Februar
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uhrgebiet:<br />
Friedlich<br />
miteinander leben<br />
lernen<br />
Gewaltpräventionsprogramme<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
Die Gewaltbereitschaft von Kindern<br />
und Jugendlichen steigt. Im Ruhrgebiet<br />
gibt es daher seit etlichen Jahren<br />
Gewaltpräventionsprogramme<br />
und -trainings, die langfristig für<br />
das Thema sensibilisieren und potenziellen<br />
Tätern und Opfern Handlungsalternativen<br />
vermitteln.<br />
In den vergangenen Monaten verübten Jugendliche<br />
einige spektakuläre Gewalttaten, die in den Medien<br />
breit diskutiert wurden. Immer wenn Jugendliche<br />
mit derart blinder Wut angreifen und töten, überschlägt<br />
sich die Berichterstattung der Medien, Politiker<br />
und Experten fordern ein „Frühwarnsystem“,<br />
mehr Psychologen an den Schulen und ein Verbot<br />
von „Killerspielen“. Dabei handelt es sich hier um<br />
die traurigen Spitzen einer Entwicklung, die bei Kindern<br />
und Jugendlichen allgemein bereits seit Mitte<br />
der 90er Jahre manifest zu beobachten ist und der<br />
nicht mit (punktuellen) Forderungen genüge getan<br />
werden kann: Die Gewaltbereitschaft von Kin-<br />
20 stadtblatt: 1 l 2007 <strong>Februar</strong>-März<br />
dern und Jugendlichen und die Intensität der Gewaltdelikte<br />
nimmt deutlich zu, die Hemmschwelle<br />
zu Straftaten sinkt. Das bestätigt die polizeiliche<br />
Kriminalstatistik und das bestätigen vor allem Lehrer,<br />
Pädagogen und Sozialarbeiter, die täglich mit<br />
Kindern und Jugendlichen arbeiten und zum Teil<br />
bereits seit etlichen Jahren durch Gewaltpräventionsprogramme<br />
konkrete und effektive Hilfe holen<br />
und anbieten.<br />
Busbegleiter-Ausbildung<br />
Auch im Ruhrgebiet gibt es von Seiten öffentlicher<br />
und privater Einrichtungen, der Kirche und freiberufl<br />
ichen Trainern ein breites Angebot an Präven-<br />
tionsprogrammen und -trainings. In Duisburg bei-<br />
spielsweise hat die Polizei bereits 1994 mit Gewalt-<br />
prävention begonnen und bietet aktuell Lehrer-<br />
fortbildungen und eine Busbegleiter-Ausbildung<br />
für Schüler ab der 8. Klasse an – kostenlos für jede<br />
interessierte Schule. „Die Busbegleiter-Ausbildung<br />
dauert mindestens ein halbes Jahr und fi ndet ein-<br />
mal pro Woche statt“, erklärt Kriminalhauptkom-<br />
missar Wolfgang Thomas, verantwortlich für den<br />
Bereich Gewaltprävention im Kommissariat Vor-<br />
beugung. „Die Schüler lernen in Rollen- und Ver-<br />
trauensspielen, wie sie während der Busfahrt Mit-<br />
schüler ansprechen, die sich gewalttätig verhalten,<br />
d.h. Mitschüler anpöbeln, mit ihren Schuhen die<br />
Sitze verschmutzen oder auf die Scheiben sprayen.“<br />
Ignoriert der betreffende Mitschüler die Aufforde-<br />
rung, sein gewalttätiges Verhalten zu unterlassen,<br />
entscheidet jeder Busbegleiter für sich, ob und bei<br />
wem er den Vorfall meldet. Sowohl die instruierten<br />
Busfahrer als auch verantwortliche Lehrer, Schulso-<br />
zialarbeiter und Schuldirektoren stehen den Busbe-<br />
gleitern in dieser Situation zur Verfügung und ent-<br />
scheiden über die Strafe für den Täter. Diese kann<br />
von einer Verwarnung oder Klassenkonferenz bis<br />
hin zu einem Schulverweis, einem Hausverbot bei<br />
der Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG oder<br />
einer Strafanzeige reichen. „Kinder unter 14 Jah-<br />
ren sind im Sinne des Strafrechts zwar schuldunfähig.<br />
Die wenigsten wissen aber, dass bereits Kinder<br />
ab acht Jahren angezeigt und zivilrechtlich für ihre<br />
Taten haftbar gemacht werden können.<br />
Das bedeutet, dass entweder ihre Eltern Schmerzensgeld<br />
oder Schadensersatz leisten müssen -<br />
oder aber der Kläger holt sich einen so genannten<br />
‚Titel’ auf das betreffende Kind. Der Titel gilt<br />
30 Jahre, so dass das Kind als Heranwachsender<br />
bzw. Erwachsener seine Schulden inklusive Zinsen<br />
zahlen muss“, erklärt Wolfgang Thomas und fügt<br />
hinzu: „Wenn ich ihnen das erzähle, kriegen die<br />
Kinder große Augen!“<br />
Selbstbewusstsein aufbauen<br />
Eine der vielen Schulen, die das Angebot der Polizei<br />
wahrnehmen, ist derzeit die Duisburger Gemeinschaftshauptschule<br />
„In den Haesen“. Um ihren zukünftigen<br />
Busbegleitern ein Höchstmaß an Sicherheit<br />
und Rückendeckung zu geben, arbeiten Schule,<br />
Duisburger Verkehrsgesellschaft DVG und Polizei<br />
hier Hand in Hand: Die Busbegleiter werden in<br />
jeder Klasse der Schule offi ziell vorgestellt, sie erhalten<br />
von Seiten der DVG einen Ausweis, den sie<br />
ihren Mitschülern vorzeigen können, und am Ende<br />
der Ausbildung ein Zertifi kat. Um die fachliche<br />
Qualität der Ausbildung zu sichern, wird jede Unterrichtsstunde<br />
zudem gemeinsam von Wolfgang<br />
Thomas (Polizei), Sigrun Oesterwind (Lehrerin) bzw.<br />
Helmut Stockhecke (Sozialarbeiter) und Andreas<br />
Grehl (DVG) geleitet. Zum einen bekommen die<br />
Busbegleiter durch diese intensive Betreuung einen<br />
fundierten Einblick in die unterschiedlichen Perspektiven<br />
dieser Interessensvertreter, zum anderen<br />
wird so eine gründliche Aufarbeitung und Supervision<br />
der Erfahrungen garantiert, die die Busbegleiter<br />
bei ihren ersten „Einsätzen“ machen.<br />
Von entscheidender Bedeutung für den langfristigen<br />
Erfolg dieses Präventionsprogramms ist außerdem<br />
die Tatsache, dass das Selbstbewusstsein der