Mietwahnsinn München wird unbezahlbar Architektur ... - Biss
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Wohnen<br />
Hauptsache,<br />
ungemütlich<br />
Früher geräumig Heute gequetscht<br />
Früher ruhig Heute zugig<br />
Früher eben Heute kantig<br />
An vielen Stellen <strong>München</strong>s fällt<br />
es Bewohnern und Besuchern<br />
schwerer als früher, sich wohlzufühlen.<br />
Kein zufälliger Trend,<br />
sondern volle Absicht<br />
„Wie schön wäre Wien ohne Wiener“,<br />
ätzte der österreichische Musiker Georg<br />
Kreisler einst in einem Lied. Ähnliches<br />
scheinen sich Stadtplaner und Designer<br />
für <strong>München</strong> zu wünschen: eine aufgeräumte,<br />
wunderschöne, weil menschenleere<br />
Stadt.<br />
Sich hinsetzen, eine Weile ausspannen,<br />
in Ruhe telefonieren, vielleicht mal<br />
ein kleines Nickerchen auf einer Parkbank<br />
machen – schön wär’s. Und verdient<br />
hätten sich dies die allzu oft gestressten<br />
Münchner sowieso.<br />
Doch der Trend geht zur Unwirtlichkeit:<br />
Viele Stellen der Stadt sind bewusst<br />
ungastlich gestaltet. Etwa, um zu verhindern,<br />
dass Obdachlose auf der Bank<br />
übernachten. Oder, um Müll zu vermeiden.<br />
Oder, um modern und schlank<br />
zu wirken wie die zugigen Telefon-, tja:<br />
-häuschen? –zellen? Wohl eher -stempen.<br />
Wer nach einem Spaziergang ein Plätzchen<br />
zum Verschnaufen sucht, fühlt sich<br />
manchmal wie eine Taube, die sich auf<br />
einem Fenstersims niederlassen will: Damit<br />
ihr das nicht gelingt, stehen überall<br />
spitze Metallstäbe in die Höhe. Was für<br />
die Taube die Stäbe, sind für uns Menschen<br />
zum Beispiel Mauern, die giebelartig<br />
zulaufen, damit man sich nicht auf sie<br />
setzen kann. Braucht’s das?<br />
Foto: Volker Derlath<br />
Text: Günter Keil, Andreas Unger<br />
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