Wirtschaftsraum....
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Europa transparent | Teil 40<br />
Gute Tipps aus Brüssel für Berlin<br />
Anfang Juni legte die EU-Kommis - Für Deutschland fordert die Kommission<br />
sion in Brüssel ihre neuen länderspezifischen<br />
Empfehlungen vor, tionen in Infrastruktur, Bildung und For -<br />
unter anderem mehr öffentliche Investi -<br />
die auf der Finanzminister-Tagung am<br />
8. Juni offiziell verabschiedet wurden.<br />
Statt Empfehlungen zur Bewältigung der<br />
aktuellen Finanzkrise stehen dieses Mal<br />
Hinweise – oder besser: Vorgaben – für<br />
mehr Wachstum und Beschäftigung in<br />
den EU-Staaten im Fokus. Weil die europäischen<br />
Volkswirtschaften, so der<br />
Befund der EU-Kommission, „allmählich<br />
wieder ins Lot“ kommen, werden<br />
statt Kriseninterventionen<br />
schung. Der Verkehr könnte hierzulande<br />
besser fließen, in der beruflichen Bildung<br />
und Weiterbildung bestehen bei benachteiligten<br />
Gruppen wie Langzeitarbeits -<br />
losen Optimierungsbedarf und die deutsche<br />
Innovationspolitik ist Brüssel nicht<br />
schlüssig genug. Bezüglich der deutschen<br />
Energiepolitik empfiehlt die EU-Kom mis -<br />
sion eine stärkere Europäisierung der<br />
Strom- und Gasnetze. Mit Sorge<br />
beobachtet die Kom mission<br />
grundlegende Missstände in<br />
den einzelnen Ländern aufgelistet.<br />
Die Empfehlungen<br />
Brüssel ist<br />
Innenpolitik –<br />
aber Brüssel<br />
die zusätzlichen Belastungen<br />
für die deutschen Renten -<br />
kassen – die Mütterrente<br />
entstanden nach einer eingehenden<br />
Analyse in jedem EU- Deutschland finanzieren und der Renten -<br />
liegt nicht in wäre besser über Steuern zu<br />
Staat. Entstanden sind „Leitlinien<br />
für die Ankurbelung des Wachstums,<br />
die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
und die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />
im Zeitraum 2014-2015“, heißt es dazu<br />
seitens der EU-Kommission. Aus Sicht<br />
der deutschen IHKs hat die Kommission<br />
bei „einigen wichtigen Themen exakt<br />
auf den Punkt getroffen“, lobt<br />
Dr. Günter Lambertz, Leiter der Brüsseler<br />
Vertretung des Deutschen Industrie- und<br />
Handels kammertages (DIHK).<br />
beginn sollte später erfolgen.<br />
Die Einführung eines Mindestlohns<br />
wird hingegen nicht grundsätzlich abgelehnt,<br />
die Maßnahme steht jedoch unter<br />
Beobachtung. Gefordert wird außerdem<br />
eine bessere Verfügbarkeit von ganztägigen<br />
Kinderbetreuungseinrichtungen und<br />
Ganztagsschulen mit hoher Bildungs -<br />
qualität. Ein Dauerbrenner bleiben die<br />
deutschen Wettbewerbsbeschränkungen<br />
bei „bestimmten freiberuflichen Dienst -<br />
leistungen“.<br />
Viel Lob aus Brüssel gibt es hingegen für<br />
die deutsche Haushaltskonsolidierung.<br />
Deutschland gilt diesbezüglich als europäischer<br />
Musterschüler – mit einem<br />
Makel: Die Ausgestaltung der Finanz -<br />
beziehungen zwischen Bund, Ländern<br />
und Gemeinden wird als verbesserungsbedürftig<br />
angesehen. Die EU-Kommission<br />
hat ihre Zweifel, ob hierzulande jetzt<br />
und in Zukunft „angemessene öffent -<br />
liche Investitionen auf allen staatlichen<br />
Ebenen“ sichergestellt sind. Angesichts<br />
der viel zu niedrigen Investitionsquote<br />
der öffentlichen Hände, die deutsche<br />
Infrastruktur wird auf Verschleiß gefahren,<br />
verlangt diese Einschätzung aus<br />
Brüssel dringend nach der einzig mög -<br />
lichen Antwort: Mehr Geld für Straßen,<br />
Schienen & Co.<br />
Deswegen: Nachbessern, sonst droht<br />
Nachsitzen. Andere EU-Staaten arbeiten<br />
derzeit hart an ihrer Wettbewerbs fähig -<br />
keit. Geschieht bei uns nichts, werden die<br />
vorhandenen deutschen Standortvorteile<br />
sehr schnell wegschmelzen. w<br />
EU-Slang: Länderspezifische Empfehlungen 2014-2015<br />
Seit 2011 überprüft die EU-Kommission jedes Jahr die wirtschaftliche und soziale<br />
Lage jedes EU-Mitgliedstaats, und sie empfiehlt den nationalen Politikern bestimmte<br />
Maßnahmen, um Arbeitsplätze und Wohlstand zu erhalten beziehungsweise<br />
auszubauen. Die Kommission veröffentlicht diese länderspezifischen Empfehlungen<br />
(engl. „Country-specific Recommendations“) im Sommer, damit die Parlamente bei<br />
ihren Haushaltsberatungen im Herbst die Empfehlungen berücksichtigen können.<br />
Die Empfehlungen basieren auf einer ausführlichen Bewertung<br />
der jeweiligen nationalen Pläne. Mehr unter<br />
www.ec.europa.eu/europe2020/pdf/csr2014/csr2014_germany_de.pdf und<br />
www.ec.europa.eu/europe2020/pdf/csr2014/nrp2014_germany_de.pdf.. w<br />
Juli & August 2014 | Hanau-Kinzigtal | <strong>Wirtschaftsraum</strong> | 53