Klassenspezifischer Habitus und/oder exklusive ... - Studium generale
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Klassen, die in der Regel höher bezahlten <strong>und</strong> zudem sehr sorgfältig ausgewählten Lehrer, eine<br />
bessere Ausstattung mit Lehrmitteln <strong>und</strong> großzügigere Schulräume mit vielfältigen Freizeit- <strong>und</strong><br />
Sportangeboten ermöglicht wird. In Rugby z.B. gibt es für gut 700 Schüler u.a. 21 Tennisplätze, 8<br />
Squash Courts, ein Schwimmbad, Studios zum Malen, Töpfern <strong>und</strong> Bildhauen, ein eigenes Theater<br />
<strong>und</strong> 25 Musikräume mit zwei Steinway-Konzertflügeln <strong>und</strong> drei Orgeln (ebd.: 56). Es ist deshalb<br />
nicht überraschend, daß die ehemaligen Schüler von Public Schools großen Wert darauf legen,<br />
daß ihre Kinder diese Eliteinstitutionen ebenfalls besuchen. So waren Anfang der 60er Jahre<br />
60% der Schüler in Eton die Söhne von Etonians, <strong>und</strong> heute ist es immerhin noch jeder dritte (Adonis<br />
/ Pollard 1997: 25; Sampson 1983: 143).<br />
Auch in den USA spielen private Elitebildungsinstitutionen die zentrale Rolle bei der sozialen<br />
Auslese im Bildungsbereich. Zwar besitzen Privatschulen nicht dieselbe Bedeutung wie in Großbritannien,<br />
dafür kommt den privaten Eliteuniversitäten wie Harvard <strong>oder</strong> Yale ein um so größeres<br />
Gewicht zu. Was den Schulsektor betrifft, so rekrutieren die angesehenen Privatschulen ihre Schüler<br />
aufgr<strong>und</strong> der hohen Schulgebühren, die in etwa ebenfalls einem halben Jahreseinkommen eines<br />
Durchschnittsverdieners entsprechen (Adams et al. 1992: 249), wie in Großbritannien überwiegend<br />
aus den oberen Klassen <strong>und</strong> Schichten der Gesellschaft. 46% der Familien, die ihre Kinder in<br />
private Internatsschulen schicken, weisen ein Einkommen auf, das mindestens das Vierfache des<br />
Durchschnittseinkommens ausmacht, weitere 20% eines in Höhe des drei- bis vierfachen Durchschnittseinkommens<br />
(Cookson / Persell 1985: 58). Bei den renommierten Schulen dürfte dieser<br />
Prozentsatz sogar noch deutlich höher liegen.<br />
An den privaten Universitäten bietet sich ein ähnliches Bild. Der Gr<strong>und</strong> dafür ist derselbe wie bei<br />
den privaten Schulen, die Studiengebühren. Sie erreichen bei den angesehenen Universitäten (ohne<br />
Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung) Summen von über 25.000 $ pro Jahr, d.h. fast zwei Drittel eines<br />
durchschnittlichen Familienjahreseinkommens, liegen aber auch sonst zumeist in einem Bereich,<br />
der die finanziellen Möglichkeiten der meisten US-Bürger deutlich übersteigt (Adams et al. 1992:<br />
621; Clotfelder 1996: 59ff.; OECD 1996: 86). An den privaten Universitäten <strong>und</strong> vor allem an der<br />
relativ kleinen Zahl der Renommieruniversitäten sind die Kinder aus den Familien von Unternehmern,<br />
leitenden Angestellten, Freiberuflern <strong>und</strong> höheren Beamten deshalb weit überproportional<br />
vertreten. Ungefähr 40% der Studienanfänger an den „very selective private colleges and universities“<br />
(ungefähr 70 an der Zahl) kommen aus Familien, deren Einkommen bei 100.000 $ <strong>und</strong> mehr<br />
pro Jahr liegt (Brint 1998: 199). Die verschiedenen finanziellen Hilfen ändern an dieser starken<br />
sozialen Selektion aus zwei Gründen nichts Nennenswertes. Zum einen wird die Unterstützung<br />
vielfach in Form zinsgünstiger Darlehen gewährt, muß nach dem <strong>Studium</strong> also zurückgezahlt<br />
werden. Bei Gesamtsummen von über 100.000 $ schreckt das viele ab, die aus nicht so begüterten<br />
Elternhäusern stammen. Zum anderen sorgt auch die Rekrutierungspraxis der angesehenen Privatuniversitäten<br />
für eine klare soziale Auswahl. Dort entscheidet ein sog. „Admissions committee“<br />
über die Zulassung der Bewerber (Feldman 1988: 3ff.). Betrachtet man die Resultate dieses Auswahlverfahrens<br />
am Beispiel Harvard, so zeigt sich, daß die Zulassungsquote für Bewerber, die<br />
insgesamt bei 22% liegt, bei den Bewerbern, die Absolventen von Privatschulen sind, 27,8% erreicht,<br />
bei denen, die auf den angesehenen Privatschulen New Englands waren, zwischen 38% <strong>und</strong><br />
40% <strong>und</strong> beim Nachwuchs der Alumni unter den Bewerbern sogar 42,6% (ebd.: 111ff.). Gr<strong>und</strong><br />
dafür ist vor allem die klassenspezifische Prägung der Aufnahmekriterien 38 . Trotz der Berücksichtigung<br />
von Minderheiten kommen daher über 50% der zum <strong>Studium</strong> in Harvard zugelassenen<br />
38 Würde das heutige Auswahlverfahren durch ein striktes Leistungs- <strong>oder</strong> ein Zufallsprinzip ersetzt, sänke der Anteil<br />
der Ehemaligen-Kinder <strong>und</strong> der Zöglinge der angesehenen Privatschulen um 50% (Feldman 1988: 176f.). Die entscheidende<br />
Bedeutung der sozialen Herkunft zeigt sich auch daran, daß in der Gruppe der außergewöhnlich begabten<br />
Studierenden jene, die aus Elternhäusern der höchsten von sieben Einkommenskategorien stammen, zu einem Drittel,<br />
die anderen aber nur zu einem Achtel an einer der 74 angesehensten Universitäten studieren (Hearn 1990: 131).