Alles rund um den Fischotter
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6 TITELTHEMA<br />
Der <strong>Fischotter</strong> - Streitpunkt zwischen Naturschutz und Fischereiwirtschaft<br />
Teichbesitzer und Fischereivereine beklagen große Verluste<br />
Ein naturnahes Gewässer - Lebensra<strong>um</strong> des Otters. <br />
Foto: Demont<br />
Der <strong>Fischotter</strong> <br />
Freyung. Der <strong>Fischotter</strong> ist<br />
im ostbayerischen Grenzra<strong>um</strong><br />
nie ganz verschwun<strong>den</strong>.<br />
Zuwanderungen aus<br />
Tschechien und Österreich<br />
ergänzten <strong>den</strong> Bestand. „Der<br />
Erhalt des <strong>Fischotter</strong>s und<br />
seines Lebensra<strong>um</strong>s ist ein<br />
Lehrstück in Sachen Artenschutz“,<br />
so ein Zitat aus einer<br />
Broschüre der Wildland-Stiftung<br />
Bayern und des Bayerischen<br />
Staatsministeri<strong>um</strong>s für<br />
Umwelt. Im Otterhaus Bayern<br />
der Wildland-Stiftung in<br />
Mauth kann man sich in einer<br />
Ausstellung <strong>um</strong>fassend über<br />
<strong>den</strong> Otter und seine Lebensweise<br />
informieren.<br />
Genaue Zahlen über <strong>den</strong><br />
Otterbestand im Bayerischen<br />
Wald gibt es allerdings nicht.<br />
Schätzungen gehen von<br />
240 bis 300 Exemplaren aus,<br />
die sich hauptsächlich von<br />
Fischen und Krebsen ernähren.<br />
Der Otter darf nicht<br />
gejagd wer<strong>den</strong>. Auch Feinde<br />
in der Tierwelt hat der Otter<br />
nicht mehr, früher waren es<br />
Luchs und Wolf. Heute ist wohl<br />
sein größter Feind das Auto.<br />
Interessenkonflikt<br />
Mit der Nahrungsquelle<br />
des Otters beginnt der Interessenskonflikt<br />
zwischen<br />
Mensch und Tier. Fischteichbesitzer<br />
und Fischereivereine<br />
sind nicht glücklich über<br />
<strong>den</strong> Otter. Ringbetreuer Martin<br />
Maschke vom Fischerzeugerring<br />
Niederbayern berichtet<br />
im Gespräch, dass von <strong>den</strong><br />
204 angeschlossenen Betrieben<br />
98 Prozent über mehr<br />
oder weniger massive Otterschä<strong>den</strong><br />
klagen. Es gäbe jedes<br />
Jahr Betriebe, die aufhören da<br />
die Schä<strong>den</strong> zu groß gewor<strong>den</strong><br />
sind. Fische, die Fischereivereine<br />
in <strong>den</strong> Bächen aussetzen,<br />
holt sich der Otter. Dieser<br />
Interessenkonflikt ist nicht<br />
neu, aber in <strong>den</strong> letzten Jahren<br />
sind diese Schä<strong>den</strong> massiv<br />
„Otterscha<strong>den</strong>“ - hier ein angefressener Spiegelkarpfen. Bei gut gedecktem<br />
Tisch wird der Otter z<strong>um</strong> „Feinschmecker“ Foto: Maschke<br />
Foto: StMUV<br />
angestiegen. Es wer<strong>den</strong> Forderungen<br />
laut, <strong>den</strong> Bestand<br />
an Ottern zu reduzieren.<br />
Hierzu nochmals ein Zitat aus<br />
der breits erwähnten Broschüre<br />
des Wildland-Stiftung<br />
Bayern: “Der Erhalt von Tie<strong>rund</strong><br />
Pflanzenarten wie auch<br />
der Erhalt von Lebensrä<strong>um</strong>en<br />
ist inzwischen ein zentrales<br />
und globales Problem- und<br />
Aufgabenfeld der Menschheit.“<br />
Also ist hier wohl ein<br />
Interessenausgleich zwischen<br />
Mensch und Tier gefragt. Der<br />
Otter ist ein Raubtier, der Biber<br />
nicht. Für <strong>den</strong> Biber gibt es<br />
Biberberater, einen Managementplan<br />
sowie einen Biberfond<br />
für Schä<strong>den</strong>. Für <strong>den</strong><br />
Otter existiert nach jahrelangen<br />
Diskussionen seit 2013<br />
ebenfalls ein Managementplan.<br />
In ihm wird der Interessenkonflikt<br />
beschrieben und<br />
Lösungen wer<strong>den</strong> vorgeschlagen.<br />
Wie sieht dies nun in der<br />
Praxis aus?<br />
Einen direkten Otterfond, <strong>um</strong><br />
Schä<strong>den</strong> zu regulieren gibt es<br />
noch nicht. In der Praxis dürfte<br />
allein die genaue Scha<strong>den</strong>sermittlung<br />
schwierig sein. Wie<br />
soll man genau nachweisen,<br />
wieviel Fische sich der Otter<br />
geholt hat und wieviele verletzt<br />
wur<strong>den</strong>? Was vorgeschlagen<br />
wird, ist die Errichtung<br />
von Zäunen. Dies wird bis zu<br />
70 Prozent der Materialkosten<br />
bezuschusst.<br />
Die Zaunmontage und Wartung<br />
verursacht ebenfalls<br />
erhebliche Kosten. Bei großen<br />
Teichen können die Kosten<br />
dadurch schnell in fünfstellige<br />
Bereiche klettern. Außerdem<br />
ist man anschließend<br />
zehn Jahre für <strong>den</strong> Zaun verantwortlich.<br />
Allein die Errrichtung<br />
eines Zauns im Ortsaußenbereich<br />
fällt in der Regel<br />
unter das Baurecht. Für die<br />
Baugenehmigung sowie<br />
für die Förderung sind ganz<br />
bestimmten Rahmenbedingungen<br />
vorgeschrieben. Bei<br />
einem Bachlauf ist ein Zaun<br />
unmöglich, allein schon<br />
wegen der vielen G<strong>rund</strong>stückbesitzer.<br />
Diese Ausführungen<br />
zeigen, dass bei aller<br />
Wichtigkeit des Naturschutzes<br />
auch die daraus entstehen<strong>den</strong><br />
Interessenkonflikte<br />
dringend einer dauerhaften<br />
Lösung bedürfen.<br />
Vielleicht gäbe es auch die<br />
Möglichkeit einem Otter die<br />
Jagd nach seiner Beute doch<br />
etwas schwerer zu machen.<br />
Naturnahe<br />
Früher hatten es die Fische in<br />
naturnahen Gewässern leichter,<br />
dem Otter zu entkommen.<br />
Wasserpflanzen, Äste im Wasser<br />
und überhängende Ufer<br />
boten viele natürliche Versteckmöglichkeiten.<br />
Heute<br />
wird oft bis an <strong>den</strong> Bachrand<br />
gepflügt, die Bäche sind<br />
begradigt und reingespülte<br />
Erde bildet Schlamm im Bachbett.<br />
Deshalb hat die Stiftung<br />
Wildland bisher bereits ca. 100<br />
Hektar Uferg<strong>rund</strong>stücke aufgekauft,<br />
<strong>um</strong> <strong>den</strong> betreffen<strong>den</strong><br />
Bach wieder in einen naturnahen<br />
Zustand zu überführen.<br />
In wieweit man einen naturnahen<br />
Zustand in einem Teich<br />
herstellen kann, das kann<br />
wahrscheinlich der betroffene<br />
Teichbesitzer am besten beurteilen.<br />
Ob Erleichterungen<br />
beim Bau- oder kleinen Wasserecht,<br />
die Frage wo ein Zaun<br />
sinnvoll ist oder ob ein naturnaher<br />
Zustand herstellbar ist,<br />
all dies ist wichtig und die Zeit<br />
drängt. Ein Betrieb, der aufgibt<br />
weil ihm die Schä<strong>den</strong> zu<br />
groß sind, der wird nicht wieder<br />
anfangen nur weil irgendwann<br />
alles geregelt ist. Viele<br />
Teichbesitzer und Fischereivereine<br />
sind nicht gegen <strong>den</strong><br />
Otter, sie wollen nur eine klare<br />
Regelung mit der sie weiter<br />
existieren können. Was beim<br />
Biber möglich war, sollte doch<br />
beim Otter genauso möglich<br />
sein. Ehrlicher Naturschutz<br />
muss <strong>den</strong> Interessenausgleich<br />
berücksichtigen.<br />
Informationen<br />
Über die bestehen<strong>den</strong> Förderregeln<br />
kann man sich bei<br />
der Unteren Naturschutzbehörde<br />
beim Landratsamt Freyung-Grafenau<br />
Herrn Werner<br />
Simmet Tel. Nr.: 08551/57267<br />
oder bei der Naturschutzbehörde<br />
an der Regierung von<br />
Niederbayern Stefan Radlmair<br />
Tel: 0871/8081830 informieren.<br />
Rat gibt gerne auch<br />
Martin Maschke vom Fischerzeugerring<br />
Niederbayern<br />
Tel: 0171/9387569. rd