01.11.2012 Aufrufe

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Geld und Gut<br />

Gestärkt aus der Krise kommen oder<br />

Was uns wirklich stark macht<br />

Als Bundeskanzlerin Angela Merkel<br />

im Dezember letzten Jahres in einer<br />

Regierungserklärung die kurz zuvor<br />

getroffenen Beschlüsse des Europäischen<br />

Rates zur Überwindung der<br />

Euro-Schuldenkrise erläuterte, stellte<br />

sie zuversichtlich fest, dass mit dem<br />

beschlossenen Maßnahmenpaket die<br />

Voraussetzungen geschaffen seien,<br />

dass Europa gestärkt aus der Krise<br />

hervorgehen könnte. Die Zahlungsunfähigkeit<br />

von Lehmann Brothers, die<br />

eine globale Finanzkrise ausgelöst<br />

hatte, könnte dann rückblickend als<br />

heilsamer Schock betrachtet werden,<br />

der die verschiedenen Akteure in der<br />

Politik und auf den Finanzmärkten dazu<br />

veranlasst hat, den auch vorher bereits<br />

grundsätzlich bekannten Fehlentwicklungen<br />

gemeinsam wirksam entgegen<br />

zutreten. Entscheidend ist dabei, dass<br />

die Bundeskanzlerin darauf abstellte,<br />

dass Europa gestärkt aus der Finanz-<br />

und Schuldenkrise hervorgehen würde<br />

– nicht allein der Euro. Es geht dabei<br />

um weit mehr als nur um Geld, selbst<br />

wenn in diesen Wochen und Monaten<br />

der Eindruck entstehen konnte, dass es<br />

in Europa nur noch darum ginge.<br />

Die ersten, überwiegend kurzfristigen<br />

bzw. befristeten Rettungsmaßnahmen<br />

hatten nicht zu dem erwünschten<br />

Erfolg, nämlich einer dauerhaften Stabilisierung<br />

der betroffenen Länder und<br />

einem wirklichen Neubeginn geführt.<br />

Im Gegenteil. Sie führten zu einem immer<br />

tieferen Vertrauensverlust bei den<br />

Bürger/innen vor allem der am stärksten<br />

betroffenen Länder in Südeuropa<br />

in die Handlungsfähigkeit ihrer Regierungen,<br />

zu einem anhaltenden Vertrauensverlust<br />

innerhalb des Finanzsektors<br />

und zu immer wiederkehrender<br />

Unsicherheit und Einbrüchen an den<br />

Börsen. Möglicherweise noch gravierender<br />

aber ist die Tatsache, dass auf<br />

der Suche nach Schuldigen (Personen<br />

sowohl wie Ländern) die strukturellen,<br />

systemimmanenten Ursachen<br />

der Krise vernachlässigt werden. Die<br />

zunächst von fast allen Staatschefs erklärte<br />

Grundhaltung der gemeinsamen<br />

Verantwortung für die Ursachen und<br />

die Suche nach Lösungen schwand in<br />

diesem Prozess immer mehr. Die hohe<br />

Wertschätzung der Zukunftschancen,<br />

die ein weiteres Zusammenwachsen<br />

von und in Europa in einer globalisierten<br />

Welt bietet, wurde brüchig. Die<br />

lange vor der Einführung der gemeinsamen<br />

Währung bekannten erheblichen<br />

Unterschiede in der Wirtschaftskraft<br />

und Wettbewerbsfähigkeit wurde<br />

nun zur Grundlage von gegenseitigen<br />

Schuldzuweisen bis hin zu Diffamierungen<br />

und führten zu wachsendem Misstrauen.<br />

Dieses wiederum betont und verstärkt<br />

die Ungleichgewichte in der Verteilung<br />

des privaten Reichtums ebenso<br />

wie in der Wirtschaftskraft und Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Länder. Die bisher<br />

umgesetzten (Spar-)Maßnahmen zum<br />

Schuldenabbau und zur Haushaltskonsolidierung<br />

verstärken die private<br />

und öffentliche Armut. Dies ist nicht nur<br />

eine Frage der Gerechtigkeit, sondern<br />

auch des sozialen Friedens und der Zukunftsfähigkeit<br />

insgesamt. Wenn diese<br />

bedroht sind, betrifft das auch die Wohlhabenden<br />

und Reichen, die von den<br />

Ausgabenkürzungen, der Arbeitslosigkeit<br />

und Perspektivlosigkeit bislang<br />

kaum betroffen sind.<br />

Bedauerlicherweise wurde bei den Konsolidierungsmaßnahmen<br />

sowohl auf<br />

nationaler wie auf internationaler Ebene<br />

bisher überwiegend auf die Ausgaben<br />

fokussiert. In Deutschland hatten die<br />

Kirchen und kirchlichen Verbände bei<br />

ihren Stellungnahmen zur Verankerung<br />

der Schuldenbremse in den Verfassungen<br />

von Bund und Ländern betont,<br />

dass bei der Haushaltskonsolidierung<br />

auch die Einnahmenseite einbezogen<br />

werden muss. Dies gilt selbstverständlich<br />

und umso mehr auch für Europa<br />

insgesamt. Angesichts der Tatsache,<br />

dass die Privatvermögen in der Eurozone<br />

etwa das Fünffache der Staatsschulden<br />

betragen, ist es unerlässlich,<br />

auch Alternativen, die konsequenter<br />

eine moderate Besteuerung<br />

dieser Vermögen vorsehen,<br />

in die zukünftige Finanzpolitik<br />

einzubeziehen. Hier müssen<br />

die Länder, die bisher nicht über<br />

eine effiziente Steuerverwaltung<br />

verfügen, dabei unterstützt werden,<br />

die institutionellen Vorausset-<br />

Geld und Gut<br />

zungen dafür zu schaffen. Vor allem<br />

aber brauchen wir einen öffentlichen<br />

Diskurs über den Umgang und die<br />

Verantwortung von Reichtum, wie ihn<br />

die Kirchen bereits vor fünfzehn Jahren<br />

in ihrem Gemeinsamen Wort zur<br />

wirtschaftlichen und sozialen Lage in<br />

Deutschland gefordert haben. Dort<br />

heißt es, „Nicht nur Armut sondern<br />

auch Reichtum muss Gegenstand<br />

der öffentlichen Debatte sein.“ Es liegen<br />

zahlreiche fundierte Vorschläge<br />

für eine europäische Harmonisierung<br />

von Steuern, zum Abbau eines unproduktivenSteuersenkungswettbewerbs<br />

und zur Schließung von Steueroasen<br />

vor.<br />

Werden diese steuerpolitischen Maßnahmen<br />

ergänzt durch weitere Reformen<br />

im Bereich der Finanzaufsicht<br />

und –regulierung könnte dies nicht<br />

nur zu einer langfristigen Sicherung<br />

des Euro beitragen, sondern vor allem<br />

dazu führen, dass die Menschen<br />

Europa nicht primär mit Schulden,<br />

Belastungen und gegenseitigen Vor-<br />

<strong>10</strong> 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!