Müncheberger Nachrichten vom 04.März 2013 - Stadt Müncheberg
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Müncheberger <strong>Nachrichten</strong> 04. März <strong>2013</strong><br />
Der Förderverein Forschung in Müncheberg berichtet -<br />
Der Boden des Jahres <strong>2013</strong> ist der Plaggenesch<br />
Das Kuratorium Boden des Jahres hat seit<br />
Jahren seinen Hauptsitz im ZALF Müncheberg<br />
und organisiert von hier aus die Aktion.<br />
In diesem Jahr wird als 9. Boden nach der<br />
Schwarzerde (2005), der Fahlerde (2006),<br />
dem Podsol (2007), der Braunerde (2008), der<br />
Kalkmarsch (2009), den <strong>Stadt</strong>böden 2010,<br />
dem Auenboden (2011) und dem Niedermoor<br />
(2012) ein Plaggenesch vorgestellt. Dieser<br />
Boden mit dem wohlklingenden Namen wird<br />
hier in Brandenburg nicht gefunden, ist aber<br />
ein sehr interessanter Boden.<br />
Die Entstehung der Plaggenesche, deren<br />
Anfang etwa im 10. Jh. n. Chr. angenommen<br />
wird, begimmt mit der Plaggenwirtschaft. Sie<br />
fällt zusammen mit dem kontinuierlichen Anbau<br />
von Roggen, auch als „Ewiger Roggenbau“<br />
bezeichnet. Seine Einführung stellte einen<br />
ähnlich bedeutenden landwirtschaftlichen<br />
Umbruch dar wie die spätere Einführung des<br />
Mineraldüngers.<br />
Im Zuge der Plaggenwirtschaft wurden Plaggen<br />
in der gemeinen Mark (Allmende) mit<br />
der Twicke (Quicke) geschlagen. Als Plaggen<br />
werden Gras-, Kraut- und Strauchsoden<br />
mitsamt dem Wurzelwerk und anhaftendem<br />
Bodenmaterial bezeichnet. Die Plaggen wurden<br />
als Streu in die Viehställe gebracht, mit<br />
dem Kot des Viehs angereichert oder kompostiert<br />
und dann als Dung auf die Felder<br />
gefahren. Einerseits führte das zu steigender<br />
Bodenfruchtbarkeit, die wir heute noch<br />
an höheren Bodenwertzahlen der gedüngten<br />
Felder nachvollziehen können. Andererseits<br />
verarmten die Entnahmefl ächen an Humus<br />
und Nährstoffen, erkennbar am Auftreten von<br />
Heidevegetation bis hin zur Bildung von Wanderdünen.<br />
Auf dem 1. Bild ist eine typische Eschkante zu<br />
sehe: links im Bild wurde „abgeplaggt“, rechts<br />
im Bild wurden in Hofnähe immer wieder Plaggen<br />
aus dem Viehstall aufgebracht. Darunter<br />
sind der Vorgang des Abplaggens und eine<br />
Twicke dargestellt.<br />
Das Hauptverbreitungsgebiet der grauen<br />
Plaggenesche sind die durch die Saaleeiszeit<br />
geprägten, meist nährstoffarmen Gebiete<br />
Nordwestdeutschlands. Die braunen Plaggenesche<br />
sind überwiegend weiter südlich im<br />
Osnabrücker Raum bis hin zum Sauerland zu<br />
fi nden. Plaggenesche treten meist als kleine<br />
Komplexe in Hofnähe auf. Sie sind auf Karten<br />
im Maßstab 1:50.000 oder 1:100.000 deshalb<br />
kaum darstellbar.<br />
Plaggenesche sind bedeutende landschaftsund<br />
kulturgeschichtliche Relikte. Sie sind<br />
Zeugnis alter Bewirtschaftungsformen, die<br />
heute noch im Boden und in der Landschaft<br />
nachweisbar sind.<br />
Zugleich wirken sie als Archive für archäologische<br />
Funde, die verbreitet an der Basis<br />
des Plaggenauftrags und in der Plaggenauflage<br />
enthalten sind. Durch die Plaggendecke<br />
werden sie geschützt und so erhalten. Plaggenwirtschaft<br />
war vor der Einführung von<br />
Mineraldüngern ein wesentlicher Beitrag zur<br />
Ernährungssicherung. Diese Bedeutung zeigt<br />
sich noch heute in Flur- und Ortsnamen mit<br />
„Esch“ und „Plaggen“ oder Familiennamen<br />
wie Escher zeugen davon.<br />
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