Ausgabe - Sudetenpost
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SUDETENPOST Folge 10 vom 19. Mai 1988<br />
25 Jahre Kreuzbergtreffen der Südmährer<br />
Die Auseinandersetzungen zwischen den<br />
europäischen Völkern dereinstigen Habsburg-<br />
Monarchie, so auch zwischen Deutschen und<br />
Tschechen, waren seit gewissermaßen urdenklichen<br />
Zeiten ein stets wiederkehrendes Element<br />
in den Ländern der Monarchie. Diese<br />
Auseinandersetzungen waren im Mittelalter<br />
und in den späteren Jahrhunderten nicht so<br />
sehr auf die Sprachenfrage abgestellt, sondern<br />
lag mehr in den soziologischen Gegensätzen.<br />
Zwischen Deutschen und Tschechen<br />
gab es überdies zufolge des Husitensturmes<br />
erhebliche religiöse Gegensätze.<br />
Die oft gestellte Frage, wer in den Sudetenländern<br />
zuerst da war, ob Deutsche oder<br />
Tschechen, ist eine Frage, die zu beantworten<br />
man wohl auf die Zeit der Völkerwanderung<br />
und der Markomannen und Quaden zurückgehen<br />
müßte, was wenig Sinn hat. Schließlich läßt<br />
sich so jede nationale Frage in Europa mit frühgeschichtlichen<br />
Argumenten aufrollen, ohne<br />
daß man überzeugen kann und für den Bau<br />
des vereinigten Europa nichts bringt.<br />
Mit Sicherheit kann man aber sagen, daß<br />
sich Deutsche und Tschechen ungefähr zur<br />
gleichen Zeit in Böhmen niedergelassen haben,<br />
die Deutschen in den Randzonen anschließend<br />
an die Herkunftsländer, die Tschechen<br />
im Landesinneren. Für die Südmährer<br />
gilt das nicht im gleichen Maße, in Mähren waren<br />
trotz des Großmährischen Reiches von<br />
Svatopluk die Deutschen wohl eher dagewesen,<br />
zumindest in Südmähren von Niederösterreich<br />
aus und in der Sprachinsel Iglau sowie<br />
in einigen anderen Sprachinseln.<br />
Leider hat eine rechtliche Regelung zwischen<br />
den Deutschen und Tschechen im Zentralraum<br />
Europas nie stattgefunden. Nur in den<br />
mährischen Ausgleichsgesetzen 1905 gelang<br />
in Mähren eine bis heute als mustergültig angesehene<br />
Regelung. Wäre das in Böhmen<br />
auch gelungen, wäre die Monarchie nicht mit<br />
dem so schwerwiegenden Konfliktstoff in den<br />
Ersten Weltkrieg eingetreten. Bekanntlich haben<br />
die Tschechen in Böhmen nicht unwesentlich<br />
zum Untergang der Monarchie beigetragen.<br />
Der Ausgang des Ersten Weltkrieges traf<br />
daher alle Sudetendeutschen völlig unerwartet.<br />
Die Republik Deutsch-Österreich machte<br />
alle Anstrengungen, um das Sudetenland, und<br />
zwar das angeschlossene Gebiet und die deutsche<br />
Sprachinseln, zu behalten. Ihre Proteste<br />
an die Pariser Friedenskonferenz blieben aber<br />
ohne jede Wirkung. Dies muß im Jahre 1988<br />
deutlichgemacht werden, weil die Sudetenfrage<br />
in Wirklichkeit bis heute nicht gelöst ist. Die<br />
Potsdamer Beschlüsse sind kein Völkerrechtsvertrag<br />
und außerdem ist ein Vertrag zu Lasten<br />
Dritter insoweit völkerrechtlich unwirksam. Im<br />
Gegenteil, die Vertreibung oder Aussiedlung<br />
oder Transferierung ist ein völkerrechtliches<br />
Delikt.<br />
Alle Österreicher dürfen diese geschichtlichen<br />
Abläufe und völkerrechtlichen Normen nicht<br />
zudecken. Das Jahr 1988 sollte vielmehr Anlaß<br />
dafür sein, ein Zusammenleben der Sudetendeutschen<br />
und der Tschechen erneut in die<br />
Wege zu leiten. Es gibt Stimmen von drüben<br />
und ein Buch mit dem Titel: „Wir haben uns<br />
selbst (die Tschechen) aus Europa vertrieben".<br />
Denn soferne das Gewissen aller Europäer jemals<br />
wieder empfindlich werden sollte, werden<br />
die Vertreibungen 1945 aus Mitteleuropa als<br />
eine unsterbliche Schande all derer im Gedächtnis<br />
bleiben, die sie veranlaßt oder sich<br />
damit abgefunden haben.<br />
25 Jahre Kreuzbergtreffen<br />
der Südmährer<br />
Die überwiegende Mehrheit der Südmährer<br />
hat diese geschichtlichen und völkerrechtlichen<br />
Gegebenheiten begriffen und schon<br />
1950 zum Verzicht auf Rache und Vergeltung,<br />
nicht aber zum Verzicht auf das Heimatrecht<br />
aufgerufen. Damit haben sie einen entscheidenden<br />
Schritt zum Bau des neuen Europas<br />
beigetragen. Natürlich ist dies derzeit nur im<br />
demokratischen Europa durchführbar. Aber<br />
die Europäischen Gemeinschaften haben eindeutig<br />
klargestellt, daß sie nur der Beginn,<br />
nicht aber das ganze Europa sind. Es ist daher<br />
notwendig, nichts zu überstürzen, aber es wäre<br />
falsch zu verschweigen, wie die Völkergemeinschaft<br />
zusammenleben soll. Die Vertretung der<br />
Menschenrechte darf eben nicht nur in Übersee<br />
zur Anwendung kommen, sondern wir sollen<br />
uns um jene Völker kümmern, die in Europa<br />
vor unserer Türe leben. Dabei hat zu gelten:<br />
Jeder Europäer hat Anspruch auf seine Heimat!<br />
Und deshalb glauben die Südmährer an<br />
dieses Europa und kommen seit ihrer Vertreibung<br />
Jahr für Jahr aus allen Teilen Europas<br />
und sogar aus Übersee zum Kreuzberg, um<br />
sich gegenseitig Mut und Trost zu geben. Im<br />
Jahre 1960 haben die Nikolsburger Landsleute<br />
vorgeschlagen, auf dem „Schweinbarther<br />
Berg" gegenüber ihrer Stadt ein Gedenkkreuz<br />
der Südmährer zu errichten. Schon im Dezember<br />
konnte ein sieben Meter hohes Kreuz aufgestellt<br />
werden. Im Juli 1963 war die feierliche<br />
Einweihung.<br />
Seither wird dieser Berg liebevoll der „Kreuzberg"<br />
genannt. Und die Kleinschweinbarther<br />
haben sich ohne Vorbehalt dieser Umbenennung<br />
angeschlossen. Zu seiner Einweihung<br />
sind Tausende Landsleute gekommen, waren<br />
aber mit Recht empört, als sie hörten, daß der<br />
damalige Innenminister die beabsichtigte<br />
Kundgebung nach der hl. Messe verboten<br />
hatte. Der Verfassungsgerichtehof hat der<br />
Volksmeinung in seinem Richterspruch Recht<br />
gegeben und das Verbot aufgehoben. Seither<br />
kommen die Südmährer Jahr für Jahr zu ihrem<br />
Kreuzberg. Die Südmährer danken auch bei<br />
diesem Treffen besonders den Einwohnern der<br />
Großgemeinde Drasenhofen und ihrem Bürgermeister<br />
dafür, daß sie sich auf die Seite der<br />
Südmährer und damit auf die Seite des Rechts<br />
gestellt haben.<br />
Und so soll dieser Rückblick dazu auffordern,<br />
weiterhin dafür zu wirken, daß die einstige<br />
Vision eines nordamerikanischen Präsidenten<br />
vom Selbstbestimmungsrecht aller Völker<br />
auch in Mitteleuropa zum Tragen kommt. Vor<br />
200 Jahren hat schon Goethe unser Schicksal<br />
— so scheint es — vorausgeahnt. Er hat uns<br />
aber auch gestärkt mit den Worten: Wer das<br />
Recht hat und die Geduld — für den kommt<br />
auch die Zeit!!!<br />
Noch eine große Bitte!<br />
Der Dachverband aller Südmährer in Österreich<br />
hat von Landsmann Willi Pfleger für das<br />
Jubiläum »25 Jahre Kreuzberg" Briefumschläge<br />
mit entsprechenden Motiven zur Verfügung<br />
gestellt bekommen. Auf der Vorderseite<br />
wird der Kreuzberg dargestellt, die Rückseite<br />
Sonderbriefmarkenstempel anläßlich des<br />
25. Kreuzbergtreffens<br />
Zu diesem besonderen Anlaß wurde für<br />
alle Briefmarkenfreunde, für alle Landsleute<br />
usw. ein sehr schöner Stempel geschaffen.<br />
Dieser soll vom Kreuzberg aus<br />
in alle Welt gehen und so für uns postalisch<br />
werben. Der Sonderstempel wird in<br />
Kleinschweinbarth zu haben sein, gedruckt<br />
auf sehr schönen Kuverts (auf der<br />
Rückseite mit einer Legende „25 Jahre<br />
Kreuzbergtreffen). Achten Sie auf die Hinweistafeln<br />
in Kleinschweinbarth. Daneben<br />
wird der Sonderstempel auch als<br />
Baustein für den Erhalt des Kreuzberges<br />
aufgelegt werden.<br />
Es wäre sehr schön, wenn sehr viele<br />
Landsleute und Freunde Grüße in alle<br />
Welt mit den schmucken Kuverts mit dem<br />
Sonderstempel versenden könnten —<br />
nehmen Sie aber auch die Bausteine mit<br />
nach Hause, Sie helfen damit den Initiatoren<br />
und den stillen Helfern, den Kreuzberg<br />
auszubauen und zu erhalten!<br />
Hier nun ein Abdruck des Sonderstempels:<br />
\<br />
&D 25JAHRE<br />
I<br />
KREUZBERGTREFFEN DER<br />
HEIMATVERTRIEBENEN<br />
L SÜDMÄHRER J<br />
& bei Kleinschweinbarth