seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover
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seitenbühne 01.02 - Staatstheater Hannover
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seitenbühne . Januar / Februar 2013<br />
seitenbühne <strong>01.02</strong><br />
Das Journal der Staatsoper <strong>Hannover</strong>
PROSZENIUM<br />
VOM ENTWURF BIS ZUR PREMIERE<br />
8. Februar 2013: Premiere Orest im Opernhaus! An diesem Tag wird für die Theaterwerkstätten<br />
der Niedersächsischen <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong> eine Arbeitsphase zu Ende gehen, die<br />
zehn Monate vorher im April 2012 begann. In den Theaterwerkstätten, die ich leite, arbeite<br />
ich mit Menschen, deren Beruf es ist, Bühnenbildentwürfe umzusetzen. Es sind Menschen,<br />
die ausgefeilte Konstruktionen planen, Holzbauten und Metallkonstruktionen herstellen,<br />
Stoffe und Polstermaterialien in großen Mengen fachgerecht verarbeiten, riesige Oberflächen<br />
malerisch oder auch plastisch gestalten – insgesamt 53 Handwerker, Künstler, Meister<br />
und Ingenieure in Tischlerei, Schlosserei, Malsaal, Konstruktionsbüro etc.<br />
Die Arbeit an der Ausstattung der Oper Orest ist für uns alle etwas Besonderes, da der Entwurf<br />
von Etienne Pluss einen aufwendig durchgebauten Innenraum mit einer Vielzahl von<br />
realistischen Details vorsieht, die in dieser Art nur noch selten von Bühnenbildnern erdacht<br />
werden. Der Aufwand, der bei der Realisierung des Entwurfs betrieben werden muss, ist<br />
sehr groß und bietet allen Beteiligten reichlich Gelegenheit, ihr Können unter Beweis zu<br />
stellen.<br />
Auftakt unserer Arbeit war die Präsentation des Bühnenbildmodells im Maßstab 1:25 und<br />
die anschließende Bauprobe Anfang April 2012. Die Bauprobe ist ein sehr wichtiger Termin,<br />
an dem der Bühnenbildentwurf mit vorhandenem oder günstig beschafftem Material nach<br />
Form und Größe im Maßstab 1:1 auf der Bühne markiert wird. Regisseur und Bühnenbildner,<br />
aber auch die Künstlerische und die Technische Leitung des Opernhauses können jetzt Proportionen<br />
und Sichtbedingungen, Bildwirkung und Beleuchtbarkeit im Originalmaßstab<br />
überprüfen. Ist ein Entwurf zu teuer oder zu kompliziert gedacht, können Alternativen besprochen<br />
und erprobt werden.<br />
Der nächste Schritt ist die Werkstattabgabe, bei der das überarbeitete Bühnenbildmodell<br />
zusammen mit gezeichneten Grundrissen, Schnitten, Ansichten und Details den Werkstattvorständen<br />
übergeben und besprochen wird. Jetzt beginnt die spannende Planungsphase,<br />
in der wir die konstruktiven Lösungen für die Ausführung finden, Kosten kalkulieren, Ausführungsmuster<br />
erstellen und viele Details klären, damit anschließend in den Werkstätten<br />
nach genauen technischen Vorgaben produziert werden kann.<br />
Alle Beteiligten arbeiten jetzt auf einen Termin hin: die Technische Einrichtung im Januar<br />
2013. An diesem Tag wird das neue Bühnenbild erstmals auf der Bühne des Opernhauses<br />
montiert. Dann beginnt die künstlerische Probenarbeit mit dem lang ersehnten Originalmaterial,<br />
und gemeinsam mit den Kollegen der Bühnentechnik, der Beleuchtung, der Maschinentechnik,<br />
der Requisite und der Tonabteilung erprobt das künstlerische Leitungsteam um<br />
Regisseur Enrico Lübbe alle künstlerisch-technischen Abläufe.<br />
Erst am Ende der Probenarbeit – die Kollegen des Staatsorchesters sind auch schon längst<br />
mit dabei – finden die beiden wichtigen Schlussproben statt: die Orchesterhauptprobe und<br />
die Generalprobe, wie üblich zwei Tage vor der Premiere.<br />
8. Februar 2013: Premiere Orest im Opernhaus – wir freuen uns darauf!<br />
Nils Hojer<br />
Leiter der Werkstätten
02. 03 OPER<br />
KLAUS ANGERMANN<br />
ALLEIN MIT DER SCHULD<br />
Manfred Trojahns Oper Orest als deutsche Erstaufführung<br />
Mit Manfred Trojahns Orest präsentiert die Staatsoper das Opernwerk eines der bedeutendsten<br />
Gegenwartskomponisten. Die Oper wurde im Dezember 2011 in Amsterdam uraufgeführt und von<br />
der Kritikerumfrage der Zeitschrift Opernwelt zur Uraufführung des Jahres gekürt. Die deut-<br />
sche Erstaufführung inszeniert Enrico Lübbe, derzeit Schauspieldirektor am<br />
Theater Chemnitz und designierter Intendant des Schauspiel Leipzig.<br />
Am Dirigentenpult steht Gregor Bühl.<br />
Eine zerstörte Welt nach der Katastrophe:<br />
Orest ist in einer Spirale von Gewalt gefangen.<br />
Aus Rache für den Mord an seinem Vater<br />
Agamemnon hat er seine Mutter Klytaimnestra<br />
getötet. Obwohl er mit dieser Tat nur<br />
das Gesetz Apollos erfüllte, verfolgt ihn seine<br />
Schuld und lässt ihn nicht zur Ruhe kommen.<br />
Als Muttermörder soll er zur Rechenschaft<br />
gezogen werden; er ist in Bedrängnis<br />
und träumt davon, ein anderer sein zu können,<br />
sich aus der Kette aus Grausamkeit und<br />
Blut zu befreien. Doch er ist mit seiner<br />
Schuld verwachsen und dazu verurteilt, mit<br />
ihr zu leben. Unsicheren Schrittes nähert er<br />
sich der Erkenntnis, dass es nicht möglich<br />
ist, die Last der Vergangenheit abzuwerfen.<br />
Jeder Versuch einer Korrektur erweitert nur<br />
die Gewaltspirale, anstatt sie aufzulösen.<br />
Gibt es also überhaupt eine Möglichkeit, den<br />
Schuldverstrickungen zu entrinnen? Bleibt<br />
der Traum von einem anderen Leben nur<br />
Utopie?<br />
Für seine fünfte Oper hat Manfred Trojahn<br />
selbst das Libretto verfasst. Die Orest-Tragödie<br />
des Euripides lieferte dabei lediglich den<br />
Hintergrund der Handlung, die den Blick auf<br />
die Ausweglosigkeit eines Mannes lenkt,<br />
der zwischen göttlicher Fremdbestimmtheit,<br />
öffentlichem Rechtfertigungsdruck und seiner<br />
verschwommenen Vision eines Lebens<br />
jenseits der Gewaltspirale zerrissen zu werden<br />
droht. Es zerrt an ihm in entgegengesetzte<br />
Richtungen, und daher kommt er<br />
nicht von der Stelle.<br />
Auf der Flucht vor seiner Schuld hat sich<br />
Orest eingekapselt, doch das Echo seiner<br />
Tat kann er nicht abschütteln. Im Resonanzraum<br />
seines inneren Exils hallt es nur<br />
umso stärker nach. Die multiplizierte Stimme<br />
Klytaimnestras, die Frauenstimmen, die<br />
unerbittlich seinen Namen rufen, foltern ihn,<br />
indem sie ihn an die Tatsache fesseln, dass<br />
er der ist, der er nicht sein will. Der Klang<br />
seines Namens ist Anklage und Selbstbespiegelung<br />
in einem – ein grausamer Tinnitus,<br />
der den Grundton seiner verhassten<br />
Existenz liefert.<br />
Orest steckt in einer paradoxen Situation. Er<br />
ist schuldig geworden auf Befehl des Gottes<br />
Apollo, der ihn zum Muttermord trieb. Doch<br />
jetzt, wo sich Orests Gewissen meldet, zeigt<br />
sich der Gott als Zyniker, der ihn schnöde<br />
hängen lässt und seine Schwachheit nicht<br />
akzeptiert. Die Verantwortung für die Tat<br />
soll allein Orest tragen. Wo aber Apollos<br />
kalte Vernunft nicht ausreicht, um Orest zu<br />
beruhigen, da verwandelt er sich in sein<br />
Gegenbild, in Dionysos, den Gott der Ekstase,<br />
der Orest mit verführerischen Bildern einer<br />
ruhmreichen Zukunft umgarnt, wobei<br />
Trojahn an diesen Stellen Textpassagen von<br />
Nietzsches Dionysos-Dithyramben eingearbeitet<br />
hat. Mit der Verbindung von kaltem<br />
Intellekt und Verführung repräsentiert diese<br />
Doppelgestalt einen bis heute wirksamen<br />
Mechanismus der Macht, der seine Opfer<br />
dazu bringt, sich ihr Gefängnis selbst zu<br />
bauen.<br />
Orests<br />
Blick geht<br />
nicht nach<br />
außen, und<br />
so erscheint<br />
die Welt um<br />
ihn als eine<br />
Welt der Scheintoten,<br />
mit denen<br />
es keine Verständi-<br />
gung gibt,<br />
weil auch deren Blick nicht nach außen<br />
geht. Seine Schwester Elektra kompensiert<br />
ihre innere Zerrissenheit durch einen maßlosen<br />
Fanatismus, dessen Blutdurst unstillbar<br />
ist. Er ist das Bollwerk gegen Orests<br />
Selbstzweifel, die Elektra vernichten würden,<br />
würde sie sie an sich heranlassen. Die<br />
Identifikation von grausamer Rache mit Gerechtigkeit,<br />
die ihr Denken bestimmt, ist die
OPER<br />
selbstzerstörerische<br />
Außenseite<br />
einer Frau, deren<br />
Leben die Erfüllung versagt blieb<br />
und die von ihrem Wüten aufgefressen wird.<br />
Die ganze Ambivalenz dieser traurigen Figur,<br />
die ihre Sehnsüchte durch mörderische<br />
Ideologie unterdrückt, kommt in dem einen<br />
Satz zum Ausdruck: »Kein Ort ist für die Liebe<br />
in dieser Welt, eh nicht Gerechtigkeit uns<br />
mütterlich umhüllt.«<br />
Und da ist andererseits Helena, die Schöne,<br />
die Ursache des Trojanischen Krieges und<br />
indirekt der Anlass für die darauf folgenden<br />
blutigen Ereignisse im Haus des Agamemnon.<br />
Sie ist inzwischen gealtert; ihre Schönheit<br />
existiert nur noch in ihrer Erinnerung.<br />
Sie bewegt<br />
sich im Spiegelkabinett<br />
ihrer Vergangenheit<br />
und steht daher der vorgefundenen<br />
Situation völlig hilflos gegenüber. Sie<br />
versteht weder den unbändigen Hass, den<br />
Elektra ihr gegenüber hegt, noch die Ungeheuerlichkeit<br />
dessen, was während ihrer<br />
Abwesenheit geschah. So bleibt Helena die<br />
Welt verschlossen, in die sie zurückgekehrt<br />
ist: »Nirgends Eingang.« Sie, die mit Spiegelbildern<br />
lebte, wird schließlich selbst zum<br />
leblosen Spiegel ewiger Schönheit.<br />
Helenas Mann Menelaos wiederum, auf den<br />
Orest die Hoffnung gesetzt hatte, er möge<br />
ihn und Elektra vor der weltlichen Gerichtsbarkeit<br />
und dem Todesurteil schützen, ist<br />
der politische Taktiker, der sich »nicht jene<br />
zu Feinden machen« kann, die er vielleicht<br />
»als Freunde um sich haben muss«, um zum<br />
König gewählt zu werden. Auch Menelaos<br />
ist gelähmt. Er geht der Gefahr aus dem<br />
Weg, durch politisches Kalkül zur Ta-<br />
tenlosigkeit verurteilt.<br />
In diesem Ensemble von in sich selbst<br />
gefangenen Figuren ist Hermione,<br />
die Tochter Helenas, die einzige,<br />
die sich außerhalb des Kreislaufs<br />
des Mordens stellt und damit zu<br />
zwischenmenschlichen Bezie-<br />
hungen und zur Reflektion<br />
überhaupt in der Lage ist:<br />
»Ein jeder ist allein in seinem<br />
Hass, und es trifft sein<br />
Auge kein andres Auge.«<br />
Und sie ist es schließlich auch, deren<br />
Auge Orests Auge trifft und die Orests<br />
Blick nach außen wendet, nachdem er Helena<br />
getötet hat. Der tote Blick Klytaimnestras,<br />
der Orest verfolgt hat, verwandelt sich in die<br />
lebenden Augen Hermiones. Zum ersten Mal<br />
sieht Orest den anderen Menschen und<br />
durchbricht seine Kapsel. Der göttlich verordneten<br />
Erstarrung der anderen Figuren<br />
unterliegen Orest und Hermione als einzige<br />
nicht; die Macht des Gottes endet an ihrem<br />
Bündnis.<br />
Dennoch ist dieser Ausgang nicht als bloßes<br />
Happy End zu verstehen. Trojahn lässt nicht<br />
zuletzt durch seine Musik keinen Zweifel<br />
darüber aufkommen, dass Orest seine<br />
Schuld mit sich tragen wird. Wieder dringen<br />
am Ende die Frauenstimmen auf ihn ein, die<br />
seinen Namen rufen. Sie werden ihn auch in<br />
Zukunft begleiten, damit muss er leben.<br />
Doch der Ruf seines Namens fesselt ihn<br />
nicht, sondern weist ins Offene und Ungewisse:<br />
»Ich werde der sein, den ich finden<br />
werde.«
04. 05 OPER<br />
»Ich denke, wir stehen heute in einem besonders<br />
deutlichen Spannungsfeld zwischen<br />
einem mehrheitlich fremdbestimmten<br />
Denken und immer geringer werdenden<br />
Möglichkeiten, dieser Macht zu entrinnen.<br />
Orest leidet natürlich unter seiner Schuld<br />
und unter den zu erwartenden Konsequenzen.<br />
Aber ist er ein Verfolgter? Oder<br />
nicht vielmehr ein rechtmäßig festgesetzter<br />
Straftäter? Das, worauf es ankommt, liegt<br />
nicht in diesen juristischen Verwicklungen.<br />
Es liegt in der Frage, wie man dem Teufelskreis<br />
entrinnt, ohne ihn nur zu erweitern<br />
und sich in der Vorstellung einer Befreiung<br />
zu wiegen, die am Ende eine noch größere<br />
Verstrickung ist. Letztlich eine völlig heutige<br />
Fragestellung, fast schon banal, weil sie uns<br />
auf allen Ebenen begegnet – aber letztlich<br />
die einzige und zentrale Frage.«<br />
Manfred Trojahn<br />
Der 1949 geborene Manfred Trojahn ist einer<br />
der bedeutendsten Gegenwartskomponisten,<br />
dessen Werkkatalog alle Gattungen<br />
umfasst, vom Streichquartett bis zur Sinfonie,<br />
vom Klavierlied bis zur großen Oper.<br />
Trojahns Musik spricht eine zeitgenössische<br />
Sprache, sucht dabei aber immer die Kommunikation<br />
mit dem Hörer. In Abgrenzung<br />
von einem verengten Avantgardebegriff<br />
bricht Trojahns Schaffen Traditionen im<br />
Prisma der Gegenwart, wobei die musikalische<br />
Moderne an der Wende des 19. zum<br />
20. Jahrhundert oder Komponisten wie<br />
Benjamin Britten, Hans Werner Henze oder<br />
Wilhelm Killmayer besondere Bezugspunkte<br />
bilden.<br />
OREST<br />
Oper von Manfred Trojahn<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Gregor Bühl INSZENIERUNG Enrico<br />
Lübbe BÜHNE Etienne Pluss KOSTÜME Bianca Deigner<br />
CHOR Dan Ratiu DRAMATURGIE Klaus Angermann<br />
Chor der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />
OREST Bjørn Waag MENELAOS Latchezar Pravtchev<br />
APOLLO / DIONYSOS Tomasz Zagorski HERMIONE Ania<br />
Vegry HELENA Dorothea Maria Marx ELEKTRA Khatuna<br />
Mikaberidze<br />
EINFÜHRUNGSMATINEE 3. Februar 2013, 11 Uhr<br />
PREMIERE 8. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />
WEITERE VORSTELLUNGEN 14.02. und 01.03.2013,<br />
jeweils 19.30 Uhr<br />
Die Premiere wird live auf NDR Kultur übertragen.<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
NACHTWANDLER SPEZIAL<br />
Subheadline?<br />
Galathea bleibt. ist ein ungewöhnlicher und packender Musical-<br />
Monolog: In 25 Szenen und 12 Songs wird der antike griechische<br />
Pygmalion-Mythos aus heutiger Sicht beleuchtet. Nach einer erfolgreichen<br />
Premiere in Berlin ist das ungewöhnliche Stück nun als<br />
Nachtwandler Spezial zu Gast an der Staatsoper <strong>Hannover</strong>.<br />
Julia Klotz (Bianca in Kiss me, Kate) singt, spielt und tanzt sich, begleitet<br />
von Oliver Imig am Klavier, durch einen intensiven Abend,<br />
der anregt: zum Nachdenken, Neudenken und Umdenken.<br />
GALATHEA BLEIBT. – EIN MUSICAL-MONOLOG<br />
REGIE / BUCH / LIEDTEXTE Martin G. Berger MUSIK Jasper Sonne<br />
KLAVIERARRANGEMENTS Oliver Imig BÜHNE Sarah-Katharina Karl<br />
KOSTÜME Silke Bornkamp<br />
MIT Julia Klotz und Oliver Imig (Klavier)<br />
VORSTELLUNGEN Fr, 15.02. und Sa, 16.02. jeweils 20 Uhr<br />
TREFFPUNKT Bühnenpforte
»Ein restlos überzeugender Ballettabend.«<br />
Cellesche Zeitung<br />
»Sissi tanzt sich in alle Herzen.«<br />
Bild<br />
SISSI<br />
Ballett von Jörg Mannes<br />
Musik von Gustav Mahler, Arthur Honegger und<br />
Johann Strauß<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Benjamin Reiners CHOREO-<br />
GRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs KO-<br />
STÜME Alexandra Pitz VIDEO Philipp Contag-Lada<br />
Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />
VORSTELLUNGEN am 03.01. (19.30 Uhr), 20.01.<br />
(18.30 Uhr), 29.01. (19.30 Uhr), 03.02. (18.30<br />
Uhr), 13.02. (19.30 Uhr) und zum letzten Mal in<br />
dieser Spielzeit am 15.02. (19.30 Uhr)
06. 07 JUNGE OPER<br />
MIRIAM KONERT<br />
»KASPERLE-<br />
THEATER<br />
ZWISCHEN ZWEI<br />
BUCH DECKELN«<br />
Der Räuber Hotzenplotz an der Jungen Oper<br />
Nach über 50 Jahren ist die Popularität<br />
des Räuber Hotzenplotz von Otfried<br />
Preußler ungebrochen. Nun bringt die<br />
Junge Oper eine Kinderoper basierend<br />
auf dem beliebten Kinderbuch im Ballhof<br />
Zwei auf die Bühne.<br />
Sieben Messer hat er im Gürtel und eine geladene<br />
Schusswaffe. Der Räuber Hotzenplotz<br />
ist gefährlich, grob und großmäulig,<br />
und die Liste seiner Straftaten ist lang: Nicht<br />
nur Diebstahl, sondern auch Entführung und<br />
Kinderhandel gehen auf sein Konto. Das<br />
sind beileibe keine Kavaliersdelikte, trotzdem<br />
ist uns die Figur des Hotzenplotz sympathisch.<br />
Dumm ist er nicht und außerdem<br />
sehr gewissenhaft, er neigt in Ausübung<br />
seines Broterwerbs sogar zu beamtischer<br />
Akribie: Er »nahm es mit seinem Beruf sehr<br />
genau«, heißt es im Buch. »Spätestens um<br />
halb acht verließ er pünktlich die Räuberhöhle<br />
und ging an die Arbeit.« Die Weltverbesserer<br />
der 68er-Generation sahen sich<br />
sogleich veranlasst, dem Autor vorzuwerfen,<br />
er verharmlose Kriminalität als gesellschaftliches<br />
Problem und »vermurkse« die Kinder.<br />
Aus heutiger Sicht ist das absurd. Mittlerweile<br />
müssen wir unsere Kinder vor ganz<br />
anderen Einflüssen bewahren und empfinden<br />
es eher als tröstlich, dass eine harmlose<br />
Kasperlegeschichte, mit der wir selber (unbeschadet)<br />
aufgewachsen sind, seit einem<br />
halben Jahrhundert ungebrochen erfolgreich<br />
ist. Ganz abgesehen davon wäre es zu<br />
hoch gegriffen, bahnbrechende pädagogische<br />
Lehren aus diesem Buch ziehen zu<br />
wollen. Es handelt sich, wie Preußler selbst<br />
erklärte, um ein »Kasperletheater zwischen<br />
zwei Buchdeckeln«. Dass es dabei nicht immer<br />
politisch korrekt und bierernst zugeht,<br />
liegt in der Natur des Genres, das in der Tradition<br />
der commedia dell’arte steht, der italienischen<br />
Volkskomödie, die sich im 16.<br />
Jahrhundert aus den Jahrmarktstraditionen<br />
der Wandergruppen entwickelte. Der Rollencharakter<br />
jeder Figur war festgelegt, die<br />
Spieler improvisierten die Handlung im<br />
Rahmen ihrer »Maske«. Ebenso wie die Zuschauer<br />
damals, kennen die Kinder die<br />
Codes ihres Kasperletheaters und sind daher<br />
mit dem handelnden Personal des Räuber<br />
Hotzenplotz bestens vertraut: Kasperl ist<br />
schlau, Seppel ist dumm, gemeinsam mit der<br />
Großmutter und der Fee sind sie »die Guten«,<br />
Zauberer und Räuber sind »die Bösen«, und<br />
selbstverständlich sind sich die jungen Zu-
JUNGE OPER<br />
schauer darüber im Klaren, dass sie den<br />
Handlungsverlauf beeinflussen und mithelfen<br />
können, dass das Gute siegt.<br />
Mitwirkung, Improvisation und Spaß, das<br />
will das Kasperletheater, und das wollte<br />
auch der Autor, der dieses Genre bediente.<br />
Als Otfried Preußler den Räuber Hotzenplotz<br />
bei langen Spaziergängen in sein Aufnahmegerät<br />
diktierte, gelang ihm eines der<br />
wichtigsten und erfolgreichsten deutschen<br />
Kinderbücher überhaupt. Zwei Fortsetzungen<br />
schrieb er innerhalb kürzester Zeit,<br />
über siebeneinhalb Millionen Exemplare (64<br />
Auflagen) gingen bisher in 34 Sprachen<br />
über die Ladentische in aller Welt.<br />
Natürlich wird man der Geschichte vom<br />
Räuber Hotzenplotz nicht gerecht, wenn<br />
man ihr jede Moral abspricht. Sie wäre auch<br />
niemals so populär geworden, wenn nicht<br />
viele wertvolle Botschaften in ihr steckten.<br />
Auf die Darstellung sinnloser Gewalt verzichtet<br />
Preußler, außerdem entgeht Hotzenplotz<br />
seiner gerechten Strafe nicht. Es sind<br />
nicht der unfähige Wachtmeister Dimpflmoser<br />
oder andere Erwachsene, die den<br />
Gauner hinter Gitter bringen, sondern Kasperl<br />
und Seppel. Die Kinder also, die vermeintlichen<br />
Opfer, wehren sich. Gemeinsam<br />
sind sie stark, und mit der Hilfe der Kinder<br />
im Publikum befreien sie nicht nur sich<br />
selbst, sondern auch die gute Fee.<br />
Im vergangenen Jahr feierte der Räuber<br />
Hotzenplotz 50-jähriges Jubiläum. Am 13.<br />
Februar 1962 hatte Otfried Preußler sein<br />
Manuskript beim Verlag eingereicht, im August<br />
desselben Jahres erschien der erste<br />
Band. Preußler schrieb das Buch, um sich<br />
vom Krabat abzulenken, an dem er gerade<br />
eigentlich arbeitete. Er hatte sich an dieser<br />
düsteren Erzählung festgeschrieben, in der<br />
er seine Erfahrungen während der Kriegsgefangenschaft<br />
verarbeitete, und suchte<br />
dringend Ausgleich. Daher bot er dem Verlag<br />
»etwas Lustiges« an, unter anderem<br />
auch, um den vereinbarten Termin halten zu<br />
können. In nur 55 Tagen hatte er den ersten<br />
Band fertig gestellt und unterbrach seine<br />
Arbeit am Krabat noch zwei weitere Male,<br />
um den eifrigen Hotzenplotz–Lesern ihren<br />
Wunsch nach einer Fortsetzung zu erfüllen.<br />
Aber nicht nur die Bücher, sondern auch die<br />
zahlreichen Adaptionen des Räuber Hotzenplotz<br />
als Film, Bühnenstück, Puppentheater,<br />
Hörbuch und Hörspiel, sind allesamt Publikumsrenner.<br />
Viele der Übertragungen gelten<br />
mittlerweile schon als Klassiker, so etwa die<br />
Aufzeichnung der Augsburger Puppenkiste<br />
oder die erste Hörspielfassung aus dem Jahre<br />
1970. Die alten Langspielplatten erzielen<br />
heute hohe Sammlerpreise. Auch die erste<br />
Filmfassung von 1974 mit Gerd Fröbe als<br />
Hotzenplotz ist vielen noch lebhaft im Gedächtnis.<br />
Mittlerweile feierten schon die<br />
Nachfolgeversionen der Adaptionen große<br />
Erfolge. 2006 zitterten die Kinder im Kino<br />
vor Armin Rohde, der wiederum auch die<br />
neue Hörspielversion eingelesen hat, die<br />
2009 auf den Markt kam und nun anlässlich<br />
des Jubiläums vervollständigt wurde.<br />
Egal in welchem Genre: Musik gehörte beim<br />
Räuber Hotzenplotz immer schon dazu. Angefangen<br />
im Buch selbst, mit der Kaffeemühle<br />
der Großmutter, die »Alles neu macht<br />
der Mai« spielt, wenn man an der Kurbel<br />
dreht, über die Hits der Hörspielfassung, die<br />
heute Kultcharakter haben, bis hin zu sämtlichen<br />
Bühnenfassungen, bei denen keine<br />
auf Musik und Gesang verzichtet.<br />
Vielleicht hat man deshalb das Gefühl, man<br />
habe auch schon von einer Hotzenplotz-<br />
Oper gehört, wenngleich es diese tatsächlich<br />
erst seit 2006 gibt. Andreas N. Tarkmann<br />
hat die Kinderoper komponiert, zu<br />
einem Libretto von Jörg Schade. Tarkmann,<br />
der aus <strong>Hannover</strong> stammt, hat sich in den<br />
letzten Jahren vor allem mit Werken für Familienkonzerte,<br />
Bühnenmusik für Kinderstücke<br />
und Kinderopern einen Namen gemacht,<br />
darunter Didos Geheimnis, Na warte,<br />
sagte Schwarte und Post für den Tiger, um<br />
nur einige zu nennen. Räuber Hotzenplotz<br />
ist wie die Vorlage selbst ein ungezwungenes<br />
kindergerechtes Werk, das von eingängigen<br />
Melodien, von Witz und Spannung,<br />
aber auch von anrührenden Momenten lebt.<br />
Mitte Dezember begannen die Proben zu<br />
Räuber Hotzenplotz. Junge Sängerinnen und<br />
Sänger aus <strong>Hannover</strong>, die in Kooperation mit<br />
der Hochschule für Musik, Theater und Medien<br />
<strong>Hannover</strong> engagiert werden, bilden<br />
das Junge Oper-Ensemble und werden von<br />
erfahrenen Opernkollegen unterstützt.<br />
Regie führt Tobias Ribitzki, der an der Jungen<br />
Oper <strong>Hannover</strong> schon Freunde! und Der<br />
Teufel mit den drei goldenen Haaren inszenierte.<br />
Für Freunde! wurde er 2012 für den<br />
deutschen Theaterpreis DER FAUST in der<br />
Kategorie »Beste Regie Kinder- und Jugendtheater«<br />
nominiert.<br />
RÄUBER HOTZENPLOTZ<br />
Kinderoper nach dem Buch von Otfried Preußler<br />
Musik von Andreas N. Tarkmann<br />
Libretto von Jörg Schade<br />
ab 5 Jahren<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Benjamin Reiners INSZENIE-<br />
RUNG Tobias Ribitzki BÜHNE Pablo Mendizábal<br />
KOSTÜME Elvira Freind DRAMATURGIE Miriam Konert<br />
MUSIKTHEATERPÄDAGOGIK Tamara Schmidt<br />
RÄUBER HOTZENPLOTZ Nicolas Kröger PETROSILIUS<br />
ZWACKELMANN/DIMPFELMOSER Christoph Rosenbaum<br />
FEE AMARYLLIS Tiina Lönnmark/Stella Motina GROSS–<br />
MUTTER Anna Bineta Diouf KASPERL Michael Chacewicz<br />
SEPPEL Tivadar Kiss<br />
PREMIERE 3. Februar 2013, 15 Uhr, Ballhof Zwei<br />
WEITERE VORSTELLUNGEN 04., 05., 13., 14., 20., 21.,<br />
26.02., 04. und 11.03. jeweils um 10 Uhr; am 03.03.<br />
um 15 Uhr und am 10.03. um 16 Uhr<br />
Mit freundlicher Unterstützung
08. BALLETT<br />
09<br />
BRIGITTE KNÖSS<br />
KINDER IM WUNDERLAND<br />
Zur Bearbeitung von Jörg Mannes’ Alice im Wunderland für Kinder ab 5 Jahren<br />
Alice lädt jetzt auch die jüngsten Zuschauer<br />
ein, ihr ins Wunderland zu folgen: Mit Alice<br />
für Kinder schafft Jörg Mannes eine Version<br />
seines beliebten Balletts für ein Publikum<br />
ab fünf Jahren. Der Choreograph – selbst<br />
Vater eines 6jährigen Jungen – möchte<br />
auch die Kleinsten zum Staunen und Lachen<br />
bringen und zugleich ihr Interesse an<br />
Musik, Tanz und Theater fördern.<br />
Das Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong> entwickelt<br />
seit Jahren spezielle Programme für<br />
ein junges Publikum. Schon Tradition haben<br />
unterschiedliche Angebote für Kinder<br />
und Jugendliche während der Oster-Tanz-<br />
Tage, und auch das jährliche Kinderfest in<br />
der Oper wäre ohne die »Specials« des Balletts<br />
undenkbar. Nach Cinderella – Aschenputtel<br />
kurz erzählt, dem Nussknacker für<br />
Kinder und dem Sommernachtstraum für<br />
Kinder setzt Jörg Mannes die Reihe seiner<br />
Ballettbearbeitungen für die Jüngsten jetzt<br />
fort mit Alice im Wunderland für Kinder.<br />
Brigitte Knöß Immer wieder hast du von<br />
deinen Balletten Versionen für Kinder erarbeitet.<br />
Dabei trägst du ihrer Sehweise und<br />
Konzentrationsfähigkeit Rechnung und beschreitest<br />
immer wieder neue Wege.<br />
Jörg Mannes Grundsätzlich ist es notwendig,<br />
die abendfüllenden Aufführungen auf<br />
etwa eine Stunde zu kürzen, ohne dass dabei<br />
der Sinnzusammenhang verloren geht.<br />
Zudem suche ich immer nach Möglichkeiten,<br />
die jüngsten Zuschauer unmittelbar<br />
anzusprechen, wobei die Vorgehensweise<br />
vom jeweiligen Stück abhängt. Wir haben<br />
schon mit Schauspielern als Erzähler zusammengearbeitet,<br />
aber besonders schön<br />
finde ich es immer, Kinder direkt an der<br />
Vorstellung zu beteiligen.<br />
Allerdings lässt es sich selten einrichten,<br />
die Kinder – sozusagen spontan nach der<br />
eigentlichen Aufführung – auf die Bühne zu<br />
holen und zum Mittanzen zu bewegen, wie<br />
wir das vor Jahren schon gemacht haben.<br />
Nach dem Sommernachtstraum für Kinder<br />
werden jetzt in Alice zum zweiten Mal 12<br />
bis 18jährige gemeinsam mit dem Ballettensemble<br />
auf der Bühne stehen.<br />
Knöß Wie findest du die Jugendlichen, die<br />
das können?<br />
Mannes Sich auf und hinter der Bühne zu<br />
bewegen, braucht Aufmerksamkeit. Respekt<br />
vor allen anderen Beteiligten und vor<br />
den äußeren Gegebenheiten ist unabdingbar.<br />
Es sind ja nicht nur die Tänzerinnen<br />
und Tänzer, die hier eine optimale Leistung<br />
bringen müssen, sondern auch die vielen<br />
Menschen im Hintergrund, ohne die keine<br />
Vorstellung stattfinden würde.<br />
Aus Erfahrung wissen wir, dass die Ballettschulen<br />
neben tänzerischen Kenntnissen<br />
auch eine gewisse Disziplin vermitteln, die<br />
in unserem Zusammenhang allen zu Gute<br />
kommt. Deshalb laden wir Ballettschüler<br />
aus <strong>Hannover</strong> zu einer Audition ein. Bei diesem<br />
Vortanzen kann ich nicht nur das motorische<br />
Potential sehen, sondern ich kann<br />
auch beurteilen, wie die Jugendlichen zusammen<br />
passen, welche Gruppen ich mit<br />
ihnen bilden kann. Etwa 30 Ballettschüler<br />
wähle ich dann aus.<br />
Knöß Studierst du mit diesem Ensemble<br />
dann eine fertige Choreographie ein?<br />
Mannes Mir ist es wichtig, dass da etwas<br />
Gemeinsames entsteht. In Alice gibt es zwei<br />
komische Gruppenszenen: Das Schwimmen<br />
im Tränensee und Der verrückte Wettlauf.<br />
Beide erlauben, dass man lustige Sachen<br />
erfindet. Aus dem, was sich die Jugendlichen<br />
dazu ausdenken, entsteht dann gemeinsam<br />
mit ihnen die Choreographie …<br />
Knöß … mit der sie dann »mitschwimmen«<br />
können.<br />
Mannes Ja, denn diese spezielle Choreo-
graphie muss ich schließlich mit meinen<br />
Tänzern mischen.<br />
Knöß Du wirst die jungen Tänzer also in gewissen<br />
Szenen ganz in dein Ensemble integrieren?<br />
Mannes Sie sollen dazu gehören, deshalb<br />
bekommen sie auch Maske und Kostüme.<br />
Letztere stammen zwar aus dem Theaterfundus,<br />
werden aber stilistisch dem Gesamtbild<br />
angeglichen.<br />
Knöß Mit Alice im Wunderland für Kinder<br />
bekommen die jüngsten Zuschauer tatsächlich<br />
ein ganz eigenes Stück gezeigt.<br />
Mannes Durch meinen Sohn weiß ich, wie<br />
anregend schon die ganz Kleinen Musik finden,<br />
und wie gerne sie tanzen. Ich hoffe,<br />
dass Alice im Wunderland für Kinder in dieser<br />
Hinsicht anregend wirkt. Sicher werden<br />
die Kinder aber auch einiges an Bildern<br />
mitnehmen können, selbst wenn sie die<br />
Geschichte nur teilweise oder gar nicht<br />
kennen. Vielleicht lesen die Erwachsenen<br />
ihnen im Anschluss Lewis Carrolls Buch vor,<br />
und sie können dann ihre Reise ins Wunderland<br />
alleine fortsetzen.<br />
ALICE IM WUNDERLAND FÜR KINDER<br />
Ballett von Jörg Mannes für Kinder ab 5 Jahren<br />
Nach Lewis Carroll<br />
Musik von Erik Satie und Antonín Dvořák<br />
»So nah war uns Violetta noch nie.«<br />
Opernwelt<br />
»Und das Publikum liegt ihr zu Füßen.«<br />
Die Deutsche Bühne<br />
CHOREOGRAPHIE Jörg Mannes BÜHNE Florian Parbs<br />
KOSTÜME Alexandra Pitz VIDEO Philipp Contag-Lada<br />
Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
VORSTELLUNGEN 09.02.2013, 18 Uhr und 01.04.2013,<br />
18.30 Uhr<br />
LA TRAVIATA<br />
Oper von Giuseppe Verdi<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Gregor Bühl / Benjamin<br />
Reiners INSZENIERUNG Benedikt von Peter BÜHNE<br />
Katrin Wittig KOSTÜME Geraldine Arnold<br />
MIT Nicole Chevalier als Violetta Valéry<br />
WIEDERAUFNAHME 16.02.2013, 19.30 Uhr<br />
WEITERE VORSTELLUNGEN 02.03. (19.30 Uhr),<br />
10.03. (16 Uhr), 07.04. (18.30 Uhr), 20.04.<br />
(19.30 Uhr)
10. 11 OPER<br />
»DON CARLO« VON GIUSEPPE VERDI<br />
Ab Januar 2013 wieder im Programm<br />
Don Carlo träumt den Traum einer utopischen Liebe zu Elisabeth,<br />
Posa von der Freiheit Flanderns, und selbst der scheinbar gefühllos<br />
agierende König Philipp sehnt sich nach Liebe und menschlicher<br />
Wärme. »Ein großer Abend.« Der Tagesspiegel. »Mit dieser ›Don<br />
Carlo‹-Aufführung schiebt sich die hannoversche Staatsoper ganz<br />
weit nach vorn in der deutschen Opernlandschaft.« NDR Info<br />
MUSIKALISCHE LEITUNG Mark Rohde INSZENIERUNG Christof Nel BÜHNE Roland<br />
Aeschlimann KOSTÜME Ilse Welter CHOREINSTUDIERUNG Dan Ratiu<br />
FILIPPO II Shavleg Armasi DON CARLO Zurab Zurabishvili RODRIGO Stefan Adam<br />
DER GROSSINQUISITOR Per Bach Nissen ELISABETTA DI VALOIS Brigitte Hahn PRIN-<br />
ZESSIN EBOLI Monika Walerowicz<br />
WIEDERAUFNAHME am 18.01.2013, 19.30 Uhr WEITERE VORSTELLUNGEN am 24.01.<br />
und am 10.02.2013, jeweils 19.30 Uhr<br />
Chor der Staatsoper <strong>Hannover</strong> und Extrachor der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
Niedersächsisches Staatsorchester <strong>Hannover</strong><br />
FESTLICHER OPERNABEND<br />
zu Don Carlo von Giuseppe Verdi<br />
In Verdis Don Carlo präsentiert die Staatsoper <strong>Hannover</strong> zwei international renommierte<br />
Sänger, in deren Repertoire die Werke Verdis einen besonderen Schwerpunkt bilden. Die<br />
Titelpartie singt der italienische Tenor Fabio Armiliato, der in Rollen wie Ernani, Otello,<br />
Manrico und Radames an den größten Opernhäusern der Welt gefeiert wird, unter anderem<br />
an der Mailänder Scala, der Wiener Staatsoper, der San Francisco Opera, der Chicago Lyric<br />
Opera, dem Royal Opera House Covent Garden in London und der Carnegie Hall in New York.<br />
In <strong>Hannover</strong> war er bereits 2009 als Pinkerton im Festlichen Opernabend zu Madame Butterfly<br />
zu Gast. Als Filippo begrüßen wir Roberto Scandiuzzi, der sich sowohl im italienischen<br />
Fach als auch mit den großen Basspartien im russischen und französischen Repertoire<br />
einen Namen als einer der bedeutendsten Bassisten unserer Zeit gemacht hat. Daneben<br />
widmet er sich auch engagiert der zeitgenössischen Musik.<br />
Fabio Armiliato<br />
DON CARLO<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
Samstag, 2. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />
Roberto Scandiuzzi
DAS KINDERFEST IN DER OPER<br />
Unter dem Motto »Es war einmal ...« steht das 15. Kinderfest<br />
in der Staatsoper <strong>Hannover</strong>. Im ersten Teil des Festes<br />
lernen alle gemeinsam mit Heini, dem kleinen Vampir,<br />
und dem Niedersächsischen Staatsorchester <strong>Hannover</strong> die<br />
Geschichte Babar, der kleine Elefant kennen. Im 2. Teil<br />
des Festes begegnen die kleinen und großen Besucher in<br />
den Foyers vielen Märchenfiguren – das ganze Opernhaus<br />
füllt sich mit Klängen, Gesängen und Tänzen des Märchenkosmos.<br />
Zwischen Kostümen und Masken können<br />
die jungen Besucher beim Basteln, Singen, Spielen und<br />
Tanzen selber aktiv werden.<br />
Sonntag, 27. Januar 2013, 11 Uhr und 16.30 Uhr<br />
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Niedersächsischer<br />
Volks banken und Raiffeisenbanken, <strong>Hannover</strong>schen Volksbank,<br />
Klingenberg GmbH, Steppat Druck GmbH, Lutzmann Kerger &<br />
Traupe, idee. der creativmarkt, sam nok GmbH wohnkultur und Da<br />
Capo! Catering
12. 13 KONZERT<br />
SWANTJE KÖHNECKE<br />
ZWISCHEN ZAR, SOWJETUNION UND EUROPA<br />
Das niedersächsische Staatsorchester spielt Musik von Tschaikowsky, Chatschaturjan, Schostakowitsch und Tüür<br />
Volksmusik, Folklore, Folk – die Ursprünge der Musik in der überlieferten Tradition ist ein wichtiges<br />
Element der aktuellen Konzertsaison. Die beiden Sinfoniekonzerte im Januar und Februar<br />
2013 führen nach Osten: auf das Gebiet der früheren Sowjetunion, nach Estland, Armenien und<br />
natürlich Russland.<br />
Das Klavierkonzert von Aram Chatschaturjan<br />
und die 4. Sinfonie von Peter Tschaikowsky<br />
im Februar, das Konzert für Akkordeon und<br />
Orchester von Erkki-Sven Tüür und die 9.<br />
Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch im Januar<br />
– die Programme des 4. und 5. Sinfoniekonzerts<br />
führen uns auf eine weite Reise<br />
gen Osten: von der kleinen estnischen Ostsee-Insel<br />
Hiimaa – Geburtsort von Tüür –<br />
über die Metropolen St. Petersburg und<br />
Moskau bis in eine Kleinstadt kurz vor dem<br />
Ural, wo Tschaikowsky geboren wurde, und<br />
die Region südlich des Kaukasus, aus der<br />
Chatschaturjan stammt. 2.000 Kilometer<br />
Luftlinie von Tschaikowskys Geburtsort<br />
Wotkinsk in die Hauptstadt des Zarenreiches<br />
St. Petersburg, nur 100 Kilometer weniger<br />
aus dem georgischen Tiflis in die sowjetische<br />
Hauptstadt Moskau – das entspricht<br />
einer Fahrt von Flensburg nach Neapel, im<br />
russischen Riesenreich keine ungewöhnliche<br />
Entfernung.<br />
Auch historisch spannen die Werke einen<br />
weiten Bogen, vom zaristischen Russland<br />
über die Sowjetunion bis in die Gegenwart<br />
des unabhängigen Baltikums. Als ältestes<br />
Werk entstand Tschaikowskys 4. Sinfonie<br />
1877 und wurde am 10. Februar 1878 in<br />
Moskau uraufgeführt. Dass die Uraufführung<br />
in Moskau stattfand (obwohl der Komponist<br />
das Werk in Italien vollendet und es auf dem<br />
Postweg nach Russland geschickt hatte), ist<br />
kein Zufall, war Moskau doch Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts mit St. Petersburg als Zentrum<br />
des russischen Musiklebens mindestens<br />
gleichgezogen. Das Konzertleben erfuhr einen<br />
bedeutenden Aufschwung, 1825 eröffneten<br />
das Maly und das Bolschoi Theater.<br />
Auf Initiative Nikolai Rubinsteins, der auch<br />
die Uraufführung von Tschaikowskys 4. Sinfonie<br />
dirigierte, wurde 1860 die Moskauer<br />
Abteilung der Russischen Musikgesellschaft<br />
gegründet. In den regelmäßigen Sinfoniekonzerten<br />
der Gesellschaft wurde westeuropäisches<br />
Repertoire ebenso gespielt wie<br />
Werke von Balakirev, Borodin, Glinka, Cui,<br />
Rimski-Korsakow oder eben Tschaikowsky.<br />
Auch für westeuropäische Künstler wie Berlioz,<br />
Liszt, Clara und Robert Schumann oder<br />
Richard Wagner gehörte Moskau auf die<br />
Landkarte europäischer Gastspielorte. 1866<br />
eröffnete zudem mit dem Moskauer Konservatorium<br />
eine bedeutende musikalische<br />
Ausbildungsstätte, deren erster Direktor<br />
wiederum Nikolai Rubinstein wurde. Peter<br />
Tschaikowsky lehrte dort und ist als Begründer<br />
der Moskauer Komponistenschule<br />
in die Geschichtsbücher eingegangen. Zwei<br />
Generationen später studierte auch Aram<br />
Chatschaturjan am Moskauer Konservatorium,<br />
ebenso wie der Pianist Boris Berezovsky<br />
Ende der 1980er Jahre. Für Berezovsky, einer<br />
der arriviertesten russischen Pianisten<br />
unserer Tage und mit Chatschaturjans Klavierkonzert<br />
zu Gast im 5. Sinfoniekonzert,<br />
begann seine internationale Laufbahn paradoxer<br />
Weise ebenfalls in seiner Heimatstadt:<br />
mit dem Gewinn des Tschaikowsky-Wettbewerbs<br />
1990.<br />
Weitab der aufsteigenden Metropole, die<br />
nach der Oktoberrevolution St. Petersburg<br />
auch als Hauptstadt ablöste, am südlichen<br />
Rand des russischen Kaiserreiches wurde<br />
1903 Aram Chatschaturjan geboren. 20 Kilometer<br />
von der heutigen georgischen Hauptstadt<br />
Tiflis entfernt erblickte er das Licht der<br />
Welt, und die kulturelle Sphäre südlich des<br />
Kaukasus war prägend für sein kompositorisches<br />
Schaffen. Nachdem er mit 18 Jahren<br />
nach Moskau übersiedelt war, arbeitete er<br />
auch dort für das Haus der Armenischen<br />
Kultur und fühlte sich der Musikkultur seiner<br />
Heimat zeitlebens verbunden. Tiflis war seit<br />
Jahrhunderten das multikulturelle Zentrum<br />
Transkaukasiens, der Region südlich des<br />
Kaukasus, gewesen, mit russischen, armenischen<br />
und türkischen Einflüssen. In der<br />
1922 gegründeten Sowjetunion wurde es<br />
zur Maxime, die Nationalkulturen der verschiedenen<br />
Völker der UdSSR auf einer »gemeinsamen<br />
Basis« zu entwickeln. Dennoch<br />
fand Chatschaturjan zu einem ganz individuellen<br />
Stil, den orientalische Einflüsse und<br />
armenische Folklore ebenso prägen wie die<br />
romantische russische Sinfonik.<br />
Drei Jahre jünger als Chatschaturjan war<br />
Dmitri Schostakowitsch, geboren in der<br />
Hauptstadt nahe der Ostsee, St. Petersburg.<br />
Beide erlebten als Jugendliche das untergehende<br />
Zarenreich, waren Zeitzeugen der<br />
Oktoberrevolution und der Herrschaft Lenins,<br />
der Schauprozesse und »Säuberungen«<br />
unter Stalin in den 1930er Jahren. Es folgte<br />
der »Große Vaterländische Krieg« (1941 bis<br />
1945), in dem die Sowjetunion über 20<br />
Millionen Tote zu beklagen hatte. Das System<br />
von Repression nach innen und Abgrenzung<br />
nach außen wurde fortgesetzt.<br />
Erst Stalins Tod 1953 markierte eine politische<br />
Wende: ab 1956 setzte unter der<br />
Regierung Chruschtschow das sogenannte
KONZERT<br />
»Tauwetter«, die »Entstalinisierung« von Politik<br />
und Gesellschaft ein.<br />
So unumstritten die Bedeutung Dmitri Schostakowitschs<br />
als größter russischer Sinfoniker<br />
des 20. Jahrhunderts ist – 15 Sinfonien<br />
hat er geschrieben, von 1926 bis 1971<br />
währte seine Auseinandersetzung mit dieser<br />
Gattung –, so umstritten ist jedoch das<br />
Verhältnis seines Schaffens zu dem Staat, in<br />
dem er lebte und dem er – im Gegensatz<br />
etwa zu den Exilanten Igor Strawinsky und<br />
Sergei Prokofjew – sein Leben lang die<br />
Treue hielt.<br />
In den 1920er Jahren gehörte er zum Kreis<br />
der avantgardistischen Kunstbewegung,<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg trat er jedoch<br />
als folgsamer Bürger des kommunistischen<br />
Regimes in Erscheinung: als Repräsentant<br />
der UdSSR bei internationalen Kongressen,<br />
als Deputierter der Obersten Sowjets, Träger<br />
des Lenin-Ordens und Stalin-Preises und bis<br />
zu seinem Tod als beherrschende Figur im<br />
sowjetischen Musikleben. Und doch sind in<br />
seiner staatstragenden Biographie immer<br />
wieder auch Kollisionen mit dem System<br />
auszumachen. So auch im Zusammenhang<br />
mit seiner 9. Sinfonie, die im Herbst 1945,<br />
ein halbes Jahr nach Kriegsende uraufgeführt<br />
wurde. Hatte Schostakowitsch zunächst<br />
die Erwartung geschürt, er werde<br />
eine Neunte in der Nachfolge Beethovens<br />
schreiben – mit Chor und Solisten, dem<br />
großen, heroischen Sieg über den Faschismus<br />
gewidmet –, wurde daraus ein knapp<br />
30-minütiges Leichtgewicht, nicht länger<br />
als nur die Kopfsätze der vorangegangenen<br />
Sinfonien Nr. 7 und 8. Doch auf den zweiten<br />
Blick erweist sich die scheinbar leichte,<br />
neo klassische Sinfonie als Werk voller harmonischer<br />
Brüche und überzeichneter Ironie,<br />
hinter deren Heiterkeit und Witz Abgründe<br />
schlummern.<br />
Der estnische Komponist Erkki-Sven Tüür,<br />
Jahrgang 1959, ist zwar in der Sowjetunion<br />
aufgewachsen, doch erst nach der politischen<br />
Wende und der Unabhängigkeit des<br />
estnischen Staates 1991 wurde er über die<br />
Grenzen seines Landes hinaus bekannt. So<br />
ist das jüngste Werk am wenigsten von russischer<br />
Musiktradition oder sowjetischer Kulturpolitik<br />
beeinflusst: Erkki-Sven Tüür versteht<br />
sich als europäischer Künstler mit estnischen<br />
Wurzeln. Dies verbindet ihn mit<br />
dem Dirigenten des 4. Sinfoniekonzertes,<br />
Olari Elts, der 1971 in der estnischen Hauptstadt<br />
Tallinn geboren wurde und das Akkordeon-Konzert<br />
Prophecy 2007 als Auftragswerk<br />
eines finnischen und eines französischen<br />
Orchesters in Turku uraufgeführt<br />
hat.<br />
So sind im 4. und 5. Sinfoniekonzert des<br />
Niedersächsischen Staatsorchesters <strong>Hannover</strong><br />
Werke und Künstler zwischen russischer<br />
und europäischer Tradition zu erleben, Musik<br />
zwischen Zarenreich, Sowjetunion und<br />
Europäischer Union.<br />
4. SINFONIEKONZERT<br />
JOHN ADAMS The Chairman Dances (1985)<br />
ERKKI-SVEN TÜÜR<br />
Prophecy für Akkordeon und Orchester (2007)<br />
FRANZ LISZT/JOHN ADAMS<br />
The Black Gondola (1882/1989)<br />
DMITRI SCHOSTAKOWITSCH<br />
Sinfonie Nr. 9 Es-Dur op. 70 (1944/45)<br />
DIRIGENT Olari Elts<br />
SOLIST Mika Väyrynen (Akkordeon)<br />
Sonntag, 13. Januar 2013, 17 Uhr<br />
Montag, 14. Januar 2013, 19.30 Uhr<br />
5. SINFONIEKONZERT<br />
ARAM CHATSCHATURJAN Klavierkonzert Des-Dur (1936)<br />
PETER I. TSCHAIKOWSKY Sinfonie Nr. 4 f-Moll op. 36<br />
(1877)<br />
DIRIGENT Ivan Repušić<br />
SOLIST Boris Berezovsky (Klavier)<br />
Sonntag, 17. Februar 2013, 17 Uhr<br />
Montag, 18. Februar 2013, 19.30 Uhr<br />
Kurzeinführungen jeweils 45 Min. vor Konzertbeginn<br />
Mit freundlicher Unterstützung<br />
LEGENDE ZUR LANDKARTE Insel Hiimaa (Estland): Geburtsort von Erkki-Sven Tüür (1959) Tallinn (Estland):<br />
Geburtsort des Dirigenten Olari Elts (1971) St. Petersburg (auch Petrograd, Leningrad): Geburtsort<br />
von Dmitri Schostakowitsch (1906) Moskau: Uraufführungsort der 4. Sinfonie von Peter I. Tschaikowsky<br />
(1878), des Klavierkonzertes von Aram Chatschaturjan (1937) und der 9. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch<br />
(1945), Geburtsort des Pianisten Boris Beresovsky (1969) Wotkinsk: Geburtsort Peter Tschaikowskys<br />
(1841) Tiflis: 20km entfernt liegt Kodschori, der Geburtsort von Aram Chatschaturjan (1903)
14.<br />
15 AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />
Blick auf die Beleuchterbrücke Tragrahmen der Bühnenpodien Blick aus der 4. Galerie auf die Bühne<br />
BEI »IN-TOLERANZ« – STILLSTAND<br />
Eva Harrison im Gespräch mit Rogé Roth über den Umbau im Opernhaus im Sommer 2012<br />
Je zwei Mitarbeiter der Maschinenabteilung<br />
befinden sich während einer Vorstellung auf<br />
dem Maschinenstand, von wo aus alle maschinell<br />
bewegten Bühnenumbauten, so genannte<br />
»Verwandlung«, per Computer gesteuert<br />
werden. Der erst kürzlich erfolgte<br />
Umbau in diesem Bereich steht nun, rund<br />
anderthalb Jahre nach Planungsbeginn, unmittelbar<br />
vor dem Abschluss. Ein guter Zeitpunkt,<br />
um Betriebsingenieur Rogé Roth, seit<br />
der Spielzeit 2010/11 Leiter der Maschinenabteilung<br />
der Staatsoper, zu befragen.<br />
Eva Harrison Während der Spielzeitpause<br />
im Sommer 2012 wurde die Steuerung der<br />
Bühnenmaschinerie komplett ausgetauscht.<br />
Warum war das notwendig, fand doch der<br />
letzte große Umbau der gesamten Bühnenmaschinerie<br />
erst Ende der 90er Jahre statt?<br />
Rogé Roth Die Anlage war gute 16 Jahre alt<br />
und funktionierte ganz ordentlich. Aber irgendwann<br />
sind uns die Ersatzteile ausgegangen.<br />
Die Firma konnte keine Teile mehr<br />
nachliefern, die Anlage wurde immer labiler<br />
und instabiler; daraus entstanden viele Störungen:<br />
Antriebe fielen aus, Prospektzüge<br />
und Bühnenpodien konnten nicht mehr fahren,<br />
und das vor allem meist nicht logisch<br />
erklärbar: Wir haben teilweise Fahrten 15<br />
Mal ausprobiert; 14 Mal passierte nichts,<br />
beim 15. Mal hat es dann plötzlich nicht<br />
mehr funktioniert. Wir konnten uns nicht<br />
mehr auf die Anlage verlassen und deshalb<br />
ist schließlich die Entscheidung gefallen, die<br />
Anlage auf einen aktuellen Stand zu bringen.<br />
Harrison Bis es zu dieser Entscheidung kam,<br />
musste die Abteilung noch eine ganze Weile<br />
mit den Gegebenheiten agieren. Was hieß<br />
das konkret? Machte es sich für das Publikum<br />
bemerkbar, wenn die Steuerung der<br />
Bühnenmaschinerie streikte?<br />
Roth Einige Ersatzteile waren tatsächlich<br />
nur noch via Ebay, zu bekommen: Mir fehlten<br />
zum Beispiel Netzwerkkomponenten,<br />
die Händler aus ihren Altbeständen angeboten<br />
hatten. Damit ging es noch eine Weile<br />
weiter, aber das konnte natürlich kein Dauerzustand<br />
bleiben. Darüber hinaus versuchen<br />
wir natürlich, für das Publikum alles<br />
»gewollt« aussehen zu lassen. So hatten wir<br />
für die gesamte letzte Spielzeit zusammen<br />
mit der künstlerischen Leitung »Havariepläne«<br />
für die verschiedenen Stücke ausgearbeitet.<br />
Als es aber bei einer Turandot-Vorstellung<br />
gleich zu Beginn einen Totalausfall<br />
gab, blieb uns nichts anderes übrig, als diese<br />
abzubrechen: Eingangs befindet sich das<br />
komplette Bühnenbild samt Chor in 5,50<br />
Meter Tiefe in der Unterbühne – für das Publikum<br />
zunächst nicht sichtbar – um dann<br />
von dort mit dem fahrbaren Bühnenboden<br />
nach oben gefahren zu werden und so gewissermaßen<br />
»von unten« aufzutreten. Während<br />
dieses Vorgangs fiel die Steuerung aus,<br />
so dass wir die Fahrt der Bühnenpodien aus<br />
Sicherheitsgründen anhalten mussten. Dadurch<br />
klaffte mitten auf der Bühne ein<br />
16x16 Meter großes Loch. Unter diesen Umständen<br />
konnte es niemand verantworten,<br />
die Sänger auf die Bühne zu schicken. So<br />
blieb keine andere Wahl, als die Vorstellung<br />
nicht stattfinden zu lassen. In einem solchen<br />
Fall machte sich die zunehmende Unzuverlässigkeit<br />
der Steuerung massiv bemerkbar.
AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />
Neue Steuerschränke für die Unterbühne Server der auf die 4. Galerie gehieft wird Punktzugwinde<br />
Harrison Trotzdem wird sich vielleicht so<br />
mancher fragen, wie es sein kann, dass die<br />
Steuerung, die in den Jahren 1996 bis 1999<br />
eingebaut wurde, schon nach nur fünfzehn<br />
Jahren komplett ausgetauscht werden muss?<br />
Roth Zum einen ist die Computertechnik<br />
nach so langer Zeit einfach nicht mehr auf<br />
dem aktuellsten Stand; auch ein Auto ist mit<br />
16 Jahren schon relativ betagt, und wenn<br />
dann die Teile ausbleiben, weil der Händler<br />
sagt, dass sie nicht mehr hergestellt werden,<br />
kommt man nicht mehr weit. Zum anderen<br />
darf es im Theater nie soweit kommen,<br />
dass auf der Bühne Gefahrensituationen<br />
entstehen. Da hat die Sicherheit der<br />
Mitarbeiter oberste Priorität. Mit der alten<br />
Steuerung konnten wir diese Sicherheit irgendwann<br />
nicht mehr gewährleisten.<br />
Harrison Was bedeutet es genau, wenn die<br />
Steuerung der Bühnenmaschinerie komplett<br />
ausgetauscht wird?<br />
Roth Wir haben hier im Opernhaus eine hydraulisch<br />
angetriebene Bühnenmaschinerie;<br />
das heißt es gibt in der Unterbühne einen<br />
großen Druck-Tank, der etwa 15.000 Liter<br />
Öl über Stahlrohre und Schläuche in die hydraulischen<br />
Antriebe leitet. Dieses Öl wird<br />
im passenden Moment in ein bestimmtes<br />
Ventil gepumpt, um eine bestimmte »Verwandlung«<br />
auszulösen. Die Elektronik, also<br />
gewissermaßen die Hardware der Anlage,<br />
die dies steuert, war nicht mehr zuverlässig.<br />
So sind beispielsweise Computer und Bedienpulte<br />
ausgetauscht und die Komponenten,<br />
die die hydraulische Anlage ansteuern,<br />
ersetzt worden.<br />
Harrison Gibt es Beeinträchtigungen im Zusammenspiel<br />
von neuer Hardware und alter<br />
Anlage?<br />
Roth Im Moment kämpfen wir genau mit<br />
diesen Schwierigkeiten. Die Anpassung der<br />
neuen Steuertechnik an die alte Ventilhydraulik<br />
ist nicht so ganz einfach: Die Prospektzüge<br />
haben ein unterschiedliches Fahrverhalten,<br />
wenn sie langsamer oder schneller<br />
fahren; ob sie beladen sind oder ohne<br />
zusätzliches Gewicht bewegt werden, und<br />
darüber hinaus müssen bestimmte Regeln<br />
eingehalten werden, die genau festlegen,<br />
wie so eine Anlage funktionieren muss.<br />
Wenn beispielsweise etwas außerhalb der<br />
Toleranz liegt, halten die Zugstangen an, um<br />
niemanden zu gefährden: Dies ist zum Beispiel<br />
der Fall, wenn ein besonders schweres<br />
Kulissenteil in mehrere Prospektzüge gehängt<br />
wird. Setzen sich diese Zugstangen in<br />
Bewegung, darf es zwischen den Zügen keine<br />
Abweichungen geben. Deshalb haben<br />
wir zur Zeit noch relativ viele Stillstände. In<br />
solchen Fällen gilt es herauszufinden, wo<br />
der Fehler liegt. Das wird in einer Log-Datei<br />
aufgeschrieben, der man entnehmen kann,<br />
was die Fehlermeldung ausgelöst hat und<br />
wo man nachjustieren muss. Mit solchen<br />
Vorgängen haben wir uns in den Wochen<br />
direkt nach dem Umbau sehr intensiv auseinandergesetzt,<br />
so dass es allmählich weniger<br />
Fehlermeldungen gibt.<br />
Harrison Wer hat den Austausch der Bühnenmaschinerie<br />
vorgenommen?<br />
Roth Es gab eine öffentliche Ausschreibung,<br />
da die Vorschriften eine gewisse Form vorgeben:<br />
Zunächst hat ein Planungsbüro Ausschreibungsunterlagen<br />
entwickelt, in denen<br />
festgehalten wurde, was wir benötigen. Daraufhin<br />
haben verschiedene Firmen ein<br />
Ausführungsangebot erstellt. Diese Kostenpläne<br />
wurden ausgewertet, und die günstigste<br />
Firma hat schließlich den Zuschlag<br />
bekommen.<br />
Harrison Welche Vorlaufzeit hat dieser Umbau<br />
in Anspruch genommen?<br />
Roth Die Planung hat schon im Herbst 2011<br />
begonnen. Ende des Jahres konnte dann die<br />
Ausschreibung veröffentlicht werden; die<br />
Vergabe an die Firma erfolgte dann Anfang
16. 17 AUS DEN ABTEILUNGEN – SPEZIAL<br />
Unterbühne Gekappte Steuerkabel Prospektzüge<br />
2012, so dass diese bereits anfangen konnte,<br />
zu bauen. Im Opernhaus ging es dann im Juli<br />
2012 so richtig los. Die Übergabe war für<br />
Ende Oktober geplant; das meiste konnte bis<br />
dahin auch fertig gestellt werden. Allerdings<br />
wird an gewissen Kleinigkeiten noch immer<br />
gearbeitet. Dies geschieht vornehmlich in<br />
Nachtschichten, damit der laufende Betrieb<br />
gewährleistet bleibt.<br />
Harrison Hat sich in Hinsicht auf die ursprüngliche<br />
Ausstattung, zum Beispiel durch<br />
neuere computertechnische Möglichkeiten<br />
viel verändert?<br />
Roth In erster Linie war der Umbau eine<br />
Frage der Sicherheit. Aber darüber hinaus<br />
ermöglicht die neue Steuerung in Zukunft<br />
noch »schickere« Verwandlungen. Während<br />
der Umbauproben haben wir mit der neuen<br />
Steuerung die Möglichkeit, den Aufbau über<br />
funkgesteuerte Pulte von der Bühne aus einzurichten.<br />
Von dort aus hat man einen wesentlich<br />
besseren Überblick über eventuelle<br />
Gefahrenquellen als vom Maschinenstand,<br />
von wo aus wir bisher die Vorstellungen<br />
eingerichtet haben. Außerdem wurde zum<br />
Beispiel die Benutzeroberfläche an den<br />
Steuerungscomputern durch Touchscreens<br />
modernisiert. Wo vor dem Umbau zwei Industrierechner<br />
im Einsatz waren, stehen<br />
jetzt drei Computer mit der Bedienersoftware<br />
und den gespeicherten Verwandlungen<br />
aller Vorstellungen zur Verfügung,<br />
um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.<br />
Im Prinzip laufen immer zwei Rechner<br />
parallel, wobei ein Rechner den anderen<br />
überwacht und im Falle eines Ausfalls<br />
übernehmen kann. Um weiterhin »im sicheren<br />
Zustand« zu bleiben, würde bei<br />
einem solchen Ausfall der dritte Rechner die<br />
Funktion des fehlenden ausführen.<br />
Harrison Verwandlungen in Neuproduktionen<br />
werden entsprechend in den neuen<br />
Rechnern gespeichert. Wie verhält es sich<br />
aber mit älteren Vorstellungen, die noch auf<br />
den alten Rechnern eingerichtet wurden,<br />
und nun auf den neuen abgespielt werden?<br />
Roth Wir mussten beim Umprogrammieren<br />
bestehender Verwandlungen feststellen,<br />
dass sich gewisse Differenzen ergeben: Bei<br />
der Eingabe bestehender Werte wie Geschwindigkeit,<br />
Fahrtzeit und Fahrweg,<br />
Start- und Bremsrampe der Prospektzüge ergaben<br />
sich plötzlich Abweichungen in Fahrzeit<br />
und Geschwindigkeit. Um also böse<br />
Überraschungen zu vermeiden, müssen wir<br />
nun bei jeder Wiederaufnahme einer alten<br />
Vorstellung alle Verwandlungen vorher ausprobieren<br />
und gegebenenfalls nachjustieren.<br />
Gerade bei Vorstellungen wie My Fair<br />
Lady, in der viele Podien fahren – und zum<br />
Teil 18 Tonnen schwere Kulissenteile mit<br />
dem Bühnenboden nach oben und unten<br />
bewegt werden – müssen da entsprechend<br />
Zeiten eingeplant werden. Da speziell in<br />
diesem Stück viele Veränderungen im Bühnenbild<br />
im Einklang mit der Musik passieren,<br />
müssen wir die Probefahrten in Echtzeit<br />
zur Musik umprogrammieren. Bis zur Wiederaufnahme<br />
Anfang März bleibt also noch<br />
einiges zu tun.<br />
Nach einer Ausbildung zum Radio- und<br />
Fernsehtechniker hat Rogé Roth in Berlin<br />
Theater- und Veranstaltungstechnik studiert.<br />
Von dort aus ging er als Assistent des<br />
Technischen Direktors ins Schauspielhaus<br />
Frankfurt. Nach Stationen als Leiter der Maschinentechnik<br />
im Musicalhaus in Offenbach<br />
ging es über Stuttgart als Technischer<br />
Leiter an das Theater Hildesheim, wo er bereits<br />
die Umstellung von manuell bewegter<br />
Bühnenmaschinerie auf eine elektrisch angetriebene<br />
Bühnenmaschinerie begleitet<br />
hat. In der Spielzeit 2010/11 kam er schließlich<br />
als Leiter der Maschinenabteilung an<br />
die Staatsoper <strong>Hannover</strong>.
EINFACH ÜBERIRDISCH!<br />
OPE RN BALL<br />
22. UND 23. FEBRUAR 2013<br />
Zwischen funkelnden Sternen und geheimnisvollen schwarzen Löchern<br />
verwandelt sich das Opernhaus wieder in einen leuchtenden hauses. Freuen Sie sich außerdem auf den Beatjazzer Onyx Ashanti,<br />
Angebot aus der Küche von »Da Capo!«, dem Caterer des Opern-<br />
Tanzpalast. Unter dem Motto »einfach überirdisch!« macht sich das Ladypower mit der virtuosen Geigerin Ava Asante, der Thereminspielerin<br />
Carolina Eyck und dem Saxophonquartett »sistergold« so-<br />
Raumschiff Staatsoper mit Überlichtgeschwindigkeit auf zu fernen<br />
Welten, in denen sich Vergangenheit und Zukunft berühren. Der wie weiteren überraschenden Programmpunkten. Als Mitternachtshighlight<br />
sind dieses Jahr die KGB Clowns zu Gast, die seit Jahren<br />
Opernball 2013 präsentiert Solisten aus dem Ensemble der Staatsoper<br />
sowie das Niedersächsische Staatsorchester <strong>Hannover</strong> unter der zu den Comedy-Stars der internationalen Varietészene zählen.<br />
Leitung von Mark Rohde, erneut das Björn Vüllgraf Orchestra und ab<br />
1.15 Uhr die Band Lounge Society im großen Saal. Wieder dabei Mit freundlicher Unterstützung<br />
sind auch 80 Debütantinnen und Debütanten der Tanzschule Bothe,<br />
DJ Spax in der Laves-Disco sowie das phantasievolle kulinarische
18. 19 KANTINENPLAUSCH<br />
DOROTHEE HARPAIN<br />
ES WAR WIE EIN SCHLAG AUS HEITEREM HIMMEL …<br />
Mit dem Bassisten Per Bach Nissen<br />
»Singen hat viel mit Kochen gemeinsam«,<br />
meint der dänische Bass Per Bach Nissen. Er<br />
muss es wissen, schließlich absolvierte der<br />
Opernsänger zunächst eine Kochausbildung<br />
und durfte als Küchenchef einige Jahre lang<br />
jeden Abend mehrere hundert Leute im<br />
»Stars Restaurant« in San Francisco bekochen.<br />
»Jeden Tag mussten wir uns ein neues<br />
Menü ausdenken. Es ist wie bei einer Vorstellung<br />
im Opernhaus – man spielt immer<br />
wieder die gleiche Figur, es darf aber nicht<br />
das Gleiche sein. Man muss es immer wieder<br />
neu erfinden. Und du hast nur eine<br />
Chance, genauso wie beim Kochen.«<br />
In seiner Jugend konnte sich Per Bach Nissen<br />
nur wenig für klassische Musik begeistern,<br />
viel lieber widmete er sich ganz seiner<br />
Leidenschaft fürs Kochen. Erst in San<br />
Francisco spricht ihn ein befreundeter Musiker<br />
an: »Mensch Per, wenn du lachst, hast<br />
du so eine unglaubliche Resonanz in der<br />
Stimme, hast du schonmal Gesangsunterricht<br />
gehabt?« »Ich? Ich kann doch nicht singen!«<br />
Doch gleich nach der ersten Unterrichtsstunde<br />
steht für ihn fest: Er will<br />
Opernsänger werden. »Da war ich aber auch<br />
schon Mitte zwanzig. Trotzdem gab es für<br />
mich überhaupt kein Zweifeln oder Zögern.<br />
Es war einfach wie ein Schlag aus heiterem<br />
Himmel…« Er kündigt seinen Job als Küchenchef<br />
in San Francisco, kauft ein kleines<br />
Bistro in Kopenhagen und nimmt – »so ganz<br />
nebenbei« – zwei Jahre lang Gesangs-, Theorie-<br />
und Klavierunterricht. Nach erfolgreichem<br />
Vorsingen studiert er Gesang am<br />
Royal Welsh College of Music in Cardiff. »Das<br />
Studium war sehr intensiv, wir haben auch<br />
viel szenisch gearbeitet.« Als Don Alfonso in<br />
Così fan tutte – seiner ersten Partie – tourt<br />
Bach Nissen mit der Opera School of Wales<br />
durch England. »Mein Motto war immer<br />
›learning by doing‹. Und es hat auch seine<br />
Vorteile, wenn man als Erwachsener studiert<br />
– man weiß, was wichtig ist und sucht<br />
sich zielgerichtet das aus, was man braucht.«<br />
Es folgt ein Aufbaustudium am Trinity College<br />
of Music in London und ein erstes Engagement<br />
im Chor des Royal Opera House<br />
Covent Garden. Nach weiteren Kursen und<br />
Studien reift in ihm der Plan, erneut auszuwandern,<br />
denn »wo geht man hin, wenn<br />
man Opernsänger werden will? Nach<br />
Deutschland! Hier gibt es tolle Möglichkeiten,<br />
sich als Sänger auszuprobieren und<br />
– es gibt Festverträge.« Die ersten Engagements<br />
am Theater Vorpommern und am<br />
<strong>Staatstheater</strong> in Schwerin sind anstrengend,<br />
CAESAR'S SALAD*<br />
»Schnell gemacht, schmeckt traumhaft!« Per Bach Nissen<br />
aber auch lehrreich. Per Bach Nissen singt<br />
unter anderem Partien wie Sarastro, Colline<br />
in La Bohème, Hagen, Ferrando in Der Troubadour<br />
oder Seneca in Die Krönung der<br />
Poppea. »Das Schöne am Gesangsfach des<br />
Basses ist, dass die Partien alle sehr unterschiedlich<br />
sind, mal dramatischer, mal virtuos<br />
mit vielen Koloraturen. Ich mag komische<br />
Rollen wie Osmin oder Van Bett in Zar und<br />
Zimmermann, aber auch die Basspartien,<br />
die Bösewichte sind, wie zum Beispiel Boris<br />
in Schostakowitschs Lady Macbeth von<br />
Mzensk.«<br />
In dieser Rolle debütierte Per Bach Nissen<br />
diese Spielzeit an der Staatsoper <strong>Hannover</strong><br />
und sie bescherte ihm einige graue Haare:<br />
»Am Anfang habe ich mir es nicht wirklich<br />
zugetraut, denn die Partie des Boris in Lady<br />
Macbeth von Mzensk liegt sehr hoch und ist<br />
sehr anspruchsvoll. Außerdem konnte ich<br />
kein Wort Russisch.« Da ist ihm das deutschsprachige<br />
Repertoire schon lieber, besonders<br />
das Wagnerfach – König Heinrich, König<br />
Marke, Daland – würde ihn in Zukunft<br />
reizen. Und das Kochen? Nun, Singen und<br />
Kochen kann man ja auch praktisch miteinander<br />
verbinden, beispielsweise bei kulinarischen<br />
Opernabenden.<br />
1 Kopf Romana-Salat, 75 ml Olivenöl, 3 Teelöffel Zitronensaft, Salz, Pfeffer aus der Mühle, 1 hartgekochtes<br />
Ei, 2 Anchovifilets, 100g Parmesan am Stück, 1 Knoblauchzehe, 1 Tasse Toastbrotwürfel, etwas Dijon-Senf<br />
etwas Butter oder Olivenöl<br />
Knoblauchzehe zerdrücken, in Butter oder Öl dünsten und die Brotwürfel darin leicht braun anbraten. Salat<br />
waschen, schleudern, trocken tupfen und in kleine Stücke reißen. Olivenöl mit Zitronensaft, Salz und Pfeffer,<br />
zerbröckeltem Käse, Senf, Anchovis und kleingehacktem Ei mischen, mit einem Stab pürieren und als Dressing<br />
in die große Schale mit den Salatblättern geben. Alles auf einem Teller anrichten und zuletzt die Knoblauchcroutons<br />
und etwas Parmesan dazugeben.<br />
*Parmesan, Olivenöl, Romana-Salat – die italienischen Wurzeln des Caesar-Salad sind unverkennbar. Namensgeber<br />
ist Caesar Cardini, ein Restaurantbesitzer im mexikanischen Tijuana, der das Gericht zu Prohibitionszeiten<br />
angeblich aus Resten kreierte – die US-amerikanische Kundschaft hatte sein Lokal gestürmt und<br />
sozusagen »leer« gegessen.
ORCHESTER<br />
HANNAH LOGES<br />
REINGEHÖRT<br />
Mit der stellvertretenden Solocellistin Christine Balke<br />
»Das Schönste am Auftritt ist der Moment<br />
davor. Der Gang zur Bühne, wenn man noch<br />
alles vor sich hat und noch keinen falschen<br />
Ton gespielt hat«, schwärmt die Cellistin<br />
Christine Balke augenzwinkernd.<br />
Ihre Eltern waren Opernchorsänger und<br />
führten die drei Kinder früh an Instrumente<br />
heran. So begann Christine Balke im Alter<br />
von sieben Jahren mit Cello- und Klavierunterricht.<br />
Nach dem Schulabschluss fing sie in<br />
ihrer Heimatstadt Stuttgart mit dem Cellostudium<br />
an. Schon während ihres Studiums<br />
sammelte sie im Orchester des <strong>Staatstheater</strong>s<br />
Stuttgart Erfahrungen als Aushilfe. Sie<br />
schrieb sich an der Kölner Musikhochschule<br />
bei Boris Pergamenschikow ein, um von diesem<br />
renommierten Cellisten weitere künstlerische<br />
Anregungen zu erhalten. Mithilfe<br />
des Stipendiums des Deutschen Akademischen<br />
Austauschdienstes studierte sie für<br />
ein Jahr bei Janos Starker in Bloomington<br />
(USA). 1989 wechselte sie ein weiteres Mal,<br />
an die Musikhochschule Hamburg, wo sie ihr<br />
Konzertexamen mit Auszeichnung ablegte.<br />
Auf die Frage, wie sie in das Staatsorchester<br />
<strong>Hannover</strong> kam, berichtet Christine Balke,<br />
dass sie sich Ende 1992 für ein Probespiel<br />
in <strong>Hannover</strong> beworben habe. Es folgten drei<br />
Proberunden. Sie schmunzelt und verrät,<br />
dass ihr in der dritten Proberunde ein Malheur<br />
passiert sei, wovon die Kollegen heute<br />
noch sprechen: Sie bekam die Noten für ein<br />
Stück, das sie vorspielen sollte, vom Orchester<br />
falsch zusammen geklebt, sodass sie es<br />
unwissend in einer falschen Reihenfolge<br />
spielte. Am Ende brach das Auditorium in<br />
Lachen aus. Nichtsdestotrotz wurde Christine<br />
Balke 1993 als stellvertretende Solocellistin<br />
engagiert.<br />
In dieser Spielzeit war sie bei den beiden<br />
Weihnachtskonzerten in Herrenhausen auch<br />
solistisch zu hören, mit Vivaldis Cellokonzert<br />
a-Moll. Außerdem tritt sie mit einem Klaviertrio<br />
und dem Klarinettisten Till Renner<br />
am 10. Februar 2013 im Kanapee auf.<br />
Sie erinnert sich gerne daran, wie sie während<br />
ihrer Studienzeit auf dem Schiff »Cap<br />
San Diego« oder in Luzern auf einer alten<br />
Holzbrücke Cello gespielt hat. Dort würde<br />
sie gerne noch einmal auftreten.<br />
Neben der Musik hat die Cellistin sehr vielseitige<br />
Freizeitbeschäftigungen, zu denen<br />
neben dem Singen und Malen das Schreiben<br />
von Fantasie-, Kinder- und Jugendgeschichten<br />
zählt. Außerdem richtet sie gerne<br />
ihre Wohnung mit schrillen und fantasievollen<br />
Details ein. Das Wichtigste ist und<br />
bleibt jedoch die Musik. »Für mich ist es<br />
wichtig auf der Bühne stehen zu können<br />
und mich künstlerisch auszudrücken«, so<br />
Christine Balke. Dabei liebt sie besonders<br />
ungewöhnliche Stücke und solche, in denen<br />
der Spaß an der Virtuosität deutlich<br />
wird.<br />
EMPFEHLUNGEN<br />
Loreena McKennitt<br />
Tracy Chapman, Elektra, 1988<br />
Reiki, Hands of Light, Deuter, 1998
20 FUNDUS<br />
HANNOPERANER UNTERWEGS<br />
Ensemblemitglieder gastieren<br />
Innerhalb Deutschlands, aber auch im Ausland waren Sängerinnen und Sänger des Opernensembles<br />
in den Herbst- und Wintermonaten unterwegs: Im November gastierte Shavleg<br />
Armasi als Philipp II. in Don Carlo am Theater Magdeburg, während Philipp Heo zwischen<br />
Oktober und Januar als Fenton in Falstaff am Deutschen Nationaltheater Weimar auf der<br />
Bühne stand und im Januar beim Weimarer Opernball mitwirkte. In den Süden zog es dagegen<br />
Bassist Michael Dries, der in der konzertanten Aufführung von Richard Wagners Das<br />
Liebesnest im Januar auf der Bühne des Prinzenregenten Theater München stand. Sopranistin<br />
Dorothea Maria Marx sang zwischen November und Januar in vier Vorstellungen die<br />
Königin der Nacht am <strong>Staatstheater</strong> Oldenburg und Mezzosopranistin Khatuna Mikaberidze<br />
wirkte mit in der Operngala Viva L’Opera/Cavalleria Rustica beim Festival MúsicaMallorca im<br />
Teatre Principal de Palma. In seine ungarische Heimat reiste Tivadar Kiss im November und<br />
übernahm an der Oper Budapest verschiede Partien. Im November sang Bariton Stefan Adam<br />
beim 3. Sinfoniekonzert Johannes Brahms’ Requiem »Vier ernste Gesänge« und »Ein deutsches<br />
Requiem« im Theater Hagen.<br />
Auch die Kapellmeister dirigierten auswärts: Mark Rohde leitete Silvester die Belcanto<br />
Opern-Gala mit der Bohuslav Martinů Philharmonie in der Musik- und Kongresshalle Lübeck.<br />
Benjamin Reiners war als Konzertdirigent zu Gast in Nürnberg: Im Rahmen der Reihe<br />
»Rathauskonzert« leitete er im Dezember vier Adventskonzerte.<br />
Das Ballett der Staatsoper <strong>Hannover</strong> gastierte mit Jörg Mannes’ Gefährliche Liebschaften im<br />
Januar in der Opéra de Rouen Haute-Normandie.<br />
Last but not least feierte Martin G. Bergers Inszenierung Galathea bleibt. im November erfolgreich<br />
Premiere in Berlin. Am 15. und 16. Februar steht der Musical-Monolog mit Julia<br />
Klotz als Nachwandler spezial auf dem Programm der Oper <strong>Hannover</strong>.<br />
KOREA ZU GAST<br />
Abschlusskonzert der Yonsei-Universität Seoul<br />
Im Januar sind bereits zum vierten Mal zehn<br />
Gesangstudenten der Yonsei-Universität aus<br />
Seoul (Südkorea) zu Gast an der Staatsoper<br />
<strong>Hannover</strong>, um drei Wochen lang den Betrieb<br />
an einem großen deutschen Opernhaus mitzuerleben<br />
und Gesangsstunden, Sprachcoaching<br />
und szenischen Unterricht von Ensemblemitgliedern<br />
zu erhalten. Abgerundet<br />
wird das Programm durch ausgewählte Vorstellungsbesuche,<br />
einem Ausflug nach Berlin<br />
und einem großen Abschlusskonzert am<br />
9. Februar um 15 Uhr im Ballhof Zwei. Hier<br />
präsentieren die Stipendiaten ihr erarbeitetes<br />
Programm und wie in den vergangenen<br />
Jahren wird am Ende aus den zehn Studenten<br />
einer ausgewählt, der in der kommenden<br />
Spielzeit das Ensemble der Jungen<br />
Oper für ein Jahr bereichern wird.<br />
Untergebracht sind die zehn Studenten bei<br />
Gasteltern aus <strong>Hannover</strong>, wo sie wie im vergangenen<br />
Jahr sicherlich wieder eine<br />
freundschaftliche und familiäre Aufnahme<br />
finden.<br />
OPERNRÄTSEL<br />
Eine politische Oper wird in diesem Rätsel gesucht: Ihr Titelheld ist<br />
schwedischer Diplomat und landet nach Stationen in den USA, Südafrika<br />
und Israel in Ungarn, wo er im Zweiten Weltkrieg mit Hilfe<br />
schwedischer Schutzpässe tausende Menschen gerettet hat. Nach<br />
Kriegsende gerät er selbst ins Visier des sowjetischen Geheimdienstes,<br />
und seine Spur verliert sich in Moskau. Bis heute ist unklar,<br />
wann und wo er gestorben ist. Aus solchen Lebensgeschichten<br />
werden Helden gemacht: 1981 ernannte ihn Ronald Reagan zum<br />
amerikanischen Ehrenbürger, Anfang des 21. Jahrhunderts kam seine<br />
Geschichte gleich in zwei verschiedenen Werken auf die Opernbühne.<br />
Unser Komponist, dem Sie auch an anderer Stelle dieser seitenbühne<br />
begegnen, wurde auf einer Ostsee-Insel geboren. Er<br />
begann als Rockmusiker, beeinflusst von Mike Oldfield, Frank Zappa<br />
und Genesis, und wechselte erst später in den klassischen Bereich.<br />
Der Librettist seiner einzigen Oper ist ein deutscher Dramatiker, von<br />
dem mehrere Werke am Schauspiel <strong>Hannover</strong> uraufgeführt wurden.<br />
Die Uraufführung der gesuchten Oper war nicht besonders erfolgreich,<br />
positiver wurde erst die dritte Produktion vor gar nicht langer<br />
Zeit in der badischen Fächerstadt aufgenommen, übrigens mit einem<br />
ehemaligen hannoverschen Bass in der Titelpartie.<br />
Unsere Frage:<br />
Wie heißt die gesuchte Oper, wer sind Komponist und Librettist?<br />
Ihre Antwort schicken Sie bis 08.02.13 per Postkarte an die Staatsoper<br />
<strong>Hannover</strong> . Öffentlichkeitsarbeit . Opernplatz 1 . 30159 <strong>Hannover</strong>,<br />
oder per Email an presse-oper@staatstheater-hannover.de<br />
Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen<br />
richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für die Aufführung<br />
von Orest am 14.02.13 um 19.30 Uhr.<br />
In der seitenbühne 03/04.2012 wurde die Peking-Oper mit den vier Metiers<br />
Sheng, Dan, Jing und Chou gesucht.
IMPRESSUM HERAUSGEBER Niedersächsische <strong>Staatstheater</strong> <strong>Hannover</strong> GmbH, Staatsoper <strong>Hannover</strong>, Opernplatz 1, 30159 <strong>Hannover</strong> INTENDANT Dr. Michael Klügl<br />
REDAKTION Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE<br />
UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Gert Weigelt (Titel, 5, 8), Thomas M. Jauk (2–3, 9, 18), Dietlind Konold (4 oben) Sarah-Katharina Karl (4 unten),<br />
Elvira Freind (6–7) Jörg Landsberg (10 oben), Kunst-AG der Grundschule Groß-Buchholzer-Kirchweg (11), Rogé Roth (14–16), gettyimages (17), Ralf Töpsch (19) und privat<br />
(1, 10 unten) TITELBILD Sissi, Cássia Lopes.
seitenbühne . Januar / Februar 2013