trafik a nten zeitung August/2013
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im blickpunkt<br />
Bei Nacht und Nebel<br />
Wie wird das Rauchverbot in den Nachtlokalen gehandhabt? Gastautorin Susanne<br />
MITTERBAUER hat sich für die Analyse des Status Quo die Nächte um die Ohren geschlagen.<br />
Ihre Erkenntnis: In den dämmerungsaktiven Wasserstellen der Stadt darf fast überall geraucht<br />
werden – noch.<br />
Die abendliche Fact-Finding-Mission<br />
beginnt<br />
standesgemäß auf der<br />
Ringstraße. Die „Albertina-Passage“<br />
wurde 2011 eröffnet<br />
und befindet sich dort, wo<br />
einst ein vergammelter unterirdischer<br />
Durchgang war. Heute ist<br />
dort ein Vorzeige-Etablissement<br />
der gehobenen Art. Restaurant,<br />
Lounge und Club mit Livemusik,<br />
und tanzen kann man auch. Über<br />
eine violett ausgeleuchtete Treppe<br />
geht es, vorbei an zwei massiven<br />
Bodyguards, in die Unterwelt, die<br />
Farbe Violett ist das Leitmotiv,<br />
gemäßigt von etwas Weiß. Alles<br />
sehr stylisch, sehr modern, sehr<br />
international. Die diversen Kritiken<br />
in den einschlägigen Foren<br />
loben die Küche, die Getränke,<br />
die Musik und die Möglichkeit,<br />
hier rauchen zu können. Nämlich<br />
an einer eigenen, abgeschlossenen<br />
Bar abseits des Hauptraumes und<br />
in einem rückwärtigen Salon, der<br />
an eine elegante Cigar-Lounge<br />
erinnert mit der edlen Holztäfelung,<br />
den ausladenden Fauteuils<br />
und der reichhaltigen Theke. Manager<br />
Martin Schulz-Wulkow erzählt<br />
„Die beiden Besitzer wollten<br />
einen großstädtischen Club für<br />
Menschen ab 30, für die ganz<br />
Jungen gibt es ja schon die Babenberger-Passage.<br />
Außerdem sind<br />
beide Herren Raucher. Wir wurden<br />
2012 zur besten Bar Österreichs<br />
gekürt, und darauf sind wir<br />
schon sehr stolz.“ Das Publikum<br />
ist buntgemischt und bewegt sich<br />
in allen Altersgruppen, auffallend<br />
ist, dass hier viele Frauen allein<br />
und in Gruppen unterwegs sind.<br />
„Ja wir passen gut auf die Damen<br />
auf, es gibt da keine Klagen.“<br />
Traditionslokal<br />
Ein völlig anderes Ambiente findet<br />
sich im Tanzcafe „Jenseits“<br />
nahe der Mariahilfer Straße.<br />
Schon allein die Geschichte des<br />
Hauses ist äußerst interessant.<br />
Einst war es ein Kontaktcafé<br />
„Albertinapassage“: cooles und trendiges Lila im Nichtraucherbereich – gemütlicher haben es<br />
aber die Raucher in der kuscheligen Lounge<br />
Altmodisch, aber vielleicht gerade deshalb so gemütlich: das<br />
„Jenseits“<br />
samt angeschlossenem Bordell,<br />
dann das „Café Esterhazy“, das<br />
auch eine besondere Klientel angezogen<br />
hat.<br />
Seit 1997 betreibt Peter Hofmann<br />
das Etablissement und<br />
ließ, architektonisch gesehen,<br />
fast alles beim Alten. Original<br />
Seidentapeten, schwülstig rote<br />
Bänke aus Samt, sehr dunkles<br />
Interieur. Geändert hat sich das<br />
Publikum – das besondere Lokal<br />
wurde sehr bald zum nächtlichen<br />
Refugium für Menschen<br />
aus der Kunstszene, des Films,<br />
der Architektur- und Werbebranche.<br />
„Dazu kann man nichts<br />
tun, das kommt von allein,“ erzählt<br />
Herr Hofmann, „aber es<br />
ist wohl so, weil hier bekannte<br />
Leute völlig unerkannt und unbelästigt<br />
ihre Nächte verbringen<br />
können. Und letztendlich sicher<br />
auch, weil hier geraucht werden<br />
darf. Zuerst nur in einem abgetren<strong>nten</strong><br />
Raum – daran wären<br />
wir finanziell fast gescheitert<br />
– und jetzt auch an der Bar. Es<br />
ist ja wirklich unvorstellbar, in<br />
einem Nachtlokal nicht rauchen<br />
zu dürfen.“ Das altmodische<br />
Ambiente hat wohl seinen Reiz<br />
für das hippe Publikum jenseits<br />
der dreißig. Musik wird von<br />
einem DJ gemischt, der noch mit<br />
Schallplatten und CDs arbeitet,<br />
die Richtung geht zu Jazz, Soul<br />
und Blues.<br />
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<strong>trafik</strong> a <strong>nten</strong> <strong>zeitung</strong> <strong>August</strong>/<strong>2013</strong>