Das Kundenmagazin der Stadtwerke Rinteln

Aus der Stadtgeschichte
Mit Gas betrieben
Der Gasmotor auf dem Parkplatz der Stadtwerke
stammt aus dem Jahre 1912. Seine modernen Nachfolger
sorgen in Blockheizkraftwerken effizient für Strom
und Wärme.
Er ist heute Blickfang vor dem
Stadtwerkegebäude: Der Gasmotor
aus dem einstigen Pomona-
Wasserwerk, ein Technikdenkmal,
das an die Industrialisierung in der
Stadt erinnert. Der Motor hat ab
1912 im Pomona-Wasserwerk zuverlässig
seinen Dienst getan. Ein
Stück Technik, wie man es sich
heute manchmal noch wünscht: robust,
übersichtlich, langlebig und
im Notfall mit Schraubenschlüssel,
Hammer und Zange zu reparieren.
Um hier einen Fehler zu finden,
müsste kein Elektronikspezialist
mit einem Computerdiagnosegerät
anrücken.
Wenn man so will, ist der mit Gas
angetriebene Motor ein alter Hut.
Und das, obwohl er in der Motorpresse
regelmäßig als energiesparende
und kostengünstige Innovation
gefeiert wird.
Tradition seit 1896
Gas gibt es als Energieträger in Rinteln
seit über hundert Jahren. 1896
wurde das Gaswerk gebaut, die
städtische Gasanstalt. Hauptzweck
des Unternehmens: Eine bessere
Beleuchtung der Straßen, Häuser
und Betriebe. Auch an Gasmotoren
hat man damals sofort gedacht.
Der Gasometer, das war ein mächtiger,
von einem Stahlkorsett gehaltener
Sammelbehälter. Der ist
in fünf Monaten hochgezogen worden
und wurde schnell Wahrzeichen
der Stadt, auf das die Bürger
stolz waren: Schaut, wir haben die
neue Technologie. Erst 1964 war
Schluss mit der Eigenproduktion.
Die Stadtwerke bauten am Bahnhofsweg
die erste Gasübernahmestation
für Ferngas, das damals die
Ruhrgas-AG lieferte.
Auch moderne Blockheizkraftwerke
wie
hier im Bahnhofsweg
setzen auf effiziente
Erdgastechnik.
Gas, das versprach vor hundert Jahren
auch Komfort. Denn die Bürger
stellten erfreut fest, ein Gasglühstrumpf
schenkt einfach Licht,
er stinkt nicht und qualmt nicht
wie die Petroleumlampen, die sie
bisher benutzt hatten. Ein wahrer
Fortschritt. Danach ging es Schlag
auf Schlag, der erste Gaskochapparat
kam auf den Markt, dem folgte
die Gasheizung. Die erste große
Saalbeleuchtung mit Gas im Hotel
Stadt Bremen war übrigens eine lokale
Sensation.
Gegen lichtscheues Gesindel
Nur die Sittenwächter der damaligen
Zeit hatten so ihre Zweifel:
„Die künstliche Helle macht
den Trinker sicher, dass er in den
Zechstuben bis in die Nacht hinein
schwelgt und sie verkuppelt
verliebte Paare. Sie macht Pferde
scheu und Diebe kühn“, schrieb die
Kölnische Zeitung. Die Polizeibe-
Das alte Rintelner
Gaswerk wurde
1896 gebaut.
Nachhaltige Technik: Dieser
Gasmotor leistete im Pomona-
Wasserwerk schon Anfang des
20. Jahrhunderts seinen Dienst.
hörde sah das anders, logisch, denn
die verbesserte nächtliche Beleuchtung
führte zu einem Rückgang an
Überfällen und Einbrüchen, ist
doch Diebesgesindel sprichwörtlich
„lichtscheu“.
Zur Erinnerung: Der Chemiker Robert
Wilhelm Bunsen war es, der
das einfache wie effektive Prinzip
entdeckt hat, dass Gas mit Luft gemischt,
bevor es verbrennt, eine
sehr viel heißere Flamme erzeugt –
wichtige Voraussetzung für effektive
Heizöfen und Kochherde.
Die Gasmaschine ist auch die Mutter
des Viertaktmotors. Der Belgier
Jean Joseph Etienne Lennoir hat sie
erfunden, Nikolaus-August Otto
Konstruktion und Wirkungsgrad
verbessert und daraus den Prototyp
aller Verbrennungsmotoren
entwickelt.
Auch die heutigen Blockheizkraftwerke
mit ihrer Kraft-Wärme-Kopplung
sind im Grunde nichts anderes
als ein oder mehrere Gasmotoren
– Renaissance einer alten Technik.
Das erste Blockheizkraftwerk
ist von den Stadtwerken 1994 am
Krankenhaus in der Virchowstraße
in Betrieb genommen worden.
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