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Baustein 4 - Motive.pdf

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Univ.-Prof. Dr. Georg Wydra<br />

Modul Entwicklungen fördern<br />

Vorlesung Sportpädagogik<br />

<strong>Baustein</strong> 4: Wie können Menschen zum Sporttreiben<br />

motiviert werden?<br />

Sportwissenschaftliches Institut<br />

der Universität des Saarlandes<br />

SS 2012<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 1


Beweggründe für und gegen das Sporttreiben<br />

Fragen:<br />

Wie viele Menschen treiben Sport?<br />

Warum treiben Menschen Sport bzw. warum treiben Sie keinen<br />

Sport?<br />

Welche Bedeutung haben Einstellungen und <strong>Motive</strong>?<br />

Wie kann man Einstellungen und <strong>Motive</strong> erfassen?<br />

Wie kann man sie beeinflussen?<br />

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Wie viele Menschen treiben Sport?<br />

Angaben in Prozent 2000 2008<br />

Nicht-Sportinteressierte 35 31<br />

Sportinteressierte 31 21<br />

Gelegenheitssportler 15 18<br />

Aktivsportler 18 29<br />

Leistungssportler 1 1<br />

(Opaschowski, 2008)<br />

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Wie viele Menschen treiben Sport?<br />

(Angaben in Prozent) 2011<br />

Nichtsportler 45<br />

Gelegenheitssportler 13<br />

Einmal pro Woche 17<br />

Mehrmals pro Woche 21<br />

Täglich 4<br />

Frubiase Sport Studie 2011<br />

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Die Deutsche Nichtbeweger-Studie<br />

Die Datenerhebung wurde durch die Barmer Krankenkasse finanziert.<br />

Repräsentative Daten über Bewegungsverhalten und<br />

empfundene Barrieren zu mehr Bewegung bei Erwachsenen<br />

wurden über das GfK I-Panel zum Thema Sport und Bewegung<br />

Ende des Jahres 2005 erhoben. Das I-Panel befragt regelmäßig<br />

10.000 deutsche Jugendliche und Erwachsene in Privathaushalten,<br />

teils auf schriftlichem Wege, teils online. Das Panel ist reprä<br />

sentativ nach regionalen und soziodemografischen Merkmalen<br />

und zeichnet sich durch hohe Rücklaufquoten (n = 9457 > 80 %)<br />

aus.<br />

Rütten (2007)<br />

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Die Deutsche Nichtbeweger-Studie<br />

Ausreichend Bewegung = körperliche Aktivitäten im Alltag, bei<br />

denen Sie mindestens ein bisschen außer Atem kommen, z. B.<br />

die Sie während der Arbeit machen, um von einem Ort zum Anderen<br />

zu gelangen oder die Teil Ihrer Haus- und Gartenarbeit<br />

sind (z. B. zügiges Gehen, zügiges Radfahren, Gartenarbeit,<br />

Hausarbeiten)“.<br />

Nicht-Beweger Ausreichend-Beweger<br />

2087 7370<br />

22 % 78 %<br />

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Nichtbewegen, Geschlecht und Alter<br />

OR = Odds Ratio = Verhältnis der Betroffenen/Nichtbetroffenen<br />

OR 1 = keine Unterschiede; OR > 1 = stärkere Betroffenheit;<br />

OR < 1= geringere Betroffenheit<br />

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Nichtbewegen und Schulbildung<br />

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Nichtbewegen und Haushaltseinkommen<br />

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Nichtbewegen und Barrieren<br />

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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Alter<br />

16 - 29 30 - 49 50 - 69 > 70<br />

Prozentsatz<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

14,1<br />

7,9<br />

31,8<br />

30,6<br />

37,6<br />

40,2<br />

16,2 21,2<br />

Nicht-Beweger<br />

Beweger<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 11


Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Bildungsniveau<br />

Hauptschule Realschule Abitur Hochschule<br />

Prozentsatz<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

18,4<br />

20,4<br />

32,9<br />

26,8<br />

27,1<br />

27,9<br />

20<br />

10<br />

0<br />

28,3<br />

Nicht-Beweger<br />

18,2<br />

Beweger<br />

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Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Einkommen<br />

bis 1499 1500 - 2999 > 3000 Euro<br />

100<br />

90<br />

80<br />

16,6<br />

24,8<br />

70<br />

Prozentsatz<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

51,6<br />

51<br />

20<br />

10<br />

31,8<br />

24,2<br />

0<br />

Nicht-Beweger<br />

Beweger<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 13


Bewegungsaktivität in Abhängigkeit vom Body-Mass-<br />

Index<br />

< 25 25 - 30 > 30<br />

Prozentsatz<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

19,4<br />

37<br />

41,9<br />

11,3<br />

34,6<br />

53,3<br />

10<br />

0<br />

Nicht-Beweger<br />

Beweger<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 14


Motivation<br />

„Umfassende Bezeichnung für bewusste und unbewusste, angeborene<br />

und erlernte psychische Prozesses und Zustände,<br />

die die Umgangssprache mit den Begriffen Affekt, Antrieb, Bedürfnis,<br />

Drang, Einstellung, Gefühl, Interesse, Lust, Stimmung,<br />

Trieb, Wille, Wunsch usw. beschreibt“ (Gabler, 2003, S. 377).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 15


Motivation<br />

„Motivation … ist ein situationsabhängiges, aktuelles und<br />

möglicherweise kurzfristiges Geschehen. Man bezeichnet damit<br />

alle aktuellen Faktoren und Prozesse, die unter gegebenen<br />

situativen Anregungsbedingungen zu Handlungen führen und<br />

diese bis zum Abschluß in Gang halten“ (Eberspächer, 1982,<br />

S. 53).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 16


Motiv<br />

Der Erklärungsbegriff Motiv … „soll auf überdauernde Voreingenommenheiten<br />

kognitiver Prozesse verweisen, mit denen<br />

die einzelnen Individuen die gleiche Situation verschieden auffassen<br />

und den Ausgang ihres Handelns und dessen Folgen<br />

verschieden bewerten“ (Heckhausen, 1974, zitiert nach Eberspächer,<br />

1982, S. 53).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 17


Motiv<br />

„Mit dem Begriff Motiv wird das Dispositionelle, das Persönlichkeitsspezifische,<br />

das Überdauernde an der Motivation hervorgehoben“<br />

(Gabler, 2003, S. 377).<br />

<strong>Motive</strong> sind erlernte, generalisierte Wertungsdispositionen für<br />

einzelne Grundsituationen, wie z. B. Aggression, Anschluss,<br />

Leistung und Macht (Gabler, 2003, S. 377).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 18


Motiv und Motivation<br />

Ein Motiv ruft Verhalten hervor und gibt ihm Energie und Richtung.<br />

Wenn ein Motiv wirksam wird, befinden wir uns im Zustand<br />

der Motivation (Atkinson, et al. 2001, S. 343).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 19


Einstellung<br />

„Eine Einstellung ist ein mentaler und neuraler Bereitschaftszustand,<br />

der durch die Erfahrung strukturiert ist, und einen<br />

steuernden oder dynamischen Einfluß auf die Reaktionen eines<br />

Individuums gegenüber allen Objekten und Situationen<br />

hat, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht“ (Allport,<br />

1935, zitiert nach Triandis, 1975, S. 4).<br />

(Triandis, 1975, 5)<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 20


Einstellungen und <strong>Motive</strong><br />

1. <strong>Motive</strong> sind generalisierte und relativ stabile individuelle<br />

kognitive Wertungsdispositionen für einzelne (relative allgemeine)<br />

Grundsituationen, wie z. B. Aggression, Leistung,<br />

Macht, Anschluss etc.<br />

2. Einstellungen sind mentale und neurale Bereitschaftszustände,<br />

die immer auf ein bestimmtes Objekt oder ein bestimmtes<br />

Verhalten, wie z. B. sportliche Aktivität, bezogen<br />

sind. Sie beinhalten kognitive, affektive und verhaltensorientierte<br />

Aspekte.<br />

3.<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 21


Opaschowski, 2008<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 22


Primärmotive<br />

Positive Motivation<br />

Negative Motivation<br />

Sekundärmotive<br />

Psychische<br />

Motivation<br />

Physische<br />

Motivation<br />

Soziale<br />

Motivation<br />

Opaschowski, 2008<br />

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Primärmotive<br />

Positive Motivation<br />

Gesundheit (58,4 %)<br />

Spaß (47,8%)<br />

Fitness/Anti-Aging (19 %)<br />

Negative Motivation<br />

Bewegungsmangel-Ausgleich (41,1 %)<br />

Stressabbau (30,3 %)<br />

Ausgleich zur Arbeit (29,4 %)<br />

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Psychische Motivation<br />

Sekundärmotive<br />

Sich wohlfühlen (22,6 %), Erfolgs-/Leistungserlebnis (11,3 %),<br />

Stärkung des Selbstvertrauens (9,7 %), Zeitvertreib (8,9 %)<br />

Physische Motivation<br />

Kondition stärken (32,3 %), Gut für die Figur (30,9 %), Körperliche<br />

Herausforderung (16,9 %), Körpererfahrung (9,4 %)<br />

Soziale Motivation<br />

Mit anderen Mensch zusammen zu sein (21,5 %), Gruppenerlebnisse<br />

haben (13,8 %), Nette Leute kennenlernen (8,4 %),<br />

Freunde gewinnen (5,4 %)<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 25


Sportbezogene Einstellungsskalen<br />

Attitude Towards Physical Activity Skalen von Kenyon<br />

(1968)<br />

ATPA-D-Skalen zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher<br />

Aktivität und Motivpräferenzliste von Singer,<br />

Eberspächer, Bös & Rehs (1980)<br />

ATPA-D-Skalen (Fragebogen zur Motivation gegenüber<br />

dem Sporttreiben) von Schwenkmezger et al. (2000)<br />

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Motivpräferenzliste nach Singer et al. (1980)<br />

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<strong>Motive</strong> der Kenyon-Skalen<br />

‣ Sporttreiben, um mit anderen Menschen zusammen sein zu<br />

können (soziales Miteinander),<br />

‣ Sporttreiben, um die Gesundheit und Fitness zu verbessern<br />

oder zu erhalten (Gesundheit),<br />

‣ Sporttreiben, um Aufregung und Nervenkitzel zu erfahren<br />

(Risiko),<br />

‣ Sporttreiben, um Freude an schönen und eleganten Bewegungen<br />

zu haben (Ästhetik),<br />

‣ Sporttreiben, um sich zu entspannen (Katharsis),<br />

‣ Sporttreiben, um sich selbst zu überwinden (Askese).<br />

(Kenyon, 1964)<br />

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Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 29


Motivation zum Sporttreiben<br />

Mehrperspektivischer Sportunterricht<br />

Zielgruppenspezifische Passung von Motivationen und sportlichen<br />

Inhalten<br />

Selbstwirksamkeitserwartungen entwickeln<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 30


Mehrperspektivischer Sportunterricht<br />

Aus pädagogischer Sicht erscheint es geboten, Sportunterricht<br />

so zu gestalten, dass die möglichen verschiedenen<br />

sportpädagogischen Perspektiven erlebt werden können.<br />

‣ Wahrnehmungsfähigkeit verbessern und Bewegungserfahrungen<br />

erweitern,<br />

‣ sich körperlich ausdrücken und Bewegungen gestalten,<br />

‣ etwas wagen und verantworten,<br />

‣ das Leisten erfahren und reflektieren,<br />

‣ Gemeinsam handeln, wettkämpfen und sich verständigen,<br />

‣ Fitness verbessern und Gesundheitsbewusstsein entwickeln.<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 31


Realisierung<br />

‣ Ausbalanciertes Curriculum im Verlaufe der mindestens<br />

zehnjährigen Schulzeit<br />

‣ Unterschiedliche Interpretation von Sportunterricht<br />

durch die verschiedenen Sportlehrer<br />

‣ Sportarten mit unterschiedlichen Perspektiven belegen<br />

‣ Integrieren, Akzentuieren, Kontrastieren<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 32


Realisierung<br />

Akzentuieren: die Aufmerksamkeit auf eine scheinbar untypische<br />

Sinngebung lenken (z. B. beim Ausdauerlauf körperliche<br />

Eindrücke und Empfindungen ansprechen)<br />

Kontrastieren: eine Bewegungsform unter unterschiedlichen<br />

Bedeutungen erfahren (z. B. Springen als messbare Leistung<br />

und als Ausdrucksempfindung)<br />

Integrieren: gleichzeitiges Erleben von Sinngebungen verdeutlichen<br />

(z. B. im Sportspiel die Leistungssituation, die soziale Situation<br />

des Miteinanderspielens und die Spannungseffekte des<br />

Spiels).<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 33


Einstellung von Rehateilnehmern zum Sporttreiben<br />

5<br />

Männer<br />

Frauen<br />

4<br />

Summenscores<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Fitness Katharsis Askese Ästhetik Soziales Risiko<br />

Einstellungsdimension<br />

(Wydra, 1985)<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 34


(Sudeck, 2011)<br />

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Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 36


Zielgruppenspezifisches Arbeiten<br />

‣ Die Gründe für das Sporttreiben sind sehr unterschiedlich<br />

‣ Menschen dort abholen, wo sie stehen<br />

‣ Zielgruppenspezifische Programme entwickeln<br />

‣ Motivation zum Sporttreiben im Zuge der Zeit auf eine breitere<br />

Basis stellen, indem Motivbündel entwickelt werden.<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 37


Das sozial-kognitive Prozessmodell<br />

HAPA-Modell (Health Action Process Approach)<br />

bzw. Prozessmodell gesundheitlichen Handelns<br />

(Schwarzer, 1992)<br />

Unterscheidung von motivationaler und volitionaler Phase<br />

Berücksichtigung von Barrieren und Ressourcen<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 38


Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 39


Ergebniswartungen<br />

Das Ergebnis wird im Zusammenhang mit bestimmten Handlungen<br />

gesehen. Eine Person sieht ihre verbesserte körperliche<br />

Leistungsfähigkeit als Konsequenz ihres sportlichen Trainings<br />

an.<br />

„Wenn ich körperlich aktiv bin und nicht rauche, dann verringert<br />

sich die Wahrscheinlichkeit, dass ich herzkrank werde.“<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 40


Kompetenzerwartungen<br />

Eine Person glaubt, dass sie selbst eine bestimmte Handlung<br />

ausführen und dadurch ein bestimmtes Ergebnis erzielen<br />

kann, wodurch sich ein bestimmtes Endziel (Folge) anstreben<br />

lässt. Kompetenzerwartungen setzen Konsequenz- und Instrumentalitätserwartungen<br />

voraus.<br />

„Ich weiß genau, dass ich mit dem Rauchen aufhören kann.“<br />

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Gesundheitsverhalten<br />

„Menschen verhalten sich dann gesundheitsbewußt, wenn<br />

(a) eine Gesundheitsbedrohung schwerwiegend erscheint,<br />

wenn (b) die subjektive Verletzbarkeit oder die Auftretenswahrscheinlichkeit<br />

für eine Krankheit hoch ist, (c) wenn jemand<br />

glaubt, persönlich eine protektive Handlung zur Verfügung<br />

zu haben und (d) wenn diese Handlung als eine<br />

wirksame Maßnahme zur Abwehr der Gefahr eingeschätzt<br />

wird“ (Schwarzer, 1992, S. 11).<br />

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Bedeutung des HAPA-Modells für<br />

sportbezogene Konzepte<br />

Ergebnis- und Konsequenzerwartungen sind zentrale Ansatzstellen<br />

für pädagogische Interventionen.<br />

Ergebniserwartungen können in der klassischen Gesundheitserziehung<br />

entwickelt und durch authentische Erfahrungen<br />

verstärkt werden.<br />

Konpetenzerwartungen können durch die Vermittlung von<br />

Handlungsfähigkeit im Sport als authentische Erfahrungen<br />

des eigenen Könnens, Noch- und Wieder-Könnens nachhaltig<br />

entwickelt werden.<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 43


Ein schulenübergreifendes<br />

(„transtheoretisches“)<br />

Modell, das<br />

insbesondere den zeitlichen<br />

Ablauf einer Verhaltensänderung<br />

auch<br />

unter Berücksichtigung<br />

von Rückfällen (Drehtüreffekt)<br />

in den Blick<br />

nimmt.<br />

Das transtheoretische Modell<br />

Prof. Dr. Georg Wydra Sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes 44


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Fragen entsprechend des transtheoretischen<br />

Modells<br />

Gegenwärtig treibe ich keinen Sport, und ich habe<br />

1. Sorglosigkeit auch nicht die Absicht, in den nächsten Monaten<br />

mit dem Sporttreiben zu beginnen.<br />

Gegenwärtig treibe ich keinen Sport, aber ich<br />

2. Bewusstwerden überlege mir gerade, ob ich in den nächsten sechs<br />

Monaten mit dem Sporttreiben beginnen sollte.<br />

Gegenwärtig treibe ich zwar manchmal Sport, aber<br />

3. Vorbereitung<br />

nicht regelmäßig.<br />

Gegenwärtig treibe ich regelmäßig Sport, aber ich<br />

4. Handlung habe damit erst während der letzten sechs Monate<br />

begonnen.<br />

Gegenwärtig treibe ich regelmäßig Sport, und ich<br />

5. Aufrechterhaltung<br />

tue dies schon länger als sechs Monate.<br />

6. Stabilisierung Ich treibe seit Jahren regelmäßig Sport.<br />

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Literatur<br />

Atkinson, R. L., Atkinson, R. C., Smith, E. E., Bem, D. J., & Nolen-Hoeksema, S. (2001). Hilgards Einführung in die Psychologie.<br />

Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.<br />

Barthels, J. (2008). Untersuchungen zur Einstellung japanischer und europäischer Schüler zum Sporttreiben. Diplomarbeit.<br />

sportwissenschaftliches Institut der Universität des Saarlandes.<br />

Eberspächer, H. (1982). Sportpsychologie. Reinbek bei Hamburg: rororo.<br />

Gabler, H. (2003). Motivation. In P. Röthig, & R. Prohl, Sportwissenschaftliches Lexikon (S. 377). Schorndorf: Hofmann.<br />

Kenyon, G. S. (1968a). A conceptual model for characterising physical activity. Research Quarterly, 39, 96–105.<br />

Kenyon, G. S. (1968b). Six scales for assessing attitude toward physical activity. Research Quarterly, 39, 566–574.<br />

Kurz, D. (2000). Pädagogische Perspektiven für den Schulsport. Körpererziehung, 50, 72–78.<br />

Kurz, D. (2004). Von der Vielfalt sportlichen Sinns zu den pädagogischen Perspektiven im Schulsport. In E. Balz & P. Neumann<br />

(Hrsg.), Mehrperspektivischer Sportunterricht (S. 57 - 70). Schorndorf: Hofman.<br />

Opaschowski, H. W. (1995). Neue Trends im Freizeitsport. Hamburg: B. A. T. Freizeitforschungsinstitut.<br />

Opaschowski, H. W. (2008). Deutschland 2030. Wie wir in Zukunft leben. Gütersloh: Gütersloher Verlagsgruppe.<br />

Pahmeier, I. & König, A. (1997). Zur Bedeutung der wahrgenommenen Selbstwirksamkeit für die Teilnahme an Gesundheitsprogrammen.<br />

psychologie und sport, 4, 135–150.<br />

Rütten, A., Abu-Omar, K., Adlwarth, W., & Meierjürgen, R. (2007). Bewegungsarme Lebensstile. Zur Klassifizierung unterschiedlicher<br />

Zielgruppen für eine gesundheitsförderliche körperliche Aktivierung. Gesundheitswesen, 69, 393 - 400.<br />

Singer, R., Eberspächer, H., Bös, K., & Rehs,, H.-J. (1980). Die ATPA-D-Skalen. Eine deutsche Version der Skalen von Kenyon<br />

zur Erfassung der Einstellung gegenübersportlicher Aktivität. Bad Homburg: Limpert.<br />

Steffgen, G., Fröhling, R. & Schwenkmezger, P. (2000). <strong>Motive</strong> sportlicher Aktivität. Psychometrische Untersuchungen einer<br />

Kurzform der ATPA-D-Skalen. Sportwissenschaft, 30, 408 – 421.<br />

Sudeck, G., Lehnert, K. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Sporttypen – Auf dem Weg zur Personenorientierung im<br />

zielgruppenspezifischen Freizeit- und Gesundheitssport. Zeitschrift für Sportpsychologie, 18 (1), 1-17 .<br />

Sudeck, G. & Conzelmann, A. (2011). Motivbasierte Passung von Sportprogrammen: Explizite Ziele und <strong>Motive</strong> als Moderator<br />

von Befindlichkeitsveränderungen durch sportliche Aktivität. Sportwissenschaft, 41, 175-189.<br />

Schwarzer, R. (1992). Psychologie des Gesundheitsverhaltens. Göttingen: Hogrefe.<br />

Triandis, H. C. (1975). Einstellungen und Einstellungsänderungen. Weinheim: Beltz.<br />

Willimczik, K. (2007). Die Vielfalt des Sports. Sportwissenschaft, 37, 19 - 37.<br />

Wydra, G. (1985). Entwicklung und Evaluation eines didaktischen Modells der Sporttherapie im Bereich stationärer Heilbehandlungen.<br />

Inauguraldissertation Fakultät für Sozial- und Verhaltenswissenschaften der Universität Heidelberg.<br />

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