Wien - Sudetenpost
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18 SUDETENPOST Folge 24 vom 19. Dezember 1991<br />
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CSFR-Kaleidoskop 1991<br />
Von Toni<br />
sogar deren Ministerpräsident Petr Pithart in<br />
der Tageszeitung, die sich schon immer als<br />
chauvinistisch orientiert auszeichnete: „Das<br />
Zusammenleben von Tschechen und Slowaken<br />
in einem gemeinsamen föderativen Staat<br />
als Dogma zu halten, über das es keinen Zweifel<br />
gibt, sind wir gewohnt. Die gegenwärtige politische<br />
Situation gebietet aber eine andere Betrachtungsweise"<br />
(Svobodné Slovo 8. 4. 1991).<br />
Enttäuscht über die geringen Auswirkungen<br />
der Ablösung des kommunistischen Regimes<br />
hat bereits Ende 1990 gerade unter den Tschechen<br />
eine ständig stärker werdende politische<br />
Apathie eingesetzt. Die vielen Anläufe, die<br />
nach wie vor führenden Kommunisten und Exkommunisten<br />
aus ihren einflußreichen Stellungen<br />
zu entfernen, zumindest aber ihren Einfluß<br />
zu verringern, haben bisher keinen Erfolg gebracht.<br />
Wie intern um die Macht gerungen wird,<br />
zeigte ganz deutlich das am 10. Oktober 1991<br />
erlassene „Lustrierungsgesetz" über das drei<br />
Tage im Parlament diskutiert wurde und nur mit<br />
zwei Stimmen Mehrheit, eine davon irrtümlich,<br />
durchgebracht werden konnte. Dieses Gesetz<br />
bedeutet keinesfalls ein Berufsverbot, wie die<br />
deutsche Presse (beeinflußt von den noch immer<br />
im Amt befindlichen alten KP-Funktionären)<br />
schreibt, sondern soll auf die Dauer von<br />
fünf Jahren ehemals führende Kommunisten<br />
von gewissen Bereichen fernhalten. Es bezieht<br />
sich u. a. auf die Sicherheitsdienst-Mafia, die<br />
rund 140.000 Stb-Zuträger (früher sagte man<br />
dazu udavaöi, denen vor den Retributionstribunalen<br />
mindestens 20 Jahre schweren Kerkers<br />
sicher waren), die Miliz und KP-Funktionäre in<br />
gehobenen Stellungen. Der stellvertretende<br />
ÖSFR-Ministerpräsident P. Rychtecky, ein Ex-<br />
KP-Funktionär, hat den Staatspräsidenten geraten,<br />
das Gesetz nicht zu unterschreiben, um<br />
es nicht in Kraft treten zu lassen (Respekt 7 —<br />
13. 10. 91)!<br />
Mit dem Ziel, eine etwaige neue Tschechoslowakei<br />
als reinen Nationalstaat zu errichten,<br />
einen Teil der Nichttschechen zu vertreiben<br />
(Deutsche, Madjaren, deutschsprachige Juden<br />
und eventuell die Polen) und einen anderen<br />
Teil zu assimilieren (vor allem die Slowaken,<br />
die er sich bis zuletzt weigerte als eigenes Volk<br />
anzuerkennen), waren sich Edvard Beneè und<br />
Stalin im Dezember 1943 einig. Ein Teil dieser<br />
Rechnung ging auf, doch das Fazit bildeten<br />
eine ganze Reihe von Katastrophen. Bis 1989<br />
lebten dann die Menschen, die das Pech hatten<br />
im Stalinschen Satellitenstaat CSR/CSSR<br />
sein zu müssen in einem großen Gulag, das<br />
Herget<br />
sich auch noch ein kleines Uran-KZ-Guläg uni<br />
St. Joachimsthal, Schlaggenwald und Pribrams<br />
leistete, wo viele Zehntausende fronten,<br />
um die sowjetischen „Friedens-Atombomben<br />
zu erzeugen. Man sah, wie das ganze Land immer<br />
ärmer wurde, wie ökologische Katastrophen<br />
ganze Landschaften zusammenbrechen<br />
ließen, daß Recht und Moral verkamen und<br />
nach dem politischen Planungsziel „Die Sowjetunion<br />
unser Vorbild" das Land immer mehr<br />
europäische Maßstäbe verlor und absank.<br />
Ist die Tschechoslowakei ein Nationalstaat<br />
geworden? Die letzte Volkszählung vom März<br />
d. J. spricht dagegen. Die Tschechen mußten<br />
sogar erheblich Haare lassen, da sich Mährer<br />
und Schlesier als eigene ethnische Einheit bekennen<br />
(1,360.156) und die Slowaken weit stärker<br />
ihre volkliche Eigenständigkeit betonen.<br />
Und es gibt nun noch mehr nationale Minderheiten<br />
als vor dem Krieg, vor allem viele Zigeuner.<br />
Die Deutschen, durch Jahrzehnte diskriminiert,<br />
haben sich von diesem Schock noch<br />
nicht erholt. (53.418) und warten ab, da sie<br />
noch nicht überzeugt sind, ob das, was man<br />
„sanfte Revolution" nennt, nicht auch wieder<br />
eine politische Fata Morgana ist.<br />
Eine ganze Reihe von neuen Gesetzen billigt<br />
nämlich den Deutschen nicht die gleichen<br />
Rechte zu wie den übrigen Bürgern.<br />
Einer der Vorkämpfer für eine wirkliche Verständigung,<br />
Ing. K. Groulik, Budweis, erklärte<br />
dies in einem Beitrag als „ausgemachten Rassismus"<br />
und sagte ferner: „...Während nun unsere<br />
Politik bisher nicht bereit ist, diese drängenden<br />
Probleme zu lösen und auch nicht bereit<br />
ist, die Öffentlichkeit über den wirklichen Stand<br />
der Dinge zu informieren, haben inzwischen<br />
unsere vertriebenen deutschen Landsleute innerhalb<br />
weniger Monate einen vielfachen Millionenbetrag<br />
zur Erneuerung der Ruinen der<br />
barbarisch verwüsteten Kirchen gewidmet.<br />
Auch wenn die offiziellen Stellen sich größtenteils<br />
nicht einmal bedanken, werden diese Initiativen<br />
fortgesetzt und verstärken sich ständig.<br />
Es ist an der Zeit, in den Beziehungen zu<br />
den Sudetendeutschen eine realistische Politik,<br />
nämlich das Recht und guten Willen, zur<br />
Anwendung zu bringen (Vyhledy, Taus,<br />
30/31/91)<br />
Vielen Tschechen ist es leid, immer noch<br />
„Osteuropa" zu sein. Der Weg nach Europa<br />
führt über Deutschland, auch über die Sudetendeutschen.<br />
Also müssen die Tschechen<br />
ihren Stolperstein, die Vertreibung und Retribution<br />
aus dem Weg räumen, um nach Europa<br />
gelangen zu können.<br />
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Wir haben gelesen<br />
„Glaube und Gottvertrauen in schwieriger Zeit."<br />
Prälat Prof. Dr. Josef Scharbert legt<br />
seine Memoiren vor.<br />
Das Sudetendeutsche Priesterwerk in<br />
Königstein hat als Band 27 seiner Veröffentlichungen<br />
die Lebenserinnerungen<br />
von Prälat Prof. Dr. Scharbert vorgelegt.<br />
Sie tragen als Titel ein Wort des Propheten<br />
Jesaja: „Fürchte dich nicht! Ich bin bei<br />
dir." Der Autor stammt aus Grosse im Hotzenplotzer<br />
Ländchen, aus dem einst zu<br />
Österreich, seit 1918 zur Tschechoslowakei<br />
gehörenden Schlesien. In dem Priester<br />
und Gelehrten Scharbert lebt die verbindende<br />
Kraft seiner Heimat, die einst<br />
Brückenfunktion zwischen Preußen und<br />
Österreich, zwischen Deutschen, Tschechen<br />
und Polen hatte. Nach dem Abitur in<br />
Freudenthal begann Scharbert mit dem<br />
Theologiestudium an der Phil.-Theol.<br />
Hochschule in Weidenau, wo sich deutsche<br />
Theologen der in der CSR liegenden<br />
Teile des Erzbistums Breslau und der im<br />
Sudetenland liegenden Teile des Erzbistums<br />
Olmütz mit Tschechen und Polen<br />
auf den Priesterberuf vorbereiteten.<br />
Kriegsdienst in Frankreich und Rußland,<br />
Sanitätsdienst und Kriegsgefangenschaft,<br />
Flucht aus polnischer Gefangenschaft<br />
und Untertauchen, schließlich die<br />
Vertreibung als Sudetendeutscher unterbrachen<br />
dieses Studium, das er in Bayern<br />
wieder aufnimmt, wo Scharbert 1948 für<br />
die Diözese Passau zum Priester geweiht<br />
wird. Wie der Vorsitzende des Sudetendeutschen<br />
Priesterwerkes (SPW), Pfarrer<br />
Friedrich A. Berger, in seinem Geleitwort<br />
betont, sieht es das SPW als eine Ehre an,<br />
daß Prälat Prof. Dr. Scharbert dem SPW<br />
seine Memoiren zur Veröffentlichung<br />
überließ und daß er mit diesem Rückblick<br />
ein Bekenntnis zu seiner sudetendeutschen<br />
Heimat ablegt. Der Wissenschaftler<br />
Scharbert ist weltbekannt. Er war Professor<br />
für Altes Testament in Freiburg und<br />
München. Manche seiner Bücher wurden<br />
Standardwerke mit mehreren Auflagen. Er<br />
ist Mitarbeiter bedeutender Fachzeitschriften<br />
und Fachlexika, er schrieb Kommentare<br />
zu verschiedenen Büchern des<br />
Alten Testamentes, in denen er sich besonders<br />
mit den Propheten und dem Pentateuch<br />
beschäftigte. Hier in diesem Buch<br />
aber wird lebendig, wie sein Wirken und<br />
Schaffen geprägt war von seiner Herkunft<br />
aus dem österreichischen Schlesien. Die<br />
sudetendeutsche Volksgruppe hat in der<br />
alten Heimat ebenso wie in der Vertreibung<br />
zahlreiche Priestergestalten, an denen<br />
sie sich orientierte und die ihnen in<br />
schweren Zeiten ebenso zur Seite standen<br />
wie im Alltag. Pater Karl Fritscher aus<br />
Zwittau ist hier zu nennen; Prälat und später<br />
Weihbischof Prof. Dr. Adolf Kindermann,<br />
der Gründer des Priesterwerkes;<br />
der unvergeßliche Pater Augustin Reimann<br />
oder „unser Pfarrer Hacker", um nur<br />
einige aufzuführen. Das gleiche gilt von<br />
den noch lebenden Priestern, die entweder<br />
schon mit ihrer Gemeinde gemeinsam<br />
das bittere Los der Vertreibung erlitten,<br />
oder erst nach der Vertreibung zum Priester<br />
geweiht wurden wie der Autor der hier<br />
vorgelegten Lebenserinnerungen. Dieses<br />
Buch von Scharbert gibt Mut, denn es<br />
zeigt, wie sich auch in den härtesten Jahren<br />
dieses Jahrhunderts gläubige Menschen<br />
von Gott getragen wußten und so<br />
das Leben meisterten. Erst 1990 konnte<br />
Prof. Scharbert in seiner Heimatgemeinde<br />
Grosse in der nunmehrigen CSFR<br />
seine erste hl. Messe feiern. Seine dort<br />
tschechisch und deutsch gehaltene Ansprache,<br />
mit der dieses Buch schließt,<br />
zeigt seine Verbundenheit mit seiner sudetendeutschen<br />
Heimat. Pfarrer Berger<br />
schreibt im Vorwort: „Als Priester und Religionslehrer<br />
wünsche ich dem Buch besonders<br />
viele junge Leser. Der Autor zeigt,<br />
wie seine Generation durch Krieg, Gefangenschaft<br />
und Vertreibung litt, aber aus<br />
ihrem Glauben und Gottvertrauen heraus<br />
nicht zu einer No-Future-Generation wurde,<br />
sondern das Wort des Herrn an Jesaja<br />
ernst nahm: „Fürchte Dich nicht, ich bin<br />
bei Dir."<br />
Josef Scharbert, Fürchte dich nicht! Ich<br />
bin bei dir. Rückblick eines Theologie-Professors<br />
auf seine Jugend in chaotischer<br />
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3b, D-6240 Königstein.