III. BILDENDE KUNST - J.A. Stargardt
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<strong>III</strong>. <strong>BILDENDE</strong> <strong>KUNST</strong><br />
„Fatalismus mystischer Observanz“<br />
594 KUBIN, Alfred, 1877– 1959. E. Br. m. U. Wernstein 18.XII.1927. 1 S. gr.-4 o . Minimale<br />
Randläsuren. (500.—)<br />
Inhaltsreicher Brief an (den Schriftsteller Karl Wache in Wien), der sich für sein literarisches Schaffen<br />
interessierte.<br />
„... Aus der beiliegenden Skizze meines Lebenslaufes ersehen Sie daß mein Roman ‘ D i e a n d r e S e i t e ’<br />
... keinen Nachfolger mehr erhalten hat weil mich die bildkünstlerischen Studien so voll und ganz beschäftigten,<br />
daß die literarische Arbeit ... brachliegen blieb.<br />
Zudem – trotz der mancherlei Unbehülflichkeiten habe ich auch heute – nach 20 Jahren das Gefühl in diesem<br />
‘Weltanschauungsroman’ das meiste – wenigstens im Grundzuge – von dem gegeben zu haben was<br />
mich bewegt und nicht in bildhafte Form eingeht – Philosophisch huldige ich nach wie vor einem Fatalismus<br />
– doch mystischer Observanz – anders ausgedrückt: alles ‘äussere’ / dieses immer und in jedem Fall<br />
als Illusorisches, Untatsächliches, Scheinhaftes zu denken – ein gespenstisches Phantom bis in die letzte<br />
Sinnesempfindung hinein / wird geschoben von einem unerkennbaren Innern das man sich bei aller Wandlung<br />
doch identisch am besten vorstellt ...“ – Die erwähnte autobiographische Skizze liegt nicht mehr bei.<br />
„Götterdämmerung“<br />
595 — 26 Autographen: 20 e. Br. m. U. und 6 e. Postkarten m. U. („Alfred Kubin“, „Kubin“<br />
und „A. K.“). Zwickledt und Tusset 26.VII.1939 bis 11.XII.1943. 41 S. folio bis gr.-8 o und die<br />
Karten. Mit 3 Umschlägen. Zum Teil stärker lädiert, einzelne Briefe gebräunt (Kriegspapier).<br />
(8.000.—)<br />
Außerordentlich inhaltsreiche Brieffolge an seinen Jugendfreund, den Rechtsanwalt Roderich Huch in<br />
Kleinwanzleben bei Magdeburg. Mit ausführlichen Berichten über sein Leben und sein künstlerisches<br />
Schaffen unter den Bedingungen des Zweiten Weltkrieges.<br />
Zwickledt 26.VII.1939. Dank für eine „Nachricht“. „... Mit dem innern Auge sehe ich gleichsam ‘Rudi<br />
Huch’ auf dem Rad um irgendeine Ecke der Leopoldstrasse flitzen –, und ... schon sind so scheint es –<br />
wir beide fast auch die Einzigen die aus damaliger Zeit her noch im Lichte wandeln ... Die Anhänglichkeit<br />
welche Sie dem Buch ‘Die andere Seite’ bewahren – zeigt, dass Sie ‘den Geheimschlüssel’ haben<br />
– und wirklich: mit dem Besitz eines solchen vermag jeder Leser dann zu prüfen an dieser nie endenden<br />
Substanz weiter zu formen, leben, dichten, erfinden! Davon losgelöst wäre es als ‘Welt’ sehr zu kritisieren!<br />
Es ist allerdings die 1 Auflage – und ganz besonders die Büttenausgabe hiervon, welche die gültigere<br />
Gestalt enthält aber wieder nicht die Autobiographie, welche im Band ‘Dämonen und Nachtgesichte’<br />
bei Carl Reißner Dresden 1931 erschien ...“ Kubins Roman „Die andere Seite“ war mit 52 eigenen Illustrationen<br />
1909 im Verlag Georg Müller in München erschienen.<br />
Zwickledt 14.IX.1939. Kurz nach Ausbruch des Krieges. „... Es geht mir ... leidlich. Freilich muss man<br />
die letzten Reserven innersten Humors schon bereithalten und damit recht knausern um nicht allzuschlaff<br />
bei der hereingebrochenen Götterdämmerung zu werden ... Wie gut wenn die Nacht einen Vorhang ... herablässt<br />
und einen andern aufzieht der nichts von der Tageslandschaft enthält sondern ein freies Wagen<br />
in der Seltsamkeit des Lebens selber ohne Hemmung eines ‘Verstandes’ ist.Was Sie sehr richtig am K l a -<br />
ges’schen Groll scheußlich und unschöpferisch finden ist mir recht begreiflich. Jedenfalls hatte er noch<br />
ein recht markantes und schönes Aussehen als ich ihn 1928 im Herbst in Kilchberg besuchte – er schrieb<br />
mir später dann noch ein paarmale, doch wie mir einer seiner wahren Freunde mitteilte war er aber recht<br />
enttäuscht darüber dass man ihn nicht mehr bei den Nazi’s als Gelehrten estimierte. im Gegenteil!!<br />
Wo l f s k e h l ? – ob dieser Ahasver der mich öfters auch hier besuchte in Neuseeland noch lebt ahne ich<br />
nicht – er muss ja Anfang der 70 schon sein – mit George war ich vor dem Krieg im Hause Wolfskehl<br />
noch einmal zusammen, wir waren beide Logiergäste v[on] W[olfskehl] und da sagte er mir sehr Freundliches<br />
über die ‘andere Seite’ ...“<br />
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