Etwas mehr Creme, bitte! - topfit-gesund
Etwas mehr Creme, bitte! - topfit-gesund
Etwas mehr Creme, bitte! - topfit-gesund
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
24 Rat und Hilfe aus der Apotheke<br />
Arzneipflanze des Jahres 2013<br />
Große Kapuzinerkresse<br />
Akute Nasennebenhöhlenentzündung, Bronchitis und Blasenentzündung<br />
— dagegen gibt es mittlerweile eine neue Waffe aus<br />
der Natur: die Große Kapuzinerkresse, ursprünglich eine aus<br />
Südamerika stammende Zierpflanze. Ihre antibiotisch wirkenden<br />
Inhaltsstoffe geben zur Hoffnung Anlass, dass sie vielleicht<br />
bestimmte synthetische Antibiotika ersetzen könnte.<br />
Von Apotheker Thomas Knaier und Dr. Johannes Gottfried Mayer<br />
Der Studienkreis für Entwicklungsgeschichte<br />
der Arzneipflanzenkunde an der Universität<br />
Würzburg hat im vergangenen<br />
Herbst eine vom Menschen schon lange genutzte<br />
Heilpflanze zur Arzneipflanze des Jahres 2013<br />
gewählt. Dieses Mal erfolgte die Anregung aus<br />
der medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg<br />
von Prof. Frank sowie aus Gießen, wo<br />
derzeit an den medizinischen Instituten umfangreiche<br />
Studien mit Extrakten aus dem Kraut<br />
der Großen Kapuzinerkresse und Meerrettich<br />
durchgeführt werden. Das ursprünglich aus<br />
Südamerika stammende, wunderschön orangerot<br />
blühende Ziergewächs kann man vom Mai<br />
bis in den Herbst oft in Bauerngärten und auf<br />
Komposthaufen finden.<br />
Wissenswertes zur<br />
Botanik<br />
Die Große Kapuzinerkresse (Tropaeolum majus)<br />
aus der Familie der Tropaeolaceae (Kapuzinerkressengewächse)<br />
stammt ursprünglich aus Peru<br />
und ist bei uns ein beliebtes Ziergewächs. An einem<br />
fleischigen Stängel finden sich sattgrüne<br />
schildförmige, runde Blätter, die in der Mitte<br />
des Blattrückens am Stängel befestigt sind. Die<br />
großen, zarten Blüten sind helmförmig angeordnet.<br />
Die schildförmigen Blätter und helmförmigen<br />
Blüten führten zum wissenschaftlichen Namen<br />
»Tropaeolum«. Das Wort ist eine Verkleinerungsform<br />
von »tropaeum«, was in etwa mit »gestutzter,<br />
mit Waffen behängter Baum« übersetzt<br />
werden kann – ein Zeichen des Sieges.<br />
Für die Kapuzinerkresse hat die Komission E<br />
eine Positivmonographie erlassen. Geerntet<br />
wird das Kraut in der Blütezeit, die von Mai bis<br />
in den Herbst dauert. Geruch und Geschmack<br />
erinnern an Brunnenkresse.<br />
Verwendung in Garten<br />
und Küche<br />
Die über Mauern kletternde oder am Boden<br />
kriechende Pflanze mit ihren leuchtend gelborangen<br />
bis roten Blütenblättern findet sich in<br />
vielen Gärten. In der Küche werden die essbaren<br />
Blüten der Kapuzinerkresse, oft auch die<br />
frischen, kreisrunden Blätter, gern auf Salat angerichtet.<br />
Beide sind essbar, ebenso die Samen.<br />
Der deutsche Name bezieht sich übrigens auf<br />
die Form der Blüten, die an die Kapuzen von<br />
Mönchskutten erinnert.<br />
Kleine Medizin geschichte<br />
der Kapuzinerkresse<br />
Die Kapuzinerkresse gehört zur Familie der<br />
Kapuzinerkressengewächse, diese wiederum<br />
zur Gattung der Kreuzblütlerartigen (Brassicales)<br />
– sie ist also kein Kreuzblütler. Es handelt<br />
sich viel<strong>mehr</strong> um einen Neophyten. So werden<br />
Pflanzenarten bezeichnet, die erst nach den großen<br />
Entdeckungen, also nach 1500, nach Europa<br />
gekommen sind.<br />
Die ursprüngliche Heimat der Kapuzinerkresse<br />
ist das Andengebiet Perus und Boliviens, sie<br />
wurde aber auch in den kühleren Regionen Mittel-<br />
und Südamerikas angebaut. Bereits die Inkas<br />
nutzten sie als Garten- und Heilpflanze, vor<br />
allem als Schmerz- und Wundheilmittel. Mönche<br />
wie der Jesuit Bernabé Cobo (1582–1657)<br />
haben sich mit der Heilkunde der Indianer befasst<br />
und dabei auch die Kapuzinerkresse beschrieben.<br />
In der Volksmedizin der Indianer<br />
Südamerikas wird die Pflanze heute noch bei<br />
Hautkrankheiten, Skorbut, Vergiftungen, Kopfschmerzen,<br />
Husten und Bronchitis verwendet.<br />
In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />
wurde die Kapuzinerkresse auch in Europa bekannt.<br />
Der berühmte Hortus Eystettensis von<br />
1613 bietet ein Bild der Kleinen Kapuzinerkresse.<br />
Zunächst galt sie vorwiegend als Zierpflanze.<br />
Im 18. Jahrhundert wurde sie vor allem gegen<br />
Skorbut eingesetzt, was aufgrund des hohen<br />
Vitamin-C-Gehalts durchaus sinnvoll ist. Eine<br />
intensivere wissenschaftliche Beschäftigung mit<br />
der Kapuzinerkresse erfolgte jedoch erst im 20.<br />
Jahrhundert.<br />
Wirksame Inhaltsstoffe<br />
Kapuzinerkresse enthält viel Vitamin C, für die<br />
medizinische Wirkung sind jedoch vor allem<br />
ihre Glucosinolate von Bedeutung. Glucosinolate<br />
finden sich sonst vor allem in Kreuzblütlern<br />
(Brassicaceen), etwa im Meerrettich. Sie sind für<br />
den scharfen Geschmack verantwortlich und<br />
werden bei der Einnahme enzymatisch in Senföle<br />
(Isothiocyanate = ITC) umgewandelt, die<br />
die Ver<strong>mehr</strong>ung von verschiedenen Bakterien,<br />
Viren und Pilzen hemmen können und zudem<br />
Topfit 2 / 2013