gute besserung! 2014/2
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8 Interview Interview 9<br />
Als Botschafterin für<br />
das Reformationsjubiläum<br />
2017<br />
setzt sich Margot<br />
Käßmann für die<br />
Vernetzung kirchlicher<br />
und weltlicher<br />
Belange ein.<br />
Schmerz, lass nach<br />
Margot Käßmann ist eine starke Frau, die Schicksalsschläge unterschiedlicher<br />
Art mithilfe ihres unerschütterlichen Glaubens verarbeitet. Daraus<br />
schöpft sie auch die Kraft, sich für andere einzusetzen, Mut zu machen und<br />
Belastungen anderer mitzutragen. Margot Käßmann hat sich nie unterkriegen<br />
lassen und auch im größten Schmerz ihr Gottvertrauen nie verloren.<br />
DAS GESPRÄCH FÜHRTE MONIKA ECKSTEIN<br />
Das ist Margot<br />
Käßmann<br />
Als ehemalige Ratsvorsitzende<br />
der<br />
evangelischen Kirche<br />
Deutschlands ist<br />
Margot Käßmann einer<br />
breiten Öffentlichkeit<br />
bekannt. Auch die<br />
zahlreichen Bücher<br />
der vierfachen Mutter<br />
finden viel Beachtung.<br />
Die studierte Theologin<br />
war jahrelang Bischöfin<br />
des Landes Hannover<br />
und ist Trägerin des<br />
Bundesverdienstkreuzes.<br />
Sie schafft<br />
es, zwischen Glauben,<br />
Gesellschaft und Politik<br />
Brücken zu schlagen<br />
und geht dabei keinem<br />
Konflikt aus dem Weg.<br />
Als vierfache Mutter, Krebspatientin und Seelsorgerin haben<br />
Sie Schmerz schon in vielfacher Form selbst erlebt und<br />
begleitet. Was tut Ihnen mehr weh, die körperlichen oder<br />
die seelischen Leiden? Mir tut am meisten weh, wenn ich<br />
anderen, die leiden, nicht wirklich zur Seite stehen kann.<br />
Menschen, die erschüttert sind über eine Krebsdiagnose.<br />
Oder ein junger Mensch, der weder ein<br />
noch aus weiß, weil ihm die Lebensperspektive<br />
fehlt. Das treibt mich oft um<br />
und, wie es altertümlich heißt, „dauert<br />
mich“.<br />
„Niemand kann tiefer fallen als in<br />
Gottes Hand!“ Ein Satz, der Sie begleitet<br />
und Ihre tiefe Überzeugung ausdrückt.<br />
Haben Sie je daran gezweifelt? Natürlich<br />
kenne ich Zweifel. Ich denke, es gibt<br />
keinen Glauben ohne Zweifel. Martin<br />
Luther hat einmal sehr schön gesagt,<br />
dass wir am Ende des Vaterunsers das<br />
„Amen“ ganz laut sprechen sollen gegen allen Zweifel. Das<br />
zeigt doch, dass auch der große Reformator davon wusste.<br />
Aber mein Lebensgefühl war immer: Gott hält Dich, hab<br />
keine Angst! Das ist sicher geprägt von meiner Mutter und<br />
meiner Großmutter, die Flucht, Vertreibung, Verlust liebster<br />
Menschen und Hab und Guts überstehen mussten, aber<br />
doch im Glauben Halt und Kraft fanden.<br />
„Mein Lebensgefühl<br />
war<br />
immer: Gott<br />
hält Dich, hab<br />
keine Angst!“<br />
Margot Käßmann<br />
Sie weisen immer wieder auf den Aufklärungs- und Handlungsbedarf<br />
im Bereich der Palliativmedizin hin. Was ist am<br />
drängendsten? Die Angst vieler Menschen vor einem qualvollen<br />
Sterben an Schläuchen ist immer wieder Argument<br />
für aktive Sterbehilfe, begleiteten Suizid. Wenn klar würde:<br />
Durch eine Patientenverfügung kannst Du klar sagen, Du<br />
willst nicht per Magensonde ernährt werden, Schmerzmedizin<br />
ist verfügbar und wird Dir helfen, schmerzfrei in den Tod<br />
zu gehen, dann wäre die Angst viel geringer. Wir müssen darüber<br />
reden, damit Sterben ein Prozess<br />
wird, der zum Leben gehört, den wir annehmen<br />
und mit dem wir Geduld haben.<br />
Auf dem deutschen Schmerz- und Palliativtag<br />
haben Sie gesagt: „Schmerz ist<br />
keine Strafe Gottes und das Ertragen<br />
keine Gottesfurcht.“ Sie plädieren damit<br />
für einen unbefangeneren Umgang<br />
mit Linderungsmöglichkeiten. Wie weit<br />
darf das gehen? Was können Patienten<br />
und Angehörige tun, wenn sie das Gefühl<br />
haben, es wird nicht genug unternommen?<br />
Patienten und Angehörige<br />
dürfen auf Schmerzmedizin drängen. Und auch wenn sie<br />
das Leben verkürzen sollte, ist das eine Form von passiver<br />
Sterbehilfe oder Sterbebegleitung, die für mich absolut vertretbar<br />
ist. Warum sollen Schmerzen sein, wenn die moderne<br />
Medizin sie lindern kann? Aber wir brauchen dafür bessere<br />
Beratung, bessere Ausbildung, bessere Verbreitung.<br />
Was machen Sie aktuell? Gibt es weitere Pläne? Zurzeit bin<br />
ich Botschafterin der Evangelischen Kirche für das Reformationsjubiläum<br />
2017. Aber ich konnte auch ein Buchmanuskript<br />
zum Thema Sterben fertigstellen, das mir sehr am<br />
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