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III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt

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<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong>


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„was sollen unsere künste in einer welt von banditen und tollhäuslern“<br />

571* ARP, Hans, 1886 – 1966. 92 Autographen: 4 e. Br. m. U., 74 Br. m. U. (davon 3 maschinenschriftlich<br />

unterschrieben), 13 Briefe in seinem Namen und 1 Postkarte m. U. (Unterschriftsformen:<br />

„Hans Arp“, „Hans“, „Arp“ und „Jean“; jeweils Bleistift). Meudon, Cadaqués,<br />

Nérac, Veyrier, Grasse, (Zürich,) Montreux, Lugano, Paris, Ascona und o. O. 22.<strong>III</strong>.1932 bis<br />

25.IX.1959. 115 S. folio bis gr.8 o . Einige kleine Einrisse, zum Teil leicht gebräunt. Mit 26<br />

Umschlägen. (12.000.—)<br />

Umfangreiche Brieffolge an die mit ihm befreundete Kunstsammlerin Annie Müller-Widmann bzw. deren<br />

Mann Oscar Müller in Basel. Die Briefe geben einen tiefen Einblick in Arps künstlerisches Schaffen für<br />

die Zeit von 1932, als er sich der reinen Abstraktion zugewandt hatte, bis 1959, dem Jahr seiner Übersiedlung<br />

in die Schweiz. Zudem zeugen sie von seinem persönlichen Schicksal, nachdem seine Werke von<br />

den Nationalsozialisten als „Entartete Kunst“ verboten worden waren und er mit seiner Frau nach der<br />

deutschen Besetzung Frankreichs in den unbesetzten Teil des Landes emigrieren musste.<br />

Meudon 22.<strong>III</strong>.1932 (o. U.). „... ich habe mich wieder nach den basler aufregungen in das sanfte landleben<br />

von paris eingewöhnt. ende letzter woche schickte ich ihnen zwei bücher das eine mit gedichten das<br />

andere mit holzschnitten von mir ...“ (Wohl sein Gedichtband „weißt du schwarzt du“.) „da die berner<br />

gerne die basler ausstellung haben möchten so wäre ich ihnen und ihrem manne sehr dankbar wenn sie<br />

mir ihr relief für diese ausstellung leihen würden ... ich schicke ihnen in den nächsten tagen eine klebearbeit<br />

von max e r n s t hoffentlich macht sie ihnen freude ...“<br />

Cadaqués 7.IX.1932. „... cadaques ist eine alte schachtel die aus hundert schachteln um eine hauptschachtel<br />

die kirche zusammengeschachtelt ist. der grätenlose himmel und das wolkenlose meer darüber<br />

greifen mit millionen licht- und feuerhänden in diesen komischen haufen dreck aus dem mäulchen singen<br />

und schwänzchen wedeln. die letzten tage waren so heiss dass einem die knochen im leibe zu leim zerflossen.<br />

hier funktioniert die sonne noch in antiker grösse. wenn man um die mittagszeit den kopf zum<br />

fenster raussteckt so ist er bevor man noch danke sagen kann eine geröstete kastanie. hier beisst jeden<br />

das gewissen der nicht faul ist ...“<br />

Meudon 10.XI.1932. „... ich habe ihnen ‘LEURS FIGURES’ schicken lassen. sie wollten doch die mappe<br />

mit den karikaturen haben. es sind noch einige bücher erschienen die sie lesen sollten ...“<br />

Meudon 19.XII.1932. „... ich habe ihnen also einen sehr schönen ernst erstanden. es ist ein bild aus dem<br />

jahre 1925 einen wald darstellend ...“<br />

Meudon 22.II.1933. „... es freut mich sehr dass ihre sammlung sie also labt. stetig besorgt ihnen diese quelle<br />

der freude auf das beste zu speisen und auch weil ein böser notar mich qualvoll bedrängt ihm zinsen<br />

zu zahlen schlage ich ihnen und herrn müller folgendes vor. bei durchsicht meiner tit. bücher sehe ich dass<br />

ich herrn müller noch 500 französische franken schulde das heisst ich sollte für den fall dass die galerie<br />

pierre den p i c a sso billiger lässt diesen rest als eine anzahlung an ein noch auszusuchendes werk<br />

betrachten ...“<br />

Meudon 27.<strong>III</strong>.1933. „... der wahnsinn der in deutschland ausgebrochen ist entmutigt mich so dass ich<br />

mich am liebsten unter die erde verkriechen möchte. was in deutschland wert hat wird zerstört. auch für<br />

mich sind die folgen davon sehr schwer. die ausstellungen die von meinen arbeiten geplant waren können<br />

nun nicht stattfinden. der verkauf nach deutschland ist für jede lebendige kunst auf lange zeit unmöglich<br />

...“<br />

Meudon 17.<strong>III</strong>.1934. „... im juni findet eine plastikausstellung in zürich statt und damit meine arbeiten<br />

zur ausstellung fertig werden muss ich von früh bis spät arbeiten. ich wähle mir auch immer den schwierigsten<br />

weg. würde ich meiner plastik eine haut aus kleinen impressionistischen knöllchen anziehen wie<br />

lipschitz und andere meister so wäre meine arbeit hundert mal leichter fertig zu machen. die glätte<br />

die ich meinen plastiken geben will verlangt viel arbeit ...“<br />

Meudon 29.V.1935. „... ich arbeite an der steinplastik für das zürcher kunsthaus. sie wird in einigen tagen<br />

fertig werden ...“<br />

(Meudon) 25.V.1937. „... wir leben und weben in meudon wie auf einem anderen stern. wenn ich an mich<br />

denke erblasse ich über mein tun und treiben. wie bin ich doch beziehungslos zum allgemeinen weltschwindel.<br />

unser alter freund zervelados wird in jeder nummer seines geschätzten blattes wütender über<br />

266


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

die sogenannte abstrakte kunst weil der gute verkauf auf der konstruktivistenausstellung in basel die hinter<br />

ihm stehenden händler wütend gemacht hat ...“<br />

o. O. 1.XI.1938. „... ja die letzte zeit war zum verzweifeln und ich bestaune den mut unseresgleichen. was<br />

sollen unsere künste in einer welt von banditen und tollhäuslern ... der deutsche bildhauer b a r l a c h ist<br />

letzte woche gestorben. die schneidigen deutschen schinder haben ihn zur strecke gebracht ...“<br />

Meudon 10.<strong>III</strong>.1940. „... nous avons assisté au début de la première de H o n n eger dirigé par Sacher.<br />

Malheureusement l’emission a été interompu par les informations. On m’a dit qu’il y a une grande exposition<br />

de K l e e à Zurich. Peu tu m’envoyer le catalogue. J’aurais beaucoup aimé voir cette exposition.<br />

Klee est un des plus grands artistes de notre temps. Nous voyons souvent K andinsky qui a fait les<br />

derniers temps de très belles toiles ...“<br />

Veyrier 10.IX.1940. „... Les artistes ont complètement disparus comme les ourses qu’on rencontrait autrefois<br />

dans ces montagnes et qu’on ne retrouve que dans les guides. J’ai l’impression d’être le dernier artiste<br />

qui vit en Europe. Jamais j’ai resanti un telle solitude. Sophie et moi nous travaillons mais probablement<br />

pour la lune ...“<br />

Grasse 6.V.1941. „... nous avons reçu du Departement d’Etat à Washington tout les facilités pour nous<br />

rendre aux Etats Unis. Nos visas sont à notre disposition à Marseille ... Je vois bien que la situation en<br />

Europe devient de plus en plus défavorable pour les artistes ... Le gouvernement allemand a autaurisé<br />

les personnes domicilées dans la zone occupée et refugiées dans la zone libre à retourner ...“<br />

(Zürich) 10.II.1943. „... ich fühle mich grauenhaft verstümmelt. wenn ich nicht meine freunde hätte so<br />

wäre ich sicher schon sophie nachgereist. – ich sollte die glücklichen menschen nicht mit meinem jammer<br />

behelligen. ich danke dir für deinen brief und den schönen vorschlag den torso in stein auszuführen. dies<br />

ist eine rechte arbeit für mich. neue gestalten werde ich so schnell keine mehr schaffen ...“ – Am 10. Januar<br />

war seine Frau, die Malerin, Bildhauerin und Tänzerin Sophie geb. Täuber gestorben.<br />

Paris 20.V<strong>III</strong>.1945. „... arp hat zwölf illustrationen für die neue ausgabe von t z a r a s ‘vingtcinq poèmes’<br />

beendet. / nach ordnen der arbeiten von sophie taeuber ist arp von der grösse und dem reichtum ihres<br />

lebenswerkes tief bewegt ... / marguerite täte besser daran statt endlosen miltärischen manövern und ballistischem<br />

tiefsinn arp an die hand zu gehen denn das bittere leben hier macht den menschen elend ...“<br />

Meudon 24.<strong>III</strong>.1946. „...schwitters schrieb mir einen erschütternden brief. es geht ihm sehr schlecht.<br />

ich glaube nicht dass wir ihn wiedersehen werden.“ (Sein Freund und Dada-Kollege Kurt Schwitters hatte<br />

einen körperlichen Zusammenbruch erlitten; er starb am 8. Januar 1948). „das leben hier gefällt mir gar<br />

nicht mehr. es herrscht eine grauenhafte dämmerstimmung. es riecht nach verwesung ...“<br />

Meudon 30.XI.1949. „... Sonntag Nachmittag war ich bei Francis P i c a b i a . Einen Aufsatz, den ich über<br />

ihn geschrieben habe, werde ich Euch sofort nach der Veröffentlichung zuschicken. Ihr werdet daraus<br />

meine grosse Wertschätzung für ihn lesen. Er ist einer der letzten Grossen, der, vielleicht durch sein<br />

Wesen, seine Vereinsamung verschuldet hat ...“<br />

Meudon 15.V.1957. „... Diese Erkrankung hat mich innerlich sehr gewandelt. Nicht dass mein Humor flöten<br />

gegangen wäre, aber er flötet nicht mehr so schrill und bei dem Durchlesen der Korrekturbögen für<br />

mein neues Buch die mir dieser Tage zugesandt wurden und Gedichte aus vergangenen Jahren enthielten<br />

standen mir doch einige Haare zu Berge ...“<br />

o. O. 24.IX.1957 (eigenh). „... Dein Brief ist so schön dass ich bisher verzagte Dir dafür gut danken zu<br />

können. Ich müsste wenigstens einen Monat dichten und ein Dutzend Leiern zerschinden bis ich die rechte<br />

Weise gefunden hätte. So lange will ich Dich aber nicht warten lassen. Darum sage ich Dir ganz kindlich:<br />

Ich werde es nicht vergessen, dass ein Mensch so schön von mir denkt ...“<br />

(Ascona) 25.IX.1959 (eigenh.), Dank für Glückwünsche zum Geburtstag. „... Vieles was Du mir schreibst<br />

möchte ich als märchenhaftes Echo verwandelt Dir widerhallen. Ich habe schon lange die Absicht einige<br />

Seiten über meine schweizer. Freunde zu schreiben, über ihr Vertrauen zu meiner und Sophie’s Arbeit und<br />

ihre Freundschaft zu uns als noch wir und unsere Arbeit als Spinner und Spinnereien angesehen wurden<br />

...“<br />

Beiliegend eine mitunterzeichnete Ansichtskarte von Marguerite Hagenbach, Arps späterer zweiter Frau,<br />

Venedig 18.VI.1954, an dieselben Adressaten.<br />

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<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Hans Arp)<br />

572* — Typoskript. Titelblatt und 23 S. folio, Klammerspuren. Ein kleiner Einriß. In einem<br />

Papp hefter (bestoßen) mit eigenh. Titel und Namenszug „Hans Arp“ (Bleistift). (1.200.—)<br />

„MARGUERITE“. Mit jeweils einem Vers auf einer Seite. Beginnt:<br />

„• / marguerite / kann / das / sternenküssen / nicht / erwarten / •<br />

• / marguerite / liebt / unzählige / türme / aus / stille / und / einsamkeit / •<br />

• / sternenschiffe / für / marguerite / •<br />

• / marguerite / pflegt / das / sternen / •<br />

• / marguerite / in / der / unendlichkeit / •<br />

• / marguerite / pflegt / die / duftsprache / der / blumen / •<br />

• / und / das / funkelnde / der / sterne / •<br />

• / in / gestalt / von / sternen / in / gestalt / von / blumen / •<br />

• / sternenschiffe / voller / sterne / sternenschiffe / die / von / sternen / überquellen<br />

/ sternenschiffe / für / marguerite / •<br />

• / auf / einen / gruss / von / marguerite / fängt / eine / wolkenglocke / zu / läuten / an ...“<br />

Es folgen weitere dreizehn Verse (auf 13 Seiten). – Offenbar ungedruckt.<br />

573* — 2 e. Gedichte m. U. Je 2 ⁄3 S. folio, liniertes Papier. Leicht gebräunt. (1.600.—)<br />

I)<br />

II)<br />

„Traumzecher<br />

lachen und weinen vor Freude<br />

wenn der Kuckuck<br />

das Zahllose zählt<br />

wenn sich die Luft<br />

mit Licht befiedert<br />

wenn ihnen Quellenworte<br />

über die Lippen glitzern.“<br />

„Auf Gottes Befehl<br />

streuen Träume<br />

süss klingende Sterne aus<br />

für die Einsamen<br />

ohne Wein und Haus.“<br />

Offenbar ebenfalls ungedruckt.<br />

268


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Aus Nr. 573 Hans Arp<br />

269


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Natürlich produziere ich ohne Veranlassung Sinn“<br />

574 BEUYS, Joseph, 1921 –1986. 2 eigenh. Manuskripte mit Namen am Kopf. (1966.) Zusammen<br />

7 S. folio. Klammerspuren; stellenweise leicht fleckig (Wischspuren); das zweite Manuskript<br />

gelocht. (3.000.—)<br />

I. „Fett und Filz“, 3 S. folio. – Replik auf Alexander Mitscherlichs Kritik an seinem Werk in Form<br />

eines fiktiven Interviews; zu Beginn eine Beschreibung seines Ateliers.<br />

„In einem grossen hohen Raum zu ebener Erde am Ende einer Tordurchfahrt empfängt uns Joseph Beuys.<br />

Der Boden des Raumes ist mit Leder bedeckt. Ein überdimensionales Ledersofa bildet mit einer grossen<br />

Zahl von lederbespannten Stahlrohrstühlen eine Sitzgruppe, ein riesiger Schrank aus Palisander und ein<br />

leise surrender Kühlschrank vervollständigen das Mobiliar. Alle weiteren Gegenstände sind bekannte<br />

Arbeiten von Beuys: Wir erkennen wieder: ‘Mein und meiner Lieben verlassener Schlaf’, ein hölzernes<br />

Regal in dessen 5 Fächern einfach aufeinander geschichtete graue Filzdecken liegen. 3 90 Grad Filz winkel,<br />

ein sog. ‘Hirschfuss’, ein Filzwinkel mit grau-grünlicher Ölfarbe bearbeitet. Ein 34 Grad Filzwinkelfarbwinkel,<br />

eine Negativfilzecke, ein überzelteter Filzwinkel. Die bereits historisch gewordene ‘20th<br />

July Aachen-Fettkiste’ neben einem ‘warmen Stuhl’ und Demonstrationsgeräten (Gemeinschaftsspaten,<br />

Doppelspaten, sog. ‘Sender’, 2 Elche auf der Eisscholle. Weiterhin ein zweiflammiger Elektrokocher, eine<br />

Bronzeplastik von 1951.<br />

I[nterviewer]: Herr Beuys wir lesen in der Neuen Rundschau den Mitscherlichartikel“ („Happenings –<br />

organisierter Unfug?“, 1966, Heft 1) „... M macht Ihnen zum Vorwurf, dass Sie sich das Wunder an maßen<br />

ohne Veranlassung Sinn zu produzieren ...<br />

Beuys: Natürlich produziere ich ohne Veranlassung Sinn, vielleicht Sinn den M nicht versteht. Es sollte<br />

doch das hervorstechendste Merkmal des Menschen sein so Sinn zu produzieren. Mit Veranlassung und<br />

ohne Veranlassung ... Viele moderne Psychologen betreiben gerade das ‘Geschäft der Vernebelung’, was<br />

man uns in die Schuhe schieben möchte ...“<br />

II. Autobiographische Notizen, 4 S. folio.<br />

„1921 in Kleve geboren<br />

1940 – 1945 Kriegsdienst / Das im Kriege begonnene Studium der Naturwissenschaften wird nach 1945<br />

fortgesetzt aber schon 1946 abgebrochen.<br />

Kunststudium: 1947– 1951 Kunstakademie Düsseldorf bei Enseling und Mataré / Freundschaft mit dem<br />

Dichter A.R. Lynen und mit dem Ornithologen Heinz Sielmann. Mitarbeit an Filmen. 1955 Atelier Kurhaus<br />

Kleve ...<br />

1962 Beteiligung an FLUXUS ... Beuys gebraucht als Einziger in Deutschland den von George Maciunas<br />

erfundenen Namen FLUXUS für seine Arbeit weiter, auch für seine weiterentwickelten Demonstrationen<br />

die dem ursprünglichen Ideenkreis von FLUXUS fremd sind.<br />

Ab 1963 Filzbilder und Fettecken ...“ – Am Schluss eine Liste seiner Ausstellungen (1 S.) und eine Bibliographie<br />

(2 S.).<br />

In dieser Form s e h r s e l t e n .<br />

575* BÖCKLIN, Arnold, 1827– 1901. E. Br. m. U. Weimar 3.XII.1861. 1 1 ⁄4 S. gr.-8 o . Bläuliches<br />

Papier. Kleine Randschäden. (350.—)<br />

An „Euer Wohlgeboren“, dem er sein Gemälde „Panischer Schreck“ gesandt hatte.<br />

„... Ich habe es wieder ganz übermalt und hoffe, es werde in diesem neuen Kleid eine gütige Aufnahme<br />

in Ihrem Lokal finden. Der Preis des Bildes ist hundert Louis’d’or (550 Thlr).<br />

Die Venus, die Sie bei mir gesehen, und die ich seitdem wegen anderer Beschäftigung stehen lassen mußte,<br />

ist nun auch der Vollendung nahe und wird bei Ihnen zum Erstenmal auftreten. In einigen Wochen denke<br />

ich sie vollendet zu haben ...“<br />

270


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Aus Nr. 574 Joseph Beuys<br />

271


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

576* CHODOWIECKI, Daniel, 1726 – 1801. E. Br. m. U. Berlin 4.IV.1788. 1 S. kl.-4 o . Mit Siegelrest<br />

und Adresse. Leichte Randläsuren (durch Siegelöffnung). (350.—)<br />

An die Weidmannsche Buchhandlung in Leipzig.<br />

„... habe ich die Ehre dankbahrlich anzuzeigen, daß das Packet Bücher von Herrn Johann Frey aus<br />

Regenspurg mir richtig eingegangen ist ...“<br />

577 CORINTH, Lovis, 1858 – 1925. E. Br. m. U. Berlin 6.VI.1919. 1 S. gr.-8 o . Kariertes<br />

Papier. Leicht gebräunt. (200.—)<br />

An einen Zeitungsredakteur, eine Bildveröffentlichung betreffend.<br />

„... Nach unsrer Vereinbarung habe ich heute die Zeichnung ‘Florian Geyer’ für Ihre Zeitung fertig<br />

zum Abholen bereit gestellt. Sie kann durch Autotypie reproduzirt werden. Wegen der Eile, welche die<br />

Arbeit bedurfte habe ich das Maaß Ihrer Zeitung nicht genau bemessen können, glaube aber dennoch, daß<br />

es gut in den Raum hineinpassen wird ... PS Ich bitte einige Belegexemplare mir zukommen zu lassen“.<br />

Der von Corinth bereits 1906 in einem Gemälde als „Florian Geyer“ dargestellte Schauspieler Rudolf Rittner<br />

feierte am 30. Juni seinen 50. Geburtstag.<br />

„J’etais souvent en opposition“<br />

578* DAUBIGNY, Charles François, 1817– 1878. E. Br. m. U. O. O. u. D. 3 S. gr.-8 o . Kleiner<br />

Einriss, etwas fleckig. (1.200.—)<br />

An den Maler (Louis Augustin) Auguin (1824 – 1903), dem er seine „compliments pour ses deux tableaux“<br />

ausspricht. Ferner über den Pariser Salon und dessen Jury, der er nicht mehr angehöre.<br />

„... Je vis très en sauvage maintenant et ne suis plus du Jury depuis longtemps. J’etais souvent en opposition<br />

avec les collègues et les coteries de l’institut et de l’ecole, ce qui fait que j’ai rompu ... avec le coté<br />

artistique officiel. ils font des règlements absurdes qui châtrent les audacieux. il faut peindre d’une certaine<br />

façon pour être reçu. ils en ont réfusé cette fois ... la masse des tableaux de l’exposition ... enfin il<br />

y a encore quelques bonnes toiles mais elles sont rares. ne viendriez vous jamais à paris l’eté j’y suis ...<br />

toujours en voyage mais à partir de la fin d’octobre, j’y suis tout l’hiver ...“<br />

Daubigny war zum ersten Mal 1866 Mitglied der Jury des Pariser Salons geworden.<br />

579* DORÉ, Gustave, 1832 – 1883. E. Br. m. U. London 5.V<strong>III</strong>.(1878). 3 1 ⁄2 S. 8 o . Mit Briefkopf<br />

„Bath Hotel“. (400.—)<br />

An einen Freund, dem er für einen Artikel im „moniteur du 2 aout“ dankt.<br />

„... C’est te dire le très immédiat et excellent effet qu’ont produit les belles et généreuses lignes que tu m’as<br />

fait l’honneur de consacrer à la description de mon oeuvre. Merci, merci, et merci encore, tu es un brave<br />

et un fidèle ami ... Enfin; cher ami, tant qu’un physique je serai debout sur mes deux jambes, mon moral<br />

me défaillira pas, et tant que je trouverai comme aujourd’hui, la preuve que l’amitié est toujours vivante;<br />

les déceptions ne me renverseront pas ...“<br />

272


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„wegen Italien“<br />

580 ERHARD, Johann Christoph, Maler und Radierer, 1795 – 1822. 4 e. Br. m. U. Wien und<br />

Rom 28.X.1818 bis 21.XII.1821. 7 S. kl.-folio bis 4 o . Mit Siegelspur (2) bzw. Siegelmarke (1) und<br />

Adresse (3). Zum Teil etwas braunfleckig bzw. gebräunt. (800.—)<br />

An seinen Freund, den Maler und Radierer Johann Adam K l e i n (1792 – 1875) in München, Auftragsarbeiten<br />

betreffend sowie mit persönlichen Nachrichten und Berichten über das K ü n s t l e r l e b e n i n R o m .<br />

Wien 28.X.1818. „... Wie gefällts Dir in München? ... H Reichel“ (der kgl. bayrische Hoflieferant Benno<br />

Reichl) „hat gewiß eine rechte Freude gehabt Dich zu sehn! u. unterhalten wirst Du Dich wahrscheinlich<br />

auch gut ... Ender ist aus Brasilien zurük, hat an 500 Zeichnungen mitgebracht, worunter viele auf dem<br />

Schiffe gezeichnete Matrosengruppen, Aussichten zwischen den Masten durch ... ganz allerliebst vorgetragen<br />

sind. Die Landschafften sind sehr hübsch bis auf das was unsern Augen so anstößig ist, die Palmen<br />

... Er ist in der lezten Zeit sehr krank geworden, u. so schwach daß er die Abzehrung befürchtete ...<br />

Nun sieht er aber wieder so frisch aus wie immer ...“ – Thomas Ender (1793 – 1875) hatte 1817 an der<br />

österreichischen naturhistorischen Expedition nach Brasilien als Landschaftsmaler teilgenommen. –<br />

Erwähnt ferner u. a. den Kupferstecher Blasius Höfel und den Nürnberger Kunsthändler Johann Friedrich<br />

Frauenholz.<br />

Wien 5.XII.1818. „... Hier schike ich Dir einen Brief von Artaria“ (dem Wiener Kunsthändler Matthias<br />

A., 1793 – 1835) „den ich mir die Freyheit genommen habe zu erbrechen weil ich wieder einen Auftrag vermuthete,<br />

was auch der Fall ist, allein ehe ich ihn erfülle muß ich Dich doch fragen, ob Du die verlangten<br />

Abdrüke vielleicht vor Deiner Abreise an Fries abgegeben hast ...“<br />

Wien 17.II.1819, mit der Nachricht vom Tod des Kupferstechers und Radierers Ludwig Friedrich Kaiser<br />

(am 3. Februar). „... Der gute kleine Kaiser ist ... seiner sauren Arbeit des Athemholens erlößt; er ist nach<br />

einem kurzen Krankenlager eigentlich eingeschlafen, weil seyn Bruder sein Sterben gar nicht bemerkt<br />

hatte. Diesem ist es sehr leid wie Du Dir denken kannst da sie einander würklich herzlich geliebt haben<br />

... Nun läßt Dich sein Bruder recht herzlich bitten ob Du ihn denn nicht solltest Du einmal Zeit haben des<br />

Verstorbenen Portrait copiren möchtest ... Nun noch Wichtiges, wovon Dich Welker“ (der Maler Ernst W.,<br />

1788 – 1857) „schon benachrichtigt hat; nämlich wegen Italien. Er hat mir schon fürchterlich zugesezt mitzugehen,<br />

u. hat Gründe gebracht die mich würklich schon schwanken gemacht haben ... u. ich möchte<br />

Deine Meynung darüber hören ...“<br />

Rom 21.XII.1821. „... Ich habe bald 2 Platten von Olevano radirt, u. Prof. Wagner“ (der Maler und Bildhauer<br />

Johann Martin W., 1777– 1858) „mit dem ich neulich sprach gab mir den Rath ich sollte Ansichten<br />

aus Rom radiren u. sie auf Subscription herausgeben, er wollte mir dazu behülflich seyn ... Ich habe mich<br />

wohl seit längerer Zeit mit dem Gedanken getragen nach Nürnberg zu gehen u. dort ohne alle anderen<br />

Rüksichten um Geld zu arbeiten, aber seit kurzem ist mir dieß wieder vergangen wenn ich bedenke daß<br />

ich so von meinem Aufenthalte hier gar keinen Nuzen ziehen würde als die etlichen Zeichnungen die ich<br />

bisher gemacht habe ... Welker ist voll froher Erinnerungen an die genußreichen Jahre seines Aufenthaltes<br />

... zu uns gekommen, u. besucht uns sehr oft ... Vor etlichen Tagen sagte mir Reinhold“ (der Maler und<br />

Kupferstecher Heinrich R., 1790 – 1825) „daß Jemand aus Wien ... nach mir gefragt hätte ... Graf Esterhazy<br />

ist ... hier, überhaupt ziehen Fremde in Schaaren ein ...“ – Erwähnt u. a. den Bildhauer und Maler<br />

Franz Ludwig Catel. – In einer Nachschrift: „... Hörst Du nichts von Metternich? – Hier ist die Nachricht<br />

eingetroffen daß in Oesterreich alle ausländischen Lehrer abgesezt sind! Das wäre ja wieder ungeheuer<br />

gewaltsam ...“<br />

Autographen des jung verstorbenen Malers sind s e h r s e l t e n .<br />

273


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„haarschweinlicher Weise“<br />

581* FEUERBACH, Anselm, 1829 – 1880. E. Br. m. U. Wien 30.IV.1874. 2 S. 8 o . Mit geprägtem<br />

Monogramm am Kopf. Leicht fleckig. (400.—)<br />

An „Lieber Friedrich“, dem er seine Ankunft in Berlin bekanntgibt.<br />

„... Habe ein paar Tage in Berlin zu thun & komme haarschweinlicher Weise nächsten Donnerstag.<br />

Würde mich sehr freuen einen Abend mit Ihnen zusammen sein zu können, werde deshalb den Portier des<br />

Hotel mit meiner Karte schicken, worauf Sie ihm irgend ein Lokal aufschreiben mögen. Ich war immer<br />

am Ecke der Französischen Straße und Gendarmenmarkt in einer kleinen Kneipe, wo man bairisches Bier<br />

Krebse & Muscheln und sonstiges Geflügel bekam ...“<br />

582 FÜSSLI, Johann Heinrich, in England Henry Fuseli, 1741 – 1825. E. Br. m. U.<br />

„H. Fuseli“. O. O. 7.VII.(1809). Leicht gebräunt. Verso Montagereste. (600.—)<br />

An einen befreundeten Herrn mit einer Einladung.<br />

„Dear Sir. / I expect Mr. James Moore“ (sein Gönner) „to go to St. Pauls with me, about the time You usually<br />

favour me on a friday, will You be so kind & join us? ...“<br />

583* GULBRANSSON, Olaf, 1873 – 1958. E. Br. mit einer Selbstkarikatur (Kopf) anstelle der<br />

Unterschrift. O. O. u. D. 1 S. gr.-4 o . Versalien. Grüne Tinte. (400.—)<br />

An Kerstin (Strindberg), die Tochter des Schriftstellers.<br />

„Aber liebe Kjerstin / Was ist den das für eine Comödie der Irrrungen / Komme doch schnell / wier müssen<br />

doch über den armen lieben Albert reden ...“<br />

584* HOFER, Karl, 1878 – 1955. E. Br. m. U. Winterthur 4.XII.1917. 1 3 ⁄4 S. gr.-4 o . Gelocht.<br />

(200.—)<br />

Nach der Entlassung aus der Internierung in der Bretagne an den Kunsthistoriker Julius Meier-Graefe<br />

wegen der Mitarbeit an der von ihm vorbereiteten Graphikmappe „Shakespeare-Visionen“ (München 1918).<br />

274


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„... Ja endlich sind die Fesseln gefallen ... Jetzt ist Wirklichkeit was ich als Gefangener in vielen Träumen<br />

schaute. Sehnsüchtige Träume die das ganze trostlose Morgenlicht das alle Gefangenen erleben müssen,<br />

stets grausam zerstörte. Der freie Mensch fühlt die Zeit nicht. Der Gefangene empfindet sie körperlich<br />

wie kalt und warm. Ich kann noch nicht mit beiden Füssen in’s Leben und in die Kunst springen. Ich<br />

will versuchen ob ich mich in das hineindenken kann was Sie von mir verlangen. In Shakespeare geschehen<br />

grausige Dinge und ich habe Grausiges erlebt ...“<br />

Hofer hatte den Sommer 1914 in dem französischen Badeort Ambleteuse verbracht und war nach Kriegsausbruch<br />

interniert worden.<br />

585 INGRES, Jean-Auguste-Dominique, 1780 – 1867. E. Br. m. U. O. O. 27.V. o. J. 1 S. kl.-4 o .<br />

Mit Adresse und Blindsiegel. Leicht gebräunt, etwas (staub-)fleckig. (600.—)<br />

An seinen Schüler, den Landschaftsmaler Alexandre D e s g o f f e , den er bittet, ein geplantes Treffen zu<br />

verschieben.<br />

„... attendu que je suis encore très occupé de mon interminable tableau et de beaucoup de fatigue, je vous<br />

prie de remettre de quelques jours seulement notre entrevue ... que je desire tout vrai! / à vous de Coeur<br />

/ Ingres“.<br />

„und die Frauen besonders“<br />

586 JAWLENSKY, Alexej von, 1864 – 1941. 1 e. Br. m. U. „Alexej“ und 1 e. Postkarte m. U.<br />

„A. Jawlensky“. O. O. (Piestany?) „Dienstag“ (von fremder Hand: 2.IX.1930) und Wiesbaden<br />

26.VII.1935. 4 S. 4 o und die Karte. (1.600.—)<br />

An die mit ihm befreundete Kunsthistorikerin Mela Escherich (1877– 1956) in Wiesbaden-Rambach. –<br />

Mela Escherich war Mitglied in der „Vereinigung der Freunde der Kunst Alexej von Jawlenskys“.<br />

o. J. (Brief), von einem Kuraufenthalt. „Mela mein Liebling! / Montag früh habe ich Ihren Kuss bekommen.<br />

Er war sehr süss. Ich kamm vom Bad ganz erschöpft und dieser Kuss hat mir Muht gegeben ... Jetzt<br />

sind die letzten Tage der Kur. Ich bin erschöpft, ich bin zerbrochen. Oft scheint mir, dass ich nicht weiter<br />

leben kann – keine Kraft. Noch einige heisse Packungen, aber nur aushalten, aushalten. Ich mache<br />

alles um zu aushalten: ich phantasiere .... ich esse mehr, aber meine Nerven sind oft so herunter, dass ich<br />

weinen möchte ... Frau K. versteht meine Briefe nicht. Sie möchte nur liebe Worte höhren, sonst nichts.<br />

Und meine Briefe zu Ihr sind so tief, so voll Liebe – – aber Sie versteht nicht, Sie braucht nur äusserliche<br />

Worte, Schmeicheleien – – und ob das Lüge ist – ist ihr einerlei. So verschieden sind die Menschen und<br />

die Frauen besonders. Sie, Mela, verstehen zwischen Zeilen lesen und Frau K. will immer das bekommen,<br />

was man nicht sagen will ... Jetzt muss ich mich anziehen. Frau Lubosch wollte kommen. Sie ist sehr lieb<br />

und so rein und klug und schön. Was will man noch mehr. Wir sind gute Freunde, wie das zwischen Russen<br />

existier[t] und selten zwischen Deutschen ...“<br />

1935 (Postkarte). „... Was ist mit Ihnen? Man sieht Sie so lange nicht! Sind Ihre Augen schlechter geworden?<br />

Ich bin beunruhigt. Lassen Sie doch von Sich hören ...“<br />

Siehe die Abbildung auf Seite 283.<br />

275


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Jawlensky)<br />

„ich lebe in Kunst“<br />

587 — E. Br. m. U. (Wiesbaden) 5.V.1933. 3 1 ⁄2 S. 4 o . (600.—)<br />

An eine befreundete Dame.<br />

„... Die ganze Zeit habe ich sehr viel zu tun gehabt, wegen Sendung meiner Bilder nach Amerika. Morgen<br />

60 Bilder gehen weg, Got sei dank ... Montag fahre ich mit Frau Henkel nach Hofheim ... S c h m i d<br />

Rottluf wird auch morgen nach Hofheim kommen. Das ist alles was ich hier habe ... Aber ich lebe in<br />

Kunst und, wenn nicht meine Krankheit wäre, müsste ich ... zufrieden sein ...“ – Erwähnt die Malerin<br />

Galka Scheyer, die nach Amerika abgereist sei – „sie hat hier, in Europa, kein Glück gehabt“.<br />

In Deutschland hatte Jawlensky seit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten Ausstellungsverbot.<br />

588 KHNOPFF, Fernand, 1858 – 1921. E. Br. m. U. und einer kleinen graphischen Darstellung<br />

im Text. Brüssel o. D. 2 S. quer-kl.-8 o (Briefkarte). Mit Trauerrand. (300.—)<br />

An einen Herrn.<br />

„... Le dessin en question n’est pas un ‘ex-libris’; c’est une ‘marque d’editeur’“ (hierzu eine schematische<br />

Darstellung).<br />

„... Il represente: le flambeau repris par une main plus forte pour éclairer la nuit. C’est le symbole du<br />

livre dont les editions traversent les ages ...“<br />

Erwähnt das Kunstmagazin „The Studio“.<br />

589 KIRCHNER, Ernst Ludwig, 1880 – 1938. E. Br. m. U. (Davos) 5.V.1924. 1 1 ⁄2 S. gr.-4 o . Dünnes<br />

gelbes Papier. (1.200.—)<br />

An Friedrich Schreiber-Weigand, den Leiter der „Kunsthütte“ in Chemnitz.<br />

„... Ich ... wäre Ihnen dankbar, wenn Sie bitte über das 2te Bild von mir, das in der Kunsthütte ist ausser<br />

der ‘ P f e r d e w e i d e ’ etwas genauer ausdrücken wollten. Das heisst von wem haben Sie es und was<br />

stellt es dar, da es von 1908 oder 07 sein soll wird es wohl auch Dreck sein. Herr Thiele hat ja keine<br />

Ahnung von meiner Arbeit, er hat ausser dem einen Bilde nichts gesehen und hatte auch kein Interesse,<br />

dass er das Bild nicht umtauschen lässt ist so eine Chemnitzer Dickköpfigkeit unter der man ja zur Genüge<br />

früher gelitten hat. Wenn ich wegen des Bildes des kranken Mädchens geirrt habe so bitte ich selbstverständlich<br />

um Verzeihung wegen des falschen Verdachtes ...“<br />

Das 1907 entstandene Bild „Pferde auf der Weide“ wurde von Kirchner 1926 überarbeitet.<br />

276


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 589 Ernst Ludwig Kirchner<br />

277


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„wo ich am Bauhaus lehre“<br />

590 KLEE, Paul, 1879 – 1940. E. Br. m. U. Bern 2.IX.1926. 3 ⁄4 S. kl.-folio. (2.000.—)<br />

An den Ingenieur Hans Fischer vom „Stammtisch zum Dornbusch“, einem Freundeskreis in Hamburg.<br />

„... Ich danke Ihnen herzlich für Ihre guten Grüsse aus Hamburg, die mich in sinniger Weise gerade auf<br />

Schweizerboden erreichten, wo ich vorübergehend weile. Ihre Zeilen machten eine grössere Reise und<br />

berührten sämtliche Stationen meines Wirkens: München, Weimar, Dessau, wo ich am Bauhaus lehre, und<br />

endlich Bern, von wo ich herstamme ...“<br />

591 KOLLWITZ, Käthe, 1867– 1945. E. Postkarte m. U. Poststempel: Berlin 28.XI.1906.<br />

(150.—)<br />

An den Lyriker und sozialdemokratischen Journalisten Ludwig Lessen (1873 – 1943).<br />

„... Es tut mir sehr leid, Sie verfehlt zu haben, ich war zu der verabredeten Zeit ... zu Hause. Paßt es<br />

Ihnen, morgen zwischen 1 u. 3 zu kommen? ...“<br />

592* — E. Br. m. U. Berlin 30.VI.1919. 3 1 ⁄2 S. kl.-4 o . Mit frankiertem Umschlag. (400.—)<br />

An den Kunsthistoriker Hans Wolfgang Singer (1867– 1957) in Dresden wegen ihrer Mitarbeit am „Jahrbuch<br />

der Originalgraphik“ (Berlin, Wohlgemuth & Lissner 1919 – 1923).<br />

„... Es ist mir nicht möglich gewesen mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Eine Ablenkung folgte der<br />

andern, seit Wochen komme ich nicht zu ruhiger Arbeit. Infolgedessen mußte ich Wohlgemuth u. Lissner<br />

absagen. Es ist mir außerordentlich unangenehm, daß ich Sie so im Stich lasse und ich bedauere jetzt sehr<br />

nicht gleich zu Beginn abgelehnt zu haben. Ich hätte Ihnen u. dem Verlag diesen Verdruß erspart. Ich<br />

kann Sie jetzt auch nicht darum bitten mich für das nächste Jahr auf die Liste der Mitarbeiter zu setzen,<br />

weil ich nach der Erfahrung dieser Wochen nichts versprechen kann ... Arbeitskraft, Zeit, alle möglichen<br />

äußeren Umstände sind ... jetzt so unübersehbar u. unberechenbar für mich, daß ich in keiner Weise mehr<br />

mich zu dem Fertigstellen einer Arbeit verpflichten kann ...“<br />

593 — E. Postkarte m. U. (Berlin) 5.<strong>III</strong>.(1924). Leichte Wischspuren. (200.—)<br />

An Heinrich Zille.<br />

„... Ich danke, daß Sie mir von der Dame schrieben, vielleicht kann ich ihr hie u. da Jemand zuführen.<br />

– Ich hörte Sie seien lange u. böse krank gewesen, hoffentlich ist jetzt alles vorüber. Ist es Ihnen ganz<br />

unlieb Akademiemitglied geworden zu sein? mir war es als wir Sie wählten, als ob wir Gaul noch unter<br />

uns hätten. Der hat immer dafür gesprochen ...“ – Der Bildhauer August Gaul war 1921 gestorben.<br />

Beiliegend ein e. Billett m. U. des Bildhauers Wilhelm L e hmbruck an Zille auf einem Zahlkartenabschnitt<br />

(1915) – „... die Sache betrifft eine alte Schuld, ich hatte immer gehofft, Sie einmal wiederzusehen<br />

...“ – Ferner beiliegend Zilles Exlibris für Adolf Beene (d. i. der Architekt und Kunstkritiker Adolf<br />

Behne).<br />

278


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 590 Paul Klee<br />

279


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Fatalismus mystischer Observanz“<br />

594 KUBIN, Alfred, 1877– 1959. E. Br. m. U. Wernstein 18.XII.1927. 1 S. gr.-4 o . Minimale<br />

Randläsuren. (500.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an (den Schriftsteller Karl Wache in Wien), der sich für sein literarisches Schaffen<br />

interessierte.<br />

„... Aus der beiliegenden Skizze meines Lebenslaufes ersehen Sie daß mein Roman ‘ D i e a n d r e S e i t e ’<br />

... keinen Nachfolger mehr erhalten hat weil mich die bildkünstlerischen Studien so voll und ganz beschäftigten,<br />

daß die literarische Arbeit ... brachliegen blieb.<br />

Zudem – trotz der mancherlei Unbehülflichkeiten habe ich auch heute – nach 20 Jahren das Gefühl in diesem<br />

‘Weltanschauungsroman’ das meiste – wenigstens im Grundzuge – von dem gegeben zu haben was<br />

mich bewegt und nicht in bildhafte Form eingeht – Philosophisch huldige ich nach wie vor einem Fatalismus<br />

– doch mystischer Observanz – anders ausgedrückt: alles ‘äussere’ / dieses immer und in jedem Fall<br />

als Illusorisches, Untatsächliches, Scheinhaftes zu denken – ein gespenstisches Phantom bis in die letzte<br />

Sinnesempfindung hinein / wird geschoben von einem unerkennbaren Innern das man sich bei aller Wandlung<br />

doch identisch am besten vorstellt ...“ – Die erwähnte autobiographische Skizze liegt nicht mehr bei.<br />

„Götterdämmerung“<br />

595 — 26 Autographen: 20 e. Br. m. U. und 6 e. Postkarten m. U. („Alfred Kubin“, „Kubin“<br />

und „A. K.“). Zwickledt und Tusset 26.VII.1939 bis 11.XII.1943. 41 S. folio bis gr.-8 o und die<br />

Karten. Mit 3 Umschlägen. Zum Teil stärker lädiert, einzelne Briefe gebräunt (Kriegspapier).<br />

(8.000.—)<br />

Außerordentlich inhaltsreiche Brieffolge an seinen Jugendfreund, den Rechtsanwalt Roderich Huch in<br />

Kleinwanzleben bei Magdeburg. Mit ausführlichen Berichten über sein Leben und sein künstlerisches<br />

Schaffen unter den Bedingungen des Zweiten Weltkrieges.<br />

Zwickledt 26.VII.1939. Dank für eine „Nachricht“. „... Mit dem innern Auge sehe ich gleichsam ‘Rudi<br />

Huch’ auf dem Rad um irgendeine Ecke der Leopoldstrasse flitzen –, und ... schon sind so scheint es –<br />

wir beide fast auch die Einzigen die aus damaliger Zeit her noch im Lichte wandeln ... Die Anhänglichkeit<br />

welche Sie dem Buch ‘Die andere Seite’ bewahren – zeigt, dass Sie ‘den Geheimschlüssel’ haben<br />

– und wirklich: mit dem Besitz eines solchen vermag jeder Leser dann zu prüfen an dieser nie endenden<br />

Substanz weiter zu formen, leben, dichten, erfinden! Davon losgelöst wäre es als ‘Welt’ sehr zu kritisieren!<br />

Es ist allerdings die 1 Auflage – und ganz besonders die Büttenausgabe hiervon, welche die gültigere<br />

Gestalt enthält aber wieder nicht die Autobiographie, welche im Band ‘Dämonen und Nachtgesichte’<br />

bei Carl Reißner Dresden 1931 erschien ...“ Kubins Roman „Die andere Seite“ war mit 52 eigenen Illustrationen<br />

1909 im Verlag Georg Müller in München erschienen.<br />

Zwickledt 14.IX.1939. Kurz nach Ausbruch des Krieges. „... Es geht mir ... leidlich. Freilich muss man<br />

die letzten Reserven innersten Humors schon bereithalten und damit recht knausern um nicht allzuschlaff<br />

bei der hereingebrochenen Götterdämmerung zu werden ... Wie gut wenn die Nacht einen Vorhang ... herablässt<br />

und einen andern aufzieht der nichts von der Tageslandschaft enthält sondern ein freies Wagen<br />

in der Seltsamkeit des Lebens selber ohne Hemmung eines ‘Verstandes’ ist.Was Sie sehr richtig am K l a -<br />

ges’schen Groll scheußlich und unschöpferisch finden ist mir recht begreiflich. Jedenfalls hatte er noch<br />

ein recht markantes und schönes Aussehen als ich ihn 1928 im Herbst in Kilchberg besuchte – er schrieb<br />

mir später dann noch ein paarmale, doch wie mir einer seiner wahren Freunde mitteilte war er aber recht<br />

enttäuscht darüber dass man ihn nicht mehr bei den Nazi’s als Gelehrten estimierte. im Gegenteil!!<br />

Wo l f s k e h l ? – ob dieser Ahasver der mich öfters auch hier besuchte in Neuseeland noch lebt ahne ich<br />

nicht – er muss ja Anfang der 70 schon sein – mit George war ich vor dem Krieg im Hause Wolfskehl<br />

noch einmal zusammen, wir waren beide Logiergäste v[on] W[olfskehl] und da sagte er mir sehr Freundliches<br />

über die ‘andere Seite’ ...“<br />

280


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Aus Nr. 595 Alfred Kubin<br />

281


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Kubin)<br />

Tusset 1.V<strong>III</strong>.1940. Von seinem Ferienaufenthalt im Böhmerwald. „... Inzwischen findet in Zw[ickledt]<br />

der große Hausputz statt – und es ist meiner Frau nur zu gönnen einmal einen Monat ohne meine Gegenwart<br />

zu verleben während ich die Stille unbedingt als eine Restaurierung des alten Adonis benötige –<br />

möchte ich doch in meinem Werke einen guten Abschluss hinein noch bringen bevor der große Vorhang<br />

fällt ... Ich bin allein trotz Kindergebrüll und Tellerklirren, und in dieser gänzlich formlosen Einsamkeit<br />

ist das schöpferische Geheimnis gänzlich verborgen – vor den neugierigsten Menschenblicken ‘für ewig’<br />

versteckt. Dem Klages ist seine Schreibetätigkeit im <strong>III</strong>. Reich nun verboten worden ...“<br />

Zwickledt 19.I.1942. „... Ich lebe wie ein alter Steinkauz in mich hinein lauschend und erfreue mich an<br />

der seltsamen Wirrheit meiner Zeichnungen – welche in unseren Tagen (o Conjunktur!!) wieder einmal<br />

gewaltig Rumohr machen. Soch ‘Erfolge’ berühren mich ironisch – was kann man schon mit ‘Geld’<br />

machen. heute? ‘spart eisern und äussere dich sparsam!’ schrieb mir letzthin ein Freund ...“<br />

Zwickledt 7.IV.1942. „... mich freut es, dass Sie wieder ein paar Funde aus meinem Werk gemacht haben<br />

... u[nd] so müssen Sie ... auch ein Buch wie ‘gerade dies’ ansehen. Peter S c h e r leidet schwer an depressiver<br />

mania. Die letzten monatelang andauernden Anfälle waren noch ärger als frühere u[nd] auch<br />

gefährlicher ... Ich habe für einen jungen Dichter Horst Lange im letzten Winter eine Folge von Blätter<br />

gemacht zu einer Novelle ‘Irrlicht’ ... H[orst] L[ange] wird wahrscheinlich sein linkes Auge verlieren<br />

infolge Bombensplitterverletzung in Russland ...“<br />

Zwickledt 10.X.1942. „... Was Du über Deinen Aufenthalt in P. mitteilst ergänzt sich mit manchem was<br />

ich aus andern Schreiben mir zusammen scharrte zu einer Art Panoramareise heutiger Verhältnisse. Ich<br />

verlebte 5 Wochen im Böhmerwald herrliche Stille, wundervolle Eintönigkeit dunkler Baummeere – die<br />

mir wieder infolge der Kriegsverpflegung in dem armen Lande gebrochen wurde. Der Fettmangel und das<br />

schwere Brot bes[onders] setzte mir zu ... Als ich ... mit dem Gefühl richtiger Erholung wieder hierher<br />

kam stellte sich allerdings ein seltsames Phänomen ein – hier erschien es mir fremd, verzaubert wie eine<br />

Kaleidoskopwelt lauter Culissen, Hintergründe ein richtiges befremdendes Naturtheater die ersten Tage<br />

ja eine seltsame Reaktion! Bis ich mich wieder in eine Art von Geleise fand vergingen beinahe 3 Wochen.<br />

Seither wechselt mein Befinden – und öfters komme ich zum Schluss: wie muss man doch balanzieren Aug’<br />

und Ohr’ auftun, den Schädel hoch halten um nicht alles zu verdammen. – Gottlob gelingt mir das Schweben<br />

so und ich lasse mich dann in der lauen seeligen Atmosphäre dahintreiben – wohin? Das ahnt kein<br />

noch so großer Profete – und ein Stück Humor soll man ja auch immer noch im Gepäck mitnehmen eben<br />

um – nicht zu verzweifeln ... Es ist lächerlich wie nun da man für den Papierhaufen nichts Richtiges –<br />

(Reisen, Fressen, Saufen ... erhält – wie da immer wieder das rennen nach meinen Originalen anhält ...“<br />

Zwickledt 23.I.1943. Über sein Schaffen. „... 12 Tafeln für Münchhausengeschichten – ich bin mitten in<br />

den Entwürfen. Ist die Arbeit im zeitigen Frühjahr ... fertig, dann fängt ja erst ihr ‘Verlegerschicksal’<br />

an ...“ Kubins Illustrationen zu „Des Freiherrn von Münchhausen wunderbare Reisen und Abenteuer zu<br />

Waser und zu Lande“ erschienen 1947 im Winkler-Verlag in Coburg.<br />

Zwickledt 2.V.1943. Mit dem Dank für ein – wohl biographisches – Werk Huchs, das er als „ungewöhnlich<br />

echt u[nd] aufrichtig“ einschätzt.<br />

596 KÜNSTLER des 19. Jahrhunderts. – 35 Autographen, meist e. Br. m. U. (600.—)<br />

Georg Bleibtreu, Eugen Bracht, Franz Defregger (Fragment), Konrad Dielitz (Billett), Eduard v. Grützner<br />

(1886 an Franz Lipperheide), Ferdinand Hartzer, Rudolf Henneberg, Paul Hoecker, Leopold Kalckreuth<br />

(1905 an Andreas Dirks), Max Kuschel (Postkarte 1892, an Ismail Gentz), F.A. Kaulbach (2), Max<br />

Klein, Ludwig Knaus, Ernst Körner, F.v. Lenbach (Namenszug), Hans Makart (ebenso), Adolph v. Menzel<br />

(e. Nachschrift m. U. zu einem Brief, 1859), J.G. Meyer von Bremen, Paul Meyerheim (mit Zeichnung),<br />

Otto Modersohn (Worpswede 1898), Friedrich Preller, Heinrich Rettig (1897 an Otto Heichert, dazu ein<br />

mehrseit. Fragment), Carl Röchling (Postkarte 1888, an Ismael Gentz), Fritz Schaper, Teutwart Schmitson,<br />

Georg Schoebel, Franz Skarbina, Paul Thumann (1883 an Franz Lipperheide), Hugo Vogel, Heinrich<br />

Vogeler (Dresden 1899), Anton v. Werner (2; 1 e. Br. m. U., o. J., und e. Billett auf s. Visitenkarte) und<br />

Oskar Wisnieski.<br />

282


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 586 Alexej von Jawlensky<br />

283


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

597 LEIBL, Wilhelm, 1844 – 1900. E. Postkarte m. U. Kutterling 7.XII.1899. (120.—)<br />

An (den Schriftsteller Franz) Servaes, der sich in München aufhielt und ihn besuchen wollte.<br />

„... Wenn Sie um 9 Uhr von München über Holzkirchen fahren sind Sie um 11 Uhr 3 in Aibling u. mit der<br />

elektrischen Bahn um 12 Uhr 40 in Feilnbach, wo ich Sie abholen werde ...“<br />

598 LENBACH, Franz von, 1836 – 1904. E. Br. m. U. München 8.XI.1888. 2 S. gr.-8 o .<br />

Schwach gebräunt. (200.—)<br />

An den Physiologen und Physiker Hermann von H e lmholtz in Berlin, dem ein falsches Bild geliefert<br />

worden war – das für ihn bestimmte Bild hatte die Spedition versehentlich an den Fürsten Hermann von<br />

Hatzfeldt geliefert.<br />

„... Verzeihen Sie die Confusion! ... habe an Hatzfeldt nach Trachenberg telegraphirt, daß er Ihnen gleich<br />

Ihr Bild nach Berlin spediren soll. Und Sie haben vielleicht die Güte die Skizze vom ‘Kaiser’ nach Trachenberg<br />

(Schlesien) schicken zu lassen. Die Spesen muß der hiesige Spediteur tragen ...“<br />

Lenbach portraitierte Helmholtz mehrfach.<br />

Beiliegend Autographen der Bildhauer Adolf v. Donndorf (e. Br. m. U., Dresden 1868, mit autobiographischen<br />

Notizen) und Ferdinand Hartzer (e. Br. m. U., Berlin 1895) sowie des Malers Hans v. Volkmann<br />

(e. Zusatz auf Visitenkarte).<br />

599* LIEBERMANN, Max, 1847– 1935. E. Br. m. U. (Berlin-)Wannsee 23.V<strong>III</strong>.1927. 1 2 ⁄3 S. 4 o .<br />

Gelbliches Papier. (250.—)<br />

An (den Literaturwissenschaftler Georg Witkowski) wegen einer Portrait-Zeichnung von den Töchtern des<br />

Verlegers Gustav Kirstein von E. A. Seemann.<br />

„... ich habe mit Ihren Zeilen ... die beiden mir übersandten Photos erhalten: die jungen Damen scheinen<br />

in der That sehr nett u hübsch zu sein u man kann dem Herrn K. dazu gratulieren.<br />

Um so mehr bedaure ich, sie nicht zeichnen zu können, wenigstens so lange ich in Wannsee bin. Denn wie<br />

ich Ihnen schon sagte, beschäftigen mich augenblicklich so heterogene Probleme, daß ich für Porträtzeichnungen<br />

nicht die nöthige Muße d. h. die nöthige Geistesfreiheit habe. Aber von Mitte Oktober an stehe<br />

ich zur Disposition der jungen Damen u dann will ich diese allerdings sehr schwierige Aufgabe zu lösen<br />

versprechen. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben ...“<br />

600* MAGRITTE, René, 1898 – 1967. E. Br. m. U. Brüssel 30.<strong>III</strong>.1967. 3 ⁄4 S. gr.-8 o . Mit Namensstempel<br />

am Kopf. Klammerspur. (2.500.—)<br />

Aus dem Todesjahr an einen „Cher ami“ wegen Lithographien von „8 tableaux du ‘Domaine enchanté’“.<br />

– Magritte hatte 1953 für das Casinos von Knokke ein 72 Meter langes Gemälde geschaffen, dem er den<br />

genannten Titel gab.<br />

„... J’ai reçu la visite d’un éditeur, Mr Matarasso, qui désire reproduire – entre autres oeuvres de moi –<br />

les 8 tableaux du ‘Domaine enchanté’. Ces reproductions seraient effectuées par un imprimeur de lithographies,<br />

à Paris et réunies, en partie, dans des albums comportant, en outre, un poème de Soutenaire.<br />

Pour ce travail, il faudrait que les tableaux du ‘Domaine enchanté’ soient photographiés par un spécialiste<br />

qui se rendrait soit à Knokke, ou à Bruxelles, où les tableaux se trouvent.<br />

Acceptez vous que Mr Matarasso puisse inclure, dans son projet, les reproductions du ‘Domaine enchanté’?<br />

En ce cas, l’attention du public serait augmenté pour les tableaux de votre collection et, d’autre part,<br />

pour le Casino de Knokke ...“<br />

284


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 600 René Magritte<br />

285


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

601* MALER. – 3 Autographen. (400.—)<br />

Oskar Kokoschka (sign. Portraitphotographie, 1966), Erich Landgrebe (e. Br. m. U., Salzburg 1975, und<br />

großer farbiger Zeichnung: Landgrebe, auf einem Hocker sitzend, gleichzeitig Schreibmaschine schreibend<br />

und mit dem rechten Fuß zeichnend) und Franz von Lenbach (e. Br. m. U., München 1902).<br />

602* MENZEL, Adolph von, 1815 – 1905. E. Br. m. U. Berlin 2.XI.1875. 2 S. kl.-8 o . Leicht<br />

fleckig und gebräunt. (250.—)<br />

An einen Kollegen, wohl wegen einer Sitzung des Senats der Akademie der Künste, dessen Mitglied Menzel<br />

seit Juli war.<br />

„Verzeihen Sie ... die Verspätung, wir werden die Freude haben zu erscheinen. D. h. mir wollen Sie gestatten<br />

etwas später zu kommen da mich schon eine Zusage bei Richter auch zu morgen bindet ...“<br />

„Der Proceß Graef und die deutsche Kunst“<br />

603 — Br. m. U. Berlin 20.X.1885. 3 ⁄4 S. folio (Doppelblatt). Kleine Faltenschäden, ein wenig<br />

fleckig. Mit gesiegeltem Umschlag (Briefmarke ausgeschnitten). (3.000.—)<br />

An den Staatsanwalt Max Heinemann vom Kgl. Landgericht zu Berlin, der die Schrift „Der Proceß Graef<br />

und die deutsche Kunst“ veröffentlicht hatte als „Antwort auf Dr. Karl Frenzel’s Abhandlung in der Nationalzeitung:<br />

‘Die Kunst und das Strafgesetz’“.<br />

„... In Ihrer Druckschrift vom 12. d. Mts. wenden Sie sich gegen die s. Z. in der Nationalzeitung veröffentlichten<br />

Ausführungen des Herrn Dr. Frenzel, welche für den Künstler gegenüber den Forderungen der<br />

Moral in gewissen Beziehungen eine Ausnahmestellung beanspruchen.<br />

Die unterzeichneten Künstler halten es im Hinblik auf die Öffentlichkeit des Streites sowie auf die eigene<br />

bürgerliche und gesellschaftliche Stellung für geboten, zu erklären, daß sie sich in diesem Punkte mit<br />

Ihnen in aller Übereinstimmung befinden; sie verzichten gern auf jene, wenig ehrenvolle Auszeichnung,<br />

– wünschen nicht anders angesehen zu werden, als jeder anständige Mann, sei er reich oder arm, in<br />

bevorzugter Stellung oder nicht, – und sind der Ueberzeugung, daß es weder die Kunst noch die Künstler<br />

schädigt, den Geboten des Rechtes und der Sitte zu genügen.“<br />

Mit den Gegenzeichnungen von m e h r a l s 170 Malern, Architekten und anderen Künstlern (auf 6 1 ⁄4S.<br />

folio), darunter Carl Becker (von dessen Hand der Brief stammt), Ferdinand Bellermann, Georg Bleibtreu,<br />

Carl Emil Doepler, Louis Douzette, Wilhelm Gentz, Friedrich Geselschap, August von Heyden, Ernst<br />

Hildebrand, Otto von Kameke, Ludwig Knaus, Paul Wilhelm Meyerheim, Felix Possart, Carl Röchling,<br />

Ferdinand Schauss, Julius Schrader, Franz Skarbina und Anton von Werner.<br />

Im März des Jahres war der Maler Gustav Graef verhaftet und in einem auch international vielbeachteten<br />

Künstlerprozess vor dem Moabiter Schwurgericht angeklagt, jedoch vom Vorwurf des Meineids und<br />

des Missbrauchs eines minderjährigen Modells freigesprochen worden.<br />

286


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 603 Adolph von Menzel<br />

287


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Menzel)<br />

604 — E. Br. m. U. B(erlin) 20.II.1888. 2 S. 8 o . Gelocht. (200.—)<br />

An ein Graphisches Atelier, das der Senat der Akademie der Künste mit der Gestaltung eines Ehrendiploms<br />

beauftragt hatte.<br />

„Soeben erfahre ich daß die Sitzung des Senats bis Freitag verschoben ist, also für Ihr Atelier ein Tag länger<br />

Zeit ist. Wenn dann aber das Diplom bis Freitag Mittag zur Akademie: ins Bureau Universitäts-Str.<br />

No. 6, I zurückgeliefert wird, so kommt es noch richtig an ...“<br />

605 MUCHA, Alfons, 1860 – 1939. Portraitphotographie mit e. Namenszug „Mucha“ auf dem<br />

Untersatzkarton. 21,9 27,9 cm; Größe der Aufnahme: 11,616,9 cm. Karton mit minimalen<br />

Schabstellen an den Kanten, Ränder ein wenig angestaubt. (300.—)<br />

Aufnahme aus mittleren Jahren: Mucha bei der Arbeit an einem Deckengemälde.<br />

606 MÜNTER, Gabriele, 1877– 1962. 10 Autographen: 9 e. Br. m. U. und 1 e. Postkarte<br />

m. U. Murnau 3.<strong>III</strong>.1950 bis 7.<strong>III</strong>.1957. 22 S. meist folio und die Karte. Gelocht. (1.200.—)<br />

An den Kunsthändler Alex Vömel in Düsseldorf wegen Ausstellungen ihrer Werke.<br />

3.<strong>III</strong>.1950. „... Soeben bekomme ich überraschend nett einen Brief von Herrn u. Frau Vogts. Sie kennen<br />

Frau Vogts von früher als Frau Dr. Walter Cohen. Er, der Regierungsrat hat in Basel mich auf der Ausstell[un]g<br />

‘Der Bl[aue] Reiter’ wiederentdeckt u. beide fragen interessiert ... nach dem Verbleib<br />

des Bildnisses, das ich 1932 von Fr. C. malte. Die beiden werden verblüfft sein, wenn ich Ihnen jetzt meinen<br />

Katalog schicke, in dem das Bild steht, u. wenn sie erfahren, daß es gerade jetzt in ihrer alten Stadt<br />

ausgestellt ist. Sie wollen das Bild gern erwerben ...“<br />

29.VII.1950. „... Es war sehr schade, daß die ‘Straße in’s Gebirge’ auch bei der Ausstellung in Krefeld<br />

gefehlt hat. Wir hatten doch verabredet, daß das Bild dorthin käme u. Sie hatten es dort auch schon angekündigt.<br />

Was können es für Schwierigkeiten gewesen sein, daß es schliesslich doch nicht abgegangen ist?<br />

Der Verkauf ist nicht zustande gekommen, u. wie ich aus Aachen höre, hat der Interessent die Kaufabsicht<br />

aufgegeben ...“<br />

10.VI.1951. „... Holzschnitte von den Nabis haben wir nicht, wohl aber einige von K andinsky, von<br />

denen wir aber nichts zu veräußern beabsichtigten. Immerhin wäre es interessant zu erfahren, wie hoch<br />

solche vorabstrakten Arbeiten bewertet werden ...“<br />

3.VII.1952. „... Ich habe jetzt viele Bilder in meiner Kollektion, die nach der Münchner Ausstellung<br />

soeben auf weitere Turnee geht, u. habe verschiedene Bilder auf andren Ausstellungen, so daß mein<br />

disponibler Vorrat schon knapper wird. Trotzdem kann ich Ihnen ein paar voll repräsentable Bilder<br />

schicken: 1. Mädchen mit Zöpfen, 1909 / 2. Sie und Weiher, 1932 / 3. Heiteres Blumenbild, 1949. 4. Rosa<br />

Zinerarie 1952 ...“<br />

7.<strong>III</strong>.1957. „... Wenn Sie nichts verkauft haben, will ich Ihnen gern eine Zuwendung machen, u. bin damit<br />

einverstanden, daß Sie den ‘Brunnen in Stockholm’ bekommen ...“<br />

Beiliegend ein gedrucktes Billett m. U.; Dank für Glückwünsche zu ihrem 80. Geburtstag (ebenfalls<br />

gelocht).<br />

288


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

607* PICASSO, Pablo, 1881 – 1973. E. Vermerk m. U. (Blaustift) auf der Rückseite einer Photographie.<br />

Paris 15.XII.1932. Ca. 2822,5 cm. Voll beschrieben. Kleine Randschäden und<br />

Knitterspuren. (1.600.—)<br />

Auf der Rückseite einer Photographie seines Gemäldes „Le verre d’absinthe“ (von fremder Hand bezeichnet)<br />

vermerkt Picasso eigenhändig: „Ce tableau est de moi / Picasso / PARIS le 15 Decembre 1932 / 23<br />

R[ue] La Boétie / PARIS (8e.. Ar..)“.<br />

608 — E. Namenszug unter einem auf Karton gezogenen Druck eines Portraits. (1956.) Kl.-<br />

4 o . Montiert. (200.—)<br />

Picasso in seinem Atelier, in einem Sessel sitzend, Profil nach links (Ausschnitt aus einer Zeitschrift). Nach<br />

Angabe eines Vorbesitzers auf der Unterlage „signiert 1956 (75. Geburtstag)“.<br />

609 PREETORIUS, Emil, 1883 – 1973. 2 e. Br. m. U. München 4.XII. und Berlin 12.II. o. J.<br />

1 S. gr.-4 o und 1 1 ⁄2 S. 4 o . Leicht gebräunt. (300.—)<br />

An den Autor und Herausgeber Friedrich Freksa, dessen 1913 erschienen Erfolgsroman „Phosphor“ er<br />

illustriert hatte.<br />

München 4.XII. o. J. Wegen eines Aufsatzes, den Freksa über ihn verfassen wollte. „.. Daß das, was mir<br />

als Illustrator speziell, bei meinem zarten Alter eine so – verzeihen Sie! – einzigartige Stellung gegeben<br />

hat, ist glaube ich weniger, daß ich mehr kann oder mehr originelle Eigentümlichkeit habe, was freilich<br />

auch dazugehört, als daß ich etwas mehr Intelligenz: bildungs: u. psychologische besitze als die meisten<br />

illustrierenden Kunstmaler ...“ Erwähnt den Graphiker Paul Renner, mit dem er 1909 in München die<br />

„Schule für Illustration und Buchgewerbe“ gegründet hatte.<br />

Berlin 12.II. o. J. „... Oh über die Unbestechlichkeit der deutschen Beamtenwelt! Ansonsten ich bei meinem<br />

letzten Münchener Aufenthalt Ihre Telefon Nr. erkundet u. das Vergnügen gehabt hätte, mit Ihnen<br />

wenigstens einige Worte zu sprechen. Z.B. mit zartem Rippenstoß über den mir liebenswürdig in Aussicht<br />

gestellten Preetorius-Aufsatz ... Wie gehts mit den verschiedenen operibus, bei denen ich mittun soll, und<br />

den Reiseplänen und überhaupts? – Ich bin inzwischen M[ün]chen zu drei Vierteln untreu geworden,<br />

indem ich nur 2x pro mense à 3 Tage dorten bin sonsten aber hier, wo mir mehr Chancen u. Anerbietungen<br />

winken, als ich irgend bewältigen kann: von Cassirer bis Michalski! ...“<br />

289


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Dem Genie ist keine Bahn vorzuschreiben“<br />

610* RAMDOHR, Friedrich Wilhelm Basilius von, Jurist, Diplomat und Kunstschriftsteller,<br />

1757– 1822. E. Br. m. U. Neapel 26.XII.1818. 3 S. gr.-4 o . Mit Blindsiegel und Adresse. Schwach<br />

gebräunt, Tinte etwas durchschlagend. (300.—)<br />

Inhaltsreicher Brief an die Maler und Kupferstecher Franz und Johannes R i e p e n h a u s e n in Rom, für<br />

die er wegen eines Portraits verhandelt hatte.<br />

„... Mit Miss Mellish bin ich in Richtigkeit ... Der Preiß machte sie zwar Anfangs stutzen, doch da sie weiter<br />

keine Einwendungen dazu, bei der Approbation der Maaße ein Paar Tage darauf, gemacht hat, so<br />

glaube ich in diesem Stillschweigen eine unbedingte Einwilligung zu finden. Zu viel Ehre für meine Frau,<br />

daß Sie ihr Bildniß in Ihr Gemählde aufnehmen wollen, so kömmt sie per Contrebande durch Ihren Pinsel<br />

in die Unsterblichkeit. Für Ihren Umriß von dem für Koller“ (den österreichischen General Franz von<br />

K.) „bestimmten Gemählde bin ich Ihnen recht sehr verbunden ... Alles wird auf den Ausdruk ankommen,<br />

und besonders auf denjenigen, den Sie dem Coriolan geben wollen ... So etwas von dem Ausdruke den<br />

Thorwaldsen seinem Achill geliehen hat ...“<br />

Im Folgenden über einen die in Rom lebenden Künstler behandelnden Artikel in der „Allgemeinen Zeitung“,<br />

in dem „besonders S c h a d o w, der Mahler, schlecht wegkomme ... Ich bitte Sie ... wo Sie können<br />

zu erklären, daß ich durchaus in keiner Beziehung mit irgend einem periodischen Blatte stehe, und durchaus<br />

über lebende Künstler mir kein gedruktes, oder zu drukendes Urtheil erlaube ...<br />

Was Kestners Schrift anlangt, so bleibe ich bei meiner alten Meynung. Dem Genie ist keine Bahn vorzuschreiben:<br />

das Talent thut zu seiner Bildung am Besten, Natur und die Antiken zusammen zu studieren,<br />

und die erste mit der Grosheit aufzufassen, worin sie die Alten und die classischen Mahler unter den Neuern<br />

gesehen haben ...“ – Ferner über einen Besuch Pompejis („Jetzt sind nur 20 Arbeiter bei dem Ausgraben<br />

beschäftigt“); erwähnt u. a. Wilhelm v. Humboldt und den Chemiker Humphry Davy, der „Versuche<br />

mit dem Aufrollen der Herculanischen Manuscripte“ anstellen wolle.<br />

Bei der portraitierten Miss Melish handelt es sich vermutlich um eine Tochter des mit Goethe befreundeten<br />

englischen Diplomaten und weimarischen Kammerherrn Joseph Charles Mellish of Blith (1769 – 1823).<br />

611 RICHTER, Ludwig, 1803 – 1884. E. Br. m. U. Dresden 18.IX.1862. 4 S. gr.-8 o . Falten risse,<br />

etwas braunfleckig. (400.—)<br />

An den Maler Johannes T h o m a s (1793 – 1863), seinen Freund aus ihrer gemeinsamen Zeit in Rom, den<br />

er in Frankfurt besucht hatte.<br />

„... Die bei Euch verlebten Tage waren für mein Herz Festtage, ich werde sie nie vergessen! Ohne mich<br />

unter Weges aufzuhalten ... eile ich nach Solothurn, in der Meinung, Freund C.“ (der Dürer-Sammler<br />

Heinrich Anton Cornill aus Frankfurt a. M.) „warte schon ungeduldig, u. finde statt dessen das Nest<br />

leer ... Ich belagere Solothurn 3 Tage lang, u. da am 25ten August noch kein Brief angekommen war,<br />

schüttle ich den Staub von meinen Schuhen, u. wandre fürbaß. Aber das Alleinseyn behagte mir ... ganz<br />

u. gar nicht, zumal das Wetter ungünstig war. Ich wurde ganz hipochondrisch, u. entschloß mich endlich<br />

zur Rückreiße. Ueber Frankfurth? Ich dachte daran, denn das Herz zog mich wohl dahin, aber<br />

zugleich schien es mir bedenklich, so glücklich verlebte Stunden so bald zum zweitenmal herauf beschwören<br />

zu wollen. Also über den Bodensee, Augsburg u. nach Hauße! ... Zur Arbeit bin ich hier noch nicht<br />

gekommen; ich hatte viel zu schreiben (mein Leiden!!) u. viel Besuche auszuhalten. Indeß ist nun der<br />

Druck meines letzten Heftes – Fürs Haus – in Angriff genommen ...“<br />

290


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

„Le jubilé prend des proportions monstres“<br />

612* SARGENT, John Singer, 1856 – 1925. E. Br. m. U. Chelsea, „Dimanche“ o. J. (wohl Juni<br />

1897). 4 S. 8 o . Mit gedruckter Adresse am Kopf. (500.—)<br />

An eine Dame, der er von einer Reise nach London während der Feierlichkeiten zum 60. Thronjubiläum<br />

von Königin Victoria abrät.<br />

„... il me semble que je devrais plutot vous conseiller de le remettre à moins que votre chambre ne soit déja<br />

retenue. Car je suis persuadé que la semaine prochaine il sera impossible d’en trouver à Londres. Le jubilé<br />

prend des proportions monstres. Cela sera un 14 Juillet qui durera plusieurs jours, une foule enorme, pas<br />

de voitures, dix livres pour une place à une fenêtre et vingt cinq livres une chaise dans Westminster Abbey.<br />

Enfin un endroit à prier. Puis le 25 je devrais être chez des gens à la campagne faisant un portrait. De<br />

sorte que pour vous voir il ne reste que cette horrible semaine de tohu bohu où il faudra se boucher les<br />

oreilles et se barricader chez soi, et mettre des bougies dans toutes les fenêtres sans quoi selon l’habitant<br />

d’ici on vous casse les vitres ...“<br />

613 SCHADOW, Johann Gottfried, 1764 – 1850. E. Schriftstück m. U. Berlin 13.I.1817. 1 S.<br />

folio. Leicht gebräunt. Kleine Papier- und Randläsuren. (200.—)<br />

Als Direktor der „koenigl. Academie der Künste ... / an die Eleven Neumann / Heine / Herd.“<br />

„In der Conferenz vom 12ten d. M. ist erinnert worden: wie nötig es sei, daß die verpflichteten Eleven der<br />

Academie, die Anfertigung von Vorbilder wieder beginnen, welches ihnen so lange nachgesehen worden.<br />

Selbige haben zu dem Ende sich einzufinden in der Academie Mittwoch den 15 Januar Morgens um 9 Uhr<br />

wo Herr Henne“ (der Kupferstecher Eberhard Siegfried H., Inspektor der Akademie) „ihnen die nähere<br />

Anweisung geben wird; um nachher jeden Mittwoch und Sonnabend für den Unterricht in der Academie<br />

zu zeichnen ...“<br />

614 — E. Br. m. U. O. O. (10.V<strong>III</strong>.)1825. 2 S. gr.-4 o . Mit Lacksiegel und Adresse. (350.—)<br />

Launiger Brief an den mit ihm befreundeten Landschaftsmaler Gottlob Samuel R ö s e l , Professor an der<br />

Zeichenakademie in Berlin, der ihm wiederholt größere Sendungen mit Kunstwerken hatte zukommen lassen.<br />

– Rösel, ein Künstler-Junggeselle, war ein bekanntes und beliebtes Mitglied der Berliner Gesellschaft.<br />

„Das letzte Geschenk übertraf die Vorhergehenden an Liebreitz u. hohen Werth ... Der rothe Lacher, der<br />

die Zähne zeigt, gefällt mir, wird einen schicklichen Stuck Deckel machen; für Einen, der getruncken hat.<br />

Der kleine Palmenstiel, ist pour le Moment, mein Favorit ... Das Danckgefühl dabei, ist, auch von der<br />

kleineren Sorte, aber doch merklich: weniger, u. von kälterer Art, ist dasjenigte wegen den knöchernen<br />

Filosofenprofil, muß aber doch eine Stuck Platte werden; an Sanct Donat werd ich zu Zeiten denken, weil<br />

es mir obwol Director, doch mitunter wiederfährt, das ich einen Bleistift Strich ziehe, welcher nicht, der<br />

Allerschönste ist! Begreifen Sie das? ...<br />

Die Zigarren, in Rauch aufsteigen zu lassen, dazu erwarte: eine friedliche Veranlassung; da soll sich mein<br />

Danck, in den Wolken verlieren! Dagegen wird bei jeder kleinen Wunde, wo mein kostbares Blut fliesset,<br />

selbiges erwachen; weil, des englischen Pflasters ohnfehlbare Heilkräfte, an den klugen Spender, erinnern<br />

wird ...<br />

Portez Vous bien Monsieur! ...“<br />

291


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Schadow)<br />

615 — E. Br. m. U. Berlin 31.V.1844. 1 S. 8 o . Minimal fleckig. (200.—)<br />

An einen Freund mit einer Empfehlung.<br />

„Der Schlosser M[ei]st[er] Weigel [?] den Sie schon kennen, ersucht mich: Ihn wieder bei Ihnen in Erinnerung<br />

zu bringen vielleicht haben Sie Veranlassung Ihn mit Arbeit zu begünstigen / Mich selbst bring ich<br />

auch in Erinnerung ...“<br />

Beiliegend ein Brief des Lithographien-Händlers Louis Sachse (1835) mit 4 e. Zeilen m. U. von Schadow,<br />

eine Verabredung betreffend. Schadow fügt an: „Herrn J[ustitz] R[at] Bunsen zur Durchsicht u. bitte ich<br />

einen andern Tag zu bestimmen / Dr. G Schadow. Director ...“<br />

„Bilder zu verkaufen ist schwer“<br />

616 SCHARL, Josef, 1896 – 1954. 23 e. Br. m. U. „Sepp“ und 1 e. Postkarte m. U. Die Briefe:<br />

New York 6.VII.1946 bis 5.<strong>III</strong>.1952. 42 S. gr.-4 o . Luftpostpapier. Ganz vereinzelt kleine<br />

Randläsuren. Die Postkarte: Amityville 6.<strong>III</strong>.1940 (mit Prüfstempel „Oberkommando der<br />

Wehrmacht“). Mit den Umschlägen. (2.000.—)<br />

Inhaltsreiche Brieffolge des expressionistischen Malers und Illustrators an seinen Freund Heinrich Lechleitner,<br />

zu dem er, nach seiner Emigration 1938 in die USA, erstmals nach 1940 wieder Kontakt aufgenommen<br />

hatte. – Scharl, sowohl von deutschen als auch von amerikanischen Zeitgenossen isoliert arbeitend,<br />

offenbart seinem Freund, den er mit Care-Paketen versorgt, seine schöpferischen und persönlichen<br />

Nöte.<br />

Die Postkarte: Amityville 5.<strong>III</strong>.1940. „... ich bin seit Monaten ohne Post. Es ist ein Jammer mit der Postkutsche<br />

heute! ... Ich habe viel Neues gemalt u. gezeichnet. Im Spätsommer habe ich eine Ausstellung in<br />

Louisville (Kentucky) und dann in New-York ...“<br />

6.VII.1946. Nach Kriegsende; der eigentliche Beginn der Korrespondenz. „... Ich freue mich närrisch daß<br />

Du durchgekommen bist und daß Dir meine Arbeiten Freude machen ... Ja, es wäre gut wenn Franke<br />

meine Arbeiten zeigen würde. Ich bin sicher, Du und viele andere würden sich sehr freuen darüber. Im<br />

nächsten Brief werde ich Dir mehr über meine Malereien hier erzählen. Die Zeilen heute sollen nur ein<br />

Lebenszeichen von mir sein, sollen Dir sagen daß ich mich so freue daß Du da bist ...“<br />

20.IX.1946. Über eine Beckmann-Ausstellung in New York. „... Es wurden viele verkauft und so sahen<br />

sie auch aus. Die tragisch sein sollenden Bilder waren gar nicht tragisch, sondern eher das Gegenteil und<br />

Beckmann hielt viele Löcher bereit wo die Herren Dekadenzen und Stink und Fress-Bürger dankbar<br />

durchschlüpfen ... Die Bilder sind sehr salonfähig. Ich könnte so etwas nicht malen, denn ich liebe es den<br />

Kreaturen die uns so eine traurige Welt bereiten, wirklich in die Fresse zu schlagen ...“<br />

9.<strong>III</strong>.1948. „... Ich arbeite viel zur Zeit und bald werde ich wenigstens die Bibel-Zeichnungen nach München<br />

schicken können ... Die Zeiten sind hier auch harte geworden, wenigstens was das Geld verdienen<br />

betrifft. Bilder zu verkaufen ist schwer, besonders was meine anbelangt – So muss ich manchmal Bilder<br />

restaurieren um die Mittel herzubringen weiter zu malen und nach drüben Pakete schicken zu können.<br />

Die meisten drüben machen sich ja immer noch Illusionen über die Verhältnisse hier und lassen sich dies<br />

auch gar nicht ausreden ...“<br />

26.V<strong>III</strong>.1949. Über seine Vereinsamung im Exil. „... Herr Pichelmann, ein Bekannter von Frl. Dr. Schneider<br />

hat mir über meine Zeichnungen in München geschrieben. Und Du und er, Ihr seid die einzigen die<br />

mir etwas darüber geschrieben haben. Allen anderen scheint es die Rede verschlagen zu haben. Elf Jahre<br />

sind eine lange Zeit und so bin ich ihnen fremd geworden. Die erklärenden Gründe sind von der mannigfaltigsten<br />

Art und haben teilweise ihre Berechtigung ...“<br />

22.VI.1950. Über eine geplante Ausstellung von „44 Bildern“ in München . „... Es wäre ja nicht das erstemal<br />

daß man von mir eine Ausstellung verhindert – wer mich und meine Geschichte nicht kennt, könnte<br />

292


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Aus Nr. 616 Josef Scharl<br />

293


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

(Josef Scharl)<br />

von Einbildung meinerseits sprechen. Die Tatsachen sprechen, eine lange Kette bildend, dagegen. Die<br />

Museumsdirektoren ... die Kunsthändler und die Herren Kritikaster sind meine Gegner ... Manchmal tut<br />

es mir leid, daß ich meine Aussagen nicht zeigen kann wie es sein sollte, aber ich denke ich kann doch nicht<br />

mehr tun als wie gute Bilder malen ...“<br />

4.I.1952. Über seine Freundschaft mit Albert E i n s t e i n . „... Den Artikel im Kunstwerk habe ich, überhaupt<br />

noch nicht zu Gesicht bekommen ... Von dem Einstein-Foto bin ich nicht in Kenntnis gesetzt worden.<br />

Das ist mir gar nicht recht, denn ich werde nie meine Freundschaft mit dem Professor für Publikationszwecke<br />

ausnützen ... Ich schrieb dem Professor darüber weil ich in dieser Hinsicht nichts ohne ihn<br />

tue. Er weiss, daß ich nichts dafür kann und schrieb mir zurück daß sich in 1000 Jahren niemand mehr<br />

den Kopf darüber zerbrechen wird ...“<br />

Erwähnt zahlreiche Werke sowie Ausstellungsprojekte. – Ein Brief als selbständige Nachschrift auf einem<br />

Br. m. U. seines Freundes Pieter Prytek, von dem ein weiterer Brief beiliegt.<br />

617 SCHIELE, Egon, 1890 – 1918. E. Postkarte (dünner rosafarbener Karton) m. U. und<br />

nochmaligem e. Namenszug in der Absenderangabe. (Wien) 24.VII.1918. Leichte Knickspuren<br />

(war 2mal gefaltet). Schwach staubfleckig. (3.000.—)<br />

An seinen Schwager, den Maler und Graphiker Anton Peschka in Wien.<br />

„Lieber A.P. ich fahre Samstag oder Montag auf einige Tage nach Ungarn, bin also Donnerstag und Freitag<br />

noch nach 6 ab[en]ds sicher zu treffen, – wann ich zurückkomme weiß ich noch nicht.<br />

Euch beste herzliche Grüße / EGON / SCHIELE“.<br />

Als Absender gibt Schiele an: „Egon Schiele Wien X<strong>III</strong> / Wattmanngasse 6.“ – Sein letztes Atelier; erst<br />

knapp drei Wochen zuvor waren Schiele und seine Frau Edith in das Haus, in dem auch ihre Wohnung<br />

lag, umgezogen.<br />

Erst am 3. August erhielt Schiele die Erlaubnis des Heeresmuseums, seine schwangere Frau im Sanatorium<br />

Dr. Bischitz in Ungarn zu besuchen. Am 28. Oktober starb er an der Spanischen Grippe, wenige Tage nach<br />

seiner Frau.<br />

Bei Nebehay unter Nr. 1650 verzeichnet.<br />

618* SCHWIND, Moritz von, 1804 – 1871. E. Br. m. U. München 16.II.1865. 4 S. gr.-8 o .<br />

(400.—)<br />

An einen Freund wegen der Entwürfe zu Mozarts „Zauberflöte“ für das Wiener Opernhaus.<br />

„... Ihre Wünsche bezüglich der Zauberflöte würde ich sehr gern erfüllen, es hat aber einen Hacken. Die<br />

fertigen ersten Entwürfe sind alle collorirt, kommen also, aus den Händen der gesegneten Photographie,<br />

so verkehrt als möglich zu Tag. Was soll da ein Holzschneider daraus machen? als wieder schwarze<br />

Batzen?<br />

Das lustigste an der ganzen TheaterGeschichte bleibt aber doch, daß der große Meister Rahl, dem sie lieber<br />

alles angehängt hätten – die Zauberflöte gar nicht kennt! Das ist doch die entschiedenste Qualification<br />

zum Maler eines Opernhauses. Ich wünschte nur, ich hätte ... mit der ganzen Wirthschaft nichts mehr<br />

zu thun. Das gemeine, und alles in der Kunst was nicht auf Schönheit hinaus geht, ist gemein, nimmt dermaßen<br />

über Hand, daß mir ganz übel wird.<br />

Ganz absonderlich ist der Allerhöchste Auftrag an Echter, 30 (ganz gleich große!) Bilder nach dem Wagnerischen<br />

Operntext zum Niebelungen Ring zu malen ...“<br />

294


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Nr. 617 Egon Schiele<br />

295


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

619 SLEVOGT, Max, 1868-1932. Eigenh., von fremder Hand ergänzte Aufzeichnungen<br />

(Tinte, Blei- bzw. Kopierstift und Rötel) mit einer F e d erzeichnung (Selbstkarikatur) auf<br />

dem Vorsatzblatt. 1910 bis1920. 62 (+ 82 leere) S. + Registeranhang. Schmal-folio. Paginiertes<br />

Rechnungsbuch der Zeit (Halbleinen). Einband leicht berieben, Titelschildchen („Professor<br />

Max Slevogt“) mit Randläsuren. (2.000.–)<br />

Umfassende Aufzeichnungen über „Production“ und „Verkauf“ von Gemälden, Skizzen, Graphiken und<br />

Buchillustrationen mit Hunderten von Werktiteln (bei Graphiken Mehrfachnennung) und Angaben zu<br />

Angaben zu Preisen und Käufern.<br />

Einige Beispiele:<br />

„Chiemsee verk. an Br. Cassirer 1600“, „1 Aquarell ‚Saul u. David’ 4 Zchngen aus Ali Baba 300 M / an<br />

Herrn Paul Ephraim (durch H. Struck) 14 Dez. 1910“, „Blumenstilleben mit Fischer / 2700 M. Bank Mendelsohn<br />

25. Febr. 11“, „Kleistbildnis für die Jugend (Steinbart) / 700 M. Steinbart laut Bruder bezahlt<br />

22 April 11“, „Assessor Dr. K. Lippert Magdeburg Emilienstr. 12a / alter Studienkopf ‚Italienerin’ 1891<br />

150 M. / durch Posteinzahlung 29. Mai 11“, „Marine ‚Nordwijk … mit altem Schund zusammen an H Senger<br />

1250 / Chek auf d. Deutsche Bank erhalten 21. Juni 11“, „Bruno Cassirer: … Mai ‘12 Selbstbildnis<br />

v. Staffelei 4000 M“, „nach Bremen geschickt an Pauli ‚Urwaldszene’ 7000 M / ? zurück Juli 12“, „Skizze<br />

Andrade mit Degen ... April Kirchhofszene begonnen“, „Mai 14 an Gutbier verkauft 1) Novembernebel<br />

2200 / 2) Gellenberg 1400 / 3) 2 Probedr. Ilias 280 ...“, etc., etc.<br />

Auf den Seiten 66 f. sind Verkäufe an den Sammler Eduard F u c h s in den Jahren 1911-14 verzeichnet;<br />

Verkäufe an Paul C a s s i r e r wollte Slevogt wohl ursprünglich ebenfalls separat erfassen, die „Conto Paul<br />

Cassierer“ überschriebenen Seiten 140 f. sind jedoch leer geblieben. Der Registeranhang enthält nur vier<br />

Eintragungen.<br />

Die Zeichnung (Feder über Blei, ca. 1311,5 cm): Slevogt bei der Fütterung eines Dukatenscheißers.<br />

Beiliegend eine Halbleinen-Kladde mit Aufzeichnungen aus Slevogts Druckwerkstatt in Neukastel über die<br />

dort entstandene Druckgraphik, 1922 bis 1930, vereinzelte Nachträge bis 1942. 92 (+ etliche leere) S.<br />

schmal-folio, Bleistift; einige Blätter entfernt. – „Badebilder Sommer 1922“, „Passion Nov. 22“, „Macbeth“<br />

(„Dez. 24 Platte Br. Cassirer mitgegeben“), „Selbstbildnis auf Zinkplatte (Dachblech) geätzt mit<br />

Eisenchlorid“, „Nov. 24 Zu Faust II Theil“, u.v.a.; vielfach mit Angaben zur Technik, zur Anfertigung<br />

von (Probe-)Drucken, teils mit Angaben der Empfänger. Mit einer Liste „Im November 1932 vorhandene<br />

radierte Kupfer /u. Zink/ platten“. (Im November 1932, zwei Monate nach Slevogt, starb seine Witwe<br />

Antonie geb. Finkler.)<br />

296


<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

Für diese Aufzeichnungen wurde das Arbeitsbuch eines Handwerkers weiter verwendet, der zwischen<br />

März 1920 und Juli 1922 Tischler- und andere Arbeiten auf dem Slevogt-Finklerschen Hofgut Neukastel<br />

ausgeführt hatte (62 S.; erste Eintragungen: „Eine Wiege für Slevogt“ und „Einen Malapparat für H.<br />

Dokt. Finkler“), wofür er 2186 Mark berechnete; am Schluss der Zahlungsvermerk von Slevogts Schwiegervater<br />

Peter Finkler und die Quittung des Handwerkers. – Slevogt hatte das Hofgut Neukastel aus der<br />

Konkursmasse des Schwiegervaters übernommen und dort auch eine Druckwerkstatt eingerichtet.<br />

Ferner beiliegend etliche lose Blätter und Zettel, darunter einige eigenh. Notizen und ein Briefentwurf, 2<br />

an Slevogt gerichtete Briefe, Notizen von fremder Hand, Zahlkarten-Abschnitte, Visitenkarten, u.a.<br />

„un Concours de monde inombrable”<br />

620 SPAENDONCK, Gerard van, 1746 – 1822. E. Br. m. U. O. O. u. D. (wohl Paris, Ende<br />

1813). 2 S. 4 o , eng beschrieben. Minimal fleckig. Oberrand scharf beschnitten. 2. Seite mit Montagerest.<br />

(600.—)<br />

An einen Freund (wohl Louis van Dael) mit einem ausführlichen Augenzeugenbericht über die Beerdigung<br />

von André-Ernest-Modeste Grétry auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise.<br />

„... arrivé au Boulevard des italiens ... j’y trouvais un Concours de monde inombrable qui obstruait tous<br />

les Boulevards j’y trouvais ressemblés et arrivant outre les membres de l’institut, tous les auteurs dramatiques<br />

et Comiques, tous les membres, et tous les Eleves du Conservatoire de musique, de plus, tous les<br />

artistes des theatres, de l’opera, Comedie Francaise, Feydeau[,] Odeon, Vaudeville &ca &ca un grand<br />

nombre d’artistes et autres personnes distinguées nous partimes avec le char funebre entouré de la<br />

musique de l’opera et du conservatoire qui entourrait les restes inanimés du celebre artiste et exécutait<br />

pendant la route qui se fit lentement et avec un triste receuillement la celebre marche funebre que Gossec<br />

composa pour les funerailles des Mirabeau ...“<br />

621 STUCK, Franz von, 1863 – 1928. E. Br. m. U. München 8.I.1911. 1 S. kl.-4 o . Mit Eingangsstempel.<br />

Heftspuren. (150.—)<br />

An einen Herrn, eine Ausstellung betreffend.<br />

„... Anbei beehre ich mich, Ihnen die abgeänderte richtige Anmeldung für mein an die Ausstellung der<br />

Akademie geschicktes Bild ‘Die Familie des Künstlers’ zu senden ...“<br />

Beiliegend ein e. Br. m. U. (Rom 1887) von Franz von L e n b a c h .<br />

622* TOYEN, Pseudonym für Marie Čermínová, 1902 – 1980. E. Namenszug unter einer<br />

schwarz-rot gedruckten Zeichnung. Ca. 1912,5 cm. Leicht gebräunt. (400.—)<br />

Darstellung des Kopfes eines jungen Rehbocks, der von einer großen geöffneten Hand im Vordergrund<br />

leicht berührt wird.<br />

Die Surrealistin gilt als die bedeutendste tschechische Künstlerin des 20. Jahrhunderts. – Beiliegend ein<br />

weiterer e. Namenszug auf einer Ansichtspostkarte (Prag, wohl 1938), zusammen u. a. mit den Namenszügen<br />

der tschechischen Surrealisten Jindrich S t yrský und Karel Teige; Text („Nos poignées de main<br />

chaleureuses“) und Anschrift (an Georges Huguet in Paris) jeweils von fremder Hand.<br />

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<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />

623 VOGEL VON VOGELSTEIN, Karl Christian, 1788 – 1868. E. Br. m. U. „C. Vogel“. (Dresden)<br />

3.IV.1837. 1 S. gr.-8 o . Bräunliches Papier. Leicht knittrig, minimale Randeinrisse.<br />

(150.—)<br />

An den Dresdner Philologen Karl Förster (1784 – 1841) mit Glückwünschen zum Geburtstag.<br />

„... erlauben Sie mir daß ich bei dieser Gelegenheit einen alten Herrn bei Ihnen einführen darf dessen<br />

nähere Bekanntschaft vielleicht nicht ganz uninteressant für Sie sein dürfte da Sie die Werke seines Schülers<br />

so treflich besungen haben, und von dessen frühern Werken er Ihnen noch manches erzählen kann ...“<br />

Beiliegend ein Stich (in der Platte sign., Wildenfels 1799) mit Widmung u. U. (Dresden 1850, 2718 cm,<br />

Bleistift) für Luise Förster, die Ehefrau von Karl F.<br />

„send you a butterfly“<br />

624* WHISTLER, James MacNeill, 1834 – 1903. E. Br. m. U. (seine „Schmetterlings“-Unterschrift).<br />

O. O. u. D. 2 S. quer-8 o . Leicht fleckig. (400.—)<br />

An seinen Freund, den Maler Edmund (Henry Wuerpel).<br />

„Edmund mon cher – we all talked of you last night at the great George’s – and all were most affectionate<br />

about you.<br />

You should not take this occasion to forget us altogether – So I, for one, knowing from tradition, that others,<br />

distinguished under the same conditions of isolation, made for themselves pet companions, in their<br />

retirement, of plants and inferior animals, – notably in the case of P..., when even a spider was his chosen<br />

– send you a butterfly that you shall cherish as an emblem of hope and joy ...“<br />

625* ZILLE, Heinrich, 1858 – 1929. E. Br. m. U. O. O. 26.IV.1917. 1 S. 4 o . Beschnitten. (150.—)<br />

An die „Redaktion des ‘Ulk“‘, seine berühmten „ Va dding in Frankreich“- Zeichnungen betreffend.<br />

„... In dieser Woche konnte ich keine Vaddingzeichnung senden, oder, ich durfte mal pausiren, da ja noch<br />

2 Zeichnungen vorhanden sind, Kohldampf / u. Essen holen. Nächste Woche kommen 2 Stück. Denke<br />

nicht, dass der Betrieb gestört ist ...“<br />

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