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SAxOFONs - Sono-Magazin

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Wayne Shorter<br />

„Native Dancer“<br />

Für seinen Einstand 1975 als<br />

Leader bei der Plattenfirma CBS<br />

hatte der über das Miles-Davis-<br />

Quintett und die Fusion-Combo<br />

Weather Report bekannt gewordene<br />

Wayne Shorter Neues im<br />

Sinn. „Native Dancer“ (Columbia)<br />

sollte seine Begeisterung für<br />

die gerade im Wachstum befindliche<br />

Música Popular Brasileira<br />

ausdrücken, dabei die jazzrockigen,<br />

modernen Wurzeln integrieren<br />

und zugleich klangkulturell<br />

so wenig dominant wie möglich<br />

sein. Damit das gelingen konnte,<br />

lud er alte Weggefährten wie<br />

den Pianisten Herbie Hancock<br />

und den Perkussionisten Airto<br />

Moreira zur Session und gab<br />

vor allem dem jungen Sänger,<br />

Gitarristen und Komponisten<br />

Milton Nascimento viel Raum.<br />

Das Resultat klang jazzfundiert<br />

mondän, und es unterschied sich<br />

deutlich von den Samba- und<br />

Bossa-Klischees, aber auch von<br />

südamerikanischen Stiladaptionen<br />

nach Art der damaligen<br />

Supergruppe Return To Forever<br />

und knüpfte zugleich an deren<br />

Arbeit an.<br />

Michael Brecker<br />

„Tales From The Hudson“<br />

Michael Brecker gehörte zu der<br />

Generation danach. Die Revolutionen<br />

waren bereits gelaufen,<br />

als der Tenorist aus Philadelphia<br />

sich in den 70ern seinen Namen<br />

in der New Yorker Studioszene<br />

machte. Formal war der Musik<br />

kaum noch etwas hinzuzufügen,<br />

dafür aber etablierte er einen eigenen,<br />

soulgetönten Sound, der<br />

neben dem Quietschton von David<br />

Sanborn prägend für die 80er<br />

und 90er Jahre wurde. Bands<br />

Chris<br />

Potter<br />

wie die Brecker Brothers und<br />

Steps Ahead verfeinerten das<br />

Fusion-Idiom, und mit „Tales<br />

From The Hudson“ (1996, GRP/<br />

Impulse) erwies Michael Brecker<br />

sich auch als pointierter Gestalter<br />

des anspruchsvollen Modern<br />

Mainstream. Als Band hatte er<br />

mit Pat Metheny (g), McCoyTyner<br />

(p), Joey Calderazzo (p), Dave<br />

Holland (b), Jack DeJohnette (dr)<br />

und Don Alias (perc) die Crème<br />

der Szene an seiner Seite.<br />

Jan Garbarek<br />

„Folk Songs“<br />

Die Saxofonstimme Europas<br />

war zunächst laut. Peter Brötzmann<br />

war als Berserker in die<br />

Free-Szene gefahren und hatte<br />

mit Energieausbrüchen Zeichen<br />

gesetzt. Sein norwegischer Kollege<br />

Jan Garbarek ging anfangs<br />

ebenfalls freie Wege, lenkte dann<br />

aber melodisch ein. „Folk Songs“<br />

(1979, ECM) war ein programmatisches<br />

Trioalbum, das die<br />

Suche nach einer neuen Identität<br />

schon im Titel hatte. Neben<br />

Garbarek hörte man den brasilianischen<br />

Gitarristen Egberto<br />

Gismonti und den bei Ornette<br />

Coleman sozialisierten Bassisten<br />

Charlie Haden. Heraus kam<br />

eine Mischung, die den vokalnahen<br />

und elegischen Sound vor<br />

allem des Sopransaxofons mit<br />

der melodisch mäandrierenden,<br />

rhythmisch subtilen Gitarre und<br />

einem gelassen sonoren Bass<br />

kombinierte.<br />

Alexander Glasunow<br />

„Konzert für Altsaxofon<br />

und Streichorchester<br />

op. 109“ (1934)<br />

Im Unterschied zum Jazz fallen<br />

in der Klassik Komposition und<br />

Interpretation selten zusammen.<br />

Aber auch hier gab es prägende<br />

Werke, die die Vorstellung der<br />

Darstellung nachhaltig bestimmt<br />

haben, wie Alexander Glasunows<br />

Saxofonkonzert. Der in St.<br />

Petersburg geborene, im Alter<br />

in Paris lebende Spätromantiker<br />

schrieb zwei Konzertstücke<br />

für Saxofon, und beide entstanden<br />

in seinen letzten Lebensjahren.<br />

Angeregt von Sigurd<br />

Rascher schrieb er das „Konzert<br />

für Altsaxofon und Streichorchester<br />

op. 109“ ganz unter dem<br />

Eindruck des jungen Virtuosen,<br />

ein schwärmerisches Opus, das<br />

sich aufgrund seiner angenehmen<br />

Klanggestalt schnell zum<br />

Standard des klassischen Repertoires<br />

entwickelte. Interpretationen<br />

gibt es viele, etwa von John<br />

Harle, begleitet von der Academy<br />

Of St. Martin In The Fields unter<br />

der Leitung von Sir Neville Marriner,<br />

der Klassiker des Genres<br />

von Glasunow über Debussy und<br />

Ibert bis Villa-Lobos auf einer<br />

CD zusammenfasst (Saxophone<br />

Concertos, 2005).<br />

Schmankerl<br />

Roland Kirk „Domino“<br />

Roland Kirk war ein typischer<br />

Musician’s Musician, von Kollegen<br />

verehrt, aber vom Publikum<br />

nicht in der Weise anerkannt, wie<br />

er es verdient hätte. Seit seinem<br />

zweiten Lebensjahr blind, hatte<br />

er Trompete, dann Klarinette<br />

und Saxofon gelernt und seitdem<br />

andere ungewöhnliche Instrumente<br />

wie Nasenflöte, Man -<br />

zello, Whistle, Stritch ausprobiert.<br />

Ein Freak, den man in New York<br />

an der Straßenecke treffen konnte,<br />

mit drei Saxofonen gleichzeitig<br />

im Mund seinen eigenen Bläsersatz<br />

übend. „Domino“ (Verve)<br />

entstand 1962, ein Quartettalbum<br />

mit verschiedenen Besetzungen,<br />

das vom Jazz-Walzer über Funk-<br />

Bop bis zur Flötenballade in repräsentativer<br />

Form die Facetten<br />

seiner Stil- und Instrumentalexperimente<br />

abbildet.<br />

Four Brothers<br />

„... Together Again!“<br />

Die Four Brothers sind die Mutter<br />

aller Bläsersätze. Die Originalbesetzung<br />

bestand aus den<br />

vier Tenoristen Stan Getz, Zoot<br />

Sims, Jimmy Giuffre und Herbie<br />

Stewart, die Woody Herman 1947<br />

geschlossen für sein Orchester<br />

Second Herd engagierte. Giuffre<br />

stieg bald aus, wurde von dem<br />

Bariton Serge Chaloff ersetzt,<br />

und damit war der typische<br />

„Four-Brothers-Sound“ kreiert,<br />

der die Energie des Bebop auf<br />

die Kraft des Bläsersatzes übertrug<br />

und zu einem viel kopierten<br />

Vorbild effektiven Arrangierens<br />

wurde. Anno 1957 wurde in New<br />

York – nun mit Al Cohn statt<br />

Stan Getz – die LP „... Together<br />

Again!“ (RCA Victor/BMG) aufgenommen,<br />

die mit viel Verve<br />

das Prinzip noch einmal auf den<br />

Punkt bringt, einschließlich des<br />

Erkennungsstücks des Ensembles<br />

„Four Brothers“ in schmissig<br />

mitreißender Version.<br />

Heinz<br />

Sauer<br />

12<br />

plus

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