P.T. MAGAZIN 02/2012
Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft. Offizielles Informationsmagazin des Wettbewerbs "Großer Preis des Mittelstandes" der Oskar-Patzelt-Stiftung
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Unwichtig für das Alltagsgeschäft<br />
Die Frauenquote wird überbewertet – Stimmen aus dem deutschen Mittelstand<br />
Wirtschaft<br />
Die Kanzlerin ist das Aushängeschild der CDU. Ob sie die gleiche Anerkennung genießen<br />
würde, wenn sie per Quotenregelung gewählt worden wäre?<br />
Hersteller von<br />
wiederverwendbaren<br />
Kunststoffverpackungen<br />
Schoeller Arca Systems GmbH<br />
Sacktannen, 19057 Schwerin<br />
Tel.: +49 385 6452 0<br />
info.schwerin@schoellerarca.com<br />
www.schoellerarcasystems.de<br />
(Foto: Ah Keung/Flickr.com)<br />
Wer hätte das gedacht? Den heftigsten<br />
Streit über Sinn, Zweck und Ausgestaltung<br />
einer Frauenquote für Führungsaufgaben<br />
in der deutschen Wirtschaft führen<br />
in schöner Regelmäßigkeit zwei Frauen:<br />
Die Bundesministerinnen Ursula von der<br />
Leyen und Kristina Schröder. Beide gelten<br />
als ehrgeizig und würden sich kaum als<br />
Quotenfrauen einordnen lassen wollen.<br />
Das denkt der Mittelstand<br />
Ob eine Frauenquote für Führungsfunktionen<br />
in deutschen Unternehmen sinnvoll<br />
ist, das hat das Sindelfinger Personalberatungsunternehmen<br />
Centomo GmbH & Co.<br />
KG in einer Umfrage mit dem Titel „Frauenquote:<br />
Das denkt der Mittelstand“ unter<br />
1.300 Entscheidern aus dem Mittelstand<br />
zwischen Nordseestrand und Alpenrand<br />
ermittelt - mit beachtlichen Ergebnissen:<br />
Für über 80 Prozent der befragten Unternehmer<br />
oder Geschäftsführer – 57 Prozent<br />
waren weiblich, 43 Prozent männlich<br />
– spielt die Frauenquote für die tägliche<br />
Arbeit überhaupt keine Rolle.<br />
Fast 70 Prozent sind zudem der<br />
Ansicht, dass Quoten grundsätzlich das<br />
Leistungsprinzip konterkarieren. Führen<br />
Politik und Medien in Deutschland also<br />
eine Phantomdebatte? „Es spricht vieles<br />
dafür“, sagt Centomo-Geschäftsführer<br />
Michael Zondler, der das Thema versachlichen<br />
will. „Wir hatten schon aus vielen<br />
Gesprächen mit unseren Kunden den Eindruck,<br />
dass mit der Frauenquote in Berlin<br />
ein Thema aufgeblasen wird, das so in<br />
den Betrieben überhaupt nicht existiert<br />
und die Politiker mehr interessiert als die<br />
Betroffenen. Vor diesem Hintergrund sind<br />
die Ergebnisse nicht überraschend.“<br />
Agieren Frauen umsichtiger?<br />
Oftmals werde im Zusammenhang mit<br />
der scheinbaren Notwendigkeit einer<br />
Frauenquote der Eindruck erweckt, dass<br />
weibliche Vorgesetzte umsichtiger agierten<br />
oder mehr Einfühlungsvermögen mitbringen.<br />
Hierfür gibt es in der Wertung der<br />
Praktiker keine Klarheit: 40 Prozent der<br />
Befragten sind hier unsicher, jeweils rund<br />
30 Prozent sprechen sich für (29 Prozent)<br />
bzw. gegen (31 Prozent) diese These aus.<br />
In der Konsequenz findet sich auch keine<br />
32 P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 2/<strong>2012</strong><br />
Iris Helbeck gründete 1991 die<br />
Forster Industrie- und Kesselreinigung<br />
GmbH. Heute beschäftigt<br />
sie über 500 Mitarbeiter und ist<br />
Preisträgerin des „Großen Preises<br />
des Mittelstandes“<br />
Oskar-Patzelt-Stiftung<br />
n In der Oskar-Patzelt-Stiftung wird<br />
der Vorstand und das Kuratorium<br />
von vier Personen geleitet. Drei<br />
davon sind weiblich, also beträgt<br />
der Frauenführungsanteil 75 Prozent.<br />
Ganz ohne Quote.<br />
Prinzip GMV im Mittelstand<br />
Mehrheit für die Annahme, ein Mehr an<br />
weiblicher Führungsverantwortung hätte<br />
die Wirtschafts- und Finanzkrise verringert<br />
oder gar verhindert: Insgesamt 64 Prozent<br />
sind der Ansicht, dass dies nicht der Fall<br />
wäre, wobei die weiblichen Befragten mit<br />
51 Prozent die Meinung vertreten, dass<br />
mehr Geschlechtsgenossinnen in Top-<br />
Positionen die Krise wohl besser gemeistert<br />
hätten. Fast 60 Prozent sind zudem<br />
der Ansicht, dass die Diskussion über die<br />
Frauenquote angesichts der wirtschaftlichen<br />
Herausforderung unangemessen ist.<br />
Klare Antworten gab es auf die Frage<br />
nach der Bedeutung von Quoten für das<br />
Leistungsprinzip: Mit einer satten Zweidrittel-Mehrheit<br />
(68 Prozent) stimmen die<br />
Befragten der These zu, dass Quoten das<br />
Leistungsprinzip außer Kraft setzen, bei<br />
den Männern stimmen hier 84 Prozent zu,<br />
bei den befragten Frauen 56 Prozent. Für<br />
den Fall, dass es tatsächlich eine gesetzlich<br />
geregelte Frauenquote für deutsche<br />
Unternehmen geben sollte, sprechen sich<br />
klare 72 Prozent der Praktiker dafür aus,<br />
dass diese nicht nur für Führungsaufgaben<br />
gelten soll. Hier liegen die Ansichten<br />
von Frauen und Männern unter den<br />
Befragten sehr dicht zusammen (Männer<br />
74 Prozent, Frauen 71 Prozent).<br />
In der Praxis nicht erwünscht<br />
Bei Centomo sieht man sich in der bisherigen<br />
Analyse des Themas Frauenquote<br />
nun weitgehend bestätigt: „Eine Frauenquote<br />
für Führungsaufgaben wird offensichtlich<br />
in der Praxis nicht gewünscht und<br />
offensichtlich auch nicht benötigt. Hier<br />
klaffen politische Theorie und unternehmerische<br />
Praxis leider weit auseinander“,<br />
sagt Michael Zondler. Viel bedeutender<br />
als die Geschlechterfrage seien Fachkompetenz<br />
und Soft Skills. Zondler: „Wenn die<br />
Ministerinnen weiter streiten, ob man<br />
eine Quote braucht oder nicht und wie<br />
man sie denn umsetzt, dann sollten sie<br />
dies vielleicht in ihrer eigenen Bundestagsfraktion<br />
tun: Die CDU/CSU-Fraktion<br />
hat nämlich mit 20,1 Prozent den geringsten<br />
Frauenanteil aller im Bundestag vertretenen<br />
Fraktionen.“ n<br />
Andreas Schultheis<br />
n GMV – Gesunder Menschenverstand – ersetzt im Mittelstand unnötige Überregulierung. Die<br />
"Frauen-Quote" beim Autohaus Hopp GmbH aus dem niedersächsischen Steyerberg, Finalist<br />
beim „Großen Preis des Mittelstandes“ 2011, beträgt 50 Prozent. Wiedereinsteigerinnen<br />
werden qualifizierte Arbeitsplätze für halbtags und Teilzeit zur Verfügung gestellt; sie werden<br />
gesondert qualifiziert. Ganz ohne Quote.<br />
(Foto: Boris Löffert)<br />
2/<strong>2012</strong> P.T. <strong>MAGAZIN</strong> 33<br />
F I N A L I S T<br />
Großer Preis des<br />
MITTELSTANDES