01.11.2012 Aufrufe

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

12. August 2012 Besonderer Gottesdienst 12. August 2012, 10 Uhr ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Geld und Gut<br />

der sich in seinem Beruf stets vor Gott<br />

und seinem eigenen Gewissen zu verantworten<br />

habe, was für ihn weit schwerer<br />

wiegt als jeder gesetzliche Zwang.<br />

Der im Wirtschaftsleben betrügerisch<br />

oder arglistig Handelnde schadet<br />

nicht nur der Gesellschaft oder seinem<br />

Nächsten, sondern zuerst sich selbst.<br />

So stellt Luther in seiner Kritik an Monopolen<br />

und Kartellen die Konsequenzen<br />

von Wucher und Monopolbildung<br />

für den einzelnen Marktteilnehmer mit<br />

Blick auf das siebte Gebot „Du sollst<br />

nicht stehlen“ dar, bevor er<br />

auf den daraus erwachsenden volkswirtschaftlichen<br />

Schaden für die Gemeinschaft<br />

eingeht. Auch Luthers<br />

Überlegungen zur Preisgestaltung orientieren<br />

sich in erster Linie am siebten<br />

Gebot und dem Doppelgebot der Liebe<br />

(Gottes- und Nächstenliebe), was die<br />

rücksichtslose Suche nach dem eigenen<br />

Vorteil verbietet und sich mit den<br />

Zielen moderner Börsen- und Bankenaufsicht<br />

durchaus in Deckung bringen<br />

ließe. Eine wichtige Einschränkung formuliert<br />

Luther bei allem Nachdenken<br />

über ökonomische Fragen: Die Welt –<br />

ganz gleich, ob nun die Welt der Wirtschaft<br />

oder Politik – bleibt aus Sicht des<br />

Reformators niemals sich selbst überlassen.<br />

Märkte beruhen weder allein auf<br />

einer ökonomischen Eigengesetzlichkeit,<br />

noch wird das, was in ihnen geschieht,<br />

rein deterministisch von Sachzwängen<br />

bestimmt. In Märkten handeln<br />

immer Menschen. Nicht „die Bank X“<br />

oder „das Unternehmen Y“ kann moralisch<br />

verwerflich oder richtig handeln,<br />

sondern moralisch handeln können nur<br />

die Menschen, die dort Verantwortung<br />

tragen. Dabei reflektiert der Mensch<br />

sein Handeln eben nicht nur aus ökonomischer<br />

Perspektive, sondern auch<br />

ethisch, weil er von sich und anderen<br />

Menschen als anständig wahrgenommen<br />

werden möchte, etwa als „ehrbarer<br />

Kaufmann“, als vertrauenswürdiger<br />

Politiker oder einfach als respektabler<br />

oder respektierter Bürger, der in seinem<br />

Beruf und mit seiner Arbeit einen Beitrag<br />

zur Gestaltung seiner Umwelt leistet.<br />

Am Ende handeln auch in Märkten<br />

aller Art immer Individuen, die sich für<br />

ihr Handeln verantworten müssen. Zur<br />

menschlichen Verantwortung gehört die<br />

permanente Erinnerung daran, dass wir<br />

unser Leben, unser Glück oder unsere<br />

Gesundheit nicht uns selbst verdanken.<br />

Und dass auch beruflicher Erfolg nicht<br />

nur an unserer Leistung hängt. Diese Erkenntnis<br />

bedeutet keine Zurücknahme<br />

des in jeder Volks- oder Weltwirtschaft<br />

notwendigen Leistungsdenkens, sondern<br />

vielmehr die Warnung, menschliche<br />

Leistungen als Letztbegründung<br />

des (Wirtschafts-)Lebens auszugeben.<br />

Eine solche Sichtweise bewahrt vor<br />

Perfektionismus und macht immun gegen<br />

alle innerweltlichen Heils-Projekte.<br />

Einer der Kerngedanken der Reformation<br />

ist die Betonung der Verantwortlichkeit<br />

des Einzelnen vor Gott als Grundlage<br />

der individuellen Verantwortung. Der<br />

zur Freiheit Befreite trägt diese Verantwortung.<br />

Und die kann einem keine Institution,<br />

keine Bankenaufsicht und kein<br />

Finanzberater abnehmen.<br />

Nils Ole Oermann (38) ist Vizepräsident<br />

der Leuphana-Universität Lüneburg und<br />

Direktor des „Program on Religion, Politics<br />

andEconomics“ an der Humboldt-<br />

Universität und Pastor in Berlin. Der in<br />

Oxford promovierte Historiker und habilitierte<br />

Wirtschaftsethiker war von 2004<br />

bis 2007 der Persönliche Referent des<br />

Bundespräsidenten.<br />

Ende 2007 ist sein Buch „Anständig<br />

Geld verdienen. Protestantische Wirtschaftsethik<br />

unter den Bedingungen<br />

globaler Märkte“ im Gütersloher Verlagshaus<br />

erschienen.<br />

Und weiter sage ich euch: Es ist leichter,<br />

dass ein Kamel durch ein Nadelöhr<br />

gehe, denn dass ein Reicher ins Reich<br />

Gottes komme.<br />

Matthäus 19,24<br />

Darum sage ich euch: Sorget nicht für<br />

euer Leben, was ihr essen und trinken<br />

werdet, auch nicht für euren Leib,<br />

was ihr anziehen werdet. Ist<br />

nicht das Leben mehr denn die<br />

Speise? und der Leib mehr<br />

denn die Kleidung?<br />

Matthäus 6,25<br />

Geld und Gut<br />

Niemand kann zwei Herren dienen: entweder<br />

er wird den einen hassen und<br />

den andern lieben, oder er wird dem<br />

einen anhangen und den andern verachten.<br />

Ihr könnt nicht Gott dienen und<br />

dem Mammon.<br />

Matthäus 6,24<br />

Was hülfe es dem Menschen, so er<br />

die ganze Welt gewönne und nähme<br />

doch schaden an seiner<br />

Seele? Oder was kann der<br />

Mensch geben, damit er<br />

seine Seele wieder löse?<br />

Matthäus 16,26<br />

16 17

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!