SAxOFONs - Sono-Magazin
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plus<br />
16 Extra-Seiten für SONO-Abonnenten<br />
Von der Freiluftgeige<br />
zum Sax-Appeal –<br />
Eine kurze Geschichte des<br />
saxofons<br />
Außerdem: Die Royal-Albert-Hall im SONO-Portfolio<br />
Special Service: Die CD-Neuheitenliste für Pop, Rock,Klassik, Jazz & Co.
Ekstase: R&B-Star Big Jay<br />
McNeely inszeniert auf<br />
der Clubbühne in Detroit<br />
seinen „Dirty Boogie“<br />
2<br />
plus
etrospektive: saxofon<br />
Der Sax-Report<br />
Das Saxofon ist ein Spätzünder der Musikgeschichte. Als es erfunden<br />
wurde, hatten die meisten Instrumente schon ihren Platz im kulturellen<br />
Geschehen. Umso faszinierender ist die fulminante Karriere,<br />
mit der das Saxofon sich seit den Roaring Twenties seinen Platz<br />
im Musikleben erstritten hat. Gerade erschien mit „Portrait Saxofon:<br />
Kultur, Praxis, Repertoire, Interpreten“ bei Bärenreiter eine umfassende<br />
Darstellung des schillernden Instruments. Für SONO fasst<br />
der Autor Ralf Dombrowski Kernpunkte der Monografie zusammen,<br />
ergänzt um Tipps zu Platten, Personen und Perspektiven.<br />
3<br />
plus
Das Saxofon ist ein Spätzünder der Musikgeschichte.<br />
Als es erfunden wurde, hatten die<br />
meisten Instrumente schon ihren Platz im<br />
Kulturgeschehen. Umso faszinierender, wie es sich seit<br />
den Roaring Twenties seinen Platz im Musikleben<br />
erstritt. Aus dem Außenseiter wurde ein Publikumsliebling<br />
und Trendsetter, von Nachtschwärmern ebenso<br />
geliebt wie von Konzertsaalgängern, von Werbeprofis<br />
ebenso umgarnt wie von Musikstudenten.<br />
Wie viele Instrumente Adolphe Sax im Laufe<br />
seines Lebens erfunden hat, lässt sich nur<br />
schwer rekonstruieren. Je nach Zählung ist<br />
die Grenze der Hundert schnell überschritten<br />
und beinhaltet unter anderem die Trompetenpauke<br />
und das Mirliton, die Ventilposaune<br />
und Ventiltrompete, Saxhorn, Saxotromba,<br />
Saxtuba, Subkontrabasshorn, Saxhornbordun<br />
und vieles mehr. Eines jedenfalls steht<br />
fest: Adolphe Sax war unzufrieden mit dem<br />
Klang seiner Zeit. Und der war aus vielen<br />
Gründen rasanten Veränderungen unterworfen.<br />
So erschloss zum einen die Ideenwelt der<br />
Romantik auch der Musik ungeahnte Möglichkeiten.<br />
Harmonik, Melodik, Rhythmik<br />
orientierten sich nicht mehr streng an der<br />
Form als grundlegendem Gestaltungsgrundsatz,<br />
sondern wurden zunehmend mit außermusikalischen<br />
Inhalten verknüpft.<br />
Auf der anderen Seite wuchs mit der Bevölkerung<br />
das Bedürfnis nach Unterhaltung.<br />
Man fand sie nicht nur in der Oper und in<br />
Salons, sondern auch bei zahllosen Freiluftkonzerten,<br />
die wichtige Möglichkeiten des<br />
zumeist kostenlosen Zeitvertreibs darstellten.<br />
Für die aber war das bisher vorhandene Instrumentarium<br />
nicht geschaffen. Besonders die<br />
Streicher und Holzbläser verloren im Freien<br />
deutlich an Klangvolumen und Brillanz und<br />
waren zudem sehr anfällig für Feuchtigkeit<br />
und Temperaturschwankungen. Für einen<br />
musikalischen Menschen konnte das zum<br />
akustischen Trauerspiel werden, und so war<br />
dieses Manko eine der Motivationen für den<br />
jungen Adolphe Sax, über ein Instrument<br />
nachzudenken, das diese Schwächen kompensieren<br />
konnte. Im Jahr 1835 präsentierte<br />
der Erfinder seine erste 24-Klappen-Klarinette,<br />
wenige Monate später bereits eine modifizierte<br />
Bassklarinette.<br />
Beide Instrumente basierten auf der Erkenntnis,<br />
dass vor allem die Form des Rohrs,<br />
das die schwingende Luftsäule umgibt, Farbe,<br />
Qualität und Volumen des Tons bestimmt.<br />
Daher kam er auch auf die Idee, für die im<br />
Zeitalter des aufblühenden Nationalismus<br />
boomenden Militärkapellen ein Instrument<br />
zu kreieren, dass kaum noch von Feuchtigkeits-<br />
und Klimaschwankungen abhängig<br />
ist, zugleich aber die Spielqualitäten der Klarinette<br />
aufweist und darüber hinaus über einen<br />
kräftigeren Ton als eben jene verfügt. So<br />
entstand 1841 das erste Saxofon, eine damals<br />
vollkommen unübliche Verbindung aus Metallkorpus,<br />
Klappenmechanik und Klarinettenmundstück.<br />
Adolphe Sax hielt es für ein bahnbrechendes<br />
Instrument, das seiner Meinung<br />
Auch wenn Hector Berlioz hier skeptisch<br />
blickt: Das Saxofon begeisterte ihn sofort<br />
Visionär, Erfinder, Pleitier und Stehaufmännchen:<br />
Adolphe Sax circa 1860<br />
nach Streichercharakteristika annehmen<br />
konnte und zugleich weit mehr Volumen und<br />
Dynamik als Geigen und Celli besaß. Bevor<br />
er seine Erfindung 1846 zum Patent anmeldete,<br />
wollte er sie allerdings von einem von<br />
ihm bewunderten Komponisten begutachten<br />
lassen. Sax wanderte 1842 zu Fuß von<br />
Brüssel nach Paris, um sein Saxofon Hector<br />
Berlioz vorzustellen, dem damals radikalsten<br />
Klangfarbenarbeiter der französischen<br />
Romantik. Dieser war prompt begeistert von<br />
der neuartigen musikalischen Hybride und<br />
machte sich ans Werk. Er verwandelte sein<br />
Chorstück Chant Sacré in eine Hymn Sacré<br />
für Bläsersextett, die 1844 mit Sax selbst am<br />
Basssaxofon aufgeführt wurde.<br />
Solchermaßen unterstützt rüstete der Erfinder<br />
zum nächsten Schritt. Zunächst perfektionierte<br />
er die erste Modellpalette und<br />
schuf Saxofone in den verschiedenen Lagen<br />
Sopran, Tenor, Bass und Kontrabass. Vor allem<br />
aber versuchte er, das Instrument den<br />
einschlägigen Kreisen schmackhaft zu machen.<br />
Sax beantragte im März 1845 eine Reform<br />
der französischen Militärkapellen. Er<br />
schlug vor, die üblichen 14 Klarinetten durch<br />
sechs Sax-Klarinetten zu ersetzen, die restlichen<br />
Oboen, Fagotte und Hörner durch<br />
Fotos: Getty, Life<br />
4<br />
plus
weitere Substitute aus der Saxhorn- und<br />
Saxofonfamilie. Es kam zur öffentlichen Orchester-Battle,<br />
bei der am 22. April 1845 am<br />
Pariser Marsfeld vor stattlichem Publikum<br />
eine herkömmliche Blaskapelle gegen ein<br />
Sax-Ensemble antrat. Der Newcomer überzeugte<br />
die Menge und die Verantwortlichen,<br />
die Militärs verordneten ihren Kapellen noch<br />
im selben Jahr eine Reorganisation. Die Auftragsbücher<br />
von Sax waren schlagartig voll,<br />
er hatte viele neue Freunde unter den Musikliebhabern<br />
und Feinde unter den Instrumentenbauern<br />
gewonnen.<br />
Amerika als Katalysator<br />
Was anfing wie eine Erfolgsgeschichte, war<br />
jedoch vielen Schwankungen unterworfen.<br />
Mal waren es politische, mal traditionalistische<br />
Gründe, die dafür sorgten, dass Adolphe<br />
Sax mehrmals Konkurs anmelden musste.<br />
Das Saxofon blieb für die klassische europäische<br />
Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts<br />
jedenfalls eine Randerscheinung. Es<br />
hatte keinen angestammten Platz im Klanggefüge<br />
von Orchester und Solistik, keine umfassende<br />
Geschichte oder semantische Referenz,<br />
mit der man gestalterisch hätte spielen<br />
können. Es saß zwischen den Stühlen, war<br />
nicht außergewöhnlich genug, um im klassischen<br />
Klangzusammenhang nachhaltig zu<br />
inspirieren, oder etabliert genug, um einfach<br />
dazu zu gehören.<br />
In Amerika jedoch war das anders. Dort<br />
gab es noch mythisches und klangästhetisches<br />
Neuland zu erobern. Zum einen waren<br />
die Vereinigten Staaten als Einwanderungsland<br />
per se mit einem Kulturengemisch konfrontiert,<br />
das Innovationen provozierte. Darüber<br />
hinaus gab es dort zwar zahlreiche,<br />
überwiegend importierte regionale und nationale<br />
Musikformen, aber bis zum Aufkommen<br />
des Jazz keine originäre, übergreifende<br />
Klangtradition, die es in ihrer Normativität<br />
Die Blasinstrumentenmanufaktur<br />
von<br />
Conn in Indiana<br />
fertigte nicht nur<br />
Posaunen (oben)<br />
Militärkapellen wie<br />
dieser englischen<br />
Truppe aus dem Jahr<br />
1857 (links) wollte<br />
Adolphe Sax mit<br />
seiner Erfindung<br />
weiterhelfen<br />
und Identifikationskraft mit dem europäischen<br />
klassischen Kanon hätte aufnehmen<br />
können. Das aber bedeutete, dass in Amerika<br />
zumindest potenziell Raum für Instrumente<br />
war, die nach ihrem Platz suchten.<br />
Ein Grundstein der Entwicklung wurde<br />
im Jahr 1888 gelegt. Damals baute die Firma<br />
Conn das erste amerikanische Saxofon in Serie.<br />
Einer der Mitarbeiter der Firma, die außerdem<br />
Fagotte und andere Blasinstrumente<br />
produzierte, war ein gewisser Ferdinand<br />
August Buescher, der bis 1895 in der Fabrik<br />
im Städtchen Elkhart arbeitete, sich daraufhin<br />
mit einer eigenen Werkstatt selbständig<br />
machte. Mit dem Auslaufen der Sax’schen<br />
Patente um 1900 nahm die Produktion von<br />
Instrumenten weiter zu, Händler wie H. N.<br />
White King sorgten außerdem durch umgearbeitete<br />
Importe aus Frankreich für Nachschub.<br />
Ein beachtlicher musikalischer Boom<br />
wollte bedient werden, denn um die Jahrhundertwende<br />
gab es Schätzungen zufolge rund<br />
10.000 Blaskapellen in Amerika. Die professionellsten<br />
tourten erfolgreich durch die Alte<br />
Welt und riefen das bislang wenig beachtete<br />
Saxofon in Erinnerung, das nun in einem<br />
neuen, exotisch wirkenden Kontext farbiger<br />
erschien als zuvor.<br />
Vor allem aber gab es auch neue Stile wie<br />
den knospenden Jazz, die noch wenig vorbelasteten,<br />
aber wirkungsvollen Instrumenten<br />
ein Entwicklungsforum boten. New Orleans<br />
beispielsweise war eine musikalische Stadt.<br />
Um 1910 existierten dort etwa 30 Orchester<br />
in der Stadt – bei gerade einmal 200.000 Einwohnern<br />
eine beachtliche Zahl. Und man traf<br />
sich gerne in Storyville, dem Vergnügungsviertel<br />
von New Orleans, das im Vergleich zu<br />
puritanischeren Regionen vom Freigeist der<br />
Stadt profitierte, und genoss dort Vaudevilleund<br />
Minstrel-Shows ebenso wie das Nachtleben<br />
der Bordelle mit den dazu gehörigen<br />
Unterhaltungsorchestern.<br />
Das Hauptinstrument der kreolischen<br />
Gesellschaftsgruppen war allerdings die Klarinette,<br />
die in den ersten Jazzbands neben dem<br />
Kornett und der Posaune eine entscheidende<br />
Rolle spielte. Saxofone gab es zwar, und sie<br />
wurden auch eingesetzt. Sie schafften es aber<br />
nicht, deutliche Spuren in der Musik des Storyville<br />
der 1910er-Jahre zu hinterlassen.<br />
»<br />
5<br />
plus
Früher Meister:<br />
Sidney Bechet (hier<br />
1952 im Pariser Exil)<br />
setzte am Sopransaxofon<br />
bereits in<br />
den 20ern bis heute<br />
gültige Maßstäbe<br />
Das leichtlebige Hafenviertel<br />
Storyville<br />
(u.) war eine ideale<br />
Brutstätte für den<br />
frühen Jazz<br />
struments, gegen den Mangel an Repertoire,<br />
indem er zahlreiche Werke etwa von Mozart,<br />
Albéniz und Tschaikowsky transkribierte,<br />
arrangierte und als Solist Komponisten wie<br />
Alexander Glasunov und Jean Françaix inspirierte,<br />
neue Werke für das Instrument zu<br />
schreiben.<br />
Marcel Mules profiliertester klassischer<br />
Konkurrent wiederum stammte aus Wuppertal-Elberfeld.<br />
Gerade einmal sechs Jahre jünger<br />
als der Kollege aus Paris, hatte Sigurd Rascher<br />
mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.<br />
Denn auch er stand vor der Situation, kaum<br />
»<br />
Mit dem Eintritt der USA in den Ersten<br />
Weltkrieg aber wurde New Orleans 1917 zum<br />
wichtigen Kriegshafen. Storyville wurde geschlossen,<br />
zahlreiche Musiker wanderten<br />
nach Chicago, Memphis oder Kansas City<br />
weiter und exportierten ihre musikalischen<br />
Erfahrungen, was der Unterhaltungsmusik<br />
und dem frühen Jazz wichtige Impulse gab.<br />
Und das Saxofon trat langsam aus dem Hintergrund<br />
der Ensembles heraus.<br />
Für den noch jungen Jazz wurde Sidney<br />
Bechet von grundlegender Bedeutung. Ursprünglich<br />
Klarinettist und einer der Stars<br />
der New-Orleans-Ära, wandte er sich zunehmend<br />
dem Sopransaxofon zu. Das hatte mehrere<br />
Gründe. Zum einen war das Sopransaxofon<br />
leichter zu spielen als die Klarinette. Mit<br />
weniger Kraft, weniger Luft ließ sich größere<br />
Dynamik und Expressivität erreichen, die er<br />
Maßgeschneidert:<br />
Sigurd Rascher (o.<br />
am Bass-Saxofon)<br />
bekam von Paul<br />
Hindemith (rechts)<br />
1933 ein Konzertstück<br />
quasi auf den<br />
Leib geschrieben<br />
für seinen markanten Ton mit dem charakteristischen<br />
„talking vibrato“ benötigte.<br />
Sein Pendant in der klassischen Musik<br />
Europas, wenn auch eine Generation jünger,<br />
wurde der Franzose Marcel Mule. Als Sohn<br />
eines Saxofonisten einer französischen Militärkapelle<br />
geboren, sammelte er erste Erfahrungen<br />
mit dem Instrument in Armee-<br />
Ensembles, lernte aber auch den frühen Jazz<br />
in Pariser Clubs der 20er kennen. Enorm begabt,<br />
wurde er Solosaxofonist in der Kapelle<br />
der Republikanischen Garde und begann<br />
darüber hinaus, sich auch in das klassische<br />
Segment einzuarbeiten. Mule lernte, für<br />
das Saxofon zu arrangieren, gründete 1927<br />
ein eigenen Saxofonquartett und wirkte in<br />
der Opéra Comique mit seinem Instrument<br />
etwa bei Aufführungen von Jules Massenets<br />
Werther mit. Vor allem aber arbeitete er gegen<br />
eines der wesentlichen Defizite seines In-<br />
Fleißig am Sax wie am Stift: Marcel Mule<br />
erweiterte das Saxofonrepertoire enorm<br />
Fotos: Getty, Grant, Life<br />
6<br />
plus
Werke für Saxofon zur Verfügung zu haben,<br />
die er aufführen konnte. Daher wandte sich<br />
der junge Mann an zeitgenössische Komponisten<br />
und versuchte, ihnen das Instrument<br />
schmackhaft zu machen. Rascher hatte damit<br />
Erfolg. Paul Hindemith schrieb für ihn 1933<br />
sein Konzertstück, das Rascher allerdings<br />
erst 1960 gemeinsam mit seiner Tochter Carina<br />
aufführte. Den Breslauer Komponisten<br />
Edmund von Borck hingegen inspirierte er<br />
bereits 1932 zu einem Konzert für Altsaxofon<br />
und Orchester, op. 6, das als erstes Werk<br />
dieser Gattung überhaupt zählt. Als die Nationalsozialisten<br />
in Deutschland die Macht<br />
übernahmen, sah Rascher sich bald mit<br />
profunder Ablehnung seines Instruments<br />
konfrontiert, das als „undeutsch“ diffamiert<br />
wurde. Er wanderte über Skandinavien nach<br />
Amerika aus und avancierte gemeinsam mit<br />
Marcel Mule zu einer prägenden Persönlichkeit<br />
der internationalen Musikszene. Sein<br />
Debüt in der Carnegie Hall spielte er 1939 als<br />
Solist der New Yorker Philharmoniker, im<br />
Laufe der Jahre wirkte er bei rund 250 verschiedenen<br />
Ensembles und Orchestern mit.<br />
Der „Cotton Club“ in<br />
NY (o.) bekam 1984<br />
von Francis Ford<br />
Coppola ein filmisches<br />
Denkmal<br />
Duke Ellingtons<br />
Band (links) wurde<br />
zu einer Talentschmiede<br />
für Saxofonisten<br />
Aufbruch und Experimente<br />
Die Goldenen 20er waren eine Ära der Aufbruchsstimmung.<br />
Das spürten nicht zuletzt<br />
die Hersteller von Saxofonen, die über das<br />
Jahrzehnt hinweg mit wundersamen Zuwachsraten<br />
beschenkt wurden. Der damalige<br />
Marktführer Conn brachte es Mitte der<br />
20er in guten Monaten auf bis zu 4.500 Instrumente,<br />
die seine Fabriken verließen, und<br />
den Konkurrenten bei Buescher, King und<br />
Martin ging es ähnlich gut. Die prosperierende<br />
Unterhaltungsindustrie und die hitzige<br />
Experimentierfreude dieser Jahre hatten zu<br />
einem Boom geführt, der schrittweise auch<br />
Großer Altsax-<br />
Stylist: Benny Carter<br />
(r.) mit Dizzy Gillespie<br />
(ganz rechts)<br />
die Klangvorstellungen der Orchester, Combos<br />
und Kapellen veränderte. Während in<br />
der New-Orleans-Ära das Saxofon noch eine<br />
untergeordnete Rolle gespielt hatte, begann<br />
es nun langsam, aber stetig an Bedeutung zu<br />
gewinnen.<br />
Es war ein Wechselspiel der Impulse. Einerseits<br />
suchten innovative Bandleader nach<br />
abwechslungsreichen Klangfarben, die das<br />
Nachtleben bereichern und ihr eigenes Profil<br />
stärken sollten. Auf der anderen Seite eröffneten<br />
junge Talente den Orchesterchefs überraschende<br />
Möglichkeiten des Ausdrucks und<br />
beflügelten zu Erweiterungen der musikalischen<br />
Konzepte. In Chicago machte beispielsweise<br />
Frank Trumbauer von sich reden, der<br />
mit dem Trompeter Bix Beiderbecke und dem<br />
damals sehr beliebten C-Melody-Saxofon experimentierte.<br />
New York hatte Institutionen<br />
wie den „Cotton Club«, in dem Duke Ellington<br />
sein Orchester leitete, das sich zu einer<br />
Talentschmiede für Saxofonisten entwickelte.<br />
Der Altist Otto Hardwicke, Harry Carney am<br />
Bariton, von 1928 an aber vor allem Johnny<br />
Hodges prägten den Sound des Ensembles,<br />
das wiederum auf viele weitere Orchester<br />
ausstrahlte.<br />
So ging es in der Swing-Ära zügig voran.<br />
Benny Carter avancierte unter anderem<br />
bei Fletcher Henderson zum ersten Lead-<br />
Altisten der Jazzgeschichte und einem<br />
»<br />
7<br />
plus
»<br />
der wichtigsten Satzführer seiner Zeit.<br />
Er definierte die Rolle der Saxofone im Big-<br />
Band-Zusammenhang neu, indem er den Satz<br />
verselbständigte und dem Instrument eine<br />
eigene, klar konturierte und aus der Solistik<br />
sich herleitende Position im Gefüge zuwies.<br />
Und der Tenorist Coleman Hawkins galt bald<br />
als eigentlicher Erfinder des Saxofonspiels.<br />
Sein sonorer Sound, sein auffallend kraftvoll<br />
schwingendes Vibrato, seine rhapsodierende<br />
Er schrieb nicht nur mit „Body & Soul“ Saxofongeschichte:<br />
Coleman Hawkins (o.)<br />
Unverwüstlicher Gigant: Als Improvisator<br />
setzt Sonny Rollins bis heute Maßstäbe<br />
Grundhaltung beim Solieren, die gewaltige<br />
Dynamik auf der einen Seite und das melodische<br />
Feingefühl beim Balladenspiel auf der<br />
anderen, die harmonisch-strukturelle Übersicht<br />
und gleichzeitig die neugierige Grundhaltung<br />
seiner künstlerischen Persönlichkeit<br />
machten ihn zur Leitfigur des modernen Jazz.<br />
Die Aufnahme von „One Hour«, ebenfalls<br />
bei Fletcher Henderson, zementierte bereits<br />
1929 seinen Ruf. Zum ersten Mal in der Geschichte<br />
dieser Musik spielte ein Saxofonist<br />
ein frei über die Harmoniefolgen fließendes<br />
Solo, ohne die Melodie zu paraphrasieren,<br />
ein Quantensprung des künstlerischen Verständnisses<br />
vom Umgang mit dem Toninventar.<br />
Und mit Lester Young, der Hawkins 1934<br />
bei Henderson ablöste, erschien auch der erste<br />
Meister des Eleganten und Kantablen auf<br />
der Bildfläche. Damit waren die Eckpunkte<br />
bestimmt, von denen aus das Saxofon seinen<br />
fulminanten Siegeszug antreten sollte.<br />
Denn in Charlie Parker und der Tonsprache<br />
des Bebop liefen Mitte der 40er zahlreiche<br />
bereits schwelende Entwicklungen<br />
zusammen und verdichteten sich zu einer<br />
künstlerischen Aussage, die Rebellion und<br />
vorläufige Vollendung gleichermaßen verkörperte.<br />
Parkers verblüffende Virtuosität<br />
und seine trotz allen Kontroversen unübersehbare<br />
Vielseitigkeit setzte allen Diskussionen<br />
über die mangelnde Ausdrucksfähigkeit<br />
des Saxofons ein Ende. Nach 1945 war das<br />
Saxofon im musikalischen Diskurs präsent<br />
und forderte mit künstlerischer Macht seine<br />
bisher vernachlässigte Position auch in der<br />
knospenden Popmusik ein. Die Vorreiterrolle<br />
übernahm ein Tenorist aus Louisiana, der<br />
als einer der Väter des Rhythm & Blues in<br />
die Annalen der Saxofongeschichte einging.<br />
Wo Charlie Parker im Hinblick auf Virtuosität<br />
und Erweiterung des Tonmaterials die<br />
Richtung vorgab, da schuf Illinois Jacquet<br />
den röhrenden, „honkenden“ Sound, der den<br />
Rhythm & Blues sowie den Rock ’n’ Roll bestimmen<br />
sollte.<br />
Jemand wie Big Jay McNeely beispielsweise,<br />
der exaltierteste Honker, der sich<br />
halbstundenlang in Ekstase spielen konnte<br />
und mit reichlich Pyrotechnik auf der Bühne<br />
verrückte Shows mit seinem „Dirty Boogie“<br />
inszenierte, war musikalisch der Erbe Jacquets<br />
auf der Clubbühne, inhaltlich aber auch<br />
Role Model für James Brown ebenso wie Jimi<br />
Hendrix, der als Teenie voller Begeisterung<br />
dessen Shows besucht hatte. Mit den Screams<br />
und Honks ging es mehr und mehr darum,<br />
eine schwarze Stimme zu formulieren, die<br />
mit ihren Übersteuerungen, Verzerrungen<br />
(und erotischen Anspielungen) so originär, so<br />
uneuropäisch und unweiß wie möglich klingen<br />
sollte. Noch vor der Gitarre wurde das<br />
Saxofon zu einem Medium, das den Schrei<br />
nach Freiheit formulieren konnte.<br />
Charlie „Bird“ Parker (links) mit Red Rodney bei einem Gig von Dizzy Gillespie (im Spiegel)<br />
Jazz and more<br />
In der zweiten Hälfte der 50er blickte die Jazzwelt<br />
wiederum vor allem auf einen Newcomer,<br />
der Parkers Leichtigkeit, Lester Youngs<br />
Eleganz und Coleman Hawkins’ satten Ton<br />
mühelos in einen eigenen Personalstil verwandelte.<br />
Sonny Rollins war der Star des<br />
Hardbop, der harmonisch komplexeren und<br />
8<br />
plus
Vielleicht der einflussreichste Saxofonist<br />
von allen: der privat stille John Coltrane<br />
mehr auf Originalität setzenden Fortentwicklung<br />
des Bebop. Ihm folgte John Coltrane, der<br />
mit der Forderung nach gestalterischer, von<br />
den bisherigen Gesetzen unabhängiger Freiheit<br />
kämpfte, die Kollegen wie Ornette Coleman<br />
von 1960 an als mögliche Zukunft der<br />
Musik proklamierten. Er entwickelte neue<br />
Spielweisen, machte mit „My Favorite Things“<br />
das aus der Mode gekommene Sopran als hohes<br />
Pendant zum Tenor wieder populär und<br />
führte in eine Phase der Spiritualität, die<br />
dem Saxofon nahezu mystischen Charakter<br />
verlieh. Coltranes Ton und seine Fähigkeit,<br />
Melodie, Harmonie, Rhythmus, Struktur zu<br />
einem einer freien Ausdrucksweise sehr nahen<br />
Personalstil zu verschmelzen, anstatt sie<br />
zu dekonstruieren, erhob seine Musik zu einem<br />
Maßstab, der nahezu alle Saxofonisten<br />
bis in die 90er Jahre beeinflusste und sogar<br />
Rockstars wie Bono, Jerry Garcia und Carlos<br />
Santana zu seinen Fans werden ließ.<br />
Während sich die Saxofonisten des Jazz<br />
durch ihre immer schwerer verständlichen<br />
Experimente vom großen Publikum entfernten,<br />
entwickelten die Kollegen des boomenden<br />
Soul- und Funk-Segments in Anlehnung<br />
an die Bläsersätze der Swingorchester eine eigene,<br />
effektvolle Klangsprache. Mit der Popularität<br />
des Rhythm & Blues und jungen<br />
»<br />
Von Tubax bis Soprillo – Die Saxofonfamilie<br />
Saxofone werden aus Messing gefertigt, einer Legierung aus Kupfer<br />
und Zink. Ausgangspunkt der Herstellung sind plane Messingbogen, die<br />
zu einem Rohr geformt und mit einem dünnen Lack überzogen werden,<br />
dem goldene Farbe beigemischt wird. In oberen Preisklassen gibt<br />
es außerdem versilberte und vergoldete Saxofone. Darüber hinaus<br />
gibt es vernickelte Instrumente mit glänzend silbrigem Äußeren oder<br />
auch in Schwarz. Das Saxofon besteht aus drei Teilen: dem S-Bogen,<br />
an den das Mundstück angesteckt wird, dem Hauptrohr oder Korpus<br />
mit den Tonlöchern und dem Schallbecher. Es ist konisch aufgebaut,<br />
wird also in Richtung Schallbecher immer dicker. Mittels der Tonlöcher<br />
verändert man die Tonhöhe nach dem gleichen Prinzip wie bei der Blockflöte.<br />
Sind alle Löcher geschlossen, erklingt der tiefste Ton.<br />
Sopranino und Sopransaxofon weich, anpassungsfähig, zugleich<br />
Das Sopransaxofon gibt es in klar und wenn nötig auch prominent.<br />
Von allen Instrumenten<br />
zwei verschiedenen Bauformen.<br />
Bei der Version mit geradem<br />
der Familie kommt das<br />
Korpus wird das Mundstück<br />
Altsaxofon am ehesten<br />
mit dem Korken direkt auf<br />
diesem Ideal nahe. Es<br />
dem Instrument befestigt.<br />
ist der mit Abstand<br />
Die gebogene Form verfügt<br />
vielseitigste Vertreter<br />
auch über einen S-Bogen,<br />
der Familie, wird<br />
der aber wie beim Alt ohne<br />
von klassischen<br />
weitere Schlingen in einem<br />
Musikern ebenso<br />
nicht ganz rechten Winkel in<br />
geschätzt wie von<br />
das Instrument führt.<br />
Spielanfängern, hat<br />
Das Sopranino ist das Instru-<br />
mit Charlie Parker<br />
ment mit den höchsten Lagen der seinen sagenhaften Genius erlebt<br />
gängigen Bauformen. Üblicherweise<br />
wird das Sopranino mit ten noch immer nicht ausgereizt.<br />
und scheint in seinen Möglichkei-<br />
geradem Hals gebaut, wobei der<br />
Schalltrichter nach unten weist. Das Tenorsaxofon<br />
Seltener ist die gebogene Form, Der Klang des Tenorsaxofons<br />
bei der der Schalltrichter wie ist weicher, satter, voluminöser<br />
beim Alt und Tenor nach oben als der des Altsaxofons, wird<br />
weist. Da es auf diese Weise ein<br />
von manchen Musikern<br />
wenig wie ein Spielzeug aussieht,<br />
findet man das gebogene<br />
erotisch, manchmal<br />
und Hörern auch als<br />
Sopranino nicht nur in manchen<br />
gar lasziv empfunden.<br />
Blaskapellen, sondern auch in<br />
In jedem Fall eignet<br />
der Manege bei Zirkusclowns.<br />
es sich hervorragend<br />
für Blues,<br />
Eine weitere Sonderform des<br />
Saxofons ist das gerade einmal<br />
Rock‘n‘Roll,<br />
rund 30 cm lange Soprillo. Es ist<br />
Funk, Soul, Pop<br />
das höchste noch regulär gebaute<br />
und Jazz, wird aber<br />
Instrument der Familie.<br />
aufgrund seiner<br />
Präsenz, Durchsetzungskraft<br />
und<br />
Das Altsaxofon<br />
Als Adolphe Sax das Saxofon Lautstärke kaum im klassischen<br />
erfand, dachte er daran, dass es Ambiente verwendet. Obwohl es<br />
Streichinstrumente in Orchestern deutlich schwerer und größer als<br />
ersetzten könnte. Seine Vorstellung<br />
vom Klang war seiden und ebenfalls gut für Anfänger.<br />
das Altsaxofon ist, eignet es sich<br />
Es<br />
lässt sich vergleichsweise leicht<br />
sauber intonieren, ermöglicht es,<br />
den Ton zu biegen, und hat ein<br />
Ausdrucksspektrum, das von den<br />
sanften, beinahe gehauchten<br />
Balladen eines Ben Webster bis<br />
hin zu den herben, nebelhornartigen<br />
Honks eines Big Jay McNeely<br />
reicht.<br />
Das C-Melody Saxofon<br />
ist eine Sonderform zwischen Alt<br />
und Tenor. Zu einem richtigen<br />
Boom dieses Instruments<br />
kam es im Anschluss an<br />
den Ersten Weltkrieg,<br />
als die Laienmusik das<br />
Saxofon für sich entdeckte.<br />
Während<br />
Profis weiterhin<br />
die üblichen B- und<br />
Es-Instrumente bevorzugten,<br />
empfanden<br />
die Amateure die<br />
C-Varianten als einfacher, da sie<br />
sich sofort mit anderen Instrumenten<br />
kombinieren ließen, ohne<br />
dass man viel Ahnung von Musik<br />
haben musste. Im professionellen<br />
Ambiente gab es neben Frank<br />
Trumbauer nur wenige Musiker,<br />
die sich mit ihm beschäftigten.<br />
Als in den frühen 30ern die<br />
wirtschaftliche Depression dafür<br />
sorgte, dass vielen kleinen Haushalten<br />
das Geld ausging, brach<br />
die Produktion der C-Melody-<br />
Saxofone ein.<br />
Das Baritonsaxofon<br />
Wegen seines wuchtigen und in<br />
tiefen Lagen schnell unscharfen<br />
Klangs wird das<br />
Baritonsaxofon selten<br />
solistisch eingesetzt,<br />
hat aber einen<br />
festen Platz in<br />
Bläsersätzen<br />
von Big Bands, in<br />
klassischen Saxofonquartetten<br />
und in der<br />
Blechblasmusik. Seine<br />
Karriere als eigenständiges<br />
Instrument<br />
begann eher spät, da es<br />
nicht nur unhandlich und schwer,<br />
sondern auch teuer war.<br />
9<br />
plus
»<br />
Soul in den späten 50er Jahren bei gleichzeitigem<br />
Niedergang der klassischen Swing-<br />
Jazz-Orchester wurden mit Studiomusikern<br />
besetzte Bläsersätze für eine wachsende Öffentlichkeit<br />
stilprägend. Bereits 1957 wurde in<br />
Memphis Stax Records gegründet, zu dessen<br />
Künstlerstamm seit Mitte der 60er auch die<br />
Memphis Horns mit Andrew Love am Tenor<br />
und James Mitchell am Bariton zählten. Sie<br />
haben zunächst im Hintergrund von Albert<br />
King und Elvis Presley, seit den 70ern dann<br />
sowohl unter eigenem Namen als auch auf<br />
Alben von den Doobie Brothers über Aretha<br />
Franklin bis Rod Stewart gewirkt. Konkurrenz<br />
für Stax kam 1959 aus Detroit mit der<br />
Plattenfirma Motown, deren neue Stars wie<br />
Stevie Wonder, Marvin Gaye und die Commodores<br />
gerne auf das Saxofon als markante,<br />
soulig schwarze Klangfarbe zurückgriffen.<br />
Seit den 50er Jahren wuchs außerdem<br />
das Interesse zeitgenössisch klassischer und<br />
improvisierender Musiker aneinander. Jeder<br />
erhoffte sich etwas von der Welt des anderen,<br />
Abstraktion und zunehmende Verschlüsselung<br />
standen der Vitalisierung, dem Spontanen<br />
gegenüber. Nachdem serielle, elektronische<br />
Musik und musique concrète wenig<br />
mit dem zur Expressivität neigenden Saxofon<br />
hatten anfangen können und Versuche des<br />
Third Stream neben Klassik und Jazz eher<br />
wie Bebop im Frack geklungen hatten, änderte<br />
sich die Situation mit dem freien Spiel.<br />
Tatsächlich war auch in der Klassik die<br />
Skepsis dem einstigen Newcomer gegenüber<br />
geschwunden. Pierre Boulez und Luciano<br />
Berio setzten es längst im Orchesterkontext<br />
ein. Darüber hinaus schrieben seit den 70ern<br />
Komponisten wie Ryo Noda, Pierre-Max Dubois,<br />
Eckart Beinke und Jean-Marie Londeix<br />
Intellektuell: Anthony Braxton<br />
(o.) fordert viel von den Hörern<br />
So feurig wie verlässlich: die<br />
Memphis Horns (li.) liefern seit<br />
40 Jahren funky Präzision<br />
zunehmend Stücke für Solo-Saxofon. Grenzgänger<br />
wie Anthony Braxton überschritten<br />
bewusst die Demarkationslinien zwischen<br />
Improvisation und Komposition, zumal nach<br />
dem Befreiungsschlag der Free-Jahre Neues<br />
vor allem auf dem Gebiet des Klangs und<br />
der Tonorganisation zu erwarten war. Nahm<br />
Coleman Hawkins mit „Picasso“ 1947 das erste<br />
Stück für unbegleitetes Saxofon auf, so war<br />
Braxtons „For Alto“ 1968 das erste komplette<br />
Album, das ohne ein anderes Instrument<br />
auskam.<br />
Für die junge klassische Szene wichtig<br />
wurden die Kreise um Jean-Marie Londeix<br />
an der Universität in Bordeaux und um Larry<br />
Teal und Donald Sinta an der Universität von<br />
Michigan. Londeix hat als herausragender<br />
Solist das klassische Saxofon der Avantgarde<br />
geöffnet und ist außerdem einer der führenden<br />
Historiker seines Fachs. Donald Sinta hat<br />
nach einer Verbindung der Klangideale von<br />
Rascher und Mule gesucht und diese Vorstellung<br />
an zahlreiche amerikanische Studenten<br />
weitergegeben. Außerdem gehört er zu den<br />
Initiatoren des seit 1969 in der Regel alle drei<br />
Jahre stattfindenden World Saxophone Congress,<br />
bei dem sich im Schnitt rund 1.000<br />
Musiker, Lehrer, Komponisten und Instrumentenbauer<br />
um die Förderung und Fortentwicklung<br />
des Instruments kümmern<br />
und in dessen Rahmen zahlreiche<br />
Uraufführungen neuer<br />
Saxofonwerke stattfinden. Dabei<br />
ist inzwischen nicht mehr<br />
die Fülle des Repertoires das<br />
Problem. Jean-Marie Londeix<br />
hat für die Jahre zwischen 1844<br />
und 1969 rund 3.000 Kompositionen<br />
für Saxofon aufgelistet.<br />
Insgesamt gehen Schätzungen bis zum Jahr<br />
2000 von mehr als 11.000 Kompositionen und<br />
Transkriptionen aus, die dem Saxofon eine<br />
zentrale oder solistische Rolle zuweisen, Tendenz<br />
steigend.<br />
Ein Paradies mit Anspruch<br />
Auf der einen Seite haben es Saxofonisten<br />
heute also besser denn je. Nie zuvor in der<br />
Geschichte der Musik war die Ausbildungssituation<br />
ähnlich kommod. Allein in Deutschland<br />
kann man im Jahr 2010 an 18 Hochschulen<br />
Jazzsaxofon studieren. Im Jahr 2003<br />
wurde außerdem Daniel Gauthier auf den<br />
hierzulande ersten Lehrstuhl für klassisches<br />
Saxofon in Köln berufen. Die Preise für Einsteigerinstrumente<br />
sind gefallen, Repertoire<br />
in allen Stilsparten ist ausgiebig vorhanden.<br />
Die grundlegenden Legitimationskämpfe<br />
des Instruments sind ausgefochten, selbst als<br />
Männerdomäne taugt es nicht mehr, seit sich<br />
Saxofonistinnen wie Barbara Thompson,<br />
Candy Dulfer und in der nächsten Generation<br />
Angelika Niescier und Kathrin Lemke<br />
bewährt haben.<br />
Andererseits bedeuten die wachsende<br />
nationale und globale Konkurrenz, die weltweit<br />
gestiegene spieltechnische Kompetenz<br />
und die stilistische Offenheit nach nahezu<br />
allen Seiten hin bei gleichzeitig schrumpfendem<br />
Tonträgermarkt und anhaltendem<br />
Clubsterben, dass es mehr denn je für einen<br />
Musiker darauf ankommt, seinen persönlichen<br />
Sound oder seine spezielle Nische zu<br />
finden. Genau genommen steht das Saxofon<br />
damit noch immer relativ am Anfang seiner<br />
Möglichkeiten.<br />
das buch<br />
„Portrait Saxofon“<br />
Faszinierend und schillernd ist die Geschichte des<br />
Saxofons, seiner Musik und seiner Interpreten.<br />
Im Bärenreiter Verlag erschien vor wenigen<br />
Wochen mit „Portait Saxofon: Kultur, Praxis,<br />
Repertoire, Interpreten“ (170 Seiten,<br />
kartoniert) eine lesenswerte und umfassende<br />
Darstellung dieses wichtigen Instruments<br />
des 20. Jahrhunderts. Für SONO<br />
fasste der Autor Ralf Dombrowski in<br />
dieser Retrospektive einige Kernpunkte<br />
der Monografie als Konzentrat und Vorgeschmack<br />
zusammen.<br />
Fotos: Getty, Marcello<br />
10<br />
plus
Sax-Hörfutter<br />
Ralf Dombrowski sichtet das CD-Angebot<br />
zum Thema – nicht nur im Jazz!<br />
Noch Jahrzehnte nach Charlie<br />
Parkers Tod fand man in New<br />
York Graffiti mit der Aufschrift<br />
„Bird Lives“. Der Saxofonist und<br />
Bebop-Heroe hatte eine derart<br />
markante Spur in der Musikgeschichte<br />
hinterlassen, dass manche<br />
Fans nicht wahrhaben wollten,<br />
dass er bereits 1955 im Alter<br />
von 35 Jahren gestorben war.<br />
„Bird“ war zum Mythos geworden<br />
und das auch, weil seine Musik<br />
einen gestalterischen Quantensprung<br />
darstellte, wie vor ihm<br />
schon bei Coleman Hawkins und<br />
nach ihm bei Sonny Rollins, John<br />
Coltrane und Ornette Coleman.<br />
Die Geschichte des Saxofons ist<br />
bis in die 60er Jahre hinein ein<br />
Netzwerk von Personalstilen, an<br />
dessen Knotenpunkten einzelne<br />
Koryphäen vor allem aus dem<br />
Jazzumfeld die Entwicklungen<br />
bestimmten – zur Orientierung<br />
daher einige kommentierte Hörtipps,<br />
von denen aus sich Vergangenheit,<br />
Gegenwart und ein<br />
wenig auch die Zukunft des Instruments<br />
erschließen lassen.<br />
Klassiker<br />
Coleman Hawkins<br />
„Body & Soul“<br />
Aufgenommen wurde am 11. Oktober<br />
1939, auf dem Plan standen<br />
zunächst drei Stücke. Dann aber<br />
fehlte noch ein Song, um die damals<br />
üblichen Vierergruppen<br />
von Aufnahmesessions voll zu<br />
machen. Coleman Hawkins<br />
wählte einen Schlager aus, ein<br />
harmonisch auf den ersten Blick<br />
ungelenkes Stück namens „Body<br />
And Soul“ – es wurde nur einmal<br />
eingespielt, es lief flüssig, und so<br />
war man im Großen und Ganzen<br />
zufrieden. Coleman Hawkins<br />
maß dem Take keine besondere<br />
Bedeutung zu und stellte erst<br />
später fest, was ihm gelungen<br />
war. Denn „Body And Soul“ war<br />
ein Meisterwerk, das für das<br />
stand, was der Tenorsaxofonist<br />
bislang repräsentierte: Inspiration<br />
und Eigensinn, melodische<br />
Finesse und Freiheit, in sich logische<br />
Gestaltung und betörenden,<br />
großen Sound. Die Aufnahme<br />
wurde zu einem Meisterstück<br />
der Übergangszeit vom vergleichsweise<br />
streng geregelten<br />
Swing zum solistisch freier und<br />
impulsiver agierenden Bebop,<br />
darüber hinaus ein Prüfstein für<br />
die balladenhafte Ausdrucksfähigkeit<br />
und ist nach dem Schellack-Original<br />
vielfach in Compilations<br />
wieder aufgelegt worden,<br />
etwa mit der Sammlung „Body &<br />
Soul“ (Victor Jazz BMG)<br />
Charlie Parker<br />
„Ornithology“<br />
Genau genommen könnte man<br />
fast jede Aufnahme von Charlie<br />
Parker aus den Jahren 1945 bis<br />
1947 als Beispiel für die Revolution<br />
heranziehen, die der Saxofonist<br />
im New York des musikalischen<br />
Paradigmenwechsels<br />
vom Swing zum Bebop anzettelte.<br />
Ein echter Meilenstein aber<br />
war vor allem „Ornithology“ von<br />
1946, dessen elegant verspieltes<br />
Thema sich derart intensiv im<br />
kollektiven Klanggedächtnis der<br />
Ära einbrannte, dass es quasi als<br />
Paradebeispiel für Charlie Parkers<br />
Gestaltungskunst stehen<br />
kann. Da sich Charlie Parker<br />
nicht um die Vermarktung seiner<br />
Aufnahmen kümmerte, sind<br />
die Stücke inzwischen in zahllosen<br />
Compilations erhältlich.<br />
Sonny Rollins<br />
„Way Out West“<br />
Es ist die wahrscheinlich witzigste,<br />
in jedem Fall die ironischste<br />
Platte, die Sonny Rollins in seiner<br />
Sturm-und-Drang-Zeit gemacht<br />
hat. „Way Out West“ (Original<br />
Jazz Classics) zeigt den Tenoristen<br />
auf dem Cover als Cowboy-<br />
Parodisten, und auch Songs<br />
wie „I’m An Old Cowhand“ gehen<br />
durchaus als Humor durch.<br />
Musikalisch jedoch ist „Way Out<br />
West“ auf dem Punkt. Es ist das<br />
erste Album von Sonny Rollins<br />
ohne Harmonieinstrument, nur<br />
im Trio mit Ray Brown am Bass<br />
und Drummer Shelly Manne.<br />
Aufgenommen in den frühen<br />
Morgenstunden des 7. März 1957<br />
in Los Angeles zelebriert der<br />
Bandleader bei seinem Ausflug<br />
an die Westküste Hardbop-fundierte<br />
Coolness und genehmigt<br />
sich zugleich ausführliche improvisatorische<br />
Exkurse.<br />
Ornette Coleman<br />
„The Shape Of Jazz<br />
To Come“<br />
Das Motto der Ära gab wenig<br />
später „Free Jazz“ (1960)<br />
aus. Auf „The Shape Of Jazz To<br />
Come“ (1959, Atlantic) aber war<br />
bereits formuliert, was an musikalischer<br />
Neuerung ins Haus<br />
stand. Es war das erste Album,<br />
das Ornette Coleman für Atlantic<br />
aufnahm, das erste auch mit<br />
seinem klassischen Quartett mit<br />
Trompeter Don Cherry als Alter<br />
Ego und Charlie Haden und Billy<br />
Higgins an Bass und Schlagzeug.<br />
Es experimentierte bereits<br />
nachhaltig mit der Auflösung der<br />
bisher dominierenden Songform<br />
und enthielt mit dem betörenden<br />
Rubato-Stück „Lonely Woman“<br />
eine der bekanntesten Coleman-<br />
Kompositionen überhaupt. Kurz:<br />
Es ist ein Eckpfeiler, auf dem die<br />
Entwicklung der folgenden Jahre<br />
aufbaut und im Unterschied zu<br />
dem manifestartigen „Free Jazz“<br />
auch nach Jahrzehnten noch genussvoll<br />
zu hören.<br />
John Coltrane<br />
„A Love Supreme“<br />
Es ist das Monument des Instruments.<br />
„A Love Supreme“ konkurriert<br />
nicht nur seit Jahrzehnten<br />
mit Miles Davis’ „Kind Of<br />
Blue“ (1959) um das Siegerpodest<br />
des besten Jazzalbums aller<br />
Zeiten. Es markiert auch John<br />
Coltranes spirituellen Griff zu<br />
den Sternen, angelegt als hymnisches<br />
musikalisches Gebet. „A<br />
Love Supreme“ (Impulse/Universal)<br />
ist eine vierteilige Suite, aufgenommen<br />
am 9.Dezember 1964.<br />
Im Unterschied zu den einzelnen<br />
Kompositionen des Vorgängeralbums<br />
ist es ein in sich zusammenhängendes<br />
Werk, das ebenso<br />
intuitiv wie systematisch mit den<br />
Möglichkeiten von Steigerung<br />
und Rücknahme, Intensität und<br />
Entspannung arbeitet. Es ist ein<br />
Konzeptalbum, das auf jahrelanger<br />
bewusster, beiläufiger Vorbereitung<br />
mit dem klassischen<br />
Coltrane-Quartett mit McCoy<br />
Tyner am Klavier, Jimmy Garrison<br />
am Bass und Elvin Jones am<br />
Schlagzeug aufbauen konnte. Und<br />
es wurde eine Aufnahme, die genre-<br />
und gattungsübergreifend die<br />
Vorstellung der Ausdruckskraft<br />
des Saxofons neu definierte. »<br />
11<br />
plus
Wayne Shorter<br />
„Native Dancer“<br />
Für seinen Einstand 1975 als<br />
Leader bei der Plattenfirma CBS<br />
hatte der über das Miles-Davis-<br />
Quintett und die Fusion-Combo<br />
Weather Report bekannt gewordene<br />
Wayne Shorter Neues im<br />
Sinn. „Native Dancer“ (Columbia)<br />
sollte seine Begeisterung für<br />
die gerade im Wachstum befindliche<br />
Música Popular Brasileira<br />
ausdrücken, dabei die jazzrockigen,<br />
modernen Wurzeln integrieren<br />
und zugleich klangkulturell<br />
so wenig dominant wie möglich<br />
sein. Damit das gelingen konnte,<br />
lud er alte Weggefährten wie<br />
den Pianisten Herbie Hancock<br />
und den Perkussionisten Airto<br />
Moreira zur Session und gab<br />
vor allem dem jungen Sänger,<br />
Gitarristen und Komponisten<br />
Milton Nascimento viel Raum.<br />
Das Resultat klang jazzfundiert<br />
mondän, und es unterschied sich<br />
deutlich von den Samba- und<br />
Bossa-Klischees, aber auch von<br />
südamerikanischen Stiladaptionen<br />
nach Art der damaligen<br />
Supergruppe Return To Forever<br />
und knüpfte zugleich an deren<br />
Arbeit an.<br />
Michael Brecker<br />
„Tales From The Hudson“<br />
Michael Brecker gehörte zu der<br />
Generation danach. Die Revolutionen<br />
waren bereits gelaufen,<br />
als der Tenorist aus Philadelphia<br />
sich in den 70ern seinen Namen<br />
in der New Yorker Studioszene<br />
machte. Formal war der Musik<br />
kaum noch etwas hinzuzufügen,<br />
dafür aber etablierte er einen eigenen,<br />
soulgetönten Sound, der<br />
neben dem Quietschton von David<br />
Sanborn prägend für die 80er<br />
und 90er Jahre wurde. Bands<br />
Chris<br />
Potter<br />
wie die Brecker Brothers und<br />
Steps Ahead verfeinerten das<br />
Fusion-Idiom, und mit „Tales<br />
From The Hudson“ (1996, GRP/<br />
Impulse) erwies Michael Brecker<br />
sich auch als pointierter Gestalter<br />
des anspruchsvollen Modern<br />
Mainstream. Als Band hatte er<br />
mit Pat Metheny (g), McCoyTyner<br />
(p), Joey Calderazzo (p), Dave<br />
Holland (b), Jack DeJohnette (dr)<br />
und Don Alias (perc) die Crème<br />
der Szene an seiner Seite.<br />
Jan Garbarek<br />
„Folk Songs“<br />
Die Saxofonstimme Europas<br />
war zunächst laut. Peter Brötzmann<br />
war als Berserker in die<br />
Free-Szene gefahren und hatte<br />
mit Energieausbrüchen Zeichen<br />
gesetzt. Sein norwegischer Kollege<br />
Jan Garbarek ging anfangs<br />
ebenfalls freie Wege, lenkte dann<br />
aber melodisch ein. „Folk Songs“<br />
(1979, ECM) war ein programmatisches<br />
Trioalbum, das die<br />
Suche nach einer neuen Identität<br />
schon im Titel hatte. Neben<br />
Garbarek hörte man den brasilianischen<br />
Gitarristen Egberto<br />
Gismonti und den bei Ornette<br />
Coleman sozialisierten Bassisten<br />
Charlie Haden. Heraus kam<br />
eine Mischung, die den vokalnahen<br />
und elegischen Sound vor<br />
allem des Sopransaxofons mit<br />
der melodisch mäandrierenden,<br />
rhythmisch subtilen Gitarre und<br />
einem gelassen sonoren Bass<br />
kombinierte.<br />
Alexander Glasunow<br />
„Konzert für Altsaxofon<br />
und Streichorchester<br />
op. 109“ (1934)<br />
Im Unterschied zum Jazz fallen<br />
in der Klassik Komposition und<br />
Interpretation selten zusammen.<br />
Aber auch hier gab es prägende<br />
Werke, die die Vorstellung der<br />
Darstellung nachhaltig bestimmt<br />
haben, wie Alexander Glasunows<br />
Saxofonkonzert. Der in St.<br />
Petersburg geborene, im Alter<br />
in Paris lebende Spätromantiker<br />
schrieb zwei Konzertstücke<br />
für Saxofon, und beide entstanden<br />
in seinen letzten Lebensjahren.<br />
Angeregt von Sigurd<br />
Rascher schrieb er das „Konzert<br />
für Altsaxofon und Streichorchester<br />
op. 109“ ganz unter dem<br />
Eindruck des jungen Virtuosen,<br />
ein schwärmerisches Opus, das<br />
sich aufgrund seiner angenehmen<br />
Klanggestalt schnell zum<br />
Standard des klassischen Repertoires<br />
entwickelte. Interpretationen<br />
gibt es viele, etwa von John<br />
Harle, begleitet von der Academy<br />
Of St. Martin In The Fields unter<br />
der Leitung von Sir Neville Marriner,<br />
der Klassiker des Genres<br />
von Glasunow über Debussy und<br />
Ibert bis Villa-Lobos auf einer<br />
CD zusammenfasst (Saxophone<br />
Concertos, 2005).<br />
Schmankerl<br />
Roland Kirk „Domino“<br />
Roland Kirk war ein typischer<br />
Musician’s Musician, von Kollegen<br />
verehrt, aber vom Publikum<br />
nicht in der Weise anerkannt, wie<br />
er es verdient hätte. Seit seinem<br />
zweiten Lebensjahr blind, hatte<br />
er Trompete, dann Klarinette<br />
und Saxofon gelernt und seitdem<br />
andere ungewöhnliche Instrumente<br />
wie Nasenflöte, Man -<br />
zello, Whistle, Stritch ausprobiert.<br />
Ein Freak, den man in New York<br />
an der Straßenecke treffen konnte,<br />
mit drei Saxofonen gleichzeitig<br />
im Mund seinen eigenen Bläsersatz<br />
übend. „Domino“ (Verve)<br />
entstand 1962, ein Quartettalbum<br />
mit verschiedenen Besetzungen,<br />
das vom Jazz-Walzer über Funk-<br />
Bop bis zur Flötenballade in repräsentativer<br />
Form die Facetten<br />
seiner Stil- und Instrumentalexperimente<br />
abbildet.<br />
Four Brothers<br />
„... Together Again!“<br />
Die Four Brothers sind die Mutter<br />
aller Bläsersätze. Die Originalbesetzung<br />
bestand aus den<br />
vier Tenoristen Stan Getz, Zoot<br />
Sims, Jimmy Giuffre und Herbie<br />
Stewart, die Woody Herman 1947<br />
geschlossen für sein Orchester<br />
Second Herd engagierte. Giuffre<br />
stieg bald aus, wurde von dem<br />
Bariton Serge Chaloff ersetzt,<br />
und damit war der typische<br />
„Four-Brothers-Sound“ kreiert,<br />
der die Energie des Bebop auf<br />
die Kraft des Bläsersatzes übertrug<br />
und zu einem viel kopierten<br />
Vorbild effektiven Arrangierens<br />
wurde. Anno 1957 wurde in New<br />
York – nun mit Al Cohn statt<br />
Stan Getz – die LP „... Together<br />
Again!“ (RCA Victor/BMG) aufgenommen,<br />
die mit viel Verve<br />
das Prinzip noch einmal auf den<br />
Punkt bringt, einschließlich des<br />
Erkennungsstücks des Ensembles<br />
„Four Brothers“ in schmissig<br />
mitreißender Version.<br />
Heinz<br />
Sauer<br />
12<br />
plus
Gerry Mulligan Quartet<br />
with Chet Baker<br />
„Giants Of Jazz“<br />
Der Baritonsaxofonist Gerry<br />
Mulligan war in der Hoffnung<br />
auf Arbeit von New York nach<br />
Los Angeles getrampt und hatte<br />
beim Jammen den Milchbart<br />
Chet Baker kennen gelernt, ein<br />
Naturtalent an der Trompete, der<br />
keine Ahnung von Noten, aber<br />
viel Intuition hatte. Sie spielten<br />
ein paar Auftritte, aus Platzgründen<br />
im Quartett ohne Harmonieinstrument,<br />
und trafen damit den<br />
Sound der Zeit. Am 16.August<br />
1952 gingen sie zum ersten Mal<br />
für das noch junge Label Pacific<br />
Jazz ins Studio, bis Mitte 1953 entstanden<br />
weitere Aufnahmen, die<br />
sich wie „Lullaby Of The Leaves“,<br />
„Line For Lyons“ und „My Funny<br />
Valentine“ zu Hits der Cool-Ära<br />
entwickelten und seitdem als<br />
Klassiker des West Coast Jazz<br />
gelten. Sie sind in zahlreichen<br />
Editionen zusammengefasst, sogar<br />
in Budget-Ausgaben wie in<br />
der Reihe Giants Of Jazz (Giants<br />
Of Jazz CD).<br />
Grover Washington Jr<br />
„Winelight“<br />
Puristen schüttelten den Kopf.<br />
Aber sie konnten nicht verhindern,<br />
dass Winelight eines der<br />
erfolgreichsten Jazz-Alben der<br />
achtziger Jahre wurden. Es bekam<br />
zwei Grammys verliehen,<br />
verkaufte sich mehr als eine Million<br />
Mal, nicht zuletzt wegen Bill<br />
Whiters’ Gastauftritt in „Just The<br />
Two Of Us“. Tatsächlich ist Winelight<br />
(1980, Warner Jazz) das<br />
Flaggschiff der Smooth-Sparte,<br />
das aber aufgrund einer herausragenden<br />
Band unter anderem<br />
mit Marcus Miller am Bass und<br />
Steve Gadd am Schlagzeug nicht<br />
ins Seichte abglitt. Und natürlich<br />
war es auch Grover Washington<br />
Jr. selbst, der Sopran-Spezialist<br />
aus Buffalo, New York mit geschmeidigen<br />
und eloquenten<br />
Linien.<br />
Sauer/Wollny/Kühn<br />
„If (Blue) Then (Blue)“<br />
Obwohl der Saxofonist aus Merseburg<br />
Heinz Sauer schon in den<br />
Sechzigern als Saxofonist bei Albert<br />
Mangelsdorff auf sich aufmerksam<br />
machte, wurde er erst<br />
während des vergangenen Jahrzehntes<br />
richtig entdeckt. Dazu<br />
trug vor allem das Duo mit Michael<br />
Wollny bei, dem versponnenen<br />
Klavierexzentriker, der<br />
sein Enkel sein könnte. Auf „If<br />
(Blue) Then (Blue)“ (ACT) stieß<br />
nun anno 2009 noch Joachim<br />
Kühn zum Team, ebenfalls einem<br />
Klavier-Freak mit markant<br />
irisierendem, irrlichterndem<br />
Stil. Sechzehn Miniaturen wurden<br />
aufgenommen, dialogische,<br />
skizzenhaft Pretiosen von selten<br />
mehr als drei Minuten Länge.<br />
Kühn und Wollny wechseln<br />
sich am Klavier ab, Sauers Linien,<br />
Bögen und Salven schweben<br />
darüber, verstockt manchmal,<br />
rhapsodisch, aber auch lyrisch<br />
und versöhnlich. Großes musikalisches<br />
Erzählkino in kleinen,<br />
persönlichen Episoden.<br />
Perspektiven<br />
Chris Potter „Gratitude“<br />
„Als ich mit dem Saxofon anfing,<br />
ging es viel um Johnny Hodges,<br />
Paul Gonsalves und die ganzen<br />
Cracks der Duke Ellington Band.<br />
Damals war ich elf Jahre alt.<br />
Dann machte ich weiter mit Charlie<br />
Parker und so bin ich meinen<br />
Weg durch die Jazzgeschichte gegangen“.<br />
Gelandet ist Chris Potter<br />
an der Spitze des modernen<br />
Saxofonspiels, ein Virtuose mit<br />
profunder Musikalität. „Gratitude“<br />
(Verve) ist seine Verbeugung<br />
vor den Meistern der Geschichte<br />
von John Coltrane bis Joe Henderson.<br />
Branford Marsalis<br />
„Metamorphosen“<br />
„Mein Tourmanager rief mich an<br />
und meinte, er brauche wieder<br />
neues Material, denn es wären<br />
schon zwei Jahre vergangenen seit<br />
dem letzten Album. Also tourten<br />
wird zwei Wochen, mieteten ein<br />
Studio und haben aufgenommen.<br />
Zum Glück hatte die Band<br />
genügend neue Songs geschrieben,<br />
dass daraus auch etwas<br />
wurde. Und einiges ist auch von<br />
mir. ‚Jabberwocky‘ zum Beispiel<br />
bezieht sich auf ein Gedicht von<br />
Lewis Carroll, in dem die ganze<br />
Welt auf dem Kopf steht. Nichts<br />
passt zusammen. Ich mag Songs,<br />
die sich nicht an die Regeln halten,<br />
und daher passte in diesem<br />
Fall der Titel perfekt. Denn das<br />
Stück ist ein ziemliches Durcheinander“.<br />
Und das Album „Metamorphosen“<br />
(2009, Marsalis<br />
Music) eines der konsequentesten<br />
des amerikanischen Modern<br />
Traditionalism. Spieltechnisch<br />
kann kaum ein anderes Quartett<br />
Branford Marsalis und den Seinen<br />
das Wasser reichen.<br />
Branford<br />
Marsalis<br />
Rudresh Mahantappa<br />
& Bunky Green „Apex“<br />
Rudresh Mahanthappa, indischstämmiger<br />
Nicht-Mehr-Ganz-<br />
Jungstar am Alt-Saxofon trifft<br />
auf den Kollegen Bunky Green<br />
aus Chicago, holt sich Jason Moran<br />
in die Band, einen Pianisten<br />
mit Mut zu kantigen Kommentaren,<br />
den Saitenderwisch<br />
François Moutin am Bass und<br />
abwechselnd die Drummer Damion<br />
Reid und Jack DeJohnette.<br />
Das Resultat klingt virtuos modern,<br />
denn der Newcomer und<br />
seine Alter Ego verknüpfen geschickt<br />
die Motivwelten von modernem<br />
Jazz und fernöstlicher<br />
Tönung mit einem deutlichen<br />
Schwerpunkt auf dem gepflegten<br />
Modern Sound der East Coast.<br />
Heraus kommt eine Sammlung<br />
eloquenter Bandgespräche mit<br />
dem Titel „Apex“ (PI Recordings<br />
), sperrig zuweilen, aber mit viel<br />
kreativer Substanz.<br />
Angelika Niescier<br />
„Sublim III“<br />
Angelika Nescier hat ihren eigenen<br />
Kopf. Die Saxofonistin aus<br />
Stettin und Echo Jazz Preisträgerin<br />
entwirft ihre Idee von modernem<br />
Jazz, indem sie möglichst<br />
detailliert mit Farben und komplexen<br />
Abläufen, Kontrasten und<br />
klangdramaturgischen Gewichtungen<br />
arbeitet. Dabei erweist<br />
sich ihr klarer, kraftvoller Sound<br />
und ihre Phrasierung von den feinen<br />
Momenten bis zu den Tonsalven<br />
kontrollierter musikalischer<br />
Ekstasen als vielfältig wandelbar.<br />
„Sublim III“ (2009, Enja) präsentiert<br />
sie im Quartett unter anderem<br />
mit Pianist Florian Weber als<br />
präzise Strukturdenkerin, deren<br />
Musik systematisch die Felder<br />
moderner Ausdrucksformen abtastet.<br />
Anspruchsvoller Stoff.<br />
13<br />
plus
sono-portfolio „Kathedralen der klänge“ (3)<br />
Vornehme Nachbarschaft:<br />
das Konzerthaus liegt<br />
in South Kensington<br />
Royal Albert<br />
Hall, London<br />
Rund um die Halle zeigt ein<br />
mosaik-artiges Fresko den<br />
„Triumph der Künste und<br />
Wissenschaften“ (links)<br />
Die Beatles haben sie in „A DayIn The Life“ besungen,<br />
für die betuchten Jünger von Eric Clapton ist<br />
sie eine Art jährlich zu besuchender Pilgerstätte<br />
(der Gitarrist hat bis heute mehr als 150 Konzerte in ihr<br />
gegeben), doch für die meisten Briten ist sie vor allem der<br />
Schauplatz der seit 1941 stattfindenden „Summer Proms“,<br />
der sommerlichen Klassikkonzerte der BBC.<br />
Queen Victoria hat die heute rund 5500 Besucher<br />
fassende Halle mit dem elliptischen Grundriss im März<br />
1871 eröffnet und nach ihrem Gatten Prince Albert taufen<br />
lassen (eigentlich sollte das Bauwerk „The Central Hall<br />
Of Arts And Sciences“ heißen). Die Baumeister Captain<br />
Frances Fowke und Major-General Henry Y.D. Scott<br />
liessen sich bei ihrem Entwurf sowohl von antiken Amphitheatern<br />
als auch von den Bauwerken des Deutschen<br />
Gottfried Semper inspirieren. Außen wie innen wurden<br />
an ihrem Werk bis heute nur dezente (vornehmlich den<br />
technischen Anforderungen moderner Veranstaltungen<br />
geschuldete) Modifikationen vorgenommen.<br />
Gut gebucht: rund 350 Mal<br />
im Jahr füllen Konzerte,<br />
Oper, Ballett, Awardshows<br />
u.ä. den Bau mit Leben<br />
14<br />
plus
Neuheiten Pop & rock<br />
Foto: Martin Huch<br />
CD-Veröffentlichungsübersichten<br />
aus Pop &<br />
Rock, Jazz, World & Co.<br />
und Klassik finden<br />
Sie wöchentlich aktualisiert<br />
unter<br />
sonomagazin.de<br />
A<br />
... And You Will<br />
Know Us By The<br />
Trail Of Dead<br />
„Tao Of The Dead“<br />
(29.01.)<br />
Adele „21“ (08.01.)<br />
Anne Haigis<br />
„Wanderlust“ (29.01.)<br />
b<br />
Barclay James<br />
Harvest „Once<br />
Again (40th Anniversary<br />
Edition)“<br />
(22.01.)<br />
Bart Davenport<br />
„Searching For Bart<br />
Davenport“ (08.01.)<br />
Beatsteaks<br />
„Boombox“ (22.01.)<br />
Black Sabbath<br />
„Dehumanizer (Deluxe<br />
Edition)“ (29.01.)<br />
Bluekilla „Never Was<br />
A Ska Band“ (26.02.)<br />
Bonfire „Branded“<br />
(08.01.)<br />
Boy George „Ordinary<br />
Alien (Digipack<br />
Edition)“ (22.01.)<br />
c<br />
Ciara „Basic Instinct“<br />
(04.12.)<br />
Cold War Kids „Mine<br />
Is Yours“ (08.01.)<br />
Convertible<br />
„ALH84001“ (18.12.)<br />
d<br />
David Hasselhoff<br />
„A Real Good Feeling“<br />
(08.01.)<br />
David Lynch „Good<br />
Day Today“ (22.01.)<br />
Decemberists „The<br />
King Is Dead“ (01.01.)<br />
Diverse Interpreten<br />
„Kokowääh“ (Soundtrack)<br />
(29.01.)<br />
Dover „I Ka Kene“<br />
(04.12.)<br />
e<br />
Erik & Me<br />
„Versteck“ (01.01.)<br />
Esben & The Witch<br />
„Violet Cries“ (22.01.)<br />
Eva Cassidy<br />
„Simply Eva“ (29.01.)<br />
f<br />
Faust<br />
„Something Dirty“<br />
(22.01.)<br />
Filter<br />
„The Trouble With<br />
Angels“ (01.01.)<br />
Herr Kunze nutzt „Die Gunst der Stunde“<br />
Fujiya & Miyagi<br />
„Ventriloquizzing“<br />
(22.01.)<br />
Funeral Party<br />
„Golden Age Of<br />
Knowhere“ (08.01.)<br />
g<br />
Gang Of Four<br />
„Content“ (22.01.)<br />
George Michael<br />
„Faith“ (Remastered)<br />
(22.01.)<br />
Gregg Allman<br />
„Low Country Blues“<br />
(22.01.)<br />
Gregorian<br />
„Best Of 1990–2010“<br />
(22.01.)<br />
Gregory Isaacs<br />
„One Man Against<br />
The World – The Best<br />
Of“ (29.01.)<br />
Gretchen Peters<br />
„Circus Girl – The Best<br />
Of“ (29.01.)<br />
h<br />
Heidi Spencer<br />
„Under Streetlight<br />
Glow“ (22.01.)<br />
Heinz Rudolf<br />
Kunze „Die Gunst<br />
der Stunde“ (08.01.)<br />
Hercules & Love<br />
Affair „Blue Songs“<br />
(22.01.)<br />
Hot Chocolate<br />
„Box Selection<br />
(1974–1983)“ (22.01.)<br />
Hot Club De Paris<br />
„Free The Pterodactyl<br />
3“ (29.01.)<br />
How To Dress<br />
Well „Love Remains“<br />
(22.01.)<br />
i<br />
Iron & Wine<br />
„Kiss Each Other<br />
Clean“ (08.01.)<br />
Isolee<br />
„Well Spent Youth“<br />
(22.01.)<br />
j<br />
Jack Bruce<br />
„Live At The Milkyway“<br />
(29.01.)<br />
Jamie Foxx<br />
„Best Night Of My Life“<br />
(11.12.)<br />
Jay-Z<br />
„All Black Everything“<br />
(29.01.)<br />
Unglaublich,aber wahr: David „The Hoff“ Hasselhoff is back!<br />
Joan As A Police<br />
Woman „The Deep<br />
Field“ (08.01.)<br />
Johannes Oerding<br />
„Boxer“ (22.01.)<br />
k<br />
Kaizers Orchestra<br />
„Violeta Violeta Vol.1“<br />
(22.01.)<br />
Keyshia Cole<br />
„Calling All Hearts“<br />
(25.12.)<br />
l<br />
Ludacris „Doing<br />
Units“ (18.12.)<br />
m<br />
M. Walking On The<br />
Water „Flowers<br />
Of The Departed“<br />
(22.01.)<br />
Marianne Faithfull<br />
„Horses And High<br />
Heels“ (22.01.)<br />
Matthew Friedberger<br />
„Napoleonette“<br />
(22.01.)<br />
Michael Jackson<br />
„Michael“ (04.12.10)<br />
n<br />
Neogene „Hunting“<br />
(29.01.)<br />
p<br />
Pat Appleton<br />
„Mittendrin“ (22.01.)<br />
Patty Moon „Mimi<br />
And Me“ (22.01.)<br />
Peter Finger „Flow“<br />
(08.01.)<br />
Plan B „The Defamation<br />
Of Strickland<br />
Banks“ (04.12.)<br />
q<br />
Quicksand feat.<br />
Pit Baumgartner<br />
& Sandie Wollasch<br />
„Economic Poetry“<br />
(22.01.)<br />
r<br />
R. Kelly<br />
„Love Letter“<br />
(11.12.)<br />
Robin Trower „At<br />
The BBC 1973-1975“<br />
(29.01.)<br />
s<br />
Schandmaul<br />
„Traumtänzer“<br />
(22.01.)<br />
Scott Kelly „The<br />
Wake“ (11.12.)<br />
Skunk Anansie<br />
„Wonderlustre“<br />
(Limited Tour Edition)<br />
(22.01.)<br />
Sonique „Sweet<br />
Vibrations“ (22.01.)<br />
Stefan Dettl<br />
„Rockstar“ (29.01.)<br />
Sufjan Stevens<br />
„All Delighted People“<br />
(04.12.)<br />
t<br />
Talib Kweli „Gutter<br />
Rainbows“ (22.01.)<br />
Teitur „Let The<br />
Dog Drive Home“<br />
(22.01.)<br />
The Bonzo Dog<br />
Band „A Dog’s<br />
Life (The Albums<br />
1967-1972)“ (29.01.)<br />
The Go! Team<br />
„Rolling Blackouts“<br />
(22.01.)<br />
The Music<br />
„Singles & EPs<br />
2001-2005“ (22.01.)<br />
The Phoenix<br />
Foundation<br />
„Buffalo“ (08.01.)<br />
The Residents<br />
„Not Available“<br />
(Special Extended<br />
Version) (22.01.)<br />
Tony Furtado<br />
„Golden“ (22.01.)<br />
Tu Fawning „Hearts<br />
On Hold“ (01.01.)<br />
Tupac „The Way<br />
He Wanted It Vol. 5“<br />
(18.12.)<br />
u<br />
UK Subs „Work In<br />
Progress“ (22.01.)<br />
w<br />
Wanda Jackson<br />
„The Party Ain’t Over“<br />
(22.01.)<br />
White Lies „Ritual“<br />
(22.01.)<br />
Wild Orchid<br />
Children „The Wild<br />
Orchid Children<br />
Are Alexander Supertramp“<br />
(04.12.)<br />
Wir sind Helden<br />
„Tausend wirre<br />
Worte – Lieblingslieder<br />
2002-2010“<br />
(08.01.)<br />
15<br />
plus
Neuheiten Klassik, Jazz & world<br />
A<br />
Alfred Brendel<br />
„Seine persönliche<br />
Auswahl“ (01.01.)<br />
Arthur Rubinstein<br />
„Ludwig van Beethoven:<br />
Sonatas“ (01.01.)<br />
b<br />
Bruno Walter<br />
„Bruckner/Wagner:<br />
Symphony No. 4/<br />
Overtures“ (01.01.)<br />
c<br />
Charles Munch<br />
„Johannes Brahms:<br />
Symphonies No. 2 & 4“<br />
(01.01.)<br />
Clarini Trumpet<br />
Consort „Creation“<br />
(01.01.)<br />
e<br />
Eugene Ormandy<br />
„Sibelius/Grieg: Finlandia/Valse<br />
Triste/<br />
The Swan Of Tuonela“<br />
(01.01.)<br />
f<br />
Franz Welser-Möst/<br />
Wiener Philharmoniker<br />
„Neujahrskonzert<br />
2011“ (01.01.)<br />
Fritz Reiner<br />
„Gioacchino Rossini:<br />
Overtures“ (01.01.)<br />
g<br />
George Szell<br />
„Wolfgang Amadeus<br />
Mozart: Symphonies<br />
Nos. 35, 39 & 40“<br />
(01.01.)<br />
Glenn Gould „Johann<br />
Sebastian Bach: Goldberg<br />
Variations, BWV<br />
988 (1955 Version)“<br />
(01.01.)<br />
j<br />
Jascha Heifetz<br />
„Bruch/Mozart: Violin<br />
Concerto No. 1 /Violin<br />
Concerto Nos. 4 & 5“<br />
(01.01.)<br />
Joyce DiDonato<br />
„Diva – Divo“ (08.01.)<br />
l<br />
Leonard Bernstein<br />
„Ludwig van Beethoven:<br />
Symphonies No.<br />
5 In C Minor“ (01.01.)<br />
Leonard Bernstein<br />
„Gershwin: Rhapsody<br />
In Blue/An American<br />
In Paris“ (01.01.)<br />
m<br />
Matthias Goerne/<br />
Alexander Schmalcz<br />
„Franz Schubert:<br />
Nacht und Träume“<br />
(08.01.)<br />
Mitsuko Uchida/<br />
The Cleveland<br />
Orchestra „Wolfgang<br />
Amadeus Mozart:<br />
Piano Concerti 20 &<br />
27“ (01.01.)<br />
Montserrat Caballé<br />
„Presenting Montserrat<br />
Caballé“ (01.01.)<br />
p<br />
Plácido Domingo<br />
„Plácido Domingo<br />
In Romantic Arias“<br />
(01.01.)<br />
Plácido Domingo<br />
„The Plácido Domingo<br />
Story“ (01.01.)<br />
Plácido Domingo/<br />
Angela Gheorghiu<br />
„Fedora“ (01.01.)<br />
r<br />
Robert Casadesus<br />
„Wolfgang Amadeus<br />
Mozart: Piano Concertos<br />
No. 21 & 24/<br />
Piano Sonata No. 12“<br />
(01.01.)<br />
s<br />
Seiji Ozawa<br />
„Mussorgsky/Britten:<br />
Pictures At An<br />
Exhibition/Young<br />
Person’s Guide To The<br />
Orchestra“ (01.01.)<br />
Sviatoslav Richter<br />
„Brahms/Beethoven:<br />
Piano Concerto No. 2/<br />
Piano Sonata No. 23“<br />
(01.01.)<br />
w<br />
Wilhelm Furtwängler<br />
„The Great EMI<br />
Recordings“ (08.01.)<br />
Wilhelm Furtwängler<br />
„Der Ring des<br />
Nibelungen“ (08.01.)<br />
y<br />
Yo-Yo Ma „Impressions“<br />
(01.01.)<br />
Jazz & World:<br />
A<br />
Anne Ducros „Ella ...<br />
My Dear“ (08.01.)<br />
b<br />
Biber Herrmann<br />
„Love & Good Reasons“<br />
(22.01.)<br />
Bing Crosby „Essential<br />
Early Recordings“<br />
(22.01.)<br />
Miles Davis’ Schatten wird immer länger<br />
Boo Boo Davis<br />
„Undercover Blues“<br />
(04.12.)<br />
c<br />
Caroline Henderson<br />
„Keeper Of The Flame“<br />
(08.01.)<br />
Chick Corea/Stanley<br />
Clarke/Lenny<br />
White „Forever“<br />
(22.01.)<br />
d<br />
Duke Garwood<br />
„Dreamboatsafari“<br />
(22.01.)<br />
e<br />
Elsie Bianchi „Fly Me<br />
To The Moon“ (22.01.)<br />
Espexp „Flora &<br />
Fauna“ (22.01.)<br />
f<br />
Fabian M. Mueller<br />
„Monolog“ (22.01.)<br />
g<br />
Gwilym Simcock<br />
„Good Days At Schloss<br />
Elmau“ (01.01.)<br />
h<br />
Harry Payuta „Zacatecoluca“<br />
(11.12.)<br />
Hüsnü Senlendirici<br />
& Trio Chios „Both<br />
Sides Of The Aegean“<br />
(29.01.)<br />
Heinz von Hermann<br />
„Lucky Thompson And<br />
Me“ (22.01.)<br />
i<br />
Imelda May „Mayhem“<br />
(29.01.)<br />
Intuit „Voyage No. 2“<br />
(08.01.)<br />
j<br />
Jacques Pelzer<br />
„Never Let Me Go“<br />
(22.01.)<br />
Jessica Pilnäs „Bitter<br />
And Sweet“ (22.01.)<br />
Joe Lovano & Us<br />
Five „Bird Songs“<br />
(29.01.)<br />
Joscho Stephan<br />
„Gypsy Meets Jazz“<br />
(22.01.)<br />
Julia Hülsmann „Trio<br />
Imprint“ (29.01.)<br />
Hommage an Charlie Parker: Joe Lovano<br />
k<br />
Ketil Björnstad/<br />
Svante Henryson<br />
„Night Song“ (08.01.)<br />
l<br />
Lars-Luis Linek<br />
„Blues in Hamborg Op<br />
Platt“ (04.12.)<br />
m<br />
Manuel Rocheman<br />
„The Touch Of Your<br />
Lips“ (29.01.)<br />
Martin Schulte<br />
Quartet „In Transit“<br />
(08.01.)<br />
Max Raabe „Küssen<br />
kann man nicht alleine“<br />
(22.01.)<br />
Miles Davis „All<br />
Miles – The Prestige<br />
Albums“ (14 CDs)<br />
(22.01.)<br />
n<br />
Nils Wogram „Moods<br />
& Modes“ (22.01.)<br />
No Blues „Hela Hela“<br />
(04.12.)<br />
p<br />
Paolo Radoni „Storie<br />
Vere“ (22.01.)<br />
Philip Catherine<br />
„Oscar“ (22.01.)<br />
q<br />
Quadro Nuevo<br />
„Grand Voyage“ (11.12.)<br />
r<br />
Rigmor Gustafsson<br />
„The Early Years“<br />
(22.01.)<br />
Robin McKelle „Mess<br />
Around“ (22.01.)<br />
s<br />
Scorch Trio „Melaza“<br />
(04.12.)<br />
Serge Lazarevitch<br />
„London Baby“<br />
(22.01.)<br />
Shauli Einav „Opus<br />
One“ (08.01.)<br />
Sidi Toure &<br />
Friends „Sahel Folk“<br />
(22.01.)<br />
Soft Machine<br />
Legacy „Live Adventures“<br />
(08.01.)<br />
t<br />
The Juke Joints<br />
„Going To Chicago“<br />
(08.01.)<br />
Thomas Sauter<br />
„Tranceactivity Findling“<br />
(22.01.)<br />
Tupolev „Towers Of<br />
Sparks“ (29.01.)<br />
u<br />
Ultralyd<br />
„Intertiadrome“<br />
(04.12.)<br />
v<br />
Veneri Pohjola<br />
„Aurora“ (22.01.)<br />
Foto: Martin Abbott, Bob Kato<br />
16<br />
plus