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Kassel 26 Buchhandlungen, davon elf in der City ... - Boersenblatt.net

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Fläche contra Tradition: Die neue Thalia­Filiale verbreitet<br />

großstädtisches Flair, gegen das sich e<strong>in</strong>gesessene Buchhändler<br />

wie Freyschmidt (unten) mit eigenen Konzepten behaupten müssen<br />

Se<strong>in</strong> Kollege Jochen Weiss von<br />

<strong>der</strong> Kunst- und Hofbuchhandlung<br />

Carl Vietor sieht die Situation weniger<br />

kritisch. »Thalia tritt an<strong>der</strong>s<br />

auf als alle an<strong>der</strong>en«, setze neue<br />

Maßstäbe. Er prophezeit »re<strong>in</strong>e<br />

Verdrängung«, hält sich mit Prognosen<br />

aber zurück. »Ich kann<br />

es nicht än<strong>der</strong>n, komme aber zurecht.«<br />

Filialisten unter Druck<br />

Verdrängung ist <strong>in</strong> <strong>Kassel</strong> <strong>der</strong>zeit<br />

e<strong>in</strong>e oft gebrauchte Vokabel.<br />

Durch Thalia hat sich die Buchhandelsfläche<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt<br />

auf e<strong>in</strong>en Schlag nahezu verdoppelt.<br />

Buch Habel <strong>in</strong> <strong>der</strong> Königsgalerie<br />

und Hugendubel im <strong>City</strong>-<br />

Po<strong>in</strong>t treffe die neue Konkurrenz<br />

zuerst, s<strong>in</strong>d sich viele sicher –<br />

doch gerade die Großen geben<br />

sich selbstsicher. »Wir s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Kassel</strong><br />

fest etabliert«, sagt etwa Thomas<br />

Nitz von <strong>der</strong> Hugendubel-<br />

Zentrale <strong>in</strong> München. »An vielen<br />

Standorten gibt es ähnliche<br />

Konstellationen. Wir expandieren,<br />

warum sollten das die Wettbewerber<br />

nicht auch tun?«<br />

Hugendubel kam vor fünf Jahren<br />

nach <strong>Kassel</strong>, als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Ankermieter<br />

im Shopp<strong>in</strong>gcenter <strong>City</strong><br />

Po<strong>in</strong>t am Königsplatz. Die Münchner<br />

bezogen <strong>in</strong>sgesamt 1 300 Quadratmeter<br />

im zweiten und dritten<br />

Obergeschoss – <strong>der</strong> Laden ist nur<br />

per Rolltreppe erreichbar und hat<br />

ke<strong>in</strong> Schaufenster nach draußen.<br />

Nitz sieht dar<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Nachteil<br />

und e<strong>in</strong>en Vorteil zugleich: »Unser<br />

Stammpublikum besteht aus<br />

typischen Centerkunden«, betont<br />

er. Man agiere also auf verschiedenen<br />

Marktplätzen und stehe<br />

deshalb auch »nicht <strong>in</strong> direkter<br />

Konkurrenz«.<br />

Hugendubels DBH-Partner<br />

Buch Habel, seit 1995 <strong>in</strong> <strong>der</strong> Königsgalerie<br />

ansässig, hat vor zwei<br />

Jahren von 800 auf 1 000 Quadratmeter<br />

erweitert. Seit <strong>der</strong> Eröffnung<br />

des <strong>City</strong>-Po<strong>in</strong>ts hätten<br />

sich die Kundenströme verän<strong>der</strong>t,<br />

me<strong>in</strong>t Filialleiter<strong>in</strong> Gabriele<br />

Buse. »Das war e<strong>in</strong> großer E<strong>in</strong>schnitt,<br />

doch wir haben das gut<br />

aufgefangen.« Die neue Thalia-Filiale<br />

sei ke<strong>in</strong> Grund, sich zu verstecken.<br />

»Ich habe mir das Angebot<br />

sehr genau angeschaut und<br />

musste feststellen, dass auch wir<br />

viele Stärken haben«, etwa bei<br />

<strong>der</strong> Regionalia-Auswahl und dem<br />

buchaff<strong>in</strong>en Zusatzsortiment.<br />

Dennoch: Thalia wirft Schatten<br />

– und das nicht nur auf die<br />

<strong>Buchhandlungen</strong> <strong>in</strong> unmittelbarer<br />

Nähe. Jörg Robbert von <strong>der</strong><br />

Buchhandlung am Bebelplatz,<br />

neun Straßenbahnstationen vom<br />

Königsplatz entfernt, ist deshalb<br />

bemüht, die Strahlkraft se<strong>in</strong>es Ladens<br />

zu erhöhen, beispielsweise<br />

mit <strong>der</strong> Aktion »Alte Liebe rostet<br />

nicht«, die seit dem 18. Oktober<br />

läuft. »Wir versuchen, ke<strong>in</strong>e Umsätze<br />

zu verlieren«, so Robbert:<br />

»Im Moment sieht es gut aus.«<br />

Er bekommt »viel positive Resonanz«<br />

von se<strong>in</strong>en rund 1 000<br />

Stammkunden. Ihnen schickt er<br />

Flyer, mit denen er unter an<strong>der</strong>em<br />

über die »aggressive Expansionspolitik<br />

großer Konzerne« und<br />

die Folgen e<strong>in</strong>er Monokultur im<br />

Buchhandel <strong>in</strong>formiert – verbunden<br />

mit e<strong>in</strong>em Appell, dem unabhängigen<br />

Sortiment die Treue zu<br />

halten. Um die Kundenb<strong>in</strong>dung<br />

zu för<strong>der</strong>n, lädt er Käufer künftig<br />

dazu e<strong>in</strong>, ihre Liebl<strong>in</strong>gsbücher auf<br />

e<strong>in</strong>em Son<strong>der</strong>tisch im Laden vorzustellen,<br />

er hat e<strong>in</strong>e Bonuskarte<br />

e<strong>in</strong>geführt und organisiert alle<strong>in</strong><br />

bis Anfang Dezember sechs Veranstaltungen.<br />

Wer hält durch? Niemand<br />

kennt e<strong>in</strong>e Antwort auf die Frage,<br />

die sich <strong>in</strong>sgeheim je<strong>der</strong> stellt.<br />

Zwar wächst <strong>der</strong> Pessimismus gerade<br />

bei vielen <strong>in</strong>habergeführten<br />

<strong>Buchhandlungen</strong>, doch spekulieren<br />

auch nicht wenige darauf,<br />

dass sich e<strong>in</strong> Filialist e<strong>in</strong>es Tages<br />

von <strong>Kassel</strong> verabschiedet. Großes<br />

Buchhandelstheater <strong>in</strong> <strong>der</strong> Documenta-Stadt,<br />

das gerade erst begonnen<br />

hat – und noch ist nicht<br />

klar, ob es e<strong>in</strong> Lust- o<strong>der</strong> am Ende<br />

doch e<strong>in</strong> Trauerspiel wird. b<br />

mietpreise<br />

<strong>Kassel</strong><br />

Laut dem Immobilienspezialisten<br />

Kemper’s s<strong>in</strong>d die<br />

Ladenmieten seit<br />

2003 stabil und<br />

erreichen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Spitze bis zu 85<br />

Euro pro Quadratmeter.<br />

Damit liegt<br />

<strong>Kassel</strong> im bundesweiten<br />

Vergleich<br />

auf Platz 33 <strong>der</strong><br />

teuersten E<strong>in</strong>zelhandelsstandorte.<br />

Die, bezogen auf<br />

die Stadt, unterdurchschnittliche<br />

Kaufkraft kann<br />

<strong>Kassel</strong> durch e<strong>in</strong>e<br />

hervorragende<br />

Anziehungskraft<br />

auf das Umland<br />

mehr als kompensieren,<br />

so<br />

Kemper's. Vor<br />

allem <strong>in</strong> <strong>der</strong> 1a­<br />

Lage <strong>der</strong> Oberen<br />

Königsstraße stellt<br />

Kemper's e<strong>in</strong>e<br />

»sehr gute<br />

Flächennachfrage«<br />

fest. 70 Prozent<br />

<strong>der</strong> dort ansässigen<br />

knapp 60<br />

Läden s<strong>in</strong>d von<br />

Filialisten belegt.<br />

44-2007 börsenblatt | 17

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