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Zentralität und Bedeutsamkeit von Körperkonzepten - Institut für ...

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Psychologische Gr<strong>und</strong>lagen in der<br />

Rehabilitation <strong>und</strong> Prävention am<br />

Beispiel der Rückenschule<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 1 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Dr. Sören D. Baumgärtner<br />

Sportpsychologe<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />

<strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften<br />

Ginnheimer Landstraße 39<br />

D-60487 Frankfurt am Main<br />

Tel. +49 (69) 798-24567<br />

Fax +49 (69) 798-24661<br />

E-Mail S.Baumgaertner@sport.uni-frankfurt.de<br />

Web http://www.sport.uni-frankfurt.de<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 2 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Einstieg<br />

Warum überhaupt Psychologie als Thema?<br />

• Psychische Ursachen <strong>von</strong> (Rücken-)schmerz<br />

• Verhaltensmodifikation<br />

• Entspannung<br />

• Arbeiten mit Gruppen<br />

• Evaluation<br />

Ziele:<br />

1. Verständnis für Teilnehmer erhalten<br />

2. Teilnehmer motivieren<br />

3. Teilnehmer bestmöglich unterstützen<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 3 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Psychologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Ziel:<br />

• Sensibilisierung für Ursachen <strong>und</strong> Verarbeitungsprozesse<br />

<strong>von</strong> (Rücken-)schmerzen<br />

Erläuterung theoretischer Gr<strong>und</strong>lagen anhand <strong>von</strong> 10<br />

Praxisbeispielen<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 4 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Literaturhinweise<br />

Kempf, H.-D. (Hrsg.). (2009). Die Neue Rückenschule. Heidelberg:<br />

Springer.<br />

Pfeifer, K. (2007). Rückenges<strong>und</strong>heit. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag.<br />

Schulz <strong>von</strong> Thun, F. (2008). Miteinander reden 1-3. Reinbek: Rowohlt.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 5 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Brainstorming<br />

Welche Ursachen können (Rücken)schmerzen haben?<br />

• PSYCHISCHE<br />

• psychische<br />

• soziale<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 6 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Biopsychosoziales Modell<br />

somatischer<br />

Regelkreis<br />

psychischer<br />

Regelkreis<br />

sozialer Regelkreis<br />

(Waddel, 1998)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 7 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Sprache als Spiegelbild<br />

psychosomatischer Zusammenhänge<br />

Welche, in unserer Sprache etablierten, Formulierungen<br />

bezeichnen den Zusammenhang <strong>von</strong> Körper <strong>und</strong> Geist?<br />

... ständig auf dem Sprung ...<br />

... die Angst sitzt im Nacken ...<br />

... vor Gram gebeugt ...<br />

... erhobenen Hauptes Probleme meistern ...<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 8 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 9 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Schmerzmodell nach Descartes<br />

Erste Erklärungsansätze gingen da<strong>von</strong> aus,<br />

dass die wahrgenommene Schmerzintensität<br />

allein vom Ausmaß des Schmerzreizes<br />

abhinge<br />

Schmerz objektivierbar <strong>und</strong> bestimmbar<br />

(Descartes, 1644)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 10 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Erste empirische Bef<strong>und</strong>e<br />

Eine Untersuchung im 1. Weltkrieg befasste sich mit der Medikamenteneinnahme<br />

<strong>und</strong> den Schmerzäußerungen <strong>von</strong> Schwerstverletzten.<br />

Untersucht wurden Kriegsverw<strong>und</strong>ete <strong>und</strong> Zivilisten mit ähnlichen<br />

Verletzungen (Amputationen etc.).<br />

Wer nahm weniger Medikament ein <strong>und</strong> zeigte weniger<br />

Schmerzäußerungen?<br />

Kriegsverw<strong>und</strong>ete<br />

n<br />

Kriegsverw<strong>und</strong>ete<br />

Zivilisten<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 11 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Warum?<br />

Heimatschuss<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 12 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 13 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Der vergessene Schmerz<br />

• 55 Jahre alten Frau; nach einer 12 Jahre zurückliegenden<br />

lumbalen Bandscheibenoperation schweres chronifiziertes<br />

lumbales Schmerzsyndrom; völliger sozialer Rückzug<br />

• medikamentöse <strong>und</strong> invasive neurochirurgische <strong>und</strong><br />

anästhesiologische Maßnahmen zur Schmerzbehandlung<br />

eskalieren<br />

• im Zuge einer Morphinentzugstherapie tritt ein schweres<br />

amnestisches Syndrom auf<br />

• … das die Erinnerung für die letzten 20 Lebensjahre<br />

auslöscht<br />

• … <strong>und</strong> damit auch für die gesamte Schmerzkrankheit<br />

• Patientin konnte schmerzfrei <strong>und</strong> unkompliziert mobilisiert werden<br />

(Soyka et al., 1996)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 14 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Entstehungsort<br />

Dauer<br />

Definition <strong>und</strong> Formen <strong>von</strong> Schmerz<br />

„Schmerz ist ein unangenehmes Sinnes- <strong>und</strong> Gefühlserlebnis, das mit<br />

aktueller oder potentieller Gewebsschädigung verknüpft ist oder mit<br />

Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird.“<br />

International Association for the Study of Pain (dt. Schmidt & Struppler, 1982)<br />

Akuter Schmerz<br />

Chronischer Schmerz<br />

zeitlich begrenzt bzw. geringe Dauer<br />

gut lokalisierbar<br />

Signal- <strong>und</strong> Warnfunktion<br />

mind. halbes Jahr Dauer oder rezidiv<br />

diffuse Lokation<br />

Somatischer Schmerz<br />

Viszeraler Schmerz<br />

Oberflächenschmerz (Haut)<br />

Tiefenschmerz (Bindegewebe, Knochen,<br />

Muskeln, Gelenke)<br />

Eingeweideschmerz (Eingeweide)<br />

Schmidt & Thews (1987)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 15 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


super-schnell<br />

Gate-Control Theorie<br />

Zentrale Kontrollprozesse<br />

evaluativ-bewertend (kognitiv)<br />

Motivational-<br />

Affektives System<br />

(Zentraler Intensitäts-<br />

Monitor)<br />

Verhalten<br />

(3 Ebenen)<br />

Input<br />

Gate<br />

Control-<br />

System<br />

Sensorisch-<br />

Diskriminatives<br />

System<br />

(Raum-Zeitliche<br />

Analyse)<br />

(Melzack & Dennis, 1978)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 16 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Epidemiologie des Rückenschmerzes<br />

Punktprävalenz ca. 30%<br />

Lebenszeitprävalenz ca. 70%<br />

präzise Diagnose akut: 15% - chronisch: 50%<br />

Geschlecht<br />

Alter<br />

Form<br />

„vergesellschaftet“<br />

Frauen häufiger betroffen<br />

bis zum 6. Lebensjahrzehnt zunehmend<br />

langanhaltende oder wiederkehrende Episoden<br />

Nacken-/Gelenkschmerzen, Morgensteifigkeit<br />

(Geissner & Jungnitsch, 1992)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 17 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Schmerzempfinden<br />

• individuell<br />

• kategorisier <strong>und</strong> messbar<br />

Schmerzempfindungsskala (SES)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 18 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


SES - Bearbeitungshinweise<br />

Die nachfolgenden Aussagen dienen der näheren Beschreibung Ihrer Schmerzempfindung.<br />

Bitte geben Sie bei jeder Aussage an, ob die vorgegebene Empfindung für Ihre Schmerzen<br />

stimmt. Sie haben bei jeder Aussage 4 Antwortmöglichkeiten:<br />

4 = trifft genau zu<br />

3 = trifft weitgehend zu<br />

2 = trifft ein wenig zu<br />

1 = trifft nicht zu<br />

Bitte machen Sie ein Kreuz auf die Zahl, die für Sie am besten zutrifft. Bitte machen Sie in<br />

jeder Zeile ein Kreuz <strong>und</strong> lassen Sie bei der Beantwortung keine Aussage aus.<br />

Gemeinsam mit dem Untersuchungsleiter / der Untersuchungsleiterin wird vorher festgelegt,<br />

auf welchen Zeitraum sich die Beurteilung Ihrer Schmerzen beziehen soll.<br />

Beziehen Sie sich bei der Beurteilung:<br />

• auf die typischen Schmerzen in der letzten Zeit, d. h. in den letzten 3 Monaten<br />

• auf die typischen Schmerzen in den letzten Tagen<br />

• auf die Schmerzen in dem Moment, in dem Sie diesen Bogen bearbeiten<br />

(Zutreffendes bitte ankreuzen).<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 19 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Subjektive Qualität <strong>von</strong> Schmerzen<br />

A<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 20 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


SES – Auswertung<br />

affektiv (= A) Summe = 14 - 56<br />

• Allg. Affektivität 2 / 4 / 5 / 7 / 8 / 9 / 12 / 13<br />

• Hartnäckigkeit 1 / 3 / 6 / 10 / 11 / 14<br />

________________________________________________<br />

sensorisch (= B) Summe = 10 - 40<br />

• Rhythmik 16 / 19 / 22<br />

• Lokales Eindringen 15 / 18 / 21 / 24<br />

• Temperatur 17 / 20 / 23<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 21 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Hamburger Schmerz Adjektiv Liste (HSAL) – Aufbau<br />

der HSAL Items <strong>und</strong> Item-Skalen Zuordnung<br />

Item Item-Nr. Primärskala Sek<strong>und</strong>ärskala (Bereich) Gesamtskala<br />

1. Stark 1<br />

2. Unerträglich 5<br />

3. Unangenehm 9<br />

4. Quälend 14<br />

5. Erschöpfend 19<br />

6. Schwer 20<br />

7. Mörderisch 24<br />

8. Durchdringend 25<br />

9. Zermürbend 29<br />

10. Schrecklich 33<br />

11. Unbarmherzig 35<br />

12. Scheußlich 37<br />

13. Bedrohlich 2<br />

14. Beängstigend 6<br />

15. Gefährlich 11<br />

16. Beklemmend 16<br />

17. Beunruhigend 21<br />

18. Bedrückend 26<br />

19. Drückend 28<br />

20. Lähmend 30<br />

21. Unheilvoll 31<br />

22. Schneidend 3<br />

23. Ziehend 7<br />

24. Krampfartig 10<br />

25. Reißend 12<br />

26. Durchzuckend 17<br />

27. Brennend 27<br />

28. Scharf 32<br />

29. Zuckend 34<br />

30. Stechend 36<br />

31. Bohrend 4<br />

32. Klopfend 8<br />

33. Hämmernd 13<br />

34. Ausstrahlend 15<br />

35. Pochend 18<br />

36. Heiß 22<br />

37. pulsierend 23<br />

Schmerzleiden<br />

(12 Items)<br />

0-72<br />

Schmerzangst<br />

(9 Items)<br />

0-54<br />

Schmerzschärfe<br />

(9 Items)<br />

0-54<br />

Schmerzrhythmik<br />

(7 Items)<br />

0-42<br />

Affektiv<br />

(21 Items)<br />

0-126<br />

Sensorisch<br />

(16 Items)<br />

0-96<br />

Gesamt<br />

(37 Items)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 22 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Schmerzmodell<br />

(Descartes, 1644)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 23 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 24 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Die Zitronenübung<br />

• Möglichst entspannte Haltung einnehmen <strong>und</strong> die Augen schließen<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 25 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


• Stelle dir vor du sitzt gemütlich auf einem weißen Stuhl<br />

• Der Stuhl steht an einem weißen Tisch<br />

• Vor einer weißen Wand<br />

• Auf dem Tisch direkt vor dir liegt eine Zitrone<br />

• Du greifst nach der Zitrone <strong>und</strong> nimmst sie in beide Hände. Fühle die Zitrone, fühle die<br />

Unebenheiten der Oberfläche.<br />

• Ist Deine Zitrone eher weich oder eher fest?<br />

• Nachdem Du Deine Zitrone ausreichend befühlt hast, stell Dir ihre gelbe Farbe vor. Es<br />

ist ein helles, volles Gelb. Ein typisches Zitronengelb eben. Hat Deine Zitrone Flecken<br />

<strong>und</strong> Schönheitsfehler auf der Oberfläche?<br />

• Nun stelle Dir vor, wie Du an der Zitrone riechst. Sie duftet ganz leicht <strong>und</strong> nicht allzu<br />

aufdringlich nach Zitrone.<br />

• Jetzt stelle Dir vor, wie Du die Zitrone mit einem Messer teilst. Es spritzt etwas Saft<br />

heraus <strong>und</strong> es riecht etwas intensiver nach Zitrone. Betrachte Dir das Innere der<br />

Zitrone, die kammerartige Struktur, die sehr feucht ist <strong>und</strong> etwas glänzt. Du riechst noch<br />

mal daran <strong>und</strong> stellst fest, dass es schon sehr intensiv nach Zitrone duftet.<br />

• Schließlich stelle Dir vor, wie Du in ein Stück Zitrone hinein beisst. Schmecke den<br />

intensiven Geschmack der Zitrone auf Deiner Zunge. Stelle Dir vor, wie Du das<br />

Fruchtfleisch langsam zerkaust <strong>und</strong> damit noch mehr Zitronensaft frei wird <strong>und</strong> über<br />

Deine Zunge läuft.<br />

• Wenn Du genug <strong>von</strong> der Zitrone gekostet hast lege sie langsam wieder auf den weißen<br />

Tisch zurück.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 26 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Was haben Sie während der Übung gefühlt?<br />

• taktile Wahrnehmung?<br />

• Geruchswahrnehmung?<br />

• Speichelfluss?<br />

Die Vorstellung allein kann eine<br />

körperliche Reaktion auslösen!<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 27 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 28 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Der Pilzsammler<br />

Der Vater einer Fre<strong>und</strong>in <strong>von</strong> mir, der leidenschaftlich gern in den Wald<br />

geht <strong>und</strong> Pilze sammelt, erzählte mir einmal folgende Begebenheit:<br />

„Ich kenne mich ja unheimlich gut im Wald mit all seinen Gefahren <strong>und</strong><br />

Überraschungen, die er so zu bieten hat, aus. So macht es mir wirklich<br />

nichts aus, wenn ich auf der Suche nach meinen Pilzen durch das<br />

Unterholz streife <strong>und</strong> dabei immer wieder Schläge ins Gesicht kriege, an<br />

den Armen, an den Füßen aufgekratzt <strong>und</strong> zerstochen werde. Ja, häufig<br />

w<strong>und</strong>ere ich mich sogar hinterher, wo es überall blutet <strong>und</strong> wo überall<br />

Kratzer zutage treten, ohne dass ich überhaupt irgendwann einmal<br />

bemerkt hätte, dass ich mich verletzt habe.<br />

Einmal jedoch habe ich, ich weiß nicht einmal mehr, ob im Radio oder in<br />

der Zeitung, da<strong>von</strong> erfahren, dass seit neuestem in unserer Gegend<br />

wieder Giftschlagen beobachtet worden sind. Man hatte gerade wieder<br />

einen Pilzsammler ins Krankenhaus eingeliefert <strong>und</strong> ihn nur mit Mühe<br />

gerettet.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 29 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Als ich am nächsten Morgen in den Wald ging, um wie gewohnt Pilze zu<br />

sammeln, habe ich an diese Meldung überhaupt nicht mehr gedacht.<br />

Zunächst war auch alles wie sonst immer. Doch irgendwann, es war<br />

inzwischen etwas wärmer geworden, spürte ich plötzlich einen scharfen,<br />

stechenden Schmerz über meinem linken Knöchel. Da ich mich gerade in<br />

der Nähe eines Himbeergestrüpps aufhielt, schenkte ich ihm im ersten<br />

Augenblick gar keine Beachtung. Aber plötzlich überfiel mich der Gedanke:<br />

„Mein Gott! War das vielleicht eine Schlange?“ Und ich sah sofort hinunter<br />

an mein Bein <strong>und</strong> bemerkte Blut <strong>und</strong> in der Nähe ein Rascheln.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 30 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Und fast im gleichen Augenblick wurde der Schmerz so scharf <strong>und</strong><br />

schneidend <strong>und</strong> giftig, dass mir direkt der Schweiß auf die Stirn kam. Es<br />

war so schlimm, dass ich auf diesem Fuß gar nicht mehr stehen konnte,<br />

ja mich setzen musste trotz aller möglichen Gefahren, <strong>und</strong> mit einer<br />

wahnsinnigen inneren Hektik <strong>und</strong> Anspannung die Hose hochriss <strong>und</strong><br />

dort einen kurzen, tiefen <strong>und</strong> blutenden Schnitt sah, in dem noch der<br />

Dorn einer Himbeerranke steckte. Und im gleichen Augenblick war der<br />

Schmerz, dieses Glühende, Brennende, Giftige, vor allem aber<br />

Lebensbedrohliche <strong>und</strong> Überwältigende wie weggeblasen. Es war nur<br />

noch ein Ritz in meiner Haut, der nach wenigen Sek<strong>und</strong>en gar nicht mehr<br />

zu spüren war.“<br />

(aus: Jungnitsch 1992, S. 116)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 31 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit<br />

starken Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 32 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Schmerz als Bedrohung – Kurzgeschichte<br />

Sandra hat häufig Schmerzen im Rücken <strong>und</strong> in den Beinen. Sie hat<br />

versucht, ihren Fre<strong>und</strong>en, ihren Verwandten <strong>und</strong> ihrem Arzt den Schmerz zu<br />

beschreiben, war sich jedoch nie ganz sicher, ob sie auch richtig verstanden<br />

wurde. Sie hatte Angst, dass die Informationen, die sie dem Arzt gegeben<br />

hatte, vielleicht nicht für eine präzise Diagnose ausreichten. Insgeheim<br />

befürchtete sie, es sei noch nicht alles getan worden, um der Ursache des<br />

Schmerzes auf die Spur zu kommen. Obgleich man ihr mehrmals gesagt<br />

hatte, dass ihr Rücken nur „Verschleißerscheinungen“ zeige, fragte sie sich,<br />

ob es nicht doch noch einen anderen Gr<strong>und</strong> für ihre starken Schmerzen<br />

geben könnte. Bei der Kusine ihrer Fre<strong>und</strong>in, die nur wenige Jahre älter war<br />

als sie, hatte man im Rückenmark Krebs entdeckt, <strong>und</strong> nun ertappte sich<br />

Sandra dabei, ihre eigenen Symptome mit denen der anderen jungen Frau<br />

zu vergleichen. Bei beiden hatte der Schmerz ähnlich angefangen <strong>und</strong> war<br />

nach der Geburt des zweiten Kindes allmählich stärker geworden; beiden<br />

hatte man anfangs versichert, es bestünde kein Gr<strong>und</strong> zur Beunruhigung.<br />

Sandras heimliche Angst war es, ebenfalls an Krebs erkrankt zu sein.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 33 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Emotionen bei Rückenschmerz<br />

unsicher <strong>und</strong> ängstlich<br />

enttäuscht <strong>und</strong> wütend<br />

wünscht Zuneigung <strong>und</strong> Entlastung<br />

fühlt sich minderwertig<br />

deprimiert <strong>und</strong> hilflos<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 34 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 35 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Gedankenlawine<br />

... mein Rücken tut schon wieder weh ...<br />

... ich komme mit meiner Arbeit nicht voran ...<br />

... wenn das so weitergeht, werde ich<br />

den Arbeitsplatz verlieren ...<br />

...ich werde anderen zur Last fallen ...<br />

... wie soll es nur weitergehen ???<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 36 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Vom Kopf in den Rücken<br />

• Rückenbeschwerden Volkskrankheit Nr. 1<br />

• 9,8% der Fehlzeiten am Arbeitsplatz sind auf Rückenleiden<br />

zurückzuführen (TKK, 2009)<br />

• ca. 70% unspezifischer Rückenschmerz ohne pathologischen<br />

Bef<strong>und</strong><br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 37 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 38 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Merke !<br />

Schmerzwahrnehmung setzt keine Gewebsläsion voraus<br />

Schmerzwahrnehmung ist individuell unterschiedlich<br />

Schmerzwahrnehmung ist aktiv beeinflussbar<br />

Schmerzäußerungen <strong>und</strong> -handlungen sind abhängig <strong>von</strong><br />

der Schmerzwahrnehmung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 39 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 40 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 41 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Konzept psychosozialer Risikofaktoren<br />

Stress<br />

unkritisch<br />

kein Stress<br />

Situation<br />

Bewertung<br />

Selbstvertrauen,<br />

Motivation etc.<br />

kritisch<br />

Stress<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 42 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Situative Risikofaktoren – Welche Faktoren<br />

lösen Stress aus?<br />

Rang Stress-Ursache Stress-(LVE) Punkt<br />

1 Tod des Ehepartners 100<br />

2 Ehescheidung 65<br />

3 Eheliche Trennung 65<br />

4 Haftstrafe 63<br />

5 Tod eines nahestehende Angehörigen 63<br />

6 Eigene Verletzung oder Krankheit 53<br />

7 Eheschließung 50<br />

8 Entlassung aus dem Arbeitsverhältnis 47<br />

9 Versöhnung mit dem Ehepartner 45<br />

10 Pensionierung 45<br />

...<br />

35 Änderung kirchlicher Aktivitäten 19<br />

36 Änderung gesellschaftlicher Aktivitäten 18<br />

37 Hypothek oder Darlehen unter 15.000,- € 17<br />

38 Änderung der Schlafgewohnheiten 16<br />

39 Änderung in der Zahl der Familientreffen 15<br />

40 Änderung der Essgewohnheiten 15<br />

41 Urlaub 13<br />

42 Weihnachten 12<br />

43 Geringfügige Übertretung <strong>von</strong> Gesetzen 11<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 43 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Konzept psychosozialer Risikofaktoren<br />

Stress<br />

Schmerz- <strong>und</strong> Stressverarbeitung<br />

individueller Prozess<br />

allg. Programme, wie Rückenschule, jahrelang ohne Effekt<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 44 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Strategien der Verarbeitung<br />

• Katastrophisieren/Hilflosigkeit<br />

• Bagatellisieren<br />

• Aktive Bewältigung<br />

• Furcht-Vermeidungsverhalten<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 45 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Konzept psychosozialer Risikofaktoren<br />

1. Stress<br />

2. Schmerz- <strong>und</strong> Stressverarbeitung<br />

3. Kausalattribution (Ka) <strong>und</strong> Selbstwirksamkeit (Sw)<br />

Ursachenzuschreibung<br />

Sw<br />

Ka<br />

Intern<br />

Extern<br />

Niedrig + -<br />

Hoch ++ +<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 46 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Konzept psychosozialer Risikofaktoren<br />

1. Stress<br />

2. Schmerz- <strong>und</strong> Stressverarbeitung<br />

3. Ursachenzuschreibung <strong>und</strong> Selbstwirksamkeit<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 47 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Schmerzbezogene Kognitionen: FSK<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 48 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Krank-/Ges<strong>und</strong>heitsbezogene Kognitionen<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 49 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 50 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Soziale Einflussfaktoren<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 51 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Konzept psychosozialer Risikofaktoren<br />

1. Stress<br />

2. Schmerz- <strong>und</strong> Stressverarbeitung<br />

3. Ursachenzuschreibung <strong>und</strong> Selbstwirksamkeit<br />

4. Soziale Verstärkung (Familie & Fre<strong>und</strong>e)<br />

5. Modellernen (Eltern)<br />

6. Angst <strong>und</strong> Depressivität<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 52 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Biopsychosoziales Modell<br />

somatischer<br />

Regelkreis<br />

psychischer<br />

Regelkreis<br />

sozialer Regelkreis<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 53 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Verhaltensmodifikation<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 54 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 55 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Verhaltensänderung als Lernprozess<br />

Im Lebensstil<br />

integrieren<br />

Praktizieren<br />

Wollen<br />

Ausprobieren<br />

Verhalten<br />

Verstehen<br />

Wissen<br />

Einstellung<br />

Hören / Lesen<br />

Wissen<br />

(Woll & Bös, 1994)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 56 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Hemmende psychosoziale Faktoren bei der<br />

Verhaltensmodifikation<br />

a) Mangelnde Einsicht<br />

b) Liebgewonnene Gewohnheiten<br />

c) Falsche Vorbilder<br />

d) Falsche Einschätzung<br />

e) Angst <strong>und</strong> Unsicherheit<br />

f) Mangelnde Eigenverantwortung<br />

g) Mangelnde Fähigkeit der Selbstbelohnung<br />

Mangelnde Kooperation des Teilnehmers!<br />

Interventionen?<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 57 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Mangelnde Einsicht<br />

• Teilnehmergerechte Vermittlung <strong>von</strong> Informationen<br />

Kommunikation<br />

• Für jeden Teilnehmer einen individuellen Zugang zu den<br />

eigenen Schwierigkeiten, Bedürfnissen, Wünschen <strong>und</strong><br />

Lösungsmöglichkeiten durch die Unterstützung des Leiters<br />

oder evtl. der anderen Gruppenteilnehmer zu finden. Der<br />

Leiter fungiert hier als Agent für die Selbsthilfe der<br />

Teilnehmer <strong>und</strong> nicht als allwissender Fachmann.<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 58 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Atlas anstatt Navi – Selbstverantwortung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 59 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Liebgewonnene Gewohnheiten<br />

• Lebensqualität<br />

• „Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“<br />

Umstellung erfolgt i. d. R. innerhalb weniger Wochen<br />

• Dauerhafter Entzug führt häufig zu Frustration<br />

• Ersatz anstatt Entzug<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 60 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Falsche Vorbilder<br />

• Modellernen (Eltern)<br />

• sozialorientierte Teamaspekte<br />

• „Schlimmer geht immer“<br />

• Teilnehmergerechte Vermittlung <strong>von</strong> Informationen<br />

Kommunikation<br />

• soziale Unterstützung (Gruppentraining/-therapie)<br />

„geteiltes Leid ist halbes Leid“<br />

• Selbstwirksamkeitssteigerung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 61 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Falsche Einschätzung<br />

• subjektive Wahrnehmung<br />

• Reflexionsfreiheit<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 62 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Der mexikanische Schütze<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 63 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Falsche Einschätzung<br />

• Diagnostik:<br />

• Je besser die Diagnostik, umso effektiver die<br />

Intervention<br />

Diagnostik –<br />

Ist-Analyse<br />

Training<br />

Trainingsziel Diagnostik –<br />

Ist-Analyse Sollwert<br />

Diagnostik –<br />

Ist-Analyse<br />

Diagnostik –<br />

Ist-Analyse<br />

anderes<br />

Training<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 64 Weiterbildungsakademie Sportmedizin<br />

t


Intervention – Falsche Einschätzung<br />

• Diagnostik:<br />

• Interview subjektiv<br />

• Profile/Tagebuch (Ernährung, Bewegung etc.) semiobjektiv<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 65 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Profile<br />

• Welche Faktoren sind <strong>von</strong> Bedeutung?<br />

• Wie sind diese bei Ihnen ausgeprägt?<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 66 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Profile<br />

Wie viel habe ich<br />

„gesündigt“?<br />

Wie viel habe<br />

ich entspannt?<br />

Wie gut habe ich<br />

mich ernährt?<br />

Wie fit fühle<br />

ich mich?<br />

Wie gut habe ich<br />

energiearme<br />

Flüssigkeit<br />

zugeführt?<br />

Wie viel habe ich<br />

mich bewegt?<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 67 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Profile<br />

Wie viel habe ich<br />

„gesündigt“?<br />

Wie viel habe<br />

ich entspannt?<br />

Wie gut habe ich<br />

mich ernährt?<br />

Wie fit fühle<br />

ich mich?<br />

Wie gut habe ich<br />

energiearme<br />

Flüssigkeit<br />

zugeführt?<br />

Wie viel habe ich<br />

mich bewegt?<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 68 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Profile<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 69 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Tagebuch<br />

Selbstbeobachtung (z. B. mit Hilfe eines Bogens zum Thema Sitzen)<br />

Wochentag Dauer? Worauf? Situation? Fehler? Gefühle? Danach?<br />

Montag<br />

6 Std.<br />

1 Std.<br />

1,5 Std.<br />

Bürostuhl<br />

Küchenstuhl<br />

Sessel<br />

Arbeit<br />

Dinner<br />

TV<br />

R<strong>und</strong>rücken<br />

Keine<br />

halb liegend<br />

Schmerzen<br />

Zufrieden<br />

müde<br />

Übung<br />

gestreckt<br />

Dienstag<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 70 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Falsche Einschätzung<br />

• Diagnostik:<br />

• Interview subjektiv<br />

• Profile/Tagebuch (Ernährung, Bewegung etc.) semiobjektiv<br />

• Messung (sportmedizinische/medizinische Tests,<br />

Fragebogen etc.) objektiv<br />

Kosten-Nutzen-Relation (Ökonomie)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 71 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Angst & Unsicherheit<br />

Entsteht aus:<br />

• Unwissenheit<br />

• Teilnehmergerechte Vermittlung <strong>von</strong> Informationen<br />

Kommunikation<br />

• Bewertungsprozesse<br />

unkritisch<br />

Situation<br />

Bewertung<br />

kritisch<br />

Angst<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 72 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Angst & Unsicherheit<br />

Goal setting (Zielsetzungstraining)<br />

• Ziele sollten:<br />

• optimistisch <strong>und</strong><br />

• realistisch gesteckt<br />

• <strong>und</strong> auch anschließend überprüft werden.<br />

Zielsetzungsforschung zeigt, dass Ziele smart formuliert sein sollten:<br />

1. spezifisch (besser als generelle ‚do-your-best‘ Ziele)<br />

2. messbar<br />

3. anpassbar<br />

4. realistisch (moderate Schwierigkeit)<br />

5. termingeb<strong>und</strong>en (evtl. „Meilensteine“ festlegen)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 73 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Goal setting<br />

• Ziele müssen dabei schriftlich fixiert <strong>und</strong> terminiert werden!<br />

• externe Kontrolle hilfreich (z. B. über sozialen Vertrag)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 74 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 75 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Mangelnde Eigenverantwortung<br />

Konsequenzen für das eigene Handeln tragen<br />

Warum sind Sie hier?<br />

Was wollen Sie erreichen?<br />

Was erwartet man <strong>von</strong> Ihnen?<br />

Agent<br />

allwissender Fachmann<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 76 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Intervention – Mangelnde Selbstbelohnung<br />

• Erreichen eines wichtigen (Zwischen-)Ziels mit einer positiven, direkt<br />

erlebten Konsequenz koppeln (z. B. Besuch in Theater/Kino/Sauna,<br />

Städtereise)<br />

• Festlegung schon bei Ziel- <strong>und</strong> Maßnahmenplanung<br />

Wichtig: Keine Festlegung <strong>von</strong> außen!<br />

freiwillige Selbststeuerung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 77 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Psychosoziale Hemmende psychosoziale „Stellschrauben“ Faktoren für bei die der<br />

Verhaltensmodifikation<br />

a) Mangelnde Einsicht<br />

b) Liebgewonnene Gewohnheiten<br />

c) Falsche Vorbilder<br />

d) Falsche Einschätzung<br />

e) Angst <strong>und</strong> Unsicherheit<br />

f) Mangelnde Eigenverantwortung<br />

g) Mangelnde Fähigkeit der Selbstbelohnung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 78 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Fördernde Faktoren<br />

• Teilnehmergerechte Vermittlung <strong>von</strong> Informationen zum<br />

Thema Rücken<br />

• Setzung realistisch-optimistischer Ziele sowie Rückmeldung<br />

• Möglichkeit zum Dialog <strong>und</strong> dem persönlichen Einbringen der<br />

Teilnehmer<br />

Körperwahrnehmung Voraussetzung<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 79 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Aufbau <strong>von</strong> neuem Verhalten<br />

Systematische Modelldarbietung:<br />

a) Modell (Vormachen)<br />

b) Üben (Rückmeldung geben)<br />

c) Hausaufgabe<br />

d) Rückmeldung<br />

evtl. mentales Training für komplizierte Bewegungsabläufe<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 80 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Zielabfrage-/Evaluationstools<br />

• die Einpunktabfrage<br />

• die Zurufabfrage<br />

• das Blitzlicht<br />

• die Satzvollendung<br />

• die Kartenabfrage<br />

• das Brainstorming<br />

• der Fragenspeicher<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 81 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Langfristige Stabilisierung<br />

• Selbstbelohnung<br />

• Sozialer Kontrakt<br />

• Kontrolle der Umgebungsmerkmale (Stühle, Bett usw.)<br />

• Signalpunkttechnik<br />

SP<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 82 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Verhalten ändern<br />

(1) Hindernisse für den Transfer<br />

Problem: Rückenschädigendes Verhalten als veränderungsresistentes<br />

Verhalten<br />

(2) Erwartungsabfrage<br />

(3) Problem-/Zielliste<br />

Ziele sollen sein:<br />

einfach<br />

erreichbar (optimistisch-realistisch)<br />

unabhängig <strong>von</strong> anderen (für mich…)<br />

verbindlich<br />

ökologisch<br />

(4) Selbstbeobachtung<br />

(5) Signalpunkte<br />

(6) Vertrag<br />

schriftlich oder mündlich<br />

wichtig: verbindliche Konsequenzen (Konsequenzkontrolle)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 83 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Ges<strong>und</strong>heitsförderung als Lernprozess<br />

Im Lebensstil<br />

integrieren<br />

Praktizieren<br />

Wollen<br />

Ausprobieren<br />

Verhalten<br />

Verstehen<br />

Wissen<br />

Einstellung<br />

Hören / Lesen<br />

Wissen<br />

(Woll <strong>und</strong> Bös, 1994)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 84 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Herausforderung statt Problem<br />

• Rückenbeschwerden können <strong>von</strong> jedem problemlos<br />

gemeistert werden, es sei denn . . .<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 85 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Red and Yellow Flags<br />

Red Flags<br />

(Alarmierende Symptome)<br />

• Alter < 20 Jahre, > 50 Jahre<br />

• Labor, Urin auffällig<br />

• Einnahme <strong>von</strong> Cortison<br />

• Gewichtsverlust (Tumor, HIV, Drogen)<br />

• Unfallgeschehen<br />

• Strukturdefizite, Anomalien,<br />

Knochenzerstörung<br />

• Fieber, schlechter Allgemeinzustand<br />

<strong>und</strong> systemisches Unwohlsein<br />

• Neurologische Ausfälle oder<br />

Erkrankung<br />

• Kaudasyndrom (Sphincter Ani Parese,<br />

Perianaler Sensibilitätsverlust,<br />

Reithosenanästhesie)<br />

Yellow Flags<br />

(Risikofaktoren für eine Chronifizierung)<br />

• Rezidivierende Schmerzepisoden<br />

• Dekonditionierte/Dysbalante<br />

Rumpfmuskulatur<br />

• Psychosoziale Faktoren (Angst,<br />

Depression, Selbstüberforderung,<br />

Selbstwertdefizite, Ablenkungsstrategien)<br />

• Arbeitsplatzsituation (Unzufriedenheit,<br />

Verlust, Rentenbegehren, Mobbing,<br />

Belastung in Familie, Beziehung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 86 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Rückenschmerzen = Schnupfen<br />

• Rückenschmerzen sind in der Regel kein Zeichen einer<br />

schwerwiegenden Erkrankung.<br />

• Die Wirbelsäule<br />

Rückenschmerz<br />

ist stark.<br />

ist<br />

Bleibende<br />

wie Schnupfen<br />

Schäden<br />

. .<br />

an<br />

.<br />

der Wirbelsäule<br />

sind sehr selten. Selbst starke Schmerzen bedeuten nicht, dass ein<br />

ernsthafter . . Schaden . fast jeder eingetreten bekommt ist. ihn mal . . .<br />

• Rückenschmerzen sind nur ein Zeichen dafür, dass Ihr Rücken<br />

derzeit nicht . . . so <strong>und</strong> funktioniert i. d. R. geht wie er gewöhnlich. <strong>von</strong> alleine Er wieder ist sozusagen weg. nicht<br />

fit oder „nicht in Form“.<br />

• Es gibt viele Möglichkeiten zur Behandlung <strong>von</strong> Schmerz, eine<br />

dauerhafte Schmerzreduktion hängt aber <strong>von</strong> Ihrem eigenen<br />

Verhalten ab!<br />

(Burton et al., 1999; Nilges, 2000; Pfeifer, 2005)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 87 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Rückenschmerzen = Schnupfen<br />

• Ihre Ges<strong>und</strong>ung hängt da<strong>von</strong> ab, dass Sie Ihren Rücken wieder<br />

bewegen <strong>und</strong> mit ihm arbeiten <strong>und</strong> zu normaler Funktion <strong>und</strong><br />

Fitness zurückkehren. Je schneller Sie aktiv werden, desto eher<br />

wird Ihr Rücken wieder fit!<br />

• Positive Einstellungen sind wichtig. Überlassen Sie dem<br />

Rückenschmerz nicht die Kontrolle über Ihr Leben! Menschen, die<br />

aktiv mit ihrem Rückenschmerz umgehen, leiden weniger,<br />

verspüren schneller Besserung <strong>und</strong> haben langfristig weniger<br />

Probleme.<br />

(Burton et al., 1999; Nilges, 2000; Pfeifer, 2005)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 88 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


10 Praxisbeispiele für psychologische Themen<br />

1. Alltagsweisheiten<br />

(RS ist auch Ausdruck psychischer Aspekte, biopsychosoziales Modell)<br />

2. Heimatschuss<br />

(RS wird <strong>von</strong> den wahrgenommenen Konsequenzen beeinflusst)<br />

3. Bef<strong>und</strong> <strong>und</strong> Befinden<br />

(RS ist nicht nur körperlich bedingt, RS ist verbreitet)<br />

4. Zitronenübung<br />

(Gedanken beeinflussen körperliche Prozesse, Vorstellungen stellen ein Potenzial zur<br />

Veränderung dar, Hinweis auf Entspannung)<br />

5. Pilzsammler<br />

(Schmerzerleben ist <strong>von</strong> der subjektiven Bewertung der Umstände abhängig, geht mit starken<br />

Gefühlen einher, ist aktiv beeinflussbar)<br />

6. Ist auch alles getan worden?<br />

(s. 5., insbesondere: RS geht mit starken Gefühlen einher)<br />

7. Gedankenlawine (s. 5.)<br />

8. Fotogeschichte / Schmerzbezogene Kognitionen<br />

(s. 5., insbesondere Bedeutung der subjektiven Bewertung)<br />

9. Mexikanischer Schütze / Prognosetraining<br />

(Wissen, was man kann, macht stark)<br />

10.RS = Graue Haare + Schnupfen<br />

(RS ist keine schwerwiegende Erkrankung)<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 89 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Diskussion<br />

Welche Fragen oder Anmerkungen gibt es?<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 90 Weiterbildungsakademie Sportmedizin


Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!<br />

15. Mai 2013 │ <strong>Institut</strong> für Sportwissenschaften │ Dr. S. D. Baumgärtner │ 91 Weiterbildungsakademie Sportmedizin

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