliance for the elimination of poverty, Church House,<br />

London, 18.11.1998.<br />

Short, Clare: Combating Corruption, Promoting Development, Rede vor der Royal Institute of International Affairs<br />

conference on Corruption <strong>as</strong> a Threat to World Trade and Investment, London, 19.03.1999.<br />

Blair, Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, a.a.O.<br />

Rice, Condolezza: Promoting the National Interest, in: Foreign Affairs, Vol. 79, No. 1, Jan / Feb 2000, S. 45-62, S. 62.<br />

14


tionalen Sicherheit, erst in zweiter Linie als eine schreckliche, menschliche Tragödie. Die<br />

DFID-Min<strong>is</strong>ter argumentieren jedoch deutlich altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher.<br />

Tabelle 3 : Ergebn<strong>is</strong>se der Rhetorikanalyse<br />

Anzahl der Reden, in denen der jeweilige<br />

Argumentationstyp verwendet wurde, in Prozent<br />

Anzahl der Reden, die dem jeweiligem<br />

Begründungsmuster zuzuordnen sind, in Prozent<br />

Ego<strong>is</strong>mus 10,28% Ego<strong>is</strong>mus 0,93%<br />

Aufgeklärtes Selbstinteresse 78,50% ASI mit Tendenz zu Prestigedenken oder<br />

zur primär eigenen Vorteilssicherung<br />

9,35%<br />

Altru<strong>is</strong>mus 51,40% Aufgeklärtes Selbstinteresse 34,58%<br />

nicht zuzuordnen 3,74% ASI mit Tendenz zur eigeninteressenfreien<br />

Hilfele<strong>is</strong>tung<br />

34,58%<br />

Altru<strong>is</strong>mus 16,82%<br />

nicht zuzuordnen 3,74%<br />

Auffällig <strong>is</strong>t, d<strong>as</strong>s Blair <strong>und</strong> Cook, deren Namen am stärksten mit der ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Außenpolitik’<br />

verb<strong>und</strong>en sind, noch am häufigsten ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Argumente verwenden. Alle Redner bemühen<br />

sich, d<strong>as</strong> öffentliche Bild über die Funktion <strong>und</strong> Qualität von EWH zu revidieren. Sie<br />

beteuern die Abkehr von einer früheren EWP, die z.B. zur Förderung von Waffenverkäufen<br />

genutzt worden sei. 65 Gleichzeitig machen die Min<strong>is</strong>ter deutlich, d<strong>as</strong>s EWP deshalb aber noch<br />

keine Charity-Veranstaltung sei, sondern inhärenter Teil der Außenpolitik. 66 D<strong>as</strong> Gesamtergebn<strong>is</strong><br />

der Analysen der Reden spiegelt damit d<strong>as</strong> erste White Paper des DFID wider, d<strong>as</strong><br />

„a combination of morality and self-interest, the second stemming from <strong>global</strong> interdependence“<br />

zeigt. 67<br />

Eine gute, wirksame EWP enthält nach Darstellung der Min<strong>is</strong>ter folgende Komponenten: Sie<br />

müsse dafür sorgen, d<strong>as</strong>s Entwicklungsländer Marktzugangschancen erhalten <strong>und</strong> ihre Produkte<br />

ohne Handelsnachteile (z.B. EU-Agrarsubventionen) verkaufen könnten. 68 Die Durchsetzung<br />

von Good Governance soll die Korruption verringern <strong>und</strong> damit Stabilität <strong>und</strong> Investitionen<br />

fördern. So entstünde ein Klima, in dem Menschen ihre Rechte wahrnehmen <strong>und</strong><br />

sich persönlich <strong>und</strong> ökonom<strong>is</strong>ch entfalten könnten. 69<br />

Wirtschaftliche Entwicklung müsste<br />

jedoch nachhaltig sein <strong>und</strong> dürfte nicht die arme Bevölkerung benachteiligen. 70 Schuldenerl<strong>as</strong>s<br />

gäbe Ländern finanziellen Handlungsspielraum zurück. Dies mache jedoch nur Sinn, wo<br />

davon ausgegangen werden könne, d<strong>as</strong>s frei gewordene finanzielle Ress<strong>our</strong>cen der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> nicht nur den Eliten zugute kämen. 71 Zur Umgehung korrupter, bürokrat<strong>is</strong>cher Ap-<br />

65<br />

66<br />

67<br />

68<br />

69<br />

70<br />

71<br />

Short, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, a.a.O.<br />

Benn, Hilary: Where does Development fit in Foreign Policy?, Rede in New York, 16.04.2007. Ebenda: Ending<br />

Extreme Poverty, Rede im Centre for Strategic and International Studies, W<strong>as</strong>hington, USA 28.06.006.<br />

Burnell, Peter: Britain’s new government, new White Paper, new aid?, in: Third World Quarterly, Vol. 19, No. 4, 1998,<br />

S. 787-802, S. 795.<br />

Blair, Rede anlässlich des Lord Mayor’s Banquet, 2005, a.a.O. Benn, How Can We Get Trade Justice?, a.a.O.<br />

Beckett, Margaret: Rede anlässlich der Vorstellung des Annual Reports on Human Rights 2006, London, 12.10.2006.<br />

Cook, Robin: Human rights: making the difference, Rede anlässlich des AI Human Rights Festival, London, 16.10.1998.<br />

Beckett, Rede anlässlich der Vorstellung des GOF Annual Report, London, 14.11.2006.<br />

Short, Clare: Debt Relief for Poverty Reduction, Rede im Commonwealth Secretariat, London, 22.04.1999.<br />

15


parate könne EWH auch direkt an lokale Institutionen <strong>und</strong> NGOs ausgezahlt werden. 72 Gute<br />

EWP berücksichtige ferner die Menschenrechte. Regierungen, die sie m<strong>is</strong>sachteten, würden<br />

sanktioniert. EWP fördere in diesem Zusammenhang die Pressefreiheit <strong>und</strong> die polit<strong>is</strong>che<br />

Bildung. 73 Priorität der Entwicklungszusammenarbeit müsse aber auf der Sicherung einer<br />

medizin<strong>is</strong>chen Gr<strong>und</strong>versorgung, besonders im Kampf gegen HIV/AIDS <strong>und</strong> Malaria, sowie<br />

einer Gr<strong>und</strong>schulbildung für alle Kinder liegen. 74 Die Erhöhung der offiziellen Entwicklungshilfe<br />

(ODA) b<strong>is</strong> zum UN-Ziel von 0,7% des GNI solle dazu b<strong>is</strong> 2013 erreicht sein. 75<br />

Damit entspricht der in den Reden vorgestellte Anspruch and Außen- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik<br />

klar den im vorherigen Kapitel vorgestellten Präm<strong>is</strong>sen. Dunne <strong>und</strong> Wheeler bilanzieren,<br />

„[t]h<strong>is</strong> doctrine advocated by the Brit<strong>is</strong>h prime min<strong>is</strong>ter echoes a fo<strong>und</strong>ational claim of the<br />

Engl<strong>is</strong>h school, whose members have long maintained that states share interests and values“. 76<br />

Die Engl<strong>is</strong>che Schule erwe<strong>is</strong>t sich als tauglich zur Erf<strong>as</strong>sung eines neuen Verständn<strong>is</strong>ses von<br />

Moral <strong>und</strong> Interesse in der Außenpolitik im so genannten Zeitalter der Global<strong>is</strong>ierung. D<strong>as</strong><br />

Ergebn<strong>is</strong> der Redenanalyse <strong>is</strong>t der Ausdruck eines spezif<strong>is</strong>chen Verständn<strong>is</strong>ses von Moral,<br />

nationalem Interesse <strong>und</strong> Verantwortung. Doch erst die Fallstudien werden zeigen, ob dem<br />

vom Gipfel strahlenden Leitbild in den Niederungen der Prax<strong>is</strong> entsprochen werden konnte.<br />

4. Fallstudien zur brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik<br />

In diesem Abschnitt sollen die Ergebn<strong>is</strong>se der rhetor<strong>is</strong>chen Analyse mit der tatsächlichen entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />

Prax<strong>is</strong> verglichen werden. Dazu gibt die Arbeit zunächst einen kurzen<br />

Überblick über die Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik der Blair-Regierung von 1997 b<strong>is</strong> 2007.<br />

Danach wird in drei Fallstudien die brit<strong>is</strong>che EWP gegenüber Nigeria, Malawi <strong>und</strong> Kenia<br />

detaillierter untersucht. Hauptsächlich soll es bei der Analyse um EWH gehen. Wie erläutert,<br />

verlangt die Engl<strong>is</strong>che Schule jedoch für eine Fallentscheidung die Abwägung aller<br />

möglichen Faktoren, w<strong>as</strong> auch eine Berücksichtigung der EWP sowie diese frankierende<br />

Politikfelder (Sicherheit, Wirtschaft) erfordert. Dazu wurden die nachfolgenden aufgeführten<br />

qualitativen <strong>und</strong> quantitativen Methoden miteinander ergänzt: 77<br />

Qualitative <strong>und</strong> quantitative Methoden: Es wurden die strukturellen Merkmale der Empfängerländer<br />

(z.B. Einwohnerzahl, Handelsvolumen mit Großbritannien) quantitativ erf<strong>as</strong>st,<br />

um Auskunft darüber zu erhalten, w<strong>as</strong> diejenigen Länder auszeichnet, die am me<strong>is</strong>ten Hilfe<br />

erhalten. Ferner wurde die sektorale Allokation der gele<strong>is</strong>teten Hilfe ermittelt. Auch die<br />

polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> gesellschaftliche Entwicklung in den Ländern der Fallstudien (z.B. Korruption,<br />

72<br />

73<br />

74<br />

75<br />

76<br />

77<br />

Benn, Ending Extreme Poverty: the Challenge for <strong>our</strong> Generation, a.a.O.<br />

Cook, Human rights: making the difference, a.a.O.<br />

Blair, Tony: A year after Gleneagles, Rede am King’s College, London, 26.06.2006.<br />

Benn, Ending Extreme Poverty, a.a.O.<br />

Dunne / Wheeler, The Blair doctrine, a.a.O., S. 61.<br />

Kelle, Udo / Erzberger, Chr<strong>is</strong>tian: Qualitative <strong>und</strong> quantitative Methoden: kein Gegensatz, in: Flick, Uwe / Kardorff,<br />

Ernst von / Steinke, Ines (Hrsg.): Qualitative Forschung. Ein Handbuch. Reinbek 2004, S. 299-808, S. 304.<br />

16


Bürgerrechte) wurde mit Hilfe von Indizes ermittelt. Zur Illustration, dem besseren Verständn<strong>is</strong><br />

<strong>und</strong> zur Einordnung dieser Ergebn<strong>is</strong>se in polit<strong>is</strong>che Zusammenhänge <strong>und</strong> Interessenkonstellationen<br />

müssen diese quantitativen Methoden jedoch durch qualitative Analysen mit<br />

Hilfe von Sek<strong>und</strong>ärliteratur ergänzt werden.<br />

Querschnittsanalyse <strong>und</strong> Fallstudien: Die Fallstudien bef<strong>as</strong>sen sich mit der Allokation der<br />

EWH in drei verschiedenen Ländern <strong>und</strong> versuchen sie vor dem Hintergr<strong>und</strong> der Situation in<br />

dem Land zu analysieren. Zur Einordnung dieser Ergebn<strong>is</strong>se der ‚Mikroebene’ sollte jedoch<br />

auch die ‚Makroebene’ beleuchtet werden: D<strong>as</strong> heißt, der Beitrag wirft auch einen Blick auf<br />

die Vergabeprax<strong>is</strong> <strong>und</strong> entwicklungspolit<strong>is</strong>che Paradigmen für ganz Subsahara-Afrika. Außerdem<br />

beschäftigt sie sich mit sicherheits- <strong>und</strong> wirtschaftspolit<strong>is</strong>chen Aspekten brit<strong>is</strong>cher<br />

Afrikapolitik insgesamt.<br />

Eine erschöpfende Darstellung der auf diese We<strong>is</strong>e erhobenen Ergebn<strong>is</strong>se <strong>is</strong>t im Rahmen<br />

dieses Beitrags jedoch nicht möglich. 78 Gerade in Bezug auf die Fallstudien konzentriert er<br />

sich stattdessen auf Schlüsse, die aus der empir<strong>is</strong>chen Analyse gezogen werden können.<br />

4.1. Brit<strong>is</strong>che Afrika- <strong>und</strong> Entwicklungspolitik 1997 – 2007 im Überblick<br />

Hatte Afrika für d<strong>as</strong> DFID von Anfang an Priorität, so zeigte die Regierung insgesamt zunächst<br />

einige entwicklungs- <strong>und</strong> afrikapolit<strong>is</strong>che Anlaufschwierigkeiten. Zunehmend gelang<br />

es dem DFID jedoch, Blair für den Kontinent zu gewinnen. 79 Zudem hatte d<strong>as</strong> DFID mit<br />

Schatzkanzler Brown einen starken Fürsprecher. D<strong>as</strong> Budget des DFID stieg von £2,7 Mrd.<br />

1999 auf £4,5 Mrd. sechs Jahre später. 80 Bemerkbar machte sich die neue Schwerpunktsetzung<br />

allerdings erst 2005, als Blair d<strong>as</strong> „Jahr für Afrika“ ausrief, <strong>und</strong> d<strong>as</strong> Zusammenfallen<br />

von G8-Vorsitz <strong>und</strong> EU-Ratspräsidentschaft für internationale Initiativen nutze. Großbritannien<br />

unterstützte auch die New Partnership for Africa's Development (NEPAD), ein Instrument<br />

zur Forcierung von Reformen im Bereich Good Governance, Demokratie, Menschenrechte<br />

<strong>und</strong> Marktwirtschaft. Außerdem war bereits 2004 die Comm<strong>is</strong>sion for Africa eingesetzt<br />

worden, deren Report von Kritikern allerdings als „good summary of what we already know“<br />

bezeichnet wurde. 81<br />

4.1.1. Allokation der Entwicklungshilfe<br />

Der Anteil der ODA am GNI war nach dem Amtsantritt der Lab<strong>our</strong>-Regierung sogar auf ein<br />

h<strong>is</strong>tor<strong>is</strong>ches Tief von 0,24% gefallen. Seit 2000 stieg er zwar, erreichte mit 0,47% aber erst<br />

2005 wieder d<strong>as</strong> Niveau, d<strong>as</strong>s er Ende der 1970er Jahre hatte (vgl. Graphik 3). 2005 stieg<br />

Großbritannien damit hinter den USA <strong>und</strong> Japan in absoluten Zahlen zum drittgrößten Geber<br />

78<br />

79<br />

80<br />

81<br />

Vgl. hierzu: Wetzel, Mag<strong>is</strong>terarbeit, a.a.O.<br />

Gieg / Müller-Brandeck-Bocquet, a.a.O., S. 282-284.<br />

House of Lords, Hansard, UK Worldwide Interests, 08.12.2005, C. 747-795, C. 751.<br />

Abdul-Raheem, Tajudeen: Die M<strong>is</strong>sion des Propheten Blair, in: Zeitschrift Entwicklungspolitik, Nr. 9, 2005, S. 49-51.<br />

17


auf. Der Anteil für Afrika zeigt seit 1997 eine langsam steigende Tendenz, erlitt jedoch Einbrüche<br />

hauptsächlich durch den Transfer von Mitteln für Afghan<strong>is</strong>tan <strong>und</strong> Serbien-Montenegro<br />

im Jahr 2002. 82 Ein Langzeittrend zugunsten der armen Länder <strong>is</strong>t aber nicht auszumachen,<br />

zwar steigt der Anteil der am wenigsten entwickelten Länder (LDC), jedoch auf<br />

Kosten der übrigen gering entwickelten Länder (LIC) (vgl. Graphik 4). In Subsahara-Afrika<br />

zeigt sich immer noch eine klare Bevorzugung der ehemaligen Kolonien. 16 der 20 Staaten,<br />

die unter New Lab<strong>our</strong> am me<strong>is</strong>ten ODA pro Kopf erhielten, waren Commonwealthmitglieder<br />

– mehr als LDCs (vgl. Graphik 1, Tabelle 6).<br />

Dabei hatten die White Paper des DFID 1997 <strong>und</strong> 2000 Armutsbekämpfung ganz groß geschrieben.<br />

In der Debatte des House of Commons zur International Development Bill 2001<br />

erklärte Short: „The purpose of the Bill <strong>is</strong> to establ<strong>is</strong>h in leg<strong>is</strong>lation the reduction of poverty<br />

<strong>as</strong> the aim of United Kingdom development <strong>as</strong>s<strong>is</strong>tance and to ensure that it <strong>is</strong> spent for that<br />

re<strong>as</strong>on alone.“ 83 Als d<strong>as</strong> Gesetz 2002 schließlich als International Development Act in Kraft<br />

trat, war darin gesetzlich festgelegt, d<strong>as</strong>s ODA nur noch zur Bekämpfung von Armut <strong>und</strong><br />

Unterentwicklung verwendet werden darf. 84 Short erklärte:<br />

„When we say that poverty reduction <strong>is</strong> <strong>our</strong> main objective, it should be borne in mind that that means<br />

helping countries to create moderns and efficient states that will enable their economies to grow and<br />

ensure that good quality services can be provided to all their people. We are speaking <strong>about</strong> an<br />

effective state and well organ<strong>is</strong>ed and well regulated private sector that can grow, attract inward<br />

investment and thus reduce poverty.“ 85<br />

Der Fokus lag damit mehr auf der Bereitstellung von Expert<strong>is</strong>e statt von Gütern zur Befriedigung<br />

der Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>se, sowie auf der Unterstützung der Entwicklungsarbeit des Empfängers<br />

im Gegensatz zur Durchführung geberinitiierter Projekte. Dieses „ownership“-Prinzip<br />

sollte der Entwicklungszusammenarbeit durch Übertragung von Verantwortung auf die Empfängerregierung<br />

stärker partnerschaftliche Züge verleihen. Außerdem erhoffte sich d<strong>as</strong> DFID<br />

einen stärkeren Wirkungseffekt hinsichtlich der Le<strong>is</strong>tungsfähigkeit der Verwaltung <strong>und</strong> des<br />

Finanzmanagements. 86 Direkte finanzielle Unterstützung, wie budget support, dürfe es jedoch<br />

nicht geben, wo Gefahr drohe, d<strong>as</strong>s die Mittel durch Korruption verschwendet würden. 87<br />

Hinsichtlich der sektoralen Allokation sind neue Trends unter New Lab<strong>our</strong> eher schwer auszumachen.<br />

Die Verringerung der Hilfen für Produktion <strong>und</strong> Infr<strong>as</strong>truktur entspricht der allgemeinen<br />

Tendenz der DAC-Geber. Allerdings stiegen innerhalb des sozialen Sektors die Ausgaben<br />

für „Governance <strong>und</strong> Civil Society“ deutlich zu L<strong>as</strong>ten von Bildung <strong>und</strong> W<strong>as</strong>ser/<br />

Sanitär (vgl. Graphik 6). Auffällig <strong>is</strong>t auch, d<strong>as</strong>s etwa im Jahr 2002/03 r<strong>und</strong> 40% der Mittel<br />

für Subsahara-Afrika für „policy“ (z.B. Bildungs- oder Wirtschaftspolitik) zur Verfügung ge-<br />

82<br />

83<br />

84<br />

85<br />

86<br />

87<br />

OECD: Geographical D<strong>is</strong>tributions of Financial Flows to Aid Recipients 1999-2003. Par<strong>is</strong> 2005, S. 62f.<br />

Short, Clare in: House of Commons, Hansard: International Development Bill, 06.03.2001, Column 158-266, C. 158.<br />

Riddell, a.a.O., S. 61.<br />

Short, in: House of Commons, 06.03.2001, a.a.O., C. 162.<br />

Short, House of Commons, 06.03.2001, a.a.O., C. 158f-266, 159.<br />

Ebenda, C. 163, 195.<br />

18


stellt wurden. Dies spricht für den proklamierten Schwerpunkt von Politikformulierung <strong>und</strong><br />

Reformen. 88 Graphik 1: Allokation von ODA an afrikan<strong>is</strong>che Staaten südlich der Sahara nach<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

> 15 Mio. EW<br />

von Krieg betroffen<br />

97-05<br />

bestimmten Merkmalen 1997 - 2005<br />

Fragiler Staat<br />

relativ wichtiger<br />

Handelspartner<br />

Commonwealthmitglied<br />

LDC<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Anzahl der Länder mit angegebener Eigenschaft unter den 20 Ländern in Subsahara-Afrika, die von 1997-2005<br />

am me<strong>is</strong>ten ODA pro Kopf erhielten.<br />

Anzahl der Länder mit angegebener Eigenschaft in Subsahara-Afrika (von 48)<br />

Quellen, Definitionen <strong>und</strong> Erläuterungen siehe Anhang Tabelle 6. Eigene Darstellung.<br />

4.1.2. Sekurit<strong>is</strong>ierung <strong>und</strong> handelspolit<strong>is</strong>che Faktoren der Hilfe<br />

In der Folge der Terroranschläge des 11. September 2001 <strong>is</strong>t eine Sekurit<strong>is</strong>ierung der brit<strong>is</strong>chen<br />

Afrikapolitik zu beobachten. 89 Chr<strong>is</strong> Mullin, FCO Min<strong>is</strong>ter für Afrika, erklärte, es gäbe<br />

„so<strong>und</strong> practical re<strong>as</strong>ons why we cannot afford to ignore the state of Africa. The most immidiate<br />

of <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>is</strong> Terror<strong>is</strong>m“. 90 Tatsächlich hatte d<strong>as</strong> 2003 angelaufene Anti-Terror-Programm<br />

jedoch nur ein Volumen von £20 Millionen für drei Jahre <strong>und</strong> sollte Afrika, den Nahen Osten<br />

<strong>und</strong> d<strong>as</strong> übrige Asien abdecken. Doch Terror<strong>is</strong>mus <strong>is</strong>t letztlich auch nur die Spitze sämtlicher<br />

Bedrohungen, die von der Unterentwicklung des Südens ausgehen <strong>und</strong> zunehmend „complex<br />

emergencies of ‚international societies’“ präsentieren. 91 Dazu gehören eben auch die Ausbreitung<br />

der trans- <strong>und</strong> internationalen Schattenwirtschaft, die u.a. mit Waffen, Drogen, Müll <strong>und</strong><br />

Organen handelt, sowie diverse Formen von Migration. Schließlich sind damit vor allem jene<br />

dieser Probleme gemeint, die dank <strong>global</strong>er Mobilität <strong>und</strong> Interdependenz die Gesellschaften<br />

<strong>und</strong> Straßen westlicher Industrienationen erreichen. 92 Deshalb müsse die eigentliche Ursache<br />

all dessen bekämpft werden; Unterentwicklung, sowie Funktionsdefizite <strong>und</strong> d<strong>as</strong> Zerfallen<br />

von Staaten.<br />

Die vom DFID erklärte Strategie, fragile Staaten zu unterstützen lässt sich jedoch nicht eindeutig<br />

prakt<strong>is</strong>ch nachwe<strong>is</strong>en. Nach eigener Definition – „fragile states [...] cannot or will not<br />

88<br />

89<br />

90<br />

91<br />

92<br />

DFID: Stat<strong>is</strong>tics on International Development 2003. London 2004, S. 170.<br />

Abrahamsen, Rita: Blair's Africa, in: Alternatives, Vol. 30, Nr. 1, S. 55-80, S. 55f.<br />

Mullin, Chr<strong>is</strong>: Our role <strong>is</strong> to help Africa to help itself, Rede vor dem Council of Foreign Relations, New York,<br />

04.02.2004.<br />

Stokke, Olav: The Changing International and Conceptual Environments of Development Co-operation, in: Hoebink,<br />

Paul / Ebenda (Hrsg.): Perspective on European Development Co-operation. Policy and performance of individual<br />

donors countries and the EU. Oxon / New York 2005, S. 32-112, S. 72.<br />

Menzel, a.a.O., S. 23.<br />

19


deliver core functions to the majority of its people, including the poor“ – führt d<strong>as</strong> DFID<br />

allein in Afrika 26 fragile Staaten, 93 von denen jedoch nur sieben zu den Top 20 ODA Pro-<br />

Kopf-Empfängern gehören. Auch vom Krieg betroffene Staaten erhielten nicht bevorzugt<br />

EWH (vgl. Graphik 1, Tabelle 6).<br />

Offenbar hat d<strong>as</strong> DFID auch nicht vor, sich übermäßig für engere sicherheitspolit<strong>is</strong>che Ziele<br />

vereinnahmen zu l<strong>as</strong>sen. Ein policy paper stellt klar:<br />

„DFID cannot use UK development <strong>as</strong>s<strong>is</strong>tance to finance programmes whose primary objective <strong>is</strong><br />

tackling threats to UK or <strong>global</strong> security [...] there would have to be a prior and compelling poverty<br />

reduction c<strong>as</strong>e. But we and other development agencies can support programmes that enhance the<br />

human security of the poor in developing countries, and, in so doing, benefit everyone’s safety, whether<br />

rich or poor“. 94<br />

In diesem Punkt gibt es überdies Hinwe<strong>is</strong>e auf Konflikte mit dem FCO sowie dem Parlament:<br />

Eine Debatte der Lords über „UK Worldwide Interests“ im Dezember 2005 zeigt, d<strong>as</strong>s so<br />

mancher der Ansicht <strong>is</strong>t, mit dem Antritt von New Lab<strong>our</strong> seien die nationalen Interessen<br />

fatalerwe<strong>is</strong>e aus dem Blick geraten. Dies wird, etwa von Baroness Park of Monmouth, insbesondere<br />

der zunehmenden Aufwertung des DFID angel<strong>as</strong>tet:<br />

„DfID w<strong>as</strong> created and its Secretary of State thereafter made dec<strong>is</strong>ions, notably in Ethiopia, Uganda,<br />

the Congo and Zimbabwe with little or no perception of the political consequences. Giving aid w<strong>as</strong><br />

good; and that w<strong>as</strong> enough. […] My quarrel <strong>is</strong> with the d<strong>is</strong><strong>as</strong>trous effects of the new <strong>world</strong> order on <strong>our</strong><br />

knowledge of, and therefore influence in, the <strong>world</strong>. The FCO h<strong>as</strong> major responsibilities that are now<br />

threatened. It <strong>is</strong> responsible for the safety and well-being of Brit<strong>is</strong>h subjects abroad. Th<strong>is</strong> <strong>is</strong> becoming a<br />

more onerous t<strong>as</strong>k. DFID cannot get Brit<strong>is</strong>h subjects out of goal.” 95<br />

Sie krit<strong>is</strong>ierte weiterhin, besonders in Afrika werde Großbritannien zunehmend durch d<strong>as</strong><br />

DFID repräsentiert, dessen Personal die Kompetenz bzw. der Fokus für polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> Gefahrenanalysen<br />

im brit<strong>is</strong>chen Interesse fehle. Auch andere Lords krit<strong>is</strong>ierten im selben Rahmen,<br />

d<strong>as</strong>s die für Großbritannien wertvollere Arbeit des FCOs, aber auch des Brit<strong>is</strong>h Councils,<br />

offenbar entwertet werde.<br />

Auch wirtschaftspolit<strong>is</strong>ch hat sich die Trennung des DFID vom FCO bemerkbar gemacht.<br />

2000 wurden die Aid and Trade Prov<strong>is</strong>ion Schemes geschlossen, mit denen brit<strong>is</strong>che Wirtschaftstätigkeiten<br />

in Entwicklungsländern durch EWH gefördert wurde. Zwei Jahre später<br />

wurde auch die ‚geb<strong>und</strong>ene Hilfe’ gesetzlich abgeschafft. Für Hilfe an Afrika, d<strong>as</strong> handelspolit<strong>is</strong>ch<br />

für Großbritannien kaum relevant <strong>is</strong>t <strong>und</strong> sukzessive an Gewicht verloren hat (vgl.<br />

Graphik 5), waren diese Vehikel ohnehin nicht so interessant gewesen. Doch unabhängig<br />

davon bieten sich Möglichkeiten, ökonom<strong>is</strong>che Interessen in Afrika punktuell zu L<strong>as</strong>ten der<br />

Armutsbekämpfung zu verfolgen. Ein kontroverses Be<strong>is</strong>piel war der Verkauf eines £28<br />

Millionen teuren militär<strong>is</strong>chen Air-Control-Systems von Brit<strong>is</strong>h Airways im Jahre 2002, d<strong>as</strong><br />

weit über den zivilen Bedürfn<strong>is</strong>sen Tansani<strong>as</strong> lag <strong>und</strong> auch nach Ansicht der Weltbank unnötig<br />

<strong>und</strong> überteuert war. Short vermutete Korruption hinter dem Geschäft <strong>und</strong> wollte es ver-<br />

93<br />

94<br />

95<br />

DFID, Why we need to work more effectively in fragile states, a.a.O., S. 7, 27f.<br />

DFID: Fighting poverty to build a safer <strong>world</strong>, London, März 2005. Hervorhebung durch die Autorin.<br />

Baroness Park of Monmouth, in: House of Lords, 08.12.2005, a.a.O., C. 770f.<br />

20


hindern, scheiterte jedoch an Blair, der mahnte, es seien 100 brit<strong>is</strong>che Jobs an den Auftrag<br />

geb<strong>und</strong>en. 96 Abgesehen davon biete d<strong>as</strong> DFID auf dem Feld der EWP allerdings auch „almost<br />

unconditional support for liberal<strong>is</strong>ation of direct investment (FDI) […] [thereby revealing] a<br />

complete lack of recognition that FDI <strong>is</strong> not always beneficial to developing countries and<br />

that multinational companies have tendencies to engage in anti-competitive practices“. 97<br />

Ferner, schreibt Shivij, sei unter New Lab<strong>our</strong> der Anteil Afrik<strong>as</strong> an brit<strong>is</strong>chen Waffenexporten<br />

sogar von 1,6% auf 19% gestiegen. D<strong>as</strong> Volumen habe sich von £52 Millionen 1998 auf £200<br />

Millionen 2001 vervierfacht. 98 Eine Studie des Center for Global Development krit<strong>is</strong>ierte<br />

Großbritannien für „[h]igh arms exports to poor and <strong>und</strong>emocratic governments“. Von den 21<br />

untersuchten Gebern hatte Großbritannien in dieser Kategorie den zweitgrößten Anteil am<br />

GDP. 99 Großen Imageschaden nahm die ‚e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Außenpolitik’ auch bereits kurz nach Amtsübernahme<br />

der Lab<strong>our</strong>-Regierung durch den „Sandline-Skandal“: Mit Billigung des FCO<br />

hatte die Firma Sandline unter M<strong>is</strong>sachtung einer UN-Resolution vom Oktober 1997, die ein<br />

entsprechendes Embargo über Sierra Leone verhängte, Waffen an die Regierung geliefert.<br />

Die Bilanz fällt somit gem<strong>is</strong>cht aus. Auf Ebene der Politikformulierung tritt d<strong>as</strong> aufgeklärte<br />

Selbstinteresse mit einem Bewusstsein für Good Governance <strong>und</strong> polit<strong>is</strong>che Reformen als<br />

B<strong>as</strong><strong>is</strong> für nachhaltige Armutsbekämpfung, sowie für d<strong>as</strong> Sicherheitsr<strong>is</strong>iko, welches von fragilen<br />

Staaten ausgeht, deutlich hervor. In der Allokation der EWH lässt sich eine Schwerpunktverschiebung<br />

jedoch noch nicht klar ablesen. Ausschläge zeigen sich, erstens, im Sicherheitsbereich,<br />

wo d<strong>as</strong> DFID nur wenige Ress<strong>our</strong>cen von der Armutsbekämpfung zugunsten sicherheitsrelevanter<br />

Projekte abziehen will. Zweitens, sprechen in der Handelspolitik Waffenverkäufe<br />

<strong>und</strong> einzelne Verträge offenbar wenigstens in Einzelfällen für die Verfolgung ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>cher<br />

Motive, da etwa bei £28 Millionen <strong>und</strong> 100 Arbeitsplätzen (im Falle Tansani<strong>as</strong>) wohl<br />

noch kein vitales nationales Interesse angemeldet werden kann.<br />

4.2. Fallstudien: Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi<br />

Für die Fallstudie wurden zunächst die drei in der Inhaltsanalyse verwendeten e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen<br />

Kategorien für die prakt<strong>is</strong>che Überprüfung operational<strong>is</strong>iert. Dazu wurden Vergabekriterien<br />

<strong>und</strong> Eigenschaften von EWH <strong>und</strong> EWP festgelegt, die nach der Logik dieser Kategorien<br />

jeweils zu erwarten wären, um feststellen zu können, welche davon erfüllt wurden <strong>und</strong> ob die<br />

96<br />

97<br />

98<br />

99<br />

Short, Clare: An Hon<strong>our</strong>able Deception? New Lab<strong>our</strong>, Iraq, and the M<strong>is</strong>use of Power. London 2005, S. 119. Porteous,<br />

a.a.O., S. 287, 295.<br />

Morr<strong>is</strong>sey, Oliver: Brit<strong>is</strong>h Aid Policy Since 1997: Is DFID the Standard Bearer for Donors?, CREDIT Research Paper,<br />

Nr. 02/23, University of Nottingham 2002, S. 18.<br />

Shivji, Issa: Rhetorik des Mitgefühls, in: Zeitschrift Entwicklungspolitik, Nr. 9, 2005, S. 51<br />

Roodman, David/Akkus, Selvin: Commitment to Development Index 2007, United Kingdom, CGD Report, 2007, S. 3.<br />

Simbabwes Militär soll zudem mit Gerät beliefert worden sein, während die Armee sich am Krieg in der DR Kongo<br />

beteiligte. Auch die ebenfalls verwickelten Länder Angola, Bur<strong>und</strong>i <strong>und</strong> Uganda erhielten Militärtechnik, genauso wie<br />

d<strong>as</strong> kriegsgeplagte Eritrea. Vgl. Gieg / Müller-Brandeck-Bocquet, a.a.O., S. 265f.<br />

21


prakt<strong>is</strong>che EWP gegenüber Afrika als e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch interpretiert werden kann. Folgende Merkmale<br />

bzw. Indikatoren lagen der Analyse zugr<strong>und</strong>e:<br />

Tabelle 4: Kategorien (un-)e<strong>th<strong>is</strong></strong>chen Handelns – Vergabekriterien Fallstudien 100<br />

Ego<strong>is</strong>mus Aufgeklärtes Selbstinteresse Altru<strong>is</strong>mus<br />

1.Höhe der<br />

ODA<br />

2. Allokation<br />

nach<br />

Einkommen<br />

3. Länder, die<br />

pro Kopf am<br />

me<strong>is</strong>ten ODA<br />

erhalten<br />

4. Sektorale<br />

Verteilung<br />

5. Konditionierung<br />

6. Verknüpfung<br />

von EWP <strong>und</strong><br />

Sicherheitspolitik<br />

7. Verknüpfung<br />

von EWP <strong>und</strong><br />

Handelspolitik<br />

- niedrig, deutlich unter 0,7%<br />

des GNI<br />

- größter Anteil der ODA geht<br />

an LMICs <strong>und</strong> UMICs<br />

- Staaten mit dem größten<br />

bilateralen Handelsvolumen<br />

- Industrie<br />

- Infr<strong>as</strong>truktur<br />

- Rohstoffsektor<br />

- urbane Zentren<br />

- keine Konditionierung von<br />

Hilfe<br />

- nicht mit dem Ziel der<br />

Herstellung des öffentlichen<br />

Guts Sicherheit<br />

- ODA zur Sicherung von<br />

polit<strong>is</strong>chen Allianzen<br />

- starker Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen<br />

Haupthandelspartnern<br />

<strong>und</strong> Beziehern hoher ODA<br />

- kaum Interesse an Reformen,<br />

solange Investitionen brit<strong>is</strong>cher<br />

Firmen nicht behindert<br />

werden<br />

-Vernachlässigung der Interessen<br />

der Bevölkerung <strong>und</strong>/<br />

oder der internationalen<br />

Gemeinschaft bei der Entscheidung<br />

über Wirtschaftsaufträge<br />

(z.B. Waffenlieferungen<br />

an Regierungen, die<br />

Menschenrechte verletzen;<br />

Förderung nicht nachhaltiger<br />

Industrien <strong>und</strong> Produkte)<br />

- hoch, etwa 0,7% des GNI - hoch, 0,7% des GNI <strong>und</strong><br />

mehr<br />

- größter Anteil der ODA geht<br />

an LICs <strong>und</strong> LDCs<br />

- instabile Staaten<br />

- große Staaten, die für die<br />

Region bedeutend sind<br />

- Governance-Sektor (Verwaltungsreform,<br />

Demokrat<strong>is</strong>ierung,<br />

Zivilgesellschaft,<br />

Menschenrechte)<br />

- Makroökonom<strong>is</strong>che Reformen,<br />

Finanzmanagement<br />

- Bildung<br />

- Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

- Konditionierung der Hilfe;<br />

Vergabe abhängig von<br />

planmäßiger Verwendung,<br />

Einhaltung der Menschenrechte<br />

<strong>und</strong> Reformfortschritten<br />

- ODA zur Förderung<br />

sicherheitsrelevanter Projekte<br />

im Bereich Konfliktprävention<br />

- höchstens schwacher Zusammenhang<br />

zw<strong>is</strong>chen Haupthandelspartnern<br />

<strong>und</strong> Beziehern<br />

hoher ODA<br />

- Unterstützung marktwirtschaftlicher<br />

<strong>und</strong> liberaler Reformen,<br />

die auch ein gutes<br />

Investitionsklima für ausländ<strong>is</strong>che<br />

Firmen schaffen<br />

- Berücksichtigung der Interessen<br />

der Bevölkerung <strong>und</strong> der<br />

internationalen Gemeinschaft,<br />

wenn keine vitalen Eigeninteressen<br />

dagegen sprechen<br />

- größter Anteil der ODA<br />

geht an LICs <strong>und</strong> LDCs,<br />

insbesondere letztere<br />

- Staaten mit niedrigem HDI<br />

- Kat<strong>as</strong>trophenhilfe<br />

- ländliche Entwicklung<br />

- Sicherung von Gr<strong>und</strong>bedürfn<strong>is</strong>sen<br />

(Nahrung,<br />

Hygiene, medizin<strong>is</strong>che<br />

Versorgung)<br />

- keine Konditionierung, die<br />

dazu führt, d<strong>as</strong>s Menschen<br />

wegen der Sanktionierung<br />

ihrer Regierung weniger<br />

Hilfe erhalten<br />

- keine Verknüpfung von<br />

ODA <strong>und</strong> Sicherheitspolitik<br />

- kein Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen<br />

Haupthandelspartnern<br />

<strong>und</strong> Beziehern hoher ODA<br />

- keine Unterstützung von<br />

Reformen, die negative<br />

Folgen für die benachteiligte<br />

Bevölkerung haben<br />

- Berücksichtigung der<br />

Interessen der Bevölkerung<br />

<strong>und</strong> der internationalen<br />

Gemeinschaft<br />

Für die Fallstudien wurden mit Nigeria, Kenia <strong>und</strong> Malawi drei Länder untersucht, die als<br />

Commonwealth-Staaten mit Großbritannien eine umfangreiche Entwicklungszusammenarbeit<br />

100 Abkürzungen siehe Anhang.<br />

22


pflegen, sich jedoch hinsichtlich der sozialen, ökonom<strong>is</strong>chen <strong>und</strong> Sicherheitslage unterscheiden.<br />

Innerhalb der Fallauswahl repräsentieren Malawi <strong>und</strong> Nigeria die größten Gegensätze,<br />

während Kenia eher ‚zw<strong>is</strong>chen den Polen’ steht. Nigeria <strong>is</strong>t ein Schlüsselstaat für die Sicherheit<br />

der Region Westafrika: Einerseits negativ als krit<strong>is</strong>che, weil fragile Größe, andererseits<br />

positiv etwa durch Teilnahme an Peacekeeping-M<strong>is</strong>sionen. D<strong>as</strong> wirtschaftliche Interesse <strong>is</strong>t<br />

auf Gr<strong>und</strong> der Rohstoffe <strong>und</strong> der Größe des Marktes erheblich. M<strong>as</strong>sive soziale <strong>und</strong> Sicherheitsprobleme<br />

besonders im ölreichen Nigerdelta gefährden jedoch die Entwicklung.<br />

Tabelle 5: Vergleich sozialer <strong>und</strong> polit<strong>is</strong>cher Indikatoren in Malawi, Kenia <strong>und</strong> Nigeria<br />

Malawi Kenia Nigeria<br />

Einkommensgruppe 2003 101 LDC LIC LIC<br />

HDI Wert 2004 102 166 152 159<br />

Lebenserwartung 2004 39,8 47,5 43,4<br />

HIV-infiziert (15-49 Jahre) 2005 14,1% 6,1% 3,9%<br />

Bevölkerung mit ständigem Zugang zu sauberem W<strong>as</strong>ser 2004 73% 61% 48%<br />

Unterernährter Anteil der Bevölkerung 2001-2003 34% 31% 9%<br />

Alphabet<strong>is</strong>ierungsrate unter Erwachsenen (ab 15 Jahren) 2004 64,1% 73,6% k.A.<br />

Schulbesuch (Gr<strong>und</strong>-, Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Tertiärstufe kombiniert) 2004 64,3% 60,1% 55%<br />

GDP pro Kopf (PPP US$) 646 1.140 1.154<br />

Bevölkerung in Mio. 103 13,2 35,6 141,4<br />

DFID: „fragile state“ 104 nein ja ja<br />

Ausmaß der Korruption (CPI: 10 (highly clean) - 1 (highly corrupt) 105 3,35↓* 2,1 ↔* 1,5 ↔*<br />

Gewährung polit<strong>is</strong>cher Rechte (FHI: 1 - 2,5 (free); 3 - 5 (partly free);<br />

5,5 - 7 (not free) 106 3 ↓* 5,2 ↑* 4,8 ↑*<br />

*Situation hat sich von 1997 b<strong>is</strong> 2005 tendenziell verschlechtert (↓), verbessert (↑) bzw. zeigt keinen klaren Trend (↔)<br />

In Kenia sind die Faktoren Nigeri<strong>as</strong> sozusagen mit abgeschwächter Relevanz anzutreffen: Der<br />

Staat <strong>is</strong>t ebenfalls kein LDC, die Wirtschaft im afrikan<strong>is</strong>chen Vergleich stark. Für westliche<br />

Märkte <strong>is</strong>t Kenia aber nicht so interessant wie Nigeria. Auch Kenia <strong>is</strong>t in der Region Ostafrika<br />

eine entscheidende Größe, hat auf dem internationalen Parket jedoch weniger Gewicht als<br />

Nigeria. Sicherheitsprobleme resultieren u.a. aus der porösen Grenze zu Somalia. 107 Malawi<br />

wiederum <strong>is</strong>t einerseits extrem arm, wirtschaftlich sehr schwach, andererseits aber auch<br />

sicherheitspolit<strong>is</strong>ch stabil. Vom Land geht keine Gefährdung für die Region aus. Auf Gr<strong>und</strong><br />

seiner schwachen Ress<strong>our</strong>cen kann es über seine Grenzen hinaus jedoch auch kaum positive<br />

Relevanz entfalten. In Malawi haben die Menschen am me<strong>is</strong>ten mit Krankheiten <strong>und</strong> Unterer-<br />

101<br />

102<br />

103<br />

104<br />

105<br />

106<br />

107<br />

OECD: Geographical D<strong>is</strong>tribution of Financial Flows to Aid Recipients 1999 - 2003. a.a.O., S. 323.<br />

HDI sowie sieben folgende Indikatoren vgl.: United Nations Development Program (UNDP): Human Development<br />

Report (HDR) 2006. Beyond scarcity: Power, poverty and the <strong>global</strong> water cr<strong>is</strong><strong>is</strong>. New York 2006.<br />

UN Population Div<strong>is</strong>ion: World Population Prospects: The 2006 Rev<strong>is</strong>ion Population Datab<strong>as</strong>e.<br />

Fragile Staaten beziehen sich hier auf die vom DFID übernommene Definition der World Bank’s Country Policy and<br />

Institutional Assessments. Vgl.: DFID: Why we need to work more effectively in fragile states, a.a.O., S. 7, 27f.<br />

Nach dem Corruption Perception Index, Mittelwert 1997 b<strong>is</strong> 2005. Transparency International, Corruption Perception<br />

Index 1997 - 2006.<br />

Nach dem Freedom House Index, Mittelwert 1997 b<strong>is</strong> 2005. Freedomhouse, Comparative scores for all countries from<br />

1973 to 2006.<br />

Die Innenpolit<strong>is</strong>chen Unruhen nach den Wahlen Ende 2007 ausbrachen, waren zum Zeitpunkt der Untersuchung im<br />

Herbst noch nicht absehbar.<br />

23


nährung zu kämpfen. Bildungssystem <strong>und</strong> sanitäre Situation sind in Nigeria am schlechtesten,<br />

dafür <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> Problem der Unterernährung dort weniger gravierend. Kenia hat von den drei<br />

Ländern d<strong>as</strong> beste Bildungssystem <strong>und</strong> die höchste Lebenserwartung.<br />

Der Vergleich dieser Länder geht nun folgenden Fragen nach: Erstens, w<strong>as</strong> geschieht mit der<br />

durch d<strong>as</strong> DFID gele<strong>is</strong>teten EWH, in welchen Bereichen werden Programme lanciert? Zweitens,<br />

wie <strong>is</strong>t die spezif<strong>is</strong>che Situation im Land, welche Interessen könnten hier aus Sicht<br />

Großbritanniens <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft bestehen? Und drittens, welcher mögliche<br />

Zusammenhang besteht zw<strong>is</strong>chen den Antworten auf die ersten beiden Fragen?<br />

4.2.1. Malawi<br />

Malawi erhielt nach Sierra Leone in Subsahara-Afrika zw<strong>is</strong>chen 1997 <strong>und</strong> 2005 relativ am<br />

me<strong>is</strong>ten EWH (60,97$ pro Kopf). D<strong>as</strong> hohe Budget für ein Land, dessen Zustand Großbritanniens<br />

Interessen kaum tangiert, spricht zunächst prinzipiell für eine altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che EWH. Wirtschaftlich<br />

<strong>is</strong>t Malawi reizlos; d<strong>as</strong> agrar<strong>is</strong>ch geprägte Land hat weder Bodenschätze noch<br />

Meerzugang, die Einkommenssituation verschlimmert sich durch den ökonom<strong>is</strong>chen Niedergang<br />

Simbabwes, wo etwa zwei der knapp zwölf Mio. Malawier eine Arbeit gef<strong>und</strong>en hatten.<br />

108 Auch in sicherheitspolit<strong>is</strong>cher Hinsicht wäre eine weitere Verarmung in Kauf zu nehmen,<br />

da es im Land trotz der prekären sozialen Situation offenbar noch nicht zu Spannungen<br />

gekommen <strong>is</strong>t, aus denen eine (über-)regionale Gefahr erwachsen könnte. Andererseits <strong>is</strong>t die<br />

malaw<strong>is</strong>che Regierung auf Gr<strong>und</strong> ihres in den letzten Jahren eher errat<strong>is</strong>chen Politikstils <strong>und</strong><br />

der geringen Bedeutung des Landes auch kein gefragter Partner auf dem internationalen Parkett.<br />

Großbritannien trainiert aber malaw<strong>is</strong>che Truppen für Friedensm<strong>is</strong>sionen im Rahmen der<br />

Afrikan<strong>is</strong>chen Union. Die schwankende, doch stetige Erhöhung der ODA erscheint vor allem<br />

eine Reaktion auf den erhöhten Bedarf infolge des wirtschaftlichen <strong>und</strong> sozialen Abstiegs.<br />

Auf den ersten Blick folgt die Allokation der EWH dem Prinzip der Bedürftigkeit: D<strong>as</strong> mit<br />

Abstand größte Budget wurde – bitter benötigt – für den Ges<strong>und</strong>heitsbereich zur Verfügung<br />

gestellt (z.B. für die Ausbildung <strong>und</strong> Bezahlung von Ärzten <strong>und</strong> die Bekämpfung epidem<strong>is</strong>cher<br />

Krankheiten). Großbritannien le<strong>is</strong>tet auch Lebensmittelhilfe für d<strong>as</strong> chron<strong>is</strong>ch unterernährte<br />

Drittel der Bevölkerung. Ferner wird der Bildungsbereich gezielt unterstützt. Hier<br />

adressierte d<strong>as</strong> DFID Engpässe, die durch die Einführung kostenloser Gr<strong>und</strong>schulbildung<br />

1994 entstanden sind, wie den Mangel an Lehrern <strong>und</strong> Kl<strong>as</strong>senräumen. Einen geringen Anteil<br />

an der EWH hat der Governance-Sektor. 109 Die Situation der Bürgerrechte <strong>is</strong>t hier im Vergleich<br />

zu den anderen Staaten jedoch besser. Besondere Unterstützung erfährt innerhalb des<br />

Sektors bedarfsgerecht d<strong>as</strong> schwache Justizwesen. Auch ein Programm zur Verbesserung des<br />

108<br />

109<br />

DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2003 – 2006, London, April 2003, S. 11.<br />

Die Zahlen beziehen sich auf den Evaluationsreport. Vgl. Barnett, Chr<strong>is</strong> / Chivso, Munhamo / Kadzamira, Esme / van<br />

der Meer, Esther/Paalman, Maria/R<strong>is</strong>ner, Colin (DFID): Evaluation of DFID Country Programmes. Country study<br />

Malawi 2000 – 2005, DFID Evaluation Report EV661, London, April 2006, S. 27-33, 69-73.<br />

24


Finanzmanagements wurde lanciert. Allerdings wird die ländliche Entwicklung vernachlässigt,<br />

die essentiell wäre bei einem Staat, der von der Landwirtschaft lebt, aber überbevölkert<br />

<strong>und</strong> durch ungünstige Klimabedingungen behindert <strong>is</strong>t. D<strong>as</strong> gleiche betrifft den Gender-<br />

Bereich, der – wie die Landwirtschaft – offenbar als schwieriges Terrain gilt <strong>und</strong> daher „<strong>is</strong> not<br />

identified <strong>as</strong> a field of comparative advantages for DFID“. 110<br />

Zudem verw<strong>und</strong>ern die Haushaltszuschüsse <strong>und</strong> die Unterstützung der Reformpläne der<br />

Regierung angesichts des schlechten Managements. Unter Präsident Muluzi kam es ab 1994<br />

zu einem dr<strong>as</strong>t<strong>is</strong>chen Qualitätsverfall der öffentlichen Verwaltung. 111 Besonders die zweite<br />

Amtszeit war gekennzeichnet von „progressive decline in the quality of f<strong>is</strong>cal management,<br />

incre<strong>as</strong>ing corruption and generally declining standards of public management“. Eine DFIDinterne<br />

Evaluation stellte fest, „there <strong>is</strong> not much to show for the £72 million of support<br />

d<strong>is</strong>bursed during the 2000-2003 period“. 112 Gemäß der Kategor<strong>is</strong>ierung der Arbeit spricht der<br />

Verzicht auf Konditionierung aber für Altru<strong>is</strong>mus. Insgesamt <strong>is</strong>t die Allokation der EWH der<br />

altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Kategorie zuzuordnen. Der Begriff „good will“ erscheint teilwe<strong>is</strong>e jedoch<br />

p<strong>as</strong>sender, da offenbar die Implementierung des Programms zu wünschen übrig ließ. Der negative<br />

Eindruck, den der Country Ass<strong>is</strong>tance Plan (CAP) Malawi des DFID 113 im Vergleich<br />

zu denen Nigeri<strong>as</strong> <strong>und</strong> Keni<strong>as</strong> vermittelte, korrespondiert mit dem Urteil der Evaluierenden<br />

des DFID: Sie stellten fest, „it <strong>is</strong> not yet clear what DFIDM [DFID Malawi] will support and<br />

how“. 114<br />

4.2.2. Kenia<br />

Kenia scheint im sozialen <strong>und</strong> humanitären Bereich ein bedürfn<strong>is</strong>orientiertes Programm erhalten<br />

zu haben. Der größte Teil wird im Ges<strong>und</strong>heitsbereich investiert, nachdem sich die Situation<br />

dort in Folge des allgemeinen Niedergangs Keni<strong>as</strong> dr<strong>as</strong>t<strong>is</strong>ch verschlechtert hatte. Im Bildungsbereich<br />

werden Engpässe, die durch freie Gr<strong>und</strong>schulbildung entstanden sind, aufgefangen.<br />

Ein großer Teil der Projekte <strong>is</strong>t darauf angelegt, die Bedürfn<strong>is</strong>se der Bevölkerung unmittelbar<br />

materiell zu befriedigen (z.B. durch Insektennetze, Kat<strong>as</strong>trophenhilfe). Lediglich die<br />

Entwicklung ländlicher Räume wird gemessen am Bedarf zunehmend vernachlässigt, <strong>und</strong> nur<br />

„arms lengths engagement in water and sanitation h<strong>as</strong> left concerns <strong>about</strong> the poverty orientation“<br />

auch in diesem Sektor. 115<br />

Die Allokation des CAP Kenia deutete dabei zunächst eher auf eine Politik des aufgeklärten<br />

Selbstinteresses hin. Allerdings hat sich die Verteilung der EWH von der Prioritätensetzung,<br />

110<br />

111<br />

112<br />

113<br />

114<br />

115<br />

Ebenda, S. 13.<br />

Booth, David / Cammack, Diana / Harrigan, Jane / Kanyongolo, Edge / Mataure, Mike / Ngwira, Naomi: Drivers of<br />

Change in Malawi, Overse<strong>as</strong> Development Insitute, Working Paper 261, London, Januar 2006, S. viii, x.<br />

Barnett et al., a.a.O., S. 3, ix.<br />

DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan Malawi 2003 – 2006, London, April 2003.<br />

Barnett, a.a.O., S. x.<br />

Poate, D. / Clarke J. / Gachocho, M. et al.: Evaluation of DFID Country Programmes. Country Study Kenya: Final<br />

Report, DFID Evaluation Report EV 674, London, Februar 2007, S. xiv, 15.<br />

25


wie sie der CAP nahe legt, über die geplanten Programmallokationen b<strong>is</strong> hin zu tatsächlich<br />

finanzierten Programmen zur definierten Kategorie „Altru<strong>is</strong>mus“ verschoben: Denn verkleinert<br />

wurden (neben ländlicher Entwicklung) die Anteile für Public Admin<strong>is</strong>tration <strong>und</strong> Bildung<br />

zugunsten von Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Nothilfe. Trotz der Enttäuschung über Versagen bei der<br />

Korruptionsbekämpfung – „[c]orruption h<strong>as</strong> become a way of life dominating Kenyan<br />

society“ 116 – lehnte Entwicklungsmin<strong>is</strong>ter Benn eine Kürzung der Hilfe mit Verwe<strong>is</strong> auf die<br />

Bedürftigkeit Keni<strong>as</strong> ab. 117<br />

Wirtschaftliche <strong>und</strong> sicherheitspolit<strong>is</strong>che Interessen Großbritanniens spiegeln sich in der Allokation<br />

nicht wider. Großbritannien <strong>is</strong>t zwar der größte Investor in Kenia <strong>und</strong> eines der wichtigsten<br />

Exportländer für kenian<strong>is</strong>che Produkte, 118 doch gezielte Wirtschaftsförderung durch<br />

d<strong>as</strong> DFID <strong>is</strong>t nicht auszumachen. Nur in der Kritik des CAP an hohen Kosten für geschäftliche<br />

<strong>und</strong> ökonom<strong>is</strong>che Aktivitäten <strong>und</strong> entsprechenden Programmen könnte man ein Indiz erkennen.<br />

Die in den letzten Jahren verbesserte Situation der Freiheitsrechte <strong>und</strong> Keni<strong>as</strong> gute<br />

internationale Kooperation könnte außerdem eine Konzentration auf humanitäre Aufgaben erlauben<br />

– die dramat<strong>is</strong>chen Unruhen nach den Wahlen im Dezember 2007 waren so nicht<br />

absehbar gewesen <strong>und</strong> können daher nicht mit in die Analyse einbezogen werden.<br />

Eine EWH, die stärker den Merkmalen des aufgeklärten Selbstinteresses entspricht, hätte<br />

allerdings trotzdem erwartet werden können, da Kenia für Großbritannien – als vergleichswe<strong>is</strong>e<br />

verlässlicher Partner in einer Unruheregion umgeben von Ländern wie dem Sudan <strong>und</strong><br />

Somalia – als polit<strong>is</strong>ch wichtig einstuft wird. 119 Kenia engagiert sich in der NEPAD <strong>und</strong> <strong>is</strong>t<br />

UN-Standort. Im Rahmen von Programmen des Africa Conflict Prevention Pool – ein<br />

Gemeinschaftsprojektes des FCO, DFID <strong>und</strong> Min<strong>is</strong>try of Defence (MOD) – <strong>is</strong>t die brit<strong>is</strong>che<br />

Armee vor Ort, um Peace Support Maßnahmen zu unterstützen. 120 In der Region breiten sich<br />

aber auch kriminelle <strong>und</strong> <strong>is</strong>lam<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Gruppen aus, die in den Flüchtlingscamps im Norden<br />

Keni<strong>as</strong> einen Nährboden finden. 121 Der Weg durch Kenia sei „now one of the major routes to<br />

the very lucrative drug markets of Europe“ für Heroin <strong>und</strong> Kokain, erklärte FCO Staatsmin<strong>is</strong>ter<br />

Howells. Auch im Kampf gegen den Terror<strong>is</strong>mus sei d<strong>as</strong> Land mit seiner Grenze zu<br />

Somalia daher die offene Flanke in Ostafrika. 122 Selbst wenn ökonom<strong>is</strong>che Eigeninteressen<br />

116<br />

117<br />

118<br />

119<br />

120<br />

121<br />

122<br />

Swed<strong>is</strong>h International Development Cooperation Agency: A Strategic Conflict Analys<strong>is</strong> for the Great Lake Region,<br />

Stockhom, März 2004.<br />

House of Commons, Hansard, Kenya, 06.06.2006, C. 552Wf. Benn, Hilary, in: House of Commons, Hansard, Drought<br />

(E<strong>as</strong>t Africa), 29.03.2006, C. 836f, C. 836.<br />

Link2Export in Zusammenarbeit mit Brit<strong>is</strong>h Chamber of Commerce, Export Profile Kenya.<br />

Morr<strong>is</strong>sey, a.a.O., S. 9.<br />

MOD: Deployments, The Brit<strong>is</strong>h Army in Africa. DFID/MOD/FCO: The The Africa Conflict Prevention Pool. An<br />

Information Document, London, September 2004, S. 15.<br />

Foreign Policy / F<strong>und</strong> for Peace: Failed States Index 2007, in: Foreign Policy, Nr. 4, S. 45-63, S. 62. Otenyo, Eric E.:<br />

New Terror<strong>is</strong>m. Toward an explanation of c<strong>as</strong>es in Kenya, in: African Security Review, Vol. 13, Nr. 3, 2000, S. 75-84,<br />

S. 78. Die Anzahl der Flüchtlinge erreichte im November 2006 f<strong>as</strong>t 200.000 (vgl. Benn, Hilary, in: House of Commons,<br />

Hansard, Refugees (Africa), 27.11.2006, C. 261W).<br />

People's Daily Online/Xinhua: UK min<strong>is</strong>ter expresses concern over drug trafficking, terror<strong>is</strong>m in Kenya, 12.11.2006.<br />

26


als weniger relevant ansehen würde, 123 so hätte Kenia aufgr<strong>und</strong> der regionalen Sicherheitskonstellation<br />

besondere Aufmerksamkeit erhalten müssen. Schließlich <strong>is</strong>t es gemäß der Logik<br />

von Blairs „doctrine of the international <strong>comm</strong>unity“ relevant <strong>und</strong> wird auch vom DFID als<br />

fragiler Staat eingestuft. D<strong>as</strong> Programm <strong>is</strong>t zwar umfangreich, explizite sicherheitspolit<strong>is</strong>che<br />

Komponenten enthält es allerdings nicht. Es bestätigt sich damit die Ankündigung des DFID,<br />

seine Programme nicht zur Bekämpfung von Sicherheitsr<strong>is</strong>iken, auch nicht im Interesse Großbritannien,<br />

verwenden zu wollen.<br />

4.2.3. Nigeria<br />

In der Reaktion eines Abgeordneten auf die kat<strong>as</strong>trophale Lage im Nigerdelta zeigen sich die<br />

gem<strong>is</strong>chten Motive, mit denen Großbritannien Nigeria unterstützt: „The current instability in<br />

the Niger delta must concern us all in the UK, <strong>as</strong> a humanitarian concern for the people of<br />

Nigeria, <strong>as</strong> a concern for the development of their country and <strong>as</strong> a concern for the security of<br />

<strong>world</strong> energy supplies“. Großbritannien importiert zwar (noch) nicht viele Rohstoffe aus Nigeria,<br />

doch wichtige Firmen im Energiesektor sind brit<strong>is</strong>ch: D<strong>as</strong> Nigerdelta <strong>is</strong>t „the jewel in<br />

Shell’s upstream crown“. Die Firma produziert 1,3 Millionen Barrell täglich. Damit sei sie<br />

„specifically vital to Brit<strong>is</strong>h <strong>comm</strong>ercial interests“. 124 Shell steht aber wegen m<strong>as</strong>siven Umweltschäden<br />

<strong>und</strong> Korruption in der Kritik. Parlamentarier mahnen, Shells Verhalten sei „anything<br />

but responsibly“ 125 <strong>und</strong> fordern die brit<strong>is</strong>che Regierung auf, endlich Druck auf die Firma<br />

auszuüben <strong>und</strong> zu verhindern, d<strong>as</strong>s Geld aus Ölgeschäften durch brit<strong>is</strong>che Banken gew<strong>as</strong>chen<br />

wird. 126 Einige Quellen legen zudem einen Zusammenhang zw<strong>is</strong>chen dem m<strong>as</strong>siven Schuldenerl<strong>as</strong>s<br />

für Nigeria <strong>und</strong> dessen Attraktivität als Wirtschaftsraum nahe. 127<br />

Zu Wirtschaftsinteressen kommt die Tatsache, d<strong>as</strong>s Nigeria der Schlüssel für die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Sicherheit der Region <strong>und</strong> darüber hinaus <strong>is</strong>t. 128 Die Regierung bemüht sich, ihr Image<br />

durch kooperatives Verhalten auf internationalem Parket aufzupolieren; etwa durch Engagement<br />

in der NEPAD oder die Tatsache, d<strong>as</strong>s Nigeria zu den zehn Staaten weltweit gehört, die<br />

die größten Truppenkontingente für UN-M<strong>is</strong>sionen stellen. Nigeria <strong>is</strong>t jedoch auch kein<br />

unproblemat<strong>is</strong>cher Partner <strong>und</strong> auf manchem Gebiet auch eher Teil des Problems als der<br />

Lösung. Nachbarländer sehen die Rolle des Landes eher durch Dominanz, Arroganz <strong>und</strong> Unwillen<br />

zur regionalen Integration gekennzeichnet. Gut integriert <strong>is</strong>t jedoch d<strong>as</strong> Schmugglerwesen.<br />

Nigeria <strong>is</strong>t „d<strong>as</strong> Zentrum einer stark integrierten kriminellen Ökonomie – eines trans-<br />

123<br />

124<br />

125<br />

126<br />

127<br />

128<br />

Während Großbritannien für Keni<strong>as</strong> Wirtschaft damit ein sehr wichtiger Partner <strong>is</strong>t, l<strong>as</strong>sen sich auf der anderen Seite<br />

kaum brit<strong>is</strong>che Stellungnahmen finden, die eine besondere Relevanz der Handelsbeziehungen für Großbritannien<br />

bestätigen. D<strong>as</strong> Handelsvolumen, zumindest der Importe, steigt zwar kontinuierlich an, jedoch liefert Kenia keine Güter<br />

nach Großbritannien, die unverzichtbar oder schwer ersetzbar sind, wie etwa energieerzeugende Rohstoffe.<br />

Tynan, House of Commons, Hansard: Nigeria, 06.07.2004, Column 238WH-246WH, C.238WH, 243WH (drei Zitate).<br />

Caton, Martin, in: House of Commons, 06.06.2006, a.a.O., C. 189.<br />

Tynan, House of Commons, 06.07.2004, a.a.O., C. 240WHf.<br />

Vgl.: London Chamber of Commerce: Ankündigung „Trade m<strong>is</strong>sion to Nigeria“. Link2Export, Country Profile Nigeria.<br />

DFID: Nigeria: Country Strategy Paper 2000-2003, London September 2000, S. 2.<br />

27


staatlichen Netzwerkes –, dessen Schwerpunkt die illegale Ausfuhr von Erdöl <strong>und</strong> Treibstoff,<br />

die Geldwäsche sowie der Handel mit Drogen <strong>und</strong> Waffen bilden“. 129 Besonders die Unruhen<br />

im Nigerdelta im Süden bedrohen zudem die Ölförderung <strong>und</strong> außerdem die Sicherheit etwa<br />

1.000 dort lebender Briten. 130 In den vergangenen zehn Jahren kamen in Nigeria etwa 55.000<br />

Menschen durch innere Konflikte ums Leben. 131<br />

Die Lab<strong>our</strong>-Regierung hielt sich jedoch insgesamt mit Kritik oder gar Sanktionen zurück. In<br />

dieser Hinsicht „the new Lab<strong>our</strong> government maintained much the same policy towards Nigeria<br />

[…] <strong>as</strong> that of Major's Conservative government“. 132 Vielmehr betreibt sie offenbar eine<br />

Politik der ‚wohlwollenden Einbindung’, die u.a. Nigeri<strong>as</strong> Präsidenten Ob<strong>as</strong>anjo zum ständigen<br />

G<strong>as</strong>t auf den G8-Gipfeln der letzten Jahre gemacht hat. 133 So hofft Großbritannien<br />

offenbar, der nigerian<strong>is</strong>chen Regierung d<strong>as</strong> Gefühl zu geben, akzeptierter Partner zu sein, um<br />

sie ihrerseits zur Kooperation <strong>und</strong> zur Umsetzung gewünschter Politikziele zu bewegen. Denn<br />

gemäß den Ankündigungen des ersten Country Strategie Papers hätte die Bilanz der Förderperiode<br />

in Bezug auf Korruption <strong>und</strong> Reformvorhaben zu einer Kürzung der Mittel führen<br />

müssen – doch d<strong>as</strong> Gegenteil geschah. Überdies kam d<strong>as</strong> DFID offenbar zu der Einsicht, d<strong>as</strong>s<br />

polit<strong>is</strong>che <strong>und</strong> wirtschaftliche Veränderungen nicht so schnell zu erreichen seien. Denn statt<br />

sich nur auf die Unterstützung der Reformagenda zu konzentrieren, investierte d<strong>as</strong> DFID<br />

offenbar entgegen ursprünglicher Pläne doch stärker explizit in die prekären Bereiche Bildung,<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Sanitär. Denn während von 1998 b<strong>is</strong> 2004 d<strong>as</strong> durchschnittliche pro-<br />

Kopf-Einkommen um 45% von US$ 795 auf US$ 1.154 stieg, sank gleichzeitig die Lebenserwartung<br />

von 50,1 auf 43,4 Jahre. 134<br />

In diesem Zusammenhang <strong>is</strong>t ein Blick auf den regionalen Schwerpunkt der DFID-Programme<br />

interessant. Denn während die bedürftigeren Staaten im Norden liegen, konzentriert sich<br />

d<strong>as</strong> brit<strong>is</strong>che ökonom<strong>is</strong>che Interesse auf d<strong>as</strong> Delta im Süden. Der Coutry Ass<strong>is</strong>tance Plan erklärte,<br />

der Schwerpunkt der Arbeit werde, entsprechend der Bedürftigkeit, auf den nördlichen<br />

Staaten liegen, ohne einzelne zu nennen. Gleichzeitig wolle d<strong>as</strong> DFID sich aber besonders an<br />

Staaten halten, die schlüssige Entwicklungsstrategien entworfen hätten, auch wenn d<strong>as</strong> bedeutet,<br />

d<strong>as</strong>s mit einigen armen Staaten keine Kooperation stattfinden würde. Allerdings solle<br />

in solchen Fällen die betroffene Bevölkerung trotzdem direkte Unterstützung erhalten, alternativ<br />

in Zusammenarbeit mit Lokalregierungen, privaten Gruppen <strong>und</strong> NGOs. 135 Unabhängig<br />

davon werden die Konflikte im Nigerdelta trotzdem durch entsprechende Programme adres-<br />

129<br />

130<br />

131<br />

132<br />

133<br />

134<br />

135<br />

Engel, Ulf: Westafrikan<strong>is</strong>cher Hegemon oder Scheinriese? Nigeria in der internationalen Politik, German Institute of<br />

Global and Area Studies, GIGA Focus, Nr. 7, 2007, S. 1, 3, 5.<br />

Die Mitarbeiter der Ölfirmen sind gewaltsamen Übergriffen <strong>und</strong> der Gefahr von Entführungen ausgesetzt. Vgl. FCO:<br />

Travel Adv<strong>is</strong>e Nigeria, 02.10.2007.<br />

Marshall, Monty G.: Conflict Trends in Africa, 1946 - 2000. Report prepared for the Africa Conflict Prevention Pool<br />

(ACPP), Government of the United Kingdom. DFID / FCO / MOD, September 2006, S. 18.<br />

Porteous, a.a.O., S. 285.<br />

Engel, a.a.O., S. 5.<br />

UNDP: HDR 2000. New York 2000, S. 160. UNDP, HDR 2006, a.a.O., S. 285.<br />

DFID: Nigeria: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2004 - 2008, London, 2004, S. 16, 13.<br />

28


siert. Nigeria <strong>is</strong>t auch Schwerpunktland des Africa Conflict Prevention Pools. 136 Dies hieße,<br />

d<strong>as</strong>s d<strong>as</strong> DFID prinzipiell den Ansatz der Unterstützung offizieller Reformen bevorzugt,<br />

jedoch bei Bedürftigkeit prinzipiell dort zur unkonditionierten Hilfe bereit <strong>is</strong>t, wo sie am<br />

dringendsten gebraucht wird. Die Programmübersicht zeigt tatsächlich eine Häufung von<br />

Programmen im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungsbereich in den nördlichen Staaten, während ökonom<strong>is</strong>che<br />

<strong>und</strong> admin<strong>is</strong>trative Reformprogramme auch im Süden stark vertreten sind. Für zahlreiche<br />

besonders unterentwickelte Staaten sind jedoch tatsächlich keine Programme im<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbereich aufgeführt. 137<br />

Insgesamt ergibt sich so ein gem<strong>is</strong>chtes Bild. Riddell verwe<strong>is</strong>t zu Recht auf d<strong>as</strong> Problem, Gebermotivationen<br />

in derart komplexen Fällen einzuschätzen, wo „d<strong>is</strong>tinction between developmental<br />

and non-developmental purpose for aid are repeatetly blurred“. 138 Wie es d<strong>as</strong> aufgeklärte<br />

Selbstinteresse zulässt, werden hier offenbar Abstriche bei anderen Werten hingenommen.<br />

Denn Menschenrechtsverletzungen <strong>und</strong> Probleme im Entwicklungsprozess werden zwar<br />

in Großbritannien aufmerksam beobachtet, doch die Reaktionen der brit<strong>is</strong>chen Regierung<br />

deuten nicht an, d<strong>as</strong>s Nigeria deshalb mit Sanktionen zu rechnen hat. London verhält sich<br />

gegenüber der Regierung in Abuja wohlwollend. Die Art der EWH <strong>is</strong>t auf der anderen Seite<br />

durchaus darauf ausgerichtet, Entwicklungsfortschritte im sozialen Sektor herbeizuführen<br />

sowie d<strong>as</strong> Verwaltungs-, Regierungs-, Polizei- <strong>und</strong> Justizsystem zu Gunsten größerer Bürgernähe<br />

<strong>und</strong> Rechtsstaatlichkeit zu reformieren. Die Investitionen im Bildungs- <strong>und</strong> im sozialen<br />

Bereich müssten angesichts des Bedarfs jedoch mehr finanzielles Volumen haben. Die ländliche<br />

Entwicklung wird offenbar völlig vernachlässigt.<br />

Die Beweggründe für die EWP selbst fallen somit beide klar in die Kategorie des aufgeklärten<br />

Selbstinteresses. Da d<strong>as</strong> Interesse Großbritanniens <strong>und</strong> der internationalen Gemeinschaft an<br />

Nigeria angesichts der Größe <strong>und</strong> der Probleme des Landes plausibel als vital eingeschätzt<br />

werden kann, <strong>is</strong>t d<strong>as</strong> brit<strong>is</strong>che Verhalten somit als e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch einzustufen. Dabei bleibt jedoch ein<br />

etw<strong>as</strong> bitterer Beigeschmack hinsichtlich der Frage, wie viel Einfluss die brit<strong>is</strong>che Regierung<br />

etwa auf Shell <strong>und</strong> die Unterbindung krimineller Aktivitäten im Zusammenhang mit dem<br />

Rohstoffsektor hätte nehmen können. Denn d<strong>as</strong> wäre doch eigentlich auch in ihrem Interesse.<br />

4.2.4. Zw<strong>is</strong>chenfazit<br />

Die Fallstudien l<strong>as</strong>sen den Schluss zu, d<strong>as</strong>s Großbritannien dort, wo eigen- <strong>und</strong> internationale<br />

Interessen bestehen, auch eine Entwicklungspolitik des aufgeklärten Selbstinteresses betreibt.<br />

Im Fall Keni<strong>as</strong> schlägt sich d<strong>as</strong> jedoch nicht so deutlich nieder wie erwartet. D<strong>as</strong> Profil der<br />

Programme <strong>is</strong>t somit eher altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch. Im Einzelnen zeigte der Vergleich vier Hauptbef<strong>und</strong>e:<br />

136<br />

137<br />

138<br />

Africa Conflict Prevention Pool: The UK Sub-Saharan Strategy for Conflict Prevention, FCO, ohne Datum, S. 13f.<br />

DFID Nigeria, Current Programmes, a.a.O. DFID, CAP Nigeria, a.a.O., S. 8.<br />

Riddell, a.a.O., S. 102.<br />

29


1. In der Struktur der DFID-Programme zeigt sich insgesamt eine bedürfn<strong>is</strong>orientierte<br />

EWP im Interesse der notleidenden Bevölkerung. Am stärksten wurde in Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Bildung investiert; anteilig letztlich mehr als zuvor in den CAPs angekündigt.<br />

Auffällig war aber, d<strong>as</strong>s Nigeria trotz schlechtester Bildungsindikatoren im Vergleich<br />

am wenigsten Hilfe auf diesem Sektor erhielt (Graphik 2).<br />

2. Der Anteil der EWH im Governance-Sektor zeigt sowohl vitale (hoher Anteil, Nigeria),<br />

als auch fehlende internationale <strong>und</strong> Eigeninteressen (niedriger Anteil, Malawi).<br />

3. D<strong>as</strong> DFID adressiert in seinen Programmen nicht explizit sicherheitspolit<strong>is</strong>che <strong>und</strong><br />

ökonom<strong>is</strong>che Interessen Großbritanniens bzw. der internationalen Gemeinschaft.<br />

100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

4. Nehmer, die die Erwartungen des DFID hinsichtlich des Finanzmanagements nicht erfüllten,<br />

wurden entgegen anders lautender Ankündigungen nicht sanktioniert. Dies betrifft<br />

im Prinzip alle drei Länder; nirgends konnten in der Korruptionsbekämpfung<br />

Fortschritte erzielt werden. Am deutlichsten zeigt sich die Verschwendung von EWH<br />

aber in Malawi, wo unter schlechten Vorzeichen Haushaltszuschüsse gewährt wurden<br />

– <strong>und</strong> offenbar tatsächlich weitgehend versickerten.<br />

Graphik 2: Allokationen von DFID-Mitteln im Ländervergleich<br />

16,17%<br />

12,36% 14,20%<br />

25,00%<br />

45,04%<br />

10,68%<br />

0,14%<br />

5,63%<br />

11,38%<br />

24,87%<br />

0,74%<br />

22,89%<br />

30<br />

0,56%<br />

22,52%<br />

14,90%<br />

8,57%<br />

3,47%<br />

32,54%<br />

Nothilfe<br />

Konfliktprävention<br />

ländliche Entwicklung<br />

Governance<br />

Wirtschaft<br />

Bildung<br />

W<strong>as</strong>ser & Sanitär<br />

10%<br />

18,44%<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

9,47%<br />

0% 1,44%<br />

HIV/AIDS<br />

Malawi Kenia Nigeria<br />

Daten: Malawi: Barnett et al., a.a.O., S. 27-33. Kenia: Poate et al., a.a.O., Annex E. Nigeria: DFID Nigeria:<br />

Current Programmes, Stand April 2007. Da nicht in allen Ländern mit gleichen Kategorien gearbeitet wird,<br />

gibt der Vergleich eher einen groben Trend wieder, da z.B. die Berechung <strong>und</strong> Buchung der humanitären<br />

Hilfe für Malawi nicht geklärt werden konnte. Eigene Darstellung.<br />

Die Gesamtbilanz der brit<strong>is</strong>chen Entwicklungspolitik gegenüber Subsahara-Afrika soll nun in<br />

einem abschließenden Abschnitt aber noch einmal genauer beleuchtet werden.<br />

5. Schlussbetrachtung<br />

Die Lab<strong>our</strong>-Regierung hat ohne Zweifel hinsichtlich des agenda setting aber auch des<br />

Umfangs der EWH mehr für Subsahara-Afrika getan, als ihre Vorgänger. B<strong>is</strong> 1999 unterhielt<br />

d<strong>as</strong> DFID kein Landesbüro in Afrika, inzw<strong>is</strong>chen <strong>is</strong>t es in 16 Staaten präsent. Auch sei die


Behörde inzw<strong>is</strong>chen mehr mit der Frage bef<strong>as</strong>st, wie tatsächliche Entwicklungsfortschritte<br />

möglich seien, <strong>und</strong> weniger um die Sicherung brit<strong>is</strong>che Eigeninteressen besorgt. 139 Wie es die<br />

Engl<strong>is</strong>che Schule nahe legt, <strong>is</strong>t die Entwicklungspolitik von der brit<strong>is</strong>chen Regierung auch<br />

tatsächlich in einen erweiterten sicherheitspolit<strong>is</strong>chen Zusammenhang eingeordnet worden. 140<br />

Diese e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Ausrichtung erhält durch die Politik des DFID sogar eine altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che<br />

Tendenz. Auf der anderen Seite scheint Großbritannien d<strong>as</strong> aufgeklärte Interesse durch eine<br />

teilwe<strong>is</strong>e ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Rüstungs- <strong>und</strong> Handelspolitik zu unterminieren. Diese Differenz zw<strong>is</strong>chen<br />

dem DFID einerseits <strong>und</strong> dem FCO sowie dem Premier andererseits war bereits in der<br />

Rhetorik erkennbar.<br />

In der Vergabeprax<strong>is</strong> war die Bedürftigkeit ein klarer Faktor. Der mit Abstand größte Teil der<br />

ODA ging an Le<strong>as</strong>t Developed Countries <strong>und</strong> Low Income Countries. Allerdings war für die<br />

Höhe die Mitgliedschaft im Commonwealth offenbar immer noch der entscheidende Faktor.<br />

Auch korrelierte hohe ODA mit der Intensität der Wirtschaftsbeziehungen. Auf Länderebene<br />

wurden bei der Programmallokation vom DFID aber vor allem die Bedürfn<strong>is</strong>se der Bevölkerung<br />

betrachtet. Der Einfluss von Eigen- <strong>und</strong> Gemeinschaftsinteressen sowie von Werten<br />

der Demokratie, des ökonom<strong>is</strong>chen Liberal<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> der Menschenrechte auf die Entwicklungshilfe<br />

war jedoch erkennbar.<br />

Im Einzelnen l<strong>as</strong>sen sich die empir<strong>is</strong>chen Bef<strong>und</strong>en wie folgt bündeln: Erstens: Eine Politik<br />

des aufgeklärten Selbstinteresses zeigte sich klar an verschiedenen Stellen in der entwicklungspolit<strong>is</strong>chen<br />

Ausrichtung. Die Country Ass<strong>is</strong>tance Plans, die Strategien des DFID für<br />

jedes Land festlegen, setzten neben humanitären Aufgaben auch klar auf eine Reformierung<br />

der admin<strong>is</strong>trativen Strukturen <strong>und</strong> die Förderung der Zivilgesellschaft. In der Einrichtung des<br />

Africa Conflict Prevention Pool zeigte sich zudem die Sensibil<strong>is</strong>ierung für die Auswirkungen<br />

innerafrikan<strong>is</strong>cher Konflikte. Schließlich verdeutlichten internationale Initiativen des Premiers<br />

im Rahmen der G8, der EU, oder der NEPAD, d<strong>as</strong>s er die Entwicklung Afrik<strong>as</strong> als<br />

gemeinsames Interesse der internationalen Gemeinschaft ansah.<br />

Zweitens: In den Programmen, die d<strong>as</strong> DFID letztlich lancierte, zeigte sich eine Abweichung<br />

vom Regierungskurs des aufgeklärten Selbstinteresses zugunsten einer stärker altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch geprägten<br />

Allokation der Hilfe <strong>und</strong> damit auch eine Kons<strong>is</strong>tenz von Rhetorik <strong>und</strong> Taten. Die<br />

Divergenzen zw<strong>is</strong>chen den Min<strong>is</strong>terien sowie Bef<strong>und</strong>e dieser Arbeit legen dabei den Schluss<br />

nahe, d<strong>as</strong>s in der Admin<strong>is</strong>tration teilwe<strong>is</strong>e Uneinigkeit darüber bestand, wessen Interessen<br />

Großbritannien <strong>global</strong> vertritt. 141 So zeigte sich in Kenia, d<strong>as</strong>s weder die Gefahrenperzeption<br />

noch Allokationen des Country Ass<strong>is</strong>tance Plans in erwartetem Maße auf die Sicherheitslage<br />

139<br />

140<br />

141<br />

Morr<strong>is</strong>sey, a.a.O., S. 3.<br />

Abrahamsen, a.a.O., S. 65.<br />

Porteous, a.a.O. Williams, Paul: Who's making UK foreign policy?, in: International Affairs, Vol. 80, Nr. 5, 2004, S.<br />

909-929. Young, Ralph: New Lab<strong>our</strong> and international development: a research report, in: Progress in Development<br />

Studies, Vol. 1, Nr. 3, 2001, S. 247-253.<br />

31


in Ostafrika eingingen. Der Country Ass<strong>is</strong>tance Plan für Nigeria ging zwar auf die schwierige<br />

Situation ein, die Programmallokation zeigt jedoch auch nur marginale Aufwendungen für<br />

Konfliktprävention. D<strong>as</strong> DFID trug zwar prinzipiell die offizielle Regierungslinie mit, besonders<br />

Short beharrte aber auf der Unabhängigkeit des DFID im Kampf gegen Armut <strong>und</strong> wollte<br />

sich nicht für Interessen des Außen- <strong>und</strong> Handelsmin<strong>is</strong>teriums einspannen l<strong>as</strong>sen. 142<br />

Drittens: In der Außenhandelspolitik stach ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ches Eigeninteresse offenbar immer noch<br />

wenigstens punktuell entwicklungs- <strong>und</strong> auch langfr<strong>is</strong>tige sicherheitspolit<strong>is</strong>che Interessen aus.<br />

In dieser Hinsicht habe New Lab<strong>our</strong> d<strong>as</strong> thatchersche Erbe weitergeführt. 143 „Blair also made<br />

it clear that he w<strong>as</strong> averse to do anything that might <strong>und</strong>ermine Brit<strong>is</strong>h <strong>comm</strong>ercial interests,<br />

including arms trade. Clare Short described <strong>th<strong>is</strong></strong> <strong>as</strong> ‚Tony’s blind spot’ and said she could not<br />

<strong>und</strong>erstand how he reconciled it with h<strong>is</strong> concerns for Africa’s poor.“ 144<br />

Viertens: Durch den Fokus der Entwicklungshilfe auf humanitäre Projekte <strong>und</strong> auf unmittelbare<br />

Le<strong>is</strong>tungen für die Bevölkerung im Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungssektor <strong>is</strong>t die Arbeit an<br />

komplexeren entwicklungspolit<strong>is</strong>chen Herausforderungen vernachlässigt worden. D<strong>as</strong> DFID<br />

hat sich in seinen Programmen stark auf die Erfüllung der Millennium Development Goals<br />

konzentriert. Von gezielten Bildungs- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsprogrammen versprach es sich spürbare<br />

Effekte, nicht zuletzt um sein gestiegenes Budget zu rechtfertigen. Jedoch führte diese<br />

Strategie dazu, d<strong>as</strong>s die ganzheitliche Entwicklung ländlicher Räume vernachlässigt wurde.<br />

Fünftens: Entgegen der Ankündigungen hat d<strong>as</strong> DFID ‚Bad Governance’ nicht sanktioniert.<br />

D<strong>as</strong> DFID erhoffte durch eine partnerschaftlich entworfene Zusammenarbeit die Regierungen<br />

zu stärkerem freiwilligen, <strong>und</strong> damit nachhaltigerem Engagement für strukturelle Reformen<br />

bewegen zu können. Dieser Ansatz entspricht dem aufgeklärten Selbstinteresse – die trotz<br />

M<strong>is</strong>serfolg ausgebliebenen Konsequenzen allerdings eher einem altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiv.<br />

Damit hat die brit<strong>is</strong>che Regierung, wie angekündigt, eine bedürfn<strong>is</strong>orientierte Entwicklungspolitik<br />

betrieben. Die EWH scheint stärker entkoppelt von wirtschaftlichen <strong>und</strong> sicherheitspolit<strong>is</strong>chen<br />

Interessen – letzteres aber entgegen der Regierungsprogrammatik. Der reformer<strong>is</strong>che<br />

Anspruch drückte sich aber in der Erhöhung des Anteils der EWH im Governance-Sektor aus.<br />

Kaum eingelöst wurde der Vorsatz, bei drohender Verschwendung der Hilfen Sanktionsmaßnahmen<br />

einzuleiten. Während d<strong>as</strong> DFID bei Verstößen gegen die Modalitäten der Partnerschaft<br />

aber eher aus altru<strong>is</strong>t<strong>is</strong>chen Motiven ein Auge zudrückte, <strong>is</strong>t diesbezügliche Blindheit<br />

bei anderen Teilen der Admin<strong>is</strong>tration wohl teils eher ego<strong>is</strong>t<strong>is</strong>ch motiviert.<br />

Großbritannien hat somit eine Entwicklungspolitik entworfen, die sich – gemäß der Engl<strong>is</strong>chen<br />

Schule – b<strong>as</strong>ierend auf der Idee einer durch Werte verb<strong>und</strong>enen internationalen Gemeinschaft<br />

als Beitrag zur Förderung der internationalen Ordnung versteht <strong>und</strong> andererseits<br />

auch durch humanitäre Verpflichtung motiviert war. Man war in diesem Zusammenhang auch<br />

142<br />

143<br />

144<br />

Young, a.a.O., S. 250f.<br />

Williams, a.a.O., S. 913f.<br />

Porteous, a.a.O., S. 287.<br />

32


ereit, sich stark in Ländern zu engagieren, in denen keine nationale Interessen bestehen, wie<br />

z.B. in Malawi. In Fällen, in denen aber als erheblich bewertete monetäre Interessen auf dem<br />

Spiel stehen, tendierte Großbritannien offenbar zu einer Entscheidung für eben jene.<br />

Mit Blick auf die Theorie vermochte es der normb<strong>as</strong>ierte, interpretative Ansatz der<br />

Engl<strong>is</strong>chen Schule, die veränderte Interessenperzeption in Bezug auf nationales Interesse,<br />

Bedrohungsszenarien <strong>und</strong> Lösungen theoret<strong>is</strong>ch zu untermauern. Seine Stärke <strong>is</strong>t es, die internationale<br />

Gemeinschaft als solidar<strong>is</strong>che Wertegemeinschaft in den Internationalen Beziehungen<br />

ernst zu nehmen. Sie wird als Bezugsgröße des Handelns von Staaten anerkannt, die über<br />

diese Gemeinschaft gemeinsame, wertegeleitete Interessen konstruieren <strong>und</strong> verfolgen. Die<br />

Hilfe für einzelne Mitglieder Gemeinschaft <strong>is</strong>t in dieser Logik letztlich eine Unterstützung<br />

<strong>und</strong> Stärkung der Gemeinschaft als Ganze. Damit sprengt der Ansatz die enge Dichotomie<br />

zw<strong>is</strong>chen ‚wir <strong>und</strong> ihr’, Ego<strong>is</strong>mus <strong>und</strong> Altru<strong>is</strong>mus. Die Sensibilität der Engl<strong>is</strong>chen Schule für<br />

unterschiedliche Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> konfligierende Interessen erlaubt es ihr, komplexe<br />

Situationen zu erf<strong>as</strong>sen <strong>und</strong> e<strong>th<strong>is</strong></strong>che Dilemmata ernst zu nehmen. Denn schließlich kann –<br />

wie d<strong>as</strong> Be<strong>is</strong>piel Malawi andeutet – auch gut gemeinte, selbstlose <strong>und</strong> hohe Entwicklungshilfe<br />

Schaden anrichten. Zum Be<strong>is</strong>piel, weil sie die Regierungen der Entwicklungsländer von der<br />

Verantwortung für ihre Bürger entbindet oder weil zu viele Geber mit unterschiedlichsten<br />

Hilfsangeboten <strong>und</strong> Strategien d<strong>as</strong> Nehmerland überfordern <strong>und</strong> ihre Programme im<br />

ungünstigsten Fall einander torpedieren. An dieser Stelle könnte eine Portion Eigeninteresse<br />

an der Entwicklung Afrik<strong>as</strong> sogar die Lösung sein. Wenn nämlich d<strong>as</strong> echte gemeinsame<br />

Interesse der Gebergemeinschaft in der Stabilität <strong>und</strong> Prosperität des Kontinents liegt, dann<br />

bedeutet d<strong>as</strong> die Chance auf eine koordinierte, effektive Entwicklungspolitik, deren Ziel nicht<br />

nur im selbstlosen, unkonditionierten Akt des Gebens liegt, sondern in einer tatsächlichen<br />

Perspektive <strong>und</strong> Verbesserung der Lebenssituation der Bevölkerung Subsahara-Afrik<strong>as</strong>. Diese<br />

würde allen helfen <strong>und</strong> wäre somit wirklich e<strong>th<strong>is</strong></strong>ch.<br />

33


6. Literaturverzeichn<strong>is</strong><br />

6.1. Monographien <strong>und</strong> Sammelbände<br />

Andersen, Uwe: Entwicklungspolitik/-hilfe, in: Woyke, Wichard (Hrsg.): Handwörterbuch<br />

Internationale Politik. Bonn 2000, S. 79-89.<br />

Bayerts, Kurt: Einleitung: Warum moral<strong>is</strong>ch sein?, in: Bayertz, Kurt (Hrsg.): Warum<br />

moral<strong>is</strong>ch sein? Paderborn 2002, S. 9-33.<br />

Bendix, Paul J.: Großbritannien – Vom Weltreich zum Mittelgroßen Geber mit Einfluss, in:<br />

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6.2. Aufsätze<br />

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Abrahamsen, Rita: Blair's Africa: The Politics of Securitization and Fear, in: Alternatives,<br />

Vol. 30, Nr. 1, 2005, S. 55-80.<br />

Abrahamsen, Rita / Williams, Paul: Ethics and Foreign Policy: the Antinomies of New<br />

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Ngwira, Naomi: Drivers of Change in Malawi, Overse<strong>as</strong> Development Insitute,<br />

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6.3. Quellen, Offizielle Dokumente <strong>und</strong> Reports<br />

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DFID: Kenya: Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2004 – 2007, London, Februar 2004.<br />

DFID: Malawi Country Ass<strong>is</strong>tance Plan 2003 – 2006, London, April 2003.<br />

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DFID: Nigeria: Country Strategy Paper 2000 - 2002, London, September 2000.<br />

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House of Commons, Hansard, Drought (E<strong>as</strong>t Africa), 29.03.2006, Column 836f.<br />

House of Commons, Hansard: Nigeria, 06.07.2004, Column 238WH - 246WH.<br />

House of Commons, Hansard: International Development Bill, 06.03.2001, Column 158-266.<br />

House of Lords, Hansard, UK Worldwide Interests, 08.12.2005, Column 747-795.<br />

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6.4. Internetquellen<br />

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37


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http://new.prio.no/upload/dat<strong>as</strong>ets/ACD4-2007/UCDP_PRIO_Codebook_v4-2007.pdf<br />

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Link2Export: Export Profile Nigeria,<br />

http://www.link2exports.co.uk/regions.<strong>as</strong>p?lsid=1266&pid=1219 [10.09.2007].<br />

London Chamber of Commerce: Ankündigung "Trade M<strong>is</strong>sion to Nigeria",<br />

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6.5. Stat<strong>is</strong>t<strong>is</strong>che Daten<br />

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2006, http://www.freedomhouse.org/uploads/fiw/FIWAllScores.xls [07.09.2007]<br />

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2006; S. 505-508.<br />

IMF: Direction of Trade Stat<strong>is</strong>tics Yearbook. W<strong>as</strong>hington 2004; S. 507-510.<br />

OECD: Geographical D<strong>is</strong>tributions of Financial Flows to Aid Recipients 1999-2003. Par<strong>is</strong><br />

2005.<br />

OECD: OECD Stat<strong>is</strong>tics beta 1.0. / Development / Aid from DAC Members,<br />

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Transparency International (TI): Corruption Perception Index (CPI) 2006, http://www.<br />

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TI: CPI 2005, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2005.<br />

TI: CPI 2004, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2004.<br />

TI: CPI 2003, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2003.<br />

38


TI: CPI 2002, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2002.<br />

TI: CPI 2001, http://www.transparency.org/policy_research/surveys_indices/cpi/2001.<br />

TI: CPI 2000, http://www.transparency.org/policy_research/<br />

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TI: CPI 1999, http://www.transparency.org/policy_research/<br />

surveys_indices/cpi/previous_cpi__1/1999.<br />

TI: CPI 1998, http://www.transparency.org/policy_research/<br />

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United Nations Development Program (UNDP): Human Development Report (HDR) 2006.<br />

Beyond scarcity: Power, poverty and the <strong>global</strong> water cr<strong>is</strong><strong>is</strong>. New York 2006.<br />

UNDP: HDR 2000. Human rights and human development. New York 2000.<br />

UN Population Div<strong>is</strong>ion: World Population Prospects: The 2006 Rev<strong>is</strong>ion Population<br />

Datab<strong>as</strong>e, http://esa.un.org/unpp/ [14.08.07].<br />

6.6. Reden<br />

Die Reden sind aufgel<strong>is</strong>tet in der Reihenfolge ihres Erscheinens, beginnend mit der<br />

aktuellsten Rede. Es sind nur die Reden aufgeführt, die im Beitrag zitiert wurden.<br />

Tony Blair<br />

A year after Gleneagles, Rede am King’s College, London, 26.06.2006.<br />

Prime Min<strong>is</strong>ters foreign policy speech – third in a series of three, Rede an der Georgetown<br />

University, W<strong>as</strong>hington, 26.05.2006.<br />

Global alliance for <strong>global</strong> values, Rede vor dem austral<strong>is</strong>chen Parlament, zweite von drei<br />

Reden zur Außenpolitik, Canberra, 27.03.2006.<br />

Ohne Titel, Rede anlässlich des Lord Mayors Banquet, London, 14.11.2005.<br />

Ohne Titel, Rede vor der Afrikan<strong>is</strong>chen Union, Add<strong>is</strong> Ababa, 07.10.2004.<br />

‘Concerted international effort’ necessary to fight climate change, Rede zum Thema<br />

nachhaltige Entwicklung, o.O., 24.02.2003.<br />

Ohne Titel, Rede anlässlich der Foreign Office conference, London, 07.01.2003.<br />

Ohne Titel, Rede im Mansion House, o.O., 13.11.2000.<br />

Ohne Titel, Rede vor der Global Ethics Fo<strong>und</strong>ation, Universität Tübingen, 30.06.2000.<br />

Doctrine of the International <strong>comm</strong>unity, Rede vor dem Economic Club, Chicago,<br />

24.04.1999.<br />

Ohne Titel, Rede anlässlich des Lord Mayors Banquet, London, 10.11.1997.<br />

Robin Cook<br />

Foreign policy and national interest, Rede vor dem Royal Institut of International Affairs,<br />

Chatham House, London, 28.01.2000.<br />

39


Human rights: making the difference, Rede anlässlich des Amnesty International Human<br />

Rights Festival, London, 16.10.1998.<br />

Peacy and Prosperity, Rede anlässlich des London Diplomatic Corps annual reception,<br />

Foreign and Commonwealth Office, London, 12.06.1997.<br />

Jack Straw<br />

A new era for foreign policy, Rede im Royal Institut of International Affairs, Chatham House,<br />

London, 12.02.2004.<br />

Margaret Beckett<br />

Ohne Titel, Rede anlässlich der Vorstellung des Global Opportunity F<strong>und</strong> Annual Report,<br />

London, 14.11.2006.<br />

Ohne Titel, Rede anlässlich der Vorstellung des Annual Reports on Human Rights 2006,<br />

FCO, London, 12.10.2006.<br />

Clare Short<br />

Debt Relief for Poverty Reduction, Rede im Commonwealth Secretariat, London, 22.04.1999.<br />

Combating Corruption, Promoting Development, Rede vor der Royal Institute of International<br />

Affairs conference on Corruption <strong>as</strong> a Threat to World Trade and Investment, London,<br />

19.03.1999.<br />

Ohne Titel, Rede vor der General Synod on the World-Wide Alliance for the elimination of<br />

poverty, Church House, London, 18.11.1998.<br />

Ohne Titel, Rede vor der Lab<strong>our</strong> Party conference, o.O., 02.10.1997.<br />

Hilary Benn<br />

Where does Development fit in Foreign Policy?, Rede in New York, 16.04.2007.<br />

Ending Extreme Poverty: the Challenge for <strong>our</strong> Generation, Rede im Centre for Strategic and<br />

International Studies, W<strong>as</strong>hington, USA 28.06.006.<br />

How Can We Get Trade Justice?, Rede in der London School of Economics, 29.06.2005.<br />

40


7. Anhang<br />

Graphik 3: Anteil der ODA am GNI<br />

0,70%<br />

0,60%<br />

0,50%<br />

Anteil GNI<br />

0,40%<br />

0,30%<br />

0,20%<br />

0,10%<br />

0,00%<br />

1960 1963 1966 1969 1972 1975 1978 1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005<br />

Quelle: OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC1 Official and Private Flows. Eigene Darstellung.<br />

60,00%<br />

50,00%<br />

Graphik 4: Verteilung der ODA nach Einkommen der Länder<br />

LDC<br />

LIC<br />

40,00%<br />

30,00%<br />

20,00%<br />

10,00%<br />

0,00%<br />

1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />

LMIC<br />

UMIC<br />

Linear<br />

(UMIC)<br />

Linear<br />

(LMIC)<br />

Linear (LIC)<br />

Linear (LDC)<br />

Quelle: OECD, Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC2a Official Development Ass<strong>is</strong>tance_D<strong>is</strong>bursemnts. Eigene<br />

Darstellung. Anteile der Ländergruppen an der Summe der ODA, die sich nach Ländern zuordnen ließ.<br />

50,00%<br />

45,00%<br />

40,00%<br />

35,00%<br />

30,00%<br />

25,00%<br />

20,00%<br />

15,00%<br />

10,00%<br />

5,00%<br />

0,00%<br />

Graphik 5: Anteil Afrik<strong>as</strong> am Handel mit Großbritannien <strong>und</strong> an der ODA<br />

Exporte an Afrika<br />

Importe aus Afrika<br />

Anteil der Länder Sahara-Afrik<strong>as</strong> an der ODA<br />

1975 1977 1979 1981 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 2003 2005<br />

Quelle: IMF Direction of Trade Stat<strong>is</strong>tics Yearbooks (1982, 1986, 1992, 1998, 2006). OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et:<br />

DAC2a Official Development Ass<strong>is</strong>tance_D<strong>is</strong>bursements. Eigene Darstellung.<br />

41


100%<br />

90%<br />

80%<br />

70%<br />

60%<br />

50%<br />

40%<br />

30%<br />

20%<br />

10%<br />

0%<br />

Graphik 6: Sektorale Allokation innerhalb "Social infr<strong>as</strong>tructure and services"<br />

other<br />

Government and civil<br />

society<br />

Water supply and<br />

sanitation<br />

Health, population,<br />

reproductive health<br />

Education<br />

89/<br />

90<br />

93/<br />

94<br />

94/<br />

95<br />

97 98 99 00 01 02 03 04 05<br />

Quelle: OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC5 Official bilateral <strong>comm</strong>itments by sector. Eigene Darstellung.<br />

Tabelle 6: Höhe der brit<strong>is</strong>chen ODA an Staaten Afrik<strong>as</strong> <strong>und</strong> Merkmale der Staaten<br />

Land<br />

ODA<br />

97-05<br />

in Mio.<br />

EW<br />

2000<br />

in<br />

Mio.<br />

ODA<br />

pro<br />

Kopf<br />

97-05<br />

42<br />

Anzahl<br />

Kriege<br />

97-05<br />

DFID<br />

Fragile<br />

State<br />

Bevölkerungsstark?<br />

Import-<br />

/Exportvolumen<br />

in Mio.<br />

Common<br />

wealthmitglied<br />

LDC<br />

Jan.<br />

2003<br />

Sierra Leone $389,42 4,52 $86,14 - 4 ja $590 Ja Ja 173<br />

Malawi $708,60 11,62 $60,97 - - - $387 Ja Ja 163<br />

Sambia $547,04 10,45 $52,34 - - - $794 Ja Ja 153<br />

Ghana $1.010,40 20,15 $50,15 Ja - - $4,573 Ja - 129<br />

Ruanda $382,23 8,18 $46,75 - 6 - $64 - Ja 162<br />

Tansania $1.577,80 33,85 $46,61 Ja - - $1,454 Ja Ja 151<br />

Mosambik $700,96 18,19 $38,53 Ja - - $266 Ja Ja 170<br />

Uganda $930,93 24,69 $37,70 Ja 8 - $846 Ja Ja 150<br />

Lesotho $50,77 1,89 $26,92 - 1 - $25 Ja Ja 132<br />

Simbabwe $306,34 12,66 $24,21 - - ja $1,996 Ja - 128<br />

Seychellen $1,84 0,08 $22,72 - - - $844 Ja - 47<br />

Namibia $38,02 1,88 $20,23 - - - $2,291 Ja - 122<br />

Nigeria $2.519,70 124,77 $20,19 Ja 3 ja $10,906 Ja - 148<br />

Kenia $549,79 31,25 $17,59 Ja - ja $5,863 Ja - 134<br />

Botsuana $27,01 1,73 $15,62 - - - $10,587 Ja - 126<br />

Liberia $45,20 3,07 $14,72 - 4 ja $213 - Ja -<br />

Sudan $429,30 33,35 $12,87 Ja 8 ja $1,371 - Ja 139<br />

Südafrika $567,42 45,40 $12,50 Ja - - $62,309 Ja - 107<br />

Gambia $16,30 1,38 $11,78 - - ja $301 Ja Ja 160<br />

Mauretanien $24,91 2,56 $9,75 - - - $387 - Ja 152<br />

Dem. R. Kongo $462,07 50,69 $9,12 Ja 9 ja $157 - Ja 155<br />

Kamerun $135,85 15,80 $8,60 Ja - ja $1,749 Ja - 135<br />

Eritrea $23,91 3,68 $6,49 - 6 ja $87 - Ja 157<br />

Angola $88,93 13,93 $6,38 Ja 5 ja $1,600 - Ja 161<br />

Rep. Kongo $20,45 3,20 $6,38 - - ja $394 - - 136<br />

Äthiopien $414,78 69,39 $5,98 Ja 17 ja $883 - Ja 168<br />

Somalia $40,83 7,06 $5,79 - 2 ja $75 - Ja -<br />

HDI<br />

2000<br />

(von<br />

173)


Bur<strong>und</strong>i $37,14 6,67 $5,57 - 9 ja $52 - Ja 171<br />

Mali $51,23 10,00 $5,12 - - ja $272 - Ja 164<br />

Mauritius $4,96 1,19 $4,18 - (I) - - $5,638 Ja - 67<br />

Madag<strong>as</strong>kar $54,32 16,19 $3,36 Ja (I) - - $382 - Ja 147<br />

Benin $23,00 7,23 $3,18 - - - $660 - Ja 158<br />

Senegal $23,50 10,33 $2,27 - 6 - $826 - Ja 154<br />

Niger $23,53 11,12 $2,12 - 1 ja $128 - Ja 172<br />

Côte d'Ivoire $31,55 17,05 $1,85 Ja 4 ja $2,011 - - 156<br />

Guinea $13,04 8,20 $1,59 - 2 ja $324 - Ja 159<br />

Burkina F<strong>as</strong>o $13,25 11,88 $1,12 - - - $85 - Ja 169<br />

Togo $6,04 5,40 $1,12 - - ja $512 - Ja 141<br />

Tschad $9,83 8,47 $1,16 - 7 ja $49 - Ja 166<br />

Zentralafr. Rep. $1,30 3,86 $0,34 - 2 ja $18 - Ja 165<br />

Guinea-B<strong>is</strong>sau $0,30 1,37 $0,22 - 2 ja $15 - Ja 167<br />

Gabun $0,20 1,18 $0,17 - 0 - $533 - - 117<br />

Komoren $0,02 0,70 $0,03 - 1 ja $17 - Ja 137<br />

Äquatorialguinea<br />

$0,00 0,43 $0,00 - - - $586 - Ja<br />

Dschibuti $0,00 0,73 $0,00 - - ja $221 - Ja 149<br />

Rep Kap Verde $0,00 0,45 $0,00 - - - $102 - 100<br />

São Tomé u.<br />

Príncipe $0,00 0,01 $0,00 - -<br />

ja<br />

$28 - Ja<br />

Sw<strong>as</strong>iland -$1,10 1,06 -$1,04 - - - $467 Ja - 127<br />

Erläuterung<br />

- ODA 1997-2005 in Mio.: Zusammengerechnet wurde die in den Jahren der Lab<strong>our</strong>regierung insgesamt<br />

gezahlte bilaterale ODA an d<strong>as</strong> jeweilige Land. Quelle: OECD, OECD Stat<strong>is</strong>tics, Dat<strong>as</strong>et: DAC2a<br />

Official Development Ass<strong>is</strong>tance_ D<strong>is</strong>bursemnts (current prices).<br />

- EW 2000 in Mio.: Quelle: UN Population Div<strong>is</strong>ion, World Population Prospects, Medium Variant<br />

- Bevölkerungsstark: Als bevölkerungsstark werden Länder ab 15 Mio. Einwohner (2000) sowie diejenigen<br />

gewertet, die diese Zahl 2005 überschritten haben (Angola).<br />

- Anzahl Kriege 1997-2005: Gezählt wird die Anzahl der extr<strong>as</strong>ystem<strong>is</strong>chen, internen, internationalen <strong>und</strong><br />

international<strong>is</strong>ierten internen bewaffneten Konflikte gemäß der Definition <strong>und</strong> der Zählung des:<br />

International Peace Research Institute, Centre for the Study of Civil War, Armed Conflicts Version 4-<br />

2007, Main Conflict Table. Definition der Konflikte: International Peace Research Institute:<br />

UCDP/PRIO Armed Conflict Dat<strong>as</strong>et Codebook, Version 4-2007, Oslo, S.10.<br />

- Fragile Staaten: Fragile Staaten beziehen sich hier auf die vom DFID übernommene Definition der World<br />

Bank's Country Policy and Institutional Assessments. Vgl.: DFID: Why we need to work more<br />

effectively in fragile states. London 2005, S. 7, 27f.<br />

- Wichtiger Handelspartner: Ein wichtiger Handelspartner <strong>is</strong>t ein Land, dessen Handelsvolumen mit<br />

Großbritannien zw<strong>is</strong>chen 1997 <strong>und</strong> 2005 mindestens eine Milliarde US$ erreichte. Quelle: IMF:<br />

Direction of Trade Yearbook 2004. Ebenda 2006.<br />

- LDC: Definition <strong>und</strong> Stand laut: OECD: Geographical d<strong>is</strong>tribution of financial flows to developing<br />

countries 1999-2003, a.a.O.<br />

111<br />

119<br />

43

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