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SAxOFONs - Sono-Magazin

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Gerry Mulligan Quartet<br />

with Chet Baker<br />

„Giants Of Jazz“<br />

Der Baritonsaxofonist Gerry<br />

Mulligan war in der Hoffnung<br />

auf Arbeit von New York nach<br />

Los Angeles getrampt und hatte<br />

beim Jammen den Milchbart<br />

Chet Baker kennen gelernt, ein<br />

Naturtalent an der Trompete, der<br />

keine Ahnung von Noten, aber<br />

viel Intuition hatte. Sie spielten<br />

ein paar Auftritte, aus Platzgründen<br />

im Quartett ohne Harmonieinstrument,<br />

und trafen damit den<br />

Sound der Zeit. Am 16.August<br />

1952 gingen sie zum ersten Mal<br />

für das noch junge Label Pacific<br />

Jazz ins Studio, bis Mitte 1953 entstanden<br />

weitere Aufnahmen, die<br />

sich wie „Lullaby Of The Leaves“,<br />

„Line For Lyons“ und „My Funny<br />

Valentine“ zu Hits der Cool-Ära<br />

entwickelten und seitdem als<br />

Klassiker des West Coast Jazz<br />

gelten. Sie sind in zahlreichen<br />

Editionen zusammengefasst, sogar<br />

in Budget-Ausgaben wie in<br />

der Reihe Giants Of Jazz (Giants<br />

Of Jazz CD).<br />

Grover Washington Jr<br />

„Winelight“<br />

Puristen schüttelten den Kopf.<br />

Aber sie konnten nicht verhindern,<br />

dass Winelight eines der<br />

erfolgreichsten Jazz-Alben der<br />

achtziger Jahre wurden. Es bekam<br />

zwei Grammys verliehen,<br />

verkaufte sich mehr als eine Million<br />

Mal, nicht zuletzt wegen Bill<br />

Whiters’ Gastauftritt in „Just The<br />

Two Of Us“. Tatsächlich ist Winelight<br />

(1980, Warner Jazz) das<br />

Flaggschiff der Smooth-Sparte,<br />

das aber aufgrund einer herausragenden<br />

Band unter anderem<br />

mit Marcus Miller am Bass und<br />

Steve Gadd am Schlagzeug nicht<br />

ins Seichte abglitt. Und natürlich<br />

war es auch Grover Washington<br />

Jr. selbst, der Sopran-Spezialist<br />

aus Buffalo, New York mit geschmeidigen<br />

und eloquenten<br />

Linien.<br />

Sauer/Wollny/Kühn<br />

„If (Blue) Then (Blue)“<br />

Obwohl der Saxofonist aus Merseburg<br />

Heinz Sauer schon in den<br />

Sechzigern als Saxofonist bei Albert<br />

Mangelsdorff auf sich aufmerksam<br />

machte, wurde er erst<br />

während des vergangenen Jahrzehntes<br />

richtig entdeckt. Dazu<br />

trug vor allem das Duo mit Michael<br />

Wollny bei, dem versponnenen<br />

Klavierexzentriker, der<br />

sein Enkel sein könnte. Auf „If<br />

(Blue) Then (Blue)“ (ACT) stieß<br />

nun anno 2009 noch Joachim<br />

Kühn zum Team, ebenfalls einem<br />

Klavier-Freak mit markant<br />

irisierendem, irrlichterndem<br />

Stil. Sechzehn Miniaturen wurden<br />

aufgenommen, dialogische,<br />

skizzenhaft Pretiosen von selten<br />

mehr als drei Minuten Länge.<br />

Kühn und Wollny wechseln<br />

sich am Klavier ab, Sauers Linien,<br />

Bögen und Salven schweben<br />

darüber, verstockt manchmal,<br />

rhapsodisch, aber auch lyrisch<br />

und versöhnlich. Großes musikalisches<br />

Erzählkino in kleinen,<br />

persönlichen Episoden.<br />

Perspektiven<br />

Chris Potter „Gratitude“<br />

„Als ich mit dem Saxofon anfing,<br />

ging es viel um Johnny Hodges,<br />

Paul Gonsalves und die ganzen<br />

Cracks der Duke Ellington Band.<br />

Damals war ich elf Jahre alt.<br />

Dann machte ich weiter mit Charlie<br />

Parker und so bin ich meinen<br />

Weg durch die Jazzgeschichte gegangen“.<br />

Gelandet ist Chris Potter<br />

an der Spitze des modernen<br />

Saxofonspiels, ein Virtuose mit<br />

profunder Musikalität. „Gratitude“<br />

(Verve) ist seine Verbeugung<br />

vor den Meistern der Geschichte<br />

von John Coltrane bis Joe Henderson.<br />

Branford Marsalis<br />

„Metamorphosen“<br />

„Mein Tourmanager rief mich an<br />

und meinte, er brauche wieder<br />

neues Material, denn es wären<br />

schon zwei Jahre vergangenen seit<br />

dem letzten Album. Also tourten<br />

wird zwei Wochen, mieteten ein<br />

Studio und haben aufgenommen.<br />

Zum Glück hatte die Band<br />

genügend neue Songs geschrieben,<br />

dass daraus auch etwas<br />

wurde. Und einiges ist auch von<br />

mir. ‚Jabberwocky‘ zum Beispiel<br />

bezieht sich auf ein Gedicht von<br />

Lewis Carroll, in dem die ganze<br />

Welt auf dem Kopf steht. Nichts<br />

passt zusammen. Ich mag Songs,<br />

die sich nicht an die Regeln halten,<br />

und daher passte in diesem<br />

Fall der Titel perfekt. Denn das<br />

Stück ist ein ziemliches Durcheinander“.<br />

Und das Album „Metamorphosen“<br />

(2009, Marsalis<br />

Music) eines der konsequentesten<br />

des amerikanischen Modern<br />

Traditionalism. Spieltechnisch<br />

kann kaum ein anderes Quartett<br />

Branford Marsalis und den Seinen<br />

das Wasser reichen.<br />

Branford<br />

Marsalis<br />

Rudresh Mahantappa<br />

& Bunky Green „Apex“<br />

Rudresh Mahanthappa, indischstämmiger<br />

Nicht-Mehr-Ganz-<br />

Jungstar am Alt-Saxofon trifft<br />

auf den Kollegen Bunky Green<br />

aus Chicago, holt sich Jason Moran<br />

in die Band, einen Pianisten<br />

mit Mut zu kantigen Kommentaren,<br />

den Saitenderwisch<br />

François Moutin am Bass und<br />

abwechselnd die Drummer Damion<br />

Reid und Jack DeJohnette.<br />

Das Resultat klingt virtuos modern,<br />

denn der Newcomer und<br />

seine Alter Ego verknüpfen geschickt<br />

die Motivwelten von modernem<br />

Jazz und fernöstlicher<br />

Tönung mit einem deutlichen<br />

Schwerpunkt auf dem gepflegten<br />

Modern Sound der East Coast.<br />

Heraus kommt eine Sammlung<br />

eloquenter Bandgespräche mit<br />

dem Titel „Apex“ (PI Recordings<br />

), sperrig zuweilen, aber mit viel<br />

kreativer Substanz.<br />

Angelika Niescier<br />

„Sublim III“<br />

Angelika Nescier hat ihren eigenen<br />

Kopf. Die Saxofonistin aus<br />

Stettin und Echo Jazz Preisträgerin<br />

entwirft ihre Idee von modernem<br />

Jazz, indem sie möglichst<br />

detailliert mit Farben und komplexen<br />

Abläufen, Kontrasten und<br />

klangdramaturgischen Gewichtungen<br />

arbeitet. Dabei erweist<br />

sich ihr klarer, kraftvoller Sound<br />

und ihre Phrasierung von den feinen<br />

Momenten bis zu den Tonsalven<br />

kontrollierter musikalischer<br />

Ekstasen als vielfältig wandelbar.<br />

„Sublim III“ (2009, Enja) präsentiert<br />

sie im Quartett unter anderem<br />

mit Pianist Florian Weber als<br />

präzise Strukturdenkerin, deren<br />

Musik systematisch die Felder<br />

moderner Ausdrucksformen abtastet.<br />

Anspruchsvoller Stoff.<br />

13<br />

plus

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