Prospekt - Testzentrale
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Testbesprechung<br />
117<br />
werden: .62 (Schuleinstellung) bis .80 (Soziale Integration,<br />
Klassenklima).<br />
Die im Handbuch ausgewiesenen Itemschwierigkeiten<br />
zeigen, dass die meisten Skalen eine schiefe, rechtsgipfelige<br />
Verteilung aufweisen. Die Itemtrennschärfen liegen<br />
großteils über .30, vereinzelt wurden auch Items mit geringeren<br />
Trennschärfen beibehalten, um die Vergleichbarkeit<br />
über die Schulstufen, vor allem in Hinblick auf den in<br />
Arbeit befindlichen FEESS 1-2, zu gewährleisten.<br />
Zur Konstruktvalidität berichten die Autoren verschiedene<br />
Faktorenanalysen, die überwiegend zwei mit<br />
den theoretischen Überlegungen recht gut übereinstimmende<br />
Faktoren ergeben: Die Skalen SE, AB, LF und GA<br />
laden hoch auf dem Faktor Schul- und Lernklima, der etwa<br />
40% der Varianz erklärt, SI und KK bilden den Faktor Sozialklima<br />
mit 20 bis 30% Varianzaufklärung. Die Skala SK<br />
lädt auf beiden Faktoren in geringerer Höhe.<br />
Als Beleg für die differentielle Validität des FEESS finden<br />
sich im Handbuch eine Reihe von Regressionsanalysen<br />
mit den Prädiktoren Geschlecht, Staatsangehörigkeit,<br />
Überalterung, Klassengröße, Teilnahme als Integrationsklasse.<br />
Die aufgeklärte Varianz ist auf Individualebene<br />
allerdings sehr gering (zumeist unter 5%), nur bei Verwendung<br />
von Klassendaten erreicht sie höhere Werte. So sind<br />
etwa das Klassenklima in Integrationsklassen schlechter,<br />
die Schuleinstellung und die Lernfreude bei nicht-deutschen<br />
Kindern und bei Mädchen besser.<br />
Als Außenkriterien wurden das Relative Selbstkonzept<br />
(Helmke, 1991), die Tagesbefindlichkeit über fünf<br />
Tage, die Rechtschreib- und Mathematikleistungen mittels<br />
Tests, die Schulnoten und Schullaufbahnempfehlungen<br />
der Lehrer sowie soziometrische Daten zur Beliebtheit<br />
in der Klasse erhoben. Während die Skala SK mäßig mit<br />
dem Relativen Selbstkonzept korreliert, sind alle anderen<br />
Zusammenhänge eher gering. Eine Klassifikation der<br />
SchülerInnen nach den soziometrischen Informationen in<br />
einen „positiv integrierten Typ“ und einen „Gegentyp“<br />
zeigt allerdings signifikante Unterschiede in den Skalen<br />
SI, SK, SE und GA bei Drittklässlern sowie in SI und KK<br />
bei Viertklässlern.<br />
Regressionsanalysen der Mathematik- und Rechtschreibtestleistungen,<br />
der Schulnoten und der Schullaufbahnempfehlungen<br />
mit den FEESS-Skalen als Prädiktoren<br />
ergeben, dass bei Drittklässlern nur das Selbstkonzept<br />
(SK) substantiellen Beitrag leistet (10–17% erklärter Varianz),<br />
bei Viertklässlern haben neben dem Selbstkonzept<br />
noch Anstrengungsbereitschaft und Schuleinstellung<br />
geringe Bedeutung. Insgesamt können in den vierten<br />
Klassen mit den Skalen SK, AB und SE 11–27% der Varianz<br />
der Testleistungen, Schulnoten und Schullaufbahnempfehlungen<br />
aufgeklärt werden.<br />
Die Normierung des FEESS 3-4 erfolgte in Hamburg<br />
und Schleswig-Holstein, wobei 55 dritte Klassen (n = 1144<br />
SchülerInnen) und 60 vierte Klassen (n = 1231 SchülerInnen)<br />
an der Untersuchung teilnahmen. Die Eichstichprobe<br />
umfasst 50,9% Jungen und 49,3% Mädchen. 14,4% der<br />
SchülerInnen waren überaltert, was dem durchschnittlichen<br />
Prozentsatz für Hamburg und Schleswig-Holstein<br />
entspricht. Die Autoren geben an, dass der Anteil nichtdeutscher<br />
Kinder höher als erwartet ist (17,9%). Eine<br />
Überprüfung des Einflusses der Variablen Geschlecht,<br />
Staatsangehörigkeit und Überalterung zeigt zwar Mittelwertsunterschiede<br />
in einigen Skalen, die allerdings so gering<br />
sind, dass sie maximal 4% der Varianz aufklären, so<br />
dass keine getrennten Normen für diese Variablen vorgesehen<br />
sind.<br />
Plus/Minus<br />
Während im Sekundarschulbereich die systematische Erfassung<br />
emotionaler und motivationaler Aspekte der<br />
Schulleistung neben der Diagnose kognitiver Fähigkeiten<br />
zum Standardrepertoire gehört, wurden solche Variablen<br />
bei Grundschulkindern bisher eher unsystematisch erhoben.<br />
Mit dem FEESS 3-4 ist es den Autoren gelungen, ein<br />
reliables, valides und ökonomisches Fragebogenverfahren<br />
vorzulegen. Besonders interessant ist die von den<br />
Autoren im Handbuch bereits angekündigte Erweiterung<br />
des FEESS auf die erste und zweite Schulstufe, weil damit<br />
die Diagnose nicht kognitiver schulischer Variablen<br />
über die gesamte Grundschulzeit möglich sein wird. Bedenkt<br />
man, dass in der Grundschule die Einstellung zu<br />
schulischem Lernen, Leistungsmotivation und das Fähigkeitsselbstkonzept<br />
durch die Erfahrungen in der Klasse<br />
wesentlich beeinflusst werden, so kommt dem FEESS<br />
besondere Bedeutung für eine diagnostisch gestützte<br />
Unterrichtsplanung zu. Konsequenterweise geben die<br />
Autoren nicht nur Individualnormen an, sondern ermöglichen<br />
mit Klassennormen den LehrerInnen auch eine<br />
Einschätzung der Gesamtsituation ihrer Klassen. Eine Anwendung<br />
des FEESS 3-4 im pädagogischen Kontext<br />
wird auch dadurch erleichtert, dass das Handbuch in<br />
vorbildlicher Weise teststatistische Begriffe anschaulich<br />
erklärt.<br />
Der gewichtigste Mangel des FEESS 3-4 in der vorliegenden<br />
Fassung liegt in der unzureichenden Normierung.<br />
In der Eichstichprobe befinden sich ausschließlich SchülerInnen<br />
aus Hamburg und Schleswig-Holstein, wobei die<br />
Autoren anmerken, dass es sich um „keine echte Zufallsstichprobe“<br />
handelt, weil zwar die Klassen innerhalb der<br />
Schulen, nicht aber die Schulen zufällig ausgewählt wurden<br />
(S. 76). Darüber hinaus enthält die Stichprobe auch für<br />
die untersuchte Region einen zu hohen Anteil nicht deutscher<br />
Kinder. Bei einer Erprobung des FEESS an österreichischen<br />
SchülerInnen mit durchwegs sehr guten verbalen<br />
Fähigkeiten durch die RezensentInnen traten jedenfalls<br />
einige Verständnisprobleme auf, die wir einer regional<br />
so eingeschränkten Normierung zuschreiben.<br />
Literatur<br />
Bandura, A. (1997). Self-efficacy: The exercise of control.<br />
Basingstoke: Freeman.