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MEDIA-MIX<br />
Ein Prise Jazz:<br />
die 1969 gegründete<br />
Combo<br />
King Crimson<br />
CD + DVD: King Crimson<br />
„Starless & Bible Black“, „Discipline“<br />
DISCIPLINE/GALILEO<br />
Zwei Alben aus ganz unterschiedlichen Phasen von King Crimson:<br />
Zwar hat sich die Besetzung des Quartetts um den Perfektionisten<br />
Robert Fripp zwischen 1974 und 1981 nur auf zwei<br />
Positionen verändert, und trotzdem erleben wir hier zwei komplett<br />
unterschiedliche Bands. „Starless And Bible Black“ ist<br />
ein Jazzrockalbum im Kontext der mittleren 70er Jahre. Streckenweise<br />
klingt die Band mit elektrischer Gitarre, Geige, Bass<br />
und Schlagzeug, als wollte sie den Faden aufnehmen, den das<br />
Mahavishnu Orchestra bereits zu verlieren drohte. Auf „Discipline“<br />
hingegen verfolgt die Band einen<br />
nervösen Strukturalismus. Die einstigen<br />
Prog-Helden waren in der Verknappung<br />
des Postpunk angekommen, hatten mehr<br />
mit den Talking Heads gemein als mit<br />
ihren eigenen Ursprüngen, finden aber in<br />
einzelnen Passagen doch überraschend<br />
zum Progrock zurück. Das Bonusmaterial<br />
auf CD und DVD ist eher etwas für<br />
eingefleischte Fans. Wolf Kampmann<br />
Info: Zu den King-Crimson-Erben von heute<br />
zählen Porcupine Tree und Zun Zun Egui.<br />
DVD: Paul McCartney<br />
„The Love We Make“<br />
EAGLE VISION/EDEL<br />
Es war ein wichtiges Ereignis für die USA. Ein halbes<br />
Jahr nach Nine-Eleven fand in New York ein<br />
Benefizkonzert statt, bei dem Musiker von The<br />
Who bis Paul McCartney spielten. Letzterer ließ<br />
sich im Vorfeld, bei Proben und backstage von den<br />
Kameras von Albert Maysles („Gimme Shelter“)<br />
begleiten. Daraus entstand ein rund 90-minütiger<br />
Film mit viel Musik, der unter dem Titel „The Love<br />
We Make“ auf DVD und BluRay erschienen ist. Es<br />
ist ein Zeitdokument mit viel Intensität und einem<br />
Künstler, der selten zuvor die Objektive so nah an<br />
sich heran gelassen hat. <br />
26<br />
Ralf Dombrowski<br />
CD + DVD: Motörhead<br />
„The World Is Ours Vol. 1“<br />
MOTÖRHEAD MUSIC/EMI<br />
Wer 1971 behauptet hätte, Rock’n’Roll sei die<br />
Musik schmutziger alter Männer, hätte sich<br />
von den damaligen Protagonisten eine Ohrfeige<br />
eingefangen. Dabei war Lemmy Kilmister<br />
(66) doch eigentlich schon immer<br />
alt, und schmutzig sowieso: Damals<br />
hauste er in der übelst beleumundeten<br />
Hawkwind-Kommune und<br />
haute sich in krassem Widerspruch<br />
zu deren höchst abgespaceter Auslegung<br />
des Hippie-Lebensstils die<br />
Birne mit Speed zu, bis die Zähne knirschten,<br />
sang den einzigen Hit „Silver Machine“ und<br />
ließ sich nach drogenbedingter Verhaftung<br />
bereitwillig feuern, um fortan der Welt die<br />
pure Dreckfaust auf Auge und Ohr zu knallen.<br />
So geht das jetzt seit 36 Jahren, und „objektiv“<br />
betrachtet wird es immer reiner, besser und<br />
perfekter. Weniger unvoreingenommen Gesinnte<br />
mögen meckern, es gebe schon genug<br />
(nämlich fünf) Motörhead-Livealben mit „Ace<br />
Of Spades“ und „Overkill“ drauf, und außerdem<br />
sei die Zeit, als diese beiden Songs entstanden,<br />
die vom epochalen (eben!) Livealbum<br />
„No Sleep Til Hammersmith“ gekrönten<br />
Jahre 1976 bis 82, sowieso die größte und<br />
einzige gewesen, die zählt. Mag sein. Aber es<br />
hat seinen Reiz, Lemmy anhand neuer Versionen<br />
des trotz vielen jüngeren Songs immer<br />
Gleichen beim Altern zuzuhören wie einem<br />
guten Rotwein – allerdings ist er stimmlich<br />
inzwischen manchmal knapp vor dem Kippen,<br />
was indes den Reiz seltsamerweise<br />
noch steigert. Die DVD derselben<br />
Mitschnitte ist eine Zugabe für die<br />
Fans, die nicht davor zurückschrecken,<br />
eine Urgewalt wie Motörhead<br />
auf dem heimischen Sofa „nachzuempfinden“.<br />
Michael Sailer