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Lahnstein<br />
NAMUR-Hauptsitzung<br />
Editorial<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans Schuler, BASF Aktiengesellschaft<br />
Feldgeräte bilden den größten Block in der installierten Basis<br />
und im Projektgeschäft der Automatisierungstechnik, sowohl im<br />
investierten Kapital wie in den Stückzahlen. Obwohl eher als<br />
Commodity empfunden, nehmen <strong>die</strong> Feldgeräte einen großen<br />
Teil des Marktvolumens der Automatisierungstechnik ein. Ihnen<br />
fehlende Innovation nachzusagen ist zu eng gedacht.<br />
Der Einsatz von Feldgeräten wird durch weiter voran zu<br />
treibende Standardisierung an Effizienz gewinnen. Standardisierung<br />
fängt mit Einbaulängen an, geht über einheitliche<br />
Anschlusstechnik und Klemmbelegung bis hin zu genormten<br />
Gerätebeschreibungen nach e-class und Prolist. Ziel ist <strong>die</strong><br />
Reduktion der Cost-of-Ownership des Betreibers und <strong>die</strong><br />
Sicherung seiner Investitionen. <strong>Sie</strong> äußert <strong>sich</strong> in der Effizienz<br />
des Engineering und des Materialmanagements und in den<br />
Gerätebeschaffungskosten. Die Gerätehersteller müssen auf<br />
<strong>die</strong>se Herausforderungen vorbereitet sein. Wo – wie fast<br />
überall – billige Wegwerfgeräte nicht möglich sind, muss <strong>die</strong><br />
hinderliche Gerätevielfalt durch neue Konzepte wie z. B.<br />
assemble-to order reduziert oder beherrscht werden.<br />
In den Feldgeräten treffen <strong>sich</strong> heute stets Mechanik und<br />
Elektronik zu einer Gesamtfunktionalität. Diese Symbiose erlaubt<br />
neue Funktionen, über <strong>die</strong> hinreichend berichtet wurde:<br />
Kommunikationsfähigkeit, Gerätediagnose und Asset Management<br />
seien stellvertretend genannt. Dieses mechatronische<br />
Grundprinzip ist wesentlicher Treiber der technologischen<br />
Innovation im Feld. An <strong>die</strong>ser Stelle fokussiert <strong>sich</strong> auch das<br />
Spannungsfeld der unterschiedlichen Innovationsgeschwindigkeiten<br />
von langlebigen mechanischen und kurzlebigen elektronischen<br />
Komponenten. Hier sind neue modulare Konzepte<br />
erforderlich, welche einerseits dem Betreiber Investitions<strong>sich</strong>erheit<br />
in der Gerätetechnik geben, und ihn andererseits am<br />
technologischen Fortschritt teilhaben lassen.<br />
Der Blick auf <strong>die</strong> gemessenen Prozessparameter zeigt <strong>die</strong><br />
erstaunliche Dominanz der Messungen von Druck, Temperatur,<br />
Füllstand und Durchfluss. Es ist offen<strong>sich</strong>tlich möglich,<br />
Produkte mit reproduzierbarer Qualität durch Beeinflussung<br />
<strong>die</strong>ser unspezifischen Parameter herzustellen. Es ist mehr als<br />
ein Bauchgefühl, dass <strong>die</strong> Ermittlung weiterer Prozessparameter<br />
noch unerschlossene Potenziale für <strong>die</strong> Prozessführung<br />
und damit <strong>die</strong> Produktionseffizienz erschließt. Die stürmische<br />
Entwicklung der Prozessanalysentechnik ist hierfür ein Anzeichen.<br />
Neuland wird auch betreten bei Messungen an den<br />
Assets. Hier sind oft neue Messprinzipien erforderlich, um z.<br />
B. den Korrosionszustand der Anlagenteile zu erfassen. Neue<br />
Ansätze der Modellierung sind erforderlich, um aus den verschiedenen<br />
Belastungen (mechanisch, thermisch, chemisch)<br />
Aussagen über Restlaufzeiten abzuleiten. Die umfassender verstandene<br />
Diagnostik wird <strong>die</strong> Prozessmesstechnik verändern<br />
– ein Innovationsschub, der bereits eingesetzt hat.<br />
Feldgeräte – erstaunlich vitale Commodities, <strong>die</strong>se Folgerung<br />
lässt <strong>sich</strong> als Fazit ableiten.<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans Schuler,<br />
BASF Aktiengesellschaft<br />
2 <strong>Endress+Hauser</strong> perspektiven<br />
Abstract des NAMUR-Hauptvortrages:<br />
Prozessanalysentechnik –<br />
Quo vadis?<br />
Die Prozessanalysentechnik (PAT) umfasst alle Messtechniken<br />
zur Bestimmung von Stoffkonzentrationen,<br />
Gemischzusammensetzungen und Stoffeigenschaften<br />
in Produktionsanlagen der Prozessindustrie. <strong>Sie</strong> reicht<br />
von der pH-Messung über Gasmesstechnik, online-<br />
Titrimetrie, Chromatographie, Photometrie, optische<br />
Spektroskopie, NMR-Spektroskopie und anderen<br />
Messverfahren bis hin zur online-Massenspektroskopie.<br />
Die Messungen <strong>können</strong> inline (direkt in der Rohrleitung<br />
oder im Apparat), online (im Bypass) oder atline (mit<br />
diskontinuierlicher Probennahme) erfolgen. Die PAT<br />
ergänzt <strong>die</strong> gebräuchliche Prozessmesstechnik, deren<br />
Aufgabe es ist, unspezifische Prozessgrößen wie Füllstand,<br />
Druck, Temperatur oder Durchfluss zu messen.<br />
Über den Nutzen und <strong>die</strong> Möglichkeiten der Anwendung<br />
der PAT wird viel geschrieben und gesprochen.<br />
Dennoch wird auf Anwenderseite anscheinend noch<br />
vergleichsweise wenig getan. Gründe hierfür <strong>können</strong><br />
fehlendes Wissen über <strong>die</strong> Möglichkeiten der PAT,<br />
unzureichende Prozessführungsstrategien, fehlende<br />
Erfolgsgarantien neuer Applikationen, nicht verfügbares<br />
Expertenwissen oder unklare Kosten der Applikation<br />
sein. Um dem abzuhelfen sind vielfältige Initiativen der<br />
NAMUR, der GDCh, von Hochschulen und Anderer im<br />
Gange.<br />
Obwohl <strong>die</strong> Fachwelt <strong>sich</strong> einig ist, dass <strong>die</strong> PAT als<br />
Instrumentierung von verfahrenstechnischen Produktionsanlagen<br />
zur Optimierung der Produktionsprozesse<br />
das größte Entwicklungspotenzial bietet, scheint auf<br />
Herstellerseite ein größerer Durchbruch auf <strong>sich</strong> warten<br />
zu lassen.<br />
Es besteht beim Anwender sowohl ein Bedarf an industrietauglichen<br />
PAT-Geräten für Standardmessaufgaben,<br />
<strong>die</strong> preiswert, ausgereift und wartungsarm sind und <strong>die</strong><br />
eine hohe Verfügbarkeit und Langzeitstabilität aufweisen,<br />
als auch der verstärkte Wunsch nach Geräteentwicklungen<br />
auf der Basis neuer, technologiegetriebener<br />
Messverfahren für spezielle Applikationen. Dabei<br />
beobachtet der industrielle Anwender, dass etablierte,<br />
größere Gerätehersteller oft nicht über <strong>die</strong> dazu erforderliche<br />
Innovationskraft verfügen. Kleinere Nischenanbieter<br />
besitzen dagegen häufig wenig Kenntnis der<br />
spezifischen Chemieanforderungen und sind auch<br />
wirtschaftlich nicht immer ausreichend stabil.<br />
Insbesondere <strong>die</strong> Umsetzung von Verfahren der Laboranalytik<br />
in Prozessanalysengerätetechnik und ortsaufgelöste,<br />
tomographische Messverfahren versprechen<br />
ein großes wirtschaftliches Potenzial. In den neuen<br />
Forschungs- und Arbeitsgebieten Weiße Biotechnologie,<br />
Nanotechnologie und Mikrosystemtechnik könnten<br />
neuartige Sensoren und Prozessanalysengeräte wichtige<br />
Fortschritte bringen.<br />
Eine viel versprechende Initiative ist <strong>die</strong> von NAMUR<br />
und GMA im Jahr 2004 initiierte Technologie Roadmap<br />
Prozess-Sensoren. Der Großteil der dort beschriebenen<br />
zu realisierenden Messaufgaben liegt auf dem Gebiet<br />
der PAT. Gerätehersteller, Anlagenbetreiber und <strong>die</strong><br />
Wissenschaft werden aufgerufen, in einen „Trialog“ zu<br />
treten, <strong>die</strong> dokumentierten Vorschläge aktiv aufzunehmen<br />
und zu konkretisieren, um <strong>die</strong> Gerätehersteller zu<br />
unterstützen, Erfolg versprechende prozesstaugliche<br />
Messgeräte und -systeme zu entwickeln.<br />
Dr. Michael Kloska, BASF AG<br />
Abstract des NAMUR-Hauptvortrages:<br />
„Das PLT-Gerät von Morgen“<br />
Abstract des NAMUR-Hauptvortrages:<br />
Gerätekommunikation<br />
im Wandel<br />
Durch <strong>die</strong> Entwicklung immer komplexerer Feldgeräte<br />
wird <strong>die</strong> Frage nach der passenden Gerätekommunikation<br />
immer wichtiger. Früher besaßen <strong>die</strong> meisten<br />
Feldgeräte nur drei Parameter (Nullpunkt, Spanne,<br />
Dämpfung), <strong>die</strong> für <strong>die</strong> Funktionalität eines Gerätes<br />
ausreichend waren. Eine heutige Gerätekommunikation<br />
muss in den Bereichen HART ® und Feldbus immer<br />
komplexere Funktionalitäten verarbeiten <strong>können</strong>. Die<br />
Abbildung <strong>die</strong>ser Gerätefunktionalitäten in entsprechenden<br />
Werkzeugen, <strong>die</strong> so genannte Geräteintegration,<br />
ist hierbei als Grundlage für eine moderne<br />
Gerätekommunikation anzusehen. In <strong>die</strong>sem Bereich<br />
haben <strong>sich</strong> seit einigen Jahren zwei Methoden auf dem<br />
Markt etabliert, EDDL (Electronic Device Description<br />
Language) und <strong>die</strong> FDT/DTM-Technologie (Field<br />
Device Tool/Device Type Manager). Somit stehen<br />
für HART ® und Feldbus zusätzliche Möglichkeiten<br />
in Bereichen der Gerätekonfiguration, modernen<br />
Instandhaltungsstrategien, des Asset Managements, der<br />
Betriebsführungssysteme (MES), oder bei der standardisierten<br />
Selbstüberwachung und Gerätediagnose, zur<br />
Verfügung. Doch wie sieht es mit dem Mehraufwand<br />
aus, den eine heutige Geräteintegration mit <strong>sich</strong> bringt?<br />
Probleme bei der Interoperabilität und der Einsatz von<br />
Lizenzierungsmodellen führen u. a. dazu, dass <strong>die</strong><br />
Suche nach der passenden Geräteintegration mittlerweile<br />
den Geräteeinsatz bzw. <strong>die</strong> Geräteauswahl<br />
bestimmt. Durch <strong>die</strong> weiterhin steigende Versionsproblematik<br />
werden immer dringender umsetzbare<br />
Lebenszykluskonzepte benötigt, <strong>die</strong> zukünftig für den<br />
Investitionsschutz dringend benötigt werden. Schon<br />
2004 wurden hierfür Anwenderanforderungen in der<br />
NAMUR-Empfehlung NE 105 „Anforderungen an<br />
<strong>die</strong> Feldgeräteintegraton“ zusammengefasst, aber bis<br />
heute von den Herstellern nicht ausreichend umgesetzt.<br />
Aktuelle Bestrebungen der Organisationen nach<br />
einer neuen einheitlichen Geräteintegration (Beispiel:<br />
FDI, Field Device Integration) zeigen, dass <strong>die</strong> Zukunft<br />
schnell näher rückt. Umso wichtiger ist es, dass für eine<br />
solche zukünftige Geräteintegration <strong>die</strong> Anforderungen<br />
der Anwender endlich ernst genommen und umgesetzt<br />
werden. Mittlerweile werden immer weniger Analoggeräte<br />
ohne Kommunikationsschnittstelle ausgeliefert.<br />
Das bedeutet, in absehbarer Zukunft werden für neue<br />
Projekte fast nur noch Feldgeräte mit Kommunikationsschnittstelle<br />
(z. B. HART ® oder Feldbus) zur Verfügung<br />
stehen. Die oben genannten Probleme mit der Geräteintegration<br />
betreffen aber nicht nur eine Gerätekommunikation<br />
mit Feldbus, sondern auch <strong>die</strong> Kommunikation<br />
mittels HART ® . Jedoch sind <strong>die</strong> meisten Probleme durch<br />
den Einsatz einer zentralen Gerätekommunikation (meist<br />
im Feldbusbereich) kritischer zu beurteilen als bei einer<br />
dezentral eingesetzten Kommunikation (meist HART ® ).<br />
Nach <strong>die</strong>sem Ausblick wird es umso wichtiger, eine stabile<br />
Geräteintegration zu erhalten. <strong>Sie</strong> ist das Fundament<br />
einer zukünftigen Gerätekommunikation, <strong>die</strong> uns durch<br />
flächendeckende Informationen (über alle Geräte und<br />
Aggregate), anlagenweite Entscheidungsmöglichkeiten<br />
<strong>sich</strong>erstellen soll. Aber bitte ohne den heutigen Mehraufwand<br />
und mit langfristiger Investitions<strong>sich</strong>erheit!<br />
Michael Pelz, Clariant Produkte (Deutschland) GmbH<br />
Sven Seintsch, BIS Prozesstechnik GmbH<br />
PLT-Feldgeräte stellen <strong>die</strong> Basis der Automatisierung dar. <strong>Sie</strong> sind in Stückzahl und Investitionsvolumen sowohl<br />
bei der installierten Basis als auch im Projektgeschäft <strong>die</strong> dominierende Größe.<br />
Bei der Messtechnik sind technologische Innovationen in den letzten Jahren vor allem in der Analysenmesstechnik zu<br />
verzeichnen gewesen, bei den klassischen Messaufgaben wie Druck, Stand, Temperatur und Durchfluss waren sie eher <strong>die</strong><br />
Ausnahme. In <strong>die</strong>sem Gebiet der „reifen“ PLT-Feldgeräte sind technische Optimierung, Standardisierung und Zusatznutzen<br />
<strong>die</strong> Schlagworte für einen weitergehenden innovativen Entwicklungsprozess. Aufgrund der hohen Stückzahlen und der<br />
damit verbunden großen Hebelwirkung, lohnen <strong>sich</strong> Innovationsschritte sowohl in der Technik als auch in den Geschäftsprozessen.<br />
Dr. Armin Brucker, BASF AG