Baustein 4 - Motive.pdf
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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra<br />
Modul Entwicklungen fördern<br />
Vorlesung Sportpädagogik<br />
<strong>Baustein</strong> 4: Wie können Menschen zum Sporttreiben<br />
motiviert werden?<br />
Sportwissenschaftliches Institut<br />
der Universität des Saarlandes<br />
SS 2012<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1
Beweggründe für und gegen das Sporttreiben<br />
Fragen:<br />
Wie viele Menschen treiben Sport?<br />
Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen<br />
Sport?<br />
Welche Bedeutung haben Einstellungen und <strong>Motive</strong>?<br />
Wie kann man Einstellungen und <strong>Motive</strong> erfassen?<br />
Wie kann man sie beeinflussen?<br />
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Wie viele Menschen treiben Sport?<br />
Angaben in Prozent 2000 2008<br />
Nicht-Sportinteressierte 35 31<br />
Sportinteressierte 31 21<br />
Gelegenheitssportler 15 18<br />
Aktivsportler 18 29<br />
Leistungssportler 1 1<br />
(Opaschowski, 2008)<br />
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Wie viele Menschen treiben Sport?<br />
(Angaben in Prozent) 2011<br />
Nichtsportler 45<br />
Gelegenheitssportler 13<br />
Einmal pro Woche 17<br />
Mehrmals pro Woche 21<br />
Täglich 4<br />
Frubiase Sport Studie 2011<br />
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Die Deutsche Nichtbeweger-Studie<br />
Die Datenerhebung wurde durch die Barmer Krankenkasse finanziert.<br />
Repräsentative Daten über Bewegungsverhalten und<br />
empfundene Barrieren zu mehr Bewegung bei Erwachsenen<br />
wurden über das GfK I-Panel zum Thema Sport und Bewegung<br />
Ende des Jahres 2005 erhoben. Das I-Panel befragt regelmäßig<br />
10.000 deutsche Jugendliche und Erwachsene in Privathaushalten,<br />
teils auf schriftlichem Wege, teils online. Das Panel ist reprä<br />
sentativ nach regionalen und soziodemografischen Merkmalen<br />
und zeichnet sich durch hohe Rücklaufquoten (n = 9457 > 80 %)<br />
aus.<br />
Rütten (2007)<br />
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Die Deutsche Nichtbeweger-Studie<br />
Ausreichend Bewegung = körperliche Aktivitäten im Alltag, bei<br />
denen Sie mindestens ein bisschen außer Atem kommen, z. B.<br />
die Sie während der Arbeit machen, um von einem Ort zum Anderen<br />
zu gelangen oder die Teil Ihrer Haus- und Gartenarbeit<br />
sind (z. B. zügiges Gehen, zügiges Radfahren, Gartenarbeit,<br />
Hausarbeiten)“.<br />
Nicht-Beweger Ausreichend-Beweger<br />
2087 7370<br />
22 % 78 %<br />
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Nichtbewegen, Geschlecht und Alter<br />
OR = Odds Ratio = Verhältnis der Betroffenen/Nichtbetroffenen<br />
OR 1 = keine Unterschiede; OR > 1 = stärkere Betroffenheit;<br />
OR < 1= geringere Betroffenheit<br />
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Nichtbewegen und Schulbildung<br />
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Nichtbewegen und Haushaltseinkommen<br />
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Nichtbewegen und Barrieren<br />
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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Alter<br />
16 - 29 30 - 49 50 - 69 > 70<br />
Prozentsatz<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
14,1<br />
7,9<br />
31,8<br />
30,6<br />
37,6<br />
40,2<br />
16,2 21,2<br />
Nicht-Beweger<br />
Beweger<br />
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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Bildungsniveau<br />
Hauptschule Realschule Abitur Hochschule<br />
Prozentsatz<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
18,4<br />
20,4<br />
32,9<br />
26,8<br />
27,1<br />
27,9<br />
20<br />
10<br />
0<br />
28,3<br />
Nicht-Beweger<br />
18,2<br />
Beweger<br />
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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Einkommen<br />
bis 1499 1500 - 2999 > 3000 Euro<br />
100<br />
90<br />
80<br />
16,6<br />
24,8<br />
70<br />
Prozentsatz<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
51,6<br />
51<br />
20<br />
10<br />
31,8<br />
24,2<br />
0<br />
Nicht-Beweger<br />
Beweger<br />
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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Body-Mass-<br />
Index<br />
< 25 25 - 30 > 30<br />
Prozentsatz<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
19,4<br />
37<br />
41,9<br />
11,3<br />
34,6<br />
53,3<br />
10<br />
0<br />
Nicht-Beweger<br />
Beweger<br />
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Motivation<br />
„Umfassende Bezeichnung für bewusste und unbewusste, angeborene<br />
und erlernte psychische Prozesses und Zustände,<br />
die die Umgangssprache mit den Begriffen Affekt, Antrieb, Bedürfnis,<br />
Drang, Einstellung, Gefühl, Interesse, Lust, Stimmung,<br />
Trieb, Wille, Wunsch usw. beschreibt“ (Gabler, 2003, S. 377).<br />
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Motivation<br />
„Motivation … ist ein situationsabhängiges, aktuelles und<br />
möglicherweise kurzfristiges Geschehen. Man bezeichnet damit<br />
alle aktuellen Faktoren und Prozesse, die unter gegebenen<br />
situativen Anregungsbedingungen zu Handlungen führen und<br />
diese bis zum Abschluß in Gang halten“ (Eberspächer, 1982,<br />
S. 53).<br />
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Motiv<br />
Der Erklärungsbegriff Motiv … „soll auf überdauernde Voreingenommenheiten<br />
kognitiver Prozesse verweisen, mit denen<br />
die einzelnen Individuen die gleiche Situation verschieden auffassen<br />
und den Ausgang ihres Handelns und dessen Folgen<br />
verschieden bewerten“ (Heckhausen, 1974, zitiert nach Eberspächer,<br />
1982, S. 53).<br />
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Motiv<br />
„Mit dem Begriff Motiv wird das Dispositionelle, das Persönlichkeitsspezifische,<br />
das Überdauernde an der Motivation hervorgehoben“<br />
(Gabler, 2003, S. 377).<br />
<strong>Motive</strong> sind erlernte, generalisierte Wertungsdispositionen für<br />
einzelne Grundsituationen, wie z. B. Aggression, Anschluss,<br />
Leistung und Macht (Gabler, 2003, S. 377).<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 18
Motiv und Motivation<br />
Ein Motiv ruft Verhalten hervor und gibt ihm Energie und Richtung.<br />
Wenn ein Motiv wirksam wird, befinden wir uns im Zustand<br />
der Motivation (Atkinson, et al. 2001, S. 343).<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 19
Einstellung<br />
„Eine Einstellung ist ein mentaler und neuraler Bereitschaftszustand,<br />
der durch die Erfahrung strukturiert ist, und einen<br />
steuernden oder dynamischen Einfluß auf die Reaktionen eines<br />
Individuums gegenüber allen Objekten und Situationen<br />
hat, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht“ (Allport,<br />
1935, zitiert nach Triandis, 1975, S. 4).<br />
(Triandis, 1975, 5)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 20
Einstellungen und <strong>Motive</strong><br />
1. <strong>Motive</strong> sind generalisierte und relativ stabile individuelle<br />
kognitive Wertungsdispositionen für einzelne (relative allgemeine)<br />
Grundsituationen, wie z. B. Aggression, Leistung,<br />
Macht, Anschluss etc.<br />
2. Einstellungen sind mentale und neurale Bereitschaftszustände,<br />
die immer auf ein bestimmtes Objekt oder ein bestimmtes<br />
Verhalten, wie z. B. sportliche Aktivität, bezogen<br />
sind. Sie beinhalten kognitive, affektive und verhaltensorientierte<br />
Aspekte.<br />
3.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 21
Opaschowski, 2008<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 22
Primärmotive<br />
Positive Motivation<br />
Negative Motivation<br />
Sekundärmotive<br />
Psychische<br />
Motivation<br />
Physische<br />
Motivation<br />
Soziale<br />
Motivation<br />
Opaschowski, 2008<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 23
Primärmotive<br />
Positive Motivation<br />
Gesundheit (58,4 %)<br />
Spaß (47,8%)<br />
Fitness/Anti-Aging (19 %)<br />
Negative Motivation<br />
Bewegungsmangel-Ausgleich (41,1 %)<br />
Stressabbau (30,3 %)<br />
Ausgleich zur Arbeit (29,4 %)<br />
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Psychische Motivation<br />
Sekundärmotive<br />
Sich wohlfühlen (22,6 %), Erfolgs-/Leistungserlebnis (11,3 %),<br />
Stärkung des Selbstvertrauens (9,7 %), Zeitvertreib (8,9 %)<br />
Physische Motivation<br />
Kondition stärken (32,3 %), Gut für die Figur (30,9 %), Körperliche<br />
Herausforderung (16,9 %), Körpererfahrung (9,4 %)<br />
Soziale Motivation<br />
Mit anderen Mensch zusammen zu sein (21,5 %), Gruppenerlebnisse<br />
haben (13,8 %), Nette Leute kennenlernen (8,4 %),<br />
Freunde gewinnen (5,4 %)<br />
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Sportbezogene Einstellungsskalen<br />
Attitude Towards Physical Activity Skalen von Kenyon<br />
(1968)<br />
ATPA-D-Skalen zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher<br />
Aktivität und Motivpräferenzliste von Singer,<br />
Eberspächer, Bös & Rehs (1980)<br />
ATPA-D-Skalen (Fragebogen zur Motivation gegenüber<br />
dem Sporttreiben) von Schwenkmezger et al. (2000)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 26
Motivpräferenzliste nach Singer et al. (1980)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 27
<strong>Motive</strong> der Kenyon-Skalen<br />
‣ Sporttreiben, um mit anderen Menschen zusammen sein zu<br />
können (soziales Miteinander),<br />
‣ Sporttreiben, um die Gesundheit und Fitness zu verbessern<br />
oder zu erhalten (Gesundheit),<br />
‣ Sporttreiben, um Aufregung und Nervenkitzel zu erfahren<br />
(Risiko),<br />
‣ Sporttreiben, um Freude an schönen und eleganten Bewegungen<br />
zu haben (Ästhetik),<br />
‣ Sporttreiben, um sich zu entspannen (Katharsis),<br />
‣ Sporttreiben, um sich selbst zu überwinden (Askese).<br />
(Kenyon, 1964)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 28
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 29
Motivation zum Sporttreiben<br />
Mehrperspektivischer Sportunterricht<br />
Zielgruppenspezifische Passung von Motivationen und sportlichen<br />
Inhalten<br />
Selbstwirksamkeitserwartungen entwickeln<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 30
Mehrperspektivischer Sportunterricht<br />
Aus pädagogischer Sicht erscheint es geboten, Sportunterricht<br />
so zu gestalten, dass die möglichen verschiedenen<br />
sportpädagogischen Perspektiven erlebt werden können.<br />
‣ Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und Bewegungserfahrungen<br />
erweitern,<br />
‣ sich körperlich ausdrücken und Bewegungen gestalten,<br />
‣ etwas wagen und verantworten,<br />
‣ das Leisten erfahren und reflektieren,<br />
‣ Gemeinsam handeln, wettkämpfen und sich verständigen,<br />
‣ Fitness verbessern und Gesundheitsbewusstsein entwickeln.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 31
Realisierung<br />
‣ Ausbalanciertes Curriculum im Verlaufe der mindestens<br />
zehnjährigen Schulzeit<br />
‣ Unterschiedliche Interpretation von Sportunterricht<br />
durch die verschiedenen Sportlehrer<br />
‣ Sportarten mit unterschiedlichen Perspektiven belegen<br />
‣ Integrieren, Akzentuieren, Kontrastieren<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 32
Realisierung<br />
Akzentuieren: die Aufmerksamkeit auf eine scheinbar untypische<br />
Sinngebung lenken (z. B. beim Ausdauerlauf körperliche<br />
Eindrücke und Empfindungen ansprechen)<br />
Kontrastieren: eine Bewegungsform unter unterschiedlichen<br />
Bedeutungen erfahren (z. B. Springen als messbare Leistung<br />
und als Ausdrucksempfindung)<br />
Integrieren: gleichzeitiges Erleben von Sinngebungen verdeutlichen<br />
(z. B. im Sportspiel die Leistungssituation, die soziale Situation<br />
des Miteinanderspielens und die Spannungseffekte des<br />
Spiels).<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 33
Einstellung von Rehateilnehmern zum Sporttreiben<br />
5<br />
Männer<br />
Frauen<br />
4<br />
Summenscores<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Fitness Katharsis Askese Ästhetik Soziales Risiko<br />
Einstellungsdimension<br />
(Wydra, 1985)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 34
(Sudeck, 2011)<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 35
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 36
Zielgruppenspezifisches Arbeiten<br />
‣ Die Gründe für das Sporttreiben sind sehr unterschiedlich<br />
‣ Menschen dort abholen, wo sie stehen<br />
‣ Zielgruppenspezifische Programme entwickeln<br />
‣ Motivation zum Sporttreiben im Zuge der Zeit auf eine breitere<br />
Basis stellen, indem Motivbündel entwickelt werden.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 37
Das sozial-kognitive Prozessmodell<br />
HAPA-Modell (Health Action Process Approach)<br />
bzw. Prozessmodell gesundheitlichen Handelns<br />
(Schwarzer, 1992)<br />
Unterscheidung von motivationaler und volitionaler Phase<br />
Berücksichtigung von Barrieren und Ressourcen<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 38
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 39
Ergebniswartungen<br />
Das Ergebnis wird im Zusammenhang mit bestimmten Handlungen<br />
gesehen. Eine Person sieht ihre verbesserte körperliche<br />
Leistungsfähigkeit als Konsequenz ihres sportlichen Trainings<br />
an.<br />
„Wenn ich körperlich aktiv bin und nicht rauche, dann verringert<br />
sich die Wahrscheinlichkeit, dass ich herzkrank werde.“<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 40
Kompetenzerwartungen<br />
Eine Person glaubt, dass sie selbst eine bestimmte Handlung<br />
ausführen und dadurch ein bestimmtes Ergebnis erzielen<br />
kann, wodurch sich ein bestimmtes Endziel (Folge) anstreben<br />
lässt. Kompetenzerwartungen setzen Konsequenz- und Instrumentalitätserwartungen<br />
voraus.<br />
„Ich weiß genau, dass ich mit dem Rauchen aufhören kann.“<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 41
Gesundheitsverhalten<br />
„Menschen verhalten sich dann gesundheitsbewußt, wenn<br />
(a) eine Gesundheitsbedrohung schwerwiegend erscheint,<br />
wenn (b) die subjektive Verletzbarkeit oder die Auftretenswahrscheinlichkeit<br />
für eine Krankheit hoch ist, (c) wenn jemand<br />
glaubt, persönlich eine protektive Handlung zur Verfügung<br />
zu haben und (d) wenn diese Handlung als eine<br />
wirksame Maßnahme zur Abwehr der Gefahr eingeschätzt<br />
wird“ (Schwarzer, 1992, S. 11).<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 42
Bedeutung des HAPA-Modells für<br />
sportbezogene Konzepte<br />
Ergebnis- und Konsequenzerwartungen sind zentrale Ansatzstellen<br />
für pädagogische Interventionen.<br />
Ergebniserwartungen können in der klassischen Gesundheitserziehung<br />
entwickelt und durch authentische Erfahrungen<br />
verstärkt werden.<br />
Konpetenzerwartungen können durch die Vermittlung von<br />
Handlungsfähigkeit im Sport als authentische Erfahrungen<br />
des eigenen Könnens, Noch- und Wieder-Könnens nachhaltig<br />
entwickelt werden.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 43
Ein schulenübergreifendes<br />
(„transtheoretisches“)<br />
Modell, das<br />
insbesondere den zeitlichen<br />
Ablauf einer Verhaltensänderung<br />
auch<br />
unter Berücksichtigung<br />
von Rückfällen (Drehtüreffekt)<br />
in den Blick<br />
nimmt.<br />
Das transtheoretische Modell<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 44
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 45
Fragen entsprechend des transtheoretischen<br />
Modells<br />
Gegenwärtig treibe ich keinen Sport, und ich habe<br />
1. Sorglosigkeit auch nicht die Absicht, in den nächsten Monaten<br />
mit dem Sporttreiben zu beginnen.<br />
Gegenwärtig treibe ich keinen Sport, aber ich<br />
2. Bewusstwerden überlege mir gerade, ob ich in den nächsten sechs<br />
Monaten mit dem Sporttreiben beginnen sollte.<br />
Gegenwärtig treibe ich zwar manchmal Sport, aber<br />
3. Vorbereitung<br />
nicht regelmäßig.<br />
Gegenwärtig treibe ich regelmäßig Sport, aber ich<br />
4. Handlung habe damit erst während der letzten sechs Monate<br />
begonnen.<br />
Gegenwärtig treibe ich regelmäßig Sport, und ich<br />
5. Aufrechterhaltung<br />
tue dies schon länger als sechs Monate.<br />
6. Stabilisierung Ich treibe seit Jahren regelmäßig Sport.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 46
Literatur<br />
Atkinson, R. L., Atkinson, R. C., Smith, E. E., Bem, D. J., & Nolen-Hoeksema, S. (2001). Hilgards Einführung in die Psychologie.<br />
Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.<br />
Barthels, J. (2008). Untersuchungen zur Einstellung japanischer und europäischer Schüler zum Sporttreiben. Diplomarbeit.<br />
sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes.<br />
Eberspächer, H. (1982). Sportpsychologie. Reinbek bei Hamburg: rororo.<br />
Gabler, H. (2003). Motivation. In P. Röthig, & R. Prohl, Sportwissenschaftliches Lexikon (S. 377). Schorndorf: Hofmann.<br />
Kenyon, G. S. (1968a). A conceptual model for characterising physical activity. Research Quarterly, 39, 96–105.<br />
Kenyon, G. S. (1968b). Six scales for assessing attitude toward physical activity. Research Quarterly, 39, 566–574.<br />
Kurz, D. (2000). Pädagogische Perspektiven für den Schulsport. Körpererziehung, 50, 72–78.<br />
Kurz, D. (2004). Von der Vielfalt sportlichen Sinns zu den pädagogischen Perspektiven im Schulsport. In E. Balz & P. Neumann<br />
(Hrsg.), Mehrperspektivischer Sportunterricht (S. 57 - 70). Schorndorf: Hofman.<br />
Opaschowski, H. W. (1995). Neue Trends im Freizeitsport. Hamburg: B. A. T. Freizeitforschungsinstitut.<br />
Opaschowski, H. W. (2008). Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Gütersloh: Gütersloher Verlagsgruppe.<br />
Pahmeier, I. & König, A. (1997). Zur Bedeutung der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit für die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen.<br />
psychologie und sport, 4, 135–150.<br />
Rütten, A., Abu-Omar, K., Adlwarth, W., & Meierjürgen, R. (2007). Bewegungsarme Lebensstile. Zur Klassifizierung unterschiedlicher<br />
Zielgruppen für eine gesundheitsförderliche körperliche Aktivierung. Gesundheitswesen, 69, 393 - 400.<br />
Singer, R., Eberspächer, H., Bös, K., & Rehs,, H.-J. (1980). Die ATPA-D-Skalen. Eine deutsche Version der Skalen von Kenyon<br />
zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher Aktivität. Bad Homburg: Limpert.<br />
Steffgen, G., Fröhling, R. & Schwenkmezger, P. (2000). <strong>Motive</strong> sportlicher Aktivität. Psychometrische Untersuchungen einer<br />
Kurzform der ATPA-D-Skalen. Sportwissenschaft, 30, 408 – 421.<br />
Sudeck, G., Lehnert, K. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Sporttypen – Auf dem Weg zur Personenorientierung im<br />
zielgruppenspezifischen Freizeit- und Gesundheitssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 18 (1), 1-17 .<br />
Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Passung von Sportprogrammen: Explizite Ziele und <strong>Motive</strong> als Moderator<br />
von Befindlichkeitsveränderungen durch sportliche Aktivität. Sportwissenschaft, 41, 175-189.<br />
Schwarzer, R. (1992). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Göttingen: Hogrefe.<br />
Triandis, H. C. (1975). Einstellungen und Einstellungsänderungen. Weinheim: Beltz.<br />
Willimczik, K. (2007). Die Vielfalt des Sports. Sportwissenschaft, 37, 19 - 37.<br />
Wydra, G. (1985). Entwicklung und Evaluation eines didaktischen Modells der Sporttherapie im Bereich stationärer Heilbehandlungen.<br />
Inauguraldissertation Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Heidelberg.<br />
Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 47