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Extrablatt NAMUR-Hauptsitzung „Zukunft mit PROLIST gestalten“ war der Titel des ersten Plenar-Vortrages am zweiten Tag der NAMUR-Hauptsitzung in Lahnstein. Mit großem Interesse wurden die Ausführungen von Dr. Günter Löffelmann (Bayer Technology Services GmbH) verfolgt, der offenbarte, dass die PROLIST-Organisation im 2. Quartal 2008 in eine Nachfolgeorganisation überführt werden soll. Die NAMUR-Projektgruppe „Merkmalleisten“ (PROLIST®) wurde im April 200 in Hannover gegründet. Zu ihren Zielen gehören: • Erarbeitung und Pflege von Merkmalen und Merkmalleisten (ML) für Geräte und Systeme aus dem Bereich der Prozessleittechnik (Elektro-, Automatisierungs- und MSR-Technik) für den gesamten Life-Cycle-Process, • sofortige Bereitstellung der Merkmalleisten für die Hersteller und Anwender zum direkten Nutzen über die NAMUR-Empfehlung 100 (NE 100), • Internationalisierung der MLs über IEC-Normen. „Betriebsbewährte Geräte für PLT-Schutzeinrichtungen“ Über „Betriebsbewährte Geräte für PLT-Schutzeinrichtungen“ wusste der Fachgruppenleiter im Fachzentrum PLT-Geräte der BASF AG Dirk Hablawetz zu berichten. Die IEC 61511 fordert für jede Schutzeinrichtung (SIS) bzw. Realisierung der sicherheitstechnischen Funktion (SIF) Maßnahmen gegen systematische und zufällige Fehler sowie zur Fehlertoleranz. Dabei müssen immer alle drei Maßnahmen gleichzeitig ergriffen werden. Die Wahrscheinlichkeit systematischer Fehler im Gerät hängt in entscheidender Weise vom Entwicklungs- und Herstellprozess des betreffenden Gerätes sowie des dafür eingesetzten Personals ab. Der Hersteller des Gerätes kann also nur eine Aussage hinsichtlich systematischer Fehler bis zur Schnittstelle zum Prozess machen kann. Demgegenüber liefert eine Betriebsbewährung des Gerätes in einem Unternehmen zusätzlich Aussagen über die Eignung für reale Einsatzfälle und „Stolpersteine“ bei der Handhabung des Gerätes in der betrieblichen Praxis. Der Vortrag skizzierte ein Konzept, wie ein Feldgerät den Status „betriebsbewährtes Gerät“ erlangen und damit in PLT-Schutzeinrichtungen in der Prozessindustrie eingesetzt werden kann. Im Rahmen einer NAMUR-Empfehlung sollen die dazu notwendigen Anforderungen und Vorgehensweisen sowie gleichzeitig praxisnahe, einheitliche Sicherheitsparameter für den quantitativen SIL-Nachweis (PFD) festgelegt werden. Dadurch wird eine durchgängige Anwendung der probabilistischen Methode gem. IEC 61511 ohne die Verwendung praxisferner Tabellenwerte ermöglicht. Die Voraussetzungen für die Anwendung der NAMUR-einheitlichen Parameterwerte zur Berechnung der PFD werden definiert. Diese Art der Vorgehensweise hat das Ziel eine Geräteklasse zu definieren, die für Betriebs-, Überwachungs- und Schutzeinrichtungen gleichermaßen einsetzbar ist. 10 Endress+Hauser perspektiven „Zukunft mit PROLIST gestalten“ Inzwischen gibt es Merkmalleisten für 108 Gerätetypen, was in Chemie- und Petrochemie-Anwendungen einem Abdeckungsgrad von 98 % entspricht. PROLIST nähert sich der sich selbst gestellten zeitlichen Grenze von 5 Jahren. Zusammen mit den tragenden Säulen der PROLIST-Organisation: der NAMUR, dem ZVEI und weiteren Mitgliedsfirmen, arbeitet die PROLIST auf Basis eines Rahmenkonzeptes daran, aus mehreren Varianten die zukünftige Nachfolgeorganisation von PROLIST zu ermittel, die im 2. Quartal 2008 ihre Arbeit operativ aufnehmen und die Erfolgsgeschichte der jetzigen PROLIST fortsetzen soll. Der NAMUR-AK 1.2 wird in 2008 wieder seine Arbeit aufnehmen und die Nachfolgeorganisation fachlich unterstützen. „Alarmmanagement – Ziele, Erfahrungen, Nutzen“ Auf das Thema „Alarmmanagement“ fokussierte Dr. Hans Kurz von Evonik Degussa, der auch den ‘menschlichen Faktor’ im Sicherheitskonzept von Anlagen hervorhob. „Menschen haben die Fähigkeit, Aktionen vorauszusagen, können komplexe und unklare Informationen integrieren und verstehen aufgrund von Erfahrung und Ausbildung, wie man mit ungewöhnlichen Situationen umgeht…“. (Zitat aus OECD-Workshop 1997) Mit diesen Fähigkeiten, die weit über diejenigen von automatisierten Systemen hinausgehen, kann der Anlagenfahrer durch gezielte und rechtzeitige Eingriffe ungeplante Abfahrvorgänge vermeiden. Ziele des Alarmmanagements: Die Anzahl der Alarme und die Häufigkeit soll so reduziert werden, dass im Normalbetrieb weniger als ein Alarm/10 Minuten und Anlagenfahrer auftritt. Methoden hierzu sind: Alarmgruppierung, Alarmunterdrückung, Alarmfilterung. Anwendungen und Erfahrungen aus Alarmmanagement-Projekten: Alarmmanagement wird in zahlreichen Betrieben von NAMUR-Mitgliedsfirmen praktiziert. Die flächendeckende Implementierung wird immer öfter als Unternehmensziel deklariert. Generell kommt der Analyse der aufgetretenen Alarmmeldungen und der erfolgten Operator-Eingriffe eine wesentliche Bedeutung zu. Erreichter Nutzen: Quantifizierbarer Nutzen resultierte in einigen Alarmmanagementprojekten aus Prozessverbesserungen, die durch die Analyse von Alarmmeldungen und deren Diskussion im Team angestoßen wurden. Wenn auch der Nutzen vielfach nicht quantifizierbar ist, so lässt sich mit Sicherheit sagen, dass der Anlagenfahrer durch die Reduktion der Alarmhäufigkeit in arbeitspsychologischer Hinsicht deutlich entlastet wird. Dadurch bekommt er mehr Zeit und Freiraum für Prozessführungsaufgaben und kann damit zur Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit und zur Qualitätsverbesserung der Produkte beitragen.
Extrablatt NAMUR-Hauptsitzung Über das Thema „Prozessführung“ referierte zum Abschluss Dr. Stefan Krämer (INEOS Köln GmbH) Mindestens seit der Nutzung von Prozessrechnern, spätestens jedoch seit der flächendeckenden Einführung von Prozessleitsystemen ist das Thema Prozessführung für die chemische Industrie von großer Relevanz. Seit Anfang der neunziger Jahre wird dieses Thema in Büchern und Veröffentlichungen ebenso wie im NAMUR Arbeitskreis 2.2 detailliert beleuchtet. Dennoch zeigt sich, dass nicht Jedermann bewusst ist, wie groß der Bereich ist, der mit dem Begriff „Prozessführung“ abgedeckt wird. Prozessführung wird an vielen Stellen noch immer mit Optimierung und Regelung gleichgesetzt, ist aber – betrachtet man die in den neunziger Jahren entwickelten Definitionen – viel mehr, nämlich „die Gestaltung und Beherrschung des Verhaltens eines Prozesses durch zielgerichtete technische Maßnahmen (z.B. Verfahrenstechnik, Automatisierungstechnik und anderen technischen Disziplinen) sowie durch die Tätigkeit der Anlagenfahrer.“ Es zeigt sich, dass Prozessführung nicht zwingend eine Verbesserung oder Optimierung darstellt, Optimierung des Prozesses und seiner Fahrweise jedoch Teil der Prozessführung sind. Ein Ziel guter Prozessführung kann das unter sicheren Bedingungen erreichbare wirtschaftliche Optimum sein. Anhand einer Darstellung von Automatisierungsgrad und nutzbarem Prozesswissen wird eine Einordnung von Prozessen vorgenommen und die zeitliche Entwicklung der Prozessführung dargestellt. Hierzu wird auch auf die Werkzeuge eingegangen, die eine gute Prozessführung ermöglichen. Mit praktischen Beispielen werden die angesprochenen Punkte untermauert. Erfahrungen im Bereich der Schulung, der online Analytik, des Advanced Control, der Nutzung von Modellen und statistischen Methoden sowie des Asset Management werden an diesen Beispielen begründet. Impressionen „Erfahrungsbericht zur Prozessführung“ NAMUR AWARD 2007 Der Preis für die beste Promotionsarbeit wurde dieses Jahr verliehen an Frau Dr. Margret Bauer für die Arbeit „Datenbasierte Methoden zur Prozessanalyse“ Die Arbeit wurde am University College London angefertigt und von Frau Prof. Dr. Nina Thornhill betreut. Frau Dr. Bauers Forschungsarbeit verbindet theoretische Tiefe und praktische Anwendung. In ihrer Arbeit hat sie allgemeine Verfahren untersucht, mit denen der Ausbreitungsweg einer Störung nachvollzogen werden kann und die es damit ermöglichen, Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Sie entwickelte und optimierte dafür Signalanalyse-Methoden für chemische Prozesse. Um ihre Methoden anhand konkreter Beispiele aus der Prozessindustrie zu überprüfen, erarbeitete Sie mehrere industrielle Fallstudien. Die Praxisrelevanz der Arbeit zeigt sich nicht zuletzt dadurch, dass die gewonnenen Erkenntnisse inzwischen in ein Software-Produkt zur Analyse von Störungsursachen eingeflossen sind. Thema der Hauptsitzung 2008: „Moderne Prozessführung“ Dr. Norbert Kuschnerus schloss die diesjährige NAMUR-Hauptsitzung mit folgenden Worten: „Der Sponsor der Hauptsitzung 2008 wird eines der führenden Unternehmen auf dem Gebiet der Automatisierung in der Prozessindustrie sein, eines der größten, international Unternehmen im Bereich der Automatisierung. Wir sind schon jetzt voller Erwartung und Spannung für die nächste Hauptsitzung mit dem Sponsor: Honeywell Process Solutions. Ich freue mich, dass der Geschäftsführer der Honeywell GmbH, Herr Adam, diese Jahr hier Gast war. Ich bin überzeugt, dass sich auch unsere nächste Hauptsitzung wieder auf einem fachlich hohen Niveau bewegen wird. Sie, liebe Gäste, Kolleginnen und Kollegen, sind ganz herzlich zu unserer nächsten Hauptsitzung am 6./7. November 2008 eingeladen“. Andrang und großes Interesse herrschten sowohl im Ausstellungsraum als auch bei den Workshops des Sponsors. Beim „Alphorn- Apero“ des Sponsors am Donnerstag Abend zeigte die Künstlerin Sabine Kessler, dass man Endress+Hauser Geräte auch zweckentfremden und musikalischen Hochgenuß zaubern kann. Special: NAMUR Hauptsitzung in Lahnstein 2007 11
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